Tanja kehrt heim - Friederike von Buchner - E-Book

Tanja kehrt heim E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Langsam leerte sich die Fußgängerzone von Kirchwalden. Die Geschäftsinhaber räumten die Wühlkästen und Ständer mit den Sonderangeboten ins Ladeninnere. Doktor Carl Ziegler war einkaufen gewesen. Er stand an seinem Geländewagen und verstaute die Tüten im Kofferraum. »Mei, also, das kann doch jetzt nicht wahr sein? Bist du es wirklich, Carl?«, sprach ihn jemand an. Carl drehte sich um und sah den Mann verwundert an, der lächelnd neben ihm stand. Es dauerte einen Moment, bis er ihn erkannt hatte. »Henk Thaler, ich fasse es nicht«, antwortete Carl. Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hand, dann fielen sie sich kurz in die Arme. »Was machst du in Kirchwalden?«, fragte Carl. Henk lachte. »Das könnte ich dich auch fragen! Ich dachte, du hättest dich nach Italien verkrümelt.« »Ich war eine Weile in Italien. Aber jetzt bin ich wieder hier.« Henk warf einen Blick in den Kofferraum.

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Toni der Hüttenwirt – 298 –

Tanja kehrt heim

Friederike von Buchner

Langsam leerte sich die Fußgängerzone von Kirchwalden. Die Geschäftsinhaber räumten die Wühlkästen und Ständer mit den Sonderangeboten ins Ladeninnere.

Doktor Carl Ziegler war einkaufen gewesen. Er stand an seinem Geländewagen und verstaute die Tüten im Kofferraum.

»Mei, also, das kann doch jetzt nicht wahr sein? Bist du es wirklich, Carl?«, sprach ihn jemand an.

Carl drehte sich um und sah den Mann verwundert an, der lächelnd neben ihm stand. Es dauerte einen Moment, bis er ihn erkannt hatte. »Henk Thaler, ich fasse es nicht«, antwortete Carl.

Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hand, dann fielen sie sich kurz in die Arme.

»Was machst du in Kirchwalden?«, fragte Carl.

Henk lachte. »Das könnte ich dich auch fragen! Ich dachte, du hättest dich nach Italien verkrümelt.«

»Ich war eine Weile in Italien. Aber jetzt bin ich wieder hier.«

Henk warf einen Blick in den Kofferraum. »Du hast einen Großeinkauf gemacht?«

»So ungefähr«, sagte Carl.

»Dass wir uns hier zufällig begegnen, das muss gefeiert werden. Lass uns in einen Biergarten gehen und über alte und neue Zeiten reden!«

Carl überlegte kurz und schaute auf die Uhr. »Gute Idee! Gehen wir zu Fuß?«

Henk schlug einen Biergarten etwas außerhalb von Kirchwalden vor. Carl sollte ihm mit dem Auto folgen. »Mein Wagen steht um die Ecke. Du kannst ihn nicht verfehlen. Es ist ein uralter Mercedes, ein echter Oldtimer. Er ist knallrot.«

»Ich bin beeindruckt«, sagte Carl.

Henk lachte. »Das Vehikel gehört nicht mir. Es gehört meiner Großtante. Sie fährt kein Auto mehr. Der Wagen gehörte ihrem Mann. Sie hütet ihn wie ihren Augapfel. Ich bin bei ihr zu Besuch. Sie wird genau nachschauen, ob keine Kratzer drangekommen sind.« Er eilte mit schnellem Schritt davon.

Carl stieg in seinen Geländewagen und fuhr um die Ecke. Er wartete, bis Henk eingestiegen war und fuhr hinterher.

Der Biergarten war ein Geheimtipp und lag im Wald. Es waren nur wenige Gäste da.

Nach zwanzig Uhr würde es voller werden, erklärte ihm Henk. Er ging voraus in den hinteren Teil des Biergartens. Hier plätscherte ein kleiner Bach vorbei.

Auf dem Tisch stand ein Schild ›Reserviert‹. Henk schob es zur Seite. »Setz dich, Carl! Der Tisch ist für mich reserviert, solange ich in Kirchwalden bin.«

»Ich staune immer mehr: permanente Tischreservierung, ein roter Oldtimer, beachtlich, wirklich beachtlich. Versuchst du mich gerade zu beeindrucken?«

Henk lachte. »Lass dich bitte nicht beeindrucken, Carl. Dahinter steckt nur meine Großtante. In der ganzen Verwandtschaft trägt sie den Spitznamen ›Königin‹. Sie ist sehr vermögend, konservativ und streng. Aber sie hat Humor und ein großes Herz.«

Die Bedienung kam. »Grüß Gott, Herr Doktor Thaler, dasselbe wie immer, Bier und eine Brotzeit?«

»Gern! Ich habe einen Gast, also die große Brotzeitplatte und zwei Bier, bitte.«

»Kommt sofort!«

»Ach, würden Sie bitte meine Tante anrufen und ihr sagen, ich hätte einen Studienfreund getroffen und würde später kommen.«

»Selbstverständlich, Herr Doktor Thaler.«

Henk wandte sich wieder Carl zu. »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei meiner lieben Tante Addi. Sie heißt natürlich nicht Addi, sondern Adele Bertha Clothilde. Als ich sprechen lernte, rief ich sie Addi und dabei ist es geblieben. Sie hatte einen wesentlich älteren Mann geheiratet. Ich möchte anmerken, es war eine Liebesheirat. Leider blieb die Ehe kinderlos. So suchte sie aus der Schar ihrer Großnichten und Großneffen einen Erben aus. Ihre Wahl fiel auf mich, weil ich der Einzige sei, der stur und unbeugsam und nicht bestechlich ist, sagt sie. Wir verstehen uns sehr gut. Ich besuche sie oft in München. Sie erbte von ihrem Mann viele Immobilien, darunter auch ein sehr schönes Chalet hier in den Bergen. Es liegt ziemlich versteckt. Im Sommer ist es der ideale Aufenthaltsort. Wir verbringen den Sommer dort. Übrigens, der Biergarten gehört ihr. Sie hat ihn verpachtet.«

»Du arbeitest nicht?«

»Im Augenblick nicht. Ich bekomme eine reichhaltige Apanage von der lieben Tante, wie das eine Königin so macht.«

»Das hört sich märchenhaft an, Henk, jedenfalls, wenn man es zum ersten Mal hört. Doch wo ist das Haar in der Suppe?«, fragte Carl.

Henk schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Haar in der Suppe. Ich behalte meine Freiheit. Sie überweist mir monatlich einen bestimmten Betrag auf mein Konto, den ich aber nicht antaste. Sehr zu ihrem Leidwesen, sagt sie. Aber ich weiß, dass es ihr imponiert. Ich mache dann und wann mal Urlaubsvertretung. Das tut mir immer gut. Ich bin immer noch mit Leib und Seele Tierarzt.«

»Urlaubsvertretung? Großartig! Hast du im Augenblick Zeit? Könntest du am Wochenende Vertretung machen, Freitag, Samstag und Sonntag, vielleicht auch noch am Montag?«, stieß Cal aufgeregt hervor.

»In deiner Praxis? Sicher kann ich das. Du hast in Kirchwalden eine Praxis?«

Das Bier wurde gebracht und die Brotzeit. Die Brotzeit war auf einem riesigen Holzbrett angerichtet.

»Himmel, das ist ein richtiges Festmahl«, bemerkte Carl.

»Prost, erst einmal«, sagte Henk. »Auf unser unverhofftes Wiedersehen! Mei, ich freue mich so.«

»Auf unser unverhofftes Wiedersehen, Henk!«

Sie tranken.

»Du hast hier eine Praxis?«, fragte Henk und nahm den Gesprächsfaden wieder auf. »Ich erinnere mich, du wolltest immer in die Berge und Landtierarzt werden. Deshalb wunderte ich mich, als ich hörte, dass du nach Italien gegangen bist. Okay, dort wird es auf dem Land auch schöne Plätzchen geben.«

»Im Augenblick bin ich angestellt, in Waldkogel. Aber ich hoffe, dass ich bald Partner sein werde. Erinnerst du dich an Beate?«

»Wer würde sich nicht an Beate erinnern? Sie war leider in festen Händen, – in deinen Händen. Wie dir sicherlich noch in Erinnerung ist, war ich zwei Semester über euch. Was habe ich dich beneidet, dass du mit Beate in den Vorlesungen und den Seminaren zusammen sein konntest. Ihr hattet eine gemeinsame Bude und seid an der Universität immer zusammen gewesen, vierundzwanzig Stunden jeden Tag. Ich war total verknallt in Beate. Ich baggerte sie an, wann immer ich sie ohne dich an ihrer Seite traf. Was selten genug vorkam. Aber jedes Mal holte ich mir eine Abfuhr. Doch jetzt berichtest du. Entschuldige, dass ich dich unterbrochen habe. Aber der Name Beate weckt Erinnerungen.«

Carl lächelte. »Das verstehe ich doch. Es ist so... Am besten erzähle ich dir die ganze Geschichte. Aber vorher will ich dir etwas zeigen.« Carl griff in seine Hosentasche. Er zog eine kleine, herzförmige Schachtel heraus und öffnete sie.

»Wow, das ist ein schöner Klunker«, stieß Henk hervor.

»Ich habe ihn für Beate gekauft.«

»Habt ihr Hochzeitstag?«

Carl lächelte traurig. »Leider nicht! Beate hatte sich damals, kurz vor dem Examen, von mir getrennt. Sie war eifersüchtig. Sagt dir der Name Uta noch etwas?«

»Wie kannst du fragen? Uta, die hinter jedem Studenten her war.«

»Genau! Sie war der Trennungsgrund. Ich hatte nichts mit ihr. Sie stellte mir nach, und Beate war eifersüchtig. Sie glaubte mir nicht, dass da nichts zwar, zwischen Uta und mir, und gab mir den Laufpass. Ich war am Boden zerstört und versuchte alles, sie zurückzugewinnen. Es war vergeblich. Mein Liebeskummer war groß. Dann lernte ich Stella kennen. Ich hatte zwar Stella, dachte aber an Beate. Ich machte einen Fehler, einen folgenschweren Fehler. Ich heiratete ziemlich schnell Stella. Ich dachte, damit käme ich besser über den Verlust hinweg. Es war ein Irrtum. Unsere Ehe war nicht glücklich. Stella hat wohl gespürt, dass ich sie nie über alles geliebt habe.«

»Dann hast du dich scheiden lassen?«

Carl sah Henk ernst an und schüttelte den Kopf.

»Nein! Stella verunglückte bei einem Verkehrsunfall und verstarb. Es passierte in den italienischen Bergen. Ich gab meine Stelle auf und kaufte mir ein Anwesen an der holländischen Grenze. Dorthin zog ich mich zurück und schrieb Fachbücher und Tierbücher für Kinder.«

»Oh, dann muss das völlig an mir vorbeigegangen sein. Ich halte mich nämlich durch Fachbücher auf dem Laufenden.«

»Ich hatte bei der Eheschließung Stellas Familiennamen angenommen. Ich heiße jetzt Ziegler, bin geborener Metzger.«

Henk grinste. »Metzger ist wirklich kein guter Name für einen Tierarzt.«

»Du sagst es.«

»Und wie bist du von der holländischen Grenze in die Berge gekommen?«

Carl schmunzelte. »Das war Zufall, Schicksal, göttliche Vorsehung, wie du es auch immer nennen willst.«

»Ich höre dir gespannt zu«, sagte Henk.

Carl erzählte von Petra und Adam, die ebenfalls in Italien als Tierärzte arbeiteten, eigentlich zuerst Adam, denn Petra kam erst später nach. »Petra ist eine Freundin von Beate. Auf dem Weg nach Italien besuchte sie Beate in ihrer Praxis in Waldkogel. Sie erzählte ihr, dass ich nun Witwer sei und wieder frei. Bei Beate kochten alte Erinnerung hoch und wohl auch Gefühle. Sie schüttete Freunden in Waldkogel ihr Herz aus. Toni und Anna betreiben eine Berghütte in Waldkogel. Zufällig sind Annas Großeltern mütterlicherseits meine Nachbarn. Ich hatte mich nach Stellas Tod sehr zurückgezogen. Aber Annas Großeltern«, Carl schmunzelte, »stellten mir auf eine liebevolle Art nach und tauten mich auf. Sie holten mich aus meiner selbst gewählten Isolation. Anna spann hinter meinem Rücken die Fäden, sodass ich ihre Großeltern nach Waldkogel fuhr. Ich wusste nicht, dass Beate in Waldkogel eine Praxis hat. Ich hatte nur aus Gefälligkeit die beiden alten Leute hergefahren. Sie züchten Neufundländer und brachten Anna und Toni zwei Hunde. Es kam zu einer Begegnung mit Beate und die verlief unschön. Beate war sehr ablehnend.« Carl trank einen Schluck Bier. »Ich kürze es jetzt ab. Ich fuhr zurück. Dann kam Beate zu Annas Großeltern und brachte ihnen Bello, den alten Hund von Toni und Anna. Dort erhält er jetzt sein Gnadenbrot. Er ist in Bestform, hat mit einer jungen Pflegehündin angebändelt und ist Vater zweier Welpen. Immerhin schafften Beate und ich es, dass wir uns während ihres Aufenthaltes wie zivilisierte erwachsene Menschen benahmen. Dann fuhr sie zurück nach Waldkogel und nichts weiter geschah. Irgendwann erfuhr ich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit, dass Beate einen Unfall hatte. Sie war gestürzt und hatte sich die Knochenhaut am Ellenbogen verletzt.«

»Autsch, das ist langwierig und schmerzhaft«, sagte Henk. »Also bist du ihr zu Hilfe geeilt.«

»Genauso war es. Doch, dass ich extra ihretwegen gekommen war, durfte Beate nicht wissen. Sie hatte verzweifelt eine Vertretung für ihre Praxis gesucht und keine gefunden, war aber zu stolz, mich um Hilfe zu bitten. Nur wenige Tierärzte wollen aufs Land. Großtiere schrecken die Meisten ab. Also luden mich Toni und Anna auf die Berghütte ein. Angeblich machte ich bei ihnen Zwischenstation, auf dem Weg nach Italien, wo ich Petra und Adam besuche wollte. Es bedurfte einiger Tricks ihrer Freunde, damit Beate meine Hilfe in ihrer Praxis akzeptierte. Doch dann lief es ganz gut. Der Einzugsbereich ihrer Landtierarztpraxis ist sehr groß. Es gibt reichlich Arbeit für mindestens zwei Tierärzte.« Carl trank wieder einen Schluck. »Mir machte die Arbeit viel Freude. Ich erkannte, dass ich abends glücklicher war, als wenn ich den ganzen Tag an meinen Texten gesessen hätte. So bot ich Beate an, für sie zu arbeiten und wenn sie möchte, als Partner in die Praxis einzusteigen.« Carl seufzte. »Damals, als wir ein Paar waren, träumten Beate und ich von einer gemeinsamen Tierarztpraxis auf dem Land. Immerhin habe ich so viel erreicht, dass sie mich eingestellt hat und ich eine Wohnung im Souterrain habe, bei ihr im Haus. Der Praxisalltag läuft hervorragend. Wir wechseln uns ab, was die Wochenenddienste und die nächtlichen Bereitschaftsdienste betrifft.«

»Und jetzt seid ihr wieder ein Paar«, fiel Henk Carl ins Wort.

Carl schüttelte den Kopf. »Nein, Henk, Beate und ich sind uns nah. Wir frühstücken zusammen. Wir kochen am Abend zusammen. Aber wir sind kein Liebespaar. Es knistert zwischen uns. Aber ich halte mich zurück. Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach, sage ich mir. Das fällt mir nicht leicht, gestehe ich dir offen und ehrlich. Aber ich will nichts riskieren. In ganz Waldkogel werden Beate und ich als Paar angesehen, was gelegentlich zu peinlichen Situationen führt. Toni und Anna verlieren bald die Geduld mit uns. Toni meint, ich hätte viel zu viel Geduld mit Beate. Er riet mir, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Darauf müsse sie antworten. Dann wüsste ich, wie meine Zukunft aussehe. Lehnt sie ab, packe ich die Koffer und Adieu!, das war es dann. Ich kann nicht dauerhaft bei ihr sein, ohne ihr nah zu sein, Henk.«

»Das ist doch verständlich. Das hält kein Mann auf die Dauer aus, es sei denn, er ist ein Heiliger. Lass mich raten, du willst sie zu einem Betriebsausflug einladen und ihr einen Antrag machen? Dafür ist der Ring.«

»Einen Antrag will ich ihr machen, aber zu einem Ausflug könnte ich sie sicherlich nicht überreden. Ich werde es dir erklären. Petra und Adam heiraten am kommenden Wochenende, am Bodensee. Eine Verwandte hat dort ein Hotel. Adam hat mich gebeten, sein Trauzeuge zu sein. Ich habe die Ehre angenommen. Petra bat Beate, ihre Trauzeugin zu sein. Sie hat abgelehnt, mit der Begründung, sie finde keine Praxisvertretung. Ich war heimlich tätig gewesen und habe Anzeigen in Internet-Plattformen gestellt. Es gibt auch Interessenten. Aber wenn du die Vertretung übernehme könntest, hätte Beate wirklich keine Ausrede mehr. Sie müsste zumindest mit mir zur Hochzeit fahren, auch wenn sie nicht Petras Trauzeugin sein will. Jedenfalls hoffe ich, dass ich ihr außerhalb des täglichen Praxisbetriebs näher komme. Das wäre schon einmal ein weiterer Schritt.«

»Aha, jetzt verstehe ich«, sagte Henk. »Du kannst auf mich zählen. Ich kann bereits am Donnerstagabend nach Waldkogel kommen und bleibe, bis ihr zurück seid. Ich kann gern bis Montag bleiben und länger, wenn es erforderlich ist. Du hast mein Wort darauf.«

Carl runzelte die Stirn. »Danke, aber ich kann dir noch keine endgültige Zusage geben. Ich muss zuerst noch Beate überzeugen. Sie wird meine Hilfe schon aus Prinzip ablehnen, weil der Vorschlag von mir kommt. Es könnte so sein. Ich vermute es stark. Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen, Henk.«

Henk belegte sich ein Brot und fing an zu essen. Dabei dachte er nach. Dann sah er Carl an. »Ich habe einen Plan. Petra soll sie überreden. Du rufst Petra an und sagst ihr, was Sache ist. Ich rede auch mit Petra. Petra hat es dann eben arrangiert, dass ich bei Beate die Praxisvertretung übernehme, damit Beate zu Petras Hochzeit fahren kann. Du musst dich nur heraushalten, Carl. Wenn ich nach Waldkogel komme, – sagen wir morgen Abend, – tust du überrascht. Kannst du dich zu dieser schauspielerischen Leistung durchringen?«

Carl grinste Henk an. »Für die Liebe kann ein Mann vieles, von dem er gedacht hatte, er könnte es nicht.«

Carl stand auf und entfernte sich einige Schritte vom Tisch. Er rief Petra an. Henk beobachtete, wie nervös er beim Sprechen gestikulierte. Dann übergab Carl Henk sein Handy und entfernte sich wieder.

»Hallo Petra, Henk hier! Erinnerst du dich an mich? Ich war einige Semester über euch.«

»Na, höre mal, wieso sollte ich mich nicht an den Typen erinnern, dem seine Tante zum bestandenen Physikum einen neuen Sportwagen geschenkt hatte? Das war die Sensation.«

Sie lachten beide.