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Sichern Sie sich jetzt die Jubiläumsbox - 6 Romane erhalten, nur 5 bezahlen! Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Ihre Serie hat Geschichte geschrieben. Die Idee dahinter hat exemplarischen Charakter. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Erfolgreiche Romantitel wie "Wenn das Herz befiehlt", "Tausche Brautkleid gegen Liebe" oder besonders auch "Irrgarten der Gefühle" sprechen für sich – denn sie sprechen eine ganz eigene, eine unverwechselbare Sprache. E-Book 277: Toni und Anna müssen sich entscheiden E-Book 278: Wendys Alm E-Book 279: Das Komplott der Väter E-Book 280: Hat sie sich in Lukas getäuscht? E-Book 281: Wege der Liebe E-Book 282: Wir wollen heiraten!
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Seitenzahl: 774
Veröffentlichungsjahr: 2018
Toni und Anna müssen sich entscheiden
Wendys Alm
Das Komplott der Väter
Hat sie sich in Lukas getäuscht?
Wege der Liebe
Wir wollen heiraten!
Vroni, die Enkelin von Hilda und Wenzel Oberländer, ging vor der alten Oberländer Alm auf und ab. Als sie Toni und Wendy den Weg von der Berghütte herunterkommen sah, rannte sie auf sie zu.
»Dem Himmel sei Dank, dass ihr da seid! Ich muss dringend mit euch sprechen.«
»Was ist passiert?«, fragte Toni. »Hat es etwas mit dem Angebot deiner Großeltern zu tun, mir und Anna die Alm zu geben?«
Vroni nickte. Sie vergrub die Hände tief in den Jackentaschen ihres Trachtenanzugs aus Jeansstoff, mit Stickereien im Stil von Landhausmoden.
Sie gingen nebeneinander auf die Alm zu.
»Pst, wir müssen leise sein. Ich habe die Großeltern nur mit viel Mühe dazu gebracht, Schlafpillen zu nehmen und ins Bett zu gehen. Sie waren sehr aufgeregt und aufgebracht. Ich hoffe, dass es ihnen morgen besser geht.«
Sie gingen weiter zur Einzäunung der Kuhweide. Dort hatte Vroni drei Stühle aufgestellt.
»Setzt euch! Hier können sie uns nicht hören, wenn wir leise sind.«
»Vroni, jetzt red’ doch endlich!«, sagte Toni ungeduldig.
Vroni nickte. Sie suchte nach Worten. Dabei legte sie die Hand auf ihre Brust. Toni und Wendy sahen, dass sie sehr aufgeregt war. Toni zog die Flasche Obstler aus der Tasche, die ihm Alois mitgegeben hatte. Er öffnete sie und bot sie Vroni an.
»Hier, nimm einen Schluck!«
»Danke!«
Vroni trank.
»Mei, der hat er es in sich«, sagte sie.
Toni grinste.
»Des ist Selbstgebrannter vom Alois.«
Vroni nahm noch einen Schluck.
Dann erzählte sie endlich.
»Meine Großeltern hatten meine Eltern, meinen Bruder und mich gebeten, auf die Alm zu kommen. Es begann als schöner Familienabend. Großmutter hatte lecker gekocht. Es war ein Genuss. Zum Nachtisch gab es Apfelstrudel mit Schlag.«
Vroni seufzte.
»Da es keinen uns bekannten Anlass für einen Familienabend gab, weder einen Geburtstag, noch Namenstag, waren wir alle irgendwie gespannt. Das heißt, meine Eltern und wir Geschwister. Dann ließ Großvater die Katze aus dem Sack. Es fiel ihm nicht leicht. Immer wieder warf er Großmutter hilfesuchende Blicke zu. Die beiden rutschten mit ihren Stühlen ganz dicht nebeneinander. Großvater legte den Arm um Großmutter. Dann sagte er: ›Wir werden die Alm weitergeben.‹ Da wurde es erst einmal ganz still. Dann sagte mein Vater: ›Damit war irgendwann zu rechnen, Mutter. Besonders nach deinem kleinen Unfall und der darauffolgenden Lungenentzündung und deinem langen Aufenthalt auf der Krankenstation beim Martin, dachte ich mir schon, dass ihr darüber nachdenken werdet.‹ Großvater nickte und sagte, oft müsse erst etwas Gravierendes geschehen, bevor man sich anstehenden Entscheidungen stellt. Alle haben sich zugenickt. Großvater schaute wieder hilfesuchend Großmama an, es war rührend und peinlich zugleich. Also ergriff Großmutter das Wort. Sie hätten damals schon bei der Hofübergabe darüber gesprochen und die Alm aus dem Vertrag herausgenommen. Vater stimmte zu. Er betonte, dass er das hatte gut verstehen können, wüssten doch alle, wie sehr sie an der Alm hingen. Großmutter fuhr fort: ›Und deshalb haben wir uns gedacht, wir suchen uns jemand, der Freude an der Alm hat und interessiert ist, sie so weiterzuführen, wie sie jetzt ist.‹ Sie legte die Hand auf die Hand von Großvater. ›Und wir haben jemanden gefunden, Toni und Anna‹, sagte Großvater. Danach war es mucksmäuschenstill. Mein Eltern und ich wunderten uns nicht. Wir waren und sind der Meinung, dass das eine sehr gute Idee ist. Großvater erzählte uns von dem Vertrag, den er dir und Anna vorschlagen hatte. Wir stimmten zu und meinten, dass Toni und Anna ohnehin die frischen Sachen von der Oberländer Alm holten.«
Vroni seufzte.
»Wir redeten schon eine ganze Weile. Großvater und Großmutter erzählten uns, dass sie weiterhin jeden Sommer auf der Alm sein würden, so lange es ihre Gesundheit zuließe. Sie würden mit anpacken, wie es Alois auf der Berghütte tut. Sie hofften, dass du, Wendy, die nächsten Sommer wiederkommst. Wenn nicht, dann würdest du, Toni, bestimmt eine Sennerin oder einen Senn finden, der zupackt. Aber Wendy sei ihnen am liebsten. Allerdings wollten sie euch nicht unter Druck setzen. Jedenfalls redeten wir schon eine Weile, bis uns auffiel, dass Simon noch kein Wort gesagt hatte. Mein Vater sprach ihn an.«
Vroni runzelte die Stirn.
»Leute, ich sage euch, es war hart. Zuerst hüllte sich Simon in Schweigen. Er versteckte sich hinter den Verträgen der Hofübergabe. Sagte, es ginge ihn nichts an. Er wüsste nicht, wozu überhaupt ein Familientreffen, da offensichtlich alles schon beschlossen sei. Dem widersprach Großmutter. Sie erzählte, dass du sie gebeten hattest, die Familie zu informieren, damit es keine Verstimmungen gäbe. Das war sehr anständig von dir und Anna, Toni.«
»Danke«, sagte Toni leise.
Inzwischen war er sehr angespannt und tauschte öfter Blicke mit Wendy. Er sah, dass es seiner Tochter ebenso erging.
»Lass mich raten, Vroni! Simon ist dagegen«, bemerkte Wendy.
Vroni seufzte erneut.
»Einen Augenblick!«, sagte sie und ging kurz davon.
Sie holte in der Almhütte Schnapsgläser. Toni schenkte ein. Sie prosteten sich wortlos zu und tranken.
»Und wie ging es weiter?«, fragte Wendy.
»Nun, Simon spielte zuerst den Beleidigten. Dabei hat gerade er sich niemals etwas aus der Alm gemacht. Simon ist durch und durch ein Stadtmensch. Er hatte sich nie vorstellen können, die Alm zu verwalten und jedes Jahr eine Sennerin und einen Senn zu holen, der die Arbeit macht.«
Vroni schüttelte den Kopf.
»Meinen Eltern und mir war sein Verhalten völlig rätselhaft. Vater versuchte ruhig mit ihm zu sprechen. Plötzlich sprang Simon auf, dass der Hocker umfiel. ›Macht doch, was ihr wollt!‹, brüllte er. Dabei überschlug sich seine Stimme. ›Ich dachte, Vroni und ich erben einmal. Stattdessen verschleudert ihr einen so schönen Grundbesitz für den Gegenwert von einem bisschen Milch, Butter, Käse und Sahne‹, brüllte er weiter. ›Ich hätte nie gedacht, dass euch fremde Leute näherstehen, als wir. Was haben Toni und Anna und vor allem diese Wendy an sich, dass ihr das tut? Ihr werft ihnen das alles einfach so vor die Füße. Das ist eine Schande. Das sind doch nicht einmal weitläufige Verwandte.‹ In diesem Stil ging es weiter und weiter.«
Vroni zitterten die Hände.
Toni schenkte ihr noch einmal einen Schluck ein.
»Nachdem Simon Beleidigungen ausgestoßen hatte, gegen dich und Anna, wurde mein Vater ärgerlich. Er stand auf und ging auf Simon zu. Er packte ihn an den Schultern und befahl ihm, sich zu benehmen. Simon wehrte sich, zuerst mit Worten. Man dürfe doch noch seine Meinung sagen, schimpfte er. Er sei alt genug und schließlich sei er ein Oberländer und es ginge auch um sein Erbe. Vater forderte ihn auf, endlich den Mund zu halten. Dann stieß Simon meinen Vater zurück. Es hatte nicht viel gefehlt und die beiden wären mit Fäusten aufeinander losgegangen. Großmutter schlug mit der Hand auf den Tisch und schimpfte. Beide setzten sich wieder hin. Vater hatte einen hochroten Kopf und Simons Augen funkelten voller Zorn und Wut. Es war ihm anzusehen, dass er mit der Sache noch nicht durch war. Großvater kämpfte mit den Tränen. Aber er konnte sie nicht zurückhalten. ›Sieh dir an, was du angerichtet hast, Simon‹, schimpfte Vater. ›Die beiden können machen, was sie wollen. Sie hätten nicht einmal mit uns sprechen müssen, Simon. Deinen Großeltern geht es um die Alm und dass sie weitergeführt wird. Und hinter der Fassade, die du die letzte Zeit vor dir herträgst, geht es dir nur ums Geld. Mir machst du nichts vor. Aber ich sage dir, Simon, das letzte Hemd hat keine Taschen. Es gibt Dinge im Leben, die sind wichtiger als Geld. Wir haben alles, du hast alles, was regst du dich so auf?‹
Wendy räusperte sich.
»Was ist?«, fragte Toni.
»Nun, eine Weile waren Simon und ich oft zusammen. Ich dachte, ich gefalle ihm. Hilda und Wenzel haben mit mir darüber gesprochen. Sie waren im Zwiespalt. Klar, würden sie sich freuen, wenn ihr Enkel ein Madl wie mich bekäme, tüchtig und mit viel Freude an der Almwirtschaft. Aber sie befürchteten, dass ihre Alm bald nimmer Alm sein würde, wenn Simon das Sagen hätte. Damals fragte ich sie, was sie mit der Alm vorhätten. Sie gaben mir keine eindeutige Antwort. Sie waren glücklich, wenn Simon mich abholte, hofften sie doch, dass es ihm gelänge, mich in Waldkogel zu halten Aber zugleich waren sie sehr besorgt, da sie wussten, dass Simon kein Interesse an der Alm hatte.«
Wendy seufzte.
»Vroni, ich habe Hilda und Wenzel fest in mein Herz geschlossen. Dass sie an der Alm hängen, das verstehe ich. Die Alm fordert von ihnen viel Kraft. Aber sie gibt ihnen auch Kraft. Wenn es die Alm nicht gegeben hätte, hätte sich Hilda von ihrer Krankheit nicht so schnell erholt. Ihr habt es erlebt, wie schnell sie aufgeblüht ist, als sie wieder auf der Alm war. Es war, als bade sie in einem Lebenselixier, einem Wundermittel, als würde ihr eine Verjüngungskur zuteil. Das hat auch Martin gesagt. Eine solche Medizin gäbe es weder in Flaschen, noch als Pillen.«
Wendy ließ sich von Toni ein Taschentuch geben und wischte sich die Augen. Toni legte den Arm um sie.
»Es tut mir weh, wenn ich mir vorstelle, wie sehr Simons Worte sie geschmerzt haben«, sagte Wendy mit gebrochener Stimme.
»Ja, es hat ihnen sehr wehgetan, Wendy«, stimmte ihr Vroni zu. »Großvater zitterte. Er war ganz blass im Gesicht. Großmutter hatte es ebenfalls schwer getroffen. Aber ich kenne sie gut. Ein Leben lang hat sie die Sorge um Wenzel und die Familie in den Vordergrund gestellt. Sie hat immer Stärke gezeigt, gleich wie kalt und unbarmherzig ihr der Wind in das Gesicht geweht wurde. Und so war es auch gestern. Sie kümmerte sich liebevoll um Wenzel und forderte meinen Vater immer wieder auf, sich nicht mit Simon zu streiten. Aber das war vergeblich. Mein Vater kochte vor Wut. Bald brüllten sich die beiden wieder an. Dann stand Simon auf und ging. Danach rollten Großmutter stumm die Tränen über die Wangen. ›Wir wollten nicht, dass die Familie auseinander bricht‹, sagte sie. Meine Eltern versuchten, zu trösten. Simon habe schon als Kind gelegentlich solche Zornesausbrüche gehabt. Er fiele ihm schwer, zu sagen, was ihm auf dem Herzen liege und deshalb werde er wütend. Außerdem sei er immer schon sehr eifersüchtig gewesen. Vater meinte, Simon fühle sich Toni gegenüber zurückgesetzt.«
»Aber Vroni, das ist doch Unsinn.«
»Sicher ist das Unsinn, Toni. Aber Simon hatte schon immer einen Charakterzug an sich, den meine Eltern nicht verstanden und der für sie ein Rätsel war. Simon war als Kind eifersüchtig auf mich, weil ich in der Schule die besseren Noten hatte, weil mir dir Fremdsprachen leichter fielen und … und … und. Da könnte ich viele Beispiele anführen.«
»Und wie bist du damit klargekommen?«, fragte Wendy interessiert.
»Ach, das war einfach. Ich tat, als würde ich seine Bemerkungen nicht hören. Ich ging einfach nicht darauf ein. Später, als ich älter war, sagte ich mir, dass Simon unter der Oberfläche ein Macho ist, ein richtig stures Mannsbild. Dieser Charakterzug hat sich in den letzten Jahren etwas verloren oder er kam nicht zum Vorschein. Vielleicht«, Vroni zuckte mit den Schultern, »habe ich nur weniger mitbekommen, weil wir während des Studiums und später im Beruf wenig miteinander zu tun hatten. Deshalb hat mich das ganze Theater gestern völlig überrascht und erschüttert.«
Vroni schlug die Hände für einen Augenblick vor das Gesicht. Dann sah sie Toni an.
»Toni, es ehrt dich, dass du die Großeltern gebeten hast, die Familie zu informieren. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie erst einmal allein mit den Eltern gesprochen hätten. Okay, sie haben es gut gemeint. Keiner konnte ahnen, dass Simon sich so daneben benimmt. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Jedenfalls haben Großmutter und Großvater bittere Tränen vergossen, als Simon weggerannt war. Er hatte die Tür zugeknallt, dass wir alle sprachlos waren. Meine Eltern waren sehr besorgt. Sie versuchten, die Großeltern zu beruhigen, leider ohne großen Erfolg. Also schlug ich vor, dass sie ins Tal fahren. Ich dachte, es sei besser, nicht weiter darüber zu sprechen. Nachdem sie gegangen waren, setzten sich die Großeltern vor die Almhütte. Sie hielten sich an der Hand. Still rollten Tränen über ihre Wangen. Ich musste viel Überredungskunst anwenden, damit sie etwas zum Einschlafen schluckten. Erst nach meiner Drohung, Martin anzurufen, gaben sie nach. Ich machte ihnen noch einen Kräutertee, die Mischung von der Ella Waldner. Dann wartete ich, bis sie eingeschlafen waren und rief euch auf der Berghütte an.«
»Das hatte ich nicht erwartet«, sagte Toni.
Wendy sagte, Toni und Anna hätten den Vorvertrag unterzeichnet.
»Toni, gib ihm mir!«, sagte Wendy und streckte die Hand aus.
»Wendy, ich weiß nicht?«
»Papa Toni, du und Anna, ihr wolltet die Alm doch nehmen. Lasst euch bloß nicht von Simons dummem Gerede beeindrucken! Ich weiß aus Erfahrung, dass er echt ein dummer sturer Hornochse sein kann. Ist es nicht so, Vroni? Bis heute hat er mir keine Erklärung gegeben, woher er die Verletzungen hatte, mit denen ihn Vroni gefunden hatte. Dabei dachte ich, wir wären uns nahe und würden uns noch näher kommen. Aber wenn ein Bursche kein Vertrauen hat, dann tut es mir nicht einmal leid, dass nichts daraus wird. Dann kann er sehen, wo er bleibt. Vertrauen ist die Basis jeder Freundschaft und natürlich die Grundlage einer jeglichen Liebe. Ich vermute, dass er mich gestern damit hatte treffen wollen. Er hat stellvertretend seine Wut abgelassen, weil ich ihm den Laufpass gegeben habe. Das könnte auch dahinterstecken.«
Toni reagierte nicht. Wendy kam es so vor, als hätte er ihr gar nicht zugehört. Er schien tief in Gedanken zu sein.
»Toni, gib mir das Dokument! Ich kenne Hilda und Wenzel gut. Es wird ihnen ein Trost sein, dass ihr unterschrieben habt.«
Toni rieb sich das Kinn.
»Wendy, es könnte doch sein, dass sie es sich jetzt anders überlegen, nach Simons Ausbruch.«
Vroni kam Wendy zuvor: »Toni, schlag dir den Gedanken aus dem Kopf! Ihr beide, du und Anna, ihr seid für meine Großeltern die Garantie, dass die Alm weitergeführt wird. Sie waren so glücklich, als sie es uns erzählten. Meinen Eltern und mir war klar, dass ihnen ein Stein vom Herzen gefallen war.«
»Und jetzt hat Simon ihnen schwere Mühlsteine aufgebürdet, Vroni«, sagte Toni leise.
Er war sehr erschüttert und gab zu, dass er niemals mit so einem Gefühlsausbruch von Simon gerechnet hätte.
Wendy ließ nicht locker.
Schließlich händigte er ihr die Dokumente aus.
»Danke, Papa«, sagte Wendy. »Ich werde sie ihnen geben, sobald ich sie morgen sehe.«
Toni tröstete sich damit, dass es erst ein Vorvertrag war, von dem er und Anna ein Rücktrittsrecht hatten. Das hatte Magnus gut gemacht, dachte er. Dann hatten sie alle Zeit, noch einmal darüber nachzudenken.
Wendy ahnte, was in Tonis Kopf vorging.
»Papa«, sagte sie liebevoll. »Papa, ich bin fest davon überzeugt, dass es nichts mit dir und Anna zu tun hat. Ja, ich gehe noch einen Schritt weiter. Wenn Wenzel und Hilda die Alm nicht euch, sondern jemand andern angeboten hätten, dann hätte Simon nicht einen solchen Aufstand gemacht.«
Toni sah sie fragend an.
»Wie meinst du das? Für jemand andern ist die Alm nicht interessant.«
»Toni, es ist ganz einfach. Simon wollte sich an mir rächen. Ich habe ihm eine Abfuhr gegeben. Er hatte sich mit jemand geprügelt, aber mich nicht ins Vertrauen gezogen. Ich hatte mir Sorgen um ihn gemacht und mich um ihn gekümmert. Bei seiner sturen Haltung blieb er auch, als ich ihm drohte, mit ihm zu brechen. Deshalb habe ich ihm die Freundschaft gekündigt oder was uns auch immer verbunden hatte. Das hat ihn geärgert. Das hat an seiner Eitelkeit gekratzt. Das hat er nicht überwunden. Mich konnte er nicht treffen. Also hat er indirekt seine Wut an dir und Anna ausgelassen. Aber dabei hat er Wenzel und Hilda getroffen. Und das lasse ich ihm nicht durchgehen! Das habe ich mir fest vorgenommen. Ich werde ihn zur Rede stellen und wenn ich ihn extra dafür aufsuche. Der feine Herr muss in seine Grenzen gewiesen werden.«
Wendy klang sehr entschlossen.
Toni war das gar nicht recht.
»Wendy, bitte überstürze nichts«, bat er sie. »Weißt du, es gibt Menschen, die geraten bei Veränderungen in Panik. Sie leben in ihrer eigenen Welt, in der sie sich alles schön geordnet haben, so wie es ihnen gefällt. Aber das Leben nimmt darauf keine Rücksicht. Wenn an so einen Menschen eine Neuerung herangetragen wird, fühlt er sich bedroht. Er kann sich bei Änderungen nicht schnell genug umstellen. Er kann sich weder anpassen, noch abwarten. Ein schlauer Hüttengast, er war Professor für Verhaltenslehre, erklärte es mir einmal so: Jeder Mensch trägt tief in seinem Innern noch Muster aus der Urzeit mit sich herum. Die einen haben sie in ihrem Bewusstsein gut verarbeitet, andere nicht. Das Muster geht so, hat der Professor mir erklärt, in den Urzeiten der Menschheit, als alle noch in Höhlen lebten und wilde Tiere jagten und von großen wilden Tieren angegriffen wurden, da bildete sich ein Mechanismus des Verhaltens heraus, der die Menschen binnen Bruchteilen von Sekunden entscheiden ließ, was zum Überleben notwendig war. Sie entschieden sich zwischen Kampf oder Flucht. Der Fluchtgedanke war oft die bessere Wahl und garantierte mehr das Überleben. Sie hatten auch keine Zeit, lange zu überlegen. Die tief verwurzelten Ursprünge zeigen heute gelegentlich noch ihre Folgen. Dann neigen Menschen in unserem zivilisierten Leben zu Übersprunghandlungen. Sie bekommen Panikanfälle, wenn ihnen plötzlich eine Lebenssituation droht, die sie nicht erwartet haben. Sie gehen auf Abwehr, also Kampf oder Flucht. Jedenfalls hat es mir so der Professor erklärt. Es könnte sein, dass dieser Mechanismus bei Simon ausgelöst wurde. Erst brauste er auf, stritt, wurde wütend, beleidigend, alles Sachen, die ich unter dem Stichwort Kampf einordne. Dann spürte er, dass er am Verlieren war. Vroni und ihre Eltern blieben auf der Seite der Großeltern. Also trat Simon die Flucht an.«
Wendy schaute Toni mit großen Augen an.
»Das ist ein interessanter Gedanke, Toni. Du bist klug.«
Toni schmunzelte.
»Schmücke mich nicht mit fremden Federn, Wendy! Diese Theorie stammt nicht von mir. Weißt du, es kommt gelegentlich vor, dass es Streit unter Hüttengästen gibt.«
»Wirklich?«, staunte Wendy.
»Wendy, eine Berghütte ist keine unberührte Idylle. Dort kommen Menschen zusammen, die sich fremd sind. Sie schlafen zusammen auf dem Hüttenboden. Da gibt es schon mal Streit und Ärger. Zum Glück ist das sehr, sehr selten. Wir haben viele Stammgäste, die sich gut kennen. Aber einmal kam es vor, dass sich zwei fürchterlich geprügelt haben, das war noch zu den Zeiten, als Alois die Berghütte führte. Das hatte ich dem Professor erzählt. Er hat mit mir ein Bier getrunken und es mir erklärt.«
»Interessant«, sagte Wendy.
Vroni stimmt ihr zu.
»Dann bleibt zu hoffen, dass Simon sich beruhigt, wenn er in seine Höhle gekrochen ist und sich wieder sicher fühlt«, grinste Vroni.
Alle schmunzelten.
Toni schaute auf die Uhr.
»Anna wird sich Gedanken machen. Es ist Zeit, dass ich aufbreche.«
Er stand auf.
»Wendy, sage Wenzel und Hilda schöne Grüße von mir. Anna und ich kommen die Tage herunter und dann setzen wir uns noch einmal zusammen. Sage ihnen, es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Das wollte ich nicht. Auf jeden Fall ist es gut, dass wir noch nicht beim Notar waren.«
Wendy sah Toni ernst an.
»Papa, du bist nicht verantwortlich. Und was soll die Andeutung mit dem Notar? Du willst doch keinen Rückzieher machen? Du willst doch nicht, wie ein Urmensch, die Flucht ergreifen?«
Toni wollte etwas sagen. Aber Wendy hob die Hand und gebot ihm, sie weitersprechen zu lassen.
»Toni, sage jetzt bitte nichts. Ich bin genauso entsetzt wie du und Vroni und alle. Simon hat sich daneben benommen. Er hätte es auch getan, wenn er erst nach dem Notartermin davon erfahren hätte. Also, jetzt warten wir ab. Morgen werden sich Wenzel und Hilda wieder beruhigt haben. Wenn du den Geländewagen nicht benötigst, dann packe ich die beiden ins Auto und wir machen einen Ausflug.«
»Du kannst den Geländewagen gern benutzen.«
»Danke, Toni!«
»Wir könnten alle zusammen nach München fahren«, schlug Vroni vor. »Ich war mit Simon hergefahren und bin jetzt ohne Auto. Wir könnten in München ins Hofbräuhaus gehen. Das bringt die beiden bestimmt auf andere Gedanken.«
Wendy war begeistert.
»Das machen wir. Dann können sie mitschunkeln. Die gelöste und fröhliche Stimmung bringt sie hoffentlich auf andere Gedanken. Und morgen Abend werden sie so müde sein, dass sie kein Schlafpillen benötigen.«
Toni stand auf. Er verabschiedete sich von Vroni, die auf der Oberländer Alm übernachten wollte.
»Wir sehen uns morgen Früh, wenn ich die Milch hole«, sagte Toni.
Dann schloss Toni Wendy in die Arme und sagte ihr gute Nacht.
Wendy und Vroni sahen Toni nach. Es war eine mondhelle Nacht und sie winkten ihm nach.
»Mei, er hat es ganz schön schwer genommen«, sagte Vroni.
Die beiden jungen Frauen setzten sich wieder hin und legten die Beine auf den freien Stuhl.
»Ja, er hat es schwer genommen«, sagte Wendy. »Was ich verstehe. Toni ist ein Familienmensch und will, dass sich immer alle verstehen. In einer Familie soll es Harmonie geben. Sicher gibt es mal unterschiedliche Ansichten, aber dann muss man darüber sprechen.«
Sie sah Vroni fragend an.
»Du, Vroni, ich hoffe, deine Großeltern überlegen es sich nicht anders. Rechtlich ist es so, dass auch sie von einem Vorvertrag zurücktreten können.«
»Wendy, wo denkst du hin? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das tun. Ich will mal ganz ehrlich sein. Es klingt zwar brutal. Aber es ist bei ihnen wie bei vielen andern, bei denen es um Hof und Alm geht und die Nachfolge. Hof und Besitz haben oft mehr Gewicht als Menschen.«
»Wow, das ist wirklich brutal«, sagte Wendy.
»Nein, so brutal, wie es sich anhört, ist es nicht. Sieh mal, die Höfe sind oft seit Jahrhunderten in Familienbesitz. Früher hatten die Familien viele Kinder. Und nicht immer bekam das älteste Kind, meistens der Bub oder das Jüngste das Erbe und führte es weiter. Es ging sehr oft darum, wer macht es am besten? Wer schafft es, den Hof für die nächsten Generationen zu erhalten und weiterzuführen? Den Hof zu bewirtschaften, damit er immer alle ernährt und der Familie ein Dach über dem Kopf bietet, das war das Allerwichtigste. In jeder Familie gibt es unterschiedliche Charaktere. Die Eltern suchten sich immer den oder die Beste unter den Kindern aus. Das war bei den Oberländers nicht anders. Als ich ein Kind war, betrachtete ich mit den Großeltern oft alte Fotos. Großvaters Großmutter, also meine Ur-Ur-Großmutter, hat den Hof bekommen, als einziges Mädchen in der Familie, weil ihre Brüder in den Augen ihres Vaters nicht tüchtig und solide waren. Maria war eine junge unverheiratete Frau und schwanger. Ihr Bursche hatte bei ihr gefensterlt. Das wurde unter der Hand geduldet, weil kein Hoferbe das Risiko eingehen wollte, ein Madl zu ehelichen, das keine Kinder bekommen konnte. Doch leider stürzte ihr Bräutigam kurz vor Hochzeit in den Bergen ab. Statt dem weißen Brautkleid trug sie ein Leben lang schwarze Trauerkleidung.«
»Sie hatte kein leichtes Leben«, sagte Wendy.
»Nein, sie hatte wirklich kein leichtes Leben. Sie zog ihre Zwillinge groß und hielt alles zusammen. Das war notwendig, denn ihre Brüder waren Herumtreiber und Hallodris, deren Frauen und Kinder litten. Maria half, wo sie konnte. Ihr gehörte der Hof. Sie hütete ihn, wusste sie doch, dass er allen Sicherheit gab.«
»Das war für sie bestimmt nicht einfach als Frau.«
»Wieso? Ach, du denkst, dass Frauen früher weniger zu sagen hatten? Das mag für Städterinnen zutreffen. Auf dem Land, auf den Höfen, hatten die Frauen schon immer das Sagen, auch wenn sie dem Mann die Illusion ließen, dass er der Herr im Hause sei. Meine Großmutter hatte früher ein Küchenüberhandtuch an einem Gestell in der Küche hängen. Darauf stand: ›Ich bin der Herr im Haus, das wäre gelacht; was meine Frau sagt, das wird gemacht‹.«
»Wirklich?«, staunte Wendy.
»Ja, und ich denke, das war gut so. Die Frauen bekommen die Kinder und tragen in erster Linie dafür Sorge, dass es ihnen gut geht. Dafür bringen sie viele Opfer.«
Wendy schluckte. Sie sah Vroni an.
»Ja, das stimmt. Vielleicht war das auch der Beweggrund meiner Mutter. Jette und mir ging es bei Ole gut. Er liebte mich und sorgte für mich. Hätte sie ihn verlassen, nachdem sie sich nach ihrem Gedächtnisverlust wieder erinnern konnte, hätte sie nicht wissen können, ob es mir in Waldkogel so gut gehen würde. So entschied sie sich, bei Ole in Norwegen zu bleiben.«
Vroni und Wendy mussten zur gleichen Zeit gähnen.
»Komm, wir gehen schlafen!«, sagte Wendy.
Sie trugen die Stühle in die Almhütte. Wendy legte eine Matratze auf den Fußboden ihrer Kammer. Dort übernachtete Vroni.
Der Mond schien durch das Fenster, als die beiden einschliefen.
*
Es war später Nachmittag. Natalie saß bei Magda in der großen Wohnküche des Bäumler Hofs. Er war kein Bauernhof mehr, wurde aber immer noch so genannt. Magda war Thilos Mutter und Großmutter seiner achtjährigen Tochter Marina. Natalie und Magda tranken zusammen Kaffee.
»Nun, Natalie, hast du es dir schon überlegt?«, fragte Magda.
Natalie errötete tief.
»Magda, du meinst, ob ich meinen Haushalt auflöse und ganz hierher zu euch ziehe?«
»Genau das meine ich. Ich weiß nicht, wie viele Sachen du hast. Aber wir haben genug Zimmer. Du kannst einige davon für dich auswählen. Ich dachte mir, du nimmst die eine Hälfte der Etage, auf der Marina ihr Spielzimmer und ihr Schlafzimmer hat. Thilo nutzt am Ende des Flurs nur ein Zimmer zum Schlafen. Seien wir ehrlich. Wozu braucht er mehr Zimmer? Er fährt früh am Morgen nach München und kommt spät zurück. Er arbeitet viel und hat eine verantwortungsvolle Aufgabe, die ihm wenig Freizeit lässt. Oft ist es schon dunkel, wenn er kommt. Außerdem weiß ich, dass er sich mit Arbeit betäubt, damit ihm seine Einsamkeit nicht bewusst wird. Wenn keine liebende Frau zuhause wartet, warum sollte ein Mann sich dann beeilen?«
»Marina wartet auf ihren Papa«, sagte Natalie leise.
»Davon habe ich nicht gesprochen, das weißt du, Natalie. Du hast mich schon verstanden.«
Natalie schaute in ihre Kaffeetasse. Sie sagte nicht, dass Thilo oft sehr früh heimgekommen war, seit sie auf dem Hof war. Jedenfalls während der Wochen, in denen Magda zur Kontrolle in einer Spezialklinik war und anschließend einen Kururlaub gemacht hatte. Dass Magdas Krankheit eine Finte gewesen war, damit Doktor Martin Engler Natalie bei den Bäumlers hatte unterbringen können, davon wussten nur Martin und Magda.
Natalie sprach mit Magda auch nicht über die netten Abende, die Thilo und sie verbracht hatten, wenn Marina eingeschlafen war. Sie hatten entweder in der großen Wohnküche gesessen oder im Garten. Sie hatten erzählt. Es waren schöne Gespräche gewesen, geprägt von tiefem gegenseitigen Verstehen. Thilo hatte Natalie von Marinas Mutter erzählt, die kurz nach der Geburt des Kindes fortgegangen war. Natalie hatte Thilo ihr Herz über Kai ausgeschüttet, den sie bei seiner ständigen Untreue erwischt hatte, die eigentlich ein Doppelleben mit zwei Frauen war. Sie hatte ihn im Auto mit einer Frau gesehen. Er hatte den Arm um sie gelegt. Natalie hatte gerufen und war auf die Straße gelaufen, direkt vor ein Auto. Als sie ihn darauf angesprochen hatte, hatte Kai behauptet, sie würde sich das nur einbilden. Vielleicht hätte sie Halluzinationen von den starken Schmerzmitteln. Schlimm für sie war, dass ihre eigene Familie ihm glaubte und nicht ihr. Natalie hatte an ihrem Verstand gezweifelt, bis sie auf dem Reiterhof, nach Kais Besuch sein Handy gefunden hatte. Das hatte Klarheit gebracht. Es waren SMS der Frau darauf und es war eindeutig, dass es nicht so viele Geschäftsreisen gegeben hatte, wie Kai sie hatte glauben lassen. Mit einem Nervenzusammenbruch wurde sie von Luise und ihrem Mann Juan, den Besitzern des Reiterhofs, zu Martin in die Praxis gebracht. Ihm schüttete sie ihr Herz aus. Natalie wollte aus Waldkogel abreisen, weil sie Angst hatte, dass Kai sie besuchen würde. Sie wollte ihn nie mehr sehen. So hatte Martin sie auf dem Bäumler Hof unterbracht. Thilo war nach der Enttäuschung durch Marinas Mutter ein Eigenbrötler geworden, der jeder Frau aus dem Weg ging. Also hatten Doktor Martin Engler und Magda Bäumler einen Komplott geschmiedet. Er wies Magda zur Untersuchung in eine Klinik ein. Natalie sollte sich in Magdas Abwesenheit um Marina kümmern. Die Rechnung, Thilo aus seinem Schneckenhaus zu locken, war erfolgreich gewesen. Jedenfalls sprach Thilo mit Natalie. Das grenzte an ein Wunder.
»Du tust Marina gut«, sagte Magda und riss Natalie aus ihren Gedanken. »Also, wenn es daran liegt, wie viel Platz du für deine Sachen brauchst, dann sage es einfach. Ich denke, es sollte mindestens ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer sein. Und du kannst eine Küche haben, ganz für dich, wenn du möchtest. Dann lassen wir alle Anschlüsse legen. Am Ende des Flurs ist schon ein zweites Badezimmer. Das wird dann dein Bad sein. Du kannst es dir richtig gemütlich machen. Also, ich sage es dir ganz deutlich, damit du es weißt, und ich hoffe, du sagst zu.«
Natalie lächelte verlegen.
»Magda, was soll ich mit so vielen Räumen? Ich habe kaum noch etwas außer meinen persönlichen Sachen. Nach dem Unfall, als ich dachte, ich könnte nie mehr gehen und würde ein Leben im Rollstuhl verbringen, habe ich nicht nur mein Pferd verkauft. Meine Eltern lösten meine Wohnung auf. Meine persönlichen Sachen sind größtenteils in Kisten, Kartons und Koffern eingelagert, bei meinen Eltern. Dort bewohnte ich mein altes Kinderzimmer, wenn ich mal bei ihnen war. Aber es waren immer nur wenige Tage. Du weißt, dass ich sehr lange im Krankenhaus war, dann im Reha-Zentrum, in verschiedenen Kuren und jetzt in Waldkogel. Ich werde mich neu einrichten und eine Arbeit finden müssen.«
»Du solltest dich in Kirchwalden oder in München umsehen. Sprich mit Thilo darüber! Er wird dir sicherlich gern helfen, eine Arbeit zu finden.«
Natalie spürte wieder, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie trank schnell einen Schluck Kaffee.
Magda sah, wie verlegen sie war. Sie sah liebevoll und fürsorglich die junge Frau an.
»Natalie, ich mag dich. Marina mag dich. Ich würde mich sehr freuen, wenn du hier einziehen würdest. Sicher willst du wieder arbeiten gehen. Aber trotzdem könnten wir beide gemütliche Stunden verbringen. Du musst keine Angst haben, dass wir dich vereinnahmen. Wenn du willst, dann kann ich auch das Altenteil herrichten lassen. Dann hast du ein kleines Häuschen ganz für dich. Ich würde mich sehr freuen, wenn du unser Angebot annehmen würdest. Außerdem tust du Marina gut und mir auch.«
»Und was würde Thilo dazu sagen?«, fragte Natalie.
»Was sollte er dagegen haben? Er sieht, wie gut du Marina getan hast. Eure abendlichen Ausritte scheinen ihm zu gefallen.«
»Ich finde sie auch schön. Wir haben viel Freude und Marina besonders. Auf jeden Fall bleibe ich so lange, wie ich ursprünglich auf dem Reiterhof bleiben wollte. Was danach geschieht, habe ich noch nicht entschieden. Aber ich verspreche dir, ernsthaft darüber nachzudenken, Magda.«
»Nun, damit muss ich mich wohl zufrieden geben«, sagte sie und fügte hinzu, «aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass du dich doch noch dazu entschließt.«
Natalie lächelte. Sie schaute an Magda vorbei auf die Wanduhr.
»Oh, ich habe Marina versprochen, sie bei Tassilo abzuholen. Ich muss mich beeilen. Ich muss mich noch umziehen und das Pferd satteln.«
Natalie rannte die Treppe hinauf ins Gästezimmer. Sie zog ihr Sommerkleid aus und schlüpfte in Hosen, Bluse, Reitstiefel und zog ihre Reiterkappe auf.
Augenblicke später sah Magda ihr am Küchenfenster nach, wie sie davon ritt.
Im Park des Waldschlösschens von Tassilo Graf von Teufen-Thurmann drehte Marina Runden auf dem Pony.
»Du bist spät dran«, rügte Marina Natalie.
»Ja, entschuldige bitte, mein kleiner Liebling. Ich habe mit deiner Großmutter Kaffee getrunken und wir kamen ins Plaudern. Darüber habe ich die Zeit vergessen.«
Marina kicherte.
»Wenn Omi ins Reden kommt, findet sie kein Ende. Das weiß ich.«
Marina ritt neben Natalie her.
»Wie war dein Musikunterricht?«, fragte Natalie.
Marina strahlte sie an.
»Er war sehr schön, wie immer. Tassilo und ich haben vierhändig gespielt. Es macht mir großen Spaß. Leider sind die Schulferien bald vorbei. Dann habe ich weniger Zeit herzukommen. Das ist schade.«
»Schule ist wichtig. Aber du kannst zwei Mal in der Woche zu Tassilo gehen. Das hat dir dein Papa erlaubt.«
»Ich weiß«, brummte Marina. »Aber das ist nicht so, wie wenn ich jeden Tag hingehe.«
Natalie erklärte der Achtjährigen, dass Tassilos Urlaub auch bald zu Ende sei. Als Musikproduzent habe er viele Künstler unter Vertrag. Um deren Karriere müsse er sich kümmern, um Konzertreisen und Plattenaufnahmen.
»Tassilo hat dir nur so viel Zeit widmen können, weil er im Moment eben mehr Zeit hat. Doch sowie du wieder in die Schule musst, muss er wieder mehr arbeiten.«
»Ich kann auch eine Künstlerin werden. Das hat Tassilo gesagt. Eine Naturbegabung wäre ich«, verkündete Marina stolz.
»Oh, das ist wirklich ein besonderes Kompliment, Marina. Es dauert noch, bis du groß bist und dich für einen Beruf entscheiden musst. Du kannst zuerst aufs Gymnasium gehen und das Abitur machen und dann Musik studieren. Aber darüber habe ich nicht zu entscheiden.«
»Papa entscheidet und Omi. Du wirst mich aber oft besuchen. Natalie, das hast du versprochen.«
»Ja, das habe ich. Das geht aber nur, wenn ich nicht so weit fort wohne. Doch ich will dir etwas anvertrauen. Ich versuche, in der Nähe Arbeit zu bekommen. Vielleicht finde ich in München Arbeit. Das ist gar nicht so weit. Dann kann ich dich oft besuchen und du kannst mich mit deiner Omi besuchen.«
»Oh, das wäre super. Ich kann dich auch mit Papa besuchen. München wäre wirklich super. Dann könntest du jeden Abend kommen. Papa fährt auch jeden Tag von München nach Waldkogel. Manchmal ist Stau. Dann hat er schlechte Laune und flucht. Dann schimpft Omi mit ihm.«
Natalie lächelte. Sie konnte sich Magda gut vorstellen, wie sie ihren Sohn tadelte.
Sie ritten weiter.
»Marina, ich bleibe bis zum Ende des Sommers bei euch«, sagte Natalie ruhig.
»Wirklich? Mei, das ist super. Dann können wir noch oft zusammen ausreiten. Im Winter liegt hoher Schnee, dann kann man schlecht ausreiten. Okay, es liegt nicht immer so viel Schnee. Aber im Sommer ist es schöner. Außerdem könnten unsere Pferde ausrutschen, wenn die Wege vereist sind.«
»Du bist ein kluges Mädchen, Marina. Ich werde auch traurig sein, wenn es Winter wird. Ich werde dich und unsere Ausritte vermissen.«
»Ich werde dich auch vermissen. Bleib doch einfach hier!«
Natalie gab es einen Stich, wie schnell Marina das gesagt hatte. Es war deutlich zu erkennen, dass es tief aus Marinas Herz hervorgebrochen war.
»Wie meinst du das?«
»Nun, du bleibst einfach hier.«
»Du meinst, in Waldkogel?«
»Das auch, Natalie. Aber du könntest für immer bei uns bleiben. Platz ist genug. Und wenn du noch mehr Zimmer brauchst, dann gebe ich dir mein Spielzimmer.«
»Das würdest du tun?«.
Natalie gab sich sehr erstaunt. Obwohl es ihr bei den Worten des kleinen Mädchens warm ums Herz geworden war.
Sie kamen zu einer Lichtung, an deren Rand ein Hochsitz stand.
Sie stiegen ab und banden das Pony und den Wallach an. Dann kletterten sie auf den Hochsitz. Es war Marinas Lieblingsplatz im Wald. Noch war es zu früh. Es war noch kein Wild zu sehen.
»Papa kommt heute später aus München. Er hat eine wichtige Konferenz, hat Omi gesagt. Liest du mir dann vor dem Einschlafen vor?«
»Will deine Omi das nicht machen?«
Marina rollte die Augen.
»Natalie, Omi macht das nur, wenn du mir nicht vorlesen willst. Ich habe schon mit ihr geredet. Außerdem kannst du besser vorlesen als sie. Omi muss sich eine neue Lesebrille kaufen. Sie sieht schlecht, auch wenn sie die Zeitung liest.«
Marina rutschte dichter an Natalie heran. Sie legte ihren Kopf an Natalies Schulter. Natalie konnte nicht anders. Sie nahm Marina in den Arm und drückte sie.
»Gut, dann lese ich dir vor.«
Marina strahlte.
»Wenn du in Waldkogel wohnen würdest, könntest du mir jeden Abend vorlesen.«
Natalie seufzte.
»Marina, das geht nicht. Was ist mit deinem Papa? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm recht wäre.«
Marina schwieg eine Weile.
»Natalie, du könntest dich mit Papa abwechseln. Ich habe dich lieb, Natalie. Kannst du nicht ganz bei uns bleiben? In München sind die Wohnungen sehr teuer, erzählt Papa und wir haben viel Platz. Ein Auto müsstest du dir nicht kaufen. Du könntest jeden Morgen mit Papa nach München fahren und am Abend zurückkommen. So etwas heißt Fahrgemeinschaft.«
»Was du alles weißt, Marina!«
»Das hat mir Omi erklärt. Da war nämlich eine Frau, die wollte jeden Tag mit Papa nach München fahren.«
»So, eine Frau?«
»Ja, Ilona heißt sie. Sie wohnt in Marktwasen. Omi fand es gut. Aber Papa wollte sie nicht mitnehmen. Er konnte sie nicht leiden.«
»So, so, er konnte sie nicht leiden«, wiederholte Natalie.
»Ja und ich mochte sie auch nicht. Sie war doof. Richtig blöd war sie. Eine Weile kam sie sehr oft zu Besuch. Dann wollte sie immer, dass ich neben ihr sitze – und sie war so komisch.«
»Was hat sie gemacht?«
»Sie hat mich immer gestreichelt und wollte ihren Arm um mich legen.«
»Und das hast du nicht gemocht?«
»Nein!«
Natalie dachte sich ihren Teil.
»Aber jetzt halte ich dich doch auch im Arm.«
»Aber bei dir ist das doch ganz anders, Natalie«, stieß Marina hervor.
Dann kuschelte sie sich fest an Natalie.
»Ich hab dich lieb. Natalie,«, sagte sie leise.
»Ich habe dich auch sehr lieb, Marina.«
Es verging eine Weile. Sie flüsterten nicht mehr miteinander. Am Waldrand auf der gegenüberliegenden Seite der großen Lichtung sahen sie ein Rudel Rotwild. Es kam aber nicht auf die Lichtung.
»Sie haben uns gewittert und die Pferde. Der Wind kommt aus unserer Richtung, Marina. Wir sollten uns leise davonstehlen. Die Rehe und Hirsche haben bestimmt Hunger und wollen äsen. Aber sie werden erst auf die Lichtung kommen, wenn wir fort sind.«
Marina nickte Natalie zu.
Sie kletterten leise den Hochsitz hinunter und führten das Pferd und das Pony an den Zügeln davon.
Als sie wieder auf den Waldweg kamen, saßen sie auf und ritten gemütlich zurück in Richtung Waldkogel.
Unterwegs fing Marina wieder damit an, Natalie solle doch ganz nach Waldkogel ziehen.
»Ich weiß nicht, ob es deinem Papa gefallen würde«, sagte Natalie.
»Doch, es würde ihm gefallen«, verkündete Marina mit viel Überzeugung in der Stimme.
»So, wie kommst du darauf? Hat er das gesagt?«
»Nein, aber ich weiß es ganz genau.«
»Wenn er es nicht gesagt hast, wie kannst du dir dann sicher sein?«
Marina zählte die Gründe auf.
»Seit du da bist, arbeitet Papa abends nicht mehr so lange. Nur heute kommt er später, wegen der Konferenz. Er hat sich ein Pferd ausgeliehen und reitet mit uns aus. Wir waren zusammen wandern. Wir waren am letzten Samstag zusammen in Kirchwalden einkaufen, du und ich und Papa. Omi blieb daheim. Sonst fuhren Omi und ich einkaufen, wenn ich Sachen für die Schule brauchte und Anziehsachen.«
Natalie hatte Herzklopfen. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Doch als Marina leise sagte: »Es war so, wie es bei anderen Kindern ist, wenn sie mit Papa und Mama einkaufen gehen.«
»Ich bin nicht deine Mama, Marina. Ich bin aber gern deine große Freundin.«
»Ich hätte dich gern als meine Mama.«
»Marina, eine Mama kann nur die Frau sein, die das Kind geboren hat und das bin nicht ich.«
»Meine Mama ist doof. Sie ist weggelaufen. Sie wollte mich nicht. Und sie wollte Papa auch nicht. Sie hat ihn nicht geheiratet. Dabei hatte sie Papa versprochen, dass sie ihn heiratet, wenn ich auf der Welt bin. Sie wollte ein schönes Brautkleid und mit mir im Bauch hätte das nicht so gut ausgesehen.«
Natalie erschrak.
»Wie kommst darauf?«, fragte sie. »Deine Mama hat viel zu tun. Deshalb ist sie nicht da.«
»Natalie, das stimmt nicht. Ich weiß es. Ich habe Omi und Papa belauscht. Die Kinder in der Schule haben es auch erzählt. Aber ich tu so, als wüsste ich es nicht. Nur dir habe ich es gesagt.«
»Und warum tust du so?«
»Weil ich nicht will, dass Papa traurig ist.«
Sie kamen auf dem Bäumler Hof an. Sie brachten die Pferde auf die Koppel hinter der Scheune. Es war ein warmer Abend, und die Tiere konnten noch eine Weile draußen sein.
Auf dem Weg ins Haus nahm Marina Natalies Hand.
»Soll ich Papa fragen, ob es ihm gefallen würde, wenn du bei uns bleiben würdest?«
Natalie lächelte Marina an.
»Das kann ich ihn selbst fragen. Ich verspreche dir, dass ich mit ihm rede. Aber nur, wenn du dich nicht einmischst. Versprichst du es mir?«
Marina legte den Kopf schief. Sie überlegte.
»Mm, wann willst du mit Papa sprechen?«
»Wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Außerdem muss ich mir erst eine Arbeit suchen. Ich kann nicht einfach nach Waldkogel ziehen.«
Marina sah es ein.
Natalie schickte Marina gleich ins Badezimmer. Sie ging zu Magda in die Küche und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Magda sah Natalie an.
»Was ist passiert? Du siehst aus, als wäre dir der Leibhaftige begegnet. Du hast einen hochroten Kopf.«
»Nein, Magda, der Leibhaftige ist mir nicht begegnet. Es war eine kleine Teufelin, die mich dazu bringen will, für immer in Waldkogel zu bleiben.«
Magda lachte.
»Das war keine kleine Teufelin. Das war ein Engelchen, unser Engelchen«, schmunzelte Magda. »Ich weiß, dass Marina einen ganz schön in Verlegenheit bringen kann. Nun, dann weißt du jetzt, wie das Madl darüber denkt. Das ist schon mal gut.«
»Ja, das hat sie mich unmissverständlich wissen lassen. Sie drängt mich in die Rolle einer Ersatzmutter.«
»Das ist mir nicht neu«, schmunzelte Magda. »Ist dir das unangenehm?«
»Nein, ich habe Marina gern.«
»Auch das weiß ich. Und wie steht es mit Thilo?«
Natalie wich verlegen ihrem Blick aus.
»Ich muss unter die Dusche«, sagte Natalie und verließ die Küche.
Magda lächelte vor sich hin. Bis jetzt war sie mit der Entwicklung zufrieden. Alles andere wird sich ergeben, wenn es so weiterginge. Dass ihr Bub nicht der Schnellste und Offenste war, das wusste sie. Sie setzte ganz auf Marina. Die Kleine wird die beiden schon zusammenbringen. Da musste sie sich nicht einmischen. Das hätte sowieso keinen Wert, da Thilo sich von seiner Mutter in Sachen Liebesleben nichts sagen ließ.
Magda war schon zufrieden, dass Thilo zu erkennen gegeben hatte, wie froh er war, dass Natalie noch etwas bleiben wollte.
Magda sah die Entwicklung bis jetzt mit Freude. Es hatte sich auf dem Bäumler Hof in den letzten Wochen viel verändert. Und diese Veränderungen waren sehr gut gewesen.
Magdas Herz war voller Hoffnung. Dass Natalie sich noch nicht entschlossen hatte, dauerhaft einzuziehen, lag sicherlich daran, dass Thilo nicht gefragt hatte.
Wenn er mich das nächste Mal fragt, ob sie bleibt, dachte Magda, werde ich ihm nur sagen, Natalie sei sich nicht sicher, ob ihm das recht wäre.
Dann muss er handeln.
Hoffentlich wird er es tun!
*
Toni kam am Nachmittag auf die Oberländer Alm. Wenzel, Hilda und Wendy hatten schon auf ihn gewartet.
»Da bist du endlich!«, begrüßte ihn Wenzel.
Toni lachte laut.
»Gestern wart ihr nicht da. Wie war es denn in München im Hofbräu Haus?
»Schön war es, richtig schön ist es gewesen, Toni«, schwärmte Wenzel.
»Ja, es war schön, Toni. Wir haben gesungen und geschunkelt. Mei, war da eine Stimmung«, erzählte Hilda. »Deine Wendy konnte sich vor Verehrern kaum retten. Das Madl sah auch wirklich fesch aus in ihrem Dirndl. Alle Burschen wollten, dass wir enger zusammenrückten, damit sie sich dazu quetschen könnten. Natürlich wollten sie neben Wendy sitzen.
»Aber die Wendy blieb hart«, sagte Wenzel. »Es war nicht einfach für sie. Die Burschen waren sehr aufdringlich. Aber verstehen kann ich das. Sie hat wirklich fesch ausgesehen, wie ein echtes Madl aus den Bergen.«
»Schmarrn, Wenzel! Was redest du da? Erstens ist Wendy ein Madl aus den Bergen. Sie ist mein großes Madl. Und in Norwegen gibt es auch Berge«, fiel Hilda ihm ins Wort. »Pass auf, was du sagst, Wenzel! Willst du Toni ärgern?«
»Wie kannst du nur so etwas annehmen? Der Toni weiß schon, wie ich es meine. Es ist doch so, Toni, oder?«, verteidigte sich Wenzel.
»In Norwegen gibt es auch Trachten, ähnlich dem Dirndl«, sagte Wendy. »Die Madln tragen lange Röcke, meistens in dunklen Farben. Die Blusen sind weiß. Die Schürze ist weiß und mit einer breiten Borte bestickt. Dazu gibt es eine Art Mieder, das sehr reichhaltig verziert ist. Ich organisiere Bilder. Ich werde Freundinnen anschreiben, die sollen mir Fotos schicken. Dann könnt ihr sehen, wie eine Tracht in Norwegen aussieht.«
»Hast du auch so eine Tracht, Wendy?«, fragte Toni.
»Natürlich habe ich so eine Tracht. Außerdem bin ich Mitglied in einem Trachtentanzclub. Wir treten oft auf, bei Festen und so weiter.«
Toni wurde wieder einmal klar, wie wenig er von seiner Tochter und ihrem Leben wusste.
»Toni, du bist doch nicht gekommen, um über norwegische Trachten zu plaudern«, sagte Wendy. »Ich lasse dich jetzt mit Wenzel und Hilda allein. Ich habe noch Arbeit in der Käsekammer.«
Alle sagten, dass sie bleiben könne.
Aber sie schüttelte den Kopf.
»Es ist besser, wenn ich nicht dabei bin«, sagte sie und ging hinaus.
Hilda schenkte Toni einen Becher Kaffee ein.
»Danke, dass du den Vorvertrag unterschrieben hast, Toni«, sagte Wenzel. »Wendy hat uns die Papiere am Morgen gegeben. Sie hat uns erzählt, dass du runtergekommen bist, nach Vronis Anruf.«
»Ja, ich war in Sorge um euch. Wir haben dann noch bis kurz nach Mitternacht zusammengesessen. Vroni hat uns von Simon erzählt und seinem Protest.«
»Das war kein Protest, das war eine Unverschämtheit!«, stieß Wenzel heftig hervor.
Er schlug dabei mit der Faust auf den Tisch.
»Beruhige dich, Wenzel«, versuchte Hilda zu beschwichtigen.
»Naa, Hilda, ich beruhige mich nicht. Aufgeregt habe ich mich und ich bin noch aufgeregt und ärgerlich, wenn ich nur daran denke. Es ist eine Schande, wie sich der Bub aufgeführt hat.«
»Vielleicht haben wir uns alle geirrt«, sagte Toni. »Vielleicht liegt Simon mehr an der Alm, als ihr denkt. Sicherlich hat er Kindheitserinnerungen daran.«
»Dem Simon liegt nichts an der Alm«, sagte Wenzel. »Da bin ich mir ganz sicher.«
»Wirklich?«, fragte Toni nach.
»Ja, dass er sie weiterführen wollte, davon hat er nichts gesagt. Er war nur grün und gelb im Gesicht vor Wut, weil wir euch die Alm geben wollen.«
Toni rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
»Anna und ich haben darüber gesprochen. Kann es nicht sein, dass ihm jetzt erst klargeworden ist, wie sehr er an der Alm hängt? Wisst ihr, Menschen erkennen erst bei einem Verlust, wie viel ihnen etwas bedeutet. Simons heftiger Ausbruch könnte ein Hinweis darauf sein. Habt ihr ihn gefragt, ob er seine Meinung geändert hat und sich um die Alm kümmern will? Er könnte sie verpachten oder jemand den Sommer über beschäftigen.«
Wenzel und Hilda warfen sich Blicke zu.
»Toni, dazu war es nicht gekommen«, sagte Hilda. »Simon und sein Vater stritten wie die Kesselflicker. Und wir waren entsetzt und enttäuscht. Niemals hätte ich mir auch nur im Traum vorstellen können, dass sich Simon so gehen lässt«, sagte Hilda.
Sie seufzte tief. Es war ihr anzusehen, dass es ihr immer noch sehr nahe ging.
»Habt ihr seither etwas von ihm gehört? Hat Simon sich gemeldet?«, fragte Toni.
Wenzel und Hilda schüttelten die Köpfe.
»Naa, wir haben nix gehört. Gestern Abend auf dem Heimweg sind wir kurz bei unserem Seppl und seiner Frau eingekehrt. Aber sie haben von Simon nix gehört. Unser Seppl hat versucht, Simon telefonisch zu erreichen. Aber er hat nicht abgenommen oder er war nicht daheim. Seppl hofft, dass Vroni ihn in München trifft. Bis auf Ausnahmen verstehen sich die beiden gut. Das heißt, Vroni weiß ihren Bruder zu nehmen. Sie wird ihn besuchen und zur Rede stellen«, sagte Hilda.
»Und wann denkst du, wird das sein?«, fragte Toni.
Wenzel und Hilda zuckten mit den Schultern. Sie dachten einen Augenblick nach.
»Wenn das Madl klug ist, wartet es noch einige Tage damit. Sie weiß, wie das ist, mit dem Groll beim Simon, der kann schon einige Tage anhalten. Das haben wir schon oft bei ihm erlebt. Dann ist es besser, ihn nicht anzusprechen. Warum interessiert es dich, Toni?«
Toni rieb sich das Ohrläppchen. Er seufzte.
»Mei, Wenzel, weil ich mir Sorgen machen. Ich gestehe euch, ich war überrascht.«
Toni trank wieder einen Schluck Kaffee.
»Ich will euch nicht belügen. Es gehen mir und Anna zwei Sachen im Kopf herum.«
»Und die sind?«, fragte Hilda.
»Nun, die eine Sache ist die, dass wir nicht haben wollen, dass Simon juristische Schritte unternimmt. Anna meint, weil die Höhe der Leibrente so gering ist, könnte Simon argumentieren, dass ihr … dass ihr…«, Toni scheute davor zurück, es auszusprechen.
»Dass wir nimmer alle Sinne beisammen haben, richtig? Das willst du doch damit sagen, Toni«, fiel Hilda ihm ins Wort.
»Ja, das wollte ich damit sagen. Nicht, dass ich Angst davor hätte, beweisen zu müssen, dass wir euch nicht überredet und übervorteilt haben. Dafür gibt es genug Zeugen. Aber noch mehr habe ich vor etwas anderem Angst. Ich möchte nicht, dass eure Familie auseinanderfällt. Ich habe es beim Alois erlebt, wie eine Familie wegen der Berghütte zerbrochen ist. Zwanzig Jahre hatte Alois keinen Kontakt mehr zu seinen Buben. Erst hatte sich Harald entfremdet und der hat dann seinen Bruder Emil beeinflusst. Das war schwer für den Alois. Ich will so etwas nicht erleben. Bei so etwas will ich nicht noch einmal danebenstehen und hilflos zusehen. Das müsst ihr bitte verstehen.«
»Willst du damit sagen, dass ihr die Alm nicht mehr wollt?«, schrie Wenzel Toni fast an.
»Ruhig, Wenzel! Das wollte ich damit nicht sagen. Ich denke nur, dass das ein sehr hoher Preis wäre. Wir kämen uns vor, als hätten wir eure Familie entzweit, hätten einen Keil reingetrieben.«
»Toni, was redest du da für einen Schmarrn?«, schimpfte Hilda. »Jetzt hörst du damit auf, solch dummes Zeug von dir zu geben.«
»Das ist kein Schmarrn, Hilda«, sagte Toni leise. »Wir machen uns wirklich Sorgen.«
»Darüber musst du dir keine Sorgen machen, Toni. Simon kann sagen, was er will. Er steht damit allein. Unser Bub, seine Frau und Vroni verstehen uns. Sie haben keine Einwände. Es ist schlimm, dass Simon sich so verhält. Und ich gebe auch zu, dass es uns sehr wehgetan hat. Ändern werden wir nix. Wenn er nix mehr mit uns zu tun haben will, dann ist das seine Sache. Unsere Tür steht immer offen«, sagte Hedwig.
»Nun, wir haben noch ein bisserl Zeit«, sagte Toni. »Wir sollten nichts überstürzen. Anna und ich haben den Vorvertrag unterschrieben. Aber mit dem Notartermin sollten wir uns etwas Zeit lassen. Das schlage ich vor. Glättet erst einmal die Wogen. Wendy ist noch hier. Der Sommer ist noch nicht zu Ende. Wir müssen nichts überstürzen.«
»Willst du dich drücken, Toni? Habt ihr kalte Füße bekommen?«, fragte Wenzel scharf.
Toni schüttelte den Kopf.
»Wenzel, hast du nicht zugehört? Ich habe nur gesagt, dass wir uns mit dem Notartermin Zeit lassen können. Es kommt doch nicht auf ein paar Tage an, oder?«
»Doch, darauf kommt es sehr wohl an. Weder du, noch wir können in den Terminplan vom Herrgott gucken. Wir wollen, dass das geregelt wird, Toni. Erst dann können wir wieder ruhig schlafen. Das war schon immer so. Aber jetzt, nach Simons Wutanfall, ist es uns dringender als vorher«, sagte Hilda. »Kannst du das nicht verstehen?«
Toni trank schnell einen Schluck Kaffee.
»Hilda hat recht, Toni«, sprach ihn Wenzel an. »Wir reden fast über nix anderes. Wir lassen uns von Simon doch nicht von unseren Plänen abbringen. Uns gehört die Alm. Wir können damit machen, was wir wollen. Seppls Frau, die Resi, hat gesagt, dass sie sich für Simon schämt. Und wir werden zusammenhalten, hat sie gesagt, egal wie Simon sich verhält.«
Hilda nickte.
»Mit dem Bub stimmt etwas nicht. Er ist schon seit Wochen so seltsam. Früher hat er uns öfters besucht. Letzen Monat war er jedes Mal hier, wenn er in Waldkogel war.«
»Hilda, er kam wegen Wendy. Eine Weile sah es so aus, als würden die beiden sich gut verstehen. Da muss etwas vorgefallen sein zwischen den beiden. Aber von Wendy ist nix zu erfahren. Toni, weißt du etwas?«
Toni schüttelte den Kopf. Er wollte Hilda und Wenzel nicht erzählen, dass sich Wendy über ihren Enkel geärgert hatte. Außerdem war ihm bekannt, dass die alten Oberländers nicht wussten, dass Simon einige Tage bei Martin auf der Krankenstation gelegen hatte, um die Folgen einer Prügelei auszukurieren.
»Wendy tut sich schwer mit Burschen, die ihr den Hof machen«, sagte Toni. »Sie will erst einmal ihr Leben in den Griff bekommen. Sie muss sich entscheiden, wie es jetzt weitergeht. Wendy ist innerlich zerrissen. Sie möchte hierbleiben, aber es zieht sie auch nach Norwegen. Ich kann sie verstehen. Aber beeinflussen werde ich sie nicht. Wendy muss und soll ihre Entscheidung allein treffen. Übrigens, Ole denkt genauso. Das hat sie mir erzählt.«
Hilda stand auf und holte die emaillierte Kaffeekanne, die am Rand des Herds stand, damit der Kaffee heiß blieb. Sie schenkte Toni nach und goss sich und Wenzel ein.
»Toni, ich will ganz offen sein. Ich denke, wenn unsere Alm zu eurer Alm geworden ist, wird sich Wendy wohl eher entscheiden, hierzubleiben oder jeden Sommer zu kommen«, sagte Hilda. »Das hoffen wir sehr. Wendy ist die geborene Sennerin. Sie erinnert mich an mich, als ich ein junges Madl gewesen bin.«
Toni rieb sich das Kinn.
»Das wäre schön, Hilda. Aber damit kannst du uns nicht unter Druck setzen.«
»Dich und Anna damit unter Druck zu setzen, liegt uns fern. Es sind nur Gedanken, die uns durch den Kopf gehen.«
Toni war innerlich zerrissen. Gern hätte er gesagt, dann macht einen Termin beim Notar und wir bringen die Sache hinter uns. Aber das wollte er nicht. Die Angst, dass nach der Übergabe der Oberländer Alm, noch mehr Leid über die beiden hereinbrechen würde, lähmte ihn. Er dachte an Alois, der seine Enkelkinder nicht hatte aufwachsen sehen. Er hatte allein am Grab seiner geliebten Frau gestanden. Seppl, Resi und Vroni hielten zu Hilda und Wenzel. Doch Toni wusste auch, wie sehr Wenzel an Simon hing.
Eine Weile war es in der Almhütte ganz still. Man trank Kaffee und schwieg.
Endlich ergriff Wenzel das Wort:
»Gut, Toni, meinetwegen und wenn Hilda zustimmt, dann schieben wir den Notartermin ein bisserl hinaus.«
Hilda schüttelte heftig den Kopf.
»Wenzel, das ist mir nicht recht. Ich will wieder ruhig schlafen können.«
»Hilda, wenn Toni ein paar Tage warten will, dann müssen wir uns fügen.«
»Naa, des müssen wir nicht. Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
»So und an was denkst du dabei?«, fragte Wenzel.
Hilda strich ihre Schürze glatt. Das war eine typische Geste von ihr, wenn sie etwas Wichtiges sagen wollte.
»Also, Toni, du kannst für uns etwas erledigen. Wir haben kein Handy. Ruf bitte Martin an und sage ihm, er soll so schnell wie möglich einen Hausbesuch bei uns machen.«
»Warum denn? Wir sind doch nicht krank«, entgegnete ihr Wenzel.
»Natürlich sind wir nicht krank, Wenzel. Aber das will ich schriftlich vom Martin. Und in dem Attest muss auch drinstehen, dass wir nicht verkalkt sind. Dann ist der Toni abgesichert. So, das war Nummer eins. Zweitens machen wir einen Termin und reden mit Magnus. Er soll uns beraten. Wir fügen unserm Testament eine Ergänzung hinzu.«
Wenzel schaute seine Frau mit großen Augen an.
»Guck mich nicht so an, Wenzel. Wir erklären, dass die Alm in jedem Fall an Toni und Anna gehen soll. Wenn uns etwas geschieht, bevor wir beim Notar waren, dann soll Toni die Alm trotzdem für den Gegenwert einer Leibrente haben, sagen wir auf zehn Jahre. Dann zahlt er das Geld eben an Vroni. Das Madl wird sich freuen.«
»Das ist eine gute Idee, Hilda. Was bist du für ein kluges Madl«, lächelte Wenzel sie an.
Dann schaute er Toni streng an.
»Das machen wir so. Aber damit bist du nicht aus der Verantwortung für deine Entscheidung heraus, Toni. Es ist für uns nur eine Eselsbrücke. Und du hörst jetzt auf, dir Gedanken zu machen, ob unsere Familie zerbricht. Sie zerbricht nicht. Simon ist ein junger Bursche, ein Hitzkopf ist er. Er wird sich schon wieder beruhigen. Hilda und ich wollten euch die Alm geben. Daran hat sich nichts und wird sich nichts ändern. Das ist unser freier Wille. Soll der nichts gelten? Wenn dir und Anna nur ein bisserl an uns liegt, dann schiebt ihr eure Bedenken zur Seite und wagt den Schritt!«
Toni nickte.
»Anna und ich schätzen euch sehr. Aber versteht bitte, dass mich Simons Verhalten erschüttert hat. Das kann ich nicht einfach so abschütteln wie Sand aus den Kleidern.«
Hilda griff nach Tonis Hand und drückte sie.
»Toni, das wissen wir. Es ist schön, dass du dir Gedanken darüber machst, dass unsere Familie zerbrechen könnte. Aber noch einmal, es hat nichts mit dir und Anna zu tun. Du hast doch auch Kinder. Du weißt, dass sie Launen haben. Gebt ihr immer nach?«
Toni musste schmunzeln.
Toni telefonierte mit Martin und Magnus. Magnus wollte am Abend vorbeikommen. Er freute sich über den Anruf. Er wollte mit Charlotte und den Kindern ohnehin ab Donnerstagabend ein langes Wochenende auf der Berghütte verbringen.
»Siehst du, Wenzel«, sagte Hilda, »jetzt ist alles auf einem guten Weg, auch wenn es ein Umweg ist. Und jetzt reden wir von etwas anderem. Was ist mit Bello?«
»Dem geht es gut«, sagte Toni. »Aber er wird nicht jünger. Bello ist in die Jahre gekommen. Wir schonen ihn ein bisserl. Anna hat mit ihren Großeltern telefoniert. Sie haben eine Hündin. Sie ist zwei oder drei Jahre alt. Sie hat vor einigen Monaten geworfen und ein Welpe war zwar reserviert worden, wurde aber dann doch nicht gekauft. Es gibt eben Leute, die ekeln sich vor Hundehaaren. Ein Neufundländer muss immer gut gepflegt werden. Jedenfalls sehen sich Annas Großeltern nach einer Möglichkeit um, dass jemand die Hunde herbringt. Ich hoffe, das klappt. Vielleicht wird Anna schon bald etwas erfahren.«
»Oh, das sind gute Nachrichten. Wie heißen die Hunde?«, fragte Hilda.
»Die Hündin war ein Wurf mit dem Buchstaben B. Sie wird Bella gerufen. Was für ein Wurf der kleine Rüde ist, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er noch keinen Namen.«
»Dann müsst ihr einen aussuchen.«
»Das werden wir. Uns wird schon ein Name einfallen. Er muss auch ein bisserl zum Charakter des Hundes passen«, sagte Toni.
Toni trank den Rest Kaffee aus. Dann verabschiedete er sich von den beiden. Bevor er sich auf den Rückweg machte, ging er noch kurz zu Wendy in die Käsekammer.
*
Vroni hatte Wendy eine SMS geschickt.
›Hallo Wendy!
Bin bei meinen Eltern.
Können wir uns am Abend am Bergsee treffen?
Habe wichtige Neuigkeiten – nur für Dich!
Grüße Vroni‹
Wendy las die Nachricht mehrmals. Sicher geht es um Simon, dachte Wendy. Vroni will allein mit mir sprechen, um Wenzel und Hilda nicht zu beunruhigen.
Wendy schrieb zurück:
›Okay! Komme nach dem Abendessen!
Wendy‹
Obwohl sich Wendy den ganzen Tag Gedanken machte, gelang es ihr dies vor Wenzel und Hilda zu verbergen.
»Ich werde noch einen Abendspaziergang machen«, sagte Wendy beim Abendessen. »Es war ein heißer, schwüler Tag. Ich gehe zum Bergsee und schwimme eine Runde.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Hilda.
Wendy nahm ihren kleinen Rucksack und machte sich auf den Weg. Sie nahm Tonis Geländewagen, nachdem sie sich vorher telefonisch bei ihm vergewissert hatte, dass er ihn nicht brauchte.
Vroni wartete bereits am Bergsee. Wendy parkte und stieg aus. Die beiden jungen Frauen begrüßten sich herzlich.
»Hast du mit Simon gesprochen, wegen der Almübergabe?«, fragte Wendy ohne Umschweife.
»Ja, ich habe mit Simon gesprochen. Nein, das Thema Almübergabe habe ich nicht angesprochen, noch nicht. Da Simon nicht davon anfing, habe ich auch nichts gefragt. Etwas anderes war mir wichtiger. Komm, wir setzen uns auf die Bank!«
»Weiter hinten ragt ein Baum über die Wasserfläche. Der Ast ist ziemlich stabil. Wir können uns dort draufsetzen.«
»Gute Idee«, sagte Vroni.
Am Ufer zogen sie Schuhe und Strümpfe aus. Barfuß balancierten sie auf dem Ast entlang. Sie setzten sich und ließen die Füße ins kalte klare Wasser baumeln.
»So, jetzt kannst du reden.«
Vroni machte es spannend.
»Ich habe Simon getroffen und ihn in einen Biergarten eingeladen. Er war eigentlich sehr freundlich.«
Vroni grinste.
»Ich hatte mir alles genau überlegt. Und Simon ist mir in die Falle gegangen.«
»So?«