Touch Me - Berühre mich! - Jean Dark - E-Book
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Jean Dark

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Beschreibung

Sandy ist Lehrerin mit Herz und Seele, ihre kleinen Schüler lieben sie. Sie lebt zufrieden im beschaulichen Städtchen Havenbrook - nur mit der Liebe hat es bisher noch nicht so richtig klappen wollen. Das alles ändert sich schlagartig, als sie Jake Branson, ihren besten Freund aus Kindertagen wiedertrifft. Doch je länger sie in Jakes Nähe ist, desto klarer wird ihr: Jake verbirgt etwas vor ihr, und dieses Geheimnis könnte sie beide zugrunde richten. Ist sie dabei, sich Hals über Kopf in einen echten Gangster zu verlieben?

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Touch Me - Berühre Mich

Sandy & Jake

Jean Dark

Dark Romance

Hallo liebe Leserin, lieber Leser!

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Prickelnde Dark Romance Thriller von Jean Dark:

THE DARKNESS OF LOVE: Gefährliche BegierdenKISS ME, KILLERTOUCH ME - Berühre Mich!HIS DARKEST FLOWER - Dark Romance

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Autorin

www.Jean-Dark.de

Über das Buch

Die Lehrerin Sandy führt ein beschauliches Leben in der Kleinstadt Havenport, bis ihre Sandkastenliebe aus Kindertagen plötzlich wieder auftaucht - aus dem Lausbuben von früher ist ein superheißer Bad Boy geworden, der in Sally wilde Leidenschaften weckt.

Doch ihn zu lieben ist ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich Sally mehr als nur die Finger verbrennen könnte ...

DAS BUCH IST IN SICH ABGESCHLOSSEN!

Achtung, Dark Romance! Dieses Buch enthält spannende Thrillerelemente, eindeutige Liebesszenen und bisweilen deutliche Sprache, welche dem Milieu der Handlung angepasst sind. Es wird daherempfohlen für Leserinnen und Leser ab 18 Jahren.

Copyright © 2018 by Jean Dark. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung von Jean Dark. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle in diesem Roman beschriebenen Personen sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Unternehmen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Umschlaggestaltung & Satz: Ideekarree Leipzig, unter Verwendung von © Artem Furman, Fotolia.com

Lektorat: Textbüro Bräuer, Frankfurt am Main

Korrektorat: Claudia Heinen

Impressum: Jean Dark, c/o Ideekarree, Alexander Pohl, Breitenfelder Str. 66, 04157 Leipzig, E-Mail: [email protected] (Im Betreff bitte »Jean Dark« angeben!)

Für meine Leserinnen und Leser.

Und für alle, die sich trauen, ihre Leidenschaften zu leben. Gebt acht auf euch!

Teil Eins

Sandy

Kapitel Eins

Sandy

Früher …

»Hab dich!«

Sandy fährt herum und blickt in das grinsende Gesicht von Jake. Grinsend und wie immer ziemlich schmutzig. An seiner Nasenspitze klebt sogar noch ein Rest von dem Schokoeis, das sie sich vorhin geteilt haben. Aber beim Versteckenspielen ist er trotzdem verdammt gut – er findet Sandys Unterschlupf fast jedes Mal. Sogar dieses eine Mal hat er sie sofort entdeckt, als sie auf den Baum geklettert war, obwohl sie vorher so getan hatte, als ob sie das nicht schafft.

Aber Jake macht man so leicht nichts vor.

»Ich darf bestimmen, was wir als Nächstes spielen«, sagt er und Sandy nickt. Das haben sie so ausgemacht. Wenn sie gewonnen hätte, hätten sie ihr derzeitiges Lieblingsspiel spielen müssen, Ehepaar. So richtig mit Hochzeit und Kindern, und vielleicht sogar küssen.

Jake findet das ganz schön eklig, sagt immer, er habe keine Lust auf das Spiel. Dafür spielt er die Rolle des Ehemanns aber ziemlich gut, findet Sandy.

»Aber nicht schon wieder eine …«, sagt Sandy.

»Mutprobe!«, ruft Jake fröhlich. »Genau.«

»Ooch Mann, wir haben doch vorhin erst …«

Jake unterbricht sie mit erhobenem Zeigefinger, den er ihr vor die Nase hält. »Ausgemacht ist ausgemacht!«

Also muss Sandy sich wohl beugen.

»Also?«, fragt sie und lässt ihre Stimme bewusst genervt klingen, wie das die Erwachsenen manchmal machen, wenn sie miteinander reden. »Was ist es diesmal?«

»Ich habe mir was ausgedacht«, sagt Jake. »Du musst die Augen zumachen und ich stecke dir was in den Mund.«

»Was?«, ruft Sandy entsetzt, denn das geht nun doch zu weit. »Aber wenn ich gar nicht sehe, was das ist – das ist doch unfair! Bestimmt nimmst du was ganz Ekliges oder so.«

»Das ist ja genau der Witz an der Mutprobe«, erklärt Jake. »Du darfst aber nicht schummeln und gucken, was es ist. Und dann musst du das in den Mund nehmen. Und auch runterschlucken!«

»Bestimmt nimmst du was ganz Widerliches«, seufzt Sandy und schüttelt den Kopf. Aber ausgemacht ist nun mal ausgemacht.

»Bist du etwa ein Feigling?«, fragt Jake und stützt die Hände in die Seite, während er sie mit diesem frechen Grinsen von oben bis unten betrachtet. Er weiß genau, was Sandy sagen wird. Sie will kein Feigling sein. Das will niemand.

»Na gut«, sagt sie. »Mach schon. Aber dafür darf ich mir das nächste Spiel aussuchen, einverstanden?«

»In Ordnung«, sagt Jake. »Und jetzt mach die Augen zu!«

Sandy tut es.

Sie hört, wie Jake ein bisschen tiefer in den Wald läuft, dort im Gebüsch raschelt und nach einer Weile zurückkommt. Am liebsten würde sie die Augen öffnen oder wenigstens mal lunzen, was er da aus dem Wald mitgebracht hat. Sie glaubt ziemlich sicher, dass es ein Regenwurm ist oder vielleicht sogar ein Käfer.

Bitte nicht ein Käfer, denkt sie. Ein Wurm ist auch eklig, aber wenigstens hat der keine Krabbelbeine. Aber sie wird die Augen so oder so nicht aufmachen. Schließlich ist sie kein Feigling!

»Okay«, sagt Jake schelmisch. »Bist du bereit für dein leckeres Essen?«

Sandy nickt tapfer.

Einen Moment lang passiert gar nichts, während Sandy mit geöffneten Lippen versucht, ihren Ekel zu unterdrücken.

Doch dann spürt sie plötzlich etwas auf ihren Lippen, einen sanften Druck, Wärme. Und dann begreift sie, dass es seine Lippen sind.

Sie reißt die Augen auf und will protestieren, aber dann macht sie es doch nicht. Stattdessen erwidert sie den sanften Druck und so stehen sie einfach eine Weile da, die Lippen fest aufeinandergepresst.

»Du weißt, was das bedeutet?«, flüstert Sandy mit immer noch geschlossenen Augen, als er aufhört, sie zu küssen. Natürlich weiß er, was das bedeutet. Das haben sie nämlich bei ihrem Ehepaarspielen so festgelegt.

»Dass wir uns für immer lieb haben werden und dass wir heiraten müssen«, sagt er leise und mit ernster Stimme, denn so sagen es die Regeln ihres Spiels.

»Ja«, sagt Sandy.

Dann öffnet sie die Augen.

Kapitel Zwei

Sandy

Heute

Ich erwache.

Und bin ein bisschen traurig, als ich allmählich begreife, dass alles nur ein Traum war. Ich hätte gern noch ein bisschen in dieser speziellen Kindheitserinnerung geschwelgt, und ja, ich würde auch gern noch ein bisschen liegen bleiben, denn die Sonne ballert mir ihr dämliches Licht mit voller Kraft geradewegs in meine müden Augen und …

Die Sonne.

In diesem Moment fällt mir siedend heiß ein, oder vielmehr auf, dass ich von allein erwacht bin. Also nicht vom Klingeln des Weckers. Daher die Sonne. Die keinesfalls schon so hoch am Himmel stehen dürfte.

Oh, verdammt!

Plötzlich bin ich hellwach und taste jetzt panisch auf meinem Nachttisch herum. Endlich finde ich mein Telefon und halte mir das Display vor meine Augen. Ich taste auf dem Display herum, probiere die Tasten an der Seite.

Nichts, es bleibt einfach schwarz.

Das Telefon ist tot. Natürlich. Das ist es vor allem deshalb, weil ich gestern Abend vergessen habe, es an die Steckdose zu stecken, um es aufzuladen. Vermutlich hat es vorher an die zwanzig Mal versucht, mich auf den Umstand hinzuweisen, dass der Akku mit 1 % Restladung voraussichtlich nicht mehr allzu lange durchhalten würde, und wie immer habe ich das einfach ignoriert. Oder vergessen.

Verdammt!

Nun bin ich jedenfalls wach genug, um mit einer Dynamik aus dem Bett zu hüpfen, die mich selbst ein bisschen überrascht. Ich haste in die Küche und stelle den Wasserkocher an, während ich bang zu der Uhr hinüberschiele, die dort über der Spüle hängt.

Die verkündet mir gehässig, dass es bereits kurz nach 7:30 Uhr ist. Na toll. Aufstehen wollte ich um 6:45 Uhr. Aber vermutlich kann ich meiner inneren Uhr dankbar sein, dass sie mich überhaupt noch geweckt hat, bevor in der Schule die erste Stunde beginnt.

Ich eile also ins Bad, wo ich beschließe, dass sich meine Umwelt heute eben mit dem Allernötigsten begnügen muss, was mich betrifft, dann renne ich zurück in die Küche. Für einen vernünftigen Kaffee habe ich leider keine Zeit mehr, deshalb gieße ich mit dem gerade so kochenden Wasser zwei Löffel Instantpulver auf, die ich in meinen To-Go-Becher gekippt habe. Erwartungsgemäß schmeckt das Zeug furchtbar, aber jetzt ist das egal – es hat heute lediglich die Funktion zu erfüllen, mich vor einem Schlafkoma auf dem Weg zur Schule zu bewahren.

Ein Blick in den Kühlschrank enthüllt mir zwei Dinge: Erstens, ich werde auch an diesem Morgen kein vernünftiges Frühstück zusammen bekommen, schon gar nicht eines zum Mitnehmen. Und zweitens, ich sollte dringend mal wieder einkaufen gehen.

Auf dem Küchentisch entdecke ich eine Packung Kekse, die wie Zootiere geformt sind. Na prima, denke ich, die hast du gestern noch gekauft. Aber dabei mal dran zu denken, wie es im eigenen Kühlschrank aussieht, dazu hat es offenbar mal wieder nicht gereicht. Für einen Augenblick bin ich versucht, die Packung einfach aufzureißen und die bunten Zootiere zu meinem Frühstück zu erklären, aber natürlich tue ich das nicht – schließlich sind die nicht für mich.

Kopfschüttelnd hülle ich die Tierkekse in eine Lage knallbunten Geschenkpapiers und schaffe es sogar noch, dass die Schleife obendrauf einigermaßen hübsch aussieht. Gute Arbeit, Sandy, lobe ich mich selbst nach einem letzten kritischen Blick, dann packe ich das kleine Päckchen zu meinen restlichen Sachen in die Tasche.

Wobei ich bemerke, dass da noch ein paar Arbeiten darauf warten, korrigiert zu werden. Nicht schlimm, das kann ich in der Mittagspause erledigen. Wobei das schon das zweite Mal wäre, an dem ich heute eine Hauptmahlzeit ausfallen lasse.

Mist.

Inzwischen hat sich mein Handy zumindest so weit aufgeladen, dass ich es bis in die Schule schaffen werde. Außerdem habe ich damit jetzt wieder einen Zeitmesser, das Display verrät mir allerdings, dass ich wirklich spät dran bin.

»Verdammt!«, zische ich, und dann zische ich ab.

Aber hey, spreche ich mir selber Mut zu, immerhin wohne ich nicht mehr in Boston, denn dann hätte ich das Rennen bereits vor fünfzehn Minuten verloren und könnte mich jetzt schon mal damit auseinandersetzen, was ich dem Direktor erzähle, wenn er mich fragt, warum ich die Schüler der zweiten Klasse eine Stunde lang allein gelassen hätte. Aber das ist einer der Vorteile an Havenbrook: So etwas wie eine Rushhour gibt es hier nicht.

Jedenfalls nicht, solange ich es vermeiden kann, mit dem Schulbus zu kollidieren und auf diese Weise das kleine Stück Highway zu verstopfen, das ich nehmen muss, um zur Arbeit zu gelangen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob mir das heute gelingen wird, denn allmählich bin ich echt im Stress.

Mein kleiner Clio schießt aus der Parklücke und ich düse einem neuen Tag entgegen. An dessen Abend ich ganz, ganz bestimmt endlich ein paar Lebensmittel kaufen werde.

Falls ich bis dahin nicht verhungert bin.

Kapitel Drei

Sandy

Es ging doch irgendwie gut.

Mathilde aus dem Sekretariat geht nächste Woche in den Jahresurlaub und sie war so lieb, uns alle an diesem überaus freudigen Ereignis mit einem riesengroßen Blech voll Kuchen teilhaben zu lassen.

Okay, vielleicht hätte ich nicht gleich vier Stück nehmen müssen, aber davon abgesehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt wirklich einen Bärenhunger hatte, war der Kuchen auch ungewöhnlich lecker. Und noch wichtiger: Er brachte mich auch durch den Rest des Tages – ich konnte den Großteil der Arbeiten kontrollieren, während ich mir das letzte Stück schmecken ließ, das ich, eingewickelt in eine Serviette, aus dem Sekretariat stibitzt hatte.

Ja, so weit ist es schon mit mir.

Dennoch sollte ich mir keinesfalls angewöhnen, mich bei der Nahrungssuche ausschließlich auf die Gutmütigkeit und Backwut meiner Mitmenschen zu verlassen. Und verdammt, wieso denke ich eigentlich ständig über Essen nach?

Vermutlich, weil ich jetzt eigentlich schon wieder im Auto sitzen und unterwegs zum Supermarkt sein sollte. Immerhin ist der Schultag für heute aus und hey, ich habe es sogar geschafft, nicht an einem Zuckerschock zu sterben. Spontan beschließe ich, mir deshalb heute Abend auch noch eine Flasche Rotwein zu gönnen. Nur, weil ich sowieso schon mal in den Supermarkt muss.

Im Moment bin ich allerdings damit beschäftigt, einen kleinen Jungen mit Grasflecken an den Knien seiner Jeans davon abzuhalten, in Tränen auszubrechen. Was mich zum zweiten Mal an diesem Tag an meinen Traum denken lässt. Noch ein paar Jahre und der kleine Justin MacGillan wird genauso ein Lausbub sein, wie es mein Freund Jake damals war. Und noch ein paar Jahre später vermutlich ein charmanter, kleiner Herzensbrecher. Mädels stehen nun mal auf Bad Boys, auch wenn sie gerade neun Jahre alt sind.

Allerdings liegt es im Moment in meiner Verantwortung, dafür zu sorgen, dass er dieses Alter ohne schwerwiegende Traumata erreichen wird. Heute ist nämlich sein Geburtstag und Susi, seine Mum, hat versprochen, ihn nach der Schule abzuholen, damit sie gemeinsam in den Zoo gehen können. Viertel nach drei wollte sie hier sein. Justin hat es mir auf seiner Uhr mit der lustigen Mickymaus gezeigt, das ist nämlich genau dann, wenn der kurze und der lange Arm nach rechts zeigen.

Die Schule ist allerdings seit einer halben Stunde aus und von Susi keine Spur, allerdings bin ich überzeugt, dass sie jeden Moment auftauchen wird – immerhin weiß ich, was die arme Frau im Moment gerade um die Ohren hat. Sie ist auf einen Knochenjob im Verkaufsbüro von William Archers Autohandel draußen am Stadtrand angewiesen, weil ihr Kotzbrocken von einem Mann sie kürzlich verlassen hat.

Letzteres kann man zwar nur als Vorteil werten, aber ich weiß auch, dass William Archer ein übler Kapitalist und Menschenschinder ist, zumindest auf den Maßstab dieses friedlichen Städtchens bezogen. Und ich glaube, der alte Knacker hat auch ein bisschen ein Auge auf die hübsche Singlemom geworfen. Ich kann für Susi nur hoffen, dass sie beim nächsten Mal eine bessere Entscheidung trifft, aber Justin, das weiß ich, liebt sie abgöttisch.

Bevor ich mich noch mehr in die Privatangelegenheiten anderer Leute mische, die mich überhaupt nichts angehen – selbst, wenn ich das nur in Gedanken tue –, ziehe ich das kleine Päckchen mit der Schleife aus meiner Tasche. Eine Ecke ist ein kleines bisschen zerknautscht, aber es wird schon gehen. Als Justin nicht hinschaut, stelle ich das Päckchen neben ihn auf die Bank und mache große Augen: »Hey, Justin, wo kommt das denn her?«

Justin folgt meinem Blick und einen Moment später hat er vergessen, dass er hier gerade an seinem Geburtstag mit seiner Klassenlehrerin im Gang sitzt und auf seine Mum wartet, die versprochen hat, ihn schon vor über einer halben Stunde abzuholen.

Begeistert reißt er das Päckchen auf und als er sieht, dass sich seine Lieblingssüßigkeit darin befindet, zaubert das ein strahlendes Lächeln auf sein Gesicht.

»Zootiere!«, ruft er begeistert, blickt zu mir hoch und als er sich höflich für das kleine Geschenk bedankt, kann ich nicht anders und muss ihn einfach in meine Arme schließen. Für einen Moment hilft mir das dabei, zu glauben, dass doch irgendwie alles gut werden wird und anständige Menschen wie Susi und dieser kleine Schatz hier eben auch ein Anrecht auf ein kleines bisschen Glück haben.

Offenbar habe ich recht, zumindest, was Justin betrifft. Voller Glückseligkeit stopft er sich zwei klebrige Zootiere in den Mund, dann hält er mir die Tüte hin. Ein kleiner vollendeter Gentleman. Ich nehme mir einen Schimpansen und stecke mir den Keks in den Mund. So sitzen wir eine Weile schweigend nebeneinander, während wir an unseren Keksen herumlutschen und die Welt scheint fast in Ordnung zu sein.

Richtig in Ordnung kommt sie fünf Minuten später, als Susi endlich im Gang erscheint. Als sie uns da sitzen sieht, breitet sie die Arme aus und kommt auf uns zugerannt. Justin springt von der Bank auf und rennt ebenfalls los, dann schließt er seine Mutter in die Arme.

Sie hat ihm einen kleinen Kuchen mitgebracht mit einer einzelnen Kerze drin und dann steht sie da mitten im Gang und stimmt ein leises Happy Birthday an, während ich mich wegdrehen muss und mit aller Kraft versuche, meine Tränen zu unterdrücken, so sehr geht mir diese kleine Geste zu Herzen.

Als Justin die Kerze ausbläst, weiß ich, dass der Tag zumindest für die beiden gerettet ist. Nachdem sich Susi mehrmals überschwänglich bei mir bedankt und sich bei ihrem Sohn entschuldigt hat, gehen die beiden ihrer Wege – in den Zoo, um genau zu sein, denn das hat sie ihm versprochen. Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie mächtig viel Spaß und so haben und dass Susis und Justins Leben ganz bald wieder auf die Beine kommt, auch ohne diesen dämlichen Kerl, der die beiden ohnehin nicht verdient hatte.

Na ja, und mein Leben vielleicht auch.

Falls das nicht zu viel verlangt ist.

Kapitel Vier

Sandy

Im Moment sieht es allerdings nicht danach aus, als ob das allzu bald passieren würde. Als ich ins Lehrerzimmer zurückkehre, um meine Sachen zu packen und endlich aus der Schule zu verschwinden, begegne ich: Dave.

Ausgerechnet.

Ich meine, ich habe kein Problem mit Dave. Nicht grundsätzlich jedenfalls. Es wäre mir nur einfach lieber, wenn ich ihm nicht gerade jetzt begegnen würde – oder irgendwann, wenn außer uns niemand im Lehrerzimmer ist.

Sobald ich sehe, dass genau das der Fall ist und er mit zielgerichteten Schritten auf mich zukommt, weiß ich schon, was er mich fragen wird. Und, verdammt, in gewisser Weise ist es auch irgendwie sein Recht. Immerhin habe ich’s ihm versprochen, oder so was Ähnliches, irgendwann mal. Oder es nur nicht fertig gekriegt, ihm endgültig abzusagen. Was davon, liegt wohl im Auge des Betrachters. Was auch immer.

»Hey Sandy«, sagt er.

»Hallo Dave.«

»Sag mal, weichst du mir aus?« Er sagt es mit einem Lächeln, das viel zu gezwungen wirkt, als dass die Frage wirklich scherzhaft gemeint sein könnte.

Nein, denke ich, wieso sollte ich, Dave?

Ich ziehe es aber doch vor, mich in lächelndes Schweigen zu hüllen, ganz die mysteriöse Grande Dame. Ich finde das irgendwie höflicher als die sarkastische Variante. Herrgott, Dave hat nichts verbrochen oder so. Und ja, von mir aus können wir auch noch mal essen gehen. Nur nicht heute, oder diese Woche oder … Irgendwann?

Verdammt, ich bin so ein Arsch.

»Tut mir leid, Dave«, sage ich. »Ich hab’s ein bisschen eilig heute Nachmittag. Ich muss wirklich los, noch ein paar Sachen besorgen und …«

»Ich wollte dich auch gar nicht lange aufhalten, Sandy«, verspricht er. »Ich hab nur festgestellt, also … Ich meine, mein Terminkalender sähe gut aus diese Woche. Die 5B ist auf Klassenfahrt und ich dachte mir …«

Die Worte verklingen im Raum und ich versuche, ihn dabei irgendwie neutral anzuschauen. Während ich mir überlege, wie zur Hölle ich bloß aus dieser Situation rauskomme.

»Du weißt schon, wir wollten noch mal essen gehen«, plappert er weiter. »Oder vielleicht ins Kino oder so was.«

Ja, denke ich, da hat er recht. Technisch gesehen habe ich ihm sogar diese Vorschläge gemacht. Warum kann er nicht kapieren, dass ich das bloß getan habe, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen?

Und das Oberbescheuerte daran ist, mir hätte von Anfang an klar sein müssen, wie diese Sache nur enden kann. Schon als er mich das erste Mal gefragt hat. Auch da habe ich Ja gesagt, aber nur aus Höflichkeit!

Wieso merken Kerle so etwas nie? Wieso können sie einen nicht einfach in Ruhe lassen, sozusagen als Ausgleich dafür, dass man so nett war, ihnen nicht gleich einen Korb zu verpassen?

Aber natürlich merken sie es nicht. Nie. Natürlich hat man sie anschließend ein halbes Leben lang an der Backe, weil sie glauben – ach, keine Ahnung, was Dave eigentlich glaubt.

Bei diesem sogenannten ersten Date hat er mich in ein Burgerrestaurant geschleppt, das so nach Bratenfett gestunken hat, dass ich versucht war, anschließend meine Klamotten wegzuwerfen, und das Essen war bestimmt auch nichts, wofür es sich gelohnt hätte, sich die Lungen zu frittieren.

All das hätte mir nichts ausgemacht, wenn Dave auch nur annähernd so ein charmanter Plauderer gewesen wäre wie der, für den er sich offenbar hält. Stattdessen durfte ich mir geschlagene drei Stunden lang anhören, wie enttäuscht er über den Verlauf seines bisherigen Lebens sei und dass er mit dem Lehrerberuf eigentlich schon längst innerlich abgeschlossen habe, man bei der Sache viel zu wenig verdiene und alle Schüler dumm und lernresistent seien und sich während des Mathe-Unterrichts bei ihm sowieso nur mit ihren Handys beschäftigen. Man fragt sich, wieso. Und das war noch, bevor er über den Mann seiner Schwester hergezogen ist, der als Polizist natürlich viel besser dran ist und das sei ja wohl eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Drei. Stunden. Lang.

Arrgh!

»Hey, das ist ’ne tolle Idee«, lüge ich und könnte mir gleich wieder einen Tritt in den Hintern verpassen, weil ich es auch diesmal nicht auf die Reihe kriege, ihn einfach abblitzen zu lassen. »Lass uns das mal im Auge behalten, ja?«

Doch da hat Dave schon seinen ledergebundenen Terminplaner gezogen. Natürlich. Ich bin so eine Idiotin.

»Am Freitag?«, fragt er.

Ich muss hier raus, sofort. Um jeden Preis. Der Kerl wird jeden Tag durchklappern, bis ich irgendwann Ja sage, und zwar bis zum Ende dieses Jahres, mindestens.

In meiner Verlegenheit fällt mir nichts Besseres ein, als ein angestrengtes Gesicht zu machen, während meine Hand zu meiner Magengegend zuckt. Sofort hebt er den Blick und schaut mich erschrocken an.

»Wenn du mich bitte entschuldigst, Dave«, sage ich und setze ein entschuldigendes (und sehr gequältes) Lächeln auf. »Frauenangelegenheiten.«

Na toll, Sandy, denke ich. Etwas Besseres fällt dir wohl wirklich nicht ein?

Zumindest zeigt es Wirkung.

Ich sehe, wie sich Daves Mundwinkel in einer Mischung aus Sorge und Abscheu verziehen. Igitt, Frauenangelegenheiten!Yep, denke ich. Genau das ist der Mann, mit dem man unbedingt essen gehen will. Oder sonst irgendwas unternehmen.

Dann eile ich in Richtung Klo davon und bin meinem sozialen Totalschaden für einen weiteren Tag von der Schippe gesprungen, gerade so.

Oder zumindest hoffe ich das.

Kapitel Fünf

Ein Mann am Abgrund

Es tut mir ehrlich leid um den Mustang.

---ENDE DER LESEPROBE---