Transfer-Insider - Christian Falk - E-Book

Transfer-Insider E-Book

Christian Falk

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Beschreibung

Der Fußball-Transfermarkt ist ein Milliarden-Geschäft: Vereine investieren riesige Summen, um Top-Spieler zu verpflichten. Rekordtransfers wie Neymars Wechsel von Barcelona zu PSG für 222 Millionen Euro oder Kylian Mbappés Transfer zu PSG für 180 Millionen Euro zeigen, welche unglaublichen Dimensionen das Feilschen um Profis annehmen kann. Auch Spielerberater wie Jorge Mendes verdienen Millionen an den teils undurchschaubaren Deals. Transfer-Insider Christian Falk kennt die Geheimnisse der Branche. Seine exklusiven Informationen oder die von Super-Insider Fabrizio Romano verbreiten sich rasant und nehmen nicht selten sogar Einfluss auf mögliche Transfers. Nun gibt Falk einen einmaligen Blick hinter die Kulissen des Geschäfts. Fundiert, bestens vernetzt – und in höchstem Maße unterhaltsam.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 304

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

FFür Fragen und [email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

3. Auflage 2026

© 2025 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Ulrich Korn

Umschlaggestaltung: Maria Verdorfer

Umschlagabbildung: BILD/Starnick

Satz: Daniel Förster, Belgern

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2901-1

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2670-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Gewidmet dem Bayer-Wald-Insider Egon M. Binder (1947–2022)

INHALT

Vorwort von Philipp Lahm

1Der Weg zum Transfer-Insider

2Transfer-Insider Fabrizio Romano

3Die Wahrheit über João Felix und Bayern München

4Basiswissen: Transfers und Zahlen in der Bundesliga

5Jorge Mendes, Cristiano Ronaldo und der gescheiterte Bayern-Transfer

6Die Wahrheit über Ronaldo und Borussia Dortmund

7Meine schönste Transfermeldung: Tuchel und Nagelsmann

8Die Wahrheit über Xavi und Borussia Dortmund

9Berater Raiola, Haaland und der Beinahe-Wechsel zu Bayern Münche

10Transfer-Insider Jan Age Fjörtoft

11Die Wahrheit über Pedri und Bayern München

12Berater Branchini, Hakimi und der geplatzte Bayern-Wechsel

13Meine bittersten Falschmeldungen: Mané, Thiago und Alonso

14Transfer-Insider Florian Plettenberg

15Jamal Musiala: Der teuerste Bundesliga-Deal aller Zeiten

16Die Wahrheit über Jude Bellingham und Bayern München

17Transfer-Insider Tobias Altschäffl

18Mein Leitsatz bei der Verbreitung von Transfernachrichten

19Die Wahrheit über Rodri und Bayern München

20Harry Kane: Der Krimi um den ersten 100-Millionen-Transfer der Bundesligageschichte

21Transfer-Insider David Ornstein

22Meine wertvollsten Quellen für Transferrecherchen: die Berater

23Die Wahrheit über Lamine Yamal und Bayern München

24Mein Rat an Transfer-Insider, verrückte Bayern-Saisons und meine Rolle darin

25Die Wechselgeheimnisse von Thomas Müller

26Meine größten Fußballer aller Zeiten

27Das liebste Transfergeheimnis der Beraterlegende Pini Zahavi

Beraterverzeichnis

Danksagung: You’ll never walk alone

Über den Autor

Vorwort von Philipp Lahm

In der Epoche des FC Hollywood warteten die Reporter an der Säbener Straße vor der Kabinentür. Dann folgten sie den Spielern bis ans Auto, und wenn die nicht gut aufpassten, standen sie am nächsten Tag in den Schlagzeilen. Ich habe das damals am Rande mitbekommen, ich war in den Neunzigern Jugendspieler beim FC Bayern.

Das Sommermärchen kommt mir im Rückblick als das letzte analoge Fußball-Event vor. Facebook gab es schon 2006, aber eine bedeutende Rolle kam den sozialen Medien erst in den Jahren danach zu. Fortan waren Journalisten ihr eigenes Medium, sie wurden zur Marke.

Seit einigen Jahren hat sich eine ganz besondere Nische etabliert. Wenn sich der Deadline Day nähert, schlägt die Stunde der Transferjournalisten. Auf der Welt gibt es etwa ein halbes Dutzend davon. Sie produzieren auf X oder Instagram in Echtzeit Updates über die neuesten Gerüchte und Vereinswechsel. Sie liefern sich ein Wettrennen, wer den nächsten vollzogenen oder geplatzten Transfer als Erstes vermeldet – und natürlich richtigliegt, weil die Info stimmt, die er vom Berater oder Manager bekommen hat.

Ich kann mir vorstellen, wie viel Arbeit hinter dieser Rund-um-die-Uhr-Recherche steckt und wie gut vernetzt die Transferjournalisten sein müssen. Mir gefällt auch, dass sie eine eigene Sprache entwickelt haben. Und sie haben Einfluss.

Ihr Vorreiter war Fabrizio Romano, er gilt mit Millionen an Followerinnen und Followern als der Guru der neuen Generation der Nachrichtenjäger. Natürlich liest auch die Branche bei ihm mit. Mitunter glauben selbst Vereine und Spieler erst an den Abschluss eines Transfers, wenn der Italiener ihn bestätigt hat. Dann heißt es nur noch: »Done Deal«.

Deutschland hat Christian Falk. Ich kenne ihn aus analogen Zeiten, und seine Texte werden heute noch regelmäßig gedruckt. Seit Jahren checkt er zudem als »Mr. True«, wer beim FC Bayern und andernorts kommt und geht, welcher Trainer fliegt und wer auf ihn folgen wird. Er muss gute Kontakte haben – ich schätze, seine Trefferquote liegt nicht wesentlich unter 100 Prozent.

Das Transfergeschäft ist ein wesentlicher Teil des Profifußballs, heute mehr denn je. Ich kann gut verstehen, dass es Fans Lust bereitet, das im Detail zu verfolgen und alle Hintergründe kennenzulernen. Daher sage ich den Leserinnen und Lesern: Sie haben sich für das richtige Buch entschieden. Es liest sich wie ein Krimi. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre.

Philipp LahmWeltmeister-Kapitän von 2014

1 Der Weg zum Transfer-Insider

»Here we go!« Mit diesen drei Worten leitete Fabrizio Romano in einem Tweet im Jahr 2019 ein neues Zeitalter der Fußballberichterstattung ein. Der Transfer-Insider war geboren. Mit seinem Slogan verkündete der Italiener, der heute als Guru des Transferjournalismus gilt, dass ein Wechsel eines Fußballprofis zu seinem neuen Klub perfekt ist. Romano hat bei X mehr als 24 Millionen Follower, 36 Millionen auf Instagram und 17 Millionen auf TikTok. Tendenz stetig steigend. Der Handel mit Fußballspielern ist ein Milliardengeschäft, aber es ist auch ein Showbiz. Der Transfer-Insider nimmt darin plötzlich eine neue Rolle ein. Wo Reporter zuvor nur Berichterstatter waren, ist er inzwischen einer der Protagonisten. Seine Transfermeldungen über die sozialen Netzwerke können Spielerein- und -verkäufe beschleunigen, aber auch entscheidend stören. Ein Post kann den Marktwert eines Fußballers innerhalb von Sekunden um Millionen Euro erhöhen. Die Grenzen zwischen Journalist und Influencer sind bei der Transferberichterstattung oftmals hauchdünn, der Wettbewerb um die Exklusivmeldung ist härter denn je.

Ein Nachrichtenjäger braucht keine Ausbildung. Jeder, der die nötige Ambition hat und das Talent mitbringt, kann heute ein Transfer-Insider werden. Die sozialen Medien machen es möglich. Instagram, X, TikTok & Co. bieten nicht nur die Plattform – über sie kann jeder Star, so groß er auch ist, direkt angeschrieben werden. Hat ein Transfer-Insider erst einmal eine ausreichende Followerzahl und damit die Reichweite, bekommt er sogar von großen Fußballstars mitunter eine Antwort. Einfacher und clever ist es, die Stars von morgen und ihre Berater schon frühzeitig zu kontaktieren. Und alles, was ein Transfer-Insider als Ausrüstung braucht, hat er meistens bereits in der Tasche: sein Handy.

Es gibt nicht den einen Königsweg, um Transfer-Insider zu werden. Ich bin in klassischer Weise als Fußballreporter in diese Branche Schritt für Schritt hineingewachsen, während sie selbst mit den Jahren mehr und mehr gewachsen ist. Fabrizio Romano hat dieses Metier in kürzester Zeit als Influencer neu erfunden und es zu seinem Höhepunkt gebracht. In diesem Kapitel möchte ich anhand unserer beiden Werdegänge aufzeigen, wie sich dieser Weg gestalten kann – und welche Vorgehensweise ratsam ist.

Im Sommer 2019 bekomme ich einen Anruf eines Kollegen einer englischen Tageszeitung. Ich bin seit knapp 20 Jahren Sportreporter, mit Fokus auf den FC Bayern und die deutsche Nationalmannschaft. Das Thema, über das der Journalist mit mir sprechen will, geht allerdings über den deutschen Fußball hinaus. Der englische Reporter arbeite gerade an einem Artikel, lässt er mich wissen. Es gäbe in Italien einen jungen Kerl, der mit Transfernews über Fußballer von Tag zu Tag mehr auf sich aufmerksam mache. Sein Markenzeichen sei der Spruch »Here we go!«, sobald er den Wechsel eines Profis zu einem neuen Klub vermeldet. Sein Name: Fabrizio Romano. Der Reporter möchte über seine Arbeit berichten sowie über meine. Er sei auf mich aufmerksam geworden, da auch ich mit meinen »True or Not True«-Tweets auf der Plattform Twitter (heute X) über Transfers berichte. Dies sei eine ganz andere Form des Sportjournalismus: Der Transfer-Insider ist ein neues Phänomen.

Zu dem Zeitpunkt bin ich inzwischen Fußballchef der BILD-Gruppe. Wie mein englischer Kollege bin auch ich auf den neuen Trend der Transferberichterstattung aufmerksam geworden. Als Sportreporter der größten Boulevardzeitung Europas gehören Enthüllungen über Spielerein- und -verkäufe seit Jahren zu meinem täglichen Geschäft. Da ich mich auf den deutschen Rekordmeister spezialisiert habe, gelte ich in der Branche als »Bayern-Insider«.Deshalb habe ich schon das eine oder andere hektische Transferfenster miterlebt und bei der Jagd nach News manche Star-Verpflichtung exklusiv vermeldet.

Ein erster Höhepunkt war der Sommer 2007, in dem der FC Bayern unter seinem legendären Manager Uli Hoeneß ganze neun Neuzugänge verpflichtete, darunter Weltmeister Luca Toni, Miroslav Klose und den bis dato relativ unbekannten Franck Ribéry. Sein Transfer war für mich persönlich eine meiner schönsten Exklusivmeldungen. Marcel Jansen war mit 14 Millionen Euro Ablösesumme der bis dahin teuerste deutsche Profi, der innerhalb der Bundesliga transferiert wurde. Insgesamt gab der Verein in diesem Transferfenster über 90 Millionen Euro aus. Eine derartige Summe war bis zu dem Zeitpunkt nie für möglich gehalten worden. Die aufrückenden Jungtalente aus der zweiten Mannschaft, ein gewisser Toni Kroos sowie ein überaus selbstbewusster Sandro Wagner, waren an Marktwert da noch nicht einmal mitgerechnet. Der millionenschwere Umbruch im Kader war die Folge eines enttäuschenden vierten Platzes der Vorsaison, weshalb sich die Bayern statt für die Champions League nur für den UEFA-Cup (heute Europa League) qualifiziert hatten. Mit diesem Transferfenster hatte der FC Bayern neue Maßstäbe innerhalb der Bundesliga gesetzt und finanzielle Grenzen überschritten, deren Messlatte von nun an immer höher gelegt werden sollte.

Mit den Millionenausgaben für Transfers steigerte sich auch die Aufmerksamkeit um den Handel mit Spielern. Mit der News-Flut erhöhten sich auch die Fake News, die jeder selbst ernannte Transfer-Insider im Internet streuen kann. Unter jedem Post finden teilweise hitzige Diskussionen über die Transfers statt. Anfangs versuchte ich noch, die Dinge mit Kommentaren richtigzustellen. Zum einen ist insbesondere auf X die Anzahl der erlaubten Zeichen begrenzt, außerdem fehlte bei der Häufung der Gerüchte einfach auch die Zeit. Darum entschied ich mich, die Transfernews mit den Begriffen »True« beziehungsweise »Not True« einzuordnen. Entsprach die Nachricht der Wahrheit, gab es dazu einen grünen Haken, war sie ein Fake, setzte ich ein rotes Kreuz. Als »Mr True« hatte ich so bald mein Markenzeichen im Internet, weshalb mich der englische Kollege nun für seinen Artikel kontaktierte.

Natürlich ist mir zu dem Zeitpunkt Fabrizio Romano bereits ein Begriff. Im Netz geht sein Video viral. »The Inside World of Transfers – A day in the life of football insider Fabrizio Romano«. Der junge Italiener begrüßt darin die Follower auf Englisch, und zwar mit den Worten: »Hallo, ich bin Fabrizio Romano, und ich werde dir zeigen, wie der Transfermarkt wirklich abläuft.« Dann nimmt er die Zuschauer mit auf seinen Weg durch Mailand, wo er in Hotels und Restaurants Managern und Beratern aus dem Fußball auflauert, nebenbei über 50 Telefonate führt und dabei via Handy auch noch Transfernews verkündet, die kurz darauf weltweit Schlagzeilen machen werden. Romano ist damals bereits seit acht Jahren im Geschäft. Seine Laufbahn zeigt, dass jeder die Chance hat, ein Transfer-Insider zu werden.

Romano ist noch keine 18 Jahre alt, als er in seiner Heimatstadt Neapel anfängt, Fußballartikel für Onlineportale zu schreiben. Er verfasst Storys, die er an verschiedene italienische Fußball-Websites schickt, zunächst ohne Honorar zu verlangen, er will erst einmal einen Fuß in die Tür bekommen. Tatsächlich werden seine Geschichten immer öfter veröffentlicht. Während der Saison 2010/11 bekommt Romano einen Anruf, der sein Leben verändern wird. In La Masia, der berühmten Akademie des FC Barcelona, arbeitet ein Italiener, der selbst eine Karriere im Fußball starten will, und zwar als Berater. Wie der Agent an seine Nummer kam, weiß Romano nicht. Der Informant schlägt ihm einen Deal vor: Romano solle Porträts über zwei junge Spieler der Akademie schreiben, die der Agent zu überzeugen versuche, sich von ihm als Agent vertreten zu lassen. Die Werbung und Öffentlichkeit, die die Talente dadurch bekämen, würden ihn bei seinem Vorhaben unterstützen. Es geht dabei um zwei junge Spieler aus der katalanischen Talentschmiede. Der angehende Berater macht dem Jungreporter ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Wenn Romano ihm helfe, bekäme er als Gegenleistung Exklusivinformationen zu den Spielern. Die beiden heranreifenden Jungstars sind zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich unbekannt in der Branche. Es handelt sich um Gerard Deulofeu und Mauro Icardi.

Der Stürmer Deulofeu wird im Lauf seiner Karriere immerhin vier Länderspiele für die spanische Nationalmannschaft bestreiten. Seine Klubkarriere verläuft eher durchschnittlich, wird geprägt von vielen Leihgeschäften wie zu Everton, Sevilla oder auch zur AC Mailand, bevor er bei Udinese Calcio Fuß fasst. Mauri Icardi wird dagegen international auf sich aufmerksam machen. Mit seiner Laufbahn startet auch die Karriere von Fabrizio Romano.

Beim FC Barcelona hat Icardi als klassischer Mittelstürmer von Barças U19 im Tiki-Taka-System der Profimannschaft von Pep Guar­diola keine Chance. Im Januar 2011 wird Icardi mit einer Kaufoption von 400 000 Euro, die im Sommer gezogen werden wird, an die U19 von Sampdoria Genua ausgeliehen. Romano hat die Meldung exklusiv, die erst einmal noch keine große Aufmerksamkeit auf sich zieht, schließlich handelt es sich bisher nur um einen Jugendspieler. In der Nachwuchsmannschaft schießt Icardi regelmäßig seine Tore und rückt zur Saison 2012/13 ins Profiteam auf. Seine erste Saison beim Aufsteiger in die Serie A wird zu seinem Durchbruch. Im November erhält Romano erneut einen Anruf seines Informanten. Der Berater lässt ihn wissen: Du hast mir beim Start meiner Karriere geholfen, und jetzt helfe ich dir. Er verrät Romano, dass er für Icardi eine Einigung mit Inter Mailand über einen Transfer erreicht hätte und dass auch Sampdoria dem Wechsel für den kommenden Sommer zustimmt. Icardi erzielt in der Spielzeit gleich zehn Treffer, wird der erfolgreichste Torschütze seines Teams. Im Sommer kommt es wie angekündigt zum Transfer. Inter zahlt für den Argentinier 13 Millionen Euro. Vermeldet wird der Deal sechs Monate vor der offiziellen Klubverkündung von – Fabrizio Romano. Es ist die erste große Transfernachricht des Italieners.

Die Laufbahn des Spielers und des Transfer-Insiders verläuft zunächst parallel. Romano folgt Icardi nach Mailand, wo er einen Job als freier Reporter bei Sky Sport Italia annimmt. Die erste Geschichte, die er für den Sender macht, handelt von Mauro Icardi. Bei Sky gibt es bereits einen Reporter, der die Transferberichterstattung für sich entdeckt hat. Gianluca Di Marzio ist der Star-Reporter des Senders. Er moderiert eine Sendung, die während des Transferfensters ausgestrahlt wird. Romano arbeitet für ihn, füllt die Webseite von Di Marzio mit Wechsel-News, während er sich nebenbei selbst einen immer größeren Namen macht. Di Marzio, der Sohn des ehemaligen italienischen Spielers und Trainers Gianni (unter anderem SSC Neapel), hilft Romano, sein Netzwerk zu erweitern und wird sein Lehrmeister. Während der Journalist Di Marzio eher den klassischen Weg geht, treibt sich Romano in den Hotels und Restaurants herum. Er ist immer dort, wo sich auch die Manager, Berater und die Fußballstars treffen, und erkennt seine Chance. Seine Infos verbreitet Romano nicht wie Di Marzio auf einer Webseite oder ausschließlich via Sky, sondern auf seinen Social-Media-Kanälen. Dort, wo die Jugend nach Informationen zu ihren Fußballstars lechzt. Seine Follower schreiben Romano an, verlangen immer mehr. So, wie auch seine Anhängerschaft zunehmend größer wird. Schnell hat er Di Marzio überflügelt.

Die Meldung zu Icardi war Romanos Durchbruch in Italien. International wird Romano den Wechsel des Portugiesen Bruno Fer­nandes bekannt machen. Sein »Here we go!« im Rahmen der Verkündung des Transfers von Sporting Lissabon zu Manchester United im Januar 2020 wird von den Fans gefeiert – und spätestens ab diesem Zeitpunkt auch weltweit zu seinem Markenzeichen. Statt nur über Stars zu berichten, mausert Romano sich selbst zum Star. Mauri Icardi wird zweimal Torschützenkönig der Serie A (2015 und 2018), bevor er im Sommer 2019 zu Paris Saint-Germain wechselt und später an Galatasaray Istanbul abgegeben wird. Schlagzeilen macht er dort vor allem durch öffentliche Schlammschlachten mit seiner Ex Wanda Nara.

Der Artikel meines englischen Kollegen wird für viel Aufsehen sorgen. Mit Fabrizio hat er auf das richtige Pferd gesetzt. Als ich den Bericht lese, freue ich mich, dass auch ich darin eine gewisse Rolle spiele. Aber der Protagonist ist natürlich Romano. Während ich weiter als Journalist arbeite, lässt Romano seine Tätigkeit bei Sky bald ruhen, ist für den Sender nur noch beratend aktiv. Der junge Italiener setzt voll auf seine Leidenschaft Transferberichterstattung und wird zu deren Gesicht und Aushängeschild. Auch für ihn selbst gilt bald »Here we go!« – denn Fabrizio Romano ist heute weit mehr als ein Berichterstatter: Er ist einer der großen Protagonisten und Player im Geschäft des Weltfußballs.

An einem Champions-League-Spieltag zwischen Inter Mailand und dem FC Bayern sitzen nachmittags Fabrizio, Mitarbeiter Nicolas (und Freund), mein Kollege (und Freund) Tobi Altschäffl sowie mein Sohn Kian und ich in der Mailänder Innenstadt zusammen auf ein Bier. Die Runde tauscht Erlebnisse und Geschichten über Transfermeldungen aus, die wir zuletzt verbreitet haben. Fabrizio tippt auch während dieser zwei Stunden ständig auf eines seiner Handys ein, ist immer wieder vom Gespräch abgelenkt. Er weiß es, und er merkt es. Kurz blickt er zu meinem Sohn hoch und sagt entschuldigend: »Jetzt weißt du, warum ich keine Freundin habe …« Fabrizio lacht, weil er sich für seine Leidenschaft des Transferjournalismus entschieden hat. Kurz darauf schickt er per Button-Druck die nächste Breaking-News-Nachricht über einen Spielerwechsel ins Internet und damit in die Fußballwelt hinaus. Natürlich mit den drei einleitenden Worten: »Here we go!«

2 Transfer-Insider Fabrizio Romano

»Wenn du denkst, du bist der König des Dschungels, ist das derAnfang vom Ende.«

Fabrizio Romano

Foto: MooRER

Geboren: 21.2.1993Nationalität: ItalienWohnort: Mailand

Kurz-Vita: Romano arbeitete zunächst als freier Journalist für Sport-Webseiten und den TV-Sender Sky Italia, bevor er sich als Influencer selbstständig machte. Sein »Here weg go!« verkündet er auf allen Social-Media-Plattformen wie auch als Podcast.

Welcher Transfer war für Sie persönlich die schönste Meldung?

Meine Lieblingstransfermeldung war der Wechsel von Bruno Fernandes zu Manchester United, weil er mein Leben wirklich verändert und meiner Arbeit eine internationale Dimension verliehen hat. Anfangs war ich noch mehr auf den italienischen Nachrichtenwert fokussiert als auf einen internationalen Transfer wie Fernandes, der zu dem Zeitpunkt noch bei Sporting Lissabon spielte. Fernandes hatte jedoch einige Verbindungen zu Italien, weil er dort zuvor für die italienischen Vereine Novara Calcio, Udinese Calcio und Sampdoria Genua gespielt hatte und sein Berater ein ehemaliger italienischer Spieler war. Brunos Wechsel zu United – und die Tatsache, dass er sein erstes Bild im Flugzeug mit mir teilte – rückte mich, so glaube ich, ins Rampenlicht des internationalen Transfermarkts. Dieser Transfer war und ist für mich absolut mein Favorit.

Was war Ihre bitterste Falschmeldung?

Ich hatte viel über den Kampf zwischen Newcastle United und Manchester United für die Verpflichtung von Axel Disasi berichtet, während er noch in Frankreich bei der AS Monaco spielte. Am Ende wechselte er innerhalb von 24 Stunden in einem unglaublich schnellen Transfer zum FC Chelsea. Wochenlang hatte ich darüber berichtet, dass Newcastle und Manchester United um ihn pokerten – und das entsprach auch der Wahrheit. Es war also keine falsche Geschichte, aber ich hatte keinerlei Informationen über die Beteiligung und das Interesse seitens des FC Chelsea. Das hat mich im Nachhinein in Bezug auf meine Quelle sehr verärgert. Ich war wirklich alles andere als glücklich darüber. Sagen wir es mal so: Es führte zu Problemen, weil die Beziehung zu meiner Quelle eindeutig beschädigt wurde. So etwas kann in diesem Geschäft passieren.

Welches ist Ihr Leitsatz bei der Verbreitung von Transfernachrichten?

Für mich ist es entscheidend, präzise zu sein. Natürlich ist es das beste Gefühl, einerseits sehr genau, andererseits auch der Erste zu sein, der eine Nachricht vermeldet. Man strebt stets danach, aber es ist unmöglich, jedes Mal der Erste zu sein – besonders, wenn man versucht, so viele Geschichten wie möglich abzudecken. Wichtig ist für mich immer, sorgfältig zu sein und den Spieler, den Verein und die Quelle zu respektieren. Das ist von größter Bedeutung. Nachrichten müssen für mich absolut verifiziert sein. Das ist nicht immer möglich, aber ich tue mein Bestes, um es sicherzustellen.

Welche Quellen sind für die Transferrecherche besonders wertvoll?

Jede Quelle ist wichtig für mich. Natürlich können diese Quellen Vereine oder Agenten sein – mit beiden arbeite ich intensiv zusammen. Manchmal ist es jedoch sogar der Spieler selbst, der mir eine Nachricht auf Social Media schickt, vielleicht weil ihm die Idee gefällt, dort erwähnt zu werden. Aber bisweilen sind es auch ganz normale Menschen, die mir ein Bild oder eine E-Mail mit Informationen schicken – zum Beispiel, dass ein Sportdirektor in ihrem Restaurant an einem Tisch sitzt und mit jemandem spricht. Für mich können das wertvolle Informationen sein. Hinter großen Geschichten stehen stets gewöhnliche Menschen, und so war es für mich schon immer.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der Transfer-Insider werden will?

Mein Rat: Bringe so viel Leidenschaft wie möglich ein, denn das ist ein Traumjob. Jeden Tag erinnere ich mich daran, dass man zwar sehr viel arbeitet – viele Stunden unter Druck –, aber es geht eben um Fußball. Das ist die bestmögliche Gelegenheit für jeden Fußballfan, in die Branche einzusteigen. Gleichzeitig muss man verstehen, dass es auf höchstem Niveau darauf ankommt, jeden einzelnen Tag voll da zu sein. Man muss die Spiele verfolgen, mit Leuten in Kontakt treten und immer auf dem neuesten Stand bleiben. Aufgeben ist keine Option. Selbst mit einer Million Followern darf man nie denken: »Okay, morgen warte ich einfach darauf, dass mich jemand anruft und mir Neuigkeiten liefert.« Es liegt immer an dir selbst. Du musst ständig aktiv sein. Andernfalls, wenn du denkst, du bist der König des Dschungels und kannst dich zurücklehnen, ist das der Anfang vom Ende.

Wer sind für Sie die drei größten Fußballer aller Zeiten?

Ich habe keine Präferenz für die besten Spieler aller Zeiten, weil ich nie wettbewerbsorientiert war. Für mich waren es also nie Nadal oder Federer, Ronaldo oder Messi. Ich habe es stets genossen, allen Spielern zuzusehen, daher habe ich keine wirklichen Favoriten. Aber ich kann zwei Spieler nennen, die ich liebe. Einer davon ist Diego Maradona, denn ich komme aus Neapel. Für mich geht Maradona über den Fußball hinaus – er ist eine Legende, die meiner Stadt Freude gebracht hat, und das werde ich niemals vergessen. Der zweite ist Toni Kroos. Für mich war Kroos schon immer ein Idol. Ich hatte sogar die Gelegenheit, ihn live auf dem Platz spielen zu sehen. Für mich ist Toni Kroos eine absolute Legende, sowohl auf als auch neben dem Platz. Ich bewundere seine Klasse, seinen Respekt und seine Ernsthaftigkeit. Außerdem schätze ich, wie er seine Karriere beendet hat – mit der Champions-League-Trophäe in den Händen, im Wembley-Stadion, im Trikot von Real Madrid, anstatt in ein fremdes Land zu wechseln, nur um dort noch ein paar Jahre Geld zu verdienen. Für mich ist Kroos daher auf einem einzigartigen Niveau.

3 Die Wahrheit über João Felix und Bayern München

Frühjahr 2022: Der Pilot des kleinen Learjet blättert aufgeregt durch sein Handbuch der Maschine. Dann feuert er die Anleitung fluchend an den Passagieren vorbei ins Flugzeugheck. »Alles okay?«, fragt Marco Neppe, der Technische Direktor des FC Bayern München, zögernd den Kapitän. »No!«, lautet dessen knappe Antwort. Nun blickt auch Hasan »Brazzo« Salihamidžić, Sportvorstand des deutschen Rekordmeisters, irritiert auf. Neppe fragt mit unverhohlener Angst in seiner Stimme nach: »Warum?« Der Pilot wirft einen kurzen Blick über die Schulter zu seinen beiden einzigen Fluggästen und rät ihnen: »Pray!« Betet! Mit nur diesem einen Wort versetzt der Pilot seine beiden Passagiere Salihamidžić und Neppe von einem Moment in den anderen in nackte Todesangst.

Salihamidžić und Neppe befinden sich gerade auf dem nächtlichen Rückflug einer geheimen Transfermission von Madrid nach München. Das Sportbosse-Duo der Bayern war am Nachmittag zu Gast auf dem Privatanwesen von Berater Jorge Mendes. Denn: Die Bayern wollten einen seiner Klienten als Nachfolger von Robert Lewandowski verpflichten.

Über ٤٥ Minuten hatten Salihamidžić, Neppe und Mendes im Madrider Promi-Viertel La Finca in Pozuelo de Alarcón zusammengesessen. Die Mendes-Villa steht in einer Anlage, die nur über eine von einem Sicherheitsdienst kontrollierte Zufahrt zugänglich ist. In diesem Stadtteil wohnen auch viele Spieler sowie Ex-Stars von Real Madrid, beispielsweise Toni Kroos, Tür an Tür. Ein Treffen dort hat den Vorteil, dass die Parteien nicht von der Presse überrascht werden können. So bekam niemand mit, wer neben dem Star-Berater und der Bayern-Delegation mit am Tisch saß: João Felix, das einstige Fußballwunderkind und der Stürmer von Atlético Madrid. Die Bayern-Bosse waren bei der Suche nach einem Nachfolger für Lewandowski, der für die Ablöse von 45 Millionen Euro zum FC Barcelona wechseln würde, an der Verpflichtung von Felix interessiert. Trainer Julian Nagelsmann hatte bereits sein Einverständnis erteilt, mit dem jungen Portugiesen zusammenarbeiten zu wollen.

Im Juli 2019 war Felix für die Summe von 127,20 Millionen Euro von Benfica Lissabon zu Atlético Madrid gewechselt. Damit ist der Portugiese der zu jenem Zeitpunkt teuerste Transfer der Klubgeschichte und gilt als Jahrhunderttalent. Der damals 19-Jährige unterschrieb einen Vertrag mit der Laufzeit bis 2026. Mit einem geschätzten Jahresgehalt von 7 Millionen Euro hatte er damit bereits ausgesorgt. Der Kontrakt sollte ihm eine Gesamtsumme von rund 49 Millionen Euro sichern. Mit einer Ausstiegsklausel von angeblich 120 Millionen Euro schützte der Klub sein Investment in den Spieler ab. Allerdings: Unter Trainer Diego Simeone sollte das einst gefeierte Talent nicht glücklich werden. Simeone gilt als harter Hund, der Argentinier verlangt von seinen Spielern nicht nur tausendprozentigen Einsatz, sondern neben hoher Laufbereitschaft eine aggressive Zweikampfhärte. Das Spiel von João Felix ist eher technisch geprägt. Mit Zauberfußball allein kommt ein Profi unter Simeone nicht weit.

Felix hat zum Zeitpunkt des Treffens wahrlich keine gute Saison 2021/22. Ganze 13 Spiele verpasste er aufgrund von Verletzungen. Zudem sperrte ihn der spanische Verband wegen Schiedsrichterbeleidigung für zwei weitere Partien (Felix hatte dem Referee Jesús Gil Manzano einen Vogel gezeigt). Stammspieler ist er unter Atlético-Trainer Simeone nicht. Die Fähigkeiten von Felix könnten besser zum FC Bayern passen, sind sich beide Parteien einig. Nach dem Offensivspiel, dass seit acht Jahren auf Mittelstürmer Lewandowski ausgerichtet war, will Nagelsmann im Angriff flexibler variieren können. João Felix kann vorne im Zentrum, hängende Spitze, aber auch auf dem Flügel spielen. Das tragen Salihamidžić und Neppe den Gastgebern Mendes und Felix vor. Agent und Spieler sind sichtlich begeistert, signalisieren, dass sie sich einen Wechsel zum FC Bayern unter diesen Voraussetzungen vorstellen können. Die Bayern verabschieden sich mit der Versicherung, sich wieder zu melden.

Das Gespräch mit João Felix ist natürlich auf dem Rückflug nach München das Thema. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Pilot kurz vor der geplanten Landung mit seinem Verhalten für Panik in der Maschine sorgt.

Nach seiner knappen Knallhart-Ansage, die beiden Passagiere sollten besser beten, nimmt sich der Pilot dann doch die Zeit, um Salihamidžić und Neppe ausführlicher über ihre brisante Lage aufzuklären. Was die beiden Bayern-Verantwortlichen zu hören bekommen, trägt alles andere als zu ihrer Beruhigung bei. Eines der beiden Fahrwerksbeine ließe sich nicht ausfahren, teilt der Pilot mit. Auch die vermeintlichen Auswirkungen beschönigt er bei seinen Ausführungen nicht. Bei nur einem ausgefahrenen Fahrwerk droht das Flugzeug seitlich abzukippen. Ihre Maschine habe für diesen Fall zu viel Kerosin im Tank. Kurz gesagt: Es bestehe die Gefahr, dass das Flugzeug beim Aufprall explodiere. Salihamidžić und Neppe nehmen diese Botschaft schockiert, aber schweigend zur Kenntnis. Der Pilot empfiehlt ihnen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Spätestens ab diesem Moment haben Salihamidžić und Neppe wirklich Angst um ihr Leben.

Jeder der Passagiere reagiert auf seine Weise mit der bedrohlichen Nachricht. Salihamidžić wird sehr ruhig, beschließt, seine Frau über die Gefahrensituation mit einem Anruf zu informieren. Das empfiehlt er auch seinem Assistenten Neppe. Der Pilot hat inzwischen eine Entscheidung getroffen. Das Bodenpersonal ist längst informiert, hat alle Vorkehrungen für eine Bruchlandung getroffen. Der Kapitän lässt seine Passagiere wissen, er würde nun noch eine letzte Runde um den Tower fliegen: »Dann probieren wir es!« Die Nacht ist inzwischen so dunkel, dass Salihamidžić und Neppe neben den Leuchtsignalen der Landebahn die Warnlichter von Löschzügen an Feuerwehrautos sehen, die sich bereit für einen Noteinsatz halten. Nach weiteren hundert Metern sehen sie weitere Feuerwehrfahrzeuge. Der Jet ist da bereits im Sinkflug. Es müssen über ein Dutzend Fahrzeuge sein. Kurz darauf setzt der Learjet mit dem Bauch der Maschine hart auf. Der Pilot jubelt! Neppe reißt die Faust nach oben und schreit: »Yes!« Das Flugzeug ist weder gekippt noch wird es explodieren. Unversehrt können Crew und Passagiere die Maschine verlassen, wenn auch noch auf wackligen Beinen. Der Schreck sitzt ihnen noch tief in den Gliedern. Die Beteiligten wissen: Sie hätten bei diesem Transferausflug alle sterben können. Aber sie wissen nun auch: Sie haben es überlebt!

Die Bruchlandung in München und die Verhandlung in Madrid werden nicht an die Öffentlichkeit dringen. Der Transfer von João Felix nach München wird nicht zustande kommen. Die Bayern teilen Mendes mit, dass sie sich gegen eine Verpflichtung von Felix, dessen Marktwert damals rund 50 Millionen Euro beträgt, entschieden haben. Sie seien von dem Gesamtpaket nicht überzeugt. Als Nachfolger von Lewandowski werden die Bayern stattdessen Liverpool-Star Sadio Mané für die Transfersumme von 32 Millionen Euro verpflichten. Felix muss erst einmal in Madrid bleiben und wird erst sechs Monate später von dem Missverständnis mit Trainer Diego Simeone erlöst. Im Januar 2023 wird João Felix für eine Leihgebühr von 11 Millionen Euro vom FC Chelsea verpflichtet – Atlético und die Blues einigen sich auf ein Leihgeschäft bis Saisonende.

4 Basiswissen: Transfers und Zahlen in der Bundesliga

Es fließt viel Geld in die Bundesliga. Der Umsatz in der Saison 2023/24 war mit 4,8 Milliarden Euro Rekord. Die höchsten Aufwendungen verzeichnen die 18 Bundesligaklubs bei Transfers. Mit 951,4 Millionen lagen diese um 96 Millionen Euro höher als im Jahr zuvor. In der Bundesliga gibt es jeden Sommer mehr als 300 Transfers. In der Winterpause sind es in der Regel weniger als ein Drittel davon. Dabei können auch Fehler passieren.

Es ist der Klassiker unter den Transferpannen in der Bundesligageschichte: Nach einer Einigung zwischen Spieler Eric Maxim Choupo-Moting, seinem abgebenden Klub Hamburger SV und dem aufnehmenden Verein 1. FC Köln scheitert der Wechsel des Stürmers in der Winterpause 2011 wegen eines defekten Faxgerätes. Da zwei Übermittlungsversuche fehlschlugen, waren die Unterlagen erst um 18.12 Uhr und damit nach Ablauf der Frist um 18.00 Uhr angekommen. Die DFL untersagte den Wechsel mit der Begründung: »Die im Ligastatut festgelegten Fristen sind für alle Klubs verbindlich und dienen der ordnungsgemäßen Durchführung des Spielbetriebs und dem Schutz der Integrität des Wettbewerbs.« Choupo-Moting spielte für die HSV-Profis keine einzige Minute mehr. Erst im Sommer klappte der Wechsel, allerdings zu Mainz.

Eine solche Panne kann heute nicht mehr passieren. Sämtliche Registrierungen von Spielern und Transfers finden seit 2015 über eine Onlineplattform statt. Und so funktioniert sie:

Die DFL (Deutsche Fußball Liga) arbeitet mit dem TOR-System. TOR steht für Transfer-Online-Registrierungssystem. Auf dieser Onlineplattform regeln alle Klubs der Bundesliga ihre Transfers ab; ebenso müssen alle Informationen zu Vertragsverlängerungen oder Spielerregistrierungen hier eingegeben werden. Bevor der Transfer gemeldet werden kann, müssen sich die beiden Klubs und der Spieler auf die Ablösesumme, einen Arbeitsvertrag des Profis und einen Transfervertrag einigen.

In den DFL-Statuten heißt es: »Insgesamt müssen zwischen acht und zehn unterschiedliche Unterlagen bei der DFL eingereicht werden. Je nachdem, ob ein Spieler zum Beispiel aus dem Ausland nach Deutschland wechselt und ob dieser Nicht-EU-Bürger ist.« Zu den Unterlagen zählt auch die »Sporttauglichkeitsbestätigung«, die beim Medizincheck erstellt wird. Interessant: Auch das Gehalt des Spielers muss der DFL im TOR-System gemeldet werden.

Die FIFA-Regularien schreiben vor, dass der Vereinswechsel eines Spielers nur innerhalb von zwei vom jeweiligen Verband festgelegten Transferperioden vollzogen werden darf. Diese sind in der Bundesliga seit der Saison 2003/04 auf das Sommer- und das Winter-Transferfenster vom 1. Juli bis 31. August sowie im Januar festgelegt. Ausnahme: Vertragslose Spieler können jederzeit verpflichtet werden.

5 Jorge Mendes, Cristiano Ronaldo und der gescheiterte Bayern-Transfer

Jorge Paulo Agistonho Mendes gilt als der mächtigste Spielerberater der Welt, ist Chef der Agentur Gestifute. Bei den Globe Soccer Awards wurde er zum »Spielerberater des Jahrhunderts« gekürt. So groß wie seine Macht auf dem Transfermarkt heute ist, so kurios ist sein Werdegang. Selbst als Fußballer gescheitert, arbeitete er erst als DJ, eröffnete später eine Bar inklusive Nachtklub im nordportugiesischen, 16 000 Einwohner zählenden Örtchen Caminha. Dort lernt er eines Abends im Jahr 1996 Nuno Espírito Santo kennen. Der Torwart des Erstligisten Vitória Guimarães klagt ihm bei ein paar Drinks sein Leid. Er möchte zum FC Porto wechseln, doch die Rivalität zwischen den beiden Klubs lässt den Transfer nicht zu. Mendes bietet an, für den 22-Jährigen zu vermitteln. Espírito Santo stimmt zu – und wird damit Mendes’ erster Klient. Dem Beraterneuling gelingt der Wechsel zum FC Porto zwar nicht, transferiert den Keeper dafür im selben Sommer noch zu Deportivo La Coruña. Von der Ablösesumme in Höhe von 2,5 Millionen Euro kassiert er sein erstes sechsstelliges ­Honorar. Mendes beschließt daraufhin, hauptberuflich als Spieler-Agent zu arbeiten. Der Rest ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte als Spielerberater. Sechs Jahre später vermittelt er den Torhüter schließlich doch noch zum FC Porto. Heute ist Nuno Espírito Santo Trainer beim englischen Erstligisten Nottingham Forest. Espírito Santo mag Mendes’ erster Klient gewesen sein, doch sein bekanntester ist natürlich Cristiano Ronaldo.

Den heutigen fünffachen Weltfußballer nahm Mendes bereits unter Vertrag, als er noch ein Talent bei Sporting Lissabon war. Mit dem Verkauf von Ronaldo 2003 für 19 Millionen Euro an Manchester United feiert Mendes seinen ersten internationalen Mega-Deal. Zusammen werden Ronaldo und Mendes zu Superstars der Branche. Beide wissen, dass sie in ihren Karrieren einander viel zu verdanken haben. Die Beziehung wird so eng, dass Ronaldo bei der Hochzeit seines Agenten 2015 den Trauzeugen gibt. Ebenso ist das Hochzeitspräsent eins der Superlative: Ronaldo schenkt seinem Berater eine griechische Insel. Allerdings ist auch Mendes nicht vor den Tücken des Beratergeschäfts gefeit. Als Ronaldo und Manchester United im November 2022 nach Streitigkeiten des Spielers mit Trainer Erik ten Hag und einem Skandalinterview von Ronaldo ihren Vertrag vorzeitig auflösen, ist der Superstar im Alter von 37 Jahren erstmals in seiner Karriere vereinslos. Die Versuche von Mendes, seinen berühmten Klienten bei einem anderen Topklub unterzubringen, scheitern. Auch bei Salihamidžić hat sich Mendes im Sommer 2022 gemeldet.

Mein Kollege Tobi Altschäffl und ich sitzen im April 2024 im 14. Stock des Adina-Hotels in München mit Oliver Kahn zusammen. Kahn ist im Mai 2023 als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern entlassen worden. Im Sommer 2022, als Ronaldo tatsächlich dem FC Bayern angeboten wurde, war er einer der Entscheidungsträger. Was bis zu dem Zeitpunkt nur ein Gerücht war, bestätigt Kahn nun erstmals: Der Wechsel von Ronaldo zu den Münchnern war tatsächlich ein Thema in der Chefetage des FC Bayern. »Wir haben das Thema diskutiert – sonst würden wir unseren Job nicht gut machen«, sagt uns Kahn. Auch er persönlich findet, dass Cristiano Ronaldo einer der größten Fußballer ist, »die es jemals auf diesem Planeten gab«. Dann allerdings folgt Kahns »Aber«. Er erklärt uns: »Wir kamen zu dem Schluss, dass er bei aller Wertschätzung von uns allen in der aktuellen Situation nicht zu unserer Philosophie gepasst hätte.«

Dabei hatte sich Mendes wirklich sehr um einen Wechsel von Ronaldo nach München bemüht. Der Stürmer hatte als Priorität zunächst zwei Klubs im Auge, zu denen ihn sein Berater transferieren sollte: den FC Chelsea oder den FC Bayern. Salihamidžić und Mendes waren schon seit Jahren immer wieder wegen Spielern in Kontakt. Normalerweise war es Bayern München, der anfragte. Diesmal war es Mendes persönlich, der sich bei Salihamidžić meldete. Der Agent ließ ausrichten: Es wäre ein Traum für Ronaldo, seine Karriere beim FC Bayern fortzusetzen. Kahn und Salihamidžić lehnten dennoch ab. Vor allem fürchteten die damaligen Bayern-Bosse, dass ihnen der Superstar durch seine Allüren die Kabine und den Mannschaftsgeist zerstört hätte. Dass Ronaldo das erste Training der Saison bei United boykottiert hatte, kam auch in München nicht gut an. Auch Ronaldos hohe Gehaltsvorstellungen, der bei United bis zu 29 Millionen Euro verdiente, hätten die Mannschaft der Bayern gespalten. Topverdiener war bis dahin Robert Lewandowski mit geschätzten 24 Millionen Euro pro Jahr. Mendes hatte den Bayern vorgerechnet, dass sie Ronaldos Gehalt allein durch die erwartete Steigerung bei den Trikotverkäufen hereinholen könnten.

Allein in den ersten zwölf Stunden nach der Verpflichtung von Ronaldo durch Manchester United soll der englische Rekordmeister rund 38 Millionen Euro durch Trikots mit der Nummer »7« des Superstars umgesetzt haben. Doch die Bayern-Bosse wussten auch, dass Mendes’ Rechnung so nicht aufginge. Denn von den rund 120 Euro pro Trikot geht die größte Summe an den Ausrüster, lediglich 10 bis 15 Prozent des Gewinns verbleiben beim Verein.

Selbst Mendes musste in der Folge lernen, dass im Beratergeschäft bei Misserfolgen auch die engste Beziehung zu einem Klienten nicht vor Abwerbungen der Konkurrenten schützt. Ronaldos späteren Wechsel im Januar 2023 zum Saudi-Klub al-Nassr, der dem Profi ein Jahresgehalt von rund 200 Millionen Euro einbringen soll, schloss Ricardo Regufe ab.

Seinen heutigen Manager Regufe hatte Ronaldo früh kennengelernt. Regufe betreute Ronaldo in seiner Funktion als Angestellter des Ausrüsters Nike. Es ist ein klassischer Werdegang vieler heutiger Berater. Über den Ausrüster lernen sie Spieler kennen, kommen ihnen sehr nahe. Da sie die Profis neben Millionenverträgen auch mit cooler Streetwear und limitierten Sneaker beglücken, sind sie schnell im engeren Vertrauenskreis – und überzeugen den Spieler dabei auch schon mal, dass sie der bessere Berater sind. Regufe hörte bei Nike bereits im Jahr 2018 auf, um sich ausschließlich um Ronaldo kümmern zu können. Und es sollte sich für ihn lohnen. Beim Millionen-Deal um den Wechsel von Ronaldo zu al-Nassr kassierte Regufe statt Mendes die Beraterprämien.

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