Traumfabrik Harvard - Ulrich Schreiterer - E-Book

Traumfabrik Harvard E-Book

Ulrich Schreiterer

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Beschreibung

Ein Gespenst geht um in der deutschen Hochschulpolitik. »Harvard« heißt es in der Exzellenzdebatte, »amerikanische Verhältnisse« im Kampf gegen Studiengebühren. Alle malen sich ihr eigenes Bild von den Hochschulen in Amerika, mal rosarot, mal pechschwarz. Ulrich Schreiterer zeigt, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen. In seinem Buch skizziert er die Rolle der Hochschulbildung für den American Dream, untersucht charakteristische Merkmale öffentlicher und privater Universitäten in den USA und zeigt, wie Elite- und Massenausbildung friedlich koexistieren. Nicht zuletzt geht er der Frage auf den Grund, wie es den Amerikanern gelingt, so viele Ressourcen für ihre Hochschulen zu mobilisieren und ihnen einen prominenten Platz in ihrer Gesellschaft zu geben.

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Seitenzahl: 433

Veröffentlichungsjahr: 2008

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LESEPROBE

Schreiterer, Ulrich

Traumfabrik Harvard

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Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2008. Campus Verlag GmbH

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E-Book ISBN: 978-3-593-40405-9

|9|Zu Beginn

Traumfabrik Harvard: Ohne Amerika wären die deutschen hochschulpolitischen Debatten der jüngsten Zeit ärmer und langweiliger. Seine Elite-Universitäten dienen gleichzeitig als Wunschmaschinen und als Projektionsfläche für schlimmste Szenarien. Der Name »Harvard« steht dafür wie kein anderer. Wissenschaftler schwärmen von den phantastischen Arbeitsbedingungen dort, von Spitzenleistungen in der Forschung und hochmotivierten Studenten. Politiker wetteifern um Pläne und Projekte, wenigstens eine Handvoll deutscher Universitäten auf gleiche Augenhöhe mit Harvard & Co zu bringen. Andere beruhigen, amerikanische Hochschulen seien im Durchschnitt doch viel schlechter als deutsche. Und wieder andere warnen in grellen Farben vor den schlimmen Folgen gnadenlosen Wettbewerbs, hoher Studiengebühren und der Diktatur des Marktes. So malt sich jeder sein eigenes Bild von »amerikanischen Verhältnissen«, mal rosarot, mal pechschwarz – wie es beliebt. Was Hollywood für den Film, ist Harvard für die Hochschulen: Goldstandard und Traumfabrik, und die produziert neben Glamour nun mal auch Horrorstreifen.

Warum amerikanische Hochschulen so anders sind: Diese Frage beinhaltet eigentlich gleich zwei – warum sind sie anders als das Bild, das von ihnen in Deutschland kursiert, und warum so anders als Hochschulen in Deutschland? Die Antwort auf den ersten Teil ist einfach: Weil es niemanden wirklich interessiert, wie die amerikanische Hochschulwelt aussieht und tickt. Der Anschein des Vergleichs genügt – jede(r) erfindet sich sein/ihr Amerika selber. Viele deutsche Geschichten und Ansichten über amerikanische Universitäten zeugen von geringer Sachkenntnis und Engstirnigkeit, manchmal von Besserwisserei oder sogar Arroganz gegenüber der Hochschulkultur auf der anderen Seite des Atlantik. Für die schwärmerischen Berichte deutscher Gastprofessoren aus dem land of plenty gilt das kaum weniger als für die Gelegenheitsdichtungen von Funktionären und Politikern, die auf der Suche nach dem heiligen Gral von einer Informationsreise |10|in die USA zurückkehren. Halbwahrheiten stehen hoch im Kurs, belastbare Informationen sind Mangelware. Man will seine Sicht der Welt bestätigt bekommen, aber scheut sich vor Entdeckungen.

Das ist schade. Denn die bunt schillernde, hoch differenzierte und widersprüchliche US-Hochschulwelt bietet viel Stoff für Anmutungen und Ent-Täuschungen. Was sie im internationalen Vergleich so attraktiv und einzigartig macht, ist ein Ergebnis kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Faktoren, die sich nicht einfach in andere Länder übertragen lassen. Harvard zu klonieren wird niemandem gelingen. Die von außen sichtbaren Unterschiede zwischen den akademischen Gefilden in Amerika und Deutschland beruhen auf anderen Spielregeln, Triebkäften, Arenen und Einstellungen. Kennzahlenvergleiche besagen nichts über die hidden agenda amerikanischer Hochschulen, ohne die man aber weder ihre Eigentümlichkeiten verstehen noch ihre Stärken und Schwächen angemessen beurteilen kann. Wer mehr als Binsenweisheiten aus dem Vergleich erfahren will, muss schon genauer hinschauen und sich ein Stück weit auf die Fremdheit der Neuen Welt einlassen.

Genau dazu soll dieses Buch verlocken. Es will ein analytisches Panorama aufspannen, mit breiten Pinselstrichen und klaren Fluchtpunkten. Es ist weder auf Belehrungen noch Bekehrungen aus. Es liefert keine Patentrezepte für die beste aller Hochschul-Welten und ist auch kein Ratgeber für das Studium oder eine wissenschaftliche Karriere an einer amerikanischen Exzellenz-Universität. Stattdessen versteht es sich als eine informierte Annäherung an die nicht-trivialen, gleichermaßen faszinierenden wie anstößigen Besonderheiten der US-Hochschulen – geschrieben von einem »fremden Experten«, der nach 25 Berufsjahren in der deutschen Hochschulwelt seit 2003 an der Yale University in den USA arbeitet, der alternativen Traumfabrik zu Harvard.

Die Reise umfasst sechs Stationen: Im ersten Kapitel begeben wir uns auf die Suche nach dem eigentümlichen Flair, den Besonderheiten der amerikanischen Hochschulwelt, kurz: den Leitmotiven und Regularien, die sie zusammenhalten. Im zweiten Kapitel folgen wir dem historischen Gestaltwandel des Systems und einiger seiner zentralen Institutionen, schildern die Herausbildung der American university als einer neuen, einzigartigen Einrichtung, beleuchten den Übergang zur mass higher education nach 1945 und skizzieren die Karriere der Hochschulforschung. Im dritten Kapitel geht es um eine kleine Flottenkunde amerikanischer Hochschulen und die verschiedenen Versuche, das ungeregelte, verwirrende Dickicht der Institutionen |11|zu durchleuchten, zu ordnen und in Rankings zu vermessen. Dabei zeichnen wir die Rollenverteilung zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen nach und erkunden, was eine selective school auszeichnet, ob eine normale Hochschule überhaupt in solche Kreise vorstoßen kann und wie die Arbeit und Gestalt aller Hochschulen mehr und mehr von Wettbewerbsimperativen bestimmt werden. Nahaufnahmen von vier »besonders amerikanischen« Hochschularten – liberal arts colleges, privaten Elite-Universitäten, community colleges und kommerziellen Hochschulen – runden das Lagebild ab und vertiefen es.

Das Herzstück der Hochschulausbildung »Made in the U.S.« steht im vierten Kapitel auf dem Prüfstand: Das American college, dessen in der Welt singuläres Betriebssystem und Orientierung eine gesellschaftliche Ikone aus ihm gemacht haben. Nach einem Blick auf sein Programm und das Leben auf dem Campus geht es weiter mit umstrittenen Zulassungspraktiken, explodierenden Studienkosten sowie der Frage, was beide mit dem Studierverhalten unterschiedlicher sozialer Gruppen und ethnischer Minoritäten zu tun haben. Die leidigen Finanzen und die Rolle von Hochschulräten und Sponsoren werden im fünften Kapitel erörtert: Woher bekommen Hochschulen in den USA ihr Geld, wer entscheidet über die Verwendung der Mittel, und was hat es mit den sagenhaften Vermögen und Einnahmen aus der Verwertung von Forschungsergebnissen auf sich? Zu guter Letzt versuchen wir, in einer kurzen Revue die anfangs gestellte Frage im Lichte der zwischendrin gesammelten Reiseeindrücke und Befunde zu beantworten: Warum sind amerikanische Hochschulen so anders – und haben sie den deutschen etwas voraus?

Vorab noch ein kurzes Wort zur Lesart und Sprache des folgenden Textes: Wenn hier von »Amerika« die Rede ist, sind stets die USA gemeint. »Amerikanische Hochschulen« verstehen sich also als »US-amerikanische Hochschulen«. Zudem enthält der Text viele amerikanische Begriffe und Bezeichnungen, was manchen Leser stören mag. Das Motiv dafür war nicht Wichtigtuerei, sondern Schwierigkeiten bei der sinngenauen Übersetzung bestimmter Schlüsselbegriffe zu vermeiden. Zwischentöne in hochschulpolitischen Raisonnements und der spezielle sound einzelner Einrichtungen lassen sich oft nur im Originalton einfangen. Die wichtigsten Ausdrücke werden in einem Glossar erläutert; wenn sie zum ersten Mal auftauchen, verweist ein Sternchen (*) darauf. Darüber hinaus kommen im Text durchweg nur männliche Funktionsbezeichnungen vor. Statt »Studierende« oder »Professorinnen und Professoren«, wie es politisch korrekt |12|wäre, heißt es also lediglich »Studenten« und »Professoren« – nicht aus Ressentiment gegenüber geschlechtsneutralen Bezeichnungen, sondern im Interesse eines leichteren Sprachflusses. Für beide Vergehen bittet der Autor die Leserinnen und Leser vorab um Nachsicht.

|13|1 E pluribus unum? Auf der Suche nach dem Geheimnis amerikanischer Hochschulen

Spätestens seit der weltweite Wettlauf in der Spitzenforschung zu einem Medienthema geworden ist und laufend neue Hitlisten internationaler Hochschulrankings in Umlauf gebracht werden, haben US-amerikanische Hochschulen eine Art Kultstatus erlangt. Weithin beneidet, stehen sie im Ruf, unendlich reich, Tempel der Gelehrsamkeit und olympische Talentschmieden zu sein. Dank ihres anregenden Arbeitsstils und hervorragender Leistungen locken sie die besten Studenten und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Direkt oder indirekt dienten sie während der letzten zwanzig Jahre als Vorbild für die wichtigsten Reformimpulse im deutschen Hochschulwesen, seien es Graduiertenschulen, gestufte Studienangebote, career centers, mächtigere Hochschulleitungen, Hochschulräte und vor allem Exzellenzinitiativen. Aber sie munitionieren auch Kritiker dieser Reformen, die im Kampf gegen einen angeblichen Ausverkauf der deutschen Hochschulen an die Wirtschaft gern deren »Amerikanisierung« an die Wand malen. Im Übrigen seien die berühmten Elite-Unis ohnehin nur Refugien für die happy few, einsame Spitzen in einer sonst ziemlich platten Ebene anspruchsloser Hochschulen, die deutschen Universitäten nicht das Wasser reichen könnten.1

Das stimmt. In den USA verteilen sich etwa 18 Millionen Studenten auf knapp 4.400 äußerst heterogene Einrichtungen der tertiären Bildung, winzig kleine und riesig große, private und öffentliche, arme und reiche, reine Lehranstalten und exzellente Forschungsuniversitäten. Auf das extreme akademische Qualitätsgefälle im amerikanischen Hochschulwesen hinzuweisen gehört inzwischen zum guten Ton. Zu einem besseren Verständnis des Neid-Phänomens trägt das aber nur wenig und zur Entzauberung der amerikanischen Idol-Hochschulen gar nichts bei.

Wer nur die Schlagzeilen über Nobelpreisträger und Eliten, sagenhafte Vermögen, Schießereien auf dem Campus oder hoch verschuldete Studenten kennt, kann viele Überraschungen erleben, wenn er bereit ist, sich |14|in der amerikanischen Hochschulwelt etwas näher umzuschauen – positive oder enttäuschende, je nach Couleur. Zwischen akademischem El Dorado und sozialer Kälte, wissenschaftlichem Ödland und herausragender Exzellenz liegt eine faszinierend bunte Landschaft durchweg selbstbewusster, quirliger Institutionen. Doch ein tiefer Graben trennt die akademischen Kontinente auf beiden Seiten des Atlantik. Weil auf der amerikanischen so vieles anders ist, tun sich europäische Beobachter häufig schwer damit, deren Muster und Spielregeln zu begreifen. Ungewöhnliche Einzelphänomene wie akademische Rituale, der beinharte, ans Pathologische grenzende Wettbewerbsdruck, die Faszination bestimmter Teamsportarten oder das gefeierte Alumniwesen bleiben ihnen fremd – und irgenwie auch unheimlich. Das betrifft nicht zuletzt die Rolle und den Stellenwert der Hochschulbildung in der amerikanischen Gesellschaft. Higher education* wird dort von einer Semantik eingerahmt und getragen, die man in Europa kaum antrifft – und die daraus ein mit Erwartungen, Hoffnungen und Versprechungen hoch aufgeladenes gesellschaftliches Projekt macht. Das Hochschulsystem und seine Einrichtungen verdanken ihr mehr als nur ein eigentümliches Flair und einen »typisch amerikanischen« Grundton. Sie verdanken ihr eine besondere Gestalt.

Dieser Einbettung der Hochschulen in die Kultur und das gesellschaftliche Gewebe der USA nachzuspüren, kommt einer Erkundungsreise in einen fremden Kontinent gleich. Mitreisende seien gewarnt: Sie müssen sich von einer Reihe gängiger Klischees und falscher Annahmen verabschieden. Erstens kann gar nicht oft und laut genug gesagt werden, dass Harvard nicht alles und nicht alles in Amerika Harvard ist. Allerdings gibt es dort sehr viel mehr Hochschulen als in den meisten anderen Ländern, und in der Lebenswelt nimmt higher education wahrscheinlich einen wichtigeren Platz ein, als es irgendwo sonst der Fall ist. Mit der zweiten Ent-Täuschung verhält es sich schon etwas komplizierter. In den USA studiert man nämlich nicht etwa zielstrebiger und schneller als in Deutschland, wie oft suggeriert wird, sondern zunächst einmal anders. Vergleiche und die Suche nach best practices macht das nicht gerade einfacher. Das dritte Warnschild bezieht sich auf den weit verbreiteten Glauben, amerikanische Hochschulen achteten auf ein straffes Kostenmanagement, würden wie Wirtschaftsunternehmen geführt und arbeiteten wesentlich effizienter als die behäbigbürokratischen Staatsanstalten in Europa.

|15|Nicht überall ist Harvard

Hochschulen sind in den USA allgegenwärtig. Fast jedes Städtchen und jeder Bezirk beherbergt eine Einrichtung der tertiären Bildung. Mit wohlklingenden Namen, schicken Logos, schmucken Fassaden und Reklame an Gebäuden oder Bussen, in Zeitungsanzeigen und Fernsehspots werben sie um Studenten, Sponsoren, öffentliches Ansehen, das Wohlwollen der Bürger und die Unterstützung von Abgeordneten und Unternehmen.2 Wo keine Hochschule vor der Tür liegt, stehen Online-Anbieter zu Diensten. Um eine hochschulfreie Zone zu finden, muss man weit fahren, tief hinein ins zurückgebliebene Hinterland des Kontinents oder in seinen bible belt. Die Küsten Neuenglands und Kaliforniens dagegen sind so dicht mit Colleges und Universitäten aller Art gespickt, dass deren Namen selbst gut informierten Zeitgenossen nicht viel sagen. Mit den berühmten Anstalten der ivy league* haben die meisten nur gemein, dass ihre Aufgabe, und manchmal bedeutet das auch ihr Geschäft, higher education heißt.

Forschung, ein zentraler Bezugspunkt für das Selbstverständnis deutscher Universitäten, spielt für die übergroße Mehrzahl dieser Einrichtungen so gut wie keine Rolle. Sie haben weder den Nimbus noch die Ressourcen der berühmten Elite-Unis – und streben auch gar nicht danach. Die meisten offerieren eine Ausbildung, wie man sie in der Region oder bei einer besonderen Zielgruppe schätzt und die man sich, wenngleich oft zähneknirschend, einiges kosten lässt. Selbst die etwa 250 bis 300 Forschungsuniversitäten (research universities) umweht nicht die ehrwürdige Aura ihrer älteren europäischen Schwestern. Nur bei Harvard & Co ist etwas davon zu spüren, aber sie sind nicht einmal für diesen Typ »typisch«, sondern spielen in einer speziellen Liga.

New Haven, eine zwischen New York City und Boston gelegene einst reiche, heute aber verarmte Stadt von 130.000 Einwohnern, bietet ein gutes Beispiel für die Alltäglichkeit und Vielfalt von Hochschulen in Amerika – und zugleich auch für die Unübersichtlichkeit der Szene. Neben der vornehmen privaten Yale University mit gut 11.000 Studenten und knapp ebenso vielen Beschäftigten beherbergt sie sechs weitere Hochschulen: Drei private Universitäten mit zusammen 18.000 Studenten und einen kleinen privaten Anbieter von Online-Kursen für nichtärztliche Gesundheitsberufe sowie zwei öffentliche Einrichtungen, nämlich eine regionale Landes-Hochschule mit 12.000 Studenten und ein Community College*, das höhere Bildungsabschlüsse unterhalb des Bachelorgrades und weiterbildende |16|Veranstaltungen für weitere 15.000 meist berufstätige Studenten anbietet. Obgleich die drei privaten Hochschulen ihrer berühmten Schwester Yale in keiner Weise das Wasser reichen können, sind auch sie in ihrem Marktsegment gut etabliert. Auch sie verlangen saftige Studiengebühren – mehr als 25.000 Dollar pro Jahr – und suchen sich ihre Studenten aus einem großen Bewerberpool aus. Trotz dieser erstaunlichen Hochschuldichte käme es New Haven aber nie in den Sinn, sich mit dem Titel »Universitätsstadt« zu schmücken: Dafür sind Colleges ein viel zu selbstverständlicher Teil des amerikanischen Lebens, nicht viel anders als die unvermeidlichen shopping plazas oder lokalen Feuerwachen.

Jeder Amerikaner mit einem halbwegs hochwertigen und interessanten Job hat irgendwo irgendwann irgendeine Art von higher education durchlaufen. Ein Collegeabschluss ist längst die notwendige Voraussetzung dafür, um eine gut bezahlte, einigermaßen befriedigende Anstellung mit einer halbwegs sicheren Perspektive zu finden, ein auskömmliches Leben führen und vielleicht sogar Karriere machen zu können. Zwar bietet er keine Gewähr mehr dafür, ist kein sicherer Weg zum Erfolg im bürgerlichen Leben. Aber nur mit einem Highschool Diploma (HSD) in der Tasche lässt sich all das kaum noch erreichen, und wer die Schule gar ohne Abschluss verlässt, hat so gut wie gar keine Chance auf eine längerfristige Anstellung und einen anständig bezahlten Job, eine Kranken- und Rentenversicherung. Die Wasserscheide zwischen kalkulierbaren und prekären Lebensläufen verläuft immer stärker zwischen Collegeabschluss und HSD.3 2004/05 hatten sogar 37 Prozent der Flugbegleiter, 21 Prozent der Einbalsamierer und 13 Prozent der Sicherheitskräfte und der dealer in Casinos ein College absolviert.4 Obwohl die Engführung zwischen Bildungsabschluss und Beruf in den USA viel schwächer ist als in Deutschland, gibt es dennoch ein klares Junktim zwischen formaler Ausbildung und beruflichen Chancen, Hochschulbildung und Lebensführung. So erklärte mehr als die Hälfte der Befragten in einer repräsentativen Umfrage vom Februar 2007, ein Collegeabschluss sei »necessary for achieving success«, und sage und schreibe 82 Prozent glaubten, dass tatsächlich jeder, der es nur wolle und über die nötigen Fähigkeiten und die Energie verfüge, eine Hochschule besuchen könne (Chronicle of Higher Education, 31.4.2007). Das College ist aus dem amerikanischen Leben nicht mehr wegzudenken; es ist zu einer gesellschaftlichen Schlüsselinstitution geworden. Empirisch ist der enge Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und Lebenschancen seit Mitte der 1970er Jahre zweifelsfrei nachweisbar: Lag das Durchschnittseinkommen |17|von Hochschulabsolventen damals um 36 Prozent über dem von Inhabern eines HSD, fiel die Prämie dreißig Jahre später mit 76 Prozent mehr als doppelt so hoch aus (College Board 2007).

Amerikaner respektieren und schätzen die Institute, die ihnen zu solchen Erfolgen verhelfen können und einen so wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wohlergehen leisten. Doch obwohl sich die ganze amerikanische academy und selbst winzigste Lehranstalten gern mit prächtigen architektonischen Dekors, prunkvollen Fassaden, eleganten Türmchen und parkähnlichen Geländen umgeben und schmücken, ist von Ehrfurcht gegenüber den stolzen Tempeln der Wissenschaft oder akademischer Gelehrsamkeit im Alltagsleben der USA kaum etwas zu spüren. Keinem Postangestellten oder Versicherungsvertreter würde eine Visitenkarte mit dem Titel »ordentlicher Universitätsprofessor« Respekt abnötigen. Im bürgerlichen Leben verkehrt man ohnehin nur per Vornamen, und obwohl manche Universitäten Gehälter zahlen, die aus deutscher Sicht fürstlich anmuten, zählen Professoren normalerweise nicht zur großen Gruppe der Besserverdienenden, in der sich in erster Linie Geschäftsleute, Ärzte, Wirtschaftsanwälte und Finanzexperten tummeln.

Trotz dieser Veralltäglichung ähneln amerikanische Hochschulen nur selten jenen grauen, trostlosen Anstalten, wie man sie aus Europa kennt. Im Gegenteil. Fast alle legen großen Wert auf ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild, schöne Gebäude und Anlagen, gut ausgestattete Hörsäle und plüschige lounges für Studenten und Lehrkräfte. Das demonstriert, dass die Einrichtung etwas auf sich hält und ihren Studenten, Professoren und Angestellten ein Umfeld bietet, das die hohe Wertschätzung ihrer Aufgaben und Arbeit zum Ausdruck bringt. Amerikanische Hochschulen leben, heute mehr denn je, von großen Erwartungen. Im beinharten Wettbewerb um Studienbewerber, Reputation, Fördermittel und Sponsorengunst besitzen solche scheinbaren Äußerlichkeiten hohen Signalwert. Ein College, das sich auf dem heiß umkämpften Markt zahlungskräftiger Studieninteressenten und Starprofessoren behaupten will, kann sich keine mit Graffiti besprühten Betonburgen, von Unkraut überwucherte Wege oder schäbige, ungeputzte und schlecht belüftete Seminarräume erlauben.

Das pieksaubere, edel getrimmte, bisweilen auch pompöse äußere Erscheinungsbild amerikanischer Hochschulen ist jedoch nicht bloß ein plumper Trick aus der Marketingkiste. In den schicken Fassaden spiegelt sich auch und vor allem ein starkes Selbstbewusstein, nicht selten sogar expliziter Stolz auf ihre Aufgaben und Tätigkeit (mission*) und ihre Leistungen|18|. Bescheidenheit macht sich schlecht – sowohl draußen auf dem Markt als auch drinnen in der community. Amerikaner, heißt es oft, sehen sich selber gern als optimistische Menschen. Sie schätzen Tatkraft und können mit Bedenkenträgern oder der sprichwörtlichen deutschen Angst wenig anfangen. In der Tat lernen sie von klein auf, positiv zu denken, die Menschen und Dinge, denen sie begegnen, great und awesome zu finden und nicht an allem herumzumäkeln. Dass in einer solchen Kultur auch Hochschulen ein positives Selbstbild ausstrahlen müssen, versteht sich von selbst. Darüber hinaus steht das institutional bonding, die emotionale Bindung an Bildungseinrichtungen, in den USA überall hoch im Kurs. »Look and feel good«: Dieser simplen Devise aus dem Marketing-Handbuch huldigen nicht nur die berühmten und teuren Hochschulen, sondern auch tausende kleine Colleges auf dem platten Land. Was deutschen Besuchern als übertriebene, großspurige oder schmalzige Selbstinszenierung vorkommen mag, gehört für sie zum kleinen Einmaleins institutioneller Überlebensstrategien.

Studienstrukturen

Die zweite Ent-Täuschung über amerikanische Verhältnisse betrifft die Tatsache, dass hier ganz anders studiert wird, als man es aus Deutschland oder sonstwo in Europa kennt. Das Bachelor-Studium an einem College hat seiner Anlage und Ausrichtung nach mit dem Fachstudium, wie es grosso modo überall sonst auf der Welt üblich ist, wenig zu tun. Während man deutsche Abiturienten zu fragen pflegt, was sie studieren wollen, und erst in zweiter Linie wissen will, wo und an welcher Hochschule, verhält es sich in den USA genau umgekehrt. Hier zählt vor allem, wo man studiert – das heißt, an welche Art von Hochschule man es geschafft hat. Für welches Fach oder welchen Beruf sich die hoffnungsfrohen Studienanfänger entscheiden, nachdem sie die vielerorts sehr hohen Zulassungshürden genommen haben, spielt in der Regel zunächst einmal keine oder nur eine geringe Rolle und wird erst im dritten oder vierten Studienjahr relevant. Viele Studenten – vor allem solche an den sogenannten Elite-Unis – gehen ziemlich locker mit der Frage nach ihren weiteren beruflichen Plänen um. Was ein Hochschuldiplom in der realen Welt Wert ist, hängt viel weniger vom gewählten Fach und den Kompetenzen ab, die Absolventen in einem |19|bestimmten Studiengang erwerben sollen, als vom Prestige der Institution, die es vergibt.

Dieser amerikanische Sonderweg in der Architektur hochschulischer Bildung hat weitreichende Folgen: Er bestimmt die Struktur des Studien- und Hochschulsystems, die innere Organisation der Hochschulen und nicht zuletzt die Studienfinanzierung. Unmittelbar sichtbar wird er in der organisatorischen Trennung von undergraduate, graduate und professional studies.* Jura und Medizin sind klassische professional studies, die inzwischen durch einen breiten Kranz anderer wie Pädogogik (education), business administration, Teile der Ingenieurwissenschaften und nichtärztliche Gesundheitsberufe (nursing) ergänzt werden. Die Studiendauer schwankt zwischen zwei und vier Jahren, und jede professional school verleiht ihre eigenen Abschlussgrade – Medizin den Medical Doctor (MD), Jura den Juris Doctor (JD), Betriebswirtschaft den Master of Business Administration (MBA) und so weiter. All diese Fächer kann man nicht grundständig, das heißt direkt nach der Schule, sondern erst dann studieren, wenn man ein vierjähriges undergraduate-Studium mit dem Bachelor abgeschlossen hat. Das gilt auch für wissenschaftsorientierte graduate studies, die entweder zu einem eigenständigen (terminal) Master in einem bestimmten Fach oder Studienprogramm oder zu einer Promotion zum Philosophiae Doctor (Ph.D.) führen. Nach dem Bachelor müssen die Studenten dafür zunächst noch zwei oder drei Jahre Kurse absolvieren, für die manche, aber längst nicht alle Universitäten einen Mastergrad verleihen. Wie schon in der ersten Studienphase, für die sich die unspezifische Bezeichnung College* eingebürgert hat, entscheiden die Hochschulen auch in berufsorientierten und wissenschaftsorientierten Studienfeldern der graduate education nach eigenem Gutdünken und Ermessen über die Auswahl der Bewerber. Je mehr sie ablehnen, desto besser ist das für ihr Prestige, denn das signalisiert Qualität.

Für eine »Hochschulzugangsberechtigung«, wie sie das deutsche Abitur darstellt, ist im amerikanischen Bildungswesen kein Platz. Kein College, keine graduate oder professional school würden einen Zuweisungsmechanismus akzeptieren, der sie zwingt, sich auf das Urteil einer anderen Institution zu verlassen oder gesetzlichen Vorschriften über Auswahlverfahren und -kriterien zu folgen. Selber zu entscheiden, wen sie als Studenten akzeptieren und wen nicht, versteht man in Amerika als einen Kernbereich der Hochschulautonomie. Der Wettbewerb um Studienbewerber und die Zulassungspraxis der Hochschulen sind sehr wichtige Instrumente für ihre Profilierung und qualitative Differenzierung. Alle Einrichtungen – ganz |20|gleich, ob in privater oder staatlicher Trägerschaft – hüten dieses Auswahlrecht wie ihren Augapfel. Studienbeweber können nur dann gegen einen Ablehnungsbescheid vor Gericht ziehen, wenn sie nachweisen können, dass sie auf Grund sachfremder persönlicher Merkmale (dazu zählen insbesondere Hautfarbe, ethnische Herkunft und Geschlecht) zurückgewiesen wurden, weil die Hochschule damit gegen Antidiskriminierungsgesetze verstoßen hätte.

Unterschiede zwischen den USA und Europa zeigen sich aber nicht nur in den Zugangsregeln und in der Struktur des Studiums, sondern auch im Verständnis dessen, wie ein richtiges Studium auszusehen hat. Auf dieser Seite des Atlantik hat es sich eingebürgert, Hochschulbildung von ihren berufsvorbereitenden Funktionen her zu denken, zu gestalten und zu steuern: Der Abschluss soll für einen bestimmten Beruf qualifizieren, das Studium die dafür notwendigen (fach)wissenschaftlichen Grundlagen und Kompetenzen vermitteln. Im Vergleich dazu wirkt das Curriculum des American college unspezifisch, unwissenschaftlich und luftig. Die beiden ersten Studienjahre sind inhaltlich oft sehr breit angelegt. Sie gelten als eine Findungsphase, in der sich die Studenten mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, Problemen und Methoden beschäftigen dürfen und sollen. Dem Fachstudium im engeren Sinne bleiben nur die letzten zwei Studienjahre vorbehalten. Tatsächlich haben denn auch nur wenige Studienanfänger eine klare Vorstellung davon, was sie studieren und welchen Beruf oder welches Betätigungsfeld sie später einmal anstreben wollen.

Besucher aus Deutschland erklären sich das in der Regel damit, dass die Colleges Versäumnisse der amerikanischen Schulbildung aufholen müssten, um die es bekanntlich sehr schlecht bestellt sei. Anders gesagt: Besäßen amerikanische Studienanfänger (freshmen) eine Schulbildung wie deutsche Abiturienten, wäre der Firlefanz von breiter Grundlagenbildung an den Hochschulen unnötig. Hier haben wir ein wunderbares Beispiel für das, was Erwing Goffman »framing« nannte. Wahrnehmung, Bewertung und Funktionsweise unterschiedlicher Hochschulsysteme folgen distinktiven kulturellen Praktiken und Mustern. Aus amerikanischer Sicht stellen sich das Problem und der Auftrag des College nämlich völlig anders dar – wie genau, wird im vierten Kapitel näher zu zeigen sein.

Dabei kann man sich in Amerika eine solche erstaunliche Gelassenheit gegenüber den konkreten beruflichen Verwendungszwecken eines College-Studiums nicht etwa deswegen leisten, weil sowieso alle Absolventen weiter |21|studieren: Nur knapp 30 Prozent der Bachelor erwerben einen professional degree, einen Master- oder Doktortitel, manchmal direkt im Anschluss ans College, oft aber auch erst viel später. Für die große Mehrzahl amerikanischer Studenten ist die Studentenzeit mit der Abschlussfeier des College vorbei. Nicht nur nominell, sondern faktisch bildet der Bachelor in den USA somit den Regelabschluss einer Hochschulausbildung. Trotzdem insistiert niemand darauf, dass er berufsqualifizierend zu sein habe. Dieses Paradox wird vor dem Hintergrund von zwei Faktoren verständlich, die ihrerseits eine Art amerikanischer Sonderweg darstellen: Da ist, erstens, ein Beschäftigungssystem, in dem berufliche Tätigkeiten und Positionen nicht unmittelbar an Bildungspatente geknüpft sind und ein Wechsel zwischen verschiedenen Branchen und Karrierewegen an der Tagesordnung ist. Zweitens herrschen über das, was eine educated person auszeichnet, unterschiedliche Erwartungen, die in den Inhalten und Formen des Studiums ihren Niederschlag finden.

Ressourcen und Management

Dass sie auf einem Kontinent gelandet sind, in dem andere Größenordnungen gelten, wird Besuchern spätestens dann klar, wenn es ums Geld geht. Inzwischen hat sich zwar überall herumgesprochen, dass ein Studium in den USA nicht umsonst zu haben ist und dass die Budgets der bekannten Forschungsuniversitäten die ihrer europäischen Schwestern weit in den Schatten stellen. Viele Hochschulen geben jährlich mehrere Milliarden Dollar aus und besitzen riesige Vermögen (endowments*), aus deren reichlich sprudelnden Erträgen sie hervorragende Studienbedingungen und eine erstklassige wissenschaftliche Infrastruktur ermöglichen und hochkarätigen Spitzenforschern astronomische Gehälter zahlen können. Der fabelhafte Reichtum vieler, wenn auch bei weitem nicht aller privater Hochschulen in den USA ist indes nur die Spitze eines immensen Ressourcenschatzes. Unter allen Ländern der OECD wenden die USA mit Abstand den größten Anteil des Bruttoinlandproduktes (GDP) für die tertiäre Bildung auf. Lag der Durchschnittswert privater und öffentlicher Ausgaben dafür 2003 in den Mitgliedsländern bei 1,4 Prozent, kamen die USA sage und schreibe auf das Doppelte davon – satte 2,8 Prozent, 1,2 Prozent als staatliche und 1,6 Prozent als private Mittel.5 Entfielen auf jeden Studenten in den USA |22|2002 durchschnittlich 18.500 Dollar, mussten sich deutsche Studenten (unter Berücksichtigung der Kaufkraftparität) mit einem guten Drittel dieser Summe begnügen, nämlich 6.600 Dollar pro Kopf. Bereits diese Zahlen deuten darauf hin, dass Studium und Hochschulen Amerikanern und Deutschen unterschiedlich viel Wert sind.

Auch wenn Geld wichtig ist und alle Hochschulen mit harten Bandagen um mehr Ressourcen kämpfen, sind die allermeisten privaten Hochschulen Amerikas keine erwerbswirtschaftlichen Betriebe. Zwar ist higher education längst ein business geworden, in dem sich seit den 1990er Jahren auch etliche börsennotierte Unternehmen tummeln und mit kompletten Studiengängen oder maßgeschneiderten Weiterbildungsangeboten glänzende Geschäfte machen. Doch die große Mehrzahl der privaten Hochschulen arbeitet nicht for-profit*, sondern ist als gemeinnützig anerkannt und von der Steuerpflicht befreit. Mit ihren Aktivitäten in Forschung, Lehre und Wissenstransfer wollen sie keine finanziellen Gewinne erzielen. Ihr Geschäft ist die Pflege der Wissenschaften und higher education im weitesten Sinne. Im amerikanischen Kontext bedeutet das, in das Prestige einer Hochschule zu investieren und ihre Reputation zu stärken: Das sind die Währungen, mit denen die Hochschulwelt rechnet. In der Aufholjagd um vordere Rankingplätze und im Kampf um die besten Professoren und Studienbewerber scheuen die einzelnen Einrichtungen weder Kosten noch Mühen. Um erfolgreich zu sein, müssen sie ihre Mitbewerber, den Markt und ihren Platz darin gut kennen und vor allem wissen, was zu tun ist, um ihn zu behaupten oder auszubauen. So lautet die Devise: market smart sein, aber mission centered bleiben (Zemsky u.a. 2005). Betriebswirtschaftliche Kalküle spielen nur insoweit eine Rolle, als sie zur Erreichung dieser Ziele beitragen – und »to make a profit« gehört nun einmal nicht dazu. Gegenüber dem mächtigen Drang zur Statuspflege wird Effizienz zweitrangig (Brint 2005).

Auch über das Management amerikanischer Hochschulen kursieren viele Stereotype, die mit der Realität nur wenig zu tun haben. US-Universitäten, heißt es oft, würden dank mächtiger Aufsichtsräte (boards of trustees*) und weitreichender Kompetenzen ihrer Präsidenten und Administratoren so straff und effizient geführt wie Unternehmen der Wirtschaft. Doch teils aus Prinzip, teils aus historischen Gründen sind die meisten privaten Forschungsuniversitäten und Colleges ausgesprochen dezentral organisiert, ihre Entscheidungsverfahren und -abläufe häufig schwerfällig und intransparent. Zwar geben nicht unbedingt professorale Kapellmeister den Takt an, doch in allen wichtigen Fragen behält die faculty* das letzte |23|Wort. An ihrem Veto führt kein Weg vorbei. Jeder Hochschulpräsident ist gut beraten, nicht an den Professoren seiner Hochschule vorbei oder gar gegen sie zu regieren, sondern sie so weit einzubinden, wie es irgend geht. Konflikte um die Amtsführung ruppiger Präsidenten und Misstrauensvoten der faculty gegen ihre Hochschulleitung sind nicht gerade selten. Manch ein Präsident musste das Handtuch werfen, weil sein corporate style auf wenig Gegenliebe stieß. Wie delikat die Balance zwischen Hochschulspitze und Professoren ist, zeigte sich in der spektakulären Revolte von Harvards faculty of arts and sciences* gegen Präsident Larry Summers, die ihn im Sommer 2006 zum Rücktritt von der Spitze dieser Mutter aller Elite-Unis zwang.

Wenn die Entscheidungsstrukturen amerikanischer Hochschulen, privater wie öffentlicher, auf den ersten Blick schlanker wirken als die der akademischen Selbstverwaltungsoasen deutscher Universitäten, dann kann das leicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entscheidungsprozesse dort nicht immer schneller und weniger intransparent verlaufen. Ein Blick auf die große Zahl hauptamtlicher akademischer Managementposten, Komitees und Regularien in jeder privaten Hochschule genügt, um daran zweifeln zu lassen, ob sie wirklich freihändiger und effektiver geführt werden als öffentliche Hochschulen, deren Arbeit auch in Amerika einer erschreckenden Fülle von Verwaltungsvorschriften unterliegt. In den herausragenden Forschungsuniversitäten, egal ob privat oder staatlich, führt jedenfalls nicht der Finanzvorstand (CFO) mit knallharter Kosten-Leistungs-Rechnung das Szepter.

Unterschiede – Ein Blick aus der Vogelperspektive

Wir sehen: Wer bereit ist, sich auf die neue Welt und ihre Spielregeln einzulassen, kann viele Überraschungen erleben – for better or worse, wie es so schön heißt. Vertrautheit mit akademischen Gefilden und Gebräuchen hilft dem Besucher leider nicht immer, sich einen Reim darauf zu machen. Übersetzungsprobleme zwischen verschiedenen Kulturen und sozialen Praktiken kennt man aus vielen Bereichen. Sie sind keineswegs typisch für Hochschulen oder Bildungseinrichtungen. Die Fabriken eines Automobilkonzerns zum Beispiel funktionieren in Japan »irgendwie anders« als in England oder in den USA, obwohl überall derselbe Wagentyp produziert |24|und derselbe Betriebszweck verfolgt wird. Hochschulen dagegen unterscheiden sich schon in ihren Aufgaben und Funktionen erheblich von Land zu Land – und damit selbstverständlich auch in ihren Produkten, Selbstbeschreibungen, Strukturen und Prozessen. Darin spiegeln sich nicht nur externe Anforderungen – des Arbeitsmarktes, der Wirtschaft oder der Politik. Vielmehr sind Hochschulen selber Ko-Produzenten moderner Gesellschaften, denn die Kompetenzen und Weltsichten, die sie vermitteln, umfassen nicht nur technische Skripte und Fertigkeiten, sondern formen und legitimieren auch die moral and political economy der jeweiligen Gesellschaft (Ben-David 1977; Scott 1990; Meyer 2005; Frank/Gabler 2006). In den bemerkenswerten nationalen Unterschieden, die wir zwischen Hochschulen und in ihren Betriebssystemen erkennen können, kommen daher nicht zuletzt von diesen selbst mit-produzierte Weltbilder zum Ausdruck. Stärker als andere soziale Institutionen neigen Hochschulsysteme und einzelne Hochschuleinrichtungen außerdem dazu, einen »Eigensinn« zu entfalten und ihren Aktivitäten eine jeweils besondere »organizational saga« (Clark 1972) zu unterlegen, die sich nicht auf schlichte funktionale Anforderungen zurückführen lässt.

Daten und Kennzahlen, wie sie für internationale Vergleiche von Hochschulsystemen üblicherweise herangezogen werden, sind blind gegenüber solchen Kontexten und Rückkoppelungen. Als Indikatoren sind sie gleichwohl wertvoll, wenn sie dazu anregen, hinter die Kulissen zu schauen und nach den politischen, historischen, sozialen und kulturellen Gründen für die messbaren Unterschiede zu fragen. Daher scheint es ratsam, Konturen und einige Grundmerkmale der Hochschulen in Amerika zunächst aus der Vogelperspektive zu betrachten, bevor wir uns an die beschreibende Analyse des Systems und seiner institutionellen Besonderheiten machen. Lässt sich schon von weitem erkennen, warum es international zum »Goldstandard« für Hochschulbildung werden konnte und auf der ganzen Welt beneidet wird, wie amerikanische Hochschulforscher gern und stolz behaupten (Altbach 2001a; Ehrenberg 2002)? Was haben amerikanische Universitäten – von ihren scheinbar unerschöpflichen Ressourcen und größeren organisatorischen Freiheiten einmal abgehesen – ihren europäischen Schwestern voraus, dass sie diese im Wettlauf um akademische Spitzenplätze und internationale Attraktivität hinter sich gelassen haben und so unverblümt als »lame ducks« bezeichnen können?6 Und warum hat sich die American university trotz ihrer vielen Anleihen bei Oxbridge und |25|Berlin zu einem völlig neuen, ganz eigenen Typ akademischer Institution entwickelt?

Unter Kennern der internationalen Hochschulentwicklung gilt es als ausgemacht, dass die USA das größte, heterogenste und am stärksten vom Markt bestimmte Hochschulwesen auf der ganzen Welt besitzen. Seit den 1930er Jahren haben seine Matadore Diversität und Dynamik als seine besonderen Markenzeichen bezeichnet.7 Seine unordentliche Vielfalt, hört man allenthalben, zeuge nicht nur von Erfindungsreichtum und unternehmerischer Klugheit, sondern auch von einem »true commitment« der amerikanischen Gesellschaft, jedem, der lernen wolle, die Gelegenheit dazu zu bieten. Wenn die Wirtschaft und Gesellschaft der USA oft mit ähnlichen Begriffe charakterisiert werden, ist das kein Zufall. Die Parallelen liegen auf der Hand. So verkündete Lee Shulman, Präsident der Carnegie Foundation, noch 2006 kurz und bündig, der spezielle »genius of American education« – Neugier, Entdeckungsfreude und Risikobereitschaft – sei genau derselbe wie der »genius of our economy« (Shulman 2006: B9).

Doch Vielfalt hat ihren Preis. Zwischen den einzelnen Hochschulen gibt es so riesige Unterschiede, dass es schwer fällt, Gemeinsamkeiten zu entdecken – außer der, dass alle Studenten eine abgeschlossene Sekundarschulbildung besitzen und jeder Hochschullehrer mit »professor« angeredet wird. In Ländern wie Deutschland, in denen die Hochschulausbildung seit jeher staatlich beaufsichtigt und gelenkt wurde, wirken solche Verhältnisse höchst verdächtig. Hat nicht der Staat für die Einhaltung akademischer Mindeststandards auch außerhalb der staatlichen Hochschulen zu sorgen, eine Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen zu gewährleisten und deren Nennwert durch vorsorgende Niveaupflege abzusichern? Darf man das wertvolle Gut der Hochschulbildung dem ungezügelten Spiel der Marktkräfte überlassen? Bringt das nicht unkalkulierbare Qualitätsrisiken mit sich und entwertet die Abschlüsse? Die Angst vor möglichen negativen Folgen des Wettbewerbs wiegt hier schwerer als die Einsicht, dass auch eine umfassende staatliche Regulierung der Hochschulen Schattenseiten hat und oft mir geringerer Flexibilität, Niveaunivellierung und Qualitätseinbußen an der Spitze des Systems erkauft wird.

In den USA setzt man die Akzente völlig anders. Hier ist man geneigt, institutionelle Zersplitterung und die riesige Streubreite in den Studienangeboten für unschöne, aber wohl auch unvermeidbare Begleiterscheinungen einer kraftvollen Dynamik und beeindruckenden Leistungsstärke (performance) des Hochschulsystems zu akzeptieren. Anders als in Europa hat |26|sich die amerikanische Hochschullandschaft ohne jede fürsorgliche Aufsicht des Staates, weitgehend ungeplant, ungeordnet und unkoordiniert entwickelt. Chaotisch wirkt sie indes nur auf den ersten Blick. Innerhalb ihrer einzelnen Segmente gelten nämlich relativ klare und nachvollziehbare Spielregeln, selbst wenn diese nirgendwo explizit festgehalten oder gar in Gesetzestexten niedergelegt sind. Ein System nur dem Namen nach – ein »non system« nennt es Altbach (2001: 17) – folgt das amerikanische Hochschulwesen gleichwohl keiner Logik, die seine einzelnen Teile übergreifen und das Verhalten der Akteure steuern würde. Einen verbindlichen Bauplan besitzt es nicht, dafür aber eine grenzenlose Offenheit und Inklusionskraft. Vor keinem Anliegen und keiner Aufgabe, die man ihnen zutrug, schreckten Hochschulen in Amerika zurück, nur weil sie Angst hatten, sie könnten ihrer unwürdig sein. Mit dem sprichwörtlichen amerikanischen Optimismus sahen und sehen sie überall stets mehr Chancen als Risiken. Für Dünkel war und ist kein Raum. Mancher hagestolze Ordinarius würde sich verwundert die Augen reiben, wenn er sähe, was das Vorlesungsverzeichnis einer so reputierlichen Hochschule wie der Columbia University in New York City zu bieten hat – da ist nichts, was es nicht gibt. Falls sich eine Hochschule doch einmal zu schade sein sollte, ein neues Vorhaben aufzugreifen, macht es eben eine andere – und im Zweifelsfall gründet man eine neue. Auf diese Weise kamen einerseits immer mehr soziale, religiöse und ethnische Gruppen in ihre Reichweite und in den Genuss einer teilweise auf deren speziellen Bedürfnisse zugeschnittenen Hochschulausbildung. Andererseits fiel amerikanischen Hochschulen damit auch international eine Vorreiterrolle in den Themen und Inhalten von Lehre und Forschung zu – und zwar nicht etwa nur in »nützlichen«, wirtschaftlich interessanten Gebieten wie Informatik und Biomedizin, sondern auch in solchen Kultfächern wie Geschlechterstudien, gay and lesbian studies, postcolonial studies oder film studies.

Nicht zuletzt dieser nahezu bedingungslosen Offenheit gegenüber neuen Ideen, gesellschaftlichen Bedürfnissen und politischen Anliegen verdanken die Hochschulen in Amerika ihre hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Dem System verleiht sie eine irritierende Vielgestaltigkeit – und seinen einzelnen Einrichtungen den nötigen Spielraum und die Kraft, sich wechselnden Anforderungen zu stellen, ohne auf Traditionen und Gepflogenheiten, Gesetze, Verordnungen oder Genehmigungsvorbehalte Rücksicht nehmen zu müssen. Während staatliche Hochschulen in Europa ihr Aufgaben- und Leistungsspektrum nur dann verändern können, wenn sie |27|einen gesetzlichen Auftrag und entsprechende Steuermittel dafür erhalten, müssen amerikanische Hochschulen ihre Leistungsangebote auf dem Markt platzieren – und das heißt, so schneidern, dass sie für bestimmte Zielgruppen attraktiv sind. Daher gibt es in den USA Hochschulen für jeden Geschmack – eine Handvoll berühmter Elite-Unis mit hoher internationaler Leuchtkraft, Dutzende weniger berühmter und dennoch ausgezeichneter Voll-Universitäten, tausende Colleges von sehr unterschiedlicher Größe, Ausrichtung und Qualität. Es gibt staatliche und private, regionale und technische Hochschulen, und jede Menge Nischenanbieter. Dazu gehören die kleinen, elitären liberal arts Colleges* ebenso wie Hochschulen, die sich ausdrücklich, wenn auch nicht ausschließlich an schwarze, römisch-katholische, jüdische oder fundamental-christliche Studenten richten, nur Frauen beziehungsweise nur Männer aufnehmen. Dazu gehört schließlich eine Fülle berufsbildender Institute, selbständiger professional schools und privater Online-Anbieter.

Selbst das fast neurotisch anmutende Prestigestreben vieler Hochschulen steht dieser Offenheit nicht unbedingt im Weg: Auch Universitäten und Colleges, die einen höheren Platz in den Rankings anstreben, sind eifrig bemüht, Studenten aus verschiedenen sozialen, ethnischen und kulturellen Milieus zu gewinnen, weil sie ihren Bewerberpool verbreitern und ihr Image aufmöbeln wollen: Sie demonstrieren damit, dass ihnen die diversity* ihrer Studentenschaft wichtig ist, dass sie soziale und kulturelle Schranken überwinden wollen und talentierten, ehrgeizigen, hart arbeitenden kids sogar dann eine Chance geben, wenn sie die Studiengebühren nicht bezahlen können und in den standardisierten Zulassungstests schlechter abschneiden als ihre Konkurrenten aus wohlhabenden, gebildeten Familien. Als Ezra Cornell, Quäker mit einer nur minimalen Schulbildung, Zimmermann und erfolgreicher Unternehmer, 1865 die renommierte Universität gründete, die bis heute seinen Namen trägt, begründete er diesen Schritt mit einem oft und überall zitierten Satz, der zur klassischen Formel für die pragmatische Inklusionskraft amerikanischer Hochschulen werden sollte: »I would found an institution where any person can find instruction in any study.«

Zu den unverbrüchlichen Grundüberzeugungen der amerikanischen Gesellschaft zählt, dass die Vereinigten Staaten ein pluralistisches Land sein sollen, das die Vielfalt von Lebensstilen und Überzeugungen seiner Bürger und ihrer communities nicht nur achtet, sondern als Stärke versteht und pflegt. Früher und nachhaltiger als anderswo wurden hier Toleranz |28|und Respekt als Basistugenden für ein gedeihliches Zusammenleben in einer Gesellschaft aus Einwanderergruppen, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten, und als notwendige Bedingungen für Prosperität und eine gute politische Verfassung des Gemeinwesens akzeptiert. Als sich die 13 Gründerstaaten 1776 ein Motto für ihre neue Union zulegten, wählten sie eines, das diese Botschaft in eine historische Rückschau und zugleich ein Versprechen künftiger Gemeinsamkeit kleidete: »E pluribus unum!«8

Die Rolle des Staates

Im Hochschulbereich jedoch kam eine derartige Selbstverpflichtung zur Einheit nie richtig zum Tragen. Während der Staat in Europa eine Gesamtverantwortung für die Hochschulen als Teil des Bildungswesens beansprucht und die Aktivitäten privater Anbieter kontrolliert, hat eine solche Sicht in den USA nicht Platz greifen können. Anders als im Schulwesen oder im Gesundheitsbereich, wo staatliche Regelungskompetenzen akzeptiert und fest etabliert sind, prallten alle Rufe nach einer stärkeren Aufsicht des Staates über die Hochschulen bisher noch immer an grundsätzlichen, tief verwurzelten ideologischen Vorbehalten ab. Obwohl die große Mehrzahl aller Studenten an staatlichen Hochschulen eingeschrieben ist, obwohl der Bund und die Einzelstaaten den Hochschulbereich durch institutionelle Zuwendungen, Stipendien und Forschungsmittel massiv unterstützen und obwohl die Folgeprobleme eines ungeregelten laissez-faire – hohe Transaktionskosten, Intransparenz, dubiose Geschäftspraktiken – immer wieder Anlass zu Klagen und Rufen nach stärkeren Kontroll- und Eingriffsrechten des Staates bieten, blieben staatliche Aufsichtsbegehren stets umstritten und letzten Endes politisch nicht durchsetzbar.

Umfassende Gestaltungs- oder Regulierungsansprüche hätten wegen des verwirrenden Neben- und Durcheinanders von privater und öffentlicher Trägerschaft und angesichts kniffliger verfassungsrechtlicher Hürden wahrscheinlich ohnehin nur geringe Durchsetzungschancen. Ganz unabhängig davon ist es wichtig festzuhalten, dass US-Hochschulen zu keiner Zeit vordringlich staatlichen Bedürfnissen und Interessen dienen sollten. Nicht nur das große Segment privater Einrichtungen war ein staatsfreier Raum und ist es bis heute geblieben, sondern in gewisser Hinsicht sogar auch der Bereich öffentlich getragener Hochschulen. Zwar sind manche |29|Einzelstaaten ausgesprochen stolz auf »ihre« Hochschulen und dabei natürlich besonders auf flagship institutions* wie Ann Arbor (University of Michigan), Berkeley (University of California), Madison (University of Wisconsin) oder die University of Virginia in Charlottesville. Doch nicht eine einzige dieser Universitäten versteht sich als staatliche Kaderschmiede oder als eine Einrichtung, die staatlichen Aufgaben dient. Während in Deutschland noch bis in die 1980er Jahren hinein etwa zwei Drittel der Universitätsabsolventen – als Lehrer, Juristen oder Mediziner – entweder direkt in den öffentlichen Dienst gingen oder in Beschäftigungsverhältnisse, die diesem nachgebildet sind – in der Wohlfahrtspflege, bei Verbänden oder im Gesundheitswesen –, kam es in Amerika nie zu einer funktionalen Verknüpfung zwischen Staat und Hochschulen über die Ausbildung von Staatsdienern. Staatsexamina sind hier unbekannt, und die Idee, dass Universitäten als Institution die staatliche Administration unterstützen oder den nationalen Ruhm mehren sollten, hat hier weder zu Zeiten von Alexis de Tocqueville noch danach Fuß fassen können. Das mag im Übrigen ein Grund dafür sein, warum Professoren in den USA nie ein ähnlich hohes Sozialprestige genießen konnten wie ihre Kollegen aus Mitteleuropa oder Frankreich.

Weil in den USA niemand eine Generalverantwortung, die ownership, für das System der Hochschulbildung besitzt oder reklamieren will, bleibt es der »unsichtbaren Hand« des Marktes vorbehalten, Ordnung zu stiften. Einheit, wenn man denn davon reden mag, entsteht als Abfallprodukt des Wettbewerbs der vielen selbständigen Colleges und Universitäten um Ressourcen, Studenten, Prestige, öffentliche Aufmerksamkeit und Akzeptanz, nicht aber aus staatlichen Prärogativen. Marktgeschehen prägt die Aufgaben, Rechte und Gestalt der verschiedenen Hochschularten und jeder einzelnen Einrichtung; für gesetzliche Vorgaben oder verbindliche Rahmenabkommen gibt es weder Raum noch Bedarf. Keine Hochschule muss um staatliche Anerkennung nachsuchen, bevor sie ihren Studienbetrieb aufnimmt. Teilweise garantiert die Aufnahme in eine charter ihren Rechtsstatus als gemeinnützige Einrichtungen, dank dessen sie keine Grundsteuern (property taxes) an die Gemeinde zahlen müssen. Aber daran waren und sind in der Regel keine speziellen Auflagen geknüpft. »University« oder »College« sind keine gesetzlich geschützten Titel. Obwohl die Bezeichnungen seit den 1880er Jahren einen bestimmten Qualitätsanspruch und Aufgabenzuschnitt signalisieren, kann sich im Prinzip jede Einrichtung so nennen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. So kaufte die Firma |30|Bridgepoint Education im Herbst 2007 die private non-for-profit* Colorado School of Professional Psychology und taufte ihre Neuerwerbung mit 150 (in Worten: einhundertfünfzig) Studenten sogleich in »University of the Rockies« um (Chronicle, 9.11.2007, A 27).

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