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"Mach doch eine Ausbildung, Bilal. Das Studium ist nichts für dich." Diesen Satz hörte Bilal Gökce bereits in der Grundschule. Er wuchs als Kind einer Arbeiterfamilie auf, in einem sozialen Brennpunkt. Ein Kind, dem man früh das Gefühl gab, nicht für die Universität bestimmt zu sein. Dieses E-Booklet richtet sich an all jene, die ähnliche Sätze gehört haben – oder denen auf andere Weise das Gefühl gegeben wurde, nicht dazuzugehören. An alle, die sich fragen, ob sie wirklich ihren eigenen Weg gehen dürfen – auch wenn scheinbar alles dagegen spricht. Bekannt als @profinsight auf TikTok und Instagram Bilal Gökce, heute Physiker und Professor im Maschinenbau an der Universität Wuppertal, erzählt offen und ehrlich von seinem außergewöhnlichen Weg: Ein Weg, der zeigt, dass mehr möglich ist als dein Umfeld, deine Lehrer oder die Gesellschaft dir zutrauen. Er kennt die Momente, in denen Träume zu groß und Hürden zu hoch scheinen – in denen dein Hintergrund nicht ins Bild zu passen scheint. Doch genau dann lohnt es sich, weiterzugehen. Seine Geschichte wird dir vertraut vorkommen. Doch sie zeigt auch etwas deutlich: Deine Herkunft bestimmt nicht, wer du sein kannst. Das E-Booklet zu "Erfolg kennt keine Herkunft" von Bilal Gökce.
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Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Bilal Gökce
Trotz allem an die Spitze
Meine persönliche Geschichte
BILAL GÖKCE
Meine persönliche Geschichte
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Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.
Ein Hinweis zu gendergerechter Sprache: Die Entscheidung, in welcher Form alle Geschlechter angesprochen werden, obliegt den jeweiligen Verfassenden.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-96740-504-0
Lektorat: Anja Hilgarth
Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen | www.martinzech.de
Autorenfoto: © privat
Satz und Layout: zerosoft, Timisoara
Copyright © 2025 GABAL Verlag GmbH, Schumannstraße 155, D-63069 Offenbach,
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Der Verlag behält sich das Text- und Data-Mining nach § 44b UrhG vor, was hiermit Dritten ohne Zustimmung des Verlages untersagt ist.
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„Mach doch eine Ausbildung, Bilal. Das Studium ist nichts für dich.“
Kapitel 1: Meine Kindheit im sozialen Brennpunkt
Krefeld Oppum
Meine Freunde
Zwischen zwei Welten
In der Moschee
Kapitel 2: Meine Kita- und Schulzeit – integriert und doch fremd
Meine Grundschulzeit
Meine Zeit bis zum Abitur
Mein Weg zur Universität
Kapitel 3: An der Uni – motiviert und offen für Hilfe
Erste Rückschläge
Hilfe auf dem Weg zum Ziel
Wegweiser für die Zukunft
Mein Blick ins Ausland
Kapitel 4: In den USA – wertgeschätzt und ohne Schubladen
Ein Abschied und ein Neubeginn
Nachhaltige Erfahrungen
Aziz Sancar
Ein würdiger Abschluss
Kapitel 5: Mein Berufsleben – erfüllt und stolz
In der freien Wirtschaft
An der Uni Duisburg-Essen
Aus Prüfling wird Prüfer
Bilal Gökce, Privatdozent
Als Gastprofessor am MIT
Kapitel 6: Meine Professur – integriert und noch immer fremd
Eine Förderung als Türöffner
Unerwarteter Gegenwind
Meine W3-Professur
Erfolgreich angekommen
Warum ich meine Geschichte teile – und wie es weitergeht
Über den Autor
Hinweis: Ich verzichte in diesem Buch bewusst auf das Gendern, um die Lesbarkeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Natürlich sind damit alle Leserinnen und Leser gleichermaßen gemeint und angesprochen.
Diese Worte hörte ich in der Grundschule. Mein Lehrer meinte es wahrscheinlich nicht böse – er sagte nur, was für Kinder wie mich üblich war. Für Kinder aus Arbeiterfamilien. Kinder aus sozialen Brennpunkten. Kinder, die selten aufs Gymnasium gingen und noch seltener studierten.
Ich wusste damals nicht, dass mir mein Lehrer damit eine Statistik vor Augen hielt. Viele Jahre später wollte ich es genauer wissen und fragte – ganz zeitgemäß – ChatGPT, wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand wie ich, ein Gastarbeiterkind aus einem sozialen Brennpunkt, eines Tages Professor wird. Die Antwort überraschte mich: 1 zu 1.000.000.
Warum ich trotzdem hier stehe? Weil Herkunft nicht bestimmt, was aus uns wird.
Ich wuchs in einem Umfeld auf, in dem kaum jemand an eine akademische Laufbahn dachte. An einem Ort, an dem es wichtiger war, schnell Geld zu verdienen, als sich Gedanken über langfristige Bildungschancen zu machen. Wo die Zukunft oft vorherbestimmt schien und viele sich nicht trauten, von etwas anderem zu träumen.
Und ganz ehrlich? Lange Zeit gehörte ich auch dazu. Ich wusste nicht, wohin mein Weg mich führen würde. Studium? Akademische Laufbahn? Das waren Konzepte, die für andere gedacht waren – nicht für jemanden wie mich. Aber eine Sache wusste ich immer: Ich wollte mehr. Mehr Möglichkeiten, mehr Perspektiven – für mich, für meine Familie, für meine Zukunft. Doch wie sollte das gehen? Welche Türen musste ich öffnen – oder vielleicht sogar eintreten?
Dieses Buch erzählt meine Geschichte. Nicht als Erfolgsmärchen, sondern als Beweis, dass der Weg auch dann möglich ist, wenn die Ausgangsbedingungen alles andere als ideal erscheinen.
Doch diese Geschichte ist nicht nur meine. Auf Instagram und TikTok erhalte ich als profinsight regelmäßig Nachrichten von Menschen, die mir schreiben, dass sie sich in meiner Geschichte wiedererkennen und vor ähnlichen Hürden wie meinen stehen. Dass sie ähnliche Zweifel hatten, ähnliche Herausforderungen meistern mussten. Manche stehen noch ganz am Anfang ihres Weges, andere kämpfen bereits mit den nächsten Hürden.
Genau deshalb schreibe ich dieses Buch. Nicht als Anleitung mit festen Regeln, nicht als Erfolgsrezept, das man einfach übernehmen kann. Es ist auch kein Ersatz für mein Hauptbuch „Erfolg kennt keine Herkunft – Wie du deinen Weg gehst, auch wenn die Welt dagegen ist“1, in dem ich ausführlich auf die Strategien eingehe, die mir geholfen haben. Vielmehr soll es dir Mut machen – als Inspiration, als Einladung, deine Möglichkeiten neu zu hinterfragen.
Wege sind selten vorgezeichnet. Manchmal muss man sie sich selbst bahnen.
Vielleicht zweifelst du gerade, vielleicht fragst du dich, ob sich der ganze Aufwand lohnt. Vielleicht fühlst du dich allein mit deinen Sorgen. Dann ist dieses Buch für dich. Damit du siehst: Du bist nicht allein. Und du kannst mehr erreichen, als du dir gerade vorstellen kannst.
1Das Buch erscheint im Sommer 2025 beim GABAL Verlag.
Unsere Wohnung war klein – gerade einmal 49 Quadratmeter. Ein Dachgeschoss mitten im sozialen Brennpunkt von Krefeld Oppum. Mein Zimmer? Kein eigenes Zimmer, sondern ein geteilter Raum.
Wir schliefen, spielten und lernten zu viert. Rückzugsorte gab es nicht. Wenn einer Hausaufgaben machte, mussten die anderen leise sein. Manchmal suchte ich mir eine Ecke im Wohnzimmer, während der Fernseher lief und meine Geschwister spielten.
Sechs Menschen auf so engem Raum – da gab es keinen Platz für Privatsphäre. Aber genau das hat uns als Familie zusammengeschweißt. Wir mussten lernen, Kompromisse einzugehen, Rücksicht zu nehmen, miteinander auszukommen. Auch dann, wenn es schwierig wurde.
Meine Mutter schaffte es trotz allem, eine warme Atmosphäre zu bewahren. Wir hatten nicht viele Möbel, und die, die wir hatten, waren einfach, aber gepflegt. Und in der Küche? Da roch es immer nach frisch gekochtem Essen.
Heute weiß ich, wie sehr mich diese Zeit geprägt hat. Ich habe gelernt, mit wenig auszukommen, flexibel zu sein, mich anzupassen. Es gab Kinder, die in großen Häusern mit eigenen Zimmern aufwuchsen. Ihre Eltern sorgten für Ruhe, Nachhilfe, Struktur. Ich hatte das nicht – also fand ich Wege, dennoch weiterzukommen.
Vielleicht liegt es genau daran, dass ich bis heute keinen besonderen Bedarf an Luxus verspüre. Ich habe mir nie einen Neuwagen gekauft – nicht, weil ich es mir nicht leisten kann, sondern weil ich es nicht brauche. Statussymbole beeindrucken mich nicht. Zufriedenheit steckt nicht im Besitz, sondern in der Haltung zum Leben.
Auch heute leben wir nicht in einem riesigen Haus. Unsere Familie bewohnt ein Zuhause mit 120 Quadratmetern – ich, meine Frau, unser Sohn und, ja, meine Eltern. Wir leben bewusst als Mehrgenerationenfamilie zusammen unter einem Dach, was für manche vielleicht ungewöhnlich erscheinen mag. Manche sagen, dass es für eine Familie mit unseren beruflichen Erfolgen zu bescheiden sei. Aber für uns ist es genau das Richtige.
Raum allein bedeutet nichts. Es kommt darauf an, wie man ihn mit Leben füllt.
Oppum war für uns mehr als nur ein Stadtteil – es war eine eigene Welt. Jeder kannte jeden, und trotz aller Herausforderungen gab es ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Unsere Kindheit spielte sich draußen ab. Direkt vor unserer Haustür lag eine große Wiese – unser Fußballplatz, unser Abenteuerspielplatz, unser Treffpunkt. Ein paar Straßen weiter gab es die „Kuhwiese“, ein größerer Spielplatz. Dort trafen sich Kinder aus der ganzen Nachbarschaft. Wir spielten, kletterten, organisierten Fußballturniere. Oft reichte es, wenn einer eine Idee hatte, und schon verbrachten wir den ganzen Nachmittag draußen.
Unsere Eltern kannten die Nachbarn. Man half sich gegenseitig, sei es mit fehlenden Zutaten fürs Essen, einer helfenden Hand oder einfach einem offenen Ohr für die Sorgen des Alltags. Mit vier Kindern musste meine Mutter oft außer Haus – für Erledigungen, Arztbesuche oder einfach, weil es nicht anders ging. In diesen Momenten war ich nie allein. Unsere Nachbarn waren mehr als nur Menschen hinter der nächsten Wohnungstür. Zwei liebevolle Familien behandelten mich wie eines ihrer eigenen Kinder. Sie passten auf mich auf, gaben mir Essen, spielten mit mir. Ich wusste, dass ich dort jederzeit willkommen war.
Diese Gemeinschaft hat mich geprägt. Ich habe früh gelernt, dass man nicht allein durchs Leben kommt und dass es Menschen gibt, die helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Doch nicht alles war idyllisch. Es gab Ecken, die man besser mied. Abends versammelten sich Gruppen von Jugendlichen an bestimmten Plätzen. Erst waren es nur laute Diskussionen, dann flogen manchmal die Fäuste. Polizeisirenen gehörten zum Alltag. Sie heulten nicht nur in der Ferne – manchmal hielten die Wagen direkt vor unserer Tür. Man sah, wie jemand mitgenommen wurde.
Meine Mutter warnte uns früh vor bestimmten Straßen und Treffpunkten. Sie sprach nicht mit Angst, sondern mit klarem Blick auf die Realität. Sie wollte, dass wir frei aufwuchsen, aber wussten, wo Vorsicht geboten war. Diese Gespräche prägten mich. Ich lernte, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, Gefahren zu erkennen, aber mich nicht von ihnen lähmen zu lassen.