True Colours: Jason - Unbroken - Sophia Chase - E-Book
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True Colours: Jason - Unbroken E-Book

Sophia Chase

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Beschreibung

Verbotene Gefühle für ihren Boss – ein Spiel mit dem Feuer! Die Spicy Romance »True Colours: Jason« von Sophia Chase jetzt als eBook bei dotbooks. Seitdem Mia als Kind die heilende Kraft von Musik miterlebt hat, ist es ihr größter Traum, an einer der besten Unis der Welt Musikwissenschaft zu studieren. Doch natürlich gibt das Leben ihr erstmal Zitronen und Mia landet auf der Warteliste. Um diese aufreibende Zeit zu überbrücken, fängt sie als Kellnerin in einer angesagten Londoner Bar an – doch dieser Job bringt ungeahnte Komplikationen mit sich: ihren viel zu heißen Boss. Jedes Mal, wenn sie Jason Yorks intensiven Blick auf sich spürt, beginnt Mias ganzer Körper zu kribbeln. Könnten ihre geheimsten Fantasien vielleicht durch ihn Erfüllung finden? Schließlich ist Jason als Frauenheld und schwarzes Schaf seiner reichen, adligen Familie bekannt. Eine Nacht mit ihm wäre ein unverfängliches Abenteuer … oder vielleicht doch so viel mehr? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Liebesroman »True Colours: Jason« von Sophia Chase ist bereits unter dem Titel »Unbroken: True Colours« erschienen und der dritte Roman ihrer Reihe um drei Londoner Freundinnen. Für Fans von Lauren Asher und Ana Huang. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 512

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Über dieses Buch:

Seitdem Mia als Kind die heilende Kraft von Musik miterlebt hat, ist es ihr größter Traum, an einer der besten Unis der Welt Musikwissenschaft zu studieren. Doch natürlich gibt das Leben ihr erstmal Zitronen und Mia landet auf der Warteliste. Um diese aufreibende Zeit zu überbrücken, fängt sie als Kellnerin in einer angesagten Londoner Bar an – doch dieser Job bringt ungeahnte Komplikationen mit sich: ihren viel zu heißen Boss. Jedes Mal, wenn sie Jason Yorks intensiven Blick auf sich spürt, beginnt Mias ganzer Körper zu kribbeln. Könnten ihre geheimsten Fantasien vielleicht durch ihn Erfüllung finden? Schließlich ist Jason als Frauenheld und schwarzes Schaf seiner reichen, adligen Familie bekannt. Eine Nacht mit ihm wäre ein unverfängliches Abenteuer … oder vielleicht doch so viel mehr?

Über die Autorin:

Sophia Chase, Jahrgang 1991, arbeitete zuerst im pharmazeutischen Bereich, ehe sie durch ihre Leseleidenschaft zum Schreiben kam. 2011 veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Linz, Österreich, arbeitet als Autorin und studiert Rechtswissenschaften.

Die Autorin im Internet:

www.sophiachase.de/

www.facebook.com/sophia.chase.376

www.instagram.com/sophiachase.autorin/

Sophia Chase veröffentlichte bei dotbooks ihre Romane »Hot Boss Secrets« und »Kissing the Boss« sowie ihre »True Colours«-Reihe mit den Romanen »True Colours – Daniel«, »True Colours – Ben« und »True Colours – Jason«.

***

Überarbeitete-Neuausgabe Februar 2024

Dieses Buch erschien bereits 2017 unter dem Titel »Unbroken: True Colours« im Selfpublishing.

Copyright © der Originalausgabe 2017 Sophia Chase

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Textbaby Medienagentur, www.textbaby.de

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Dr. Antonia Barboric

Titelbildgestaltung: Covergestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-811-9

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Besuchen Sie uns im Internet:

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Sophia Chase

True Colours:Jason

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Mia

»Okay, jetzt kapier ich gar nichts mehr«, seufzt Lou neben mir und weicht einem offensichtlich sehr gestressten Passanten aus.

»Grrr. Es dauert eben, weil ich auf die Warteliste gesetzt wurde. Ich bin zu schlecht, als dass sie mich sofort nehmen, aber zugleich auch zu gut, um mich mit einem Arschtritt aus dem Programm zu befördern.« Langsam verliere ich die Geduld mit dieser Frau, die es allen Ernstes für eine gute Idee hält, mich an einem Samstagnachmittag in die Innenstadt zu schleifen.

»Und das heißt …?«

Ich bleibe stehen, weil ich mich bei diesem Gedränge rund um die London Bridge nicht gut konzentrieren kann, und kollidiere dabei mit einer Frau, die mich böse anfunkelt. »Wenn niemand von den wirklich Guten absagt oder stirbt …« Nach dieser einführenden Information lege ich eine bedeutungsschwangere Pause ein und ziehe beide Augenbrauen nach oben, um die Veränderbarkeit dieses Umstands zu betonen. »Dann muss ich eben warten.« So einfach war das.

Lou zieht mich offensichtlich ernsthaft grübelnd am Arm weiter in Richtung Hay’s Galleria, wohin sie unbedingt möchte, weil dort ein Laden ihr Kleid zum Verkauf anbietet. Lou designt Kleidung. Das macht sie schon ziemlich lange, und trotz ihres jungen Alters hat sie sich auf dem Londoner Indie-Markt inzwischen schon einen Namen gemacht. Kleine Läden bieten ihre Kleider schon seit längerem an. Der exklusivste davon ist aber jener, den wir heute aufsuchen wollen.

»Das bedeutet, du wartest hier also, bis du entweder alt wirst oder sich diese Ärsche von der Washington melden und du direkt in den Flieger hüpfst und zu ihnen jettest?«

Als wir uns durch einen überdachten Durchgang mit zwanzig anderen Menschen quetschen, umweht meine Nase der Duft von Pasta. Sofort meldet sich mein Magen grummelnd zu Wort. »Ich werde nicht ewig warten. Zwei Jahre – das ist durchaus angemessen, immerhin ist die UW auf meinem Fachgebiet eine der besten Unis der Welt, und ich will unbedingt dort hin. Wenn es aber nicht klappt, dann habe ich nicht nur viel Zeit verplempert, sondern muss mir notgedrungen wohl etwas hier in England suchen.«

Das wäre zwar im Moment unvorstellbar für mich, da ich meine gesamte Energie in den vergangenen Monaten in meine Bewerbung gesteckt habe und mir nicht vorstellen kann, dieses Prozedere noch einmal von vorne zu beginnen, und zu überstehen. Doch ich würde auch das irgendwie schaffen. Die University of Washington ist und bleibt aber mein höchstes Ziel, das ich unbedingt und unter allen Umständen erreichen will.

Im Augenblick erreichen wir aber erst einmal lediglich die Hay’s Galleria. Eine alte, zu einem Einkaufszentrum umfunktionierte Schiffswerft auf der südlichen Themseseite. Durch ein großes gläsernes Tor gelangen wir ins Innere des Baus. Früher muss hier mal reger Betrieb mit unzähligen Arbeitern geherrscht haben – heute befinden sich darin Geschäfte, Bars und riesige Klötze zu Dekorzwecken in der Mitte der Halle, die mir zwar nichts sagen, aber bestimmt etwas mit der Schifffahrt zu tun haben. Die Halle besitzt eine gläserne Decke, an Säulen wurden unzählige leuchtende Ketten befestigt, und auch wenn heute die Hölle los ist, fühlt man sich hier drinnen irgendwie immer etwas abgeschottet von der übrigen Welt. Diese Halle gehorcht langsameren Uhren.

»Zwei Jahre sind aber eine lange Zeitspanne, Mia. Was wirst du in der Zwischenzeit machen?«, will Lou von mir wissen und reckt zugleich ihr Kinn, um Ausschau nach dem Laden, den wir suchen, zu halten.

Ich trotte neben ihr her, ziehe meinen Pferdeschwanz fester und prüfe meine Kleidung in einem Schaufenster, als stünde uns ein spektakulärer Auftritt bevor. »Wenn ich das nur wüsste. Fakt ist aber: Ich muss irgendwo und irgendwie Geld auftreiben. Mein Erspartes will ich nicht nehmen, damit werde ich mir das Studium finanzieren. Im Augenblick habe ich knackige 200 Pfund auf meinem Bankkonto.«

»Eine Menge für eine angehende Studentin. Vielleicht sollten wir die 200 Pfund heute Abend verprassen«, scherzt Lou und steuert nun zielsicher einen Ladeneingang an. »Was hältst du von Kellnern?«

»Kellnern?«

»Ja, du weißt schon – Getränke und Essen servieren. Schnell verdientes Geld. Außerdem bist du flexibel, was deine Arbeitszeiten betrifft. Eine Menge Freunde von mir arbeiten während des Studiums in Pubs oder Restaurants und verdienen sich damit gut etwas dazu. Überleg dir das mal, Mia.«

Ich seufze, weil ich viel eher an einen Job in einer Kindertagesstätte oder einem Büro gedacht habe. Aber Lou hat recht: Ich brauche schnell und auf einfache Art Geld. Ich wohne zwar noch bei meinen Eltern, doch ich möchte ihnen nicht auch noch auf der Tasche liegen.

Während Lou sich mit der Verkäuferin unterhält und ich mir ohnehin nichts leisten kann, drehe ich lediglich aus Neugier eine Runde durchs Geschäft. Die Sachen hier sind verdammt teuer. Jetzt weiß ich auch, wie Lou sich ihre teure Wohnung leisten kann. Vielleicht hätte ich lieber auch Designerin werden sollen, anstatt auf die Antwort einer Uni aus den USA zu warten, die vielleicht oder vielleicht auch nicht einen Studienplatz für mich übrig hat. Als mein Handy plötzlich klingelt, verlasse ich das Geschäft. Es ist meine Mum, die mich mit dem täglichen Einkauf beauftragt und eine ganze Liste durchs Telefon gibt. Ich versuche, mir alles so gut wie möglich zu merken, doch weiß ich jetzt schon, dass ich die Hälfte gleich wieder vergessen werde. Während sie sich anschließend über irgendetwas, was mein Dad gerade angestellt hat, beschwert, halte ich bei einer Bar, um hinter einer Palme, die daneben steht, vor der vorbeiströmenden Menge, in Sicherheit zu sein. Ich lausche den Ausführungen meiner Mutter, gebe meinen Senf dazu, und beide lachen wir herzlich, als ich ihr rate, meinem Vater heute Abend, wenn wieder eine seiner Lieblingsserien läuft, aus Rache für seine Untat, den Strom abzuschalten.

Ich beobachte die Menschen, die in die verschiedenen Läden hinein- und gleich wieder herauseilen, zeichne dabei mit meinem Fuß Kreise auf die Steinplatten und beuge mich schließlich vor, um einen Arm auf einer Holztafel abzustützen. Meine Mutter besitzt das Talent, einen minutenlang vollquatschen zu können. Sie fragt aber nicht einmal, ob ich Zeit habe, ihr zuzuhören, sondern redet einfach ohne Punkt und Komma. Doch heute finde ich es sogar irgendwie beruhigend, mit ihr zu reden, hier in diesem Gewimmel, und grinse mich selbst gedankenverloren in der Glasfront vor mir an. Das Lokal dahinter, das bisschen, das man davon erkennen kann, sieht gemütlich aus. Altenglischer Stil, Ledermöbel, dunkles Holz, warme Lampen auf kleinen Holztischen. Es ist eines der Lokale dieser Kette, die in den vergangenen Jahren häufig an allen möglichen Orten entstanden sind. Alle im selben Stil und mit dem gleichen prägnanten Logo an der Tür. Dieses hier scheint neu zu sein, da es mir bis jetzt noch nie aufgefallen ist.

Es ist aber letztendlich nicht das Inventar, das mich näher treten lässt, sondern ein simpler, weißer, handgeschriebener Zettel, der innen an die Tür angebracht worden ist.

Während ich meiner Mutter plötzlich nur noch mit einem Ohr lausche, frage ich mich, ob das nicht einem Wink des Schicksals gleichkommt.

»Mum, wir sehen uns später. Ich muss jetzt wirklich aufhören.«

»Gut, Liebes. Bis später.«

Ich halte das Handy in der Hand, trete von einem Bein aufs andere und wäge meine Möglichkeiten ab. Immer wieder rufe ich mir diese mickrigen 200 Pfund auf meinem Konto in Erinnerung. Und hey, das Lokal sieht toll aus und liegt zentral.

Bevor ich es mir anders überlegen kann, tippe ich schnell eine SMS an Lou, damit sie weiß, wo ihre armselige Freundin abgeblieben ist. Da Lou zu Übertreibungen neigt, würde es mich nicht wundern, wenn sie bereits die Polizei nach diesen nur zehn Minuten, nachdem ich das Geschäft verlassen habe, alarmiert hat.

Tief Luft holend ziehe ich die Tür auf, betrete das Lokal und bleibe vor dem dunklen Holztresen stehen, hinter dem ein Kerl Ende zwanzig, gerade Bier zapft. Sein Haar hat er zu einem lockeren Knoten gebunden, er trägt ein schwarzes Hemd, Jeans und grinst mich freundlich an. »Hi, was kann ich für Sie tun?«

»Da draußen hängt ein Schild ... Sie sind auf der Suche nach Verstärkung?«

»Ja, das sind wir«, antwortet er, stellt das Bier auf ein rundes Tablett und kommt zu mir herüber. »Haben Sie Interesse?«

Habe ich das? Ob ich Interesse habe oder nicht, steht nicht zur Debatte. Ich brauche irgendeinen Job. Ich brauche Geld.

»Ich wollte mich einfach mal informieren«, weiche ich aus.

»Gut, okay. Dafür ist aber mein Boss verantwortlich. Ich kann Ihnen seine Nummer geben, und Sie vereinbaren einfach einen Termin mit ihm.«

»Das wäre sehr nett von Ihnen«, sage ich und nehme das weiße Kärtchen entgegen, um es in meiner rechten Hosentasche zu verstauen.

»Haben Sie denn schon Erfahrung mit der Arbeit in einem Lokal?«

Hier ist dann meine Reise wohl auch schon wieder zu Ende, bevor sie angefangen hat. »Noch überhaupt keine. Ist das ... schlimm?«, frage ich kleinlaut.

»Glaub ich nicht. Ich selbst bin auch Quereinsteiger und habe früher mal Motoren zusammengebaut. Wenn Sie offen sind und kein Problem damit haben, auch spätabends zu arbeiten, dann wird es Ihnen durchaus Spaß machen. Für mich ist der Job ein Traum, weil ich es mag, mit Menschen zu quatschen, mir ihre Sorgen anzuhören oder auch mit den Damen ein wenig zu flirten.«

Das kann ich mir vorstellen. Alleine aufgrund seines Lächelns würden einige der Damen in dieser Bar bestimmt ihr Höschen willig fallen lassen.

»Ein weiterer Vorteil, der einem den Job erleichtert, ist, dass die Leute, die herkommen, total relaxt sind. Sie trinken etwas, treffen sich mit Freunden oder haben ein Date.«

Ich grinse und verstehe ziemlich genau, worauf er hinauswill. »Das klingt wirklich viel besser, als bei einem Zahnarzt zu arbeiten und den Menschen dabei zusehen zu müssen, wie ihnen gleich Schmerzen zugefügt werden. Ich werde gleich mal bei Ihrem Boss durchklingeln«, bekräftige ich und streiche mit meiner Handfläche über meine Hosentasche.

»Sie sind nett und witzig. Es würde mich freuen, wenn wir uns bald hier wiedersehen.«

»Mich auch«, sage ich, schüttle seine Hand und gehe zurück in den Laden, wo Lou mich sogleich nach Informationen ausquetscht.

Ich erzähle ihr von meinen Neuigkeiten, und sie ist ganz stolz, dass das alles gerade nur wegen ihr so gekommen ist. Während ich sie ungerührt in dem Glauben lasse, ohne sie einfach nichts auf die Reihe zu bringen, verlassen wir das eine Geschäft und marschieren, ich in ihrem Schlepptau, schnurstracks zu zwei weiteren Läden ihrer Wahl. Nach diesem Sightseeing der anderen Art strahlt sie wie ein frisch gefüttertes Eichhörnchen und gebärdet sich, als stünde ich der nächsten Donatella Versace gegenüber.

Nachdem ich auf dem Nachhauseweg den Einkauf, den mir meine Mutter aufgetragen hat, erledigt und ihn nun brav in der Küche unserer Wohnung abgeliefert habe, verabschiede ich mich in mein Zimmer. Wir wohnen hier schon seit meinem zehnten Lebensjahr, da meine Mutter die Gegend total toll findet und mein Vater es nicht weit zu seiner Arbeit hat. Ich hingegen finde die Gegend mittelmäßig, vielleicht sogar etwas trostlos und so gar nicht das, was ich mir in Sachen Wohnraum für meine Zukunft vorstelle. Aber das Wichtigste ist, dass meine Eltern hier glücklich sind. Ihnen geht es finanziell zwar deutlich besser als ihrer Tochter, doch das war nicht immer so. Früher, als ich noch kleiner war, hatten sie finanziell einen nicht allzu großen Spielraum. Es gab selten gemeinsame Urlaube und nie übermäßig große Geschenke für mich – was ich damals natürlich nicht verstand. Ich erinnere mich nur allzu gut, wie oft ich als Kind zu hören bekam, dass wir uns dieses oder jenes nicht leisten konnten.

Vielleicht setze ich mich selbst deshalb so unter Druck, eine gute, nein, eine sehr gute Ausbildung zu erhalten. Ich weiß einfach, dass es einen großen Unterschied macht, wo man seinen Abschluss erworben hat. Darum will ich unbedingt nach Seattle, um später einmal eine Sorge weniger zu haben, als meine Eltern, um meinen zukünftigen Kindern mehr bieten zu können. Ich hatte eine schöne Kindheit dank meiner wundervollen Eltern, doch auch wenn sie ihre Sorgen nie vor mir besprachen, bekam ich sie dennoch mit.

Und wenn es im Moment eben nötig ist, für ein paar Monate zu kellnern, um meinem Ziel näherzukommen, dann werde ich diese Aufgabe ebenso meistern und zum ersten Mal finanziell auf eigenen Beinen stehen. Es gibt Dinge, die man tun muss, um im Leben weiterzukommen. Aus diesem Grund ziehe ich nun die Karte aus meiner Hosentasche, lasse mich seufzend auf mein Bett sinken und tippe die Nummer in mein Handy.

Ich kann nur hoffen, dass der Kerl, dieser Jason York, dessen Nummer ich gerade angewählt habe, auch sofort abhebt, bevor ich es mir noch anders überlege. Doch nach dem dritten Klingeln nimmt jemand ab, und eine tiefe Stimme ertönt durchs Telefon. »York.«

»Ähm, hallo. Mein Name ist Mia Fisher, ich war heute in Ihrem Laden in der Hay’s Galleria und habe gesehen, dass Sie Verstärkung suchen. Ein Mitarbeiter von Ihnen hat mir Ihre Karte gegeben, und nun wollte ich mich gleich bei Ihnen melden.«

Himmel, ich bin nervös. Warum? Wenn es in dieser Bar nichts wird, dann eben in einer anderen. Es ist ja nicht so, dass es in London keine Bars oder Lokale gibt. Doch wie immer setze ich mich selbst viel zu sehr unter Druck, da ich unter allen Umständen Erfolg haben möchte.

»Ist die Stelle denn noch frei?«, setze ich nach, da dieser Mr York am anderen Ende der Leitung für meinen Geschmack viel zu lange schweigt.

»Ja, sie ist noch frei. Haben Sie denn Erfahrung in der Gastronomie, Miss Fisher?«

»Nein, leider nicht«, antworte ich auch diesmal wahrheitsgetreu und kneife die Augen fest zusammen. Nur nicht den Kopf hängen lassen, Mia. Ich sollte mich selbst nicht schlechter verkaufen, als ich bin. Wenn der Typ jemanden braucht, dann sollte ich so tun, als hätte er die längste Zeit nur auf mich, Mia Fisher, 21, null Komma null Erfahrung in dieser Branche, aber mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz, gewartet. »Es würde mir jedoch eine Menge Spaß machen, da ich sehr gut mit Menschen kann, offen bin und Freude an einem Job hätte, bei dem ich nicht an einem öden Schreibtisch sitzen und in einen Computer starren muss.«

Gott, wie plump, Mia. Das klingt, als würde ich mich vor der modernen Technologie fürchten.

Doch zu meiner Überraschung klingt Mr York auf einmal etwas netter, als er sagt: »Ich bin morgen Nachmittag in der Hay’s Galleria. Wenn Sie Zeit haben, dann würde ich mich freuen, Sie um zwei dort zu treffen und kennenzulernen.«

»Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Komm runter, Mia, das ist kein Job, der die Welt verändern wird. Also hör auf, so zu tun, als seist du die künftige First Lady.

»Bis morgen, Miss Fisher.«

Kreischend wie ein total irrsinniger Teenager werfe ich mich, nachdem ich aufgelegt habe, zurück aufs Bett und strample wie wild mit den Beinen in der Luft. Wenn ich mich über ein in Bälde erfolgendes Bewerbungsgespräch in einer Bar schon so abartig freue, wie zur Hölle, gedenke ich, die Nachricht meiner möglichen Aufnahme an der UW zu überleben, ohne einen Herzinfarkt zu erleiden?

Wenn ich denn je eine Zusage kriege – das ist ja der Knackpunkt an der Geschichte. Wenn ich nämlich eine Absage einheimse, tja, vielleicht werde ich dann auf ewig in dieser Bar arbeiten, und von all meinen hochtrabenden Zukunftsplänen wird nichts weiter übrig bleiben als verblichene Träume. Ich kann nur hoffen, dass das Glück auf meiner Seite ist.

Kapitel 2

Jason

Mein Kopf fühlt sich dumpf an, als ich die Augen öffne und in die aufgehende Sonne blinzle, die es wagt, durch die Schlitze der Jalousien, in mein Schlafzimmer zu scheinen. Der absolute Nachteil an so einem Abend mit meinem Bruder ist, dass es mir am Tag danach meist hundeelend geht, während der kleine Scheißer bestimmt schon wach ist und teuflisch munter durchs Leben springt.

Aber was mir angesichts des neuen Tages noch viel schlimmer erscheint, ist dieses weiche, schlafende Etwas, das sich in meinem Bett eingenistet hat. Alles, was ich erkenne, sind rote Locken; rot in der Farbe von feuerrot, blutrot. Nicht dieser weiche Rotton, den viele Frauen natürlicherweise aufweisen. Bilder davon, wie die kleine Rothaarige, die nun schlafend auf meiner Brust liegt, vor meinem Bett gekniet und mir einen geblasen hat, tauchen vor meinem inneren Auge auf. Dabei erinnere mich grob daran, wie abartig ihre Würgelaute geklungen haben, die sie wohl selbst für total anturnend gehalten hat.

Ich kann mich außerdem überhaupt nicht mehr erinnern, wieso ich an einem stinknormalen Wochentag eine Frau mit zu mir nach Hause gebracht habe, wo ich doch genau weiß, wie unpraktisch das ist.

Ich ziehe die weiße Decke, die nur zur Hälfte auf dem Körper der Rothaarigen liegt, zur Seite und bin froh, dass sie wenigstens scharfe Kurven und einen hammergeilen Arsch hat. Sie ist wirklich heiß, ja, und beinahe, wirklich nur beinahe, bin ich versucht, mir die Vorzüge ihrer Anwesenheit in Erinnerung zu rufen. Doch da meldet sich mein Wecker piepsend zu Wort. Ich schalte ihn aus, seufze und schäle mich unter den tentakelartigen Armen und Beinen der Frau hinweg aus dem Bett.

Ich bin in beruflicher Hinsicht übertrieben pflichtbewusst. Ein krasser Gegensatz zu den Eigenschaften, die mir in meiner Freizeit zugeschrieben werden.

Denn wenn es um mein Business geht, kenne ich keine Ausreden oder Schlampereien. Ich habe eine große Verantwortung zu tragen, die mich vielleicht irgendwann umbringen wird – ja, das ist durchaus möglich –, doch im Augenblick ist das alles, was mich erfüllt und ausmacht.

Ich habe verdammt viel geopfert, um dorthin zu kommen, wo ich heute bin, und noch sehr viel mehr habe ich riskiert. Doch es war schon immer so, auch in meiner Studienzeit, dass ich ein neuer Mensch wurde, wenn abends das Licht im Hörsaal ausging und ich dann mit meinen Jungs um die Häuser zog – dieses Verhaltensmuster hat sich bis heute nicht großartig verändert. Mein Bruder und meine anderen Kumpels könnten an dieser Stelle die wildesten, abartigsten und lustigsten Anekdoten zum Besten geben. Sie nutzen normalerweise jede sich ihnen bietende Gelegenheit dazu schamlos aus.

Jedenfalls würde ihnen gefallen, dass ich heute zum ersten Mal in meinem Leben an einem stinknormalen Arbeitstag eine Frau in meinem Bett liegen habe, die wohl noch im Promilletraum schwebt.

Als ich neben dem Bett stehe, kratze ich mich am Kopf und überlege, wie ich die Kleine so schnell wie möglich loswerde, ohne großartig mit ihr sprechen zu müssen. Ich will sie aber auf gar keinen Fall hier alleine lassen. Sie muss weg, bevor ich aus dem Haus gehe, so viel steht fest.

Um den Schlaf für sie so unangenehm wie möglich zu machen, öffne ich das Rollo an meinem Fenster und kneife die Augen aufgrund des intensiven Strahlens der Sonne zusammen. Ich beschließe, erst einmal ins angrenzende Bad zu tapsen, um mich zu duschen, anzuziehen und meinem Äußeren den letzten Schliff, in Richtung Seriosität zu verpassen.

Mein Tag läuft meist ziemlich geregelt ab: Ich stehe auf, dusche, frühstücke schnell und stürze mich ins Geschäftsleben. Danach geht es entweder mit einem meiner Jungs zum Tennis, oder ich lege eine Extraschicht im Büro ein. Ich bin der festen Überzeugung, dass es keine Grenze nach oben gibt und ich erst am Anfang meiner Karriere stehe. Die gesamte verdammte Welt steht mir offen, und ich werde sie erobern.

Grinsend schenke ich meinem frisch geduschten Ich im Spiegel ein Lächeln.

»Genau«, spreche ich mir selbst Mut zu. »Und deshalb wirst du mit dieser Frau da draußen ganz easy klarkommen und sie einfach verscheuchen.«

Weil ich Dramen und all das Getue, das Frauen oft demonstrieren, wenn es darum geht, das zu bekommen, was sie möchten, überhaupt nicht ausstehen kann, hole ich tief Luft und sauge sozusagen die letzte verbleibende Stille in mich ein. Ich öffne die Tür und zucke unwillkürlich zusammen, als ich sie wach auf meinem Bett sitzen sehe. Sie blickt von ihrem Handy auf, direkt zu mir her und lächelt mir mit einer Mischung aus Schüchternheit und Verruchtheit entgegen.

Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich Mitleid mit ihr. Ich würde am liebsten zu ihr gehen, mich neben sie setzen und ihre Lippen küssen, ganz egal, wie scheiße ihr Blowjob gestern gewesen ist. Und ganz egal, wie sehr mir ihr übertriebenes Gestöhne auf den Sack gegangen ist. Und ja, vielleicht kann ich auch mit der Tatsache, dass sie mir ihren ersten Höhepunkt vorgetäuscht hat, leben. Denn zumindest der zweite ist echt gewesen, aber auch nur deshalb, weil ich ihr zeigen wollte, dass ich mich mit keiner abgekarteten Scheiße zufriedengebe.

»Hey«, säuselt sie und hat so gar nichts mehr mit der Frau von gestern Abend zu tun.

Denn da gab sie sich versaut, tabu- und hemmungslos. Heute sitzt da einfach ein schüchternes Mädchen in einem fremden Schlafzimmer. »Hey«, erwidere ich sanfter als gewöhnlich.

Warum zum Teufel lasse ich mich von diesen verdammten Rehaugen bezirzen?

»Ich wollte dich nicht wecken«, lüge ich, um den Abgang für sie, so sanft wie möglich zu machen. Schließlich mache ich das nicht zum allerersten Mal in meinem Leben. Ich frage mich, ob mir in der Nacht vielleicht jemand die Eier abgeschnitten haben könnte, weshalb ich mich jetzt wie ein absolutes Weichei verhalte.

Doch die Kleine kauft mir die Lüge ab und lächelt weiterhin wie ein Kind, das Süßigkeiten geschenkt bekommen hat. »Kein Problem. Es … war schön mit dir, Jason.«

Gott, weg hier. Wenn Frauen mit so etwas anfangen, dann heißt es: Beine in die Hand nehmen und loslaufen. Als Nächstes fragt sie mich, ob sie hier einziehen kann, meine Frau werden und nebenbei mein ganzes verfickt perfektes Leben zerstören darf.

Ich nicke zwar, lasse aber völlig ungeniert das Badetuch, das ich um meine Hüften gebunden habe, zu Boden sinken. Ein kurzer Blick in Richtung der Rothaarigen zeigt mir, dass ihre Wangen ungefähr die gleiche Farbe wie ihre Haare angenommen haben.

Fuck, was für eine schräge Tussi.

Gestern noch hat sie sich meinen Schwanz bis zum Anschlag in den Hals geschoben, so dass ich Angst gehabt habe, sie würde mir auf die Eier reihern, und heute wagt sie es kaum, ihn in schlaffem Zustand anzublicken.

»Ich muss dann gleich los. Wenn du magst, rufe ich dir ein Taxi«, schlage ich vor, während ich in meine Shorts schlüpfe, um sie vor einem Kollaps zu bewahren.

»Nein, mach dir keine Umstände. Ich komme schon zurecht.«

»Gut«, gebe ich mich ehrlich erleichtert und ziehe die Socken an.

Ich verschwinde kurz in meinem begehbaren Kleiderschrank und kehre mit Hemd und Hose zurück, doch die Kleine sitzt immer noch dort und gafft mich scheinbar unbewusst an.

»Deine Sachen liegen dort drüben«, deute ich mit einem Kopfnicken in besagte Richtung und hoffe, dass sie nun endlich aufsteht und sich anzieht.

Doch sie druckst nur noch mehr herum und treibt mich damit schier in den Wahnsinn. »Ich würde dich gerne wiedersehen«, höre ich sie zurückhaltend sagen.

Ich habe mir angewöhnt, ehrlich zu den Frauen zu sein, mit denen ich ins Bett gehe. Ich mag mich auf diese Art zwar nicht ehrenhaft verhalten, aber ich mache zumindest keine falschen Versprechungen. Und daher habe ich es aufgegeben, ihnen vorzulügen, mich bald bei ihnen zu melden, wenn ich es eh nicht tun werde – sie wiederum können dann schlichtweg lästig werden: Stehen vor meiner Tür und jammern und heulen.

Deswegen werde ich auch der Rothaarigen gegenüber ehrlich sein. Auch wenn sich dieser Hoffnungsschimmer in ihren Augen dadurch schlagartig verflüchtigen wird. »Hör zu: Ich will keine Beziehung, daran bin ich nicht interessiert.«

»Ich auch nicht«, redet sie dazwischen.

Na klar, das sagen sie immer.

»Ich bin auch an keinem weiteren Treffen interessiert. Es war schön mit dir, aber sobald wir zwei aus dieser Tür gehen, ist die Sache zwischen uns gelaufen.«

Und da ist er auch schon, dieser schier vernichtete Ausdruck in ihrem Gesicht. Ihre Unterlippe beginnt zu zucken, und ich weiß, wie schmal der Grat zwischen Entrüstung und Heulen auf einmal ist – sehr schmal.

Ich versuche, darauf zu balancieren, indem ich zu ihr gehe und mild lächle. »Du warst toll, und es war witzig und gut. Es liegt nicht an dir. Das ist einfach meine Art.« Eine weitere Floskel, die ich schon zig Mal verwendet habe.

Und jedes Mal verändert sich in dem Moment etwas im Gesicht der Frauen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie in mir den lustigen, charmanten Typen, den sie am Abend zuvor kennengelernt hatten, gesehen. Den Kerl, der ihnen ein paar Getränke bezahlt, Unsinn mit seinen Freunden getrieben und sie gegen die Tür zur Damentoilette gedrückt geküsst hatte. Sie hatten in mir jemanden gesehen, der die Vorzüge des weiblichen Körpers zu schätzen wusste; der bereit war, ihnen Lust zu verschaffen. Doch kaum hatte ich diesen, einem Peitschenhieb gleichenden, Schlussstrich gezogen, zerbröckelte das Bild, das sie von mir hatten, in ihrem Kopf. Sie begriffen, dass ich ein Arschloch war, das genau wusste, was Frauen hören wollten, und erkannten, wie berechnend meine Worte an sie waren.

Und obwohl ich dieses besagte Arschloch bin und mich dieser Gedanke nur noch schäbiger wirken lässt, muss ich zugeben, dass mir die Frauen leidtun. Ja, das ist keine Lüge. Ich vergöttere Frauen und will ihnen jegliche Lust dieser Welt verschaffen. Nur kapiere ich eben nicht, wieso sie immer, wirklich immer so tun müssen, als wäre Sex nicht bloß Sex gewesen, sondern der Startschuss zu einer märchenhaften Beziehung.

Sie schüttelt den Kopf und blickt resigniert zur Seite. »Mein Gott«, murmelt sie, als begreife sie erst ganz langsam, wie ernst ich es meine.

Und auch dieses Mal fühle ich mich schuldig; der Frau gegenüber schuldig. Diese Kleine scheint sich tatsächlich ziemlich schnell in mich verknallt zu haben. Dem Impuls, sie trösten zu wollen, folgend, hebe ich meine Hand, um über ihre Wange zu streichen. Doch sie schlägt sie zur Seite, sieht mich abfällig an und steht auf. Sie schiebt sich an mir vorbei, lässt mich ihre gesamte plötzlich aufgetretene Abneigung spüren und geht zu dem Klamottenberg neben der Tür.

Ich stehe da und sehe ihr dabei zu, wie sie sich anzieht. Nun habe auch ich begriffen, dass es besser ist, einfach die Klappe zu halten. Sie würdigt mich keines weiteren Blickes, schnappt sich ihre Handtasche, fädelt ihre High Heels an ihrem linken Zeigefinger auf und stürmt aus meinem Schlafzimmer. Die Tür knallt sie lautstark hinter sich zu und erst ab diesem Moment fühle ich mich absolut erleichtert.

Die Tür zu meinem Büro schwingt wenig später auf, und Pat tritt, gefolgt von einer jungen, brünetten Frau mit hochrotem Gesicht und zerzausten Haaren, herein. Bei der Kleinen muss es sich um Mia Fisher handeln, was bedeutet, dass sie fünfzehn Minuten zu spät dran ist. Eigentlich ein triftiger Grund, sie ohne unnötiges Gerede zu bitten, mir meine Zeit nicht weiter zu rauben und gleich wieder nach Hause zu fahren. Doch als ich sehe, wie weit sie ihre Bluse aufgeknöpft hat, rudere ich schlagartig zurück.

Vielleicht ist es doch unterhaltsamer, in dieses Dekolleté zu starren, als mich mit Kostenaufstellungen zu plagen. Vor allem nach diesem Morgen, an dem mich das Gefühl beschleicht, irgendetwas könnte sich in mir verändert haben – der harte Teil in mir hat vielleicht zu bröckeln begonnen.

Bin ich tatsächlich auf einmal weicher geworden?

Ich erhebe mich, umrunde meinen Schreibtisch und strecke ihr meine Hand entgegen. Ein Lächeln erspare ich mir; stattdessen betrachte ich sie prüfend. Sie grinst verlegen, ergreift meine Rechte und legt ihre weichen, kleinen Finger um meine.

Nach dem Telefonat mit ihr habe ich geglaubt, ein ungefähres Bild vor Augen zu haben. Ich habe mir Miss Fisher etwas älter vorgestellt, mit rötlichen Haaren und ausladenden Hüften. Doch wie sich nun herausstellte, scheint hier jemand gänzlich meinem Beuteschema zu entsprechen – brünette, schulterlange Haare, ein Mund, bei dem ich an nichts anderes als an wilde Küsse und Blowjobs denken kann und dazu die Art von Augen, die stur, sanft und herausfordernd zugleich dreinblicken. Ich bin außerdem völlig fasziniert von ihrem Lächeln und dem Grübchen, das sich auf ihrer rechten Wange gebildet hat. Mal sehen, wie sie sich im Gespräch macht.

»Danke, Pat«, komplimentiere ich meinen Angestellten nach draußen und deute mit dem Kinn auf einen der beiden Ledersessel, die neben einem runden Eichentisch stehen.

Während Miss Fisher Platz nimmt, ihre Handtasche zwischen dem Schrank und ihrem Sessel verstaut, hole ich Stift und Papier und kehre zu meinem Schreibtisch zurück. Sie wirkt nervös, schiebt ihre Hände immer wieder zwischen ihre Knie und wackelt danach mit beiden Beinen hin und her.

Ich seufze gedämpft, weil mich ihr Zappeln auch schon nervös macht.

»Es tut mir leid, dass ich zu spät bin«, ertönt da ihre liebliche Stimme, die mir schon am Telefon gut gefallen hat. »Ich hatte mein Fahrticket zu Hause vergessen, was mir erst auffiel, als ich schon bei der Tube-Station angelangt war. Als ich mir ein neues kaufen wollte, musste ich feststellen, dass ich nicht nur mein Ticket, sondern auch meinen Geldbeutel hatte liegen lassen. Ich musste den ganzen Weg nach Hause zurücklaufen – daher die Verspätung. Normalerweise bin ich für meine Überpünktlichkeit bekannt.«

Ich schmunzle und blicke auf das Blatt, auf das ich Quasselstrippe notiere, hinab. »Woher kommen Sie, Miss Fisher?«

»Ich lebe in Stratford.«

»Haben Sie Familie?«

Sie runzelt die Stirn, scheint wegen meiner Frage überrascht zu sein. Ich kann ihr das nicht einmal verübeln, weil ich selbst nicht verstehe, weshalb ich so sehr drauf brenne, von ihr zu erfahren, ob sie alleine lebt und Single ist.

»Ich wohne bei meinen Eltern. Vorübergehende Notlösung«, fügt sie rasch hinzu und kräuselt ihr Kinn.

Es steht mir nicht zu, tiefer in ihrem Privatleben zu bohren – wobei mir nun zig Metaphern zum Thema Bohren und Miss Fisher einfallen würden, die ich mit einem innerlichen Grinsen abtue.

»Wie alt sind Sie?«

»21.«

Verdammt jung. Viel zu jung für die Dinge, die ich mir vorstelle, während sie unschuldig mit ihrer Zunge über ihre Lippen leckt.

»Ich brauche für diesen Standort jemanden, der gut in das eingespielte, junge Team passt. Sie sollten offen, motiviert und flexibel sein. Trifft das auf Sie zu?«

Mir fällt auf, wie sie immer wieder zu dem Stift in meiner Hand sieht, als habe sie Angst, ich könne irgendetwas Negatives über sie notieren. »Das trifft exakt auf mich zu. Ich mag Ihr Lokal, die Einrichtung, die Atmosphäre – ganz ehrlich und ohne schleimen zu wollen.«

»Danke«, nehme ich ihr Kompliment entgegen. »Ich versuche seit mehreren Jahren, die Anzahl der Lokalitäten zu erhöhen, bin daher immer auf der Suche nach neuen Standorten. Die Hay’s Galleria hatte ich aber schon immer im Blick, und so habe ich nur darauf gelauert, dass endlich einmal eine Lokalität frei wird.«

Diese Geschäftsidee hatte ich während des Studiums gehabt. Ich wollte die Dinge, die ich lernte, in der Realität umsetzen. Meine Eltern unterstützten mich am Anfang und liehen mir Geld, damit ich die Einrichtung, Kaution und den Lagerbestand der ersten ReBar stemmen konnte. Wie sich herausstellte, traf ich den Nerv der Zeit, indem ich das alte Konzept der Pubs modernisierte. Keine Frage, es gibt da draußen hundert, wenn nicht tausend andere Läden mit dem gleichen Prinzip, doch ich scheine mein Talent, die Kontakte, die ich dank meines Bruders habe, und das nötige Quäntchen Glück erfolgreich genutzt zu haben. Heute betreibe ich insgesamt neun ReBars in ganz London, wobei ich bereits in Kontakt mit ehemaligen Kommilitonen stehe, die Interesse an einer Kooperation im Ausland hätten.

Bei der Auswahl meiner Mitarbeiter zähle ich auf junge, aufgeschlossene Menschen, und Miss Fisher würde tatsächlich perfekt ins neue Team passen. Ich frage mich jedoch, weshalb ich in ihrem Fall plötzlich so unprofessionell und intuitiv handle, anstatt mich auf Fakten zu konzentrieren. Es scheint mir, als würde ein Lächeln ihrerseits reichen, um sie einzustellen.

Was ist nur los mit mir? Mein Job hat mich die vergangenen Jahre ziemlich ausgelaugt, trotzdem würde ich mich als alles andere als ausgehungert bezeichnen. Aber ich verhalte mich genau so – wild und lechzend nach dieser Frau in meinem Büro. Auch wenn meine Fassade cool erscheinen mag, brodelt es in mir.

»Warum wollen Sie den Job haben?«, frage ich die eigentlich wichtigste Frage, um mich bewusst selbst von ihrem Hals und dem Übergang zu ihrem Dekolleté abzulenken.

Als sie tief Luft holt und ihre Bluse dabei spannt, rüge ich mich, dieses Mädchen derart zu einem Objekt zu degradieren. Wie ein Perverser.

»Ich möchte ganz offen sein«, beginnt sie, setzt sich gerade hin und gewinnt innerhalb von nur wenigen Millisekunden an Selbstbewusstsein. »Da ich mich vor wenigen Wochen an der University of Washington beworben habe, ich aber vorerst nur auf deren Warteliste gesetzt wurde, muss ich die Zeit bis zur endgültigen Entscheidung nun irgendwie überbrücken. Verstehen Sie?«

Ich nicke leicht, lege den Stift auf den Stoß Papiere und streiche mit der Handfläche darüber. »Sie brauchen also Geld. Geht es darum, wenn ich so direkt fragen darf?«

»So ist es«, gibt sie aufrichtig zu und lächelt zaghaft. »Es könnte natürlich sein, dass ich, wenn die Wartezeit vorbei ist und ich keine Zusage erhalten habe, hier in London bleibe. Doch vorerst heißt mein Ziel Seattle.«

Umstände wie diese kann ich eigentlich nicht gebrauchen; vor allem nicht bei einem neu eröffneten Laden. Doch nicht nur wegen ihrer Anziehung auf mich, sondern auch weil ich verstehen kann, wie schwer sie es gerade hat, spiele ich mit dem Gedanken, sie tatsächlich einzustellen.

»Was wollen Sie überhaupt studieren?«

»Musikwissenschaften.«

»Klingt spannend.«

»Das ist es auch«, erwidert sie, und sie beginnt zu strahlen.

»Wissen Sie, Miss Fisher«, setze ich an und lehne mich nach vorn, »ich schätze Ihre Ehrlichkeit sehr. Sie müssen aber auch wissen, dass ich viel von meinen Mitarbeitern verlange; Sie müssen mit vollem Herzen bei der Sache sein ...«

»Das bin ich«, unterbricht sie mich erneut und wirkt regelrecht aufgebracht, da ich glauben könnte, dass sie unzuverlässig ist. »Wirklich, Mister York, was ich gesagt habe, meine ich ernst. Ich finde das Lokal wirklich toll, und es würde mir Spaß machen, mich hier nützlich einzubringen. Außerdem liebe ich neue Herausforderungen.«

Das hier ist das wohl seltsamste Bewerbungsgespräch, das ich je geführt habe. Der Unternehmer in mir appelliert an mich, sie sofort wegzuschicken; der lüsterne Mann in mir aber drängt mich, sie auf der Stelle einzustellen, um sie in meiner Nähe zu haben.

»Wir arbeiten im Zwei-Schicht-System«, sage ich und stehe auf, um Stift und Zettel beiseitezulegen und Miss Fisher einen Musterarbeitsvertrag zu präsentieren. »Wir haben von 9 bis 23 Uhr geöffnet. Für alle Mitarbeiter sind die alkoholfreien Getränke frei. Es versteht sich sicherlich von selbst, dass ich Alkoholgenuss Ihrerseits nicht wünsche. Gibt es irgendeinen Tag, an dem Sie fest frei haben möchten?«

»Ahm ... nein ... also es ist mir eigentlich egal, weil ich meine Zeit ja selbst einteilen kann.«

»Das klären Sie das am besten mit Pat, dem jungen Mann, der Sie zu mir gebracht hat. Er ist, wenn ich nicht da bin, Ihr direkter Vorgesetzter und zuständig für den Dienstplan. Der Mindestlohn ist auf der zweiten Seite vermerkt«, füge ich an und reiche ihr den zusammengehefteten Vertrag.

Sie überfliegt alles, blättert dann aber relativ rasch zur zweiten Seite.

Sie verhandelt nicht einmal – was ist das denn?

»Dann bin ich also eingestellt?«, will sie vorsichtig wissen.

»Ja, das sind Sie. Ich werde, nachdem Sie meiner Sekretärin die erforderlichen Dokumente geschickt haben, den Vertrag aufsetzen und Ihnen zukommen lassen. Wenn alles unter Dach und Fach ist, würde ich vorschlagen, Sie fangen gleich nächsten Montag an. Sind Sie damit einverstanden?«

Ein erleichtertes Lächeln huscht ihr übers Gesicht, als sie aufsteht und den Mustervertrag an mich zurückreicht. »Ich bin überglücklich. Danke. Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen.«

Ich hoffe, dass auch sie sie nicht bereuen wird und in einer Woche gleich wieder abhaut. Denn es erscheint mir schwer, Miss Fisher einzuschätzen. Sie ist wohl zwar ein emotionaler Mensch, doch ihre Gedanken und Absichten scheint sie sehr gut für sich behalten zu können. Sie wirkt selbstbewusst und unschuldig zugleich. Bestimmt nimmt sie kein Blatt vor den Mund und ich muss zugeben, dass mich all das um sie herum neugierig macht. Ich will herausfinden, wer diese spontan wirkende junge Frau wirklich ist, die ich gerade dank meiner Unvernunft eingestellt habe.

»Es freut mich, Ihnen eine Freude zu machen«, sage ich und ringe mir ein ähnlich warmes Lächeln ab. »Willkommen im Team«, mache ich es offiziell, als ich ihre Hand erneut schüttle.

Als sie sich ein paar Minuten später verabschiedet und mir an der Tür ein letztes Mal zulächelt, frage ich mich, ob ich nicht soeben auf die jämmerlichen, aber zielführenden Tricks einer Frau, die genau weiß, was sie tut, reingefallen bin.

Kapitel 3

Jason

Wie vereinbart, tritt Mia ihren Dienst eine Woche später pünktlich an. Sie wird von Pat eingewiesen und übernimmt vorerst die Frühschichten, um nicht gleich unbedarft ins große Getümmel gestoßen zu werden. Wenn ich im Laden bin, dann beobachte ich, wie sie mit den Gästen umgeht; sie ist freundlich, lächelt sehr viel und lernt verdammt schnell.

Es scheint ihr wirklich Spaß zu machen. Gut. Das beruhigt mich.

Stück für Stück fällt das Gefühl, eine falsche Entscheidung aufgrund meines seltsamen Hormonstatus getroffen zu haben, von mir ab. Am Samstag ihrer ersten Woche, als sie nach ihrem Dienst gerade hinten im Aufenthaltsraum ihre Sachen zusammenpackt, gehe ich zu ihr. Sie lächelt dieses freundlich-strahlende Lächeln, das auch Pat sehr gut zu gefallen scheint, da er sich in Mias Nähe wie der letzte Idiot benimmt, der all ihre Wünsche erfüllen will.

In einer dunkelgrünen Tasche verstaut sie gerade ihre Arbeitskleidung, als ich neben ihr auftauche. »Die erste Woche ist vorüber. Wie hat es Ihnen bis jetzt gefallen?«

»Es gefällt mir sehr gut und macht ungeheuer viel Spaß«, antwortet sie. »Ich hoffe, Sie sind auch mit meiner Leistung zufrieden.«

»Das bin ich. Sie haben mich überrascht, das muss ich ganz ehrlich zugeben.«

»Inwiefern?«, meint sie, richtet sich auf und betrachtet mich skeptisch.

»Na ja, ich hatte irgendwie die Befürchtung, dass Sie das Ganze nicht so ernst nehmen könnten, weil Sie den Job ja nur als Mittel zum Zweck sehen. Aber Sie arbeiten strukturiert, engagiert und sind zu den Gästen sehr freundlich. Das gefällt mir.«

»Danke«, murmelt sie mit leicht geröteten Wangen.

Ich kann mir nicht helfen, aber sie wirkt auf mich viel naiver und unbedarfter, als ich es in ihrem Alter war. Sie ist zwar durchaus offen, wie sie diese Woche bewiesen hat, doch auf eine gewisse Art auch sehr zurückhaltend – vor allem mir gegenüber. Mit Pat geht sie ganz anders um. Ich habe sie oft miteinander lachen gesehen und ihn seine typischen zweideutigen Witze machen gehört, was sie aber gar nicht abgeschreckt hat. Ich kann nicht sagen, warum, aber irgendwie bin ich ... ja, eifersüchtig.

Ist das erbärmlich!

Tief in mir wünschte ich, dass sie nicht einfach nur ihren Vorgesetzten in mir sieht, sondern sich locker mit mir unterhält.

Daher entscheide ich mich für eine Offensive – nur, um zu sehen, wie sie auf etwas mehr Tiefgang reagiert. »Wie kamen Sie eigentlich zu dem Entschluss, Musikwissenschaften studieren zu wollen?«

»Das ist eigentlich ziemlich banal. In meiner Nachbarschaft lebte, als ich noch ein Kind war, ein Mädchen, das geistig zurückgeblieben war. Ich verstand mich gut mit ihr, besuchte sie öfter zu Hause, und einmal durfte ich sogar mit ihr und ihrer Mutter zu einer ihrer Therapiesitzungen mitfahren. Ich fand es so faszinierend, wie dieses Mädchen, das mit neun Jahren noch kein Wort sprach, beim Klang der Musik auflebte, lachte und ihre Arme im Takt bewegte. Da begriff ich, welche Macht und welch großen Einfluss Musik auf unseren Geist hat. Sie ist überall, dringt in jede Pore.«

Wenn Musik in jede Pore treten kann, dann ist es wahrscheinlich auch möglich, dass ihre Leidenschaft für Musik aus jeder der ihren zu spüren ist. Zumindest strahlt sie unwahrscheinlich und steckt mich damit irgendwie an.

»Wollen Sie danach in der Heilpädagogik arbeiten?«

Sacht schüttelt sie den Kopf. »Das weiß ich noch nicht genau, zumal die Möglichkeiten so unterschiedlich sind. Ich lasse mich da ganz vom Lauf der Dinge beeinflussen.«

»Fahren Sie mit der Tube?«, frage ich, nachdem sie sich ihre Tasche umgehängt hat und Andeutungen macht, nun gehen zu wollen.

»Ja, und ich glaube, ich muss langsam weg.«

»Wenn es für Sie okay ist, begleite ich Sie. Ich wollte auch gerade los.« Das wollte ich zwar nicht, da ich eigentlich noch ein paar Dinge für das Abendgeschäft zu regeln hätte, doch diese Aufgabe kann ich mit gutem Gewissen auch Pat überlassen. Viel verlockender erscheint mir sowieso Mias Gegenwart zu sein.

Diese sieht mich mit gerunzelter Stirn an, da sie ganz offensichtlich nicht erwartet zu haben scheint, von ihrem Boss zur Tube-Station begleitet zu werden. »Klar, wenn wir schon den gleichen Weg haben.«

»Ich hole nur schnell meine Sachen. Bin gleich wieder da.«

Und so kommt es, dass ich an Mias Seite in Richtung London Bridge Station gehe. Da es in London langsam wärmer wird, nimmt auch der Touristenstrom immer mehr zu, und so herrscht rund um die Themse ein nervenaufreibendes Gewühl. Mia und ich drängen uns aus der Hay’s Galleria, und ich widerstehe meinem Drang, sie sacht beim Arm zu nehmen, um sie nicht unabsichtlich aus den Augen zu verlieren.

»Wo wohnen Sie eigentlich?«, fragt sie neben mir und sieht mich gespannt an.

»In Notting Hill.«

Ihre Augenbrauen ziehen sich nach oben, und ich bemerke ihre Bewunderung. »Und Ihre Familie, lebt die auch in London?«

»Meine Eltern und mein Bruder schon. Meine Großmutter lebt auf Cliveden in Taplow.«

Obwohl die Sonne schon durchaus stark genug wäre, einem einen ordentlichen Sonnenbrand zuzufügen, mildert der Wind wieder genauso rasch ihre Wärme, und ich bin froh, mein Jackett angezogen zu haben. Mia schlingt nun auch ihre Strickweste enger um ihren Körper. »Cliveden? Sie meinen dieses Schloss?«

»Ja, es gehört meiner Familie. Es wird seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben.«

»Ihrer Familie gehört ein Schloss? Das ist ja ... krass.«

»Teuer, anstrengend – und Sie würden nicht glauben, mit welch unsinnigen Behördenkram sich meine Familie herumschlagen muss.«

Wie immer finden die Menschen, die erfahren, welch prunkvollen Bau meine Familie als ihr Eigen bezeichnen darf, es zuerst einmal unglaublich. Sie haben ja keine Ahnung von den Einzelheiten, die mit diesem Eigentum einhergehen. Es ist aber vielmehr so, dass Cliveden ein Klotz am Bein ist, als dass wir daraus irgendeinen großen Nutzen ziehen könnten.

»Wir wollen nur die Traditionen wahren, und meine Oma liebt das Schloss einfach aus Prinzip. Deshalb haben wir von einem Verkauf abgesehen und versuchen, den Laden irgendwie aufrechtzuerhalten«, erkläre ich Mia.

»Dann sind Sie also adlig, oder wie?«

»Wenn man es genau nimmt, ja. Aber ich habe weder irgendeinen Titel noch sonst etwas, weil ich der jüngere von uns Kindern bin. Mein Bruder ist mit dem Los des Erstgeborenen gesegnet.«

»Je nachdem«, sagt sie und kräuselt die Lippen. »Das wusste ich noch gar nicht. Ich meine, Pat hat mir einiges über Sie erzählt, doch vielmehr ging es bei seinen Erzählungen immer um Klatsch und Tratsch, Skandale und Liebschaften rund um Ihr Leben.«

»Das liegt daran, dass ich mein Privatleben nicht an die große Glocke hänge; aber wie ich sehe, tun das andere für mich.«

Pat ist ein toller Kerl, doch manchmal kann er auch zu locker, zu cool und zu selbstbestimmt sein. Doch ich habe ihn längst im Visier und beobachte nicht nur, wie er mit seinen Kollegen umgeht, sondern passe auch auf, was er erzählt. Er liebt es, zu tratschen, und dank ihm verbreiten sich vermeintliche Skandale im Eiltempo.

»Sie sollten nicht immer alles, was Pat Ihnen erzählt, glauben, Mia. Er ist mit Vorsicht zu genießen.«

»Das habe ich schon gemerkt. Er redet gerne und viel, aber ich habe ohnehin nicht geglaubt, dass alles, was er sagt, auch immer stimmt.«

Ich schmunzle in Richtung Boden und erinnere mich an einige Aktionen, die Pat abgezogen hat. Wenn er eines neben dem Reden nicht lassen kann, dann ist es das Flirten. Und er liebt Frauen über alles, kann ihnen einfach nicht widerstehen, wie er selbst immer meint. Obwohl ich es eigentlich nicht gerne sehe, dass meine Mitarbeiter mit den Gästen anbandeln, weiß Pat seinen Charme einzusetzen, und es gibt tatsächlich Mädels, die nur wegen ihm in den Laden kommen.

»Frauen gegenüber zieht er kleine Übertreibungen der Wahrheit in der Regel vor. Das müssen Sie ihm nachsehen«, sage ich grinsend, während wir links in eine Seitenstraße einbiegen.

Hier befinden sich kleine Schmuckgeschäfte, Restaurants und Büros. Es ist bedeutend angenehmer, diese Straße zu begehen, weil nicht dauernd jemand direkt vor unserer Nase stehen bleibt, um ein Foto zu schießen.

»Oh, glauben Sie mir, ich komme mit seinen unterschwelligen Anmachversuchen schon klar. Er ist sowieso nicht mein Typ, von dem mal abgesehen.«

»Wie sieht Ihr Typ denn aus?«, frage ich dummerweise blitzschnell, noch bevor ich nachdenken kann.

Neben mir fällt Mia einen Schritt zurück. Ich schlage meinen Kopf gedanklich gegen die nächstbeste Wand und stelle mir vor, wie ich nun auf sie wirken muss.

Doch zu meiner Überraschung antwortet sie sachlich und präzise, wie sie es bisher schon getan hat. »Ich habe keine optischen Präferenzen in der Art wie: groß, blond und blauäugig. Aber ich habe gelernt, einen Bogen um Männer zu machen, die sich selbst mehr lieben als ihre Umwelt, die tun, als seien sie das Beste, was einem je passieren konnte. Nebenbei finde ich es jämmerlich, wie häufig Pat betont, dass er doch so, so, so gut im Bett wäre und ihn die Frauen daher regelrecht belagern. Ich würde sagen, der Spruch ›Hunde, die bellen, beißen nicht‹ passt hier sehr gut.«

Mir gefällt es, wie sie Dinge auf den Punkt bringt. Aber vor allem gefällt mir, dass sie nicht auf Pats Machosprüche reinfällt. »Dann scheinen Sie sich ja super selbst vor ihm schützen zu können, und ich muss Ihnen nicht zur Hilfe eilen.«

»Nein, ich denke, um auf jemanden wie Pat reinzufallen, müsste ich schon sehr, sehr verzweifelt sein.«

Wir erreichen die Treppe in den Untergrund, und während sie vor mir auf der Rolltreppe steht, überlege ich, wie ich ihre letzte Aussage verstehen soll. Das heißt also, sie ist nicht sehr, sehr verzweifelt. Ich presse meine Lippen aufeinander, rede mir ein, dass mir das alles am Arsch vorbeigehen sollte, was oder mit wem sie etwas in ihrer Freizeit unternimmt.

Doch seit Ewigkeiten hat mich keine Frau mehr so sehr gereizt wie Mia. Ich bin mir ihrer Nähe sehr bewusst und atme tief ein, als sie, an der unteren Plattform angekommen, mit ihrem Arm unabsichtlich meine Brust berührt. Alles in mir schreit nach mehr, am liebsten würde ich sie packen und, entgegen meiner sonstigen Vorgehensweise bei Frauen, an mich drücken. Allzu gerne würde ich ihre Reaktion darauf sehen, erfahren, wie ihr Körper sich gegen meinen gedrückt anfühlt. Ob sie seufzt, vielleicht sogar stöhnt, wenn sie geküsst wird. Ist sie eine der Frauen, die zurückhaltend sind, oder eher eine jener, die forsch sind?

»Sie müssen in die andere Richtung, nicht wahr?«, reißt mich ihre belanglose Frage aus meinen verdorbenen Gedanken.

Die Dusche, die zu Hause auf mich wartet, wird lang und kalt werden. »So sieht es aus, ja. Hat mich gefreut, mit Ihnen zu plaudern, Mia. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.«

»Danke, für Sie ebenfalls.«

Winkend taucht sie in der Masse unbekannter Menschen unter. Ich bleibe stehen, sehe ihr nach. Während ich mal an der einen, dann an der anderen Schulter angerempelt werde, steigen in mir ernsthafte Bedenken hoch, wohin mein unprofessionelles Benehmen Mia gegenüber führen soll. Bis jetzt war ich korrekt und habe mich meinen Angestellten gegenüber nie unmoralisch verhalten. Ich habe damit vor anderen immer geprahlt, bin stolz darauf. Dabei braucht es nur eine junge, unbeholfen wirkende Frau – und schon gerät mein Wertesystem ins Wanken.

Kapitel 4

Mia

Mit der Zeit gelingt es mir, in einen guten Rhythmus mit dem Wechsel von Früh- und Spätschichten zu kommen. Der Job war zwar nur als zeitliche Überbrückung gedacht, wie ich aber nach einem Monat feststellen muss, macht mir die Arbeit im ReBars sehr viel Spaß. Ich bin gut ins Team integriert, empfinde mich als Mitglied eines gut funktionierenden Uhrwerks – und außerdem habe ich gelernt, cool mit Pats Anmachsprüchen umzugehen.

Zugegeben, sie sind alles andere als subtil, und mittlerweile gebe ich mir nicht einmal mehr die Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich verwende sein Gehabe mir gegenüber gegen ihn selbst, indem ich ihn aufziehe, und schüttle jedes Mal nur schmunzelnd den Kopf, wenn ich sehe, dass unser Dienstplan völlig identisch ist.

Pat mag ich super handeln können; Jason, mein Boss, stellt aber eine verdammt große Herausforderung dar. Nicht, dass er sich mir gegenüber irgendwie despektierlich verhalten würde. Vielmehr ist es die Art, wie er sich eben nicht verhält, die mir zu schaffen macht. Manchmal ist er distanziert und zurückgezogen. Ein anderes Mal wiederum macht er mir Komplimente, lässt total dämliche Bemerkungen fallen, die mich zum Lachen bringen, oder er hört mir auch zu, wie ich ihm von den Mini-Sorgen in meinem Leben vorjammere.

Ich kann leider nicht leugnen, dass mein jämmerliches Herz in seiner Gegenwart etwas schneller schlägt. Aber ob das daran liegt, dass ich in ihn verknallt bin oder einfach nur froh bin, jemanden zu haben, der mir einmal zuhört, weiß ich nicht.

Seine Wirkung auf mich ist jedoch tatsächlich nicht zu leugnen. Ich fühle mich regelrecht beglückt, wenn er mich ab und an auf diese Art, die mich dahinschmelzen lässt, anlächelt oder kopfschüttelnd meinen Namen flüstert, weil ich wieder einmal eine für ihn total irrsinnige Behauptung aufgestellt habe. Doch immer scheint er mir das Gefühl zu geben, in seiner Gegenwart ich selbst sein zu können und zu dürfen.

Über ihn hingegen erfahre ich wenig; er erzählt zwar ab und an von seiner Familie, doch ist er wohl eher ein Mensch, der lieber zuhört als redet. Deshalb quatsche eben ich, um mir selbst Einhalt zu gebieten – und um mich ihm nicht an den Hals zu werfen, damit ich endlich herausfinden kann, wie sich diese verdammten Lippen, die so verlockend aussehen, anfühlen.

Ich bin verloren; ich weiß.

Diesen Samstag habe ich gemeinsam mit Pat – wie sollte es anders sein? – und Joey Spätschicht. Ich arbeite gerne am Samstag, weil da die Leute noch viel besser drauf sind als unter der Woche. Wir drei sind mittlerweile ein eingespieltes Team, und egal, wie voll der Laden ist, irgendwie kommen wir immer gut mit allen Situationen zurecht.

Die Arbeitsaufteilung wird je nach Teamzusammenstellung und möglichst nach persönlichem Wunsch vorgenommen. Heute bin ich hinter der Theke und kümmere mich um die Bestellungen, die Pat und Joey an mich weitergeben, bevor sie die Getränke dann den Gästen im Lokal servieren. So können wir viel strukturierter und vor allem konzentrierter arbeiten. Dadurch komme ich zwar nicht so viel in Kontakt mit den Gästen, doch Pat und Joey versorgen mich stets verlässlich mit dem neuesten Klatsch und witzigen Anekdoten.

»Mimi, ich hoffe, du hast einen ganzen Packen Zehner einstecken, denn heute wirst du sie alle los«, meint Pat breit grinsend, als er neben mich tritt und darauf wartet, bis ich eine neue Getränkebestellung bearbeitet habe.

Zwischen uns ist eine Wette entstanden, weil Pat so gut wie jeden Tag von weiblichen Gästen angegraben wird. Er weiß seinen Charme auch verdammt gut einzusetzen, das muss man ihm lassen. Während ich meinte, er würde es nie schaffen, an einem Abend drei Telefonnummern, drei Arschgrapscher und/oder eine Einladung zu einem Dreier zu bekommen, setzte er lautstark dagegen. Und so, wie es aussieht, sind die Ladys heute in äußerster Flirtlaune.

Verdammt, ich werde arm nach Hause gehen.

»Mein Arsch ist heute sozusagen der Hotspot im Laden. Also, raus mit den Zehnern.«

Ich grinse und zapfe ein Glas Bier, während Pat sich selbst auf die Schulter klopft. »Kommst du dir denn gar nicht schäbig vor, dich so armselig von wildfremden Frauen begrapschen zu lassen?«

»Nein, Mäuschen. Der Spruch zieht nicht. Nur weil du dein Geld nicht loswerden möchtest.« Er beugt sich zu mir, und ganz automatisch landen seine Hände dabei auf meiner Hüfte. »Oder ist es die Eifersucht, die aus dir spricht?«

»Sowieso. Ich werde mich heute in den Schlaf weinen und mir vorstellen, wie du mit einer von diesen angetrunkenen Frauen nach Hause torkelst«, erwidere ich sarkastisch.

Während ich ein weiteres Bier auf Pats Tablett vor mir stelle, gibt sich dieser untröstlich. »Es ist ein Fluch, so gut auszusehen. Das wird mir von Tag zu Tag deutlicher vor Augen geführt.«

»Armer Kerl.«

»Echt. Ja. Es ist schlimm. Ich meine, ich kann mich fast nie entscheiden, mit wem ich nach Hause gehen soll.«

»Wie wäre es zur Abwechslung mal alleine?«, schlage ich vor und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. »Unser Boss wäre dir bestimmt dankbar, da die Bar schon als internationaler Umschlagplatz für schnellen Sex in sämtlichen Reiseführern angeführt wird.«

»Schnell und gut«, ergänzt Pat selbstherrlich. »Außerdem ist unser Boss auch kein Kind von Traurigkeit, Mia, nur weil er sich hier im Laden immer total korrekt verhält. Ich weiß aus sicheren Quellen, dass er in seinem Privatleben nichts anbrennen lässt. Wenn du verstehst, was ich meine …«

Ich verstehe natürlich, was Pat meint, bin jedoch nicht unbedingt gewillt, diesem Geschwätz auch Glauben zu schenken.

Pat verschwindet mit den Getränken, und während ich eine von Joeys Bestellungen erledige, frage ich mich, wie viel Wahrheit in Pats Behauptung stecken mag. York ist zwar locker und ein echt toller Boss, was vielleicht auch daran liegt, dass er jung ist. Trotzdem habe ich bei ihm nicht das Gefühl, als schlummere hinter seiner professionellen Haltung ein Playboy. Ich habe in den vergangenen Wochen jedoch viele Geschichten über ihn gehört. Wie er am Wochenende irgendwelche One-Night-Stands haben soll, nach denen die beteiligten Frauen ab und zu sogar schon im Laden aufgetaucht sein sollen, um nach ihm zu suchen. Wenn auch nur ein Fünkchen Wahrheit hinter all diesen Gerüchten steckt, scheint er entgegen seinem Auftreten, in Wahrheit äußerst kaltblütig zu sein.

Ein weiterer Grund, weshalb ich meine zunehmend sexuellen Empfindungen ihm gegenüber so schnell wie möglich wieder loswerden sollte.

Das wäre gefährlich, und zwar nicht nur, weil er mein Boss ist. Er könnte mir das Herz brechen und mich anschließend rauswerfen. Da erscheint es mir viel sicherer, mich ab und an mit einem Kerl zu treffen, den ich dank Lous Verkuppelungsversuche kennenlerne. In den vergangenen Tagen war für solche Treffen zwar nur wenig Zeit, doch ich weiß, dass ich lieber zölibatär leben sollte, als irgendwelche Fantasien von mir und Jason York zu haben.

»Nein, wirklich, Mimi«, fährt Pat einfach fort, nachdem er wieder zurück an die Bar gekommen ist. »Gegen den Big Boss bin ich ein Heiliger vom Lande. Er ist nur schlau genug, es bestmöglich vor uns zu verheimlichen.«

»Selbst, wenn das, was du sagst, stimmt, ist es ja immerhin sein gutes Recht. Es ist sein Privatleben, und das geht mich, genauso wie dich, nichts an.«

Pat lacht und räumt einen Schwung Gläser in die Spülmaschine, während ich neue befülle. »Du kennst ja meine Theorie, Mäuschen.«

Ich verdrehe die Augen und spare mir eine Bemerkung. Pat hat schon mehrmals behauptet, Jason York wäre, um es in Pats Worten auszudrücken: megascharf auf mich. Nur deswegen hätte er mich eingestellt. Er sagte, Yorks Blicke wären die eines wilden Tieres, und Pat wisse schließlich, wovon er spräche. Doch ich habe aufgehört, Pats Geschwafel zu kontern. Er begleitet mich nach wie vor ab und an zur Tube-Station, und nie hat er sich irgendwie aufdringlich oder unanständig benommen. Mir scheint es wirklich nicht so, als wäre er scharf auf mich.

»Ich weiß, dass du mir nicht glaubst. Aber früher oder später wirst du auf dem Rücken liegend auf seinem Schreibtisch landen.«

»Niemals«, versichere ich Pat.

Er beugt sich vor, schaut mir starr in die Augen und lächelt. »Hundertprozent.«

Ich kann ihn gerade noch am Kinn packen, um ihn festzuhalten. »Niemals, Pat.«

Wir sehen einander stur in die Augen. Und obwohl zwischen Pat und mir nie etwas vorgefallen ist und auch nie vorfallen wird, muss ich zugeben, dass ich die Mädels, die auf ihn abfahren, durchaus verstehen kann. Er ist tatsächlich ein Schnuckelchen. Ein heißer Typ, der am Anfang dachte, er würde mich ebenso kinderleicht ins Bett kriegen. Doch Pat musste auf die harte Tour lernen, dass ich eine knallharte Bitch sein kann, wenn ich etwas nicht will. Seither denkt er eben, ich wäre heiß auf unseren Boss.

Verdammt, wenn er nur wüsste, wie recht er mit dieser Vermutung doch hat.

Bevor die Situation zu intim wird oder Pat denkt, er hätte stillschweigend meine Erlaubnis bekommen, mich zu küssen, lasse ich ihn wieder los. Er schnappt sich die Getränke, die ich für seine Bestellung vorbereitet habe, und dreht sich um, um sie an die durstigen Leute zu verteilen. Dabei läuft er beinahe Jason York nieder, der nun zu mir hinter den Tresen tritt und Pat mit gerunzelter Stirn nachsieht.

Normalerweise ist er an einem Samstagabend nie im Laden. Ich habe gar nicht gewusst, dass er heute vorgehabt hat, zu kommen. Da er nun wortlos vier Gläser nimmt, scheint er allerdings eher privat hier zu sein.

Mein Gesicht brennt, weil es mir peinlich ist, dass er mich so fragend ansieht. Vielleicht hält er mich nun für eine von Pats Groupies – im schlimmsten Fall sogar für eine, die leicht zu haben ist. Er hat zwar nie deutlich gemacht, wie er es fände, wenn wir Mitarbeiter untereinander etwas am Laufen hätten, doch Blicke sagen mehr als tausend Worte. Ich lächle verhalten, als er neben mich tritt und anfängt, Bier in eines der Gläser zu füllen.