Trywwidt – Elfenblut und Gewissensbisse - Klara Bellis - kostenlos E-Book

Trywwidt – Elfenblut und Gewissensbisse E-Book

Klara Bellis

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Beschreibung

Trywwidt begeistert sich für die Wissenschaft – wie alle Elfen. Da kommt ihr der geheime Auftrag gerade recht, zu dem ihre Chefin Lirridt sie in die Menschenwelt schickt. In der Pathologie eines Krankenhauses soll sie eine Leiche stehlen. Keinen x-beliebigen Toten, sondern den leblosen Körper eines Jahrhunderte alten Vampirs namens Korwin Schwarzvogel. Die Elfen wollen erforschen, warum Vampire – im Gegensatz zu den kurzlebigen Menschen – weder altern noch sterben. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Auch Trywwidt brennt darauf, das dunkle Geheimnis der Vampire zu lüften. Wenn ihr bloß dieses nervige Ding namens ›Gewissen‹ nicht im Weg stehen würde. Die ultimative Vorgeschichte zur gleichnamigen Trilogie. Genauer eine der möglichen Vorgeschichten, denn eine Geschichte ähnelt einem Fluss, in den sich viele Bäche ergießen.

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Klara Bellis

Trywwidt – Elfenblut und Gewissensbisse

Eine Vorgeschichte zum Roman „Trywwidt – Die Kaiserin der ewigen Nacht“

Für Beere und SchrumpelBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Infos zum Buch

Erste Auflage: Halle (Saale) im Mai 2021 alle Rechte vorbehalten

 

Text: Klara Bellis

 

Coverdesign: Klara Bellis

 

Cover-Fonts: VampyrBats by Manfred Klein; Booter Zero Zero by Graham Meade & Apostrophe, Marquis de Sade Ornaments by BoltCutterDesign, WC Rhesus A Bta by Christophe Féray, Trajan Pro

 

 

E-Mail: [email protected]

 

Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt.

 

Alle Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Medizinstudenten und Studentinnen sowie Elfen und Vampiren sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Zumal es ja in Wirklichkeit gar keine Elfen und Vampire gibt. Glaube ich zumindest.

Date

Welt der Menschen, Ostberlin, Februar 1984Ein junges Paar eilt durch die Nacht. Sie läuft voraus, bleibt immer wieder stehen, vergewissert sich, ob ihr Begleiter auch folgt. Der schließt auf, umfasst ihre Hüfte und hebt die junge Frau so mühelos an, als würde sie nichts wiegen. Lachend wirbelt er sie durch die Luft. Sie jauchzt vergnügt. Der Nachtwind zerzaust ihre kastanienbraunen Locken. Die Farbe ihres Haars kann nur der Mann in der Dunkelheit wahrnehmen. Sein schwarzes Haar dagegen ist auch für gewöhnliche Augen als solches erkennbar.

Sie schließt die Tür des antiquierten Stadthauses auf, das die Ausmaße einer kleinen Villa hat. Kichernd rennt sie die Treppe hinauf. Ihr Begleiter ist ihr dicht auf den Fersen. Die Treppenstufen nimmt er mit einer Geschmeidigkeit, als würde er schweben. Ein Eindruck, der sich auf den zweiten Blick verstärkt, anstatt sich abzuschwächen. Seine Bewegungen sind fließend und erinnern an ein Raubtier auf der Jagd.

In der ersten Etage rennt sie den Flur entlang, als würde sie vor ihm fliehen. Doch ihr unterdrücktes Kichern kündet davon, dass alles nur ein Spiel ist. Sie reißt eine der hohen Türen auf und huscht ins Zimmer. Anstatt die Tür zu verschließen, lässt sie diese einen Spaltbreit offen. Noch ein Hinweis, dass sie keinesfalls zu fliehen versucht. Im Zimmer, ein Teenagerzimmer mit Postern an der Wand, einem Schreibtisch – darauf ein Becher voller Stifte und ein verziertes Kästchen mit billigem Schmuck – lässt sie sich auf das Bett mit der knallbunten Bettwäsche fallen. Die Poster, ihre einstigen Schätze aus westdeutschen Teenie-Zeitschriften, wirken schäbig. Sie sind vergilbt und gemahnen daran, dass hier schon seit Längerem kein Teenager mehr wohnt. Fürs Umdekorieren hatte sie bisher keine Zeit. Ihre Hand kriecht in die Tasche der viel zu engen Hose. Sie zieht eine kleine Cremedose hervor, die sie schnell öffnet. Dick trägt sie das darin befindliche Gel auf ihre Handflächen auf. Die Dose stellt sie auf das Nachtschränkchen, direkt neben die antiquarische Ausgabe von Bram Stockers »Dracula«.

Schon ist der Mann im Zimmer angekommen. Ein Schemen mit bleichem Gesicht, der sich schneller bewegt, als menschliche Augen es zu erfassen vermögen.

Kaum nimmt sie seine Anwesenheit wahr, entfährt ihr ein Jauchzen. Sie breitet ihre Arme auf dem Bett aus. An ihren Fingern glänzt das durchsichtige Gel. Hoffentlich fällt ihm der Glanz nicht auf.

»Du bist dir ganz sicher?«, fragt er.

Diese Frage stellt er jedes Mal, als hätte er Angst davor, ihr wehzutun. Das findet sie seltsam, widerspricht es doch allem, was sie ihr zu diesem Mann eingeschärft haben. Das Projekt, an dem sie mitarbeitet, ist eines der geheimsten, die derzeit im Land laufen. Ein internationales Forschungsprojekt über die Grenzen der politischen Systeme hinweg. Und sie ist genau in diesem Moment die wichtigste Person. Von ihr hängt das Gelingen des Unterfangens ab. Deshalb antwortet sie auf seine Frage schnell mit »Ja!«, bevor das Gel an ihrer Hand eintrocknen kann.

»Weiß deine Anna, wo du bist?« Hoffentlich hat er ihr nicht erzählt, mit wem er sich trifft. Wobei sie weniger Angst vor Annas Eifersucht hat. Sie fürchtet sich eher vor den Fragen, die es nach der heutigen Nacht geben könnte. Fragen, zu denen sie keinesfalls Rede und Antwort stehen will. Schon gar nicht jemandem wie Anna.

»Ich bin alt genug, meine eigenen Entscheidungen zu treffen.« Er lacht. Ein dunkles Lachen wie aus den Tiefen einer Tropfsteinhöhle. Lässig streift er sein schwarzes T-Shirt ab. Der Anblick seiner durchtrainierten Muskeln verschlägt ihr jedes Mal den Atem, wenn sie sich so nahekommen. Heute soll es das letzte Mal sein, dass sie über diese Muskeln streicheln wird. Der Gedanke daran versetzt ihr einen Stich. Schnell ruft sie sich das Bild des anderen Mannes ins Gedächtnis. Jenes Mannes, der ihr die viel zu enge Jeans von einer Dienstreise aus Westdeutschland mitgebracht hat, der das Gel entwickelt und das Projekt geplant hat und der zusammen mit seinen Helfern im Gartenhaus wartet. Ihr Dozent an der Uni, und wenn alles so läuft, wie sie es sich erträumt, auch bald ihr Ehemann.

Der Mann in ihrem Zimmer, der kein Mensch ist, sondern ein Vampir, nähert sich ihr lautlos. Er beugt sich über sie, küsst ihre Stirn, ihren Mund. Sie erwidert seinen Kuss, zuerst unsicher und suchend, dann immer stürmischer. Er lässt von ihren Lippen ab, knabbert zärtlich an ihrem Ohr und vergräbt sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Ganz still liegt sie da, genießt das Prickeln auf ihrer Haut, das seine Berührungen auslösen. Da kommt auch schon das bittersüße Stechen, das von seinem Biss herrührt. Er trinkt. Ein Moment, in dem er sich ganz ihrem Blut hingibt, das er in sich aufnimmt. Ein kurzer Augenblick, in dem sein inneres Raubtier wohlig schnurrt und seine scharfen Sinne sich ein wenig Ruhe gönnen. So hatte er ihr diesen Zustand beschrieben, damals vor etwa zwei Monaten, als sie ihm zum ersten Mal erlaubt hatte, von ihr zu trinken. Es kommt ihr vor, als wäre das eine Ewigkeit her.

Sie schließt die Arme um den trinkenden Vampir. Mit den Handflächen, die noch immer feucht von dem cremigen Gel glänzen, streicht sie über seinen Rücken. Breitflächig massiert sie die Substanz in seine Haut ein. Er erwidert ihre vermeintliche Liebkosung, indem er ihr zärtlich über die Wange streichelt. Abrupt fällt seine Hand aufs Kissen zurück. Seine Körperspannung erschlafft und er bewegt sich nicht mehr. Bleischwer liegt er auf ihr.