Und tschüs - Harry Rowohlt - E-Book

Und tschüs E-Book

Harry Rowohlt

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Beschreibung

Seine Briefe sind reinste Wortakrobatik. Jeder ist ein Unikat, ein Geschenk des Autors an sich selbst und seine Korrespondenzpartner. Harry Rowohlt schreibt an seine Freunde, an die Autoren, die er übersetzt hat, und an seine Verleger; er schreibt an Buchhändler und Journalisten, er antwortet Leserbriefschreibern und Bittstellern. Er schreibt Briefe, wie andere sich am Bart zupfen: unablässig, selbstvergessen, mal voller Zuneigung, mal erbost, aber stets wortgewandt. Er kennt so viele Wörter, Anekdoten und Sprüche, dass manch einer vor Neid erblassen müsste. Ein höchst intelligentes Lesevergnügen dank einer fast vergessenen Kunst: der des Briefeschreibens. Harry Rowohlt gehört zu den unerreichten Meistern darin.

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Seitenzahl: 252

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INHALT

» Über den Autor

» Über das Buch

» Buch lesen

» Personenregister

» Impressum

» Weitere eBooks von Harry Rowohlt

» Weitere eBooks von Kein & Aber

» www.keinundaber.ch

ÜBER DEN AUTOR

Harry Rowohlt (1945-2015) lebte als Autor, Übersetzer und Vortragskünstler in Hamburg. Bei Kein & Aber erschienen u. a. Harry Rowohlts Übersetzungen von Flann O’Brien, Kurt Vonnegut und Shel Silverstein. Bei vielen seiner Übersetzungen wirkte er auch als Hörbuchsprecher, besonders bekannt sind die Vertonungen von A.A. Milnes Pu der Bär (2001) und Kenneth Grahames Der Wind in den Weiden (2002). Als Autor trat er bei Kein & Aber in den Büchern John Rock (2004), Pooh’s Corner (2009/2015) sowie in den ersten beiden Bänden der nicht weggeschmissenen Briefe Der Kampf geht weiter (2005) und Gottes Segen und Rot Front (2009) in Erscheinung.

Anna Mikula war als leitende Redakteurin tätig und lebt heute als Kulturjournalistin, Lektorin und Buchhändlerin in Hamburg. Sie hat bereits die beiden vorherigen Briefbände herausgegeben.

ÜBER DAS BUCH

Harry Rowohlt – Autor, Übersetzer und Vortragskünstler – hatte vor allem eines: Haltung. Freunden begegnete er mit diebischem Vergnügen an der gelungenen Formulierung, die Kritik der Gegner parierte er mit unvergleichlicher Wonne. Er nahm das Blatt vom Mund und steckte es direkt in seine Schreibmaschine; seine Briefe gelten als Meisterstücke einer vernachlässigten Kunst.

»Harry Rowohlt lesen kann die geistige Gesundheit erhalten.« Elke Schmitter

»Wie Rowohlt neben dem Übersetzen, der Schauspielerei, dem Schreiben und Vorlesen die Zeit für so viele Briefe findet, bleibt sein Geheimnis. Kein Geheimnis ist, dass sie zum Komischsten zählen, was jemals in ein Kuvert gesteckt wurde.« Hellmuth Karasek

Was bleibt

Im September 2009 versprach ich im Vorwort zu Harry Rowohlts zweitem Briefband, Gottes Segen und Rot Front, im beizeiten folgenden dritten Band die Reaktion der Feuilletons zu resümieren. Wie nicht anders zu erwarten, fehlt hier der Platz, alle Elogen zu dokumentieren, daher nur zwei Beispiele pars pro toto: »Es gibt in der deutschen Gegenwartsliteratur wohl keine Briefe, die vergnüglicher und authentischer wären als diese Kabinettstücke.« (NZZ) – »Man möchte sich wegschmeißen vor Lachen, und das kann man über vergleichbare Projekte von Goethe und Schiller bis Siegfried Unseld ja nicht eben sagen.« (FAZ) Am lustigsten war der bündige Kommentar eines anonymen Lesers im Internet: »Dafür gebe ich 11 von 10 Punkten.«

Harry Rowohlt ist am 15. Juni 2015 gestorben. Wenige Wochen zuvor hat er noch mit Freunden seinen 70. Geburtstag gefeiert, versehen mit der für ihn typischen Anmerkung: »Immerhin bin ich siebzig geworden, mehr kann man nicht verlangen.«

Es gibt keine unveröffentlichten Manuskripte, keine Autobiographie, schon gar kein nachgelassenes Romanfragment, leider. Aber es gibt ein letztes Konvolut an Briefen, das nun in diesem Band erscheint. Harry Rowohlt hat mich zu Lebzeiten autorisiert, dieses sein Vermächtnis zu kompilieren, bzw. sagte er: »Mach’s, aber nerv mich nicht damit!«

Wer die vorangegangenen Briefbände kennt, weiß oder ahnt, daß wieder zahlreiche überquellende Leitz-Ordner zu sichten waren, dieses Mal 25 Stück. Der vermutet zu Recht, daß Harry Rowohlt nach 2009 kein anderer Mensch geworden ist; daß er vielmehr verläßlich sein Harry-Rowohlt-Sein fortgeschrieben hat: lobend, tadelnd, schmähend, klagend, belustigt und belustigend.

Harry Rowohlt besaß kein Handy, keinen Computer, seine Freundin war die Schreibmaschine, sein Freund hieß Tipp-Ex Flüssig. Und so schreibt er wieder an Gott und die Welt, an den designierten Bundespräsidenten ebenso frei von der Leber weg wie an jugendliche Fans, an Kollegen, Verleger, Bittsteller, Autogrammjäger. Was bei ihm im Briefkasten landete, wurde beantwortet. Daß am seltensten Freunde bedacht wurden – sie kamen allerdings häufig in den Genuß eines Telefonats –, hat meines Erachtens einen speziellen Grund: Harry Rowohlt war ungemein gewissenhaft, zuerst wurde das Arbeitspensum erledigt. Kehrte er zum Beispiel von seinen Lesereisen wieder, setzte er sich im Wortsinn sofort hin, um den VERANSTALTERn zu schreiben. Das sind nun keine Dankadressen der gewöhnlichen Art, sondern ausformulierte Reiseberichte voller kurioser Beobachtungen, wie nur er sie tätigen konnte. Sie sind der veritable Ersatz für Harry Rowohlts ZEIT-Kolumne »Pooh’s Corner«, die er vernachlässigte, wohl auch aus Zeit-Gründen.

Zweites Beispiel: Als er im September 2011 in Hamburg ein Flann-O’Brien-Symposion organisierte – zum 100. Geburtstag jenes Schriftstellers, den er am meisten geliebt und am liebsten übersetzt hat –, lud er dreizehn befreundete Autoren ein, aus dem Roman Der dritte Polizist zu lesen (eine denkwürdige Veranstaltung, die die Gäste bis in die frühen Morgenstunden auf ihre Plätze bannte). Für ihn war es offenbar selbstverständlich, anschließend jedem einzelnen Teilnehmer einen persönlichen Dankesbrief zu schreiben. Da mag sich die eine oder andere Formulierung wiederholen, aber von einem Formbrief, wie unsereins ihn wohl verfaßt hätte, sind seine schnurrigen, liebevollen Einlassungen weit entfernt.

Ich gebe zu, ich bin befangen. Ich finde die (meisten) Briefe von Harry Rowohlt toll und einzigartig, nicht nur weil sie komisch und originell und im Stil immer elegant sind, sondern auch, weil sie beweisen, daß im Twitter-Zeitalter noch Nuancen möglich sind. Und weil sie für eine unbedingte, hellwache Zeitgenossenschaft stehen, die ihresgleichen sucht.

Das Schlußwort sollen zwei Hamburger Weggefährten haben. Hellmuth Karasek schrieb in seinem Buch Briefe bewegen die Welt (2014): »Wie Rowohlt neben dem Übersetzen, der Schauspielerei, dem Schreiben und Vorlesen die Zeit für so viele Briefe findet, bleibt sein Geheimnis. Kein Geheimnis ist, daß sie zum Komischsten zählen, was jemals in ein Kuvert gesteckt wurde.«

Und Rainer Moritz konstatierte im Deutschlandradio: »Wer die Briefe liest, wird versucht sein, Harry Rowohlt umgehend eine Nachricht zukommen zu lassen – in der Hoffnung, eines dieser unverwechselbaren Schriftstücke als Antwort zu erhalten.«

Das ist nun nicht mehr möglich.

Anna Mikula, im September 2016

2010

»Wenn Sie das Buch zurückhaben wollen: Bis Samstag 14 Uhr liegt es in meinem Papierkorb.«

AN VOLKER WEIDERMANN, »FAS«

Lieber Volker Weidermann:

14-1-2010

»(Hallo, Rowohlt-Nachfahren! Jemand zu Hause?)« schreiben Sie in Ihrer wunderschönen Murmeljagd-Besprechung. Doch, ich bin zu Hause und wälze mich in unruhigem Schlaf.

Als Murmeljagd erschien, sagte mein Vater, wobei ihm sein natürliches, durch schlechtsitzende Zahnprothesen noch verstärktes Lispeln entgegenkam: »Völlig auf den Fähnen gewaugt.« (Widerwilliges Saugen an Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand.) Ich dachte, sagte es aber nicht, weil Hoffnung längst aufgegeben: »Und wie sollte man deiner Ansicht nach stattdessen Bücher schreiben? Ich dachte, das wäre immer so.« Vater, weiter: »Wo kann man doch kein Buch anfangen laffen, daff man ›Albtraum‹ mit B ffreibt, weil er nichpf mit den Alpen fu tun hat.« Ich, wieder unausgesprochen: »Das mußt du schon dem Autor überlassen, wie er seine Bücher anfängt.«

Das war nun überhaupt nicht erhellend, es fällt mir aber seltsamerweise immer mal wieder ein – nicht nur, wenn ich »Albtraum« schreibe. Kennen Sie Uli Bechers Bericht von der Trauerfeier für meinen Vater? Unter dem Titel »Finnegans Wake«? Der hat’s.

Und nun zurück in die Speichen.

Herzlichen Gruß!

Harry Rowohlt

AN DAS HOTEL CHELSEA, KÖLN

Liebe, hochverehrte Rezeption:

6-2-10

Gestern ist eine gemeinsame Marx-/Engels-Lesung mit Gregor Gysi und mir im Rahmen der LitCologne geplatzt, weil die betreffende Firma nicht bedacht hatte, daß es sich empfiehlt, für sowas einen Saal zu mieten, und allmählich habe ich den Eindruck, daß die einzigen kölschen Mädchen, die nicht bescheuert sind, in der Rezeption des Chelsea Hotels arbeiten. Sonst für heute nichts weiter. Schönen Gruß!

Harry Rowohlt

RUNDSCHREIBEN

Liebe Buchhändlerinnen:

8-2-10

Vor einer Lesung stelle ich mich immer gern noch vor die Tür, um Passanten den Arm umzudrehen. Nur so kriegt man die Hütte voll. Als ich am 27. April 2009 abends vor dem ZAKK in Düsseldorf stand, näherte sich eine junge Frau und sagte: »Halt! Drehen Sie mir nicht den Arm um! Ich bin keine gewöhnliche Passantin, sondern eine verwunschene Lektorin der PATMOS-Verlagsgruppe und habe einen Übersetzungsauftrag für Sie.« Und überreichte mir You’re a Bad Man, Mr Gum! von Andy Stanton.

»Was soll schon sein, ich schau mal rein«, dachte ich am nächsten Morgen in der Eisenbahn, fing sofort an zu lesen und hörte sofort wieder auf, und zwar an der Stelle, an der die Insekten nicht nur ein eigenes Gesicht und einen eigenen Namen, sondern auch einen eigenen Beruf haben, weil ich fand: »Wozu soll ich denn dieses Buch groß weiterlesen; ich übersetze es ja doch, schön, wie es nun mal zu sein scheint.« Und dann schien es nicht nur schön zu sein, sondern war in Wirklichkeit sogar noch schöner, und dann kam glücklicherweise gleich ein zweites dazu, und ein drittes gibt es inzwischen auch, aber das spare ich mir noch ein bißchen auf.

Lesen! Jubeln!! Reizpartien bestellen!!!

Ergebenst,

Ihr Harry Rowohlt

Liebe Buchhändler:

Eigentlich hatte ich mit Quoten-Majuskel arbeiten wollen, »Liebe BuchhändlerInnen«, aber was für die lieben Buchhändlerinnen gilt, gilt natürlich auch für Sie. (Oder soll ich Ihnen den Arm umdrehen?)

HR

AN LOTHAR MENNE

Lieber Lothar:

9-2-10

Du hast recht, die Chuzpiknikim, Nudnikim und allgemein Nebbichs sind Legion, deshalb eine schnelle, aber sehr herzliche Absage, bevor ich die heutigen 20 Seiten für Käptn Hansen übersetze. Ich habe nämlich errechnet, daß ich mich, wenn ich jeden Tag 20 Seiten übersetze, praktisch gar nicht zu beeilen brauche, sondern mich nur ganz bequem, in aller Bierruhe, abhetzen muß. Das Warten auf dem Postamt werde ich als Qualitätszeit nutzen. Grüß zu Hause!!! Nicht minder innig,

Dein Harry

EINE ABSAGE

Liebe B.L.:

9-2-10

Für Gerstenberg habe ich schon mal was übersetzt und davon nur durch Zufall erfahren. Diese Zusammenarbeit reicht mir völlig.

Wenn Sie das Buch zurückhaben wollen: Bis Samstag 14 Uhr liegt es in meinem Papierkorb.

Schönen Gruß,

HR

AUF EINE ANFRAGE VOM SWR

Sehr geehrte Frau A.:

11-2-10

Mir ist plötzlich klargeworden, daß ich eigentlich gar keine Lust habe, am 6. Mai früh aufzustehen, um mir die immer gleichen Fragen stellen zu lassen.

Richten Sie das bitte dem Kollegen aus, der mich angerufen hat?

Ja? Danke schön.

Besten Gruß,

Harry Rowohlt

AN DEN SCHREIBMASCHINENHÄNDLER

Lieber guter unentbehrlicher Herr Schreibmaschinenmann:

15-2-10

Ich habe versucht, Sie telefonisch zu erreichen; es ist Ihnen doch wohl nichts passiert?

Meine eine Schreibmaschine kann nicht mehr unterstreichen. Meine Ersatzschreibmaschine kann es, wie Sie sehen, noch, es ist also nicht wirklich lebenswichtig. Aber meinen Sie, Sie können mich mal anrufen, damit wir einen Termin vereinbaren? Morgen früh muß ich zum Zahnarzt, und am Donnerstag fahre ich gegen 13 Uhr nach Münster, Dortmund, Mülheim/Ruhr, Bielefeld, Nürnberg und Erlangen. Dann (am 25./26. Februar) bin ich anderthalb Tage lang zu Hause und dann bis 7. März wieder weg –, was aber alles nicht so schlimm ist, weil ich in meiner Abwesenheit ja keine Schreibmaschine brauche.

Schönen Gruß!

Ihr Harry Rowohlt

AN SEINEN AGENTEN

Ertu?

25-2-10

Was machen Deine kleinen Nieren?

Nun zum Geschäftlichen. Wir müssen es wieder machen wie früher, daß die VERANSTALTER einen Stadtplan faxen, und nur im Notfall, wenn die VERANSTALTER dazu nicht in der Lage sind, auf die Google-Kiste zurückgreifen. (Und wenn die VERANSTALTER dazu nicht in der Lage sind, ist das bereits ein schöner Test, wozu sie überhaupt in der Lage sind. Wer keinen Stadtplan schicken kann, der hat auch eine Scheiß-Beschallung. Dies ist eine Tatsache.) Mit Google findet man rein gar nichts und hat bereits auf dem Bahnhofsvorplatz schlechte Laune. Im Hôtel gäbe es dann zwar einen kleinen Stadtplan, aber das will man ja erstmal finden, das Hôtel.

In Erlangen habe ich Frank Schulz’ Bulettenbrötchen gekriegt. Wir wollen uns nochmal merken:

Wiglaf Droste: Viereckige LesetischeMax Goldt: Fünf-Sterne-HôtelsFrank Schulz: Frikadellensemmeln

Ich war der mit den Stadtplänen und dem Hôtel in Bahnhofsnähe, das nicht nach Pommes stinkt, sondern ein Raucherzimmer hat.

Ansonsten war alles prima. Und nun zurück in die Salpetermine. Ich hatte – nicht gefühlte, sondern gemessene – 38 cm Post, als ich heute zurückkam.

Und wie geht es den kleinen Nieren?

Tschüs, Mann. Dein Harry

AN PETER HAAG

Sálü, Sternenbruder:

11-3-10

»Wenn heute jemand was will, bringe ich ihn um«, habe ich gesagt, und dann war es Frau Dingsbums von dpa, die sagte: »… und denn können Sie mir ja zumindestens sagen …«, und ich sagte: »Entweder ›mindestens‹ oder ›zumindest‹; ›zumindestens‹ gibt es nicht«, und fortfuhr: »Wenn Sie mir trotz meines Sprachfehlers …«, und ich hätte fast gesagt: »›Trotz‹ regiert den Dativ, und ein Sprachfehler ist, wenn man lispelt«, aber sie kam dann zur Sache: »Also Sie wohnen schon ganz lange in Eppendorf.« »Ja.« »Und sind verheiratet.« »Ja.« »Und was machen Sie so beruflich?« Und dann, aber auch erst dann, habe ich gebrüllt.

Zwei Lesefrüchte von, juhu, S. 344:

»You don’t know how much nastier I would be if I hadn’t become a Catholic.« (Evelyn Waugh)

»One cannot really be a Catholic and grown up.« (George Orwell) Und Du? Was machst Du so beruflich?

Ciao, hein?

Harry

AN EINE VERANSTALTERIN

Liebe Petra G.:

15-3-10

Bevor ich gleich wieder weg muß, und bevor alles gar nicht mehr wahr ist, schnell noch vielen Dank an Dich und das vorbildliche WeRK’STaDT-Kollektiv!!! Es war zwar in Witten, Gelsenkirchen, Eupen (Belgien!) und Wuppertal sehr schön, aber in Witten war es, glaube ich, wieder mal am schönsten. Witten hat es einfach. OBWOHLMEINEKLEINE, DICKE, BLONDE (die mit dem Skinken) SERVIERKRAFTAMNÄCHSTENMORGENNICHTMEHRDAWAR! Wahrscheinlich vom Fleck weg geheiratet worden, von sechs Kindern genervt (drei davon aus erster Ehe ihres Mannes), ausgemergelt, abgezehrt. Aber so kann es gehen. Tüßkes!

Harry

AUF EINE ANFRAGE

Liebe Sabine:

31-3-10

Danke, daß Ihr an mich gedacht habt, aber a) bin und bleibe ich Beatles-Fan, und b) kann ich auch anderwärts 4000 Otzen verdienen, und wenn ich dann noch an die lästige live-Promo denke, die unweigerlich mit sowas verbunden ist. Sowas soll doch wirklich ein gottverdammter Scheiß-Versteller machen, Ben Becker oder sowas, auf jeden Fall jemand, der nicht so eine herzinnige Knecht-Ruprecht-Stimme hat wie ich. Das einzige, was die Scheiß-Stones den Beatles nicht sklavisch nachgeäfft haben, war und ist und bleibt die Selbstauflösung. Außerdem habe ich nur ein einziges Mal gekokst, damit fängt es doch schon mal an. Schönen Gruß!

Harry

AUF EINE ANFRAGE VOM »BUCHJOURNAL«

21-4-10

Hörbücher höre ich, wenn ich mal blind bin. Mir dauert es immer zu lang, bis diese Schauspieler sich ausbetont haben.

Urlaub mache ich auch nicht. Für Ruhestand werde ich allmählich zu alt.

Meine beiden Lieblingsbücher sind gegenwärtig Mehr Liebe von Frank Schulz und Die russische Fracht von Oleg Jurjew. Drei der Meistererzählungen von Frank Schulz aus Mehr Liebe habe ich auf CD gequatscht, und mit Oleg Jurjew zusammen würde ich gern Die russische Fracht als Hörbuch einlesen. Hier stimmt doch etwas nicht.

Ein halbes Hörbuch höre ich zur Zeit ständig, nämlich die Musikspur zu meinem demnächst als CD erscheinenden Kochwestern John Rock oder der Teufel. Die ist von Dieter Faber, Hamburg-Barmbeks Antwort auf Ennio Morricone, und hier bereits vor Erscheinen exklusiv für Buchjournal eine erste Stimme: »Sowas Schönes hab ich ja noch nie gehört.« (Harry Rowohlt)

Liebe Redaktion:

Zu lang, was? Dann schmeißen Sie’s weg. Schönen Gruß,

Harry Rowohlt

AN HANS TRAXLER

Lieber Hans:

21-4-10

Sei bloß froh, daß ich nicht zum künstlerischen Aspekt Stellung genommen habe, von dem verstehe ich noch weniger. Ich hatte eigentlich vorgehabt, einen Text von Elisabeth Borchers vorzulesen, da wäre aber der Gesamtvortrag zu sachlich und informativ geraten.

Zum Abschluß noch ein – literarisch leider zutiefst unerhebliches – Gedicht, welches mich morgens in Erfurt anflog und auf dem Steg über den Wehrgraben des Holzhausenschlößchens wegen des Protest-Erpels schon wieder.

»Guten Morgen, liebe Enten!Seht in mir den konsequentenPeking-Ente-Nichtbesteller.Ente? Nicht auf meinen Teller!Und du da vorn? Du ohne Kopp?«»Ich schlafe noch. Und nu mach hopp.«

Schönen Gruß an Deine – wie man in Hamburg sagt – Bekannte.

Dein Harry

P.S.: Wie geht es Dir?

AN ANNA MIKULA*

Liebe Anna:

2-5-10

Höhepunkt. Junger Mann: »Guten Morgen, Herr Rowohlt.« Ich: »Moin.« Handschlag. JM: »Gehört Ihnen nicht diese Bücherei?« Ich: »NEIN.« JM: »Auch nicht die in Reinbek?« Ich: »NEIN!«

Diffuses Hungergefühl. McDonald’s? Niemals. Das gastronomische Angebot St. Georgs genutzt und draußen beim Türken Kuttelsuppe. Türke: »Du nur zahlen, wenn’s schmeckt.« Für den Fall, daß man am 1. Mai nicht mehr küssen will, gibt es Knoblauch in Öl für drüber. Oder für den Fall, daß man am 1. Mai nur Leute küssen will, denen das nichts ausmacht.

Sso allein. Anna Kärnten, Ulla Fiaß, Schnuckel doppelseitige Lungenentzündung, antibiotikaresistent. Legende Ebermann wahrscheinlich bei Heike in Berlin. Die ver.di-Jugend hat es nicht nötig, zu Fuß zu gehen, und lümmelt sich auf einem Wagen, von dem aus sie uns mit sowas wie Grönemeyer mit Tourette-Syndrom beschallt. Ein Quintett: Mandolinbanjo, Dobro, Snare und Pauke. »Und die Melodiestimme?« höre ich Dich fragen. Sousaphon. Die Hamburger Stadtmusikanten; niemand hat sie gewollt. »Etwas Besseres als den Tod finden wir allemal«, haben sie sich gesagt, und nun spielen sie auf der Wiese vor dem Gewerkschaftshaus »Vorwärts und nicht vergessen«. Die damischen Damilen (die auf französisch »Tamoules« heißen; interessant; weiß nicht jeder) schreien ganz laut in ihre Megaphone: »AU HAU! AU HAU! AU HAU!« Trifft es zwar, ist aber auf Dauer zu laut. Dafür skandieren die zahlreichen Schrägstrich-Türken: »KUKURUZ! KUKURUZ! KUKURUZ!« Auch doof. Ich schließe mich einem Herrn, der aussieht wie unser Sam Hawkins, an und schare mich um seine DIELINKE-Fahne. Robert; zapft in der Werkstatt 3 und sitzt für DIELINKE in der Altonaër Bauaufsicht, mit Anspruch auf die Anrede »Herr Vorsitzender«: »Das dauert immer so schön, bis die anderen Fraktionen gesagt haben: ›Herr Vorsitzender, du bist vielleicht ein Arsch, dö.‹« So vergeht die Zeit bis Barmbek wie im Fluge. Zwischendurch in der Langen Reihe 150 m lang Peggy untergehakt (und vorher beim Türken austreten gewesen, treppab bzw. den – so sagt man auf dem Schiff – Niedergang runter und wieder rauf. Für uns Polyneuropathen ein mörderischer Parcours.) Barmbek ohne Dixi. Offizielles WC sonn- und feiertags geschlossen. Hecke! Park!! Hecke ja, Park yok. Hauptsache, Hecke. Dann, mit unglaublicher Gelassenheit, weiter. Noch mit zwei Ostermarschbekanntschaften gescherzt. Abschied von Robert, der noch die Altonaër Maifeier geradeziehen muß. Voll Wehmut in die U-Bahn voller Friedensfreunde gequetscht, endlich geschwitzt und den Klassenauftrag erfüllt. Abends Rindfleisch, sehr, sehr gut, Streit mit der Frau, nachts Beklemmungen –, aber hier bin ich bereits in Adalbert Stifters Tagebuch gerutscht.

Sonst war nix. Willkommen dahaam!

Harrybär

*   nach dem traditionellen 1.-Mai-Marsch

AUF EINE ANFRAGE VON W. P. FAHRENBERG, EINEN TEXT ZU CHLODWIG POTH ZU VERFASSEN

Och, WP:

13-5-10

Ich kann doch sowas nicht. Und daß Frau Krause* gleich auf mich verfiel, liegt nur daran, daß wir uns schon so lange kennen, so lange, wie sich sonst kaum jemand kennt auf der Welt, nämlich als ich noch Lehrling bei Suhrkamp und sie noch Buchhalterin bei Bärmeier & Nikel war, gelt, da schaust Du. Sogar in der Sonne von Mexiko links hinter dem Frankfurter Hauptbahnhof haben wir gemeinsam gesoffen, einer Kneipe für den gehobenen Pennerbedarf, die eines Tages verschwunden war und, wie im »Fliegenden Wirtshaus« von Chesterton, an anderer Stelle wieder auftauchte, im Sandweg, aufs Haar genauso, nur mit einem Hühnerdraht um den Bollerofen, weil es da in der kalten Jahreszeit immer wieder zu häßlichen Verbrennungen gekommen war. Nikolaus Heidelbach, dem ich dies (bis auf den Teil mit der Sonne von Mexiko) vortrug, sagte, seitdem er in der Kulturkirche Köln Nippes für den lampenfieberkranken Ralf König eingesprungen sei, der sich außerstande gesehen habe, eine Feierstunde für Bernd Pfarr zu gestalten, könne er das; er wisse sogar schon einen Titel für die Serie: »Heidelbach stellt Sachen vor – hundertmal«. Ich käme dann ganz zufällig dazugeschneit (wie Paul Auster bei einem Feature über Siri Hustvedt: »Ach, du hast das Fernsehen da, Liebes?«) und würde erzählen, wie ich mal im La Paloma auf St. Pauli bei Francis Ford Coppola auf dem Schoß gesessen hätte und Chlodwig Poth nur zwei Tage später in Frankfurt auf meinem, und mit etwas mehr Koordination hätten wir alle drei aufeinandergesessen – und vielleicht noch Ingomar von Kieseritzky als Sahnehäubchen obendruff. (Chlodwig hat sich übrigens mal sehr herzlich für meine unschätzbare Hilfe bedankt. »Wobei denn?« habe ich gefragt. »Du hast gesagt: ›Schreib du doch deinen Scheißroman selber‹, und genau das habe ich gemacht. Nochmal vielen Dank.«) Und Euch Göttinger Gönnern habe ich Chlodwigs letztes Wort an mich zu verdanken. Er schob seine Anna an uns vorbei und sagte trotzig: »Wir gehen Apfelkuchen essen.« Zwanzig Meter weiter drehte er sich noch einmal um und schrie präzisierend: »Gedeckten!« Und nun sei, zusammen mit Deiner schönen Gefangenen, herzlich gegrüßt.

Dein Harry

*   Anna Poth (geb. Krause)

AN EINE VERANSTALTERIN

Liebe Tatjana K.:

13-5-10

Wenn Sie nicht geschrieben hätten, daß es nicht mit Federhalter war, wäre ich nie darauf gekommen.

Wollen Sie wissen, wie es weiterging? Unspektakulär, to say the least. In Schwäbisch Hall hatte ich endlich die Fahnenkorrektur Vonnegut, Ein dreifach Hoch auf die Milchstraße! (allen Ernstes abgelehnte Geschichten) fertig gelesen und bei der – schwangeren – Hôtelwirtin hinterlegt. Die hatte darauf bestanden. Ein Hochgenuß, nicht in der Eisenbahn und auf den Knien Korrektur zu lesen. Beschlossen, zwei Stunden früher nach Darmstadt weiterzufahren, und einen wunderbaren Taxifahrer gehabt, der wissen wollte: »Heilbronn?« und mich zum richtigen Bahnhof fuhr, mir die richtige Richtung sagte, sowie: »Noch genug Zeit, eine zu rauchen.« In Heilbronn bin ich umgestiegen, ohne von der Bahnhofsmission angefallen zu werden, inkognito durchgewitscht, und in Heidelberg habe ich mir wollüstig Zeitungen gekauft: Zeitung lesen, nicht Korrektur! Wie ein echter Reisender! Auf dem langen Weg vom Bahnhof zum Hôtel fiel mir in Darmstadt, das ist das Gute, wenn man zu Fuß unterwegs ist, an einem Verteilerkasten ein Plakat auf, auf dem es dreisprachig hieß: »LONGLIVETHE 1st OFMAY! ÜTSCHLÜKBÜTSCHLÜK 1. MAI! ES LEBEDER 1. MAI!« Dazu ein stark verkleinertes Riesengemälde im Stil des Sozialistischen Realismus, mit revolutionären Werktätigen, die sich durch die Straßen wälzen, Banner und Losungen tragen, agitierend, teilweise, wie am Spieß. Ich war in die Knie gegangen, um all die Pracht zu bestaunen, und sah, daß – einmal oben, einmal rechts unten – seltsamerweise auch zwei Kirchlein abgebildet waren, eins sogar mit angedeutetem Zwiebelturm. Links auf dem Bild eine Innenansicht, ein Riesensaal, und hinten auf dem Podium ein Spruchband, rot, mit weißer Schrift, winzig klein, aber natürlich riesengroß: »ESLEBEDER 1. ÖSTERREICHISCHEBETRIEBSRÄTEKONGRESS!« Da war auch das geklärt. / Am nächsten Morgen, auf dem Rückweg zum Bahnhof, andere Strecke, Ehrensache, an einem anderen Verteilerkasten das gleiche Plakat. Nochmal abschiednehmend in die Knie gegangen und weil diese schöne Entdeckung für mich allein zu gewichtig war, einen des Weges kommenden mitteljungen, leicht verkatert, also verständig wirkenden Mann darauf hingewiesen: »Haben sich die Türken einfach das österreichische Prachtgemälde unter den Nagel gerissen.« Er, auch nicht faul, versetzte: »Wäre nicht das erste Mal, daß die Türken versuchen, sich Österreich unter den Nagel zu reißen.« Ich, hin und weg: »Sehr treffend bemerkt, Sir!«

Sonst war eher nix.

Leben Sie bitte ebenfalls lange, seien Sie bitte ebenfalls glücklich!

Ihr Harry Rowohlt

AN EINEN VERANSTALTER

Lieber Dietmar:

15-5-10

Bevor es gleich nach Cuxhaven geht und alles gar nicht mehr wahr ist, noch rasch eine kleine Ergebenheitsadresse. Vielen Dank, Mensch!

Ich hatte am nächsten Morgen beschlossen, zwei Stunden früher nach Darmstadt weiterzufahren, was mir von einem wunderbaren Taxifahrer ermöglicht wurde, der den richtigen Bahnhof zur richtigen Zeit in Richtung Heilbronn wußte (und darüber hinaus seine ganze Kraftdroschke voller Abraum hatte, was mich ebenfalls für ihn einnahm). Und in Heidelberg habe ich mir, weil ich in Schwäbisch Hall mit Korrekturlesen fertig geworden war, beim Umsteigen inbrünstig ZEITUNGENGEKAUFT! Wie ein Reisender Zeitung gelesen statt Korrektur! (Im Cuxhavener Ringelnatz-Museum hängt eine geerbte Dauerleihgabe von mir, ein herzallerliebstes betrübtes Ungeheuerchen. Das werde ich nachher begrüßen: »Na, du herzallerliebstes betrübtes Ungeheuerchen?« Da wird es Augen machen.) (Und der Besuch der alten Dame auf der Freitreppe läßt mich nicht los. Ich habe mir an der Hôtelrezeption den Demnächst-auf-diesen-Stufen-Leporello gekrallt und staune immer noch, was menschlicher Geist alles vermag. Mein Angebot steht. Der antike Chor sagt: »WEHE!« und fällt die Treppe runter. Und wir reden nicht mehr drüber.)

Etwelche Pressestimmen bitte ich, mir scho-nungs-los zukommen lassen zu wollen.

Mit einem herzlichen »Iiii, Linkshänder!«

Harry

AUF EINE ANFRAGE DER DVA

Liebe Frau K.:

3-6-10

Da ich kein Autor, sondern nur belletristischer Übersetzer und, na schön, Kolumnist bin, kann ich keine Eitzes über das Schreiben geben –, nur zehn Goldene Regeln für angehende junge Autoren, die mich immer wieder fragen, was sie anstellen müssen, um veröffentlicht zu werden (natürlich meist/immer mit dem Hintergedanken, daß ich ihren Mulm eilig in meinem Verlag herausbringen werde).

1. Machen Sie’s

2. wie ich.

3. Ich schreibe

4. nur auf

5. Bestellung

6. und brauche mir dann

7. um die Veröffentlichung

8. keine Sorgen

9. zu

10. machen.

In der festen Annahme, Ihnen weitergeholfen zu haben, schönen Gruß!

Harry Rowohlt

AN DEN DRESSLER VERLAG*

Liebe Astrid M.:

12-6-10

Jaja, das kann man alles lassen. Danke für die Vereinheitlichungen!!! Aus Bochum (ausverkauft), Herne (40 Leute) und Lüdenscheid (Triumph! Triumph! Triumph!) bin ich LÄÄÄÄÄÄNGST wieder zurück. Aus Köln auch.

Siggi Seuß hatte im DeutschlandRadio gemeint, »Raffhausen« hätte es wohl besser getroffen als Bad Dreckskaff, und gestern in der Eisenbahn ist mir plötzlich eingefallen, was er gemeint hat, weshalb ich ihm heute bereits ein zierliches Postkärtchen c/o Sender geschrieben habe:

LIEBERSIGGISEUSS:WENNES »GRABTOWN« GEHEISSENHÄTTE, WÄRE »RAFFHAUSEN« GANZTOLL. ESHEISSTABERGRUBTOWN.UNDWIEDERSINKTEINEXPERTEGETROFFENZUBODEN.SCHÖNENGRUSS! Harry Rowohlt

Auf der Vorderseite des Postkärtchens der unsterbliche Spruch des großen Thomas Kapielski: »Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein.«

Meine Billigungen (erst schwarz, dann rot) habe ich reingemalt. Und schönen Gruß!!!! Harry Rowohlt

*   zu einer Rezension von Philip Ardaghs Reihe »Geschichten aus Bad Dreckskaff«

AN EINE VERANSTALTERIN

Liebe Diana L.:

19-6-10

Bevor alles längst nicht mehr wahr ist, noch rasch eine Ergebenheitsadresse.

Vielen Dank! Es war wunderschön in Bamberg!! Am nächsten Tag in Salzburg war ich zwar entsprechend übernächtigt (hatte auch, was ich merkte, als zwei Nonnen zustiegen, vergessen, Perso einzustecken; bei Diakonissen wäre mir das nie eingefallen), habe das Publikum aber trotzdem weidlich gerockt (wozu auch, glaube ich, Alissa Walser als Vorgruppe beitrug; wie ich immer sage: »Nur Minderbegabte und Schwervermittelbare müssen den väterlichen Laden übernehmen.«). Außerdem hatte ich in Salzburg das kleinste Hôtelzimmer meiner gesamten Tinglerlaufbahn –, so groß wie ein umgekippter großer Kleiderschrank, plus Telefon kaputt und keine Minibar (wo auch?), und schräg gegenüber vom Veranstaltungsort ein italienisches Restaurant, aus dem ich in den frühen 90er Jahren rausgeflogen bin, weil ich nach Tabasco gefragt hatte. Wenn ich also die Wahl zwischen Bamberg und Salzburg habe, ist das eine klare Ansage. (Immerhin hat sich anschließend niemand hinter Popcorn-Automaten versteckt, und außerdem gibt es in Österreich nur salziges Popcorn. Man nennt das Kultur.) Schönen Gruß!!!

Harry

AN EINE VERANSTALTERIN

Liebe Marina W.:

20-6-10

Nochmal, bevor alles längst nicht mehr wahr ist, VIELEN DANKFÜRDASSCHÖNELANGENDREER!!!! (In Herne waren nur 40 Leute da –, aber drei davon mit St.-Pauli-Trikot, mehr als in Hamburg Altona. Dafür ist dann Lüdens’keid geschlossen hingegangen. Und wenn Du je bei Google StreetView Köln Bocklemünd anklicken solltest, kannst Du mich in der Lindenstraßen-Dekoration schlafen sehen. Das nennt man Method Acting, von Stanislavski im Actors’ Studio begründet, und ist ganz selten: Wenn jemand, der einen Schlafenden darstellen soll, tatsächlich schläft.) Und schönen Gruß an das vorbildliche Bahnhofskollektiv!

Harry

AN EINEN VERANSTALTER

Lieber Reiner M.:

20-6-10

Auf dem Weg zurück ins Hôtel (in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni war das; nur zur Erinnerung) schloß sich mir ein Mann an, der mich nochmal gesondert rügte, weil ich nicht mehr saufe, angesichts einer riesenhaften Harley-Davidson sagten wir unisono: »Das ist vielleicht ’ne Immobilie«, und so schieden wir im besten Einvernehmen.

Nochmal vielen Dank für das schöne Rostock! Inzwischen habe ich die Pressestimme aus Rostock heute bekommen und verblüfft festgestellt, daß sich ja doch jemand amüsiert hat. (Dörte, die aus Rostock stammt und immer ganz laut und ganz lange – aber nie grundlos! – lacht, sagte ich, die Rostocker hätten wenig, leise und kurz gelacht, und sie warnte sofort, das dürfe man nicht verallgemeinern. Nächstesmal nehme ich sie mit.)

Schönen Gruß an das gesamte vorbildliche Literaturhaus-Kollektiv! Ihr betreibt wirklich das schönste und benutzerfreundlichste Literaturhaus, das ich kenne.

Harry

AN JOCHEN JUNG, VERLAG JUNG UND JUNG

Lieber Herr Dr Jung:

20-6-10

Bevor alles längst nicht mehr wahr ist, möchte ich mich noch einmal für das vorbildliche Salzburg bedanken, bei Ihnen und bei den wunderwunderwunderbaren Damen (von denen mir mit Namen natürlich nur noch »Frau Diplomkaufmann Gürtler«, wie ich sie der Einfachheit halber intern nannte, präsent ist) (und der anderen bitte ich ausrichten zu wollen, daß am 10. Juni, als hier Straßenfest war, Klaas Voigt, der Frontmann von Eight To The Bar, als wir, Helden des Tourneebetriebs, die wir sind, Erfahrungen austauschten, versonnen sagte: »Bad Zwischenahn … Nirgends sonst gibt es eine solche Variationsbreite an Seniorentellern …«)!!!! – In München habe ich mich dann prompt in meinem Hôtelzimmer verlaufen. Soll mir eine Lehre sein.

Schönen Gruß! Hol fast!

Harry Rowohlt

VON JOCHEN JUNG

Lieber Harry Rowohlt,

am 22. Juni 2010

das hatte ich noch nicht: ein Autor dieses Kalibers, der sich nicht nur vorher, sondern auch hinterher noch einmal aufs netteste meldet und sogar bedankt. Wo haben Sie bloß diese Sitten gelernt?? Das hat ja geradezu baltisches Format!

Na ja, das Mare Balticum ist ja auch nicht fern von Ihnen. Habe mich jedenfalls sehr gefreut. Vielleicht bringt unser Tun uns ja auf diese oder andere Weise noch einmal zusammen. Das würde außerordentlich zupaßkommen

Ihrem Jochen Jung.

AUF EINE ANFRAGE VON 3SAT*

Liebe Monika Sandhack, lieber Armin Conrad:

5-7-10

»Kulturzeit« ist die einzige Fernsehsendung der ganzen Welt, die ich manchmal mit den Worten »Servas, Ernstl!« begrüßen kann.

Harry Rowohlt

*   zum 15. Geburtstag der »Kulturzeit«; HR bezieht sich auf den Moderator Ernst A. Grandits

AN KLAUS WAGENBACH ZUM 80. GEBURTSTAG

Lieber Genosse Klaus:

8-7-10

Du bist nicht nur die nebbich dienstälteste Kafka-Witwe, der einzige deutsche Verleger, der schreiben kann, und der erfolgreichste Unternehmer Deutschlands –, sondern auch einer der ganz wenigen Menschen, bei deren Anblick mir zuverlässig das Herz aufgeht.

Dein Harry

VON KLAUS WAGENBACH

Juli 2010

Es hilft nichts, bei einem so herzerwärmenden Gruß muß ich Dir erzählen, daß ich am Tag, als er eintraf, auf dem Weg nach Pitigliano war und zum wiederholten Mal (Wunsch meiner Tochter) den Geburtstag von I A hörte, passend zu meinem, denn ich stehe vor einem riesigen Haufen von Grüßen, für die der Topf zum Reintun von Sachen wohl nicht gereicht hätte, da fiel mir, in der Gegend von Vetralla, ein, daß hier Alfred Andersch desertierte.