Uns umgibt dieselbe Finsternis - Richard Hey - E-Book

Uns umgibt dieselbe Finsternis E-Book

Richard Hey

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Beschreibung

Der Tod kommt meist auf leisen Sohlen, denn die Wege des Geistes sind nicht immer nachvollziehbar, erst recht nicht, wenn man aus Liebe handelt, sei es die wahre, vernachlässigte, unterdrückte oder falsch verstandene Liebe. Er, der Tod, erwischt uns in den ungünstigsten Augenblicken, oder geht haarscharf vorbei. Menschen, die ungewollt in der Gesellschaft, im Familien- und Freundeskreis kaum Beachtung finden, werden häufig von einer alles umfassenden Finsternis umhüllt, die sich ein Ventil sucht – und manchmal auch findet.
Rolf, vierzehn Jahre, wurde von seinen Eltern verhätschelt, verwöhnt und doch nur oberflächlich ins Familienleben mit einbezogen, geradezu seelisch vernachlässigt – bis er einen Weg findet die Aufmerksamkeit seiner Umgebung auf sich zu ziehen.
Nachdem die unvergessene Katharina Ledermacher den Polizeidienst als Oberkommisssarin quittiert hat, ist sie nun als Privatdetektivin tätig und hat es, in »Kelsterbachs Lieblinge«, gleich mit einer reichlich anstrengenden Klientin zu tun. Ihr Auftrag sieht auf den ersten Blick einfach und ungefährlich aus, aber auf den zweiten …
Sollte der Mensch Gott spielen? Fast alle sind sich einig, er sollte es lassen und doch versucht er es immer wieder! Meist mit fatalen Folgen.
Lösungen gibt es nicht nur für die spannenden und hintergründigen Geschichten dieses Bandes – ob sie nun scheinbar Kriminalgeschichten sind oder scheinbar keine.

Dieser Band beinhaltet folgende Kriminalerzählungen:
› Weihnachten
› Kelsterbachs Lieblinge
› Gott

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Richard Hey

 

 

Uns umgibt dieselbe Finsternis

 

 

 

 

Drei Kriminalerzählungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Weihnachten 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

Kelsterbachs Lieblinge 

Gott 

Auf ein Wort mit Richard Hey 

Von Richard Hey sind folgende Romane und Kurzgeschichten ebenfalls erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

Der Tod kommt meist auf leisen Sohlen, denn die Wege des Geistes sind nicht immer nachvollziehbar, erst recht nicht, wenn man aus Liebe handelt, sei es die wahre, vernachlässigte, unterdrückte oder falsch verstandene Liebe. Er, der Tod, erwischt uns in den ungünstigsten Augenblicken, oder geht haarscharf vorbei. Menschen, die ungewollt in der Gesellschaft, im Familien- und Freundeskreis kaum Beachtung finden, werden häufig von einer alles umfassenden Finsternis umhüllt, die sich ein Ventil sucht – und manchmal auch findet.

Rolf, vierzehn Jahre, wurde von seinen Eltern verhätschelt, verwöhnt und doch nur oberflächlich ins Familienleben mit einbezogen, geradezu seelisch vernachlässigt – bis er einen Weg findet die Aufmerksamkeit seiner Umgebung auf sich zu ziehen.

Nachdem die unvergessene Katharina Ledermacher den Polizeidienst als Oberkommisssarin quittiert hat, ist sie nun als Privatdetektivin tätig und hat es, in »Kelsterbachs Lieblinge«, gleich mit einer reichlich anstrengenden Klientin zu tun. Ihr Auftrag sieht auf den ersten Blick einfach und ungefährlich aus, aber auf den zweiten …

Sollte der Mensch Gott spielen? Fast alle sind sich einig, er sollte es lassen. Und doch versucht er es immer wieder! Meist mit fatalen Folgen.

Lösungen gibt es nicht nur für die spannenden und hintergründigen Geschichten dieses Bandes – ob sie nun scheinbar Kriminalgeschichten sind oder scheinbar keine …

 

 

Dieser Band enthält folgende Kriminalerzählungen:

 

› Weihnachten

› Kelsterbachs Lieblinge

› Gott

 

 

***

 

 

Weihnachten

 

 

 

1.

 

 

Im großen Wohnraum brannte nur die Stehlampe am Bücherregal. Die schweren Fenstervorhänge waren zugezogen. Selten kamen von der Straße Geräusche: ein Auto, das im Schneematsch vorbeifuhr, ein Eisentor, das vor der Nachbarvilla geschlossen wurde.

Der Junge ging langsam vom klobigen, fast leeren Schreibtisch des Vaters durch den ganzen Raum, mit dem linken Fuß immer auf dem Teppich, mit dem rechten auf dem Parkett, an Rauchtisch, Fernseher, Sofa und Sesseln vorbei und durch eine geöffnete Schiebetür auf die überdachte, verglaste Terrasse.

Zwischen den Topfpflanzen seiner Mutter presste er das Gesicht an die kühle Scheibe und blickte hinaus in die Nacht, auf den Garten, der weiß schimmerte unter den Schatten der Äste des Kirschbaums.

Dann drehte sich der Junge um, ging langsam zurück zum Schreibtisch, wobei er darauf achtete, dass diesmal der rechte Fuß immer auf dem Teppich blieb, der linke auf dem Parkett. Am Schreibtisch drehte er sich um und ging wieder zur Terrasse, die von seinen Eltern Wintergarten genannt wurde.

Im Vorübergehen schaltete er den Fernseher an. Als er vom Wintergarten zurückkam, sagte ein Ansager gerade: … brachten wir in unserer Musik zum Vorweihnachtsabend das Brandenburgische … und er schaltete den Apparat wieder aus.

Wie lange er schon zwischen Schreibtisch und Wintergarten hin- und hergegangen war, wusste er nicht, als er plötzlich stehenblieb, weil draußen ein Auto durch den Schnee klatschend näher kam und vor dem Haus hielt.

Regungslos hörte er, wie die Autotüren zugeschlagen wurden. Er wartete. Wenig später hörte er Schritte auf der steinernen Vortreppe, dann das Geräusch des in der Haustür herumgedrehten Schlüssels. Dann das Öffnen der Tür, die Stimme einer Frau: »Wart, ich tu’s grad in die Küche.«

Der Junge nahm das Gewehr von der Schulter, entsicherte es mit geübtem Griff. Er hörte, wie ein Küchenstuhl rutschte. Gleich darauf die männliche Stimme, näherkommend:

»Zerscht ein Whisky, dann fahr ich den Wagen in die Garasch.«

Der Junge sah, wie die Wohnzimmertür nach innen geöffnet wurde. Er hob das Gewehr und schoss genau in dem Moment, als der Mann in der Tür erschien, vom hellen Dielenlicht beleuchtet.

Der Mann im offenen Mantel sah ihn verwundert an. Er hatte ein Loch in der Stirn, zwischen den Augen. Seine Lippen zuckten. Nach einer Sekunde brach er zusammen. Sein Kopf schlug erst gegen den Türrahmen, dann aufs Parkett. Wo der Mann gestanden hatte, erschien jetzt keuchend die Frau, hob die Hände aus den weiten Ärmeln ihrer Pelzjacke und schrie: »Rolfi! Mein Gott!«

Der Junge zielte sorgfältig und schoss zum zweiten Mal.

Die Frau seufzte, verdrehte die Augen, fiel um. Der Junge blieb noch einen Moment in Schussstellung, aber weder der Mann noch die Frau regten sich. Er schluchzte, warf das Gewehr auf den Teppich, rannte aus dem Wohnzimmer in die Diele und sofort wieder zurück ins Wohnzimmer, wälzte den Mann herum, suchte in Mantel und Anzugtaschen, fand den Autoschlüssel, rannte türenschlagend aus dem Haus, zum Auto, stieg ein, startete ungeschickt und fuhr, zunächst stockend, dann mit hoher Tourenzahl, davon.

 

 

 

2.

 

 

»So«, sagte der Kriminalrat, als er am nächsten Vormittag das Dienstzimmer der Abteilung für Kapitalverbrechen betrat, »dieser Fall wäre erledigt.« Er versuchte vor seiner Assistentin zu verbergen, dass sein Herz zu schnell schlug und das Ein- und Ausatmen ihm Mühe machte. »Die Kollegen haben den Jungen an der Schweizer Grenze geschnappt, wie zu erwarten.«

Er war zweiundsechzig, untersetzt, etwas füllig, und das Dienstzimmer lag im dritten Stock des Polizeigebäudes. Einen Fahrstuhl gab es nicht. Den würde es erst im neuen Polizeigebäude geben. Aber das sollte nicht vor dem übernächsten Jahr bezugsfertig sein. Er würde es sich dann vermutlich als Rentner von einer Bank im Stadtpark aus ansehen können.

In dieser Stadt, hatte er kürzlich auf einer trostlosen Premierenfeier dem Leiter des Theaters erklärt, haben Schauspieler und Polizisten eins gemeinsam: ihre Ensembles bestehen nur aus jungen, hoffnungsvollen Leuten, die von hier ihre Karriere starten wollen, und aus alten, resignierten Kollegen, die hier hängengeblieben sind. Dazwischen gibt es nichts. Fähige Leute in den besten Jahren arbeiten hier nicht auf der Bühne oder im Polizeigebäude, sondern für die ortsansässige holz- und leichtmetallverarbeitende Kleinindustrie. Und er hatte hinzugefügt: Sie scheinen was los zu haben. Hoffentlich kündigt Ihnen die Stadtverwaltung bald. Dann wird gewiss was aus Ihnen. 

Der Kriminalrat ließ sich auf den hölzernen Schreibtischsessel fallen und betrachtete das blasse, angestrengt wirkende Gesicht der jungen Frau, die ihm gegenübersaß.

Ihr Schreibtisch war Kopf an Kopf gegen seinen gestellt und im Moment mit Tonbändern und Notizen überhäuft. Neben ihr auf einem wackligen Stuhl lief ein transportables Tonbandgerät, von dem die frühen Rolling Stones zu hören waren mit »My dear Lady Ann, I do what I can …«. Sie stellte es ab. Aus einer fast leeren Thermoskanne goss sie den letzten Kaffee in zwei Tassen, schob eine durch die Tonbänder hindurch dem Kriminalrat hin.

Er liebte es, wenn sie ihm gegenübersaß und Kaffee einschenkte. Wenn sie stand, war sie einen halben Kopf größer als er. Außerdem fand er ihre blonden Haare zu kurz geschnitten, ihre Nase zu dünn, die Lippen zu voll, die Augen zu kühl. Und wenn sie neben ihm ging, hatte sie einen schnelleren Schritt als er.

Aber wenn sie Kaffee einschenkte und Zucker umrührte, war ihr Gesicht etwa in der Höhe seines Gesichts. Dann erschien ihm ihre Nase zart, der Mund ausdrucksvoll, die Haare schienen ihm nicht mehr zu kurz, und die weichen, von ihm »fraulich« genannten Bewegungen ihrer Arme beglückten ihn.

Solche Beglückung hatte er, abgesehen vom Kaffee, nötig. Die letzten sieben Stunden waren unangenehm gewesen. Beamte der Verkehrspolizei hatten heute früh gegen vier Uhr erst seine Assistentin, weil sie näher wohnte, dann fünf Kilometer weiter ihn aus dem Schlaf geklingelt. Anlass: Eine halbe Stunde nach Mitternacht war ein großer BMW auf der Hauptstraße ins Schaufenster einer Drogerie gerast, und die Beamten hatten keinen Fahrer vorgefunden. 

Weshalb sie über drei Stunden brauchten, um die Adresse des Fahrzeughalters ausfindig zu machen, war nicht festzustellen gewesen.

Der Kriminalrat, verärgert, hatte bisher keine Zeit gehabt, die Beamten nachdrücklich zu befragen. Da er ihre Gewohnheiten kannte, vermutete er, dass sie nicht nüchtern gewesen waren, als sie den Unfall aufnahmen, und einfach Zeit gebraucht hatten, um in der Lage zu sein, einen der Fahrerflucht Verdächtigen aus seiner Wohnung zu holen, ohne sich dabei zu blamieren.

Nachdem sie die beiden Leichen gefunden hatten, waren sie immerhin in Trab gekommen. Trotzdem, wertvolle Zeit war verschwendet worden, und da infolge noch nicht geglückter Rationalisierungsmaßnahmen und unübersichtlicher Ressortumschichtungen der Kriminalrat im Moment nicht nur als Leiter der örtlichen Kriminalpolizei fungierte, sondern gleichzeitig, wegen unbesetzter Planstellen, auch als einziger Zuständiger für Kapitalverbrechen, war ihm sofort klar gewesen, dass er innerhalb von wenigen Stunden zu einem Ergebnis kommen musste, wenn er nicht während der Feiertage mit zwei Leichen und einem flüchtigen Jugendlichen beschäftigt sein wollte.

---ENDE DER LESEPROBE---