Unsere Welt ohne Insekten? - Mario Markus - E-Book

Unsere Welt ohne Insekten? E-Book

Mario Markus

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Beschreibung

Fliegende Kunstwerke und altbekannte Plagegeister, komplexe Staaten und räuberische Einzelgänger, unglaubliche Fähigkeiten und faszinierende Verhaltensweisen – all das gibt es im Reich der Insekten. Vieles ist schon erforscht, und dabei sind bei Weitem noch nicht alle Arten bekannt. Aber eines ist sicher: Wir brauchen die Insekten und die Insekten brauchen unseren Schutz. Mit Geschichten, Wissenswertem und Kuriosem gelingt Mario Markus sein Appell zum Schutz der Kleinen und Kleinsten auf besondere Art.

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Seitenzahl: 262

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Danksagung

Meine langjährigen Freunde Ines Hagemeyer, Björn Zelinski und Friedrich Engels haben das Buch mit viel Liebe stilistisch verbessert. Die Entomologen Bernhard Klausnitzer, Patricia Hoffmeister, Felix Hager und Harald Heidemann haben meine fachlichen Patzer entdeckt und geholfen, sie auszumerzen. Besonderer Dank gilt meiner Lektorin Monika Weymann, die mir mit viel Menschlichkeit, Glaube an meine Botschaft und fachlichem Können zur Seite stand und das Buch in seine endgültige Form brachte.

» Ein Plädoyer für die Kleinen

Als ich vor einem halben Jahrhundert noch studierte, sparte ich für eine Reise nach Rio de Janeiro. Dort sah ich die nachts grell angestrahlte Christusstatue (Cristo Redentor) und bewunderte die Vielzahl der verschiedenen, großen Schmetterlinge, die von der bestrahlten Fläche angezogen wurden. Vor Kurzem war ich wieder dort und sah keine Schmetterlinge mehr. Ebenso ging es mir in Pattaya, Thailand. Dort hatte ich als Doktorand trotz knappen Budgets ein Fünfsternehotel gebucht, weil die Lichter im Hotelpark aufgrund der Lage neben einem großen Wald nachts eine verblüffende Anzahl großer Käfer anzogen. Wenn ich die Käfer fing, um sie zu fotografieren, kamen oft die Hotelangestellten, um mir zu helfen. Vor Kurzem habe ich dieses Hotel wieder aufgesucht und fand dort keine Käfer mehr. Und auch in der Bolmke, einem Naturschutzpark in Dortmund, direkt neben meinem Haus beobachte ich das gleiche Phänomen: Wo es früher im Sommer vor Schmetterlingen nur so wimmelte, kann ich mich heute nur noch ab und zu über einen Kohlweißling freuen.

Wenn vom Aussterben der Arten die Rede ist, haben die meisten Menschen charismatische Tiere vor Augen – Pandas, Wale oder Tiger –, Tiere denen eine Aufmerksamkeit des breiten Publikums sicher ist. Ist aber z. B. vom Aussterben der Biene – einem Insekt, dem die Menschen durchaus Sympathie entgegenbringen – und den damit verbundenen dramatischen Folgen die Rede, hören viele schon nur noch mit einem halben Ohr hin. Hinweise auf die bedrohte Zauberwelt der Schmetterlinge, auf Insekten, die uns von Schädlingen befreien, die die Wissenschaft zu neuen Technologien inspirieren, Insekten, die die Weiterentwicklung der Medizin unterstützen und Teil von Nahrungsketten sind, an denen der Mensch beteiligt ist, verhallen vollends ungehört.

» Insekten, Spinnen und Krebse

Dieses Buch stellt Tiere aus dem Stamm der gliederfüßer vor. Dazu gehören vor allen Dingen die insekten, aber auch die spinnentiere, die tausendfüßer, die krebstiere und einige weniger bekannte Tiere, wie Pfeilschwanzkrebse, Asselspinnen, Sachkiefler und Springschwänze. Die Insekten stellen die meisten interessanten Protagonisten. Aber auch die unglaublichen Fähigkeiten und faszinierenden Lebensweisen anderer Gliederfüßer sollten beachtet werden.

Man mag sich fragen: Wozu ein Buch über den Schutz der Insekten und ihre Verwandten? Viele von ihnen sind doch schädlich. Sie vernichten Ernten, sie übertragen Krankheiten oder sie stören den schönsten Sommertag oder die lauen Nächte.

Meine Antwort:

Nur ein sehr kleiner Bruchteil der Insekten ist tatsächlich schädlich.

Die allermeisten Insekten sind harmlos oder sogar nützlich, und zwar nicht nur für die Bestäubung von Nutzpflanzen. Tag für Tag werden neue Entdeckungen oder Ergebnisse der Forschung bekannt, die auf den Fähigkeiten von Insekten basieren.

Insekten und ihre Verwandten gehören zu den schönsten und pfiffigsten Wesen auf unserem Planeten. Es ist schwierig Vögel oder Edelsteine zu finden, die in ihrer Schönheit mit ihnen vergleichbar sind - man muss nur genauer hinschauen.

Die Welt der Gliederfüßer ist faszinierend, manchmal «wie von einem anderen Planeten», doch direkt in unserer Nähe.

Insekten und ihre Verwandte sind Teil von Nahrungsketten, zu denen auch Vögel und Säugetiere und schließlich auch wir Menschen gehören. Wenn sie ausfallen, kann dies einen erheblichen Schaden für alle beteiligten Arten bedeuten.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass pauschale Vorurteile, pauschale Vernichtungsfeldzüge, pauschales Desinteresse an diesen Tieren nicht nur für die betroffenen Arten sondern für alle Lebewesen zerstörend wirkt. Gegen Schädlinge kann man sich auch differenziert und gezielt wehren, ohne unserer Umwelt noch mehr Schaden zuzufügen.

» Warum werden die Insekten so vernachlässigt?

Zwei plausible Antworten scheint es auf diese Frage zu geben: Sehr viele Insekten sind so klein und leben so gut versteckt, dass es schwer ist, sie zu finden und sie zu erfassen. Bis 1980 schätzte man, dass es etwa drei bis fünf Millionen Insektenarten gibt. Dann kam Terry Erwin auf die Idee, unter Bäumen des Regenwalds Insektizidnebel aufsteigen zu lassen. Anschließend wurden die Bäume geschüttelt und die getöteten Tiere gezählt. Die Zahl der so entdeckten Arten lag weit über den Erwartungen. Eine Hochrechnung für die gesamte Erde ergab danach, dass man von 30 Millionen Arten von Insekten ausgehen kann. Allerdings sind nur circa eine Million davon wissenschaftlich erfasst.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass viele Insekten, die uns täglich begegnen und die unseren Alltag teilen, der Kategorie «Schädlinge» zugeordnet werden, da sich ihre Lebensgewohnheiten und -bedürfnisse nicht mit den unseren vereinbaren lassen. Sie erzeugen oft Abscheu, Furcht, wenn nicht sogar Ekel. Die Vernichtung der Schmetterlinge, Käfer, Tausendfüßer, der Kleinen und Kleinsten geschieht im Verborgenen. Und das, obwohl sie über die Nahrungsnetze mit allen Lebewesen auf dieser Erde verbunden sind.

Ich widme dieses Buch dem Schutz der bedrohten Insekten und ihren nahen Verwandten, den Spinnen- und Krebstieren, sowie den Tausendfüßern. Wir kennen nur einen winzigen Bruchteil dieser Arten. Dies bedeutet aber auch, dass sie möglicherweise verschwinden, bevor man sie und damit ihre faszinierenden Verhaltensweisen und auch ihre möglichen Dienste für uns entdeckt hat. Mein Anliegen ist es, ihre verblüffenden Eigenschaften und Fähigkeiten zu zeigen und von ihrem Nutzen, ihrer Einzigartigkeit und ihrer Bedeutung für uns alle zu berichten.

Insekten, Spinnentiere, Krebstiere und Tausendfüßer sind großartig: Sie verdienen unsere Bewunderung, unseren Respekt und unseren Schutz.

TEIL 1

Nützliche Insekten, Spinnen und Krebse

manche mögens heiss

» Der feuerliebende Käfer

Was veranlasst den Schwarzen Kiefernprachtkäfer Melanophila acuminata, brennende Wälder aufzusuchen? Ganz einfach: Er legt seine Eier in verbrannten Bäumen ab. Da der geschädigte Baum kein Harz mehr bildet, kann er sich nur schlecht gegen den Eindringling wehren. Hat der Käfer sich eingenistet, findet er in der Umgebung außerdem zahlreiche, durch den Brand getöteten Tiere, an denen er sich satt isst. Lästige Konkurrenten oder Räuber muss er nicht fürchten. Wer außer ihm sollte sich in sein abgebranntes Revier verirren?

Besonders hilfreich bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft ist seine Fähigkeit, Infrarotstrahlung, also Wärmestrahlung, aus einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern wahrzunehmen. Hierfür nutzt er Organe an seinem Hinterleib. Sie bestehen aus circa 70 halbkugelförmigen Einheiten, sogenannten Sensillen. Durch die Infrarotstrahlen erwärmen sich die Sensillen und dehnen sich aus. Diese Ausdehnung beträgt zwar nur einen Millionstel Millimeter, reicht aber aus, um die Nervenenden des sensiblen Käfers anzuregen. Je nach Richtung der einfallenden Infrarotstrahlung empfangen dabei nur bestimmte Sensillen das Signal. Auf diese Weise kann der Käfer seine Flugrichtung zum Brand korrekt einhalten.

So viel Talent zur Wärmewahrnehmung ruft Nachahmer auf den Plan: Inspiriert vom Schwarzen Kiefernprachtkäfer entwickelten Bonner Wissenschaftler und Horst Bleckmann und Helmut Schmitz einen «Bionischen Infarotsensor». Sie verwendeten Teflon als Infrarotabsorber und kombinierten es mit einem Piezoelement, das die Ausdehnung durch die Infrarotstrahlung in elektrischen Strom umwandelt.

Forscher arbeiten auch an einer künstlichen Netzhaut mit vielen nebeneinanderliegenden Elementen, um bei Dunkelheit Tiere oder Menschen durch ihre Infrarotstrahlung zu erkennen. Wissenschaftler um Ulrich Wohlgemuth an der Universität Magdeburg-Stendal entwickeln außerdem einen im Wald patrouillierenden Löschroboter mit einem vom Kiefernprachtkäfer inspirierten Detektor-Mechanismus.

wüstenwassersammler

» Ein Käfer, der Nebel trinkt

Käfer sind wahre Lebenskünstler. Sie überleben auch in der Wüste – sogar in der Namib-Wüste an der Küste Südwestafrikas, die zu den trockensten Gebieten der Erde gehört. Genau hier lebt der Nebeltrinker-Käfer. Ganz ohne Wasser kommt allerdings auch dieser Wüstenbewohner nicht aus. Also krabbelt er vor Tau und Tag auf die Gipfel der Sanddünen. Dort richtet er den Kopf gegen den Wind und bildet dabei einen Winkel von 23 bis 45 Grad zwischen seinem Kopf und dem höher liegenden Hinterleibsende. Hier in luftiger Höhe transportiert der neblige Wind bis 40 Tausendstel Millimeter große Wassertröpfchen, die ohne den ausgefeilten Sammelmechanismus des Käfers rasch durch die Wüstenhitze und den Wind verloren gingen. Doch auf dem Käferkörper fügen sich die unendlich vielen kleinen Tröpfchen zu großen Tropfen zusammen und rollen schließlich, dank der Schwerkraft, direkt in den Käfermund.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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