Unter Verdacht - Joyce Carol Oates - E-Book

Unter Verdacht E-Book

Joyce Carol Oates

4,4

Beschreibung

Matts Leben ist ein Albtraum, seit ihn zwei FBI-Beamte aus dem Unterricht holten. Angeblich soll er damit gedroht haben, die Schule in die Luft zu jagen. Niemals hat er das. Sind denn alle verrückt geworden? Kann es sein, dass nur ein Mensch an der ganzen Schule zu ihm steht: Big Ursula, die Unnahbare aus dem Basketball-Team?

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Joyce Carol Oates

UNTER VERDACHT

Die Geschichte von Big Mouthund Ugly Girl

Aus dem Amerikanischen vonBirgitt Kollmann

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel

Big Mouth & Ugly Girl

bei HarperCollins in New York.

Published by arrangement with HarperCollinsChildren’sBooks,

a division of HarperCollins Publishers, Inc.

Die Schreibweise in diesem Buch entspricht

den Regeln der neuen Rechtschreibung.

ISBN 978-3-446-25040-6

© The Ontario Review, Inc. 2002

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München Wien 2003/2015

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen

finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de

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Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Für Tara Weikum

JANUAR

1

Es war ein ganz gewöhnlicher Donnerstagnachmittag im Januar, als sie Matt Donaghy abholten.

Sie kamen in der fünften Stunde, als Matt im Raum 220 der Rocky River High School im Westchester County Freiarbeit hatte.

Matt und drei seiner Freunde – Russ, Stacey und Skeet – hatten ihre Tische hinten in der Klasse im Bogen aufgestellt und diskutierten leise über das Theaterstück, das Matt nach einer Erzählung von Edgar Allan Poe geschrieben hatte, einen Einakter mit dem Titel William Wilson: Ein Fall falscher Identität. Nach der Schule sollten die vier den übrigen Mitgliedern ihrer Theater-AG und deren Leiter, Mr. Weinberg, das Stück vortragen. Mr. Weinberg, der an der Rocky River High Englisch und Schauspiel unterrichtete, hatte zufällig auch Aufsicht, als es während der Freiarbeitsstunde an der Tür klopfte. In seiner gut gelaunten, lässigen Art ging Mr. Weinberg hin und öffnete.

»Ja, bitte? Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«

Nur wenige Schüler, die weit vorn saßen, bekamen überhaupt etwas davon mit. Sie hätten vielleicht auch die leichte Überraschung bemerken können, die in Mr. Weinbergs Stimme mitschwang. Doch Mr. Weinberg, der einen struppigen Bart hatte und sein sandfarbenes, langsam ergrauendes Haar länger trug als die meisten seiner männlichen Kollegen an der Rocky River High, neigte dazu, auch ganz alltägliche Sätze ein wenig zu dramatisieren und ihnen, wann immer es ging, einen leicht ironischen Beiklang zu geben. Unbekannte mit Gentlemen anzureden war absolut typisch für seine Art von Humor.

Hinten im Raum waren Matt und seine Freunde in das Stück vertieft; Matt hämmerte noch schnell letzte Änderungen in seinen Laptop. Ängstlich hatte er seine Freunde gefragt: »Aber funktioniert das auch so? Ist es gruselig genug, ist es witzig, hat es genug Tempo?« Matt Donaghy galt in der Schule als intelligent und witzig, aber insgeheim war er auch ein Perfektionist. Er hatte länger an seinem Einakter gearbeitet, als seine Freunde wussten, und er hoffte, sein Stück werde für das Kulturfestival der Schule im Frühsommer ausgewählt.

Weil er so mit den Verbesserungen beschäftigt war, hatte Matt nicht gemerkt, dass Mr. Weinberg vorn in der Klasse mit zwei Männern sprach. Bis er auf einmal seinen Namen hörte: »Matthew Donaghy?«

Matt sah auf. Was war jetzt los? Er sah, wie Mr. Weinberg in seine Richtung zeigte und sorgenvoll dreinsah. Matt schluckte schwer. Ihm wurde mulmig. Was wollten diese Männer von ihm? Er kannte sie überhaupt nicht. Sie trugen dunkle Anzüge, weiße Hemden, unauffällige Krawatten; und ganz eindeutig lächelten sie nicht. Während er sie noch anstarrte, kamen sie auf ihn zu, und zwar nicht nebeneinander, sondern durch unterschiedliche Gänge zwischen den Tischen, so als wollten sie ihm den Weg abschneiden, falls er versuchen sollte, ihnen zu entkommen. Erst später sollte Matt begreifen, wie geschickt und zielsicher – und erfahren – die beiden vorgegangen waren. Wenn ich versucht hätte, mir meinen Rucksack zu schnappen... Wenn ich die Hand in die Hosentasche gesteckt hätte...

Der größere der beiden Männer, er trug eine Brille mit dunklem Gestell und grünlich getönten Gläsern, sagte: »Du bist Matthew Donaghy?«

Völlig perplex hörte Matt sich stottern: »J-ja. Ich bin – Matt.«

Im Klassenraum war es totenstill geworden. Alles starrte auf Matt und die beiden Fremden. Es war wie eine Filmszene, nur die Kameras fehlten. Die Männer in ihren dunklen Anzügen strahlten eine Autorität aus, die den zerknitterten, vertrauten Mr. Weinberg in seinem Cordjackett und den legeren Hosen hilflos aussehen ließ.

»Ist – ist irgendwas nicht in Ordnung? Was wollen Sie von mir?«

Matts Gedanken überschlugen sich: Etwas war mit seiner Mutter passiert, oder mit seinem Bruder Alex... der Vater war geschäftlich unterwegs. Ob ihm was zugestoßen war? Ein Flugzeugabsturz...

Die Männer standen rechts und links von seinem Tisch und beugten sich über ihn. Unnatürlich dicht für Fremde. Der mit der Brille und dem starren kleinen Lächeln stellte sich und seinen Kollegen als Kommissare der Polizeiwache von Rocky River vor und bat Matt, sie auf den Gang hinauszubegleiten. »Es dauert nicht lange, nur ein paar Minuten.«

In seiner Verwirrung blickte Matt fragend zu Mr. Weinberg hinüber – so als könnte die Autorität eines Lehrers über der von Polizisten stehen.

Mr. Weinberg entschuldigte Matt mit einem kurzen Nicken. Auch er schien verwirrt, gereizt.

Matt entknotete seine Beine unter dem Tisch. Er war ein großer, schlaksiger Junge mit den geschmeidigen Bewegungen eines Rennhundes. Er wurde schnell rot, und jetzt, wo so viele Augen auf ihn gerichtet waren, spürte er, wie sein Gesicht brannte, rote Flecken loderten wie Flammen auf seinen Wangen. Er hörte sich stottern: »Soll ich – meine Sachen mitnehmen?« Damit meinte er seinen schwarzen Rucksack, den er neben sich auf den Boden hatte fallen lassen, die vielen über den Tisch verstreuten Seiten seines Stücks und seinen Laptop.

Was er noch meinte: Komme ich anschließend wieder her?

Die Kommissare machten sich nicht die Mühe, Matt zu antworten; sie warteten auch nicht, bis er seine Sachen an sich genommen hatte: Der eine kümmerte sich um den Rucksack, der andere trug den Laptop. Sie ließen Matt nicht hinter sich aus dem Raum gehen, sondern hielten sich dicht neben ihm, und wenn sie ihn auch nicht berührten, so erweckten sie doch unmissverständlich den Eindruck, ihn zu eskortieren. Matt bewegte sich wie ein Mensch in einem Traum. Aus den Augenwinkeln nahm er die erschrockenen Gesichter seiner Freunde wahr, besonders das von Stacey. Stacey Flynn gehörte zu den allgemein beliebten Mädchen. Sie war sehr hübsch, aber auch eine gute Schülerin. Wenn man überhaupt davon sprechen konnte, dass Matt eine Freundin hatte, dann vielleicht Stacey, doch im Grunde waren sie einfach befreundet. Beide machten in der Theater-AG mit und das verband sie. Matt war es furchtbar peinlich, dass Stacey den Vorfall mitbekam... Später erinnerte er sich daran, wie sachlich und routiniert die Kommissare offensichtlich handelten, als sie den Gegenstand ihrer Ermittlungen von diesem öffentlichen Ort entfernten.

Wie weit der Weg schien, durch den ganzen Klassenraum nach vorn und dann bis zur Tür, unter den Augen der Mitschüler. In Matts Ohren dröhnte es. Ob ihr Haus in Flammen stand? Nein, sicher ein Flugzeugabsturz. Wo war Dad eigentlich? In Atlanta? Dallas? Wann wollte er nach Hause kommen? Heute, morgen? Aber war es denkbar, dass Polizisten in die Schule kamen, um einem Schüler eine so private Mitteilung zu machen?

Jedenfalls waren es schlechte Nachrichten, so viel war klar.

»Hier lang, mein Junge. Immer geradeaus.«

Im Gang vor der Klasse starrte Matt die Kommissare an. Beide waren groß, größer als Matt und etliche Kilo schwerer. Er schluckte angestrengt; langsam spürte er die Symptome einer rein körperlichen Angst.

Matt hörte seine eigene raue, ängstliche Stimme: »Was – was ist passiert?«

Der Kommissar mit der Brille schaute Matt jetzt mit einem Ausdruck unterdrückter Ungeduld an. »Du weißt ganz gut, mein Junge, weshalb wir hier sind.«

2

An jenem Nachmittag im Januar versagte Ugly Girl auf der ganzen Linie.

Ob es mir wehgetan hat? Mir doch nicht.

Ob es mir was ausgemacht hat? Ach was.

Ob mich jemals einer von euch hat heulen sehen? Bestimmt nicht, noch nie.

Hätte ich warten müssen, bis man mich in eine Mannschaft wählt, ich wäre in meiner ganzen Schulzeit jedes Mal übrig geblieben. Ich hätte am Spielfeldrand gestanden mit den anderen Verlierern, den Dicken, den Brillenschlangen, denen, die ständig über ihre eigenen Füße stolperten, und den Asthmatikerinnen, die immer gleich außer Puste waren, sobald sie mal ein paar Schritte rennen mussten. Aber Ugly Girl war eine der besten Sportlerinnen der Rocky River High. Sogar die Jungen mussten das zugeben, auch wenn es ihnen schwer fiel. Also benannte mich Ms. Schultz, unsere Sportlehrerin (auch so etwas wie ein Ugly Girl, großknochig, unbeholfen im Umgang mit Menschen, mit grober, dunkler Haut und zerzaustem Haar), immer als Mannschaftsführerin. Sie rief »Ursula Riggs« durch die Halle, als hätte sie noch nie bemerkt, was für ein hässlicher Name das ist, und selbst wenn sie mich ermahnte – »Ursula, pass auf!« oder »Ursula, das war ein Foul« –, merkte doch jeder, dass ich insgeheim ihr Liebling war. Hässliche Mädchen müssen zusammenhalten, nicht wahr?

In der Siebten und der Achten hatten wir Schwimmen und Tauchen, das war meine glücklichste Zeit. Aber mit dem Schwimmteam hat es trotzdem nicht geklappt. Ugly Girl war nicht gebaut fürs Sprungbrett, auch nicht fürs Wasser. Oder für kritische Blicke. In der High School fing ich dann mit Mannschaftssportarten an – Fußball, Hockey, Volleyball, Basketball. Darin war Ugly Girl einsame Spitze. In meinem Juniorjahr wurde ich Spielführerin des Mädchen-Basketballteams unserer Schule. Wir haben einen Sieg nach dem anderen geholt, auch wenn ich als Teamchefin nicht gerade beliebt war. Wenn ich meine feuerrote Laune hatte, war ich nicht einmal das, was man eine gute Mannschaftsspielerin nennt. Ich war auf dem Feld, um Punkte zu machen, und die habe ich gemacht.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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