Unterstützung bei der Basisversorgung - Esther Matolycz - E-Book

Unterstützung bei der Basisversorgung E-Book

Esther Matolycz

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Beschreibung

Was muss ich wissen, wenn ich (ältere) Menschen mit Unterstützungsbedarf betreue? Was muss ich bei der Pflege bedenken, mit welchen Medikamenten muss ich vertraut sein, und wie dokumentiere ich meine Handlungen? Das vorliegende Buch deckt die Lehrinhalte des Moduls „Unterstützung bei der Basisversorgung“ ab und ist an den ABEDLs orientiert. Ein zusätzlicher Teil zu den Grundlagen der Pflege führt in Ganzheitlichkeit, Ressourcenorientiertheit und ausgewählte Konzepte in Pflege und Betreuung ein, beschreibt den Pflegeprozess und informiert über die grundlegende Dokumentation in der Pflege und Besonderheiten im Behindertenbereich. Ein Teil des Buches behandelt zudem den Umgang mit den eigenen Ressourcen. Es ist damit einerseits für die Ausbildung zu Sozial- und Behindertenbetreuung oder Heimhilfe geeignet, andererseits möchte es ein Nachschlagewerk für die Praxis sein.

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Seitenzahl: 280

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Esther Matolycz, Helga Haselmayer

Unterstützung bei der Basisversorgung

Die Autorinnen

Esther Matolycz, Mag. Dr. phil., DGKP, LfGuK, Studium der Erziehungs-/Bildungswissenschaft und Publizistik, tätig in der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Pflege- und Sozialbereich.

Helga Haselmayer, Bsc MA, MBA, ist seit 1989 in unterschiedlichen Funktionen (Pflegepraxis, Beratung, Management) im Akut-, Langzeit- und Behindertenbereich des Sozial- und Gesundheitswesens tätig. Sie ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson und studierte Advanced Nursing Practice mit Schwerpunkt Pflegemanagement, angewandtes Wissensmanagement und Sozialmanagement an der WU Wien.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr; das medizinische Wissen ist einem ständigen Wandel unterworfen. Die Inhalte haben keinenAnspruch auf Vollständigkeit, eine Haftung der Autorinnen oder des Verlages ist ausgeschlossen.Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.

Eine geschlechterinklusive Schreibweise wird in diesem Buch vorwiegend durch die Verwendung der Schreibung mit Stern * realisiert. Grundsatz des geschlechterinklusiven Formulierens ist, dass damit alle Geschlechter/ Identitäten genannt werden, die gemeint sind. In manchen Fällen wird der Einfachheit halber auch eine geschlechtsneutrale Bezeichnung (z. B. Person, Mitarbeitende) gewählt. Der Wortlaut „Klientin bzw Klient“ beinhaltet zudem alle anderen damit verbundenen Bezeichnungen je nach Setting, wie etwa „Kund*innen“, „Bewohner*innen“, „Nutzer*innen“ etc.

5. Auflage 2024

© 2014 Facultas Verlags- und Buchhandels AG

facultas Verlag, A-1050 Wien

Satz: Wandl Multimedia-Agentur

Korrektorat: Isabella Flucher

Umschlagbild: © Klaus Pichler/klauspichler.net

Druck: finidr

Printed in the EU

ISBN 978-3-7089-2524-0

E-ISBN 978-3-99111-929-6

Inhalt

Vorwort

A Einführung in die ganzheitliche, ressourcenorientierte Pflege und Betreuung

1 „Ganzheitlichkeit“ in Pflege und Betreuung – was bedeutet das?

1.1 Unterschiedliche Bedürfnisse

1.2 Werte und Leitlinien

2 Ressourcen – was ist das?

2.1 Ressourcen und Ressourcenorientierung in Pflege und Betreuung

2.2 Erlernte Hilflosigkeit vermeiden

2.3 Kommunikation und Ressourcenorientierung

2.4 Umgang mit den eigenen Ressourcen

3 Modelle und Konzepte

3.1 ATLs, AEDLs, Domänen – was ist das?

3.2 Biografiearbeit als Teil der ganzheitlichen Sichtweise in Pflege und Betreuung

3.3 Weitere ausgewählte Konzepte in Pflege und Betreuung

B Der Pflegeprozess

1 Der Pflegeprozess und die Rolle der Unterstützung bei der Basisversorgung

1.1 Der Pflegeprozess

1.2 Die Rolle der UBV im Pflegeprozess

2 Besonderheiten in Einrichtungen der Behindertenhilfe

2.1 Multiprofessionelle Zusammenarbeit

2.2 Gesetzliche Grundlagen

2.3 Die Rolle der DGKP

2.4 Qualitätssicherung

C Dokumentation der Pflege

1 Der Aufbau einer Pflegedokumentation

2 Interdisziplinäres Informationsmanagement

3 Durchführung der Pflegedokumentation

3.1 Dokumentationspflicht – was und warum muss dokumentiert werden?

3.2 Wie muss dokumentiert werden?

3.3 Pflegeberichte aussagekräftig und objektiv verfassen

D Gesundheits- und Krankenpflege

1 Beobachtung allgemein: Orientiertheit und Bewusstsein

1.1 Orientiertheit

1.1.1 Einschränkungen der Orientiertheit

1.1.2 Veränderungen erkennen und richtig weitergeben

1.2 Bewusstsein

1.2.1 Einschränkungen bzw. Störungen des Bewusstseins

1.2.2 Veränderungen erkennen und richtig weitergeben

2 Sich pflegen

2.1 Die Haut beobachten

2.1.1 Veränderungen der Hautfarbe

2.1.2 Veränderungen der Hautspannung

2.1.3 Veränderungen der Haut

2.2 Bei der Körperpflege unterstützen

2.2.1 Ganzheitlichkeit, Ressourcen- und Bedürfnisorientierung, Methoden der Körperpflege

2.2.2 Durchführung: Körperpflege im Bett – Vorbereitung und Grundsätze

2.2.3 Durchführung: Körperpflege im Bett – Richtlinien zur Hygiene

2.2.4 Durchführung: Körperpflege im Bett – Vorgehen

2.2.5 Pflege der einzelnen Körperregionen, Augen-, Nasen- und Ohrenpflege

2.2.6 Wechsel des Leintuchs, wenn die Person das Bett nicht verlassen kann

2.2.7 Unterstützung bei der Körperpflege am Waschbecken

2.2.8 Unterstützung bei der Körperpflege in der Dusche

2.2.9 Unterstützung bei der Körperpflege beim Baden

2.2.10 Hautpflegemittel, Hautpflege, Intertrigo und Intertrigoprophylaxe

2.3 Bei der Mund- und Zahnpflege unterstützen

2.3.1 Mundschleimhaut, Mundhöhle, Zunge, Zähne und Lippen beobachten

2.3.2 Unterstützung bei allgemeiner und spezieller Mundpflege

2.3.3 Soor- und Parotitisprophylaxe

2.4 Bei Haarwäsche, -pflege und dem Rasieren unterstützen

2.4.1 Haarwäsche und -pflege

2.4.2 Rasieren

2.5 Bei der Maniküre und Pediküre unterstützen

2.5.1 Die Nägel beobachten

2.5.2 Durchführung der Nagelpflege

2.6 Bei der Verwendung von Hilfsmitteln unterstützen

2.6.1 Umgang mit Hörgeräten

2.6.2 Umgang mit Kontaktlinsen und Augenprothesen

2.7 Kombination von Aktivitäten im Rahmen der Körperpflege

2.7.1 Durchführung von Prophylaxen

2.7.2 Einfaches Orientierungstraining

2.8 Basale Stimulation® im Rahmen der Körperpflege

2.8.1 Basale Stimulation® – was ist das?

2.8.2 Basalstimulierende (Ganzkörper-)Waschung

3 Sich kleiden

3.1 Die Bedeutung von Bekleidung

3.2 Bei der Auswahl von Kleidung unterstützen

3.3 Beim An- und Auskleiden unterstützen

3.3.1 Gründe für Einschränkungen beim selbstständigen An- und Auskleiden

3.3.2 Hilfsmittel zum An- und Auskleiden

3.3.3 Unterstützung beim An- und Auskleiden geben – allgemein

3.3.4 Unterstützung beim An- und Auskleiden – Personen mit Hemiplegie und -parese

4 Essen und Trinken

4.1 Die Bedeutung von Essen und Trinken

4.2 Beobachtung von Ess- und Trinkverhalten

4.2.1 Ess- und Trinkverhalten

4.2.2 Ernährungszustand

4.3 Maßnahmen in Zusammenhang mit verändertem Ess- und Trinkverhalten

4.3.1 Essen und Trinken bei Inappetenz und Mangelernährung

4.3.2 Essen und Trinken bei eingeschränkter Orientiertheit

4.4 Beim Essen und Trinken unterstützen

4.5 Interventionen bei Schluckstörungen, Aspirationsprophylaxe

5 Ausscheiden

5.1 Die Bedeutung des Ausscheidens

5.2 Beobachtung von Ausscheidungen und Ausscheidung

5.2.1 Harn und Harnausscheidung

5.2.2 Stuhl und Stuhlausscheidung

5.3 Obstipationsprophylaxe und Pflege bei Diarrhoe

5.3.1 Maßnahmen zur Obstipationsprophylaxe

5.3.2 Unterstützung bei Diarrhoe

5.4 Beim Ausscheiden unterstützen

5.5 Inkontinenz und Unterstützung bei Inkontinenz

5.5.1 Harn- und Stuhlinkontinenz

5.5.2 Unterstützung bei Inkontinenz

5.5.3 Aufsaugende Hilfsmittel bei Inkontinenz

5.5.4 Ableitende Hilfsmittel bei Inkontinenz

5.5.5 Prophylaxe einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis

5.6 Unterstützung bei Erbrechen

6 Sich bewegen

6.1 Beobachtung von Bewegung und Körperhaltung

6.1.1 Hemiplegie, Hemineglect und Bobath-Konzept

6.2 Mobilität, Immobilität und Bewegungsmangel: Erkennen von Risikofaktoren

6.3 Mobilität, Immobilität und Bewegungsmangel: Mitwirkung an Prophylaxen

6.3.1 Dekubitus und Dekubitusprophylaxe

6.3.2 Thrombose und Thromboseprophylaxe

6.3.3 Pneumonie und Pneumonieprophylaxe

6.3.4 Kontraktur und Kontrakturprophylaxe

6.4 Ziele, Prinzipien und Maßnahmen der Mobilisation

6.4.1 Ziele und Prinzipien der Mobilisation

6.4.2 Schritte und Maßnahmen der Mobilisation

6.4.3 Gehbehelfe im Rahmen der Mobilisation

6.4.4 Mitwirkung an der Sturzprophylaxe

6.5 Ziele und Prinzipien der Positionsunterstützung

6.5.1 Positionsunterstützung

6.5.2 Ziele und Prinzipien der Positionsunterstützung

6.6 Mikro- und Makropositionierung, Weich- und Superweichpositionierung

6.6.1 Mikro- und Makropositionierung

6.6.2 Weich- und Superweichpositionierung

6.7 Positionierungshilfsmittel

6.8 Gebräuchliche Positionierungen im Bett

6.8.1 30°-Schräglage

6.8.2 135°-Seitenlage

6.8.3 Rückenlage und 30°-Oberkörperhochlage

6.8.4 Positionierung zum Essen und Trinken im Bett (Oberkörperhochlage)

6.8.5 Positionierung zur Atemunterstützung (Oberkörperhochlage)

E Pharmakologie

1 Zeitreise: Aus der Geschichte der Pharmakologie

2 Gesetzliche Grundlagen und Grundbegriffe der Pharmakologie

2.1 Gesetzliche Grundlagen

2.1.1 Europäische Richtlinie

2.1.2 Österreichisches Arzneimittelgesetz

2.1.3 Aufgaben von Arzneimitteln

2.2 Herkunft von Arzneimitteln

2.3 Benennung von Arzneimitteln

2.4 Generika und Biosimilars

2.5 Austria-Codex, Fachinformation, Packungsbeilage

2.6 Verkauf von Arzneimitteln

2.7 Wichtige Begriffe in der Pharmakologie

3 Darreichungsformen, Wirkungsweisen und Applikationswege von Arzneimitteln

3.1 Darreichungsformen von Arzneimitteln

3.1.1 Feste Arzneimittel

3.1.2 Flüssige Arzneimittel

3.1.3 Halbfeste Arzneimittel

3.1.4 Gasförmige Arzneimittel

3.1.5 Überlegungen zur Auswahl der Darreichungsform

3.1.6 Übersicht über einige wichtige Applikationswege

3.2 Wirkungsweisen von Arzneimitteln

3.2.1 Dosis-Wirkungs-Beziehung

3.2.2 Pharmakokinetik am Beispiel eines geschluckten Arzneimittels

3.2.3 Pharmakokinetik bei anderen Applikationsformen

3.2.4 Weitere Angaben zur Resorption

3.2.5 Angaben zur Distribution

3.2.6 Dauer bis zum Wirkungseintritt

3.2.7 Wirkungsmechanismen am Zielorgan

3.2.8 Angaben zur Elimination

3.2.9 Dynamischer Verlauf der Arzneimittelwirkung

3.2.10 Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)

3.2.11 Wechselwirkungen

3.2.12 Therapeutische Breite

3.2.13 Nutzen-Risiko-Verhältnis

4 Übersicht häufig verwendeter Arzneimittel (Arzneimittelgruppen)

5 Lagerung und Handhabung von Arzneimitteln

5.1 Kontrolle und Beschaffung von Arzneimitteln

5.2 Haltbarkeit und Aufbrauchfristen von Arzneimitteln

5.3 Lagerung von Arzneimitteln

5.4 Vorbereitung von Arzneimitteln

5.5 Entsorgung von Arzneimitteln

6 Verabreichung von Arzneimitteln

6.1 Auf ärztliche Anordnung

6.2 Nach der 5-R-Regel

6.3 Verabreichung bzw. Einnahme in unterschiedlichen Darreichungsformen

6.4 Einnahme und Nahrungsaufnahme

6.5 Wechselwirkungen mit Getränken

6.6 Beobachtung und Dokumentation

F Hygiene

1 Gegenstand, Ziele und Teilbereiche der Hygiene

2 Historischer Abriss

3 Relevanz der Hygiene in Pflege- und Betreuungsberufen

4 Grundbegriffe der Hygiene

4.1 Mikroorganismen

4.2 Wanzen, Flöhe & Co.

4.3 Infektionskrankheit

4.4 Nosokomiale Infektionen

4.5 Antiseptik

4.6 Asepsis

4.7 Reinigung – Desinfektion – Sterilisation

4.8 Medizinprodukte

4.9 Organisation der Hygienemaßnahmen

5 Infektionskrankheit im Detail

5.1 Krankheitserreger

5.2 Abwehrmechanismen

5.3 Infektionskette und Erkrankung

5.3.1 Infektionsquelle

5.3.2 Infektionswege

5.3.3 Eintrittspforten

5.3.4 Empfänglichkeit

5.3.5 Inkubationszeit

5.3.6 Krankheitsverlauf

6 Infektionsprophylaxe

6.1 Nicht-Kontamination

6.2 Immunprophylaxe

7 Keimreduktion

7.1 Reinigung

7.2 Desinfektion

7.2.1 Physikalische Verfahren

7.2.2 Chemische Verfahren

7.2.3 Anwendung der Desinfektionsmittel

7.3 Sterilisation

8 Persönliche Hygiene

8.1 Körperhygiene

8.2 Eigene Gesundheitsvorsorge

8.2.1 Impfungen für Personal in Gesundheitseinrichtungen

8.2.2 Persönliche Schutzausrüstung

8.3 Nadelstichverletzungen, Kontakt mit infektiösem Material

9 Händehygiene

10 Spezielle Hinweise für mobile Dienste

10.1 Händehygiene

10.2 Hygienemaßnahmen im Haushalt

10.3 Spezialfall „multiresistente Keime“

Verzeichnis von Literatur und Quellen

Glossar

Vorwort

Das vorliegende Buch erscheint nun in fünfter Auflage. In der zweiten Auflage kam neu hinzu, dass es auch die Bedarfe der Betreuung von Menschen mit Behinderung vermehrt berücksichtigt. Damit sind sowohl die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen als auch die Betreuung und Unterstützung dieser Zielgruppe Inhalt, ebenso werden Werte und Grundhaltungen sowie entsprechende Konzepte, die dabei zur Anwendung gelangen, behandelt. In der dritten Auflage wurde der Teil der Ressourcen um ein Kapitel zur Kommunikation erweitert, in dem erklärt ist, wie und warum im kommunikativen Miteinander alle Fähigkeiten eines Menschen (auch die Quellen, derer er sich bedient) eingebunden werden sollen. Die vierte Ausgabe beachtete auch das Thema Diversität und den Umgang mit den eigenen Ressourcen als Pflege- und Betreuungsperson. In der vorliegenden fünften Auflage haben wir insbesondere das Kapitel der Gesundheits- und Krankenpflege umfassend inhaltlich überarbeitet.

In der Einführung in die ganzheitliche, ressourcenorientierte Pflege und Betreuung sind diese Begriffe erklärt, ebenso wie Werte und Leitlinien, die sowohl in der Unterstützung von Menschen mit Behinderung als auch jener anderer Zielgruppen Bedeutung haben. Des Weiteren wird mit Blick auf die Ganzheitlichkeit auch die Biografiearbeit und ihre Bedeutung für Pflege und Betreuung vorgestellt. Die Konzepte in Unterstützung und Betreuung betreffen ebenfalls alle Zielgruppen, sind aber wesentlich auch im sozialpädagogischen Umfeld etabliert. Insbesondere die Basale Stimulation® entstammt ursprünglich diesem Bereich und wurde danach auch in andere Bereiche der Pflege und Betreuung übernommen. Anders verhält es sich mit der Biografiearbeit: Sie wurde zuerst an die Pflege und Betreuung älterer Menschen adaptiert und ist nun auch in der Unterstützung und Betreuung von Menschen mit Behinderung fester Bestandteil. Ebenso ist erklärt, welche Funktion ATLs, ABEDLs und Domänen so- wie Systeme zur Pflegediagnostik haben und wie Kompetenzen und Befugnisse in Wohnbereichen geregelt sind.

Die Einführung in das Denken im Verständnis des Pflegeprozesses zeigt und erklärt dessen Schritte und ebenso, welche Rolle jene Menschen, die bei der Basisversorgung unterstützen, darin spielen. Die Einführung in die Dokumentation der Pflege beschäftigt sich mit dem Aufbau einer Pflegedokumentation, dem interdisziplinären Informationsmanagement, der Dokumentationspflicht und schließlich mit der Frage, was und wie dokumentiert werden muss.

Die für die Unterstützung in der Basisversorgung relevanten Bereiche der Gesundheits- und Krankenpflege beginnen mit einem Kapitel zur Beobachtung von Orientiertheit und Bewusstsein, das z. B. auch Veränderungen der Orientiertheit einschließt. Dem folgen die Bereiche Sich pflegen, Sich kleiden, Essen und Trinken, Ausscheiden und Sich bewegen. Die Aktivität des Kommunizierens ist nicht in Form eines eigenen Kapitels dargestellt, findet sich aber in Zusammenhang mit dem Konzept der Basalen Stimulation®, mit Hinweisen zu einfachem Orientierungstraining im Rahmen von Pflege, in Zusammenhang mit der Bedeutung der Interaktion im Rahmen der Körperpflege und explizit im Kapitel zu Ganzheitlichkeit und Ressourcen.

Die Einführung in die Pharmakologie enthält neben (gesetzlichen) Grundlagen und Grundbegriffen auch Inhalte zu Aufgaben, Darreichungsformen und Wirkungsweisen von Arzneimitteln, zu Gruppen von Arzneimitteln, ihrer Lagerung und Handhabung sowie Hinweise zur Verabreichung. In der Einführung in die Hygiene sind ebenfalls Grundlagen und Grundbegriffe erklärt, ebenso finden sich Ausführungen zu Infektionswegen und Infektionsprophylaxe. Des Weiteren sind Keimreduktion, persönliche Hygiene und Händehygiene sowie Hautantiseptik enthalten, den Abschluss bilden neben Hinweisen zum Umgang mit Medizinprodukten noch spezielle Hinweise für mobile Dienste.

Das Buch versteht sich praxisorientiert, die Inhalte sind weitgehend einfach und verständlich aufbereitet, Fachbegriffe sind erklärt. Jene Bereiche, die die Körperpflege und hier insbesondere auch den Umgang mit Hilfsmitteln (Hörgeräte, Augenprothesen, Gehhilfen) zum Inhalt haben, sind ausführlich dargestellt, ebenso Varianten und Methoden der Körperpflege. Großes Augenmerk wurde auch auf die Mitwirkung an Prophylaxen gelegt, wobei darauf geachtet wurde, dass ein umfassendes Verständnis dieser Form des pflegerischen Handelns möglich ist. Beobachtung und Weitergabe relevanter Informationen finden im Rahmen der einzelnen Kapitel Raum. Auch die Bereiche der Hygiene und Pharmakologie wurden – bei aller Knappheit und Praxisorientierung – verständlich aufbereitet, wozu auch Hintergrundinformationen gegeben sind. Auch hier wurde so adaptiert, dass die Inhalte für alle Bereiche der Unterstützung und Betreuung geeignet sind.

Das Buch will einerseits Lernenden und Lehrenden im Modul „Unterstützung bei der Basisversorgung“ eine Hilfe sein und enthält die für dieses Modul vorgesehenen Lehrinhalte, andererseits möchte es ein Nachschlagewerk für die Praxis sein. Selbstverständlich ist das Buch (sofern durch die Lehrenden einige Ergänzungen angeboten werden) in der Hygiene, Pharmakologie und den ABEDLs, die es enthält, sowie auch für den Unterricht in der Pflegeassistenz verwendbar.

Wir wünschen Lernenden, Lehrenden und Praktizierenden gleichermaßen eine Lektüre und Verwendung mit Gewinn!

A Einführung in die ganzheitliche, ressourcenorientierte Pflege und Betreuung

Nach Beschäftigung mit diesem Kapitel sollten Sie …

… erklären können, welche Bedeutung folgende Begriffe in Pflege und Betreuung haben: a) Ganzheitlichkeit, b) Ressourcen, c) Modelle und Konzepte.

1 „Ganzheitlichkeit“ in Pflege und Betreuung – was bedeutet das?

1.1 Unterschiedliche Bedürfnisse

Im Rahmen von Pflege und Betreuung werden Menschen in unterschiedlichen Bedürfnissen unterstützt und immer ganzheitlich betrachtet (ganzheitliche Sichtweise).

Das bedeutet, dass man immer folgende Perspektiven einbezieht:

•körperliche Bedürfnisse (physische Bedürfnisse)

Beispiele dafür sind: Jemand möchte satt sein, sich sauber fühlen, keine Schmerzen haben, sich bewegen können, schlafen können usw.

•seelische Bedürfnisse (psychische Bedürfnisse)

Beispiele dafür sind: Jemand möchte mit jemandem sprechen können, der ihr die Angst nimmt, braucht Unterstützung dabei, sich im Tagesablauf zu orientieren usw.

•soziale Bedürfnisse (Bedürfnisse rund um das Miteinander oder Alleinsein)

Beispiele dafür sind: Jemand möchte sich mit anderen Menschen unterhalten, etwas unternehmen, möchte nicht einsam sein, oder aber: Jemand möchte sich lieber zurückziehen und allein sein.

•spirituelle Bedürfnisse (geistige Bedürfnisse)

Jemand möchte eine Religion ausüben oder möchte sich mit etwas anderem beschäftigen, das ihr Sinn gibt.

1.2 Werte und Leitlinien

Menschen haben das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde, auf einen angemessenen Lebensstandard und auf aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ziele sind also insbesondere Integration bzw. Inklusion, Selbstbestimmung und individuelle Lebensqualität. Die respektvolle Begegnung und Achtung gegenüber den Betroffenen und deren Umfeld mit Ermöglichung von Eigenkompetenz stehen im Zentrum der Begleitung. Die Grundhaltung ist bestimmt von unbedingter Wertschätzung, Achtsamkeit, Einfühlung und Echtheit in der Beziehungsgestaltung. Die folgenden exemplarischen Begriffe sollen zusätzlich zur Sensibilisierung und aktiven Auseinandersetzung in Praxis und Theorie motivieren.

UN-Behindertenrechtskonvention

„Zweck dieses Übereinkommens ist es, den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung der ihnen innewohnenden Würde zu fördern. Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, psychische, intellektuelle oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen und wirksamen Teilhabe, gleichberechtigt mit anderen, an der Gesellschaft hindern können.“ (BMASGK 2016)

Die allgemeinen Grundsätze dieses Übereinkommens sind in Artikel 3 der UN-Konvention beschrieben:

• die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie seiner Selbstbestimmung;

• die Nichtdiskriminierung;

• die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Inklusion in die Gesellschaft;

• die Achtung der Unterschiedlichkeit und die Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit;

• die Chancengleichheit;

• die Barrierefreiheit;

• die Gleichberechtigung von Mann und Frau;

• die Achtung vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und die Achtung ihres Rechts auf Wahrung ihrer Identität.

Lebensqualität

Laut WHO ist Lebensqualität „die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen.“1 Dieser subjektivistische Ansatz der Lebensqualität besagt, dass nur die einzelne Person ihre Lebensqualität definieren kann. Auch wenn in diesem Konzept notwendigerweise häufig eine objektivierbare Lebensqualität beschrieben wird, ist in der Praxis immer die Sicht und die Einschätzung der einzelnen Person dazu zu beachten. Niemand hat das Recht, für Betroffene zu definieren, was für sie gut und qualitätsvoll ist oder sein soll.

Selbstbestimmung

Selbstbestimmt leben heißt, Kontrolle über das eigene Leben und Wahlmöglichkeit zwischen akzeptablen Alternativen zu haben, welche die Abhängigkeit von den Entscheidungen anderer bei der Bewältigung des Alltags minimiert. Selbstbestimmung schließt Selbstverantwortung mit ein, d.h. die Konsequenzen eigener Entscheidungen und eigenen Handelns anzunehmen und zu tragen. Selbstbestimmung kann aus verschiedensten Gründen nicht grenzenlos sein. Menschen empfinden ihr Leben aber weitgehend als selbstbestimmt, wenn sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten wählen können. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Betroffene in Bezug auf deren Selbstbestimmung und bereiten gegebenenfalls realisierbare Wahlmöglichkeiten für sie auf. Grenzen, die durch Selbst- oder Fremdgefährdung entstehen, werden dabei von den Mitarbeitenden beachtet.

Gewaltprävention

„Gewalt ist jeglicher Akt, der einen anderen Menschen in seiner Entfaltung behindert und ihm dadurch schadet“.2 Neben körperlichen Angriffen schließt diese Definition auch die Androhung körperlicher Angriffe, Aggression und Missbrauch auf psychischer und seelischer Ebene, sexuelle Übergriffe oder die Androhung sexueller Übergriffe, Vernachlässigung sowie Verhaltensweisen mit ein, die darauf abzielen, das Gegenüber zu beherrschen. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch hat sich der Begriff „Strukturelle Gewalt“ des Friedens- und Konfliktforschers Johan Galtung durchgesetzt: „Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potenzielle Verwirklichung.“ (Galtung 1978, S. 9) Gewalt in diesem Verständnis geht also nicht zwingend von einer Person aus, die Gewalt ausübt. Auch eine Gesellschaft oder eine Institution kann nach der Definition von Galtung indirekt Gewalt ausüben. Gewalt hat somit nicht unbedingt mit einer bewussten Machtausübung einer Person zu tun. Jede Person, die sich subjektiv eingeschränkt fühlt, erlebt Gewalt unabhängig davon, welche Intention ein etwaiges Gegenüber hat.

Diversität

Der Begriff bedeutet grundsätzlich Vielfalt. Sobald man im sozialen Miteinander von Diversität spricht, ist die Vielfalt in Zusammenhang mit menschlichen Persönlichkeitsmerkmalen gemeint.

• Einige dieser Persönlichkeitsmerkmale lassen sich verändern und beeinflussen bzw. ändern sich im Lauf eines Lebens (zum Beispiel der Familienstand, der Bildungsgrad oder die Werthaltungen eines Menschen oder sein Lebensalter).

• Andere lassen sich nicht beeinflussen und ändern sich im Lauf eines Lebens auch nicht (z.B. die geografische Herkunft, Ethnizität oder Hautfarbe).

• Bei wieder anderen gibt es unterschiedliche Standpunkte: Wie sehr ist das Geschlecht biologisch bestimmt und wie weit ist es von außen (zum Beispiel durch das Miteinander, das Aufwachsen oder gesellschaftliche Rollenzuschreibungen) beeinflusst?3

Viele dieser Persönlichkeitsmerkmale sind mit bewussten – oder unbewussten – Bewertungen verbunden und können die Ursache unterschiedlicher Formen von Benachteiligung sein. Diversitätssensibles Miteinander möchte

• die unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale als Möglichkeit und Chance (auch als Ressource, siehe dazu das folgende Kapitel) betrachten;

• Gemeinsamkeiten betonen (also dem, was Menschen gemeinsam ist, mehr Aufmerksamkeit geben als dem, was sie vielleicht unterscheidet);

• damit ein vorurteilsfreies und wertschätzendes Miteinander ermöglichen.

Es geht in der Diversität also um Akzeptanz und vorurteilsfreien Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen. Das Ziel dabei ist, dass Menschen angenommen werden, wie sie sind, und dass sie an allen Bereichen des Lebens und an möglichst allen sozialen und anderen Aktivitäten teilhaben können, wenn sie dies möchten. Diversität bedeutet auch, für Ausgleich zu sorgen, wo Einschränkungen vorhanden sind. Dieser Ausgleich wiederum kann sich auf unterschiedliche Lebensbereiche beziehen. Einfache Beispiele dafür wären die Benutzung einfacher Sprache, ebenso aber auch eine barrierefreie Umgebungsgestaltung.

2 Ressourcen – was ist das?

2.1 Ressourcen und Ressourcenorientierung in Pflege und Betreuung

Ebenso wichtig wie die Bedürfnisse eines Menschen sind seine Ressourcen. Ressourcen sind, vereinfacht gesagt, die unterschiedlichen „Quellen“, aus denen jemand schöpfen kann. Die Frage nach seinen Ressourcen ändert den gesamten Blick auf einen Menschen. Man fragt dann nicht mehr (nur): Was kann jemand nicht? Sondern auch: Was kann jemand (noch)? Oder: An welche (ungenutzten) Fähigkeiten kann man anknüpfen?

Welche Arten von Ressourcen gibt es?

• Es kann sich dabei um das handeln, was jemand (noch) kann. Beispiel: Jemand sitzt im Rollstuhl, kann aber Finger und Hände so gut bewegen, dass sie selbstständig einen Laptop bedienen kann.

• Es kann sich auch um ihre Fähigkeiten oder Vorlieben handeln, auch dann, wenn sie diese im Moment nicht ganz ausschöpft oder auslebt. Beispiel: Jemand liebt Tiere und kann gut mit ihnen umgehen. Das ist eine Ressource, die die Person hat und die man nutzen könnte, zum Beispiel, um ein Motiv zum Aufstehen zu geben.

• Es kann sich aber auch um Hilfsmittel handeln, ebenso um andere Personen. Beispiele: Wenn jemand mit Unterstützung oder in Anwesenheit ihrer Tochter gut und gerne isst, so ist auch die Unterstützung oder Anwesenheit der Tochter eine Ressource. Wenn jemand mit einer Krücke oder einem Rollstuhl mobil ist, dann ist die Krücke oder der Rollstuhl eine Ressource.

Warum muss man sich in der Pflege und Betreuung an den Ressourcen eines Menschen orientieren?

• Ressourcen können genutzt werden und die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse erleichtern oder möglich machen (Beispiel: Jemand kann mit den Händen einen Laptop bedienen).

• Ressourcen können zeigen, wie man jemanden am besten unterstützt (Beispiel: Ein gehörloser Mensch kann Lippen lesen). Würde man diese Ressource nicht nutzen und sich mit diesem Menschen „mit Händen und Füßen“ verständigen, wäre die Unterstützung nicht bedürfnisgerecht.

•Nicht genutzte Ressourcen können verloren gehen. Darum ist man um ressourcenorientierte Pflege und Betreuung bemüht.

2.2 Erlernte Hilflosigkeit vermeiden

Menschen, die Pflege und Betreuung benötigen, können in eine erlernte Hilflosigkeit geraten. Das bedeutet, dass jemand Handlungen, die sie eigentlich selbst durchführen könnte, sozusagen „verlernt“. Beispiele dafür sind:

• Jemand übernimmt die Körperpflege nur teilweise selbst (wäscht z.B. das Gesicht, die Hände), obwohl sie es könnte, wird zuerst unsicherer dabei und „verlernt“ es schließlich ganz.

• Jemand isst und trinkt nicht selbst, obwohl sie es könnte, wird zuerst unsicherer dabei und „verlernt“ es schließlich ganz.

• Jemand denkt nie darüber nach, welcher Wochentag, welche Tageszeit usw. es ist (vgl. Kapitel D 1.1.1, „Einschränkungen der Orientiertheit“) und wird auch nie danach gefragt. Nach einiger Zeit verliert sie das Zeitgefühl völlig und meint am Abend, es sei Mittag oder Morgen.

Für diese Art des „Verlernens“ sind bestimmte Gruppen von Menschen besonders anfällig:

• Menschen, die lange Zeit im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung verbringen oder zu Hause auf Pflege und Betreuung angewiesen sind;

• ältere Menschen;

• Menschen, die eingeschränkt orientiert sind (vgl. Kap. D 1.1.1).

Dieses „Verlernen“ geschieht, wenn Handlungen einige Zeit lang nicht mehr ausgeübt werden. Das kann aus unterschiedlichen Gründen der Fall sein:

• Jemand möchte etwas nicht selbst tun, obwohl sie es kann, und bittet um Hilfe. Grund dafür ist vielleicht, dass sie Angst hat, z.B. vom Bett ins Bad zu gehen. Anstatt dass sie nun Unterstützung beim Gehen erhält, wird sie mit dem Rollstuhl ins Bad gebracht.

• Jemand könnte und möchte etwas selbst tun, aber sie hat nicht die nötige Zeit dazu. Besonders ältere Menschen brauchen mehr Zeit als jüngere, um sich auf eine Situation einzustellen. In der Fachsprache heißt das: Sie haben eine verlängerte Adaptionszeit. Es kann nun der Fall sein, dass Pflegende und Betreuende die Ressourcen der Person nicht sehen, sondern ihre Fähigkeiten unterschätzen. Darum wird die Pflegehandlung übernommen.

• Jemand könnte und möchte bei einer Pflegehandlung mithelfen, wird dabei aber überfordert. Aus Angst, etwas falsch zu machen oder zu langsam zu sein, unterlässt sie es.

Nutzt die Person ihre Ressourcen nicht, verliert sie diese, was zu Abhängigkeit und Hilflosigkeit führen kann. Hilflosigkeit, an die sich jemand „gewöhnt“ hat, nennt man erlernte Hilflosigkeit.

Vermeiden lässt sich das, indem man

• sich an den Ressourcen, an dem, was jemand kann, orientiert und weder unternoch überfordert

•und der Person die für sie nötige Zeit gibt, sich an einzelnen Handlungen zu beteiligen.

2.3 Kommunikation und Ressourcenorientierung

Grundsätzlich geht es in der Kommunikation um Verständigung.

Häufig wird von verbaler („Worte“) und nonverbaler Kommunikation gesprochen. Dabei muss aber beachtet werden, dass nonverbale Kommunikation nicht nur Mimik, Gestik oder Körperhaltung meint, sondern zum Beispiel auch Satzmelodie, Wortbetonung oder Klangfarbe. So ist es möglich, ein und dasselbe Wort auf so unterschiedliche Arten auszusprechen, dass sich sogar die Bedeutung ändert.

Wichtig ist also, zu beachten, dass es in der Kommunikation

• darum geht, was mit Worten gesagt wird (verbale Kommunikation);

• darum geht, was anders als mit Worten (Zeichen, Gesten, Gesichtsausdruck) ausgedrückt wird (nonverbale Kommunikation);

• auch darum geht, wie etwas gesagt wird (auch: nonverbale Kommunikation).

Ressourcen spielen bei der Kommunikation mit Menschen, die man unterstützt, eine besondere Rolle. Sie müssen unbedingt einbezogen werden, und das aus zwei Gründen. Erstens, weil nicht genutzte Ressourcen verloren gehen können („use it or lose it“ – Benutze/Tue es oder verliere es bzw. die Fähigkeit dazu). Zweitens, weil Kommunikation ein unverzichtbarer Teil jedes menschlichen Miteinanders ist, und Einschränkungen unterschiedliche Schwierigkeiten nach sich ziehen können. Erlebt jemand zum Beispiel wiederholt, sich nicht ausdrücken zu können, so kann das zum Rückzug führen, ebenso aber zu herausfordernden Verhaltensweisen (vgl. dazu Kap. A 3, „Modelle und Konzepte“, und hier Punkt 3.3).

Ein praktisches Beispiel dazu: Wenn jemand über die Fähigkeit Lippen zu lesen verfügt, in der Pflege und Betreuung aber nicht darauf geachtet wird, sondern man sich „mit Händen und Füßen“ verständigt, wäre eine wertvolle Ressource nicht genutzt.

Die Fähigkeit zur Kommunikation kann in unterschiedlicher Weise eingeschränkt sein. Möglich sind körperliche (also physische) Ursachen, z.B. hört oder sieht jemand schlecht, ist körperlich nicht in der Lage zu sprechen oder aber findet nicht die richtigen Worte bzw. versteht sie umgekehrt nicht.

• Einschränkungen des Sehvermögens können dazu führen, dass große Teile der nonverbalen Kommunikation nicht wahrgenommen werden.

• Einschränkungen des Hörvermögens können dazu führen, dass große Teile der verbalen Kommunikation nicht wahrgenommen werden.

• Einschränkungen des Sprach- oder Sprechvermögens4 können dazu führen, dass jemand sich nicht ausdrücken kann.

• Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten (also die, die mit dem Denken, Lernen, Erinnern oder auch Wahrnehmen zusammenhängen) können außerdem dazu führen, dass etwas inhaltlich nicht erfasst wird.

In allen unterschiedlichen Modellen zur Kommunikation (vgl. Kap. A 3, und hier Punkt 3.3, z.B. die Unterstützte Kommunikation oder die Basale Stimulation®) ist es wichtig, die vorhandenen Ressourcen einzubeziehen, während die nicht vorhandenen kompensiert (also ausgeglichen) werden sollen, soweit das möglich ist.

Bei eingeschränktem Sehvermögen muss die Ressource des Hörens genutzt werden, bei eingeschränktem Hörvermögen die Ressource des Sehens. So wird, wenn jemand schlecht oder gar nicht sieht, mehr hörbar erklärt. Wenn jemand schlecht hört, wird beispielsweise etwas gezeigt.

Bei Einschränkungen des Sprach- oder Sprechvermögens kann jemand mit Hilfsmitteln kommunizieren (sehr einfach sind zum Beispiel Bildtafeln).

Besonders interessant ist auch eine Idee, die aus der Pflege und Betreuung älterer Menschen kommt (und auf Erwin Böhm zurückgeht). Es geht dabei darum, dass dort, wo Menschen sich mit Worten nicht ausdrücken können, weil sie die Worte nicht verstehen (kognitive Einschränkung), Pflege- und Betreuungspersonen auf etwas zurückzugreifen, das auch ohne Worte auskommt. Damit ist das gemeint, was Erwin Böhm ein inneres, seelisches Motiv nennt.

Was das ist, zeigt sich in der Lebensgeschichte eines Menschen (der Biografie), ebenso aber in dessen täglichem Verhalten.

Alles, was Menschen motiviert, was sie schätzen und mögen, ist eine wertvolle Ressource in der Kommunikation. Zwar gilt das immer, aber eben ganz besonders da, wo jemand Worte nicht versteht oder sich nicht ausdrücken kann, weil sie kognitiv dazu nicht in der Lage ist.

Hier bieten sich (je nach Lebensgeschichte) folgende Ressourcen an:

• Musik

• ein Tier halten und streicheln

• nonverbale Zeichen wie Lächeln (ein wohlwollender Gesichtsausdruck)

• vorsichtige Berührungen

(Viele andere Beispiele sind möglich).

Das hat Ähnlichkeit mit dem Konzept der Basalen Stimulation® (vgl. wieder Kap. A 3, Punkt 3.3). Allerdings betont Erwin Böhm die Bedeutung der Lebensgeschichte (Biografie, vgl. hier Kap. A 3, und zwar Punkt 3.2).

Wenn man nun mit jemandem kommunizieren möchte, ihr also die Möglichkeit sich auszudrücken geben will (und dann versucht, sie zu verstehen und ihr zu antworten), muss immer zuerst beobachtet werden, was sie kann oder aus welchen Quellen sie noch schöpfen könnte (= Einbeziehen von Ressourcen). Das gilt für die körperlichen sowie für die kognitiven Anteile.

Wesentlich ist:

• Diese Ressourcen können ganz unterschiedlich sein – man erkennt sie durch genaue Beobachtung eines Menschen (und es gibt kein „Rezept“, das für alle gilt).

• Jeder Mensch hat Ressourcen, ganz egal, wie viele Einschränkungen seines Seh- oder Hörvermögens oder seiner Kognition vorliegen.

• Werden Worte (kognitiv) nicht verstanden, muss man sich mit Ausdrucksformen behelfen, die auf der Ebene der Gefühle (Emotionen) angesiedelt sind – und über diese Ressource verfügt jeder Mensch.

Wichtig

Dieses Vorgehen kostet nicht viel Zeit, wenn man bedenkt, dass Nichtverstehen und die Folgen mangelnder Kommunikation möglicherweise zu Problemen führen (abgesehen vom Leidensdruck für die Betroffenen!), die sich durch gelingende Verständigung meist schon im Vorhinein vermeiden lassen.

2.4 Umgang mit den eigenen Ressourcen

Nicht nur Klient*innen, auch Pflegende und Betreuende haben Ressourcen. Das können unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sein (zum Beispiel fachliche Kompetenz, also fachliches Wissen und Können). Fähigkeiten beziehen sich zum Beispiel auf bestimmte Arten des Wissens oder der Situationsbewältigung, Fertigkeiten werden meist mit eher „handwerklichem“ Können in Verbindung gebracht (zum Beispiel weiß jemand, wie ein Verband angelegt oder wie ein bestimmtes Hilfsmittel eingesetzt wird).

Außerdem gibt es die personellen Ressourcen, also die Menschen, die bereit sind, Pflege und Betreuung zu leisten. Hier wiederum kann es zu sehr belastenden Situationen kommen. Beispiele dafür sind ein fordernder Betreuungsschlüssel, weil zum Beispiel Pflege- oder Betreuungspersonen ausgefallen sind. Möglich ist aber auch, dass schwierige Betreuungsaufgaben sich wiederholen, dass es zum Beispiel Verhaltensauffälligkeiten von Klient*innen gibt, die neben fachlicher Kompetenz auch Geduld erfordern. Manche Situationen in der Pflege und Betreuung sind anstrengend und fordernd, was nicht immer verändert werden kann.

Gerade hier kommt der richtige Umgang mit den eigenen Ressourcen von Pflege- und Betreuungspersonen zum Tragen. Wichtig sind hier besonders folgende Punkte:

• Pflegende und Betreuende sollen auf eigene Grenzen achten und sich, wenn sie sich sehr belastet fühlen, Hilfe holen. Das kann ein Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten sein, ebenso aber kann Supervision eingesetzt werden.

• Pflegende und Betreuende sollen sich eingestehen, dass sie auch Ekel oder Ungeduld empfinden können. Wichtig dabei ist, dass Betroffene trotzdem optimal und einfühlend betreut werden, und das ist wieder nur möglich, wenn Pflegende und Betreuende sich darüber im Klaren sind, dass sie Belastung erleben und zeitweise auch Hilfe benötigen.

• Wichtig sind auch Rückzugsmöglichkeiten für Pflegende und Betreuende, denn niemand kann durchgehend Pflege und Betreuung leisten, ohne selbst einmal auf Abstand zur Situation zu gehen.

• Eine faire Aufteilung der Aufgaben im Team gehört ebenfalls zum guten Umgang mit eigenen Ressourcen, und häufig werden einzelne Situationen von Pflegenden und Betreuenden ganz unterschiedlich belastend erlebt. Günstig wäre natürlich eine entsprechende Einteilung und – wenn es Situationen gibt, die alle gleichermaßen belasten – schon im Vorfeld Abwechslung bei der Einteilung der Pflegenden und Betreuenden.

3 Modelle und Konzepte

3.1 ATLs, ABEDLs, Domänen – was ist das?

Es handelt sich dabei um sogenannte Bedürfnismodelle der Pflege. Ziel dieser Modelle ist es, alle Bereiche zu erfassen, die das menschliche Dasein ausmachen, um alle – möglichen – Bedürfnisse in diesen Bereichen erkennen und berücksichtigen zu können.

Das Modell der sogenannten ATLs (Aktivitäten des täglichen Lebens) stammt von Sr. Liliane Juchli. Das Modell wurde von Monika Krohwinkel erweitert und orientierte sich zunächst an den Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen des Lebens (AEDL), seit 1999 wurde die Beziehung als zusätzlicher Faktor von Krohwinkel vorgestellt, die entsprechende Abkürzung lautet ABEDL. Mit „Aktivitäten“ sind Handlungen und Tätigkeiten gemeint (z.B. sich bewegen, essen und trinken etc.), mit „existentiellen Erfahrungen“ alle Erfahrungen, die das menschliche Leben mit sich bringt (z.B. in Gemeinschaft zu sein, Freude oder Trauer zu empfinden etc.).

Im Rahmen von Pflege und Betreuung orientiert man sich oft an beiden Modellen, sehr häufig kommt aber das Modell der ABEDLs in der Ausbildung in der Langzeitpflege und partiell in Ausbildungen der Sozialbetreuungsberufe zum Einsatz. Daher orientiert sich dieses Buch in seiner Struktur entlang dieses Modells. Je nach Setting der Pflege und Betreuung kommt den einzelnen Bereichen des Modells unterschiedliche Bedeutung zu. So spielen in Tageszentren oder Wohnbereichen andere Themen eine wichtige Rolle als im Krankenhaus (= der Akutpflege). Neben Bedürfnismodellen kommen in der Praxis auch andere Modelle zum Einsatz, wie z.B. Beziehungsmodelle oder Modelle aus dem Bereich der Sozialpädagogik.

Die 13 ABEDLs nach Monika Krohwinkel sind (dazu seien jeweils einige Beispiele genannt):

Kommunizieren können:

z. B. Verständigung durch Sprache und/oder Sinne (hören, sehen, verstehen, wahrnehmen), sich erinnern oder orientieren können

Sich bewegen können:

z. B. Fortbewegung, Bewegen von Teilen des Körpers, Wechseln oder Einnehmen von gewünschten Positionen/Lagen, Einsetzen von Hilfsmitteln zur Bewegung, Fortbewegung, Positionsunterstützung

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten können:

z. B. Körpertemperatur, Atmung, Herzschlag und -frequenz, Regulation des Blutzuckerspiegels

Sich pflegen können:

z. B. Pflege des Körpers und damit von z. B. Haut, Haaren, Augen, Nase, Ohren, Nägeln, Intimbereich

Essen und trinken können:

Aufnahme von Nahrung und Getränken

Ausscheiden können:

Ausscheiden von Harn und Stuhl

Sich kleiden können:

z. B. An- und Ausziehen und Tragen von passender, den Bedürfnissen entsprechender Kleidung

Ruhen und schlafen können:

z. B. Leben eines bedürfnisgerechten Wach-Schlaf-Rhythmus, Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe, Ein-, Durch- und Ausschlafen, gewohnte Rituale leben können

Sich beschäftigen können:

z. B. Tätigkeiten nachgehen können, die Befriedigung verschaffen, Spiel, Beschäftigung, Unterhaltung, sich gebraucht fühlen können

Sich als Mann und Frau fühlen können:

z. B. die Geschlechterrolle leben können, sich in dieser Rolle akzeptiert fühlen können, Intimsphäre haben können

Für eine sichere Umgebung sorgen können:

z. B. vor Unfällen, Verletzungen, Stürzen sicher zu sein

Soziale Bereiche des Lebens sichern können:

z. B. Kontakte haben können, Beziehungen aufnehmen und erhalten können

Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen können:

z. B. mit fördernden, aber auch gefährdenden Erfahrungen umgehen können (z.B. Freude, Trauer, Gemeinschaft, Alleinsein, Schmerz)

Wenn in Einrichtungen mit POP® (Praxisorientierter Pflegediagnostik) gearbeitet wird, haben die dort verwendeten Domänen mit ihren Klassen (das sind weitere Unterkategorien) eine ähnliche Funktion wie die ABEDLs.

Grundsätzlich sorgen Menschen bzw. sorgt der Körper selbst dafür, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse erfüllt bzw. die unterschiedlichen Funktionen aufrechterhalten werden. Man kommuniziert, bewegt sich (fort), der Körper reguliert z.B. durch Schwitzen den Wärmehaushalt oder deckt durch gesteigerte Atemfrequenz beim Sport den erhöhten Sauerstoffbedarf ab.

Ist jemand aufgrund von Krankheit oder bestimmten Körpervorgängen (z.B. Altern) oder einer bestimmten Situation (z.B. Krisen, psychische Ausnahmezustände) nicht mehr dazu in der Lage, sorgen Pflege und Betreuung (neben verschiedenen Formen von Therapie, z.B. medizinischer Behandlung) dafür, dass die erforderlichen Hilfestellungen gegeben werden.

Diese Hilfestellungen können völlig unterschiedlich aussehen (das ist abhängig von Bedürfnissen und Ressourcen der Betroffenen). Das Spektrum reicht von Anleitung und Unterstützung (und damit „Hilfe zur Selbsthilfe“) bis hin zur völligen Übernahme einer Aktivität durch Pflege und Betreuung.

3.2 Biografiearbeit als Teil der ganzheitlichen Sichtweise in Pflege und Betreuung