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Die Sehnsucht nach "Wide Open Spaces" – nach endloser Weite und der atemberaubender Natur – ist nach wie vor der Hauptgrund für eine Reise in den Westen der USA. Natur- und State Parks schützen die spektakulärsten Landschaften, wie den Grand Canyon, den Yellowstone- und den Yosemite National Park. Diese Naturwunder wurden zum Schauplatz unzähliger Filme um Indianer, Cowboys, Glücksritter und Goldschürfer. Besonders eindrucksvoll erlebt man die Landschaft bei Outdoor-Aktivitäten, sei es beim Kanufahren in Colorado, beim Klettern im Joshua Tree National Park oder beim Skilaufen in den Rocky Mountains. Entlang der wildromantischen Pazifikküste reihen sich die Metropolen Seattle, San Francisco, Los Angeles und San Diego wie Perlen aneinander und ein ganz anderes urbanes Juwel erstrahlt inmitten der Wüste Nevadas: Las Vegas. Jede einzelne dieser Städte begeistert mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, kulturellen Attraktionen und einem ganz eigenen Charakter. Seit über 25 Jahren ist das Reisehandbuch "USA-Westen" einer der Bestseller in Iwanowski's Reisebuchverlag. Mit den Bundesstaaten Arizona, Colorado, Idaho, Kalifornien, Montana, Nevada, Oregon, Utah, Washington und Wyoming - Ideal für Mietwagen- & Wohnmobilfahrer - Mit Reisekarte & Kartendownload
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Seitenzahl: 1020
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dr. Margit BrinkeDr. Peter Kränzle
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Dr. Margit Brinke & Dr. Peter Kränzle
USA-Westen
22. Auflage 2025
ISBN : 978-3-86457-529-7 epdf
ISBN : 978-3-86457-528-0 epub
© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH
Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen
Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 34
[email protected] | www.iwanowski.de
Titelfoto: Monument Valley, Arizona © Art Wagner / iStock
Alle anderen Farbabbildungen: s. Bildnachweis S. 635
Layout: Ulrike Jans, Krummhörn
Karten und Reisekarte: Astrid Fischer-Leitl, München
Karten-Überarbeitung: Klaus-Peter Lawall, Unterensingen
Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de
Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski
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Druck: Hunter Books GmbH, Darmstadt
Printed in Germany
EINLEITUNG
Vorwort
1.DER WESTEN DER USA – LAND UND LEUTE
Allgemeiner Überblick
Historischer Überblick
Indianer – die ersten Amerikaner
Prähistorische IndianerPueblo-IndianerApaches und NavajosIndianer in KalifornienKüsten-IndianerIndianer der HochebenenPrärie-Indianer
Indianer heute
Powwows
Der europäische Vorstoß
Erschließung und Besiedlung des „Wilden Westens“Der Westen wird Teil der USADer Goldrausch und seine FolgenDie Bedeutung der EisenbahnDas Ende der „Frontier“
Von der Provinz zum Hightech-Zentrum
Geografischer Überblick
Die Landschaften des Westens
Nationalparks
Klima
Vegetation
Tierwelt des Westens
Wirtschaft und Arbeitsleben
Land- und Forstwirtschaft
Fischfang
Bergbau, Industrie und Hightech
Energie und Umwelt
Tourismus
Die amerikanische Gesellschaft
Die USA: eine „Nation of Nations“
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Indianer und InuitLateinamerikanerAfroamerikanerAsiatenDeutsche Wurzeln
Soziale Situation
KrankenversicherungRentenversicherungArbeitslosen- und Sozialhilfe
Bildungswesen
SchulenUniversitäten
Religion – „God’s own Country“
Religiöse VielfaltWiedererweckungs-BewegungenJedem das Seine
Gibt es den „American Way of Life“?
Aus dem Vollen schöpfenDie angeblich schönste Nebensache der Welt
Der Westen – Mythos und Legende
Westernliteratur – Mythologisierung des Westens
Western Art – Landschaften, Cowboys und Indianer
Der Western lebt!
Country & Western Music
2.REISETIPPS
Die gelben Seiten: Allgemeine Reisetipps A–Z
Die grünen Seiten: Das kostet Sie das Reisen im Westen der USA
3.REISEN IM WESTEN DER USA
Überblick
Reisen im Westen
Große Rundreise durch den Westen
„Kleine“ Rundreisen durch den Westen
4.DIE „STADT DER ENGEL“ – LOS ANGELES
Überblick
Geschichte
Redaktionstipps
Sehenswürdigkeiten in L.A.
Downtown L.A.
El PuebloUnion StationChinatownLittle TokyoCivic CenterCathedral of Our Lady of the AngelesWalt Disney Concert HallThe BroadMuseum of Contemporary Art – MOCAPershing Square, Broadway und Grand Central MarketL.A. LIVE mit GRAMMY Museum und Crypto.com ArenaFashion DistrictDodger Stadium und UmgebungExposition ParkWatts Towers & Watts Towers Arts Center
Hollywood
RundgangUniversal Studios HollywoodGriffith ParkLos Angeles ZooAutry Museum of the American West
Beverly Hills und die Westside
Die Museum RowMuseum of ToleranceRodeo DriveWestwood/UCLAGetty Center
Pasadena und die Valleys
The Huntington Library, Art Collections & Botanical Gardens
Die Beach Cities
Malibu und Pacific PalisadesGetty VillaSanta MonicaVeniceMarina Del ReySüdwärts nach Long BeachLong BeachDer südliche Küstenabschnitt
Unterwegs im Orange County
Disneyland ResortBuena Park und Knott’s Berry FarmChrist CathedralZwischen Newport Beach und San Juan Capistrano
5.WÜSTENLANDSCHAFTEN – ZWISCHEN LOS ANGELES UND GRAND CANYON
Überblick
Die Nordroute zum Grand Canyon
GPS – Greater Palm Springs
RedaktionstippsNeun Städte – eine OasePalm SpringsWeitere Attraktionen im Coachella ValleyDesert Hot Springs
Joshua Tree National Park
Fahrt durch den Joshua Tree National Park
Über das Death Valley nach Las Vegas
Das Death ValleyUnterwegs im Tal des Todes
Las Vegas und Umgebung
RedaktionstippsDowntown Las VegasLas Vegas Boulevard – The Strip
Zum Lake Mead und Hoover Dam
Valley of FireLake MeadHoover Dam
Auf der Route 66 zum Grand Canyon
Die Südroute zum Grand Canyon
Redaktionstipps
Von Los Angeles nach San Diego
Legoland CaliforniaSan Diego Zoo Safari ParkLa Jolla und Mission BaySeaWorld San Diego
San Diego
Sehenswürdigkeiten in DowntownGaslamp QuarterBalboa ParkSan Diego ZooOld TownPoint LomaMission San Diego de AlcaláAbstecher auf die Coronado PeninsulaAusflug nach Tijuana
Von San Diego nach Tucson/AZ
Am Colorado River
Tucson und Umgebung
Downtown TucsonUniversity of ArizonaBotanik im NordenKunstsammlungen im NordenPima Air & Space MuseumMission San Xavier del BacOld TucsonArizona-Sonora Desert MuseumSaguaro National Park WestSaguaro National Park EastSabino Canyon und Mount LemmonColossal Cave
Rundfahrt durch die Heimat der Apaches
TombstoneBisbeeCowboys und Indianer
Zwischen Tucson und Phoenix
Biosphere 2Casa Grande Ruins National Monument
Phoenix und das Valley of Sun
Downtown PhoenixArizona State CapitolUptown Arts DistrictS'edav Va'aki Museum & Archaeological ParkPapago ParkScottsdaleTaliesin WestCosantiTempe und Mesa
Von Phoenix zum Grand Canyon
ArcosantiPrescottJeromeTuzigoot National MonumentMontezuma Castle National MonumentDas Verde ValleySedona und der Oak Creek CanyonFlagstaffSunset Crater National MonumentWupatki National Monument
6.CANYONLANDS – ZWISCHEN GRAND CANYON UND SALT LAKE CITY
Überblick
Redaktionstipps
Grand Canyon National Park
Blick in die ErdgeschichteSouth RimNorth Rim
Vom Grand Canyon nach Moab/UT
Am Lake Powell
Monument Valley und Navajoland
Four Corners Region – Trail of the Ancients
Mesa Verde National Park
Durch die Rocky Mountains
DurangoMit Volldampf nach SilvertonSilvertonOuray – Little SwitzerlandTelluride und MontroseBlack Canyon of the Gunnison National Park
Grand Junction und Umgebung
Colorado National MonumentDurch das „Tal der zwei Münder“ nach MoabGateway City Denver
Moab und die „Welt der Bögen“
Arches National Park
Canyonlands National Park
Ausflug zum Dead Horse Point SP
Von Moab über das Colorado Plateau
Capitol Reef National Park
Utah Scenic Byway 12
EscalanteGrand Staircase-Escalante National MonumentKodachrome Basin SP und Escalante Petrified Forest SP
Bryce Canyon National Park
Unterwegs im Bryce Canyon
Zion National Park
Zion Canyon Scenic Drive und The Narrows
Unterwegs im „Zion Country“
Vom „Zion Country“ nach Salt Lake City
Cedar Breaks National Monument und UmgebungProvo
7.IM FELSENGEBIRGE – ZWISCHEN SALT LAKE CITY UND SEATTLE
Überblick
Salt Lake City
Redaktionstipps
Rundgang um den Temple Square
Weitere Attraktionen in der Innenstadt
Attraktionen im Umkreis
Great Salt Lake
Alternativroute: von Salt Lake City durch das Great Basin nach Kalifornien
Unterwegs zum Yellowstone NP
Redaktionstipps
Jackson Hole
Grand Teton National Park
Yellowstone National Park
Die Tierwelt im YellowstoneDer Grand Loop
Die Nordroute nach Seattle
Bozeman und Three Forks
Butte
Grant-Kohrs Ranch National Historic Site
Abstecher zum Glacier National Park
Missoula
Coeur d’Alene und das Silver Valley
Spokane
Die Südroute nach Seattle entlang des Oregon Trail
Redaktionstipps
Craters of the Moon National Monument
Boise
Über die „Blauen Berge“
Hells Canyon Scenic Byway
Unterwegs zum Mount Rainier
Mount Rainier National Park
Tacoma
8.EDGE OF THE UNIVERSE – ZWISCHEN SEATTLE UND SAN FRANCISCO
Überblick
Seattle und der Puget Sound
Redaktionstipps
Historischer Überblick
Sehenswertes in Downtown Seattle
Pioneer Square Historic DistrictPike Place MarketWaterfront ParkSeattle CenterInternational District – Chinatown
Neighborhoods in Seattle
Westlich der InnenstadtNördlich der InnenstadtSüdlich der InnenstadtAusflug zum Boeing-Werk nach Everett
Island Hopping im Puget Sound
„Highway to Heaven“ – die Küstenroute nach San Francisco
Redaktionstipps
Olympic National Park
Die Oregon Coast
AstoriaLewis & Clark National Historical ParkOregons nördlicher KüstenabschnittOregons südlicher Küstenabschnitt
In den Redwoodwäldern Nordkaliforniens
Redwood National ParkEureka und die Avenue of the GiantsAn der Lost CoastFort Ross – Russlands kalifornischer Außenposten
Point Reyes National Seashore
Rundfahrt Point Reyes
Muir Woods National Monument
Durchs Landesinnere nach San Francisco
Mount St. Helens National Volcanic Monument
Redaktionstipps
Portland – City of Roses
Rundgang durch DowntownWashington ParkJenseits des Willamette River
Routenvariante durch das Willamette Valley
Über Bend zum Crater Lake National Park
Crater Lake National Park
Klamath Falls und Captain Jack’s Stronghold
Lava Beds National Monument
Rundfahrt durch Shasta Cascade
ReddingLassen Volcanic National Park
Sacramento, Kaliforniens Hauptstadt
Old Sacramento und Downtown
Reise in die Vergangenheit
9.DIE „SCHÖNE AN DER BUCHT“ – SAN FRANCISCO
Überblick
Historischer Überblick
Sehenswürdigkeiten
Downtown San Francisco
RedaktionstippsHallidie PlazaUnion Square und Financial DistrictChinatownSoMa – South of MarketCivic Center Area
Stadt der Hügel
North Beach und Telegraph Hill
San Francisco Waterfront
Fisherman’s WharfFort Mason und Crissy FieldPresidioGolden Gate BridgeLincoln Park, Point Lobos und Cliff House
Golden Gate Park
San Francisco Neighborhoods
Haight-AshburyWestern Addition und Pacific HeightsMission District und Castro
Ausflüge in die Bay Area
Sausalito und Marin Headlands
Oakland
Berkeley
Ausflug ins Wine Country
Napa Valley – die berühmteste Weinregion der Welt
Unterwegs im Sonoma County
Im Valley of the Moon
10.GOLDEN STATE – ZWISCHEN SAN FRANCISCO UND LOS ANGELES
Überblick
Küstenroute nach Los Angeles
Auf dem Hwy. 1 nach Santa Cruz
Redaktionstipps
Monterey Bay
MontereyCarmel-by-the-SeaPacific Grove und Abstecher nach Salinas
Von Carmel nach Santa Barbara
Big SurSan Simeon und das Hearst CastleSan Luis ObispoSolvang und Santa Ynez Valley
Über Santa Barbara nach L.A.
Inlandsroute nach Los Angeles
Redaktionstipps
Durch das Gold Country zum Yosemite NP
Auf dem Hwy. 49
Alternativroute über Lake Tahoe, Nevada und Mono Lake
Rund um Lake TahoeÜber Reno nach Carson City/NevadaWeiterfahrt zur Geisterstadt BodieMono Lake
Yosemite National Park
Geologie, Flora und FaunaYosemite ValleyGlacier Point Road und Mariposa Grove
Sequoia und Kings Canyon National Parks
Rundfahrt durch den „Wald der Giganten“
11.ANHANG
Literaturhinweise
ReiseführerReiseberichteSachbücherBelletristikKrimis und Western
Stichwortverzeichnis
Bildnachweis
Karten
Karten und Grafiken:
Arches NP
Bryce Canyon NP
Canyonlands NP
Capitol Reef NP Karte 1
Capitol Reef NP Karte 2
Crater Lake NP
Death Valley NP
Four Corners – Moab
Geologie Kaliforniens
Grand Canyon NP
Grand Canyon – Salt Lake City
Grand Canyon – Salt Lake City: Lage im Reisegebiet
Grand Canyon: South Rim
Grand Staircase-Escalante NM
Grand Teton NP
Joshua Tree NP
Kings Canyon und Sequoia NPs
Lassen Volcanic NP
Las Vegas: The Strip
Las Vegas: Überblick
Los Angeles: Beach Cities
Los Angeles: Beverly Hills und Westside
Los Angeles: Downtown
Los Angeles – Grand Canyon
Los Angeles – Grand Canyon: Lage im Reisegebiet
Los Angeles: Hollywood
Los Angeles: Lage im Reisegebiet
Los Angeles: Metro-Streckennetz
Monterey Peninsula mit Carmel-by-the-Sea
Mount Rainier NP
Napa und Sonoma Valley
Olympic NP
Orange County
Palm Springs und Umgebung
Phoenix
Phoenix – Flagstaff
Portland: Downtown
Redwood NP
Sacramento
Salt Lake City: Downtown
Salt Lake City – Seattle: Lage im Reisegebiet
San Diego: Downtown und Balboa Park
San Diego – Tucson
San Francisco: Bay Area
San Francisco/Bay Area: BART-Streckennetz
San Francisco: Downtown
San Francisco: Lage im Reisegebiet
San Francisco – Los Angeles
San Francisco – Los Angeles: Lage im Reisegebiet
San Francisco – Yosemite NP
Seattle: Downtown
Seattle: Metro Area
Seattle – San Francisco: Lage im Reisegebiet
Seattle – San Francisco: Nordteil
Seattle – San Francisco: Südteil
Tucson
USA um 1850
Yellowstone NP
Yosemite NP
Yosemite NP: Anfahrt
Zion NP
vordere Umschlagklappe: USA Westen
hintere Umschlagklappe: San Francisco: Übersicht
Alle Karten zum Gratis-Download – so funktioniert's
In diesem Reisehandbuch sind alle Detailpläne mit sogenannten QR-Codes versehen, die vor der Reise per Smartphone oder Tablet-PC gescannt und bei einer bestehenden Internet-Verbindung auf das eigene Gerät geladen werden können. Alle Karten sind im PDF-Format angelegt, das nahezu jedes Gerät darstellen kann. Für den Stadtbummel oder die Besichtigung unterwegs hat man so die Karte mit besuchenswerten Zielen und Restaurants auf dem Telefon, Tablet-PC, Reader oder als praktischen DIN-A-4-Ausdruck dabei.
Mit anderen Worten – der Reiseführer kann im Auto oder im Hotel bleiben und die Basis-Infos sind immer und überall ohne Roaming-Gebühren abrufbar. Sollten wider Erwarten Probleme beim Karten-Download auftreten, wenden Sie sich bitte direkt an den Verlag. Unter [email protected] erhalten Sie die entsprechende Linkliste zum Herunterladen der Karten.
EXTRA
Interessantes
Weiterführende Informationen zu folgenden Themen:
Zur Terminologie des Wortes „Indianer“
Powwow-Regeln
Entstehung der „Wild-West-Staaten“
Die politischen Staatsorgane und ihre Aufgaben
Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika
Schutzgebiete des NPS
Das Klima im Überblick
„Reise in das innere Nord-America“
Mulholland Drive
Walt Disney – Kinderträume werden wahr
Die Wüste lebt
Get your kicks on Route 66
Pater Junípero Serra und die kalifornischen Missionen
La Fiesta de Los Vaqueros – Das Fest der Cowboys
Apaches und ihr Kampf um die Freiheit
Sinagua-Indianer
John Wesley Powell
Rätselhafte Ur-Indianer
„Wenn ich gehe, dann hinterlasse ich keine Spuren“
The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints
Land unter Druck – es rumort unter dem Yellowstone
Copper Kings
Der Weg ins „Gelobte Land“
Let’er buck! – Rodeo, der Nationalsport der Cowboys
Die NiMiiPuu und Chief Joseph
Pacific Coast Highway
Johann Jakob Astor
Redwoods – stille Riesen
Der Biggest Little War
Sutters Traum vom „Gelobten Land“
„Hallidie’s Folly“: die Cable Cars
Alcatraz, der sicherste Knast der Welt
Weinhochburg Kalifornien
Jack London
John Steinbeck
Der „Medici des Westens“ und sein Zauberberg
Whale Watching – wenn Wale wandern
Ansel Adams und die Liebe zur Natur
Giganten der Wälder
Legende
Interstate Highway
US Highway
State/Country Highway
sonstige Straße, Pass
Schotterpiste (dirt road)
Trail, Wandern
Straßenbahn
Cable Car
Flughafen/Flugplatz
Fähre
Hafen, Anlegestelle/Bahnhof
Post
Krankenhaus
Friedhof
Kirche/Kathedrale
Sehenswürdigkeit
Information
Museum/Theater
wichtiges Gebäude
Bibliothek
Markt/Einkaufen
Campingplatz
Ranger-Station
Lodge/Unterkunft
Picknickplatz
Aussichtspunkt
Strand
Golfplatz
Archäologische Stätte
Wasserfall/Geysir
Leuchtturm
„Der wahre Westen unterscheidet sich von der Ostküste auf eine großartige, beeindruckende, allgegenwärtige und Ehrfurcht gebietende Weise: durch den Raum. Die unermessliche Weite verändert Straßen, Häuser … Politik, Wirtschaft und … die Denkungsart.“
Autoren Margit Brinke und Peter Kränzle
So hat der Reiseschriftsteller William Least Heat-Moon einmal die Faszination des nordamerikanischen Westens zusammengefasst, der noch heute jeden Reisenden in seinen Bann zieht. Die Sehnsucht nach „Wide Open Spaces“ – nach endloser, dünn besiedelter Weite – war nur ein Faktor, der bereits früh Menschen aus aller Welt tiefer hinein in den nordamerikanischen Kontinent lockte; dazu kamen Tugenden wie Optimismus, Selbstvertrauen und Risikofreude.
Bereits unter den ersten europäischen Neuankömmlingen, die sich im 17. Jh. an der Ostküste niederließen, befanden sich Unruhegeister, die neugierig gen Westen blickten. Ihnen und dem wachsenden Siedlungsdruck ist es zu verdanken, dass sich die frontier – die Grenze zwischen der europäisch-„zivilisierten“ und der indianisch-„unzivilisierten“ Welt – allmählich westwärts verschob und der Mythos vom „Gelobten Land“ entstand. 1845 subsumierte der New Yorker Verleger John L. O’Sullivan den Drang, den nordamerikanischen Kontinent zu erschließen und dazu immer weiter nach Westen zu ziehen, unter dem Begriff „Manifest Destiny“. Horace Greeley (1811–1872), der Gründer der New York Tribune und einer der politisch einflussreichsten Männer seiner Zeit, erfand die bis heute zugkräftige Parole: „Go West, young man!“
Erst folgten diesem Aufruf Trapper, Goldsucher und die Siedler, denen es im Osten zu eng geworden war, dann Mormonen und Glücksritter aller Art. Selbst modernen Touristen ist die Sehnsucht nach dem „Wilden Westen“ nicht fremd, der untrennbar verbunden ist mit Indianern und Cowboys, Sheriffs, Desperados und Goldschürfern. In unzähligen Büchern und Filmen ist der „Mythos Westen“ verbreitet worden: Wer kennt nicht Bonanza und die Cartwrights, Wyatt Earp oder Buffalo Bill, Geronimo oder Butch Cassidy, und sei es auch nur in Gestalt eines Clint Eastwood, Stewart Granger, Lorne Greene, John Wayne, Robert Redford oder Kevin Costner? Die Anziehungskraft von TV- und Film-Produktionen lockt Besucher zu den bekannten Drehorten, aber auch zu Produktionsstätten in Hollywood oder den Häusern der Filmstars.
Hauptmotiv für eine Reise in den Westen ist jedoch unumstritten die Natur, die sich hier so vielfältig wie nirgendwo sonst präsentiert und zu großen Teilen als National oder State Parks unter Schutz steht. Eisige Gletscher und lebensfeindliche Wüsten, endlose Strände und tiefe Urwälder, Gebirge mit über 4.000 m hohen Gipfeln und Landstriche unter dem Meeresspiegel, grandiose Canyons und imposante Geysire, Vulkane und Wasserfälle – für landschaftliche Abwechslung ist im amerikanischen Westen reichlich gesorgt.
Dazu ist das Spektrum an Freizeitaktivitäten nahezu grenzenlos und reicht von Wassersport aller Art über Wandern oder Klettern, Angeln oder Reiten bis hin zu Skifahren oder Surfen. Zu den Naturschauspielen gesellen sich kulturelle Sehenswürdigkeiten von ebenfalls erstaunlicher Bandbreite: Felszeichnungen, Ruinenstädte und Pueblos zeugen von der indianischen Vergangenheit und russische Forts oder spanische Missionen vom europäischen Vordringen in den „Wilden Westen“. Dazu kommen bunte Neighborhoods, wie sie z. B. in San Francisco oder Seattle zu finden sind, Wildweststädtchen à la Tombstone oder Bodie, moderne Architektur – geballt in Los Angeles, Portland, Seattle, Phoenix oder Las Vegas –, einzigartige Attraktionen wie das Aquarium von Monterey oder Vergnügungsparks wie Disneyland in Anaheim.
Es fällt schwer, aus der Fülle des Angebots Empfehlungen zu geben. Statt Tausende von Meilen zurückzulegen und Attraktionen „abzuhaken“, ist es ratsam, sich dem eher gemächlichen und relaxten Lebensstil des Westens – zumindest abseits der geschäftigen Metropolen – anzupassen und Land und Leute auf sich wirken lassen, frei nach dem Motto „Weniger ist mehr!“
Ziel dieses Reisehandbuchs ist es, dem Individualreisenden einen Einblick in die Geschichte und Kultur des Westens zu geben und bei der Planung einer Reiseroute behilflich zu sein. Dabei sind die Streckenvorschläge und -varianten sowie die Auswahl von Attraktionen und praktischen Hinweisen in erster Linie als Anregungen zu verstehen. Auf einer Reise lässt sich nie der gesamte Westen bereisen und es gibt immer ein „nächstes Mal“.
Nicht versäumen möchten die Autoren, sich für vielfältige Hilfe und Unterstützung zu bedanken: bei den Repräsentanten der staatlichen Fremdenverkehrsämter und lokalen Tourismusbüros ebenso wie bei deren deutschen PR-Vertretungen, besonders aber bei unseren Freunden vor Ort – Lisa und Sara, Erhard und Elfie, Terri und Dale seien hier nur repräsentativ für viele genannt.
Augsburg im Frühjahr 2025
Margit Brinke – Peter Kränzle
Das Buch ist so aufgebaut, dass dem eigentlichen Reiseteil ein Einblick in Geschichte und Kultur vorausgeht, ebenso allgemeine Tipps zur Planung und Durchführung einer Reise („Gelbe Seiten“ ab S. 79). Die Reisepraktischen Informationen im Reiseteil enthalten darüber hinaus konkrete Hinweise zum jeweiligen Ort bzw. zur Region, z. B. Infostellen, Touren, Nahverkehr, Events, Shops oder Restaurants sowie Unterkünfte. Vor allem bei den Übernachtungs- und Restauranttipps handelt es sich um eine kleine (subjektive) Auswahl, wobei versucht wurde, ungewöhnliche Plätze auszuwählen, bei denen Preis und Leistung stimmen. Auf die üblichen Kettenhotels und -motels sowie Imbissketten wurde dabei weitgehend verzichtet. Die „Grünen Seiten“ beinhalten Preisbeispiele für das Reiseziel.
Die getroffene Auswahl der im Buch beschriebenen Ziele und Routen basiert auf der eigenen langjährigen Reiseerfahrung – wobei aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes Beschränkung nötig war. Bei den praktischen Hinweisen wurde auf größtmögliche Aktualität geachtet, angesichts der Fülle an Informationen und der Schnelllebigkeit touristischer Angebote sind kurzfristige Veränderungen jedoch nie auszuschließen. Bei Angabe von zwei Zeiten („9–17/18 Uhr“) bezieht sich die spätere Angabe auf die Hauptsaison, im Allgemeinen von Memorial Day (letzter Montag im Mai) bis Labor Day (letzter Montag im Sept.), die kürzere auf die Nebensaison/Winter.
Wir freuen uns über Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge:
Historisch gesehen beginnt der Westen der USA jenseits des Mississippi und erstreckt sich bis zum Pazifik. Heute gehören zu den „Western United States“ nach der Einteilung des für die Demografie zuständigen US Census Bureau 13 Bundesstaaten, die mit Ausnahme von Alaska und Hawaii auch den Inhalt dieses Reise-Handbuchs bilden: Arizona, California, Colorado, Idaho, Montana, New Mexico, Nevada, Oregon, Utah, Washington und Wyoming.
Geografisch umfasst der Westen neben der Pazifik-Küstenregion die Rocky Mountains und die sich dazwischen ausbreitenden Bergketten, Wüsten und Hochplateaus sowie Teile der Great Plains, d. h. die Landschaften zwischen Pazifik und den mächtigen Flusssystemen des Missouri, Mississippi und Rio Grande.
Extreme Temperaturgegensätze
Topografisch wird der Westen durch mehrere in Nord-Süd-Richtung verlaufende Gebirgszüge (Coastal Ranges, Cascades, Sierra Nevada und Rocky Mountains) sowie dazwischenliegende Becken und Plateaus (Columbia Plateau, Great Basin, Colorado Plateau) gegliedert. Die Niederschlagsmenge variiert aufgrund der hohen Gebirge stark und in den küstenabgewandten Regionen gibt es ausgedehnte Wüstengebiete. Gleichzeitig können extreme Temperaturgegensätze auftreten, wobei das Thermometer von weniger als minus 40 °C im Winter auf über 40 °C im Sommer klettern kann.
Die historische Entwicklung des Westens verlief nie geradlinig, sondern war immer von unterschiedlichen Gruppen und gegensätzlichen Mächten bestimmt. Schon die Ureinwohner, die Indianer, hatten das Gebiet in mehreren Wellen besiedelt und Gesellschaften unterschiedlicher Kulturstufen etabliert. Ihre Stammesverbände zerbrachen großteils während der europäischen Vorstöße: ab dem frühen 16. Jh. waren es die Spanier, später dann Engländer, Franzosen und Russen, die zu den wirtschaftlich, militärisch oder politisch bestimmenden Mächten aufstiegen. Die Emanzipation von den Kolonialmächten – Unabhängigkeitserklärungen 1776 (USA) und 1821 (Mexiko) – führte zu eigenständigen amerikanischen Staaten, die in der Folge den westlichen Teil des Subkontinents unter ihre Kontrolle bringen konnten, andererseits aber auch gegeneinander kämpften. Erst um die Mitte des 19. Jh., zuletzt 1867 durch den Kauf Alaskas, erhielt das staatliche Gebilde der USA durch Kriege, Annektionen, Verhandlungen und Landkäufe sein heutiges Aussehen.
Hoher Lebensstandard
Wirtschaftlich gesehen war der Westen lange von den hoch entwickelten Oststaaten abgekoppelt. Industrialisierung, landwirtschaftlicher Fortschritt durch ehrgeizige Staudamm- und Bewässerungsprojekte, Innovationen auf den Gebieten der Energie und Technologie haben allerdings im Laufe des 20. Jh. einen gegenläufigen Prozess in Gang gesetzt und bewirkt, dass heute große Teile des Westens ein höheres Pro-Kopf-Einkommen und einen höheren Lebensstandard als andere US-Staaten aufweisen. Auch der in den letzten Jahrzehnten wachsende Tourismus trug zu Wohlstand bei und schuf Arbeitsplätze. Doch der rapide steigende Fremdenverkehr in manchen Regionen macht der Natur ebenso zu schaffen wie Umweltschäden durch Abholzung oder Brände, beispielsweise in Alaska und dem Yellowstone National Park. Die Konflikte zwischen ökologischem Bewusstsein und Bedürfnissen von Arbeitsmarkt und Einwohnern branden z. B. in Staaten wie Oregon zwischen Naturschützern und Holzfällern oder in Nevada zwischen Ranchern und Regierung immer wieder auf.
Bevölkerungsmosaik
Die Bevölkerung im Westen gleicht einem Mosaik, bei dem die weißen Steinchen die Mehrheit bilden, Nachfahren der nord- und mitteleuropäischen Einwanderer. Stark im Wachsen ist das spanisch-mexikanische Element, das traditionell in den ehemaligen spanischen Kolonien im Südwesten besonders ausgeprägt ist. Abgesehen von den Großstädten gibt es im Westen relativ wenige Afroamerikaner, aber vergleichsweise viele Ureinwohner: Meist in Reservaten leben hier etwa drei Viertel aller US-amerikanischen Indianer. Die Nachfahren der chinesischen Eisenbahnarbeiter und ostasiatische Immigranten jüngerer Zeit bilden hingegen in den Großstädten am Pazifik größere Einwohnergruppen.
Nirgendwo leben mehr indigene Menschen als in den westlichen Bundesstaaten und auch außerhalb der Reservate findet man in vielen Städten einen relativ hohen indianischen Bevölkerungsanteil, besonders in Kalifornien, aber auch in Albuquerque, Phoenix, Santa Fe oder Seattle. Doch entspricht das Bild weniger den edlen Klischeevorstellungen aus Filmen und Büchern, die Realität ist eine andere und zeigt auch schlechte Lebensbedingungen, Armut, Alkohol- und Drogenprobleme sowie Arbeitslosigkeit.
Lange Geschichte
Besiedlungswege
Die Geschichte Nordamerikas ist nicht so kurz, wie Europäer gerne behaupten, aus indianischer Sicht ist Nordamerika ebenfalls ein „Alter Kontinent“. Wann die Ahnen der Indianer den nordamerikanischen Subkontinent erstmals betreten haben, wird kontrovers diskutiert. Archäologische Funde und wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Einwanderer aus dem fernen Asien nicht nur eine während der Eiszeiten bestehende Landbrücke nutzten, um den Bereich der Beringstraße trockenen Fußes zu überqueren und auf den amerikanischen Kontinent zu gelangen. Es scheint vielmehr mehrere Besiedelungsschübe gegeben zu haben und andere Gruppen könnten mit Booten entlang der Westküste auf den Kontinent gelangt sein. Nach neuestem Forschungsstand lassen sich die ältesten menschlichen Spuren in Nordamerika auf mindestens 14000 v. Chr. zurückdatieren. Inzwischen mehren sich Funde und Fundstellen, auch in Südamerika, die auf noch ältere Besiedelungsspuren hinweisen.
Diese „Urindianer“ waren Großwildjäger, die den Fährten inzwischen teils ausgestorbener Tierarten wie Bisons, Mammuts, Kamelen oder Urpferden immer tiefer hinein in den Kontinent folgten. Anhand von Werkzeugen und anderer Utensilien konnten Jäger-, Fischer- und Sammlerkulturen in unterschiedlichen Gebieten der heutigen USA nachgewiesen und differenziert werden. Als letzte Gruppe haben wahrscheinlich die Inuit ihre Wanderung angetreten und sich an den arktischen und subarktischen Küsten von Grönland, Kanada, Alaska und dem nordöstlichen Sibirien ausgebreitet.
Gerade die klimatisch günstigen Bedingungen im Südwesten ließen zu, dass sich schon früh kulturell hochstehende Gesellschaften ansiedelten, erst Jäger- und Sammlerkulturen, dann allmählich Ackerbaukulturen. Ab ca. 2000 v. Chr. war bei den Basketmakern (Korbmachern) der Maisanbau bekannt, später wurden z. B. auch Kürbisse, Bohnen, Baumwolle und Tabak angebaut. Mehr und mehr Kulturgruppen mit jeweils charakteristischen Fertigkeiten und Eigenheiten entstanden (z. B. die Cochise-Kulturgruppe), aus denen sich wiederum verschiedene neolithische (jungsteinzeitliche) Völker herausbildeten. Die wichtigsten waren die Sinagua, Ancestral Puebloans (Anasazi), Patayan, Hohokam und Mogollon.
Spätestens im 1. Jh. v. Chr. gelang es den Hohokam in der Nähe des heutigen Phoenix mit komplizierten Bewässerungsanlagen die Wüste fruchtbar zu machen und zu bewirtschaften. Zur gleichen Zeit lernten die östlich benachbarten Mogollon die Technik des Töpferns, und um den San Juan River auf dem Colorado Plateau setzte ab dem 7./8. Jh. n. Chr. die Kultur der Ancestral Puebloans (Anasazi) ein, deren Pueblo-Ruinen bis heute Besucher anlocken. Sie gaben nämlich schon früh die traditionelle Architektur der pit houses (Erdgrubenhäuser) auf und errichteten oberirdische Wohnungen, ab etwa 1100 n. Chr. sogar mehrstöckige Bauten, die sog. Pueblos. Gegen 1200 kamen cliff dwellings (Klippenhäuser) auf, wie sie z. B. in Mesa Verde zu finden sind.
Die River House Ruins: eine Siedlung der Ancestral Puebloans in Utah
Die prähistorischen Indianer hinterließen rätselhafte Felsbilder – hier bei Moab
Weitgespanntes Handelsnetz
Auch die Sinagua (spanisch „ohne Wasser“) südlich von Flagstaff errichteten derartige Felshäuser (z. B. Montezuma Castle). Ihre schwarz-weißen Töpferarbeiten zeugen zudem vom hohen Stand des Kunsthandwerks und Seemuscheln aus dem Golf von Kalifornien, die sie zu Schmuck verarbeiteten, beweisen die Existenz eines weitverzweigten Handelsnetzes in damaliger Zeit.
Das Verschwinden der prähistorischen Indianerkultur im Südwesten bleibt jedoch mysteriös. Nichts deutet auf eine Katastrophe oder eine geplante Auswanderung hin. Fest steht, dass die Ancestral Puebloans gegen 1300, die anderen Gruppen gegen 1400 ihre Wohnstätten spurlos verließen. Ihre unzerstörten und teils erst im 19. Jh. wiederentdeckten Dörfer legen bis heute Zeugnis von ihrer Kultur ab. Nach neueren Forschungsergebnissen war wohl eine lang anhaltende Trockenheit für das Verschwinden bzw. für die Vermischung mit im Umfeld lebenden Jäger- und Sammlervölkern verantwortlich; zudem hat es in manchen Regionen auch kriegerische Auseinandersetzungen gegeben. Untergegangen sind die prähistorischen Völker jedoch nie, z. B. sehen sich die Hopi und andere Pueblo-Indianerstämme in New Mexico – nach neuesten Forschungen zu Recht – als deren Nachfahren. Der Begriff „Anasazi“ wird nicht mehr benutzt, da sich die modernen Pueblo-Indianer dagegen ausgesprochen haben.
Geschützte Denkmäler
Viele der prähistorischen Strukturen – Grubenhäuser (pit-houses), Pueblos (adobes), unterirdische Zeremonienräume (kiwas) und Felshäuser (cliff dwellings) – sind heute als National Monuments oder National Historic Sites geschützt, z. B. in Nevada (Lost City), in Arizona (u. a. Canyon de Chelly, Casa Grande, Montezuma Castle, Navajo, Pueblo Grande, Tuzigoot, Wupatki), in New Mexico (u. a. Bandelier, Coronado, Gila Cliff, Pecos, Puye Cliff Ruins, Salinas, Salmon Ruins) oder Utah (Anasazi Indian Village, Hovenweep, Escalante Ruins, Edge of the Cedars, Natural Bridges). Besonders sehenswert sind die Pueblos, die nicht zu „Museen“ restauriert wurden, sondern noch heute als Wohnstätten dienen, z. B. Taos Pueblo oder Acoma.
Prähistorische Zeichnungen
Neben den Bauruinen sind es die Felsbilder, die die prähistorischen Indianer unsterblich gemacht haben. Zeichnungen wurden in geneigte Felsflächen hineingeritzt (Petroglyphen) oder aufgemalt (Piktogramme); letztere sind allerdings meist weniger gut erhalten. Die Bandbreite der verwendeten Symbole ist groß und eine Interpretation oft schwierig. Jagdszenen, Geschlechtsteile oder kopulierende Paare (Fruchtbarkeitskult), Krieger und Waffen erklären sich selbst, bestimmte Tiere werden als Clansymbole, Menschen mit Hörnern, Zwitterwesen etc. als Götter oder Schamanen gedeutet. Gerade im Süden Utahs finden sich unzählige Beispiele, z. B. im Capitol Reef NP oder im weitläufigen San Rafael Swell.
Nach der „Entdeckung“ Amerikas im Jahre 1492 durch Kolumbus zerstörten die Europäer die amerikanischen Hochkulturen und riefen das riesige spanische Kolonialreich ins Leben, das im Westen große Teile der heutigen USA mit einschloss. Insgesamt wird die Zahl der Indianer, die damals auf heutigem Staatsgebiet der USA lebten, auf ein bis zwei Millionen geschätzt. Nirgendwo gab es dabei eine solche kulturelle Dichte wie im Südwesten – in Kalifornien und, ganz besonders, im Gebiet zwischen Colorado River und Rio Grande.
Die Pueblokultur der Hopi sowie anderer Stämme in New Mexico, der im Südwesten etwa 100.000 Menschen angehörten, hatte als erste unter eingeschleppten Krankheiten, Goldgier, Landhunger und religiöser Intoleranz der Europäer zu leiden. 1540 bis 1542 wurde während der Expedition des Spaniers Francisco Vásques de Coronado auf der Suche nach den sagenhaften goldgepflasterten „Sieben Städten von Cibola“ das Areal am Rio Grande zum spanischen Hoheitsgebiet erklärt. Im Laufe der Zeit folgten den Abenteurern Missionare, Siedler und Soldaten, die die spanische Provinz Nueva Mexico einrichteten. Das 1608 gegründete Santa Fe wurde zwei Jahre später zur neuen Hauptstadt.
Vertreibung der Spanier
Auch wenn die Pueblo-Indianer als friedliebende Menschen bekannt waren, setzten sie sich schließlich gegen die Ungerechtigkeiten und Übergriffe der Spanier 1680 in der sog. Pueblorevolte zur Wehr: Die Bewohner von 90 Pueblos vertrieben zusammen mit Hopi, Navajos und Apaches die Spanier, zerstörten ihre Kirchen und Missionen und vernichteten alles, was europäischen Ursprungs war.
Lange sollte die Freiheit nicht währen, denn schon im frühen 18. Jh. waren die Spanier zurück, wenn auch dieses Mal zurückhaltender agierend. Dadurch blieb die Kultur der Pueblo-Indianer fast unangetastet erhalten. Besonders im Bereich der Töpferkunst gilt diese Gruppe bis heute als meisterhaft und auch anderes Kunsthandwerk ist begehrt. Berühmt sind die Kachinas, aus Holz geschnitzte Figuren, die auf maskierte Tänzer zurückgehen, die wiederum Naturerscheinungen, religiöse Geister oder Clowns symbolisieren. Die Schmuckherstellung ist ein anderer beliebter Handwerkszweig, berühmt sind insbesondere die Silberschmiedearbeiten der Pueblo-Indianer.
Für den Bau der typischen Siedlungen, die den Pueblo-Indianern den Namen gaben, kommt seit jeher der Adobe-Baustil aus luftgetrockneten Lehmziegeln zum Einsatz. Als Gerüst dienen dicke, abgerundete Holzbalken, die teilweise aus den Seitenwänden herausragen. Das typische Adobe-Haus hat ein Flachdach und ein Portal (Haupttor) mit Überhang. Der Baustil hat sich im Laufe der Zeit zum prägenden Stil des Südwestens entwickelt, wobei längst mexikanische und angloamerikanische Elemente eingeflossen sind.
Im 15. Jh. tauchten im Südwesten der USA die Nomadenstämme der Navajo und Apaches, aus dem Norden kommend, auf. Während die Navajos vor allem von Viehzucht lebten, waren die Apaches wegen ihrer Raubzüge in spanische und indianische Pueblos gefürchtet. Auch nach der Machtübernahme durch Mexikaner und später die USA änderte sich daran zunächst wenig. Zwischen 1864 und 1868 wurden die Navajos gezwungen, ihre Heimat im heutigen Grenzgebiet von Arizona, Utah, Colorado und New Mexico aufzugeben und im Osten New Mexicos bei den Mescalero-Apache zu leben. Erst nachdem einige ihrer Anführer, wie Manuelito, an höchster Stelle in Washington massiv intervenierten, durfte das Volk in seine angestammte Heimat zurückkehren und lebt heute im größten Indianer-Reservat der USA.
Die Navajos gelten als geschickte Kunsthandwerker. Abgesehen von Silberschmuck haben sie sich einen Namen als Textilkünstler gemacht: Ihre fein gewobenen, gemusterten Kleidungsstücke, Decken, Wandbehänge und Teppiche sind heute begehrte Sammlerobjekte.
Freiheitskampf
Den erbittertsten Kampf um Heimat und Freiheit lieferten die Apaches. In kleinen Gruppen lebend, ließen sie sich nicht ohne weiteres in Reservate sperren und kämpften als Guerilleras um ihr Land. Immer wieder setzten sich Gruppen unter legendären Anführern wie Mangas Coloradas, Cochise oder Vittorio in die Wüsten- und Bergwelt im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko ab und spielten mit den Truppen der USA und Mexikos Katz und Maus. Am Ende mussten auch sie sich der Übermacht beugen: 1886 ergaben sich mit dem berühmten Geronimo und Naiche die letzten Widerstandskämpfer mit ihren Getreuen. Heute leben die Apaches verstreut: die Western Apaches und Teile der Chiricahua in Reservaten in Arizona, die Jicarillas und Mescaleros in New Mexico und die Nachkommen der letzten Widerstandskämpfer in Oklahoma.
Im südlichen Küstenstreifen, im heutigen Kalifornien, war das Sammeln von Eicheln ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, da die dortigen Stämme (u. a. Wintun, Maidu, Miwok, Costano, Yokuts, Pomo, Salina, Chumash, Gabrielino, Diegueno und Luiseno) daraus Mehl herstellten. Im Zusammenhang mit dem Sammeln von Beeren, Kräutern, Pilzen u. a. Lebensmitteln wurde in diesem Raum das Korbflechten praktiziert. Aus Binsen, Weiden, Schilfrohr und verschiedenen Gräsern entstanden in teils komplizierten Techniken Kult- und Alltagsgefäße, Matten, Umhänge, Taschen, Masken und Fischreusen.
Die Küsten-Indianer siedelten im schmalen Küstenstreifen zwischen der Cascade Range bzw. der Sierra Nevada und der Pazifikküste. Die Stämme genossen bis zur Ankunft der Weißen einen gewissen Wohlstand: Flüsse und der Ozean boten reichlich Fisch, das mild-feuchte Klima sorgte für holzreiche Wälder mit dichtem Wildbestand und auch die Bedingungen für den Ackerbau und das Sammeln von Früchten waren gut.
Der Reichtum der Völker – zu den wichtigsten gehörten die Tlingit, Haida, Chinook, Tillamook, Coos, Kwakiutl oder Nootka – zeigte sich auch in ihrer Bauweise – große Holzhäuser –, ihrer von einer Adelsschicht dominierten Gesellschaftsstruktur und der Existenz von Potlatchs. Bei diesen großen Festen wurden Reichtümer aller Art verschenkt, um das Ansehen einzelner Personen oder Familien zu heben.
Indianer der Nordwestküste, hier die Squaxin, fertigen Kanus traditionell aus einem Baumstamm
Meisterhafte Holzarbeiten
Auch das Kunsthandwerk war hoch entwickelt, wobei vor allem in der Holzbearbeitung höchste Meisterschaft erreicht wurde. Die Kunstwerke der Küstenindianer, oft figurativ bzw. in Gestalt von Masken, hatten bzw. haben meist religiöse Bedeutung und werden von Schamanen und bei kultischen Tänzen oder Riten getragen. Weithin bekannt sind auch die monumentalen Wappenpfähle (totems), auf denen Familienembleme übereinander angebracht sind. Daneben wurden Kisten, Truhen, Zeremonienstäbe, Löffel, Schöpfkellen und Rasseln geschnitzt, teils für kultische Zwecke, teils für den Alltag. Berühmt sind auch die konischen Hüte der Tlingit oder Kwakiutl.
Eine Zwischenstellung zwischen Prärie- und Küsten-Indianern nehmen die Bewohner der Hochebenen zwischen Coastal Range und Rockies ein. Einerseits wohnten sie einen Großteil des Jahres in festen Siedlungen, lebten vom Fischfang, sammelten Feldfrüchte und betrieben vereinzelt Ackerbau. Im Sommer allerdings wurden sie zu Nomaden und zogen über die Rockies in die Prärie, um auf die Bisonjagd zu gehen. Als berühmtester dieser Stämme gelten die Nez Perce (s. Info S. 426). Zu diesen Plateau-Indianern gehören aber auch Völker wie die Shoshone, die in der trockenen Hochebene im südöstlichen Oregon, südlichen Idaho, Nevada und Utah ein eher karges Dasein als Sammler und Jäger fristeten.
„Warriors of the Plains“
In den kargen Hochebenen zwischen Küstengebirgen und Rockies sowie auf dem schier endlosen Grasland, den Great Plains, östlich der Rockies bis zum Tal des Mississippi, siedelten nur verhältnismäßig kleine Gruppen dieser Sammler und Jäger. Die Prärie-Indianer zogen vor allem auf den weiten Ebenen umher und gingen auf Büffeljagd. Die nomadische Lebensweise war erst mit der Einführung des Pferdes – das Urpferd war wie die Dinosaurier längst ausgestorben – durch die Europäer zu voller Blüte gelangt und erlebte ihren Höhepunkt Mitte des 19. Jh.
Die Tatsache, dass in Hollywood-Produktionen oder in der Abenteuerliteratur eines Karl May immer wieder Stammesnamen wie Arapaho, Blackfoot, Cheyenne, Comanche, Crow, Kiowa, Mandan, Nez Perce oder Lakota (Sioux) auftauchen, mag daran liegen, dass deren Alltag besonders gut das Klischee vom freien, kämpferischen und – je nach Perspektive – grausamen oder „edlen Wilden“ widerspiegelte. Immerhin waren es die Lakota gewesen, die sich unter Führern wie Crazy Horse oder Sitting Bull neben den Comanches und Apaches am heftigsten gegen die weiße Landnahme gewehrt hatten.
Wettbewerbe
Die Stämme lebten relativ autonom. Innerhalb einer Gruppe waren die Mitglieder einem strengen Ehrenkodex unterworfen, der auf festen Moralvorstellungen beruhte und bei schwereren Verstößen den Ausschluss aus dem Stamm nach sich zog. Die Anführer wurden in der Regel situationsgebunden und abhängig von Leistung und Lebenserfahrung ausgewählt und übernahmen die Rolle von Ratgebern. Zwischen den einzelnen Stämmen kam es häufig zu Auseinandersetzungen, die lange Zeit eher den Charakter von Wettkämpfen hatten. Es ging dabei meist um Jagdrechte, Zuchtpferde oder Frauen, die man sich gegenseitig „auslieh“. Die Kleidung war entsprechend der Verdienste im Kampf mit Haaren oder Federn geschmückt; eine Adlerfeder als Kopfschmuck bedeutete eine hohe Auszeichnung.
Die Prärie-Indianer waren dafür bekannt, Kleidung, Zelte, Matten etc. kunstvoll mit Applikationen zu verzieren, dafür wurden auf Stoffe oder Lederhäute gewebte, geknüpfte oder gestickte Muster verwendet. Ungewöhnlich ist die Technik des quillwork (Stachelschweinborstenstickerei): Mit eingeweichten und gefärbten Borsten (porcupine) wurde besonders Lederkleidung (Hemden, Leggins, Mokassins) verziert. Die Perlenstickerei löste nach der Ankunft der Europäer die Verzierung mit Schweineborsten ab.
Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Verfolgung haben mittlerweile viele indianische Völker, v. a. die junge Generation, ihre Wurzeln und Traditionen neu entdeckt und ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Für viele ist die Rückbesinnung auf die eigene Kultur lebensnotwendig, denn etwa ein Jahrhundert, nachdem die US-Offiziere und Forscher Meriwether Lewis und William Clark den Nordwesten (1804–1806) erkundet hatten, waren durch Seuchen und Kriege fast 90 % der indianischen Bevölkerung ausgelöscht. Der Zustrom weißer Abenteurer und Siedler im 19. Jh. hatte sie nicht nur ihrer Heimat beraubt, sondern bedeutete auch das Ende ihrer traditionellen Lebensweise, den Verlust von Identität und ein Dasein als resignierte Almosenempfänger auf meist unfruchtbarem Land.
Die Rückbesinnung auf alte Traditionen, auf Powwows, Trommeln und Tanzen, und das Interesse für die Sprache und Geschichte der Vorfahren verstärkt sich seit einigen Jahrzehnten in allen Ecken Nordamerikas. Es gibt auch heute noch Reservate, beispielsweise Pine Ridge im Südwesten South Dakotas, die zu den ärmsten Regionen weltweit gehören, wo die Lebenserwartung gerade bei etwa 50 Jahren und die Arbeitslosigkeit bei fast 85 % liegt.
Schwierige Verhältnisse
Ein Drittel aller Indianer soll unter der Armutsgrenze leben und etwa die Hälfte arbeitslos sein. Dennoch macht sich überall ein Revival indianischer Kultur, besonders in Gestalt von Powwows (s. unten) bemerkbar. „Tradition statt Drogensucht“ heißt ein beliebter Slogan und fast überall ist das Aufkeimen von Stolz auf Herkunft und Traditionen und der Wille zur Veränderung seitens der jüngeren Generation spürbar. Auf die wechselvolle Geschichte der so unterschiedlichen indianischen Völker wird man während einer Reise durch den Westen immer wieder stoßen; auf einzelne Stämme und Ereignisse wird entlang der Reiseroute hingewiesen.
EXTRA:Zur Terminologie des Wortes „Indianer“
Beim zu Unrecht in Misskredit geratenen Wort „Indianer“ denken Viele an federgeschmückte Reiter und Tipis. Doch derart aufgemacht liefen lediglich die Mitglieder eines bestimmten Kulturkreises, nämlich der Prärie-Indianer, zu denen die berühmten Lakota oder Comanches gehören, herum und auch nur sie lebten, da Nomaden, in Zelten. Ansonsten weisen die meisten indianischen Völker – allein in den USA gibt es über 570 völkerrechtlich anerkannte – kaum Gemeinsamkeiten hinsichtlich Lebensweise, Sprache oder Traditionen auf.
Als „politically correct“ wird die Bezeichnung „Native Americans“, „First Americans“ oder „Native People“ empfunden – im Deutschen unzureichend mit dem Wort „Ureinwohner“ wiedergegeben. Allerdings ist diese Bezeichnung seitens der damit Gemeinten wenig beliebt. Wie einmal der indianische Chef der Abteilung der Smithsonian Institution in Washington meinte: „Jeder, der in Nordamerika geboren ist, ist ein ‚Native American‘, ein gebürtiger Amerikaner. Ich persönlich bin ein Hopi, wer das aber nicht weiß, für den bin ich eben ein ‚Indianer‘.“ In der Tat ziehen die meisten Indianer, ob Apache, Lakota, Nez Perce, Hopi oder Ute, „American Indian“ als Bezeichnung vor, sofern die genaue Stammeszugehörigkeit nicht bekannt ist. Von „Indianer“ zu sprechen ist also durchaus in Ordnung, was uns auch viele unserer indianischen Freunde bestätigt haben. „Indigene“, ebenfalls häufig gebraucht, beschreibt dagegen eher den Zustand, dass eine Gruppe in einem bestimmten Gebiet verwurzelt ist, und das war bei vielen der mobilen indianischen Völker nicht der Fall.
Lesetipp:https://quetzal-leipzig.de/themen/ethnien-und-kulturen/indianer-ein-zum-aussterben-verurteilter-begriff
„Wenn ich tanze, nehme ich die Zuschauer nicht wahr“, erzählte einmal während einer Pause ein Teilnehmer eines Powwows. „Ich konzentriere mich ganz auf den Tanz, den Rhythmus der Drums und den Gesang … Ich tanze dann für meine Familie, mein Volk und ganz besonders für meine Vorfahren – sie alle sehen mir zu.“ In der Tat prägen hohe Konzentration und großer Ernst die indianischen Tanz-, Trommel- und Gesangswettbewerbe, die während der Sommermonate in allen Teilen Nordamerikas stattfinden. Groß und Klein, Alt und Jung sind dann auf den Beinen und selbst die aufgeputzten Kleinen sind ganz bei der Sache – ungewöhnlich für eine Gesellschaft, deren Uhren sonst nach „Indian Time“, also ziemlich ungenau, gehen und deren Kinder alle denkbaren Freiheiten genießen.
Beliebte Zusammenkünfte
Powwows sind inzwischen wieder zum Ausdruck eines neu erwachten Selbstbewusstseins der nordamerikanischen Ureinwohner geworden. Der Begriff „powwow“ oder „pow wow“ leitet sich vom Wort „powwaw“ – „spiritual leader“ – aus der Sprache der Narragansett-Indianer aus Rhode Island (Ostküste) ab. Wieso und wann genau der Begriff seine moderne Bedeutung erhielt, ist unklar. Spricht man heute von „Powwow“ meint man zweierlei: einerseits die traditionelle Form des Zusammentreffens von Stämmen bzw. Familienverbänden im Spätsommer an einem zentralen Ort, andererseits einen Tanz-, Trommel- und Gesangswettbewerb, in dessen Mittelpunkt die mit Geld- bzw. Sachpreisen dotierten Wettbewerbe stehen.
Von Nah und Fern kommen die Familien zum Powwow meist in einer Reservation zusammen, Zelte werden aufgeschlagen und Picknicks veranstaltet, man hilft sich gegenseitig beim Anlegen der „Regalia“, der wertvollen Kostüme und Accessoires, Kinder werden gemeinschaftlich beaufsichtigt, Alte versorgt und Familienbande gepflegt. Rings um die Tanzarena gibt es eine „Budenstadt“ mit Imbiss- und sonstigen Verkaufsständen, es finden Begleitveranstaltungen wie ein großer Umzug, die Wahl einer „Miss Indian“ und gelegentlich auch Rodeos oder Sportturniere statt.
Verschiedene Tanzkategorien
Mehrere Tage ertönen Trommeln und Gesänge, hängt Essensduft – z. B. von Indian Tacos oder Fry Bread – in der Luft und beleben farbig gekleidete Tänzer und Tänzerinnen das Bild. In der Tanzarena treten die Teilnehmer unterteilt nach Geschlecht und Alter zu verschiedenen Tänzen an: Senioren und -innen (über 50 Jahre), Männer und Frauen von 18–49, Teens (13–17), Boys und Girls (6–12); Jede/r darf nur in einer Tanzkategorie teilnehmen (siehe Kasten). Dabei wird grundsätzlich unterschieden zwischen „Southern“ und „Northern Dances“, die einen von den Völkern in und um Oklahoma aufgeführt, die anderen von denjenigen aus den nördlichen Staaten um die beiden Dakotas.
Begleitet werden die Tänze von wechselnden „Drums“, wie die Gruppen von mindestens fünf Sängern, darunter ein Vorsänger, genannt werden. Sie sitzen am Rand des Tanzrunds um eine große, wertvolle Trommel und begleiten ihren kehligen Gesang mit rhythmischen Schlägen. Die dargebrachten Lieder sind ebenfalls in Kategorien, passend zu den Tänzen, eingeteilt, und auch ihre Interpretation wird reihum von einer Jury bewertet. Im günstigsten Fall kassiert eine „Drum“ mehrere Tausend Dollar und damit zumeist mehr als die Tänzer.
EXTRA:Powwow-Regeln
Auch wenn es bei einem Powwow zugeht wie auf einem Rummelplatz, es ist eine ernste und für die Indianer heilige Sache, für die es Regeln gibt. Der Master of Ceremonies ist der Leiter der Veranstaltung, die stets in einer runden Arena stattfindet; schließlich hat der Kreis eine elementare Bedeutung in der Gedankenwelt der Indianer. Um den Tanzkreis sind Sitzgelegenheiten angebracht, manchmal überdacht. Sind Stühle oder Bänke um die Tanzarena mit Decken abgedeckt, sind diese für Teilnehmer reserviert.
Das neue Selbstbewusstsein der Indianer zeigt sich bei den Powwows
Wenn die Fahnen, egal, ob die der USA oder die Stammesflaggen, präsentiert werden, erhebt man sich und nimmt die Kopfbedeckung ab. Gleiches gilt, wenn der Zeremonienmeister zu Anfang oder Ende des Powwows zum Gebet auffordert. Dazu wird oft noch ein spezielles Lied gesungen. Kündigt der Master of Ceremonies hingegen einen Intertribal Dance an, dürfen auch Zuschauer mittanzen, dabei sollten Frauen jedoch einen Schal tragen.
Fotografieren ist in der Regel erlaubt, aber niemals während eines Wettbewerbs mit Blitz. Auch sollte man bei Einzelaufnahmen und Porträts um Erlaubnis fragen.
Videoaufzeichnungen sind in der Regel untersagt. Teile der „Regalia“, des Tanzkostüms, sollte man nie anfassen. Sie haben nicht nur persönliche Bedeutung und wurden mit viel Liebe, Mühe und finanziellem Aufwand hergestellt, sie haben oft auch spirituelle Bedeutung. Verliert ein Tänzer eine Adlerfeder, wird der Tanz unterbrochen und ein spezielles Gebet gesprochen. Die Zuschauer müssen sich dafür von den Plätzen erheben.
POWWOW-TÄNZE:
Jeder Teilnehmer darf nur in einer der folgenden Tanzkategorien teilnehmen.
Männer/Jungen:
•Traditional Dance: Komplizierte Bewegungen, die einst zur Vorbereitung eines Kriegers auf den Kampf dienten. Sehenswert sind besonders die Seniors, die nur an diesem einen Tanz teilnehmen und besonderen Wert auf ihr Aussehen legen.
•Grass Dance: Die Tanzbewegungen ahmen sich im Wind wiegendes Präriegras nach und müssen symmetrisch nach links und rechts ausgeführt werden.
•Fancy (Feather) Dance: Bei den Jugendlichen sehr beliebt, da er Gelegenheit zur Selbstdarstellung gibt und ausgefallene, bunte, individuelle Kostüme zulässt. Spezielle Lieder (trick songs) als Begleitung.
•Chicken Dance: Die Kleidung ist dem Traditional Dance ähnlich. Die Bewegungen gleichen denen eines balzenden Präriehuhns.
Frauen/Mädchen:
•Traditional Dance: Fließende Bewegungen, bei denen die Füße nie ganz den Boden verlassen. So soll die enge Verbindung mit Mutter Erde symbolisiert werden.
•Jingle Dress Dance (Prayer Dance): Angeblich sollen die Ojibwa in den 1920ern diesen Tanz entwickelt haben, bei dem das Tanzkleid mit unzähligen Glöckchen verziert ist. Sie klingeln im Takt zu den Trommeln.
•Fancy Shawl Dance (Butterfly Dance): Wie Schmetterlinge scheinen die Tänzerinnen zu schweben, auf jede Bewegung in eine Richtung muss die Gegenbewegung folgen.
SONSTIGE WETTBEWERBE:
Drum/Singing Contest: Eine Gruppe von mindestens fünf Sängern trommelt und singt unter Anleitung des Lead Singer nach Aufruf durch den Master of Ceremonies einen speziellen Song zu einem der Tanzwettbewerbe und wird dafür bewertet.
Infos zu Veranstaltungen:https://powwow-power.com und www.powwows.com.
Nach Amerikas „Entdeckung“ durch Kolumbus 1492 konzentrierte sich das Interesse der europäischen Kolonialmächte zunächst auf die hoch entwickelten Gebiete Mittel- und Südamerikas, dann auch auf die nordamerikanische Ostküste, während der größte Teil des Westens lange Zeit unerforscht blieb. Dabei waren bereits zu Anfang des 16. Jh. spanische, portugiesische und englische Expeditionen von der mexikanischen Pazifikküste in den Norden gestartet, alle auf der Suche nach Gold und Edelsteinen. Daran, dass es im Westen etwas zu holen gab, hatten die Kolonialherren nie Zweifel: Schon um 1510 kursierte ein Gerücht über die Insel „California“, auf der schwarze Amazonen leben sollten, die Goldschätze horteten …
Auf der Suche nach Gold
Der Mythos vom sagenhaften Goldland „El Dorado“ wurde von einigen spanischen Abenteurern auf den Westen der heutigen USA bezogen. Unter ihnen befanden sich Hernando Cortéz (1485–1547), sein spanischer Landsmann Francisco Vásquez de Coronado (1510–1554), der 1540 das heutige New Mexico erforschte, oder der Portugiese Juan Rodríguez Cabrillo (1499–1543), der 1542 von Mexiko aus entlang der Pazifikküste nach Norden segelte und als erster Europäer in Kalifornien vor Anker ging. Auch der englische Seefahrer Sir Francis Drake (1540–1596) ist mit seinem Schiff The Golden Hind in Kalifornien an Land gegangen. Noch im Jahre 1638 zeichnete der Holländer Johannes Jansson (1588–1664) Kalifornien als Insel und es sollte eine Weile dauern, bis das kalifornische Gebiet wirklich erforscht und unter spanischer Kontrolle war.
Missionsgründungen
Die südwestlichen Pueblo-Indianer waren zu dieser Zeit bereits Bewohner der Provinz Sante Fé de Nueva Mexico, 1598 eingerichtet und von Juan de Oñate (1552–1626) als erstem Gouverneur verwaltet. Er erkundete als erster Europäer weite Teile des Westens und gründete 1608 La Villa Real de la Santa Fé de San Francisco de Asís, das heutige Santa Fe, als neue Hauptstadt der Provinz. Zur gleichen Zeit riefen Jesuiten, später auch Franziskaner, zahlreiche Missionen ins Leben, um die vermeintlichen „Wilden“ zu bekehren. Die Ausbeutung der Indianer führte 1680 zur Pueblo-Revolte, die kurzzeitig die Spanier aus dem Südwesten vertrieb.
Erst sehr viel später, im Jahr 1769, begann die spanische Kolonisierung Kaliforniens. Um den von Norden vorstoßenden Russen zuvorzukommen, drängte König Karl III. auf eine rasche Annektion des Gebietes. Der zu diesem Zweck losgeschickten Expedition von Gaspar de Portalá folgten, wie in New Mexico, christliche Missionare. Entlang der Küste wurden unter dem Franziskaner Junípero Serra (1713–1784), dem sog. Apostel Kaliforniens, bis 1823 insgesamt 21 Missionsstationen gegründet, die erste 1769 in San Diego. Die Missionen, die heute geschichtsträchtige Attraktionen sind, waren nicht nur Kirche und Kloster, sondern zugleich landwirtschaftliche Unternehmen, die auf die Mitarbeit der Indianer angewiesen waren. Den Schutz der Missionen übernahmen die Soldaten, deren befestigte Forts (presidios) die militärische Herrschaft der Spanier sicherten. Die politische Zentrale befand sich in der Provinzhauptstadt Monterey.
Die Spanier waren jedoch nicht die einzigen Europäer im Westen des nordamerikanischen Kontinents. Die Engländer setzten sich frühzeitig an der Ostküste fest, aber auch Teile des heutigen Kanada, die Bundesstaaten Washington, Oregon und Idaho sowie Teile Montanas und Wyomings standen unter ihrer Macht. Sie standen in Konflikt mit den Franzosen, die über die Großen Seen und den Mississippi vordrangen und deren Kolonie Louisiana Teile der heutigen Bundesstaaten Colorado, Wyoming und Montana umfasste.
Russische Pelzhändler
An der Pazifikküste trat als weitere Großmacht das russische Zarenreich in Erscheinung, das von 1788 bis 1867 in Alaska Land okkupiert hatte. 1794 segelten von den Alëuten und Alaska russische Pelzhändler und Siedler in den Süden, 1812 gründeten Russen aus Alaska im kalifornischen Fort Ross eine befestigte Station mit Kommandantur, Kirche, Landwirtschaft und Handelsposten (v. a. Pelzhandel). Obwohl diese Kolonie 1844 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden musste und die Russen ihre kalifornischen Besitzungen verkauften und das Land verließen, stießen Robben- und Seeotterjäger, Pelztierfänger und Händler aus dem Zarenreich auch weiter in den Süden vor.
Die 13 einstigen englischen Kolonien an der Ostküste hatten inzwischen im Unabhängigkeitskrieg gegen England (1776–83) die staatliche Autonomie erkämpft und die Basis für die heutigen Vereinigten Staaten gelegt. 1803 gelang Präsident Jefferson dann ein Geniestreich, mit dem er Napoleon für $ 15 Mio. das französische Gebiet „Louisiana“ – als „Louisiana Purchase“ in die Geschichtsbücher eingegangen – westlich des Mississippi abkaufte. Mit der legendären Lewis&Clark-Expedition in den Nordwesten zwischen 1804 und 1806 erkundete die junge USA das neu erworbene Land und untermauerte ihre Machtansprüche.
Vormarsch der Weißen
Danach begann die Erschließung und Besiedlung des „Wilden Westens“ und die frontier, die Grenze zwischen weißer Zivilisation und Wildnis, verschob sich kontinuierlich westwärts. Der große Zug der Siedler gen Westen, über den Mississippi, setzte zu Anfang des 19. Jh. ein: Hohe Geburtenraten in den Ostküstenstaaten sowie ein nicht enden wollender Einwandererstrom aus Europa förderten die Besiedlung der Gebiete im Westen. Die Annexion erfolgte dabei in mehreren Phasen: den Forschern, Pelzhändlern, Trappern und Händlern folgten in einer zweiten Welle Holzfäller, Landvermesser, Viehzüchter, Bergleute und schließlich Farmer, „normale“ Siedler, deren Pioniergeist beispielhaft war: „The cowards didn’t start and the weak didn’t make it“.
Die Weiten des Westens wurden ursprünglich von der US-Regierung als Jagd- und Indianerland angesehen, sie sollten zumindest zum Teil den Indianern als Rückzugsgebiet vorbehalten bleiben. Doch mehr und mehr musste man sich dem Druck der Abenteurer, Unternehmer und Siedler beugen. Ab 1841 zogen ganze Heerscharen auf der Suche nach einer neuen Zukunft über Routen wie dem Oregon oder California Trail westwärts ins „Gelobte Land“. Entlang der Strecke wurde in kürzester Zeit jedes Stück fruchtbarer Boden vereinnahmt, alles vermessen und jegliches Großwild, insbesondere die Bisons, abgeschossen.
Die wegweisende Expedition von Lewis & Clark neu inszeniert
Die Besiedlung des Westens ging einher mit wachsenden Auseinandersetzungen mit den Indianern. Die Lebensbedingungen der Indianer, dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten und erschöpft vom verzweifelt geleisteten militärischen Widerstand, verschlechterten sich zusehends. Mit der beinahen Ausrottung der vormals riesigen Büffelherden hatte man die einst stolzen „Herren der Prärie“ zudem ihrer Lebensgrundlage beraubt; sie wurden in Reservate gepfercht bzw. zwangsumgesiedelt.
Der amerikanische Vorstoß in den Westen ging einher mit einer politischen Schwäche und organisatorischen Unfähigkeit der europäischen Kolonialmächte. Als 1821 Mexiko die Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland erklärte, änderte sich im Wesentlichen nichts. Nicht zu unterschätzen ist dabei die Rolle der Comanches, die ab etwa 1700 fast zwei Jahrhunderte lang den Südwesten und die südlichen Plains beherrschten und die Ausbreitung der Kolonialmächte in den Westen verhinderten.
Erst die Loslösung der Republik Texas von Mexiko im Jahre 1836 und der Eintritt in den Staatenbund im Jahre 1845 sorgte im Südwesten für einschneidende Ereignisse: Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen mit Mexiko mündeten 1846 im amerikanisch-mexikanischen Krieg.
1848 endete der amerikanisch-mexikanische Krieg mit dem Frieden von Guadelupe, in dem Mexiko riesige Gebiete im Südwesten an die USA verlor – die heutigen Staaten Kalifornien, Nevada, Utah, New Mexico und den größten Teil Arizonas. Mit dem Gadsden Purchase erwarben die Amerikaner 1853 für $ 10 Mio. weitere Teile von Süd-Arizona und Südwest-New Mexico von Mexiko. Nachdem die Engländer das Oregon-Territorium 1846 an die USA abgetreten hatten und 1847 die aus Illinois vertriebenen Mormonen Teile des heutigen Utah besiedelten und Salt Lake City gründeten, war der Westen der USA komplett.
Goldrausch
Zu jener Zeit, als im Südwesten der amerikanisch-mexikanische Krieg endete und die größten Gebiete der heutigen Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Utah, Arizona und New Mexico an die USA fielen, ging ein weiteres Ereignis wie ein Lauffeuer um die Welt: „Gold in Kalifornien!“ Aus aller Welt machten sich Tausende von Glücksrittern auf den Weg und zwischen 1848 und 1851 zog der California Gold Rush rund 300.000 Menschen auf See- und Landweg an; die Meisten nutzten San Francisco als Ausgangspunkt zum Sacramento River.
Für die passenden Hosen, die den Anforderungen des harten Schürferalltags gewachsen waren, sorgte Levi Strauss, ein Immigrant aus Bayern. Er steht symbolisch für die Nutznießer des Goldrauschs: Unternehmer wie er, Bankiers, Händler und Ladenbesitzer bestimmten die Preise für Unterkunft, Lebensmittel, Ausrüstung und Dienstleistungen nach Belieben. Während die Schürfer für eine Unze (28,365 g) Goldstaub gerade einmal $ 16 erhielten, mussten sie beispielsweise für ein Pfund Kaffee $ 5 oder für ein Paar Stiefel über $ 100 zahlen. Das alles konnte den Zustrom jedoch nicht bremsen, zu verführerisch war der Gedanke an den schnellen Reichtum!
Im Jahr 1852 wurde die Wells Fargo & Company gegründet, die mit Schiffen und Kutschen Postgut bis nach New York transportierte. Dasselbe Jahr stellte jedoch auch den Höhe- und Wendepunkt des Goldrausches dar. Eine Rekordsumme von $ 81 Mio. war aus den Minen geholt worden, doch spätestens 1854 waren die Vorräte erschöpft und die Euphorie verflogen. Einige der Glückssucher zogen weiter nach Colorado, Nevada, Alaska oder Kanada, Montana oder in die Black Hills (South Dakota) um weiter nach Edelmetallen zu schürfen, andere wurden im Westen sesshaft. Den Abenteurern folgten Händler und Rancher und aus chaotischen Verhältnissen entstand ein zivilisiertes Gemeinwesen. Man installierte Postkutschenlinien, baute Straßen, Städte und Dörfer entstanden.
Bald erforderten die neuen Siedlungen eine bessere Verkehrsanbindung, um mit der Zivilisation des Ostens in Verbindung zu bleiben. Um 1850 war die Ostküste weitgehend durch Eisenbahnlinien erschlossen und man begann den Westen für erste Überlandlinien zu vermessen. Als am 10. Mai 1869 die erste Transkontinentalverbindung mit dem symbolischen Zusammentreffen der Bautrupps von Union und Central (später Southern) Pacific Railroad bei Promontory, Utah, gefeiert wurde, war ein weiterer entscheidender Schritt zur Besiedlung des Westens getan. Es folgten weitere transkontinentale Strecken im Norden und im Süden, und auch im Zentrum der USA erschlossen mehr und mehr Eisenbahnlinien das vormals „wilde“ Land. 1879 wurde Tucson an das Eisenbahnnetz angeschlossen, kurze Zeit später El Paso und schließlich Santa Fe. 1883 bzw. 1885 erreichte die Eisenbahn aus Richtung New Orleans bzw. Chicago auch Los Angeles. Und als fast zeitgleich die Eisenbahn nach Seattle im Nordwesten kam, war die Nation infrastrukturell vereint.
Chinesische Arbeitskräfte
Für die immensen Bauvorhaben, v. a. den Eisenbahnbau, griff man vor allem auf chinesische Arbeiter zurück, von denen viele anschließend im Lande blieben, geballt z. B. in San Franciscos Chinatown. Auf der Suche nach einem neuen Leben und Arbeit brachten die neuen Eisenbahnlinien Tausende von Einwanderern aus Europa und den Staaten östlich des Mississippi in den Westen. An den Verkehrsknotenpunkten der Bahnlinien entstanden neue Orte und diese warben wiederum neue Immigranten an. Landvermesser, die der ständig vorrückenden frontier folgten, teilten das Land in ein den Himmelsrichtungen entsprechendes Raster. Noch heute gehen die Straßengitter vieler amerikanischer Städte, ebenso wie die schnurgeraden Straßen über Land, darauf zurück.
EXTRA:Entstehung der „Wild-West-Staaten“
Nach einer Bestimmung aus dem Jahre 1787 konnte ein neu erschlossenes Gebiet, zunächst als Territory bezeichnet, erst dann als Staat der Union beitreten, wenn es mehr als 60.000 freie Einwohner zählte. Auffallend ist, dass die Küstenregionen im fernen Westen früher Bundesstaaten wurden – 1850 Kalifornien als 31. Bundesstaat, 1859 Oregon als 33. – als die weiten Landstriche zwischen der pazifischen Gebirgskette und dem Mississippi.
Dass 1890 Idaho und Wyoming (als 43. und 44. Staat), 1896 Utah als 45. Staat (trotz der 50 Jahre vorher etablierten Mormonensiedlung Salt Lake City) und erst 1912 New Mexico und Arizona als (47. und 48. Staat) der Union beitraten, lag auch daran, dass diese Regionen stets nur dünn besiedelt waren. Ein Grund dafür wiederum war, dass westlich des 98. Längengrades wegen der Trockenheit Landwirtschaft und Viehzucht nur mit Bewässerung möglich ist.
Vom Bürgerkrieg (1861–65), bei dem Kalifornien und Oregon auf Seiten der siegreichen Nordstaaten kämpften, waren die Staaten westlich der Rockies nur am Rande betroffen. Zwei Jahre nach Kriegsende konnte das amerikanische Territorium an der Pazifikküste erheblich vergrößert werden, indem man Russland für $ 7,2 Mio. Alaska abkaufte. Und während im Norden Pelztierjäger, Goldsucher, Kartografen und Fischer die subarktische Landschaft erforschten, gelang es im Südwesten John Wesley Powell mit der Erkundung des Colorado River (1869), die letzten weißen Flecke auf der Landkarte zu eliminieren.
Der „frontier spirit“
1893 sorgte während der Weltausstellung in Chicago der Aufsatz „The Significance of the Frontier in American History“ eines bis dato unbekannten jungen Historikers namens Frederick Jackson Turner (1861–1932) für Aufsehen. Er äußerte die Meinung, dass die Besonderheit der USA auf die kontinuierliche Interaktion von Zivilisation und Wildnis an der „Frontier“ zurückzuführen sei. „Die Existenz freier Landflächen, ihr steter Rückzug und das Vorrücken amerikanischer Siedlungen nach Westen erklärt die Entwicklung Amerikas“, schrieb er damals. Nur dieser stete Kampf mit der Natur habe den USA „eine Position außerhalb der üblichen Regeln und Gesetze der menschlichen Geschichte verliehen“. Zudem hatte seiner Ansicht nach die Frontier zugleich als soziales Ventil gedient: Sobald die Bedingungen im Osten schlecht wurden, blieb immer noch die Aussicht auf einen Neuanfang im Westen. Zudem war er davon überzeugt, dass dieser Prozess Ende des 19. Jh. abgeschlossen und die Frontier damit Geschichte geworden war.
Um 1900 strebte man im Westen verstärkt den Anschluss an den entwickelteren Osten an. Neue Städte wie Seattle entwickelten sich in atemberaubender Geschwindigkeit und liefen schon nach wenigen Jahrzehnten z. B. San Francisco den Rang ab. Entscheidend waren dabei an der Küste die Verkehrsverhältnisse und die Existenz von Häfen, die für den transpazifischen Handel wichtig waren. So profitierte z. B. Los Angeles einerseits vom Anschluss an das Eisenbahnnetz in den 1880ern, andererseits vom Hafen, der 1899 bis 1914 als einer der größten künstlichen Häfen der Welt entstand und ein Hochschnellen der Einwohnerzahl bewirkte.
Als zu Anfang des 20. Jh., angelockt durch das ganzjährig milde Klima Südkaliforniens, die Filmindustrie in Los Angeles Fuß fasste, war der erste Schritt in Richtung Megalopolis getan. Entscheidend für das Aufblühen der südkalifornischen Küste zur heute am dichtesten besiedelten Region der USA war die