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Elli steht am Grab des ermordeten Sheriffs Townsend. Verzweifelt schwört die Tochter blutige Rache gegen die Mörder ihres Vaters. Um es mit der gefürchteten Logan-Gang aufnehmen zu können, entscheidet sich Elli für ungewöhnliche Verbündete.
Elli Townsend braucht die Hilfe von Armando Diaz, dem einzigen Zeugen, der die Logan-Bande identifizieren kann. Allerdings ist Armando ein zum Galgen verurteilter Mörder – oder etwa nicht? Um ihn als Verbündeten zu gewinnen, muss Elli das Gegenteil beweisen und den grausamen Mord an seiner gesamten Familie aufklären. Gemeinsam mit kampferprobten Männern wie dem Tonto-Apachen Naiche stellt sich Elli schließlich dem Kampf um Gerechtigkeit und reitet dabei in eine tödliche Falle. Jeder ihrer Mitstreiter hat genügend Gründe, Logan und seine Banditen an den Galgen zu liefern, aber was, wenn es bereits zu spät ist? Was, wenn Elli von der Jägerin zur Gejagten wird? Können ihre Freunde die plötzlich verschwundene Elli retten und schaffen sie es, den feigen Mord des Verbrechers Logan an Sheriff Townsend zu rächen?
Die Autorin erzählt eine packende Geschichte, in der wahre Charaktere und Orte in Arizona sowie außergewöhnliche Legenden gekonnt die spannenden Pioniertage aufleben lassen. Obwohl ein klassischer Western ist das Konzept erfrischend anders.
Schließen Sie sich nun der Jagd nach den gnadenlosen Outlaws an in dieser gelungenen Neuauflage von vormals Die Tochter des Sheriffs. Das Buch gewann das bekannte Wild Bunch Film Festival in Arizona und wird Sie direkt in das Zentrum des Wilden Westens entführen. Fiebern Sie nun mit auf Ellis’ Suche nach Gerechtigkeit.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Manuela Schneider
Vendetta
Die Rache einer Tochter
EK-2 Publishing
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Ich widme dieses Buch all den Gesetzeshütern der Pioniergeschichte und ihrem Kampf gegen Viehdiebe und Mörder und den politischen Machtspielen, die sich auf beiden Seiten der Grenze zugetragen haben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass selbst diejenigen, die das Gesetz repräsentierten, die Seiten von Zeit zu Zeit wechselten, aber wer sind wir, um sie dafür zu verurteilen? Die Zeiten waren rau und die meisten Auseinandersetzungen wurden mit Hilfe von Schusswaffen gelöst. Eine Bleikugel war aussagekräftiger als das geschriebene Wort im Gesetzbuch und nur die härtesten Männer überlebten. Am Ende aber siegte die Gerechtigkeit immer auf die ein oder andere Art.
Yuma
Es war ein sonniger Morgen in Yuma, Arizona, und die Menschen genossen die kühle Herbstluft nach den sengenden Sommermonaten, die diese Gegend jedes Jahr wie ein Teppich aus Glut bedeckte. Die kühleren Temperaturen waren eine wahre Erholung für Mensch und Vieh. Rund um Yuma gab es nichts, was die Hitze des Sommers fernhielt, abgesehen von ein paar Monsunstürmen, die aus Mexiko über Südarizona zogen. Viele Personen reisten entlang der Ufer des Colorado, um sich im Fluss abzukühlen. So manchem wurden dabei der Treibsand oder im Gestrüpp verkrochene Schlangen zum Verhängnis.
Aber es war nicht nur die brütende Hitze, die den Bewohnern von Yuma den größten Teil vom Jahr zu schaffen machte. Die Sanddünen südlich der Stadt sorgten dafür, dass das Atmen an windigen Tagen schwerfiel und das gesamte Hab und Gut und die Einwohner der Stadt ständig mit Staub bedeckt waren. Selbst zwischen den Zähnen knirschte der Sand, wenn man sich draußen mit den Nachbarn unterhielt.
Vegetation war spärlich, wenn man einmal vom Flussufer absah. Es gab Kakteen, Kreosot Bäume und natürlich Mesquite-Bäume. Für viele war Yuma der Vorhof zur Hölle, aber für die Townsend-Familie war es ihr Zuhause.
Eleonora summte ein Lied vor sich hin, während sie die Hemden ihres Vaters über dem Waschbrett schrubbte. Die Haut ihrer Hände sah verschrumpelt aus wie die von getrockneten Pflaumen. Seifenblasen reflektierten schillernd das Sonnenlicht an der Außenseite des Holzzubers. Eleonora liebte den sauberen Geruch der frisch gewaschenen Wäsche, aber die Tätigkeit erschöpfte sie. Sie streckte den schmerzenden Rücken durch. „Guten Morgen, Elli“, rief ihre Nachbarin Ruth zu ihr rüber. „Wundervoller Tag heute, nicht wahr? Ich bin vielleicht froh, dass diese Hitze endlich vorbei ist.“ Elli lächelte. „Das kannst du laut sagen. Niemand braucht Temperaturen, die aus der Hölle kommen, speziell nicht, wenn man sich mit dem Waschbrett abmühen muss.“
„Gib mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, Mädchen.“ „Ich komme nachher kurz vorbei und bringe dir und deinem Vater ein Stück frisch gebackenen Apfelkuchen.“ Elli rieb sich versonnen über den Bauch und hinterließ dabei nasse Flecken auf ihrer Schürze.
Die Leute von Yuma mochten die Tochter des Sheriffs sehr und nannten sie liebevoll Elli. Sie hatte die dunklen Haare ihres Vaters geerbt. Es glänzte wie der Flügel eines Raben. Ihre delikaten Gesichtszüge ähnelten denen ihrer schönen Mutter, und genau wie sie neigte Elli dazu, ein Dickkopf zu sein. Aber die meiste Zeit war die junge Frau freundlich und charmant. Elli war eine ernste Frau, denn der frühe Verlust ihrer Mutter hatte sie dazu gezwungen, schneller erwachsen zu werden als andere Mädchen ihres Alters.
Oscar Townsend wurde von allen in Yuma respektiert. Er repräsentierte das Gesetz hier genauso wie in der nahegelegenen Schürferstadt Castle Dome. Die Menschen trauerten mit ihm, als er seine Frau viel zu früh verlor, und alle unterstützten ihn dabei, Elli großzuziehen, während er für Gesetz und Ordnung sorgte. Mittlerweile war Elli erwachsen und half ihrem Vater, wo sie nur konnte. Sie führte den Haushalt beinahe so gut, wie es ihre Mutter getan hatte.
Elli wusste, dass ihr Vater sie über alles liebte. Dennoch war sie sich darüber im Klaren, dass er sich noch einen Sohn gewünscht hatte. Sie versuchte beides zu ersetzen: die Mutter sowie den Jungen, den Oscar vermutlich nie haben würde, denn bislang hatte er kein Interesse an einer neuen Frau gezeigt. Er hatte seine Partnerin über alles geliebt und der Schmerz, sie wegen der Pocken verloren zu haben, saß tief. Ironischerweise hatte er sich immer davor gefürchtet, als Gesetzeshüter ums Leben zu kommen. Er hatte Elli oft erzählt, dass er nie gedacht hätte, seine geliebte Abigail beerdigen zu müssen.
Elli war bescheiden. Obwohl sie mit einer außergewöhnlichen Schönheit gesegnet war, zeigte sie keinen Anflug von Arroganz. Es machte ihr nichts aus, ihre Hände bei der Arbeit schmutzig zu machen, und sie konnte besser reiten als viele Männer in der Gegend. Das Mädchen verfügte über eine Treffsicherheit mit Gewehr und Pistole, die so manchen jungen Mann in Yuma in den Schatten stellte.
„Wenn du deine Schießkunst weiter so entwickelst, werde ich dich wohl bald als meinen Hilfssheriff engagieren müssen“, scherzte der Vater öfters.
Elli lächelte zwar, wenn er sie damit aufzog, aber sie war nicht naiv. Die steigende Gefahr durch Banditen und abtrünnige Apachen in der Gegend war ihr wohl bewusst. Die Gier nach Gold und Silber veränderte die Menschen negativ. Eines Abends sprach ihr Vater mit ihr über das Problem. „Ob du es glaubst oder nicht, wir müssen schon wieder eine Zelle am Gefängnis anbauen. Es scheint beinahe so, als ob wir mehr Verbrecher als anständige Leute in dieser Gegend haben. Immer mehr Taugenichtse scheinen zu denken, dass es in Yuma kein Gesetz gibt.“
Elli beunruhigte diese Entwicklung und sie nahm sich vor, stets auf der Hut zu sein. Sie wusste, dass es nicht viel brauchte, mit einer Kugel im Rücken zu enden, wenn man einen Blechstern trug. In vielen Schürfer-Camps hatte der Teufel mehr zu sagen als das Gesetz.
Der Gefangene
Sheriff Townsend hatte einen Verbrecher nahe der Grenze zu Kalifornien gefangen genommen. Er und seine Hilfssheriffs brachten den Gesuchten in die Stadt. Normalerweise beteiligte sich Townsend nicht an Suchtrupps außerhalb seines Gebiets, aber er war von einem Gesetzeshüter aus Kalifornien via Telegramm um Mithilfe gebeten worden. Elli war nicht begeistert gewesen, als ihr Vater mit den Männern aufbrach, und dementsprechend erleichtert lief sie ihm nun strahlend entgegen.
Elli hörte das aufgeregte Flüstern der umstehenden Männer. Der Fremde saß mit gefesselten Händen auf seinem Pferd. Man warf ihm vor, seine Frau und deren Eltern umgebracht zu haben. Was für ein Monster er sein muss, dachte Elli.
Sie ging auf ihren Vater zu. Dieser stieg müde aus dem Sattel. Er sah erschöpft aus und war staubig von Kopf bis hinunter zu seinen Stiefeln. Zum ersten Mal bemerkte Elli graue Haare an den Schläfen. Die Lachfältchen schienen ihr plötzlich tiefer und die dunklen Ringe unter seinen Augen bereiteten ihr Sorgen.
Sheriff Townsend führte den Gefangenen in die Gefängniszelle. Elli war überrascht, wie gutaussehend dieser war. Er hatte offene, freundlich wirkende Gesichtszüge, die von der Sonne gebräunt waren. Der Mann war groß und schlank. Unter seinem Hemd wölbten sich Muskeln, die darauf schließen ließen, dass er an harte körperliche Arbeit gewöhnt war. Er sah so ganz anders aus, als sie es von einem Mörder erwartet hatte.
Zu ihrer Überraschung nickte er freundlich und grüßte sie knapp. Er benahm sich wie ein Gentleman. Seine tiefe Stimme hatte einen weichen, melodiösen Klang. Elli erwiderte seinen Gruß nicht, sondern drehte sich rasch von ihm weg. Sie folgte ihrem Vater an dessen Schreibtisch.
„Oh, Vater, ich bin so froh, dass du unverletzt nach Hause gekommen bist.“
„Das bin ich auch, Prinzessin. Ich habe deine gute Küche da draußen vermisst.“
„Sag mal, dieser Outlaw, den du verhaftet hast – hat er wirklich seine Frau und deren Eltern umgebracht, wie es die Leute draußen behaupten?“
Ihr Vater zögerte einen Moment. Dann zuckte er mit den Schultern und sagte: „Ich weiß es nicht, Elli. Ich weiß es wirklich nicht. Er scheint ein netter Kerl zu sein. Hat sich nicht widersetzt, als wir ihn gefangen genommen haben. Die Leute erzählen sich, dass er von einer spanischen Adelsfamilie abstammt.“ Ihr Vater dachte einen Moment nach. „Leider sprechen die Beweise gegen ihn, wenn man dem Richter von Orange Grove Glauben schenken will. Ich denke, die Leute dort müssen die Wahrheit selbst herausfinden. Ich habe ihnen nur geholfen, dass sie ihn vor Gericht stellen können. Alles andere ist nicht meine Aufgabe.“
Am nächsten Tag trug Elli einen Eintopf und frisch gebackenes Brot ins Gefängnis. Ihr Vater hatte viel Arbeit aufzuholen, nachdem er beinahe eine ganze Woche abwesend gewesen war. Sie richtete auch eine Portion für den Gefangenen her, denn sie hielt nichts von Wasser-und-Brot-Bestrafung. Schließlich musste der Mann für den Ritt zurück nach Kalifornien bei Kräften bleiben. Ihr Vater hatte ihr immer beigebracht, dass ein Mann so lange als unschuldig galt, bis sein Verbrechen bewiesen war.
Als Elli vor die Zelle trat, erhob sich der Gefangene rasch von seiner Pritsche. Er war beinahe zwei Köpfe größer als sie. Sein schwarzes, welliges Haar reichte ihm bis über die breiten Schultern. Die dunkelbraunen Augen strahlten Wärme aus und seine Lippen waren sinnlich geformt. Als er sie grüßte, bemerkte Elli, dass die Reihe ebenmäßiger, weißer Zähne einen starken Kontrast zu seinem gebräunten Gesicht bildete. Elli musste sich im Stillen eingestehen, dass dieser Mann trotz der sprießenden Bartstoppeln und der staubigen Wangen äußerst attraktiv war.
Der Hilfssheriff schob den Teller durch den Türspalt und verriegelte das Schloss wieder. „Ich danke Ihnen für das Essen. Das ist sehr großzügig von Ihnen. Möge Gott sie schützen, Miss.“
„Sie wagen es, von Gottes Segen zu sprechen, nachdem man sie wegen Mord festgenommen hat?“ Es war nicht ihre Absicht gewesen, unfreundlich zu sein, aber zum ersten Mal fühlte sie sich unsicher in der Gegenwart eines Mannes. Er verwirrte sie zunehmend.
Elli blickte ihm verlegen entgegen. Seine Augen hatten sich verdunkelt und er drehte sich wortlos von ihr weg. Es wirkte beinahe so, als ob sie ihn verletzt hätte. Sie eilte zur Türe und murmelte dabei rasch eine Entschuldigung.
Der Mann in der Zelle sprach sie abermals an. „Miss Townsend, Sie waren so nett, mir Essen zu bringen. Daher möchte ich Ihnen einen Rat geben. Als ich auf der Flucht vor den Leuten meiner Heimatstadt war, habe ich ein paar Outlaws getroffen – Bandidos, wie wir sie nennen würden. Sie haben von einer Stadt namens Castle Dome und einem Sheriff Townsend gesprochen. Ich glaube, sie hecken einen Überfall aus, und ich bin sicher, dass ihr Vater in großer Gefahr schwebt.“
Elli wurde blass. Als sie ihn nach Details fragte, schüttelte der Gefangene nur den Kopf. „Das ist leider alles, was ich gehört habe. Entgegen meinem schlechten Ruf verbringe ich mein Leben nämlich nicht in der Gesellschaft von skrupellosen Verbrechern. Seien Sie einfach auf der Hut und passen Sie auf sich auf. Danke nochmals für die Mahlzeit, Miss Townsend.“
Sie nickte und blickte ihm offen in die Augen. „Eleonora, mein Name ist Eleonora und ich werde mich an Ihre Worte erinnern, Mister.“
„Armando. Armando Phillipe Diaz.“
Elli verließ in Gedanken verloren das Gefängnis. Sie achtete nicht einmal auf die freundlichen Grüße der Leute auf der Straße. Die Warnung hatte ehrlich und ernst geklungen. Elli wusste, dass ihr Vater eine gefährliche Aufgabe hatte, aber dies klang nach einer ganz gezielten Verschwörung gegen ihn.
Was, wenn diese Bande plant, die Minengesellschaft zu überfallen? überlegte sie. Castle Dome war eine erfolgreiche kleine Schürferstadt und in der Gegend bekannt für ihr reichhaltiges Vorkommen von Silber, Gold und Blei. Elli beschloss, ihrem Vater zu erzählen, was der Fremde ihr anvertraut hatte. Sie nahm sich vor, jeden Unbekannten, der in die Stadt kam, so gut es ging im Auge zu behalten. Nach einer Woche traf das Aufgebot aus Orange Grove ein. Nach einer anständigen Mahlzeit und einer Mütze voll Schlaf machten sich die Männer bereit, den Gefangenen nach Kalifornien zurückzubringen, um ihn dort vor Gericht zu stellen. Die Männer behandelten Diaz grob. Sie stießen ihn in Richtung Pferde und traten nach ihm, als ob er ein Straßenköter wäre. Offensichtlich waren sie überzeugt, dass er des Mordes schuldig war. Als er an Elli vorbeistolperte, nickte er ihr rasch zu und flüsterte: „Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe. Möge Gott sie und Ihren Vater schützen, Eleonora.“
Sie nickte ebenfalls und nahm seine Warnung ernst. Als die Männer aus der Stadt ritten, blieb Elli noch lange auf den Stufen zum Büro des Sheriffs stehen und starrte der Staubwolke hinterher. Sie hatte ihrem Vater von der Geschichte berichtet und auch der Gesetzeshüter zeigte sich besorgt. Leider konnte er nichts dagegen tun, denn sie hatten nicht genügend Hinweise, um welche Bande es sich handelte.
Sheriff Townsend wusste, dass skrupelloses Verhalten und Überfälle bald an der Tagesordnung sein würden. Er war sich seiner Verantwortung bewusst und sicherlich kein Feigling, aber Elli sorgte sich um seine Sicherheit, und er wusste, dass sie mit ihren Bedenken recht hatte.
Der Überfall
Zwei Wochen später hatten Elli und ihr Vater die Warnung bereits verdrängt. Sheriff Townsend eskortierte die monatliche Goldlieferung aus Castle Dome zur Bank von Yuma, denn die kleine Schürferstadt hatte keine eigene Bank. Da Verbrecher sowie auch kriegerische Apachen eine wachsende Bedrohung darstellten, wurde die Lieferung stets vom Sheriff und seinem Hilfssheriff begleitet.
Der Wagen, der die wertvolle Fracht nach Yuma bringen sollte, wurde zusätzlich von einem Schützen mit seinem Gewehr bewacht. Neben der Kutsche ritten Sheriff Townsend und sein Hilfssheriff und beobachteten die Gegend aufmerksam. Zwanzig Meilen vor Yuma war die Landschaft flach und übersichtlich, abgesehen von einer Ansammlung größerer Felsen zu ihrer Rechten. Als sie diese Gruppe passierten, explodierte plötzliches Gewehrfeuer hinter ihnen. Die Pferde fingen an zu scheuen und nahmen einen Satz nach vorn. Der Kutscher ebenso wie der Scharfschütze fielen kopfüber zu Boden, nachdem sie vom feindlichen Kugelhagel getroffen worden waren. Oscar Townsend riss sein Gewehr aus dem ledernen Futteral und versuchte verzweifelt, mit seinem Pferd hinter dem Kutschwagen Deckung zu finden. Wenige Meter vor ihm fiel sein Hilfssheriff stöhnend aus dem Sattel. Ein dunkler, roter Fleck breitete sich rasch auf seiner Brust aus und der Gesetzeshüter blieb regungslos liegen. Die aufgescheuchten Pferde zogen die Kutsche weiter, aber zwei Banditen tauchten hinter den Felsen auf und versuchten, die Tiere zu stoppen, indem sie zu beiden Seiten am Geschirr zogen.
Der Sheriff von Yuma fühlte plötzlich einen brennenden Schmerz unter seinem rechten Schulterblatt. Der Aufprall der Kugel war so stark, dass er seitlich aus dem Sattel geworfen wurde. Unglücklicherweise verfing sich sein Stiefel dabei im Steigbügel und sein verängstigtes Pferd galoppierte in Richtung Yuma davon. Dabei zog es Oscar Townsend erbarmungslos hinter sich her, denn der heimische Stall war der einzige Ort der Sicherheit, den der Wallach kannte.
Das Pferd zog den Sheriff über Steine und Steppenläufer, Gestrüpp, durch Kakteen und Staub. Townsend brach sich sämtliche Knochen, und mit jedem Meter wurde der Schmerz intensiver und raubte ihm den Verstand. Mit Tränen in seinen Augen dachte er an seine geliebte Tochter Elli. Er versuchte sich ihr schönes Gesicht vorzustellen, welches dem ihrer verstorbenen Mutter so sehr glich. Ihre delikaten Gesichtszüge waren das letzte Bild, das der sterbende Gesetzeshüter auf dieser Welt sah, bevor er seinen letzten Atemzug tat.
Als der Wallach die Hauptstraße von Yuma entlang galoppierte, zog das total verängstigte Tier noch immer den Körper des kaum mehr erkennbaren Sheriffs hinter sich her. Männer sprangen auf das Tier zu und versuchten, das schweißbedeckte Pferd zu beruhigen. Erst dann konnten sie vorsichtig den Stiefel aus dem Steigbügel lösen. Einer der Männer führte langsam das Tier Richtung Stall. Die restlichen Leute standen geschockt um die Leiche ihres Sheriffs. Ellie kam die Straße entlanggerannt und erkannte das Pferd, das weggeführt wurde, sofort. Mit einem Schrei, der nichts Menschliches an sich hatte, sank sie neben den Toten in den Staub der Straße. Sie nahm den blutigen Oberkörper in ihre Arme und wiegte ihren Vater wie ein kleines Kind, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Ihre Familie war weg. Sie hatte niemanden mehr und war so sehr am Boden zerstört wie noch nie in ihrem jungen Leben. Ein Mann neben ihr zeigte auf einen ungewöhnlich großen Blutfleck auf der rechten Seite der Brust des Opfers. „Leute, das ist kein gewöhnlicher Reitunfall. Seht ihr nicht den Durchschuss? Unser Sheriff wurde erschossen und der arme Gaul hat ihn dann vermutlich mitgezogen.“
Elli blickte entsetzt auf die Schusswunde, die sie erst jetzt bemerkte. Gütiger Himmel, wir waren gewarnt. Warum nur haben wir diese Warnung nicht ernst genommen?
Elli blieb nichts anderes übrig, als mit der Hilfe des Totengräbers die Bestattung ihres Vaters zu organisieren. Zwei Tage später stand die trauernde Frau am frischen Grab, das neben dem ihrer geliebten Mutter lag. Die beiden Liebenden waren wieder vereint, aber Ellie blieb allein zurück in einer Welt, in der die Pocken ihr die Mutter genommen und gierige Verbrecher ihren Vater erschossen hatten. Elli hatte keine Tränen mehr übrig. Stattdessen breitete sich eine ihr bislang völlig unbekannte Emotion in ihrer Brust aus. Es war die brennende Flamme des Hasses.
Rasende, sie aufzehrende Wut und das Verlangen nach Rache, es jenen Männern heimzuzahlen, die ihr den geliebten Vater geraubt hatten, veränderten die Frau innert weniger Tage. Während der Beerdigung umklammerte sie den Sheriffstern so sehr, bis die Anstecknadel sich tief in ihr Fleisch grub. Elli bemerkte nicht einmal den Schmerz, aber ihr Blut auf dem Blechstern besiegelte einen grausamen Schwur, den sie tat, als der Sarg ihres Vaters in das Loch im Boden herabgelassen wurde. Ja, sie würde Gerechtigkeit über diese Verbrecher bringen.
„Ich werde dafür sorgen, dass sie für das bezahlen, was sie getan haben“, flüsterte sie, als sie allein am Grabhügel zurückblieb.
Die Suche nach Hilfe
Elli saß in dem unnatürlich stillen Haus, das ihr nun allein gehörte. Jeder Raum war voller Erinnerungen an ihre Eltern, und sie hielt es kaum darin aus. Wo sollte sie nur beginnen? Wie konnte sie die Männer finden, die ihren Vater hinterrücks ermordet hatten?
Sie wusste nicht einmal, wie diese aussahen. Nein, sie wusste es nicht, aber ein Mann kannte diese Mörder. Der gutaussehende Spanier, den man wahrscheinlich schon längst aufgehängt hatte. Mr. Diaz hatte die Mörder gesehen.
Elli sprang auf. Sie durfte keine Zeit mehr verlieren. Sie musste herausfinden, ob der Mann noch immer auf seine Verhandlung wartete. Falls er noch am Leben war, könnte er wahrscheinlich diese Bandidos, wie er sie genannt hatte, genauer beschreiben. Rasch packte sie zwei Satteltaschen mit Proviant und ein paar Ersatzklamotten zusammen. Sie zog Reithosen an und ein Hemd, das ihrem Vater gehört hatte. Elli vergrub ihr Gesicht in dem rauen Baumwollstoff und wurde von Trauer übermannt. Sie nahm Oscars maskulinen Geruch wahr, und als sie das Hemd über den Kopf zog, fühlte es sich beinahe so an, als ob er sie noch einmal umarmen würde. Aber Elli wusste, dass er dies nie mehr tun würde. Tapfer schluckte sie die Tränen hinunter und trug die Satteltaschen zum Stall, um ihren Hengst zu satteln. Das kräftige Tier trug den Namen Donner.
Bevor sie in den Sattel stieg, schnallte sie sich den Colt ihres Vaters um und steckte seine Winchester in das Futteral am Sattel. Sie befestigte den Sheriffstern an ihrer Weste, damit er sie stets an ihre Mission erinnern würde. Elli durfte keine Minute vergessen, wie kaltblütig die Männer waren, die sie verfolgen wollte. Es war ihr wohl bewusst, in welche Gefahr sie sich begab, falls sie diesen Mördern begegnen würde.
Eleonora Townsend ritt am frühen Vormittag aus der Stadt. Niemand fragte sie, wohin sie ging, oder versuchte sie aufzuhalten. Keiner der Bewohner von Yuma wusste, wie man ihren Schmerz und ihre Trauer lindern konnte. Alle in der Stadt fühlten sich hilflos und auch verängstigt, denn sie hatten nicht nur einen Freund, sondern auch einen exzellenten Gesetzeshüter verloren. Keiner wusste, wie man diesen so schnell ersetzen konnte, und so hatte auch niemand in der Stadt bislang etwas unternommen, um die Mörder zu finden. Ellie würde es aber in ihre eigenen Hände nehmen. Die Jagd nach den Mördern ihres Vaters hatte begonnen.
***
Die junge Frau war nicht verwöhnt, und so macht es ihr nichts aus, neben einem Lagerfeuer im Freien zu schlafen und sich nur mit Trockenfleisch und einem Stück Brot zu stärken. Sie versuchte, das Gefühl der Einsamkeit zu verdrängen, und betete viel, wenn sie nicht gerade an ihren Vater dachte. Elli war fest dazu entschlossen, nach Orange Grove zu reiten und herauszufinden, ob Armando Diaz schon am Galgen hing. Sie hoffte, dass sie nicht zu spät kam. Ellie musste zugeben, dass Armando sie beeindruckt hatte. Bislang war ihr Vater der einzige Mann gewesen, dem dies gelungen war, zumindest bis zu jenem Tag, als sie dem dunkelhaarigen Spanier gegenübergestanden hatte. Elli vermisste ihren Pa schrecklich und hoffte, dass es ihr gelingen würde, ihn zu rächen. Sie war es ihm schuldig.
Sie schlief unruhig und hatte die Pistole griffbereit neben sich. Jedes Geräusch in der Nähe ihres Nachtlagers ließ sie aufschrecken. Schließlich konnte man nie wissen, wem sie hier draußen begegnen würde. Noch vor der Dämmerung bedeckte die Tochter des Sheriffs die Feuerstelle mit Erde und machte sich wieder auf den Weg.
Genau eine Woche nach der Bestattung ihres Vaters kam Elli in Orange Grove an. Die Stadt war umgeben von Orangenplantagen, und es war offensichtlich, wie dieser Ort zu seinem Namen gekommen war. Anscheinend hatten die Bewohner es zu Wohlstand gebracht, wenn man die Gebäude näher betrachtete. Der Duft der Orangenbäume mit ihren weißen Blüten berauschte Elli beinahe und sie verzog das Gesicht, als sie an die staubige Luft in ihrer Heimatstadt Yuma dachte. Die junge Frau zog tief den wunderbaren Duft ein. Ihr war bekannt, dass Adelsfamilien aus Spanien diese Siedlung gegründet hatten. Ihr Vater hatte berichtet, dass Armando ein Mitglied einer solchen noblen Familie war.
Warum um Himmels willen hatte er seine Familie umgebracht, wenn sie doch wohlhabend waren? Aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie nicht wirklich wusste, ob er schuldig war oder nicht. In dem Telegramm, in dem diese Stadt um die Mithilfe ihres Vaters gebeten hatte, stand lediglich, dass der Mann seine Frau und deren Eltern mit einem doppelläufigen Gewehr erschossen hatte und dann geflohen war. Der Richter von Orange Grove sah die Flucht als Beweis genug für seine Schuld.
Wie auch immer, für Ellie klang die Geschichte eher fragwürdig. Nachdem sie über Jahre hinweg ihren Vater im Umgang mit Verbrechern beobachtet hatte, hatte die junge Frau einen sicheren Instinkt entwickelt, wenn es um Gesetzesbrecher ging. Armando passte einfach nicht in das charakteristische Schema eines kaltblütigen Mörders.
Während sie die Hauptstraße der Stadt entlang ritt, murmelte sie vor sich hin: „Das sieht alles sehr üppig aus, im Vergleich zu unserer Sonora-Wüste.“ Ihr Pferd wieherte leise, als ob es ihre Meinung teilen würde. Obwohl die Situation äußerst ernst war, kicherte sie und tätschelte den Hals des Hengstes. Er war ihr immer ein guter Freund und Wegbegleiter gewesen.
Elli bemerkte die Stadtleute, die sie hinter vorgehaltener Hand flüsternd beobachteten. Die meisten trugen feinste Klamotten, und Elli war sich bewusst, dass sie aussah, als ob sie nicht hierhergehörte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sie in ihren staubigen Herrenklamotten und dem Pistolengurt, der um ihre schlanken Hüften geschlungen war, wie ein Vagabund wirken musste. Sie aber scherte sich nicht um die ihr hinterherstarrenden Leute und stoppte ihr Pferd vor dem Büro des Sheriffs. Die müde Frau ließ sich langsam aus dem Sattel gleiten. Es war ein harter Ritt gewesen und sie spürte jede Stunde davon in ihrem erschöpften Körper.
Als sie das Gebäude betrat, stand dein Mann Anfang dreißig mit einem falsch wirkenden Lächeln auf und begrüßte sie. „Guten Tag, Miss, was kann ich für sie tun?“
Elli missfiel der Typ Mann von der ersten Sekunde an, und die Art und Weise, wie er sie anstarrte, machte sie nervös. „Ich bin die Tochter von Sheriff Townsend und muss mit Ihrem Gefangenen Armando Philippe Diaz sprechen. Das ist der Mann, den mein Vater für Sie verhaftet hat.“
Elli entging die Veränderung im Gesichtsausdruck des Mannes nicht. Er wirkte plötzlich nicht mehr so selbstbewusst wie noch vor wenigen Momenten, als sie den Raum betreten hatte.
„Warum sollten Sie mit ihm sprechen wollen? Andersrum gefragt: „Warum ist Ihr Vater nicht selbst gekommen, wenn er noch etwas mit dem Mann klären muss?“
Ellis’ Bauchgefühl sagte ihr, dass sie die Wahrheit besser für sich behalten sollte. Statt den wahren Grund zu nennen, lächelte sie charmant und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Er hat im Moment viel damit zu tun, eine Bande von Viehdieben zu verfolgen, und ich war sowieso neugierig, ihre wunderschöne Stadt zu besuchen.“
Sein breites Lächeln war Beweis genug, dass er ihr die Geschichte abkaufte. „Mein Name ist Harris, Steven Harris. Es tut mir sehr leid, aber ich muss Sie enttäuschen, denn Sie können nicht mit Diaz sprechen.“
„Ah, ich verstehe. Sie haben ihn wahrscheinlich bereits gehängt, nicht wahr?“ Elli versuchte alles, ihre Enttäuschung zu überspielen.
„Ich wünschte, es wäre so, aber dieser Verbrecher ist uns abermals entwischt. Es ist mir schleierhaft, wie ihm das gelungen ist, aber wir jagen ihn bereits wieder. Er wird der Gerechtigkeit nicht entkommen, das ist etwas, was sicher ist.“
„Ich bleibe vielleicht noch ein oder zwei Tage in der Stadt. Wären Sie so liebenswürdig, mich wissen zu lassen, wenn Sie den Schurken finden? Ich werde mir ein Zimmer auf der anderen Straßenseite im Casa Grande Hotel nehmen.“
„Das werde ich definitiv tun, Ma'am.“ Aber Sie haben mir immer noch nicht verraten, was Sie von dem Mörder wissen wollen. Vielleicht kann ich Ihnen helfen und Ihnen damit die Wartezeit verkürzen“, sagte er und betrachtete dabei gierig ihre Figur.
Elli schüttelte ihren Kopf. „Wir haben uns lediglich gefragt, ob der Gefangene ein paar Leuten begegnet ist, die mein Vater und mein Ehemann suchen.“ Elli waren die hungrigen Blicke von Harris nicht entgangen und sie hatte sich kurzerhand dazu entschlossen, die Notlüge über einen vorhandenen Ehemann zu nutzen, um ihn auf Abstand zu halten. Sie verspürte nicht das geringste Bedürfnis, einen aufdringlichen Hilfssheriff im Schlepptau zu haben. Der Plan schien aufzugehen, denn der Mann runzelte verärgert die Stirn und trat wieder hinter seinen Schreibtisch.
„Wie ich bereits vorhersagte, wissen wir nicht, wo sich der Schurke aufhält, aber ich werde Ihnen Bescheid geben, sobald wir ihn gefunden haben.“
Elli tippte zum Abschied an ihren staubigen Hut, drehte sich um und trat hinaus auf die Straße. Sie ging zum Hotel und mietete dort ein Zimmer. Dort packte sie ihre Satteltaschen aus und setzte sich frustriert auf das Bett. Einerseits ärgerte es sie, dass sie nicht wusste, wo Amando war, aber auf der anderen Seite war sie doch erleichtert, dass er noch am Leben zu sein schien. Zumindest hoffte sie das. Aber wo sollte sie mit der Suche nach ihm beginnen? Ellie war klar, dass sie ihn unbedingt vor dem Aufgebot finden musste. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass die Männer den Verdächtigen dieses Mal ohne Gerichtsverhandlung hängen würden, und sei es nur, um zu verhindern, dass er ihnen abermals entwischte.
Wo ist Armando?
„Nun, es macht keinen Sinn, sich den Kopf mit einem leeren Bauch zu zerbrechen“, murmelte sie. Sie wusch sich rasch ihr Gesicht an der Keramikwaschschüssel und bürstete ihr Haar. Dann verließ sie das Hotel und ging zügig über die Straße zu dem Restaurant, das ihr bei ihrer Ankunft aufgefallen war. Als sie das Lokal betrat, war sie überrascht, wie gemütlich es wirkte. Auf den Tischen waren saubere Tischdecken und Glaskaraffen, die mit frischem Wasser und hausgemachter Limonade gefüllt waren. Das Restaurant war gut besucht und sie wurde sofort eingehüllt vom Lärm zahlreicher Gespräche an den Tischen um sie herum.
Das Hauptmenü des Tages bestand aus Hackbraten, Stampfkartoffeln und Soße. Nachdem Ellie sich an einen Tisch in einer ruhigen Ecke gesetzt hatte, bestellte sie den Hackbraten. Während sie auf ihr Essen wartete, knurrte ihr Magen laut aufgrund der wunderbaren Aromen, die durch den Raum zogen.
Eine Frau mittleren Alters kam zügig mit einem üppig gefüllten Teller auf Ellie zu. Diese vermutete, dass die Dame die Eigentümerin des Lucky Pots war. Elli verdrehte die Augen genüsslich, nachdem sie einige Gabeln gekostet hatte.
Die Restaurantbesitzerin lächelte sie an. „Schmeckt es Ihnen?“
„Oh ja, dieser Hackbraten ist genauso gut wie der, den meine verstorbene Mama immer gemacht hat.“
„Wie wäre es mit einem Stück unseres hausgemachten Apfelkuchens und einer Tasse Kaffee zum Dessert? Übrigens, was bringt dich in die Stadt, Mädchen? Bist du mit dem Viehtrieb hier angekommen?“ fragte die Frau mit einem verstohlenen Blick auf die staubigen Klamotten von Elli.
Diese aber lachte lauthals, bevor sie antwortete. „Nein. Um ehrlich zu sein: Ich bin hier, um dem Sheriff einige Fragen zu stellen, und wahrscheinlich muss ich auch mit dem Richter sprechen. Ich bin hier im Namen meines Vaters und brauche Informationen zu einem Verdächtigen, den er vor Kurzem verhaftet hat. Der Name des Mannes ist Armando Philippe Diaz.“
Die Frau gegenüber wurde blass. „Kann ich mich einen Moment zu dir setzen?“
Elli wurde neugierig und fragte sich, was die Frau zu sagen hatte. Diese blickte sich nervös um. „Natürlich können Sie sich hierhersetzen.“ Das ist doch ihr Restaurant, nicht wahr?“ bemerkte Elli freundlich.
„Armando ist geflohen. Niemand weiß, wo er ist. Seine Frau und ihre Familie waren bekannt und äußerst beliebt in der Stadt. Keiner versteht, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte. Um ehrlich zu sein, kenne ich Armando bereits seit seiner Kindheit, als er mit seinen Eltern aus der alten Welt hierhergekommen ist, um ihre Hazienda in diesem Tal aufzubauen.“
Elli nickte. „Es ist unbegreiflich, was einen Mann dazu bringen kann, seine ganze Familie zu ermorden.“
Die Frau schüttelte ihren Kopf. „Ich habe nie geglaubt, dass er diese Tat begangen hat, und ich werde nie glauben, dass er ein Mörder ist. Dieser Mann hat seine Frau Maria aufrichtig geliebt und war ihren Eltern stets mit Respekt begegnet. Wenn sie mich fragen, ist der ganze Fall eine verrückte Hexenjagd, allerdings entspricht es der traurigen Tatsache, dass Maria und ihre Eltern ermordet aufgefunden wurden. Das letzte Mal, als irgendjemand Armando gesehen hat, war er in der Nähe der Berge gewesen, die an sein Land grenzen. Ich weiß, dass sich die Männer an das Gesetz halten müssen, aber ich habe keine Zweifel daran, dass Armando gelyncht wird, sobald das Aufgebot ihn in die Hände bekommt. Unser korrupter Richter wird schon dafür sorgen, dass er niemals eine faire Gerichtsverhandlung erhält.“
Elli lehnte sich nach vorne und legte dabei die Ellenbogen auf den Tisch. „Um ehrlich zu sein, vermute ich das Gleiche.“
„Der arme Kerl weiß es auch, und ich bin sicher, dass er versucht, die Morde selbst aufzuklären. Oh, ich bitte dich um Entschuldigung. Ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist Ruby Hershberger und ich bin die Eigentümerin des Lucky Pot Restaurants.“
„Elli, Elli Townsend. Ruby, ich brauche dringend die Hilfe von Mister Diaz und muss unbedingt mit ihm sprechen. Ich wünschte mir, ich wüsste, wo ich ihn finden könnte.“
Die ältere Frau schien die Verzweiflung in Ellis Stimme wahrzunehmen und schwieg einen Moment. Dann blickte sie der jüngeren Frau geradewegs in die Augen. „Ich habe den Jungen immer sehr gern gehabt. Er hat sich zu einem feinen Gentleman entwickelt. Ich kann einfach nicht glauben, dass er ein Mörder ist. Ich weiß, dass Armando viel Zeit in den Bergen hinter seiner Hazienda verbracht hat. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er sich dort versteckt hält.“
„Vielen Dank für diese Information. Eine Frage hätte ich noch: Warum nannten Sie Ihren Richter korrupt?“ Ruby blickte sich um, senkte den Kopf und flüsterte Elli zu: „Der Richter mag Armando nicht und versucht schon seit längerer Zeit, sich seine Ranch unter den Nagel zu reißen. Bislang weigerte sich die Familie Diaz zu verkaufen. Man kann verstehen, dass sie nicht aufgeben wollen, wofür sie so hart gearbeitet haben. Davon abgesehen brauchen sie das Geld nicht, denn sie sind reich genug. Die Situation hat nicht unbedingt zu einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Armandos Familie und dem Richter geführt, wenn du verstehst, was ich meine“, sagte sie in vertraulicherem Ton.
Elli nickte mit gerunzelter Stirn.
„So, jetzt hole ich dir aber zuerst einmal ein Stück Kuchen und einen Kaffee. Das geht aufs Haus. Ich hoffe, du findest ihn, bevor diese Leute ihn in die Hände bekommen.“ Dabei deutete Ruby durch das Fenster, wo Elli Sheriff Harris und einen gut gekleideten älteren Gentleman entdeckte. „Kaum spricht man vom Teufel. Da ist Richter Werdinger, wie er leibt und lebt.“ Dann stand sie auf, um das Dessert zu holen.
Elli ging zurück zum Hotel, um sich etwas auszuruhen und Kräfte für die Suche am folgenden Tag zu sammeln. Je mehr sie über den Fall nachdachte, umso mehr verwirrte sie die ganze Geschichte.
Etwas stimmte hier einfach nicht und Elli hatte sich fest vorgenommen, die Wahrheit herauszufinden. Sie brauchte Armandos Hilfe dringend, wenn sie Gerechtigkeit über die Mörder ihres Vaters bringen wollte. Sollte sie dabei Mr. Diaz vom Vorwurf des Mordes befreien können, würde sie dies ohne Zögern tun.
Elli lief beim ersten Morgenrot rüber zum Lucky-Mule-Mietstall und schaute nach ihrem Pferd Donner. Es war ein wunderschönes Tier, schwarz wie eine mondlose Nacht, stark und muskulös gebaut. Sie hatte den Jungen, der im Stall arbeitete, großzügig bezahlt, damit er sich gut um Donner kümmerte. Der Junge hatte ihn sogar gebürstet.
Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass es ihrem Pferd an nichts fehlte, ging Elli rüber in Rubys Restaurant und bat sie darum, ihr etwas Proviant zu richten. Die freundliche Frau war sofort damit einverstanden und während sie frische Brötchen und kalten Schinken einpackte, schob sie Elli auch einen Teller mit Rührei und Speck zum Frühstück über den Tisch. Es war offensichtlich, dass die Restaurantbesitzerin die junge Frau aus Arizona sofort in ihr Herz geschlossen hatte. Elli war sich klar darüber, dass Ruby sich Hoffnung machte, dass sie Armando in irgendeiner Form helfen könnte.
Während sie ihr Frühstück aß, hörte sie am Nebentisch das Gespräch zweier Viehzüchter. Sie drehte sich leicht und beobachtete die beiden Männer aus dem Augenwinkel. Ihr Gesprächsthema war für Elli äußerst interessant. „Was glaubst du, wird mit der Ranch passieren? Fällt sie nun in die Hände des Richters?“ fragte der fülligere der beiden Männer.
Der andere Mann antwortete bestimmt. „Nicht, wenn Armando noch am Leben ist. Er wird niemals damit einverstanden sein.“
„Sei kein Narr. Sobald das Aufgebot ihn findet, knüpfen sie ihn am nächsten Baum auf. Die werden sich wohl kaum die Mühe machen, ihn für eine Gerichtsverhandlung in die Stadt zu bringen.“
„Ich befürchte, damit hast du Recht, Richter Werdinger wird wohl kaum Zeit verschwenden. Er ist hinter Armandos Besitz her, seit ich denken kann. ich aber bis jetzt nicht begreife, ist, warum Armando seine eigene Familie regelrecht abgeschlachtet hat.“
„Ach komm, wir wissen doch gar nicht, ob er es getan hat. Er war immer eine ehrliche Haut, wenn es ums Business ging, und jeder hier in der Stadt weiß, dass er seine Frau aus tiefstem Herzen liebte. Ich glaube nicht, dass er sie umgebracht hat. Etwas an der Geschichte stimmt einfach nicht, wenn du mich fragst.“
Der andere Mann nickte, offensichtlich derselben Meinung. Dann zog er ein paar Geldscheine aus seiner Tasche und schob seinen Stuhl zurück. „Auf mich wartet ein Haufen Arbeit. Ich reite besser zurück zur Ranch. Wir sehen uns am Sonntag in der Kirche, mein Freund.“
Ellis Blick folgte beiden, als sie das Restaurant verließen.
„Hat dir das Frühstück geschmeckt, meine Liebe“, wollte Ruby Hershberger wissen. „Hier ist dein Proviant für unterwegs. Ich hoffe wirklich sehr, dass du ihn findest und ihm irgendwie aus diesem Schlamassel heraushelfen kannst. Gott schütze dich.“
„Vielen Dank, Ruby. Ich verspreche, ich versuche mein Bestes.“ Elli hatte keine andere Wahl. Weder sie noch ihr Vater würden jemals Frieden finden, wenn sie versagen würde. „Ruby, eine Frage hätte ich noch. Warum will der Richter unbedingt den Besitz der Diaz-Familie haben?“
Ruby blickte sich um, bevor sie antwortete. „Dem Richter ist die Hazienda völlig egal. Die Leute wissen nicht, warum er wie der Teufel hinter diesen Parzellen her ist, aber wenn Werdinger sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, verfolgt er es gnadenlos. Dieser Mann ist ein skrupelloser Schurke.“
Elli nickte, nahm ihren Proviant an sich und verließ das Restaurant. Nachdem sie ihr Pferd gesattelt hatte, schnallte sie sich den Pistolengurt um, griff nach dem Gewehr und ritt aus der Stadt. Sobald Orange Grove hinter ihr lag, gab sie Donner die Sporen und lenkte ihn Richtung der Berge, in denen sich Armando Philippe Diaz vielleicht versteckt hielt. Elli hoffte sehr, dass Ruby damit Recht behielt.
Ein Mann auf der Flucht
Zuerst aber konnte sie keinerlei Spuren entdecken und sie versuchte, sich in Armandos Situation zu versetzen. Was würde sie an seiner Stelle tun? Er bräuchte sicher einen Unterschlupf für die Nacht, also musste sie nach einer verlassenen Hütte oder einer Höhle suchen.
Sie ritt auf die Berge östlich von Armandos Ranch zu und hielt sich dabei an die Beschreibung, die Ruby ihr gegeben hatte. Armando musste vor einiger Zeit Ruby gegenüber eine Höhle erwähnt haben. Sie erinnerte sich daran, dass der Eingang durch einen Schatten markiert wurde, der je nach Stand der Sonne wie ein springender Puma aussah. Ruby hatte Ellie dabei ermahnt, dass sie den Schatten nur um die Mittagszeit an der Ostflanke des Felseingangs sehen würde. Nun war es schon nach 12:00 Uhr und Elli fragte sich, ob sie die Höhle jemals finden würde. Doch dann, als Donner um einen Felsen herumbog, bemerkte sie plötzlich vor sich einen langgezogenen Schatten an der gegenüberliegenden Felswand. Tatsächlich sah dieser wie ein springender Puma mit ausgestreckten Krallen aus.
„Das wird aber auch Zeit. Ich dachte schon, ich finde es nie“, murmelte sie. Elli war sich bewusst, dass sie im Wettlauf gegen die Zeit war. Als der Weg zu steil und das Geröll zu rutschig wurde, stieg sie ab und führte Donner Richtung Felswand. Sie wollte nicht riskieren, dass sich das wertvolle Tier an den scharfkantigen Steinen verletzte. Als sie nach oben blickte, erkannte sie die dunkle Öffnung, die sie vom Canyon-Boden aus nicht gesehen hatte.
„Ich würde mal behaupten, das ist ein guter Platz, sich zu verstecken, oder was denkst du, Donner?“ Das Pferd wieherte leise und sie tätschelte seinen Hals. Der Hengst war alles, was ihr von ihrem Vater geblieben war, außer dem Haus und dem Sheriffstern in ihrer Westentasche. Elli liebte Donner über alles.
Ellis’ Instinkt sagte ihr, dass Armando da oben war. Ihr war bewusst, dass sie ein leichtes Ziel in diesem offenen Gelände abgab, und sie versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Der Anstieg des Pfads war anstrengend. Es dauerte nicht lange und sie war außer Atem. Plötzlich nahm sie den schwachen Geruch von Rauch wahr.
Nun war sie sicher, dass der Gesuchte in der Höhle war, und er wusste, dass jemand gefährlich nahe an sein Versteck herankam. Elli beschloss, sich bemerkbar zu machen, um nicht über den Haufen geschossen zu werden. „Armando Diaz, bist du da oben? Ich bin es, Elli Townsend aus Yuma. Bitte, Armando, ich muss dringend mit dir sprechen. Es geht um meinen Vater.“
Zuerst erhielt sie keine Antwort und sie fragte sich, ob sie sich geirrt hatte. Doch als sie sich abwandte, hörte sie plötzlich ein Flüstern. „Ist dir irgendwer gefolgt? Wo ist dieses verfluchte Aufgebot?“
Sie wirbelte in Richtung der Stimme herum und verlor dabei fast die Balance, als ein Stein unter ihrem Stiefel wegrutschte. Armando stand im Schatten des Höhleneingangs und zielte mit einem Gewehr auf sie. Sie blickte ihm entsetzt entgegen. Der Mann sah furchtbar aus – erschöpft und mit dunklen Ringen unter seinen Augen. An seiner rechten Schläfe klebte getrocknetes Blut von einer hässlichen Platzwunde. Sein Gesicht war geschwollen und von Blutergüssen übersät. Es war offensichtlich, dass ihn die Männer des Aufgebots verprügelten, nachdem sie ihn in Yuma abgeholt hatten. Der Mann tat Elli leid.
Er starrte sie an und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Eleonora, was tust du hier in Kalifornien? Warum suchst du nach mir? Ist deinem Vater etwas zugestoßen?“
Sie brachte keinen Ton heraus, sondern nickte nur, während ihr die Tränen in die Augen traten. „Komm in die Höhle und erzähl mir, was passiert ist. Es tut mir leid, dass ich dir keine komfortablere Unterkunft anbieten kann, aber wie du mittlerweile sicherlich weißt, musste ich vor diesem Lynchmob fliehen.“
„Warum bist du weggelaufen? Dadurch wirkst du nur noch mehr wie ein Schuldiger.“
„Schau dir mein Gesicht an, Elli. Glaubst du wirklich, die würden mir eine faire Gerichtsverhandlung geben? Jesus, die hatten ja schon ein Seil bereit, um mich am nächsten Baum aufzuknüpfen. Dieses Aufgebot hatte gar nie geplant, mich nach Orange Grove zurückzubringen. Ich hätte den Gerichtssaal gar nie zu Gesicht bekommen. Mir ist es gelungen, eines ihrer Pferde zu stehlen und zu fliehen. Hast du schon Leute in der Stadt kennengelernt? Ich bin sicher, du hast Ruby getroffen. Sie ist die einzige Person, mit der ich über diese Höhle gesprochen habe. Wenn ich beweisen will, dass ich unschuldig bin, dann muss ich die wahren Mörder finden. Das kann ich aber nicht, wenn ich aufgehängt werde, verstehst du?“
Sie starrte ihn an. Er lachte bitter auf.
„Du glaubst wahrscheinlich auch, dass ich meine Frau und ihre Eltern getötet habe. Aber ich sage dir, ich habe es nicht getan.“
„Warum erzählst du mir nicht deine Seite der Geschichte?“
Er blickte in die Glut des kleinen Lagerfeuers und legte vorsichtig Holz nach, um nicht zu viel Rauch zu produzieren. Elli ging hinüber zu Donner und packte ihre Satteltasche aus. Sie setzte sich zurück an das Feuer und gab Armando etwas von dem Essen ab, das Ruby für sie zubereitet hatte. Seine Augen wurden groß. Offensichtlich hatte er die letzten Tage kaum Nahrung zu sich genommen. Der gutaussehende Spanier nahm vorsichtig ihre Hand und ihre Wangen röteten sich, denn sie war auf die beinahe zärtliche Berührung seiner rauen Hände nicht gefasst.
„Das ist das zweite Mal, dass du mir zu essen gibst. Ich hoffe, Gott gibt mir die Chance, mich eines Tages zu revanchieren, und dich mit einem großartigen Abendessen zu verwöhnen, Elli Townsend.“
Sie lächelte, nahm einen Bissen ihres Sandwiches und wartete dabei geduldig, bis er so weit war, ihr seine Seite der Ereignisse zu erzählen.
Er begann zögernd. „Maria… Sie war die Liebe meines Lebens.“ Seine Stimme war kaum mehr als sein Flüstern. „Wir waren glücklich zusammen, und im Gegensatz zu den meisten Ehen unter spanischen Adligen war unsere nicht arrangiert. Wir heirateten aus Liebe. Ich hätte ihr niemals etwas angetan. Sie war der wertvollste Mensch, den ich jemals in meinem Leben kennenlernen durfte, und sie hat mir alles bedeutet. Wir waren mitten in ein korruptes Spiel geraten. Es fing alles an mit einem zweifelhaften Angebot von dem Mann, der die Eisenbahn durch unser Gebiet bauen will. Er will meine Hazienda. Als ich mich weigerte, das Zuhause meiner Familie zu verkaufen, hat er uns Leute auf den Hals gehetzt, die uns bedrohten. Mein Land liegt mitten in dem Gebiet, wo die Schienenstränge geplant sind. Eines Tages werden die Landparzellen direkt an der Strecke ein Vermögen wert sein. Wenn ich nicht verkaufe, ist die Eisenbahngesellschaft dazu gezwungen, durch die Berge zu bauen, und die würde dadurch viel Geld und Zeit verlieren. Sie bräuchten Unmengen an Dynamit, um eine Passage durch das zerklüftete Gebiet zu bauen.“
„Ruby sagte mir, dass sich niemand einen Reim darauf machen kann, warum ausgerechnet der Richter so versessen auf deinen Besitz ist, aber diese Erklärung macht für mich Sinn, zumindest aus der Sicht der Eisenbahngesellschaft.“
Armando nickte und fuhr fort. „An jenem verhängnisvollen Tag war ich auf der Suche nach einem Paar meiner Pferde, die über Nacht aus dem Koral entwischt waren. Als ich zu meiner Ranch zurückkam, konnte ich meine Frau zunächst nirgends finden. Normalerweise wäre sie um diese Zeit in der Küche am Kochen gewesen. Sie war eine fantastische Köchin musst du wissen.“
Seine Stimme verstummte und er schien für einen Moment in Gedanken verloren zu sein. Elli schwieg. Als er weitererzählte, sah sie eine einzelne Träne, die seine Wange herabrollte. Armando versuchte erst gar nicht, sie zu verstecken.
„Ich ging in unser Schlafzimmer, um mein Hemd zu wechseln, und da war sie. Sie lag auf unserem Bett und starrte zur Decke hoch. Ihr Blut hatte das Bettlaken getränkt. Sie atmete noch, aber sehr flach. Ich versuchte alles, um die Blutung zu stoppen. Ihr Bauch war von einer großen Schusswunde aufgerissen. Sie war so schrecklich blass, Elli. Sie flüsterte etwas, aber ich konnte sie nicht richtig verstehen. Ich war völlig hilflos und wusste nicht, was ich tun sollte.“
Er fuhr sich verzweifelt mit den Händen durch seine Locken. „Warum haben sie meine Frau erschossen? Sie hat doch niemandem etwas getan.“
„Was hat sie dir gesagt?“ Elli blickte ihn fragend an.
Er schüttelte den Kopf. „Ich konnte sie nicht verstehen. Alles, was ich hörte, war das Wort „Eisenbahn“. Sie lächelte mich an, obwohl sie furchtbare Schmerzen gehabt haben musste. Dann hörte sie einfach auf zu atmen. Maria starb in meinen Armen und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.“
Elli spürte seine Trauer und Wut. Seine rechte Hand war zu einer Faust geballt und er zitterte am ganzen Körper. Elli kannte den Schmerz, der in ihm toben musste, nur zu gut. Sie hatte das Gleiche empfunden, als sie ihren toten Vater im Arm gehalten hatte.
Doch dann bemerkte sie, dass ein Teil der Geschichte fehlte. „Wo waren die Eltern deiner Frau?“
Er starrte sie an, als ob er sich in die Gegenwart zurückzwingen müsste. Er sah dabei furchtbar verloren und verzweifelt aus.
„Ich habe nach ihnen gerufen, aber habe keine Antwort erhalten. Ich bin hinüber zur Scheune gelaufen und da habe ich sie schließlich gefunden. Meinen Schwiegervater haben sie von hinten erschossen. Er lag direkt hinter der Scheunentüre. Der Körper meiner Schwiegermutter lag neben den Sätteln. Sie hatten ihr in den Kopf geschossen. Das Meiste von ihrem Schädel war weg und ihr liebevolles Gesicht völlig zerstört. Ich erinnere mich daran, dass sie eine Heugabel festhielt und sich wahrscheinlich damit verteidigen wollte. Mit einer verdammten Heugabel.“ Er schlug wütend mit der Faust in seine Handfläche. „Da war so viel Blut. Ich bekam Panik und bin einfach davongerannt. Mir war sofort klar, dass ich der Hauptverdächtige sein würde. Wenn ich die echten Mörder finden und sie bestrafen wollte, musste ich frei sein. Also bin ich geflohen und habe mich jenseits der Grenze in eurem Territorium versteckt, bis ich wieder zurück nach Orange Grove schleichen konnte, um herauszufinden, wer das meiner Familie angetan hat. Das war, als dein Vater mich dann gefangengenommen hatte.“
Elli widersprach ihm heftig. „Mein Vater hat nur seine Arbeit gemacht.“
„Wie auch immer, es wäre zu gefährlich für die Leute, mich am Leben zu lassen, verstehst du? Sie versuchen, mir die Morde in die Schuhe zu schieben. Auf diese Art und Weise kommen sie endlich an die Hazienda und an mein Land und werden mich in einem Atemzug los. Ich bin der Einzige, der mit Sicherheit weiß, dass meine ganze Familie von ihnen ermordet wurde.“
„Wen meinst du mit ihnen, Armando?“ Er blickte aus der Höhle und schwieg einen Moment. Als er ihr wieder das Gesicht zuwandte, war sie schockiert über den Hass, der ihr aus seinen Augen entgegenloderte.
„Es können nur der Richter und sein korrupter, Eisenbahn bauender Bruder gewesen sein. Ich muss Maria und ihre Eltern rächen. Es geht um die Gerechtigkeit. Verstehst du das, Elli?“
Natürlich verstand sie ihn. Schließlich war sie in einer ähnlichen Situation. Zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen betrachtete er ihr bleiches Gesicht ausgiebig. Elli hatte dunkle Ringe unter den Augen und ihr Gesicht war schmaler, als er es in Erinnerung hatte. „Was ist passiert, Elli? Warum bist du hier?“
Die Frau schluckte und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. „Es ist genau das passiert, was du vorausgesagt hast. Die Bande hat den monatlichen Goldtransport aus Castle Dome überfallen. Diese feigen Ratten haben der Eskorte aufgelauert.“
Elli war blind vor Tränen und Armando legte ohne Zögern einen Arm um ihre Schultern. Sie schluchzte und versuchte, ihre Emotionen wieder in den Griff zu bekommen.
Nach einigen Momenten konnte sie weitersprechen. „Armando, du bist der Einzige, der weiß, wie diese Banditen aussehen. Ich muss sie finden und dafür sorgen, dass sie dafür bezahlen. Ich habe es geschworen. Vielleicht ende ich selbst in der Hölle, aber das spielt keine Rolle. Ich werde nicht aufgeben, bis ich meinen Vater gerächt habe. Die Männer, die ihn heimtückisch umgebracht haben, verdienen es zu sterben.“
Armando blinzelte verdutzt. „Ist es nicht erstaunlich, wie Gott die Menschen zusammenbringt? Er hat dich in mein Leben geschickt und unsere Schicksale auf seltsame Art verknüpft. Es tut mir von Herzen leid, dass dein Vater so tragisch ums Leben kam. Ich bewundere deinen Mut, hierherzukommen, um mich zu suchen, aber ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann. Ach, zum Henker, ich weiß nicht einmal, ob ich diesen ganzen Schlamassel, in dem ich selbst stecke, überhaupt überlebe.“
Die Suche nach der Wahrheit
Zum ersten Mal, seit Maria ermordet worden war, hatte Armando ein Ziel, nämlich jene zu finden, die seine geliebte Frau erschossen hatten. Und er wollte der jungen Frau an seiner Seite helfen, denn sie wirkte genauso zerbrechlich, wie Maria gewesen war.
„Eleonora, ich verspreche dir, dass ich versuchen werde dir zu helfen, aber zuerst muss ich einen Weg aus meiner eigenen Misere finden.“
Elli atmete erleichtert auf. „Du denkst also, dass der Richter die Finger im Spiel hat, richtig?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob der Richter nur die Fäden im Hintergrund zieht oder sogar selbst an den Morden beteiligt gewesen ist. Es würde mich jedenfalls nicht überraschen, wenn er hinter der ganzen Intrige gegen mich steckt.“ Elli schlug mit ihrer Faust in ihre Handfläche. „Nun, wenn du mir helfen willst, müssen wir zuerst sicherstellen, dass du nicht am Galgen endest. Das ist nur möglich, wenn wir die wahren Mörder deiner Familie finden.“
„Dann glaubst du mir also?“ Seine aufgerissenen Augen reflektierten Hoffnung. Sie blickte ihm offen ins Gesicht. „Ja“, war alles, was sie sagte, und mehr musste er auch nicht hören. Armando fuhr fort. „Richter Werdinger ist nicht nur der Bruder des Mannes, der die Eisenbahn bauen möchte. Vielmehr wäre er unglaublich reich, wenn ihm das Land auf beiden Seiten der Schienen gehören würde. Meine Familie hat keine Feinde in der Stadt, aber Werdinger und sein Bruder haben ganz schnell ihr wahres Gesicht gezeigt, nachdem ich das Angebot ausgeschlagen hatte. Sie haben mir Steine in den Weg gelegt, wo es ging. Plötzlich wurden Dinge sabotiert, und ich bin davon überzeugt, dass es ihre Männer waren, die das Gatter zum Gehege der Pferde vor jenem verhängnisvollen Tag geöffnet haben. Nur so konnten sie sicherstellen, dass ich zum Zeitpunkt des Überfalls nicht zuhause sein würde.“
„Also müssen wir beweisen, dass die beiden in irgendeiner Form in die Morde verwickelt waren oder diese sogar selbst ausgeführt haben, richtig?“
Er lachte bitter auf. „Das ist leichter gesagt, wie getan, aber ja, das fasst es wohl am besten zusammen.“
„Mein Vater hat mir beigebracht, dass jedes noch so kleine Detail eine Rolle spielt, also werde ich zu deiner Ranch reiten und schauen, ob ich irgendwelche Beweisstücke finden kann, die bislang übersehen wurden.“
Armandos Augen wurden groß. „Ich muss zugeben, deine Tapferkeit beeindruckt mich. Kaum jemand würde in Erwägung ziehen, ein Haus zu betreten, in dem mehrere Morde stattgefunden haben. Leider wäre es tatsächlich zu riskant, wenn ich es machen würde. Das wäre eine Gelegenheit, mich zu schnappen, auf die diese Killer nur warten. Du als die Tochter eines Sheriffs weißt bestimmt auf, was du beim Spurenlesen achten musst.“
Elli schüttelte ihren Kopf. „Vater hat mir beigebracht, das Gesetz zu respektieren, genauso wie die Männer, die es repräsentieren. Sollte ich herausfinden, dass dieser Richter tatsächlich in einem dreifachen Mord verwickelt ist, werde ich wahrscheinlich selbst auf ihn losgehen, allein schon aufgrund der Tatsache, dass er die Werte, an die ich glaube, auf die abscheulichste Art beschmutzt.“
Armando schaute sie einen Moment verblüfft an und fing dann schallend an zu lachen. Das Bild von Elli, die einen Richter verprügelte, drängte sich ihm auf. Es war das erste herzliche Lachen seit jenem Tag, als er seine Frau sterbend aufgefunden hatte, und es fühlte sich wie eine heilende Medizin an. Er nickte ihr aufmunternd zu und ging mit ihr zu ihrem Hengst.
„Behalte das Essen hier. Du brauchst es nötiger als ich, denn ich habe die Möglichkeit, heute Abend in der Stadt zu essen. Ich verspreche, dass ich in weniger als drei Tagen zurück sein werde. Bete zu Gott, dass ich finde, wonach wir suchen.“
Armando tätschelte Donners Hals zärtlich. „Ich vertraue dir, dass du meinen Aufenthaltsort niemandem verraten wirst. Solltest du es dennoch tun, kann ich dir versichern, dass es meinen Tod bedeuten würde. Bitte vergiss das nicht.“
„Ich bin eine Frau, die sich an ihr Wort hält, Armando. Ich würde mich ins eigene Fleisch schneiden, wenn ich dein Vertrauen missbrauchen würde.“
Elli ritt direkt zu Armandos Ranch. Der Ort war verlassen, und die Tatsache, dass sie ein Haus betrat, in dem Menschen brutal ums Leben gekommen waren, machte sie nervös.
Das Haus war groß und stabil gebaut. Blumen und Zitrusbäume waren vor die Veranda gepflanzt worden. Es wäre ein schöner Anblick gewesen, hätte sie nicht von den furchtbaren Begebenheiten, die sich hier abgespielt hatten, gewusst. Elli wickelte die Zügel ihres Pferdes um den Pfosten und ging langsam die vier Stufen nach oben auf die Haustüre zu. Ihre Schritte klangen dabei unnatürlich laut, denn um sie herum herrschte eine unheimliche Stille, in der nicht einmal Vogelgezwitscher erklang. So wie es aussah, hatte jemand das gesamte Vieh von der Hazienda geholt, und sie fragte sich, wer dies wohl gewesen war. Als sie das Haus betrat, bemerkte sie, dass der Boden staubig war und ein paar Stühle umgeworfen in der Ecke lagen. Elli ging langsam auf das Schlafzimmer an der Rückseite des Hauses zu und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Der Anblick des Bettes war schrecklich und sie konnte sich vorstellen, wie furchtbar es für Armando gewesen sein musste, seine sterbende Frau hier aufzufinden. Als sie die großen Flecken getrockneten Blutes auf den Laken entdeckte, war ihr bewusst, wie groß die Schusswunde im Bauch der Frau gewesen sein musste. Selbst die gegenüberliegende Wand war mit rostfarbenen Blutspritzern bedeckt. Die Luft war abgestanden und Elli nahm noch immer den süßlichen, eisenähnlichen Geruch des Blutes wahr.
Die Sonne schickte ihre Strahlen durch das Fenster und ein Aufblitzen auf dem Boden erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie bückte sich und blickte unter das Bett. Dabei achtete sie penibel darauf, die Bettlaken nicht zu berühren. Die Atmosphäre des Terrors und des Todes war beinahe überwältigend.
Unter dem hölzernen Rahmen des Bettes sah sie das Schimmern einer Münze, an der ein kurzes Stückchen Goldkette befestigt war. Sie griff danach und richtete sich wieder auf. Als sie die Münze umdrehte und die Inschrift las, zuckte sie zusammen und flüsterte entsetzt: „Das kann doch nicht wahr sein.“
Geschockt steckte sie das Schmuckstück rasch in die Weste, wo sie auch den Sheriffstern ihres Vaters aufbewahrte. Elli ging raschen Schrittes aus dem Haus und schloss die Türe. Sie blickte kurz in die Scheune, fand dort aber keine weiteren Beweise, abgesehen von Unmengen getrockneten Blutes auf dem Boden und dem Heu neben den Pferdeboxen. Aber es spielte keine Rolle, denn sie hatte bereits gefunden, wonach sie gesucht hatte.
Armando Diaz war tatsächlich unschuldig, genau wie er es gesagt hatte, und Elli wusste nun, wer die wahren Mörder waren. Sie sprang zurück in den Sattel und ritt schnurstracks zurück zur Höhle, wo sich Armando versteckt hielt. Er war baff überrascht, dass sie bereits zurück war. Sie zeigte ihm, was sie gefunden hatte, und ihm war sofort klar, dass dies der Beweis für seine Unschuld war. Mehr noch: Nun wusste er mit Gewissheit, wer die Mörder waren.
Eine Falle
Elli übernachtete in der Höhle, denn es war zu spät, um nach Orange Grove zurückzureiten. Amando gab ihr seine Decke, um sie vor der Kälte zu schützen. Er wagte nicht, ein größeres Feuer zu machen. Noch immer hatte er Bedenken, dass die Mitglieder des Aufgebots ihn doch noch finden würden.
Er betrachtete die Frau, während sie schlief. Armando selbst war zu aufgeregt, um Ruhe zu finden. Der Tag, an dem die Gerechtigkeit über jene kommen würde, die Maria auf dem Gewissen hatten, war in greifbare Nähe gerückt.
Am nächsten Morgen ritt Elli zuerst allein zurück nach Orange Grove und betrat das Büro des Sheriffs. Harris sprang sofort aus dem Stuhl, als er sie erkannte.
Sie berichtete, ohne ihn zu grüßen. „Ich weiß, wo Diaz sich versteckt hält.“
„Oh, das sind ja gute Nachrichten, Ma'am.“ Allerdings bin ich erstaunt, dass ausgerechnet Sie ihn gefunden haben. Wo ist dieser Bastard? Ich muss das Aufgebot sofort dorthin schicken, um diesen Verbrecher zu verhaften.“
Aber Elli schüttelte ihren Kopf. „So wie ich das mitbekommen habe, ist der Richter sehr daran interessiert, diesen Mörder zu fassen. Also schlage ich vor, ich gehe ins Hotel und mache mich etwas frisch, während sie Mr. Werdinger sagen, dass er mich dort in einer Stunde treffen soll. Schließlich steht mir die Belohnung zu, da ich den Mörder ja gefunden habe. Ich kann das Geld gut gebrauchen.“
Der Sheriff verzog das Gesicht und es war offensichtlich, dass ihm missfiel, dass Elli ihm das Versteck von Armando nicht verriet. Sie war sich sicher, dass er selbst auf die Belohnung spekuliert hatte. Nichtsdestotrotz versprach er ihr, dem Richter unverzüglich Bescheid zu geben. Sie verließ das Gebäude und brachte ihren Hengst rüber zum Lucky-Mule-Mietstall. Dann ging sie zum Hotel.
In ihrem Zimmer wusch sie sich an der Waschschüssel und zog eine saubere Bluse an und bürstete sich ihre langen dunklen Haare. Dann setzte sie sich auf das Bett und wartete darauf, dass der Richter auftauchen würde.
Am späteren Nachmittag klopfte Richter Werdinger an die Türe des Hotelzimmers. Elli öffnete und trat schweigend zur Seite, damit er eintreten konnte. Der Mann hatte kurz geschnittene Haare und kleine, stechende Augen, die Elli an die einer Ratte erinnerten. Sein teures Cologne konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er aus allen Poren nach Korruption roch. Als Tochter eines Gesetzeshüters fiel es Elli sehr schwer, dem Drang, dem Richter ins Gesicht zu spucken, zu widerstehen. Der Mann lächelte sie an und sie bemerkte einen fehlenden Eckzahn. „Guten Abend, Miss Townsend. Ich freue mich ungemein, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Sheriff Harris hat mir berichtet, dass es ihnen gelungen ist, was mein Aufgebot nicht zustande gebracht hat, nämlich den Mörder der Diaz-Familie zu finden. Ich muss zugeben, sie sind durch und durch die Tochter Ihres Vaters. Sie haben Rückgrat, junge Frau.“
„Vielen Dank, Richter Werdinger. Ich werde ihnen verraten, wo er ist, aber zuerst will ich meine Belohnung und natürlich ein Stück des großen Gewinns, den Sie bald erwarten können.“
Er blickte sie verdutzt an. „Was meinen Sie damit, Ma’am?“
„Nun, da ihnen jetzt die Türen weit offenstehen und sie den Besitz von Diaz in die Hand bekommen, vermute ich, dass sie ein sehr reicher Mann sein werden, sobald die Schienen der neuen Eisenbahntrasse fertiggestellt sind. Ich könnte mir vorstellen, das wird ja dann demnächst der Fall sein, nicht wahr?“
Er runzelte die Stirn und wartete schweigend darauf, dass sie fortfahren würde. Elli konnte förmlich sehen, wie seine Gedanken kreisten. Er wunderte sich mit Sicherheit, woher sie von seinen schmutzigen Geschäften wusste. Ellie trat einen Schritt auf ihn zu. „War das nicht der Grund, warum sie alle umgebracht haben, Richter?“ flüsterte sie.
Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich noch. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, von was Sie sprechen, junge Frau.“