Und plötzlich war da mehr ... - Manuela Schneider - E-Book

Und plötzlich war da mehr ... E-Book

Manuela Schneider

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Beschreibung

"Und plötzlich war da mehr ..." beschreibt das Leben, Fühlen und Lieben einer jungen Frau, die zunächst nur ihre Karriere im Kopf hat. Doch die Umstände bringen es mit sich, dass sie plötzlich entdeckt, dass ihr bisheriges Leben unbemerkt eine andere Richtung eingeschlagen hat und das ihre Gefühle Luft zum Atmen brauchen. Dabei lernt sie einen Mann kennen, den sie fälschlicherweise für jemand anderen gehalten hat. Kann sie ihm seine Lüge verzeihen? Oder geht sie doch auf Nummer sicher und zurück in ihr altes Leben?

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Und plötzlich war da mehr ...

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. KapitelImpressum

1. Kapitel

Amy nahm sich einen neuen Kaffee und hielt die Tasse mit beiden Händen, während sie vor dem großen Fenster in ihrem Arbeitszimmer stand. Gedankenverloren schaute sie auf die breite Einfahrt ihres Hauses. Dort machte sich ihr Freund Bob gerade daran, die letzten Utensilien, die er für diesen Tag auf der Baustelle brauchte, zu verstauen. Wenn Amy ehrlich sein sollte, so wäre es ihr lieber gewesen, wenn Bob seine gesamten Klamotten in dem abgeschabten Pickup verstauen würde und auf Nimmerwiedersehen verschwinden könnte. Amy entfuhr ein leiser Seufzer. In diesem Moment war Bob offensichtlich fertig, denn er drehte sich zu ihr herum und hob die Hand zum Gruß. Dabei machte er ein nichtssagendes Gesicht. Amy glaubte manchmal, er hatte gar kein anderes. Mit Sicherheit war es die pure Macht der Gewohnheit, dass er sie kurz grüßte, denn immer schon hatte Amy morgens am Fenster gestanden, um Bob dabei zuzusehen, wie er in den Arbeitstag aufbrach. Am Anfang war bei ihr so etwas wie Wehmut dabei gewesen. Immerhin liebte sie ihn und wollte nicht eine Minute ohne ihn sein. Doch dieses Gefühl war schon längst abgeflaut. Und es wurde nicht besser durch die Streitereien der letzten Wochen und Monate.

Als Bob den Pickup rückwärts die Auffahrt hinuntermanövriert hatte und im schwachen Verkehr der kleinen Vorstadtsiedlung verschwunden war, drehte Amy sich zu ihrem Schreibtisch herum. Dort stand ihr Laptop mit aufgeklappten Bildschirm. Der Cursor flimmerte leicht am Beginn einer neuen Seite. Das tat er schon seit dem frühen Morgen. Wie immer war Amy sehr zeitig aufgestanden, lange vor Bob, hatte die Kaffeemaschine angestellt, die Zeitung ins Haus geholt und den Laptop hochgefahren. Sie liebte es, mit dem Schreiben zu beginnen, wenn alles noch ruhig war und Bob sie nicht mit seinen ständigen Nörgeleien und Belanglosigkeiten störte. Normalerweise flogen ihre Finger dann über die Tastatur und ließen die Worte nur so aus ihr herausfließen. Doch seit einigen Tagen funktionierte das gar nicht mehr so gut. „Schreibblockade“, hatte ihre Freundin Samantha nur von sich gegeben, als sie gestern Nachmittag auf eine Tasse Kaffee vorbei gekommen war. Als ob Samantha genau wüsste von was sie sprach. Dabei war sich Amy ziemlich sicher, dass sie diesen Begriff nur irgendwo aufgeschnappt hatte. Und da Amy ja ein sogenannter Schreiberling war, machte es das Ganze für Samantha logisch, dass sie, Amy, unter einer Schreibblockade litt.

Amy setzte sich mit einem erneuten leisen Seufzer an ihren Schreibtisch, den sie von ihrem Vater geerbt hatte. Ihr Vater war ein begeisterter Verfasser von kritischen Artikeln gewesen, die er immer wieder an verschiedene Zeitungen verkaufte. Das besondere an ihm war, dass er sich niemals irgendeiner bestimmten Meinung unterordnete. Wollte die eine Zeitung seinen Artikel nicht haben, weil er zu gesellschaftskritisch darin gegen den Staat oder die Industrie vorging, so ging er damit eben zur nächsten. Amy lächelte bei dem Gedanken an ihren Vater, der ihr das Talent für die Wortjonglierei vererbt hatte. Natürlich brachte es das eigensinnige Verhalten ihres Vaters in ihrer Jugend mit sich, das immer ein bisschen zu wenig Geld da war. Gemeinsame Urlaube fanden, soweit sich Amy erinnern konnte, immer in der näheren Umgebung oder bei den Großeltern auf der kleinen Farm statt. Ihre Mutter versuchte mit manchmal vier kleinen Jobs gleichzeitig, die Familie über Wasser zu halten. So konnte der Vater weiter seine Artikel schreiben, von denen immer wieder viele abgelehnt und nicht veröffentlicht wurden. Doch Amy konnte sich nicht an einen Tag erinnern, an denen es deswegen oder aus anderen Gründen in der Familie zu Streitereien gekommen wäre. Die einzigen, die sich hin und wieder lautstark stritten, waren sie und ihr Bruder Phil gewesen. Meist ging es da um das Vorrecht, mit Vater zusammen die Äpfel im Garten zu pflücken oder auf Mutters Schoß die Weihnachtsgeschichte zu hören.

Amy schaute verträumt auf ihren immer noch leeren Bildschirm. Hier sollte nun eigentlich die neue Kolumne in Worte gefasst werden, denn der Abgabetermin war schon heute Nachmittag. Sie schaute kurz auf die Uhr an ihrem Handgelenk. In wenigen Minuten musste auch sie los, in die Redaktion. Nun ja, dann musste sie eben an ihrem kleinen Schreibtisch inmitten von sechs anderen Journalisten den Text zusammenschustern. Vielleicht gelang es ihr auf dem kurzen Stück vom Parkhaus zum 37. Stock des Verlagshauses den Kopf ein wenig frei zu bekommen, um dann die Kolumne fertig zu bekommen. Entschlossen klappte Amy den Laptop zu, trank den nun mittlerweile nur noch lauwarmen Kaffee aus und ging ins Badezimmer. In Windeseile zog sie sich an und legte ein leichtes Makeup auf. Ihre kurzen Haare hatten nach ihrer morgendlichen Dusche nun auch ihre richtige Lage gefunden, wobei das im Grunde vollkommen egal war. Amy, die von Natur aus mit Locken gesegnet war, machte sich schon lange nicht mehr die Mühe, ihren Haaren eine besondere Frisur aufzudrängen, denn sie hatten ohnehin einen eigenen Willen. Allerdings hatte sie seit einigen Monaten eine moderne Kurzhaarfrisur, bei welcher ein leichtes Durchkämmen genügte. So sah sie zwar immer etwas verstrubelt am Kopf aus, aber genau das war ihr Stil und sie fand es äußerst passend. Zumal ihr so manche aufwendige Bändigung der Lockenpracht erspart blieb.

Im Auto hörte Amy, so wie jeden Morgen ihren Lieblingssender, der immer die meiste Musik gemischt mit den neuesten Nachrichten aus der Welt der Stars brachte. Das gab ihr meist schon den ersten Ansatzpunkt, um in ihre nächste Kolumne bei „Fashion“ zu starten, denn viele der Themen aus der Glamourwelt waren für die Frauen dieser Welt ausschlaggebend für die eigenen Belange. Während sie sich im zähfließenden Verkehr von New York in Richtung Innenstadt bewegte, wurde von der jungen Moderatorin eine Pressemitteilung verlesen, bei der Amy aufhorchte.

„… Wie aus der Chefetage von „Fashion“, dem angesagtesten Frauenmagazin unserer Stadt zu vernehmen war, wird sich heute Nachmittag entscheiden, welchen Weg die Redaktion in Bezug auf die Neugestaltung der wöchentlichen Kolumnen gehen wird. Angedacht ist unter anderem ein ganz neuer Stil, der vielleicht durch eine Neubesetzung der Stelle erreicht werden könnte. Mister Osborne verriet uns aber noch nicht mehr, also sind wir genauso wir ihr da draußen gespannt, was da auf uns zukommt.“

Amy stellte bei dem nun folgenden neuesten Hit von Lady Gaga den Ton wieder etwas leiser. Sie schaute schnell auf ihr Handy nach dem Datum. Richtig, schoss es ihr durch den Kopf, heute Nachmittag stand ja die Redaktionsversammlung der Superlative statt. Es ging um die Neubesetzung der Stelle, auf die sie schon seit langem hinarbeitete. Unermüdlich hatte sie in den letzten Wochen gearbeitet, in der Hoffnung, für die Herausgeber des Frauenmagazins unentbehrlich zu sein. Und dann fiel ihr die Kolumne ein, die sie heute einreichen musste. Na prima, dachte Amy, das hab ich dann wohl schon halb vermasselt. Amy schlug wütend auf ihr Lenkrad und wurde sich bewusst, wie unvorteilhaft sie sich ausgerechnet heute gekleidet hatte. Mit ihrer Jeans und dem legeren Oberteil sah sie eher aus wie eine Praktikantin als wie eine aufstrebende Kolumnistin eines der angesagtesten Frauenmagazine von ganz New York, wenn nicht der ganzen Vereinigten Staaten. Amy hätte sich ohrfeigen können. Gut, dann eben Plan B, sagte sich Amy nach kurzer Überlegung. Dann wirst du dich jetzt auf deinen süßen Hintern setzen, in null Komma nichts den Text für die Kolumne runtertippen und dann vor Selbstbewusstsein strotzend in die Versammlung gehen. Wie um sich selbst zu bestätigen, fuhr sie sich durch ihr kurzes Haar und schaute sich siegessicher im Rückspiegel selbst in die Augen. Die konnten sie ja schließlich nicht einfach so übergehen, immerhin war sie die Einzige, die im Augenblick zur Verfügung stand. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, denn plötzlich war sie sich sehr sicher, dass der heutige Nachmittag in ihrem beruflichen Leben eine gravierende Veränderung bringen würde. Es war fast so etwas wie eine Beförderung. Immerhin hatte sie die Kolumnen in den letzten Wochen ganz allein geschrieben. Und nun würde ihr heute der Posten offiziell zugesichert. Das bedeutete auch endlich mehr Lohn für ihre Arbeit. Himmlisch!

Amy trat aus dem Fahrstuhl im 37. Stock und ging geradewegs auf den großen Raum an der linken Seite zu, hinter dessen Tür mehrere Schreibtische standen, die nur durch eine dünne Trennwand von jeweils einem Meter Höhe getrennt waren. Ihr Schreibtisch stand an der hinteren Wand und ließ nur Platz für eine kleine Ecke des großen Fensters, weswegen Amy fast immer die kleine Schreibtischlampe im Tiffany-Stil anschaltete. Im Vorbeigehen grüßte sie ihre Kollegen, die ziemlich entspannt über der aktuellen Ausgabe des Magazins oder bei einem kleinen Frühstück saßen. Manche telefonierten und hatten dabei die Füße halb auf dem Schreibtisch liegen, andere hatten sich an der Trennwand zusammengefunden, um sich die neuesten Erlebnisse von zu Hause zu erzählen oder über die Fußballergebnisse zu debattieren. Normalerweise brauchte Amy gute zehn Minuten, bis sie ihren Arbeitsplatz erreicht hatte, da sie in der Regel bei jedem kurz stehenblieb. Doch nicht heute. Heute musste sie sich schnell an die Arbeit machen, wollte sie ihre Kolumne gut und pünktlich abliefern. Und die musste heute einfach noch besser werden, als die letzten. Auch wenn Amy sich ziemlich sicher war, dass die neue Stelle nur auf sie wartete, wollte sie doch den letzten Überzeugungsakt in Schriftform auf den Tisch vom Chef legen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen setzte sie sich also an ihren Rechner und begann zu tippen. Die kurzen Notizen aus ihrem kleinen schwarzen Buch verarbeitete sie im Handumdrehen zu einem Fließtext, der sich ganz gut lesen lies, wie sie gute zwei Stunden später fand. Amy reckte sich und sah erstaunt auf die Uhr. So schnell war ihr der Vormittag in der Redaktion nur selten vergangen. Sie stand auf, um sich in der Teeküche einen Kaffee zu holen, bevor sie sich an die endgültige Überarbeitung und den Feinschliff ihrer Kolumne machte. In der kleinen Teeküche traf sie auf Liz, die heute offensichtlich eher schlechte Laune hatte. „Hi“, sagte Amy und griff nach der Kaffeekanne, in der nicht mehr wirklich viel Kaffee enthalten war. Als von Liz keine Antwort kam, sah Amy sich genauer nach ihr um. „Ist irgendetwas?“, fragte sie dann. Liz schien tief Luft zu holen, bevor sie sich zu Amy herumdrehte. „Hast du geweint?“, fragte Amy nach einem kurzen Blick in die Liz´Augen. „Sehe ich sehr verheult aus?“, kam die Gegenfrage. Amy nickte. Liz nahm ein Tuch von der Küchenrolle und wischte sich damit die Augen trocken und versuchte dabei, nicht zu viel von dem Augenmakeup zu entfernen. Amy, die nun nebenbei damit beschäftigt war, neuen Kaffee aufzusetzen, ließ Liz keinen Moment aus den Augen und wartete darauf, dass diese ihr erzählte, was sie so bedrückte. Nach einer Weile begann Liz zu erklären: „Naja ich habe heute erfahren oder vielmehr herausgefunden, dass mein Freund fremd geht“. Bevor ein neuer Sturzbach Tränen aus den blauen Augen von Liz fließen konnte, trat Amy auf sie zu und nahm sie in die Arme. „Schscht, nicht doch. Heul doch so einem miesen Kerl keine Träne hinterher. Beende die Sache und gut. Der wird noch früh genug merken, welchen Verlust er zu ertragen hat“, sprach sie beruhigend auf die junge Kollegin ein. Diese kämpfte erneut um eine ruhige Atmung, aber sie nickte und blickte erleichtert und dankbar zu Amy. „Ja du hast Recht. Aber es tut trotzdem weh, wenn man bemerkt, wie man vorgeführt wird“, gab Liz zurück. „Ja das denke ich mir. So etwas hat auch niemand verdient, schon gar nicht du. Aber du wirst sehen, du wirst schon noch einen vernünftigen Kerl finden, der zu dir steht, der alles für dich tut und dem du nicht egal bist oder so“, antwortete Amy und drückte nun endgültig auf den Startknopf der Kaffeemaschine. Liz versuchte zu lächeln, schniefte ein letztes Mal und ging dann zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Als Amy ihr kurz darauf folgte, formte Liz mit den Lippen ein lautloses „Danke“ und schenkte Amy noch einmal ein Lächeln. Amy lächelte zurück und ließ sich an ihrem Platz nieder, um ihre Kolumne zu vollenden. In Gedanken war sie aber immer noch bei Liz und deren Ärger. Fast augenblicklich schweiften auch Amy´s Gedanken ab zu ihrer eigenen Beziehung. Mit Bob lief es in letzter Zeit nicht wirklich gut und oft genug wünschte sich Amy die Zeit zurück, in der sie allein lebte. Doch wenigstens ging Bob nicht fremd oder suchte zeitweiliges Vergnügen bei Frauen, die man dafür bezahlte. Vielleicht sollte ich in meiner nächsten Kolumne darüber berichten, wie es bei den Promifrauen ist, wenn der Partner fremdgeht, wie sie damit umgehen und wie man das verhindern kann, dachte sich Amy. Damit war das Thema nun für sie abgeschlossen und sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Den nur noch lauwarmen Kaffee trank sie dabei, ohne zu merken, wie kalt er in Wirklichkeit war.

Zufrieden lächelnd druckte Amy einige Zeit später ihre fertige Kolumne aus und machte sich auf, diese ihrem Chef zu bringen. Mr. Osborne, ein Mann von alter Schule saß mit einer kalten Zigarre im Mundwinkel an seinem uralten Schreibtisch, der wohl noch aus den Zeiten der Dinosaurier stammen musste, wie Amy im Stillen immer dachte. Um ihn herum lagen mehrerer Papierstapel, alte Ausgaben des „Fashion“ sowie zahlreiche zerknüllte Papierseiten. Amy hatte sein Büro noch nie wirklich anders oder gar aufgeräumt gesehen. Im Gegenteil, sie konnte sich noch daran erinnern, als die Putzfrau vor einigen Jahren neu bei ihnen angefangen hatte. Die gute Frau hatte sich die Mühe gemacht und hatte wirklich alles in Mr. Osborne´s Büro aufgeräumt und sorgsam gestapelt. Doch Mr. Ossi, wie ihn alle hier liebevoll nannten, wischte mit einer Handbewegung wieder alles vom Tisch und vom Regal. Das sei seine Inspiration, hatte er damals gesagt und der Putzfrau verboten, jemals wieder irgendetwas in seinem Büro zu ordnen. Auch wenn Mr. Osborne einige Kilo mehr auf den Rippen hatte, er erinnerte Amy immer an ihren Vater. Denn auch dieser hatte sich nicht mit einem Computer anfreunden können. Er schrieb, genau wie Mr. Osborne jetzt, alles mit der Hand. Nur bevor er es einer Zeitung anbot, hatte er die alte Schreibmaschine hervorgeholt und alles abgetippt. Dann, so erinnerte sich Amy vibrierte das alte Haus förmlich unter den Einschlägen auf den schwergängigen Tasten.