Verboten gut! Serienrausch - Oliver Geissen - E-Book

Verboten gut! Serienrausch E-Book

Oliver Geissen

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Beschreibung

Komm', eine Folge schaffen wir noch. Und den Anfang der nächsten! Oliver Geissen ist bekennender Serienjunkie und nimmt, wenn er sie nicht streamen kann, auch schon mal den DVD-Player mit in den Urlaub. Wehe dem, der ihm ein Staffelfinale spoilert! Dann lieber schnell alle Episoden binge watchen!

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Oliver Geissen

Verboten gut!Serienrausch

Knaur e-books

Über dieses Buch

Oliver Geissen ist bekennender Serienjunkie und nimmt, wenn er sie nicht streamen kann, auch schon mal den DVD-Player mit in den Urlaub. Wehe dem, der ihm ein Staffelfinale spoilert! Dann lieber schnell alle Episoden binge-watchen!

Inhaltsübersicht

Angefixt: wie es losging mit mir und den SerienDer große Moment von 24Geht es auch etwas familientauglicher?Completely Lost?Die Entdeckung tödlicher LangsamkeitDie nächste Brücke nach NordenSex und mein New YorkDexter im GepäckStarker TobakLehren aus dem Haus des GeldesHamady schon erwähnt?Mit neuem Blick für die AusstattungAlles oder nichtsMein LieblingsanwaltVon guten Ehefrauen und anderen Fragen der MachtEs ist zum VerrücktwerdenSüchtig nach der nächsten SerieVon Macht und KorruptionÜberleben unter PolitikernAlles andere als unschuldigUnblutig, aber gar nicht blutleerSchuldig oder nicht schuldig, das ist hier die FrageSerienliebe
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Angefixt: wie es losging mit mir und den Serien

Versucht man, den zeitlichen Startschuss für Serien zu benennen, gehen die Meinungen weit auseinander. Für die einen waren Denver, Dallas und Co. in den 1980ern bereits die Vorreiter, für die anderen ging es erst etwas später, Anfang der 2000er-Jahre, so richtig los.

Ich zähle mich da ganz klar zum Team der 2000er. Natürlich habe ich (oft zusammen mit meinen Eltern) auch den Hype um Dallas und Denver erlebt. Dallas lief immer dienstags um 21:45 bis 22:30 Uhr, und Denver kam mittwochs 21 Uhr bis 21:45 Uhr. Die erste Folge Dallas flimmerte 1981 über die deutschen Bildschirme, da war ich gerade zwölf Jahre alt. Meine Eltern waren der Meinung, dass eines der beiden Formate für ’nen Zwölfjährigen vor allem zu der Uhrzeit absolut ausreicht. War ohnehin schon schwer genug, sie davon zu überzeugen, dass ich überhaupt was davon sehen konnte. Ich durfte wählen, und Dallas hat das Rennen gemacht, ich glaube aber, es waren nicht die Inhalte, sondern die spätere Anfangszeit gab hier den Ausschlag.

Ganz ehrlich, einmal pro Woche 45 Minuten, das ist schon ein echt hartes Methadon-Projekt. Gerade wird es spannend, die Protagonisten stehen sich vor Wut schnaubend mit geballten Fäusten Stirn an Stirn gegenüber oder liegen endlich aufeinander – oder noch schlimmer, der Maulwurf soll gerade enttarnt werden –, da schrubbt schon der Abspann ins Bild und lässt einen ziemlich schockiert zurück. Nichts mit Abspann überspringen und die nächste Folge geht los – geschweige denn am nächsten Tag blaumachen und das Ding einfach mal bis morgens um fünf durchziehen.

Nein, in den 1980ern wurde sich eine Woche lang geduldet, bis der Vorspann endlich wieder lief und eine fünfminütige Zusammenfassung der letzten Folge zu sehen war, bevor man dann tatsächlich wieder mit Frischfleisch versorgt wurde. Schon erstaunlich, wie genügsam man da so war.

Dank des technischen Fortschritts – erst die DVDs, inzwischen die Streaming-Plattformen – hat sich ein deutlich aktiveres Serienkonsumieren bei uns breitgemacht. Netflix, Amazon Prime und Co. wachsen und wachsen und produzieren und produzieren. Zum Glück.

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Der große Moment von 24

Für mich begann der ganze Serienwahn, und das meine ich höchst positiv und voller Euphorie, Anfang der 2000er. Ganz konkret war es die Serie 24 mit Hollywoodstar Kiefer Sutherland alias Jack Bauer, die mir den Einstieg in die Welt der Serien schmackhaft machte.

Jack Bauer war ein Agent der CTU, einer Antiterroreinheit in den USA. Dieser Jack Bauer konnte alles, er war Chuck Norris und Rambo in einer Person. Aber im Gegensatz zu den beiden anderen Problemlösern hatte Jack Bauer die Handynummer des amerikanischen Präsidenten. Damals noch ein Mann, wie man sich einen amerikanischen Präsidenten vorstellt, und nicht so ein Vollidiot wie Sonnenbank-Donald.

Jack und der Präsident schlossen Freundschaft und meisterten die größten Krisen. Egal ob eine Atombombenexplosion in LA oder Giftgas-Anschläge, bei 24 wurde keine Idee der Autoren für eine echte Krise ausgespart und acht Staffeln lang abgearbeitet. Herausgekommen ist eine unfassbar spannende Serie mit wirklichem Suchtfaktor. Und ich spreche nicht von Bildungsfernsehen oder einer Arte-Eigenproduktion. Hier geht es schlichtweg um seichte Unterhaltung. Die ist aber außergewöhnlich gut gemacht, und die Spannung, ja die Qualität insgesamt steigert sich von Staffel zu Staffel. Und natürlich, Achtung Spoiler, wird der Präsident in einer späteren Staffel erschossen, Jack Bauer gerät selbst unter Verdacht, wird weltweit gesucht, nimmt sich der Sache dann aber ernsthaft an und deckt eine Riesenverschwörung auf, hinter der der neue Präsident steckt. Trump lässt grüßen.

Ich bin mir sicher, dass der weltweite Erfolg von 24 auch auf die damals revolutionären handwerklichen Stilmittel zurückzuführen ist. Die Produzenten hatten sich entschlossen, ihre Serie in Echtzeit zu zeigen – was auf den ersten Blick nicht jedem Konsumenten gleich verständlich war. Doch 24 Folgen à 60 Minuten in Echtzeit hieß nicht, dass, als der Startschuss einmal gefallen war, alle 24 Folgen am Stück in einer Marathonsitzung durchgeguckt werden mussten. Es ging vielmehr darum, dass unser Held Jack Bauer 24 Stunden lang Zeit hat, in die Krise hineinzuschlittern, sie mit Kumpels und Kollegen (wenn ich erst anfange, die alle zu beschreiben … Ich bin Fan! Von euch allen!), also mit vereinten Kräften, zu bekämpfen, um dann regelmäßig, Staffel für Staffel, in der 24. Folge alles geklärt zu haben.

Ausgesprochen gutes Timing hat er, der Teufelskerl. Für mich klappt das hervorragend, mir passt das ausgesprochen gute Zeitgefühl.

Wenn Sie wie ich damals durch vorherige Serien an einen Ablauf gewöhnt waren, wo gewisse Dinge nicht passieren, weil sie vielleicht zu grausam oder einfach nicht vorstellbar sind, überschreitet 24 diese Grenzen, und zwar mit ganz großen Schritten. Da drohen Terroristen damit, in L.A. eine Atombombe zu zünden. Normalerweise kommt es, sind wir mal ehrlich, in den meisten Fällen zwar zu einer brenzligen Situation, die am Ende dann aber in letzter Sekunde spektakulär geklärt wird. Nicht bei 24. Boom.

Um die Gleichzeitigkeit der Ereignisse abzubilden, haben die Produzenten verstärkt auf sogenannte Splitscreens gesetzt, d.h., auf dem Bildschirm sind manchmal zwei bis drei Bildschirme unterteilt zu sehen, und auf jedem ein unterschiedlicher Handlungsstrang. Man behält so den Überblick, was alles gerade zeitgleich an den anderen Orten passiert. Und glauben Sie mir, es hat immer überall gleichzeitig gebrannt. Ich habe als Zuschauer manchmal das Gefühl, außer Atem zu kommen. Meine Frau und ich saßen häufig bis frühmorgens mit schwitzigen Händen am Bettrand und schossen die Folgen im Dauerfeuer-Modus nur so ab. Die Augen geschwollen vor Schlafdefizit gelang es uns, den folgenden Tag irgendwie rumzukriegen.

Aber es ist ja nicht so, dass wir aus unseren Fehlern nicht lernen würden. Danach wussten wir immer, wie wir uns am nächsten Tag fühlen würden – das traf uns nie wieder unvorbereitet … Schön wär’s: Damit uns nicht wieder so ein Horrortag bevorstand, schworen wir uns für den kommenden Abend, nicht etwa früher Schluss zu machen, nein, die Lösung war: Wir würden einfach früher anfangen, ha.

Kiefer Sutherland wurde übrigens, nachdem er für Jack Bauer unterschrieben hatte, das nahe Ende seiner schauspielerischen Karriere prognostiziert. Kollegen belächelten ihn, und der Legende nach sollen ihm alle, ausnahmslos alle, von der Rolle abgeraten haben. Er würde danach nicht einen Meter mehr in Hollywood drehen, weil er dann halt eine Art »Serienstempel« hätte.

Für Kiefer Sutherland war es jedenfalls nicht nur wirtschaftlich der Coup seines Lebens. Bei 24 die Hauptrolle zu übernehmen, später sogar als Producer, war eine Entscheidung, die er bestimmt unterm Strich nicht bereut hat.

Und heute? Heute reißen sich die Hollywood-Größen darum, eine Rolle in einer renommierten Serie zu ergattern. Serien sind sowohl wirtschaftlich als auch in der öffentlichen Wahrnehmung das neue Hollywood. Meine Lieblings-Serienstars haben mindestens so viele Follower wie die Mega-Hollywood-Größen aus Film-Klassiker-Zeiten. Zeitenwende. Nur der Ort Hollywood, der ist geblieben.

Im September 2003, also fast zwei Jahre nach dem Start in den USA, fing Jack an, auch bei uns in Deutschland die Welt zu retten, ganz konkret bei RTL2. Ich war gerade im vierten Jahr bei RTL und hatte regelmäßige Treffen mit meinem damaligen Chef Gerhard Zeiler. Richtig guter Typ, souverän, cooler Humor, und er kannte alle Quoten vom Vortag inklusive aller Marktanteile bis auf die Stelle nach dem Komma auswendig – unglaublich.

Ich saß also mit Zeiler zusammen, und nachdem wir unsere Dinge geklärt hatten, stellte er mir noch 24 vor, eine neue Serie, von der er mir vorschwärmte. Die hatten sie gerade frisch in den USA eingekauft. Damals entschied Zeiler, wo was bei welchem Sender aus der RTL-Familie (RTL, RTL2, Vox etc.) laufen sollte. Er hatte die Idee, 24 ähnlich wie den »Dschungel« – ihr wisst, ich meine Ich bin ein Star, holt mich hier raus – beim Hauptsender RTL einzuslotten, das heißt, täglich ins Programm zu holen! Was für eine geile Idee! Zwölf Tage lang immer als Doppelfolge – ich muss gestehen, ich kann nicht mit Gewissheit sagen, ihn in seiner Idee bestärkt zu haben … Ich weiß einfach nicht mehr, was ich damals von dieser Idee gehalten habe.

Dem Muttersender RTL ging es 2003 bombe, es gab kaum Schwachstellen im Programm. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum sich Zeiler gegen diese Taktung entschied und er Jack Bauer stattdessen am späten Montagabend bei RTL2 einmal in der Woche von der Leine ließ. Die Quoten waren überschaubar. Das ist für mich als Fan heute kaum zu glauben, warum da nicht mehr Zuschauer angefixt waren.

Wie die ganze Sache im täglichen Programm von RTL gelaufen wäre, ist natürlich reine Spekulation.

24 war aber auf alle Fälle für viele neuartige Serien der Türöffner. Der ganz große Erfolg in Deutschland im Live-TV blieb zwar aus, aber weltweit war es ein Durchbruch, und letztendlich ist das die harte Währung. Die Macher haben gezeigt, wie eine zeitgemäße Serie auszusehen hat, die mit Suchtfaktor daherkommt, und der Markt orientierte sich von da an neu.

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Geht es auch etwas familientauglicher?

Die etwas handfesteren Serien à la 24, Game of Thrones oder später auch Vikings haben im Laufe der Jahre ihr festes Stammpublikum gefunden. Serien wie diese sollten aber nicht zwingend als Unterhaltungsprogramm für den sonntäglichen Familienabend gewählt werden. Würde man aus Jugendschutzgründen an den kniffeligen Stellen vorspulen, würde sich die Sendezeit dramatisch verkürzen. Dann würde das ganze Spektakel am Ende wahrscheinlich auch gar keinen Sinn mehr ergeben. Interessant wäre es, hätte man noch eine zweite »alterspolitisch korrekte« Fassung, bei der sich nicht immer ein Erwachsener schützend vor den Bildschirm werfen muss, wann immer jemand stirbt, gefoltert oder verstümmelt wird – oder sich in epischer Breite fortpflanzt. Gut, geht so in Richtung Playstation V und hätte bestimmt auch seinen Unterhaltungswert, ist aber, glaube ich, nicht die Grundidee einer modernen Action-getriebenen Serie.

Sollten Sie aber auf der Suche nach einer familientauglichen Serie sein, habe ich eine glatte Eins plus für Sie: Modern Family. Diese Serie ist übrigens ein Tipp von Barack Obama. Er hat sich 2009 in einem Interview als Fan geoutet und beschrieben, wie er mit seiner Familie diese Serie tatsächlich Minute für Minute buchstäblich inhaliert hat.

Modern Family begleitet – wie der Name schon verrät – drei moderne, zeitgemäße Familien mit einem überragenden Ed O’Neill in seiner Rolle als Familienoberhaupt Jay Pritchett. Nein, ich sage es besser, wie es ist, er ist ein Patriarch. Wer geglaubt hat, Ed O’Neill hätte die Rolle seines Lebens als Al Bundy bereits abgedreht, wird nach weniger als der ersten Folge der elf Staffeln Modern Family seine Meinung revidieren. O’Neill ist einfach ein Brett.

Ed O’Neill als Jay Pritchett ist verheiratet mit der viel, viel jüngeren Gloria. Gloria, Kolumbianerin, megasexy (ist jugendfrei, weitgehend, echt!), nimmt die Sachen gerne selbst in die Hand und bringt ihren kleinen Sohn Mani mit in die Ehe, der sehr speziell ist und für sein Leben gern Espresso trinkt. Tochter Claire ist mit Phil verheiratet und hat drei Kinder: Alex, ein Mädchen, und megaschlau. Luke, der oft für dumm gehalten wird. Und Haley, die sehr hübsch, aber nicht die hellste Kerze auf der Torte ist.

Sohn Mitchell adoptiert mit seinem Lebensgefährten ein vietnamesisches Mädchen namens Lily. Können Sie noch folgen? Das muss man eben gesehen haben, aber sonst hilft Wikipedia hier auch mit einem veritablen Stammbaum weiter. Faktenchecker vor.

Mal abgesehen von den großartigen schauspielerischen Leistungen von jedem Einzelnen dieses Casts, lebt die Serie von den Geniestreichen der Autoren. Ich glaube, es ist inzwischen eine überschaubare Aufgabe für einen in der Richtung geübten Autor, Gags am Fließband zu schreiben, ohne auch nur einmal ins Schwitzen zu geraten, weil es gerade nicht so flutscht. Die Autoren von Modern Family spielten allerdings in einer ganz anderen Liga, der Champions League dieses Berufszweigs. Neben den klassischen Brüllern und Schenkelklopfern liefern sie hier ganz viel Gefühl, und zwar ein warmes, wohliges Gefühl. Der Humor kommt mit einem Augenzwinkern, dass man sich selbst breit grinsend wiederfindet und dem man sich einfach nicht entziehen kann.