Verdammte Deutsche! - Gerhard Seyfried - E-Book

Verdammte Deutsche! E-Book

Gerhard Seyfried

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Beschreibung

Ein deutscher Spion, eine Verschwörungstheorie und ein unglaubliches Stück Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs

Als der deutsche Marineoffizier Adrian Seiler im Sommer 1911 nach London geschickt wird, um an der Botschaft auszuhelfen, ahnt er nicht, was ihm bevorsteht. Er weiß nicht, dass in England eine hysterische Angst vor deutschen »Schläfern« und Spionen herrscht. Dass er deshalb von einem englischen Agenten überwacht wird. Dass er sich ernsthaft verlieben wird, ausgerechnet in Vivian, die Tochter des deutschstämmigen Buchhändlers Peterman. Dass er sich zu einem der ersten professionellen Spione umfunktionieren lassen wird und somit Vivian, deren Vater und sich selbst aufs Äußerste gefährdet.

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Seitenzahl: 569

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Gerhard Seyfried

Verdammte Deutsche!

Roman

Knaus

Die Entwicklung und Tätigkeit der Geheimdienste N und Secret Service Bureau (Vorläufer des MI5) in den Anfangsjahren 1911 bis 1914 ist nach sorgfältigen Recherchen dargestellt. Frei erfunden ist hingegen die Handlung um die ebenfalls erfundenen hauptsächlichen Protagonisten Adrian Seiler, Vivian Peterman und Randolph Drummond. Bei der Darstellung der historischen Personen Gustav Steinhauer und William Melville habe ich mir einige Freiheiten genommen.

G. S.

1. Auflage

© Copyright 2012 beim Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-08152-2

www.knaus-verlag.de

»Die Invasion Englands ist kein ›Schreckgespenst‹, sondern eine harte Tatsache und wir müssen uns ihr stellen, wollen wir nicht der ›gepanzertenFaust‹ des Kaisers zum Opfer fallen.«

1911

Berlin, Hallesches Ufer, 29. Juni 1911, Donnerstag

Seit Wochen herrscht in Berlin drückende Hitze. Über dem Asphalt flimmert die Luft. Zur Mittagszeit sind nur wenige Fußgänger unterwegs, aber auf der Straße am Halleschen Ufer braust der Verkehr: Automobile, Omnibusse mit offenem Oberdeck, erschöpfte Pferde vor Droschken und Brauereiwagen.

Im Schatten der Kastanien am Landwehrkanal stehen zwei Männer und schauen einem qualmenden Schlepper nach, der mit Ziegelsteinen beladene Finowkähne zieht. Einer der beiden trägt die dunkelblaue Uniform eines Marineoffiziers im Kapitänsrang, goldene Knöpfe und Ärmelstreifen blitzen im Sonnenlicht, das durch das Laub spielt. Sein Begleiter ist ein Zivilist, ein stämmiger Mann mit Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart, in einem etwas zerknitterten blaugrauen Sommeranzug, auf dem Kopf eine Kreissäge, wie die leichten Strohhüte genannt werden. Eben taucht der letzte Ziegelkahn in den Schatten der Großbeerenbrücke ein, und der Zivilist schnippt den Rest seiner Zigarre ins braungrüne Wasser des Kanals.

Der bärtige Offizier räuspert sich: »Sehen Sie, Steinhauer, das Problem ist, die Abteilung kann so gut wie keine Erfolge vorweisen. Existiert jetzt knapp zehn Jahre, mit nur drei Mann, von Ihnen mal abgesehen, und einem lächerlich geringen Budget. Wenn sich das nicht ändert, wird man uns früher oder später als überflüssig auflösen.«

Steinhauer nimmt den Strohhut ab und tupft sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

»Das alte Lied«, seufzt er, »kein Geld. Ohne Geld keine Agenten. Jedenfalls keine guten.«

»Eben. Nun, gestern war ich zum Vortrag bei Tirpitz bestellt und mußte mir Vorwürfe anhören, weil wir so wenig Nachrichten aus England liefern. Die Aufklärung dort muß unbedingt forciert werden, sagt mir sein Stabschef. Im Gegensatz zum Generalstab ist die Exzellenz der Ansicht, daß im Konfliktfall Großbritannien in die Reihe möglicher Gegner aufrückt.«

»Aha. Mal wieder eine Strategieänderung«, bemerkt Steinhauer.

»Tja. Wir sollen uns weniger um die Flotten der Franzosen und Russen kümmern, sondern uns auf die Royal Navy konzentrieren. Hab die Exzellenz auf unseren chronischen Geldmangel hingewiesen und immerhin erreicht, daß man uns den Jahresetat um zehntausend Mark aufstockt.«

Steinhauer zuckt die Achseln. »Ein Tropfen auf den heißen Stein.«

Er weiß, daß N zuwenig Agenten in England hat. Eigentlich so gut wie keine. Die wenigen Spione, die sie dorthin geschickt haben, haben sich bisher allesamt als untauglich erwiesen. Ein paar dieser Männer waren im Gefängnis rekrutiert worden, gegen Straferlaß, um Geld zu sparen. Betrüger und Hochstapler, ja, aber man hoffte, die wären besonders gewieft und risikobereit. Doch was diese Leute lieferten, wenn überhaupt, war entweder unbrauchbar oder unglaubwürdig. Die wichtigsten Nachrichtenquellen der Abteilung für die zweiwöchentlichen Berichte an die Admiralität waren immer noch die britischen Zeitungen.

Unter dem Mützenschirm zieht der Kapitän die Brauen zusammen. »Und zum Abschied überreichte man mir einen Wunschzettel, mit dem dezenten Hinweis ›binnen Jahresfrist‹.«

»Was steht denn ganz oben auf der allerhöchsten Wunschliste, wenn ich fragen darf, Herr Kapitän?«

Der Offizier sieht sich um, ob niemand zuhören kann, aber sie sind ganz allein auf dieser Straßenseite. Trotzdem dämpft er seine Stimme: »An erster Stelle Rosyth am Firth of Forth. Oben in Schottland. Die Briten errichten dort einen großen Flottenstützpunkt. Wir wissen nichts darüber, wie der Ausbau fortschreitet, nur, daß er im Budgetjahr 1903 beschlossen worden ist. Die Arbeiten begannen angeblich erst im Sommer 1909. Das ist alles, Ende der Fahnenstange. Haut natürlich nicht hin, wir sind schließlich der Marinegeheimdienst.«

Er schüttelt ärgerlich den Kopf. »Letztes Jahr haben wir einen Mann hingeschickt, der sich das ansehen sollte. Das ist jetzt acht Monate her. Bis heute haben wir nichts von ihm gehört. Ist geschnappt worden oder hat unser Geld eingesteckt und sich damit aus dem Staub gemacht.«

»Rosyth?« Steinhauer zupft nachdenklich an seinem Schnurrbart. »War da nicht neulich ein Artikel in der britischen Presse, in dem kritisiert wurde, daß der Aufbau der Basis so langsam fortschreitet? Ich glaube, es hieß unter anderem, die Admiralität sei nicht mehr sicher, ob der Platz geeignet sei, und wolle die Flotte lieber weiter im Norden stationieren.«

Der Kapitän wiegt den Kopf. »Ja, hab ich auch gelesen. Hab da aber meine Zweifel. Könnte eine Finte sein, um uns glauben zu lassen, daß dort nicht viel passiert.«

Er macht einen Schritt zur Seite, um im Schatten zu bleiben, und sagt: »Sollten uns eine Scheibe von den Briten abschneiden. Die sind ganz schön aktiv bei uns. Immer öfter werden Leute erwischt, die Pläne und geheime Unterlagen stehlen, neulich sogar ein Werftbeamter. Letzten August hat die Geheimpolizei zwei englische Offiziere auf Borkum verhaftet, die dort die Festungsanlagen ausspioniert haben. Sie erinnern sich, der Fall Brandon und Trench.«

Er schaut stirnrunzelnd auf seine staubig gewordenen Schuhe, dann räuspert er sich: »Wie auch immer, ich möchte, daß Sie sich von jetzt an ganz auf England konzentrieren, Steinhauer. Tun Sie Ihr Möglichstes, um die Nachrichtenbeschaffung dort in Schwung zu bringen.«

»Jawohl, Herr Kapitän. Allerdings, es fehlt uns leider an geeigneten Leuten, die sich in Marinedingen auskennen.«

Über dem Kanal donnert ein gelber Zug der Hochbahn vorbei. Der Offizier wartet, bis der Lärm verklingt, und antwortet: Ich weiß. Aber ein Anfang ist gemacht. Kapitän Widenmann, unser Attaché an der Londoner Botschaft, hat einen Marineoffizier angefordert. Er braucht einen zuverlässigen Mann mit Sachkenntnis und besonders guten Englischkenntnissen, der ihm bei der Dokumentation der Flottenparade im Spithead helfen soll. Die Anfrage ist an uns weitergeleitet worden, und wir haben etwa hundert Personalakten durchgesehen. Einer schien mir gleich in mehreren Punkten geeignet: Anfang des Jahres zum Oberleutnant zur See befördert und zur U-Boot-Flottille versetzt worden. In England aufgewachsen, Vater einer der -Direktoren. Auf den Mann setze ich persönlich große Hoffnungen. Er ist schon unterwegs nach London. Mal sehen, wie er sich dort macht.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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