Verfluchte Tage - Iwan Bunin - E-Book

Verfluchte Tage E-Book

Iwan Bunin

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Beschreibung

Das literarische Tagebuch der russischen Revolution Erstmals auf deutsch liegt mit "Verfluchte Tage" das Tagebuch Iwan Bunins aus der Zeit des russischen Bürgerkriegs vor. Durch Rückgriffe auf die vorrevolutionäre Zeit und die Tage der Februarrevolution entsteht ein bedeutendes - und in seiner Vehemenz singuläres - Zeitzeugnis, in dem Bunins ablehnende Haltung gegenüber der Revolution unverhüllt zum Ausdruck kommt. "Verfluchte Tage" ist kein Tagebuch im üblichen Sinne, sondern ein streng durchkomponiertes literarisches Werk. Es fußt auf den Notizen, die Bunin unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse 1918/19 in Moskau und Odessa gemacht hat. Ereignisse, die nicht nur für sein Heimatland, sondern auch für sein persönliches Schicksal entscheidend waren und dazu führten, daß er 1920 Rußland für immer verließ. "Okajannye dni" erschien in Buchform erstmals 1935 bei Petropolis in Berlin und gilt als ein Schlüssel zum Verständnis Bunins.

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Seitenzahl: 253

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IWAN BUNIN

VERFLUCHTE TAGE

Ein Revolutionstagebuch

Aus dem Russischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Dorothea Trottenberg und mit einem Nachwort von Thomas Grob

DÖRLEMANN

Die vorliegende Übersetzung folgt der russischen Ausgabe »Okajannye dni« in: Iwan Bunin. Sobranie sotschinenij I. A. Bunina. Bd. X. Okajannye dni. Berlin: Petropolis 1935. S. 35–207. Die Übersetzung wurde gefördert vom Literarischen Colloquium Berlin mit Mitteln der Stiftung Pro Helvetia. Die Übersetzerin dankt dem Deutschen Übersetzer-Fonds für die Teilnahme an der Deutsch-Russischen Übersetzerwerkstatt, Petersburg 2004. eBook-Ausgabe 2014 Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten © 2005 Dörlemann Verlag AG, Zürich © 1935 The Estate of Ivan Bunin Umschlagfoto: Iwan Bunin, Odessa 1918 Lektorat: Katharina Narbutovič Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-908778-56-1www.doerlemann.com

Iwan Bunin»Sommer 1918, nach der Flucht aus Moskau, bei Odessa«

MOSKAU, 1918

1. Januar (alten Stils)

Dieses verwünschte Jahr ist zu Ende. Doch was weiter? Vielleicht kommt etwas noch Schrecklicheres. Wahrscheinlich sogar.

Aber allerorten geschieht Erstaunliches: Aus irgendeinem Grunde sind fast alle ungemein vergnügt– wem man auf der Straße auch begegnet, jeder strahlt dich an:

»Ach lassen Sie es gut sein, Verehrtester! In zwei, drei Wochen werden Sie sich schämen…«

Forsch und mit vergnügter Liebenswürdigkeit (aus Mitgefühl mit mir Dummkopf) drückt er mir die Hand und läuft weiter.

*

Heute schon wieder so eine Begegnung, Speranski von den Russkije Wedomosti. Danach begegnete ich in der Mersljakowski-Gasse einer alten Frau. Sie blieb stehen, stützte sich mit zitternden Händen auf ihren Krückstock und fing an zu weinen:

»Gnädiger Herr, laßt mich nicht verhungern! Wo sollen wir denn hin? Es ist aus mit Rußland, für dreizehn Jahre ist es aus, sagt man!«

7. Januar

War auf der Sitzung des Verlags der Schriftsteller, eine phänomenale Neuigkeit: Sie haben die »Konstituierende Versammlung« aufgelöst.

Über Brjussow: orientiert sich immer mehr nach links, »beinahe schon ein echter Bolschewik«. Kein Wunder. 1904 pries er die Autokratie, forderte (ganz Tjutschew!) die unverzügliche Eroberung von Konstantinopel. 1905 erschien er mit Kinshal in Gorkis Borba. Als der Krieg mit den Deutschen ausbrach, wurde er Hurrapatriot. Und jetzt Bolschewik.

5. Februar

Seit dem ersten Februar soll der Kalender neuen Stils gelten, haben sie angeordnet. Die haben heute also schon den achtzehnten.

Gestern war ich auf der Versammlung von Sreda. Es waren viele »Junge« da. Majakowski, der sich im allgemeinen recht anständig aufführte, auch wenn er sich die ganze Zeit plebejisch selbstbewußt gab und eine einfältige Sturheit im Urteil zur Schau stellte, trug ein Hemd mit Schillerkragen ohne Krawatte und hatte aus einem unerfindlichen Grund den Jackenkragen hochgeschlagen– so gehen schlecht rasierte Personen, die in schäbigen Absteigen logieren, morgens zum Abtritt.

Ehrenburg und Wera Inber lasen. Sascha Koiranski sagte über sie:

Es heult ganz laut der Ehrenburg,

Begierig stimmt die Inber ein,

Nicht Moskau, auch nicht Petersburg

Kann ihnen Ersatz für Berditschew sein.

6. Februar

In den Zeitungen Berichte über den Beginn der deutschen Offensive. Alle sagen: »Hoffentlich!«

Gingen zur Lubjanka. Mancherorts »Meetings«. Ein Rothaariger in einem Mantel mit rundem Persianerkragen, mit buschigen roten Augenbrauen, frischrasiertem, gepudertem Gesicht und Goldplomben im Mund, spricht eintönig, als würde er vorlesen, über die Ungerechtigkeiten des alten Regimes. Ein stupsnasiger Herr mit hervortretenden Augen widerspricht ihm erbittert. Ein paar Frauen mischen sich hitzig im unpassenden Moment ein, unterbrechen die Diskussion (eine prinzipielle, wie der Rothaarige es ausdrückt) mit Einzelheiten und hastigen Erzählungen aus ihrem persönlichen Leben, die beweisen sollen, daß weiß der Teufel was vor sich geht. Ein paar Soldaten, die offenkundig überhaupt nichts verstehen, jedoch wie immer etwas (genauer: alles) anzweifeln, schütteln mißtrauisch die Köpfe.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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