Verführerische Verwandlung - Cara Summers - E-Book

Verführerische Verwandlung E-Book

Cara Summers

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Beschreibung

Nach einer heißen Liebesnacht mit Sean hat Natalie schnell Lust auf eine Fortsetzung. Aber der sexy Detektiv scheint sich in den Kopf gesetzt zu haben, mit keiner Frau mehr als einmal zu schlafen. Also muss Natalie sich verwandeln: in die sinnliche Verführerin Rachel, das sexy Model Calli...

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Seitenzahl: 203

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IMPRESSUM

Verführerische Verwandlung erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Carolyn Hanlon Originaltitel: „The Proposition“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 22 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Umschlagsmotive: Photographee.eu / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733778965

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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PROLOG

Sommer 1999

Harry Gibbs liebte sein risikoreiches und abenteuerliches Leben als internationaler Juwelendieb.

Sicher, er war von Geburt an gerissen gewesen und hatte Glück gehabt. Und was seine anderen Talente betraf – sein besonderes Geschick, Schlösser zu öffnen und sein Fähigkeit, sich zu verkleiden – nun, diese Talente hatte er über die Jahre perfektioniert.

Er hatte es weit gebracht. Auf dem Balkon seiner toskanischen Villa stehend, überblickte er die Weinberge, die in goldenes Sonnenlicht getaucht waren. Er besaß auch ein Cottage in Dublin und ein Apartment in Paris, doch hier, in der Toskana, hielt er sich zwischen zwei Jobs am liebsten auf.

Man könnte es ein perfektes Leben nennen.

Harry unterdrückte einen Seufzer. Kein Leben war perfekt, und das wusste er besser als die meisten Männer. Das Leben verlangte Entschlüsse. Vor zehn Jahren hatte er eine weit reichende Entscheidung getroffen – er hatte seine Frau und seine zehnjährigen Töchter – die Mädchen waren Drillinge – verlassen, um seine Karriere als Meisterdieb wieder aufzunehmen.

Seine Frau hatte gewünscht, dass er mit seiner Familie ein normales Leben führte. Das war auch sein Wunsch gewesen. Zehn Jahre lang hatte er es versucht, doch letztendlich hatte er einsehen müssen, dass er für ein normales Leben nicht geschaffen war.

Die Sonne ging langsam unter, die Schatten wurden länger. Harry seufzte. Es war kein Tag vergangen, an dem er seine Familie nicht vermisst hatte. Und an diesem herrlich warmen Sommerabend, dem zwanzigsten Geburtstag seiner Töchter Natalie, Corinne und Sierra, vermisste er sie mehr denn je.

Er schlenderte in den Salon, trat an die Bar und schenkte sich Champagner ein. Noch sechs Jahre musste er warten. Seine Frau Amanda und er hatten sich darauf geeinigt, dass er bis zu ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag keinen Kontakt zu den Mädchen aufnehmen würde.

Heute Abend erschienen ihm die sechs Jahre wie eine Ewigkeit. Neuerdings hatte er immer häufiger das Gefühl, ihm liefe die Zeit davon.

Er ging hinüber an seinen Schreibtisch, nahm das Fotoalbum und schlug die Seite mit den drei Fotos seiner ältesten Tochter Natalie auf. Dann hob er das Glas.

„Auf meine couragierte Natalie“, murmelte er. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“

In mancher Hinsicht glich sie ihm. An dem eiskalten Getränk nippend, betrachtete er die Bilder. Es waren seine Lieblingsfotos. Das erste hatte er aufgenommen, als ihr die Mandeln entfernt wurden. Sie war damals zwölf gewesen, und er hatte die Nacht nach der Operation zusammen mit Amanda an ihrem Bett gewacht, was Natalie jedoch nicht mitbekommen hatte. Das zweite zeigte Natalie bei der Abschlussfeier der Schule. Sein Abkommen mit Amanda hatte ihn nicht davon abgehalten, an den wichtigen Ereignissen im Leben seiner Töchter teilzunehmen. Nur wissen durften sie es nicht.

Harry beugte sich tiefer über das Foto, das er von Natalie an ihrem ersten Tag an der Polizeiakademie gemacht hatte, und grinste. Seine älteste Tochter schlug auf jeden Fall einen völlig anderen Weg ein als er. Sie schien entschlossen, sich für die Einhaltung der Gesetze einzusetzen, die er sein Leben lang gebrochen hatte.

Das war ganz seine Natalie. Seit sie laufen und sprechen konnte, hatte sie ihre Schwestern verteidigt und für eine gerechte Behandlung gesorgt. Eine Reihe von Bildern ging ihm durch den Kopf. Auf jedem stand Natalie wie eine Kämpferin vor ihren Schwestern. Als sie zehn war, erkannte Harry, dass seine älteste Tochter nicht nur seine roten Haare, sondern auch seine Gabe geerbt hatte, Schlösser zu knacken und sich zu verkleiden. Sie wäre eine wunderbare Juwelendiebin geworden.

Harry hob sein Glas und trank darauf. Von seinen drei Mädchen war Natalie immer diejenige gewesen, die die größten Risiken einging, und er fragte sich, ob sie in ihrem Beruf als Polizistin in dieser Hinsicht auf ihre Kosten kam. Wenn er doch nur mit ihr sprechen könnte …

Doch wofür sollte das gut sein? Harry stellte sein Glas ab. Was sollte er sagen?

Sein Blick wanderte zu dem gerahmten Foto seiner Frau. Er hatte es bei der Schulabschlussfeier seiner Töchter aufgenommen. Zärtlich strich er mit dem Finger über ihre Wange. Er hatte nie aufgehört, sie zu lieben.

Und auch seine Töchter hatte er immer geliebt. Er nahm einen Briefbogen, einen Stift und setzte sich an den Schreibtisch. Selbst wenn er Natalie den Brief jetzt noch nicht schicken konnte, er würde dafür sorgen, dass sie ihn irgendwann bekam.

Harry trank noch einen Schluck Champagner auf seine Tochter. Dann begann er zu schreiben.

1. KAPITEL

Frühjahr 2005

Sean Mitchell war in seinem ganzen Leben noch nie von einer Frau besessen gewesen. Doch jetzt blickte er immer wieder zu Detective Natalie Gibbs, die ein Glas Weißwein trank. Er beobachtete, wie sie sich eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr strich. Die beiden Frauen, die neben ihr saßen, waren ebenso attraktiv, doch er hatte nur Augen für Natalie, seit er mit seinen Freunden im „Blue Pepper“ saß.

Um neun Uhr war das beliebte Lokal in Georgetown, einem Stadtteil von Washington, D. C., gerammelt voll. Eine große Traube von Gästen belagerte die Bar, und im Innenhof spielte eine Salsaband. Unbewusst nahm Sean das alles wahr, genauso wie die Unterhaltung an seinem Tisch, doch sein Hauptinteresse galt der faszinierenden Polizistin.

Die Haare fielen ihr über die Schultern, und in dem schwachen Licht des Bistros sahen die rotgoldenen Locken aus, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Er sehnte sich danach, diese Locken zu berühren.

Sean trank einen großen Schluck von seinem kalten Bier, doch es half nicht, das Feuer, das in ihm brannte, zu löschen. O ja, er war verrückt nach Natalie, und er wollte wissen, warum.

Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, war er scharf auf sie. Sie hatten beide undercover zusammengearbeitet – sie für die Polizei, er im Auftrag einer Versicherung. Und es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt.

Bisher hatte er noch nichts unternommen, um ihr näher zu kommen. Während der drei Tage ihrer Zusammenarbeit hatte die kühle, reservierte Rothaarige ihn auf Abstand gehalten. Und er hatte es zugelassen, was völlig untypisch für ihn war. Normalerweise nahm er sich, was er wollte, doch bei Natalie Gibbs zögerte er wie ein unreifer Junge.

Vielleicht war es an der Zeit, endlich zu handeln. Heute Abend wirkte sie nicht so kühl und distanziert wie sonst. Wahrscheinlich lag es an der Kleidung. Bei der Arbeit trug sie Hosenanzüge, das Standardoutfit für eine Frau in einer Männerwelt. Doch heute Abend hatte sie eine ärmellose, tief ausgeschnittene Bluse gewählt, die ihre Kurven betonte und viel Haut zeigte.

Sein Blick fiel auf den V-Ausschnitt, der dort endete, wo die Mulde zwischen ihren Brüsten begann, und glitt dann über die winzigen Perlenknöpfe. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie er sie einen nach dem anderen aufmachte.

Bei diesem Gedanken wurde er total heiß auf Natalie. Warum zum Teufel zögerte er noch?

Er trank noch einen Schluck von seinem Bier.

„Ist alles okay?“

Sean sah die beiden Männer an, die neben ihm saßen. Tracker McBride hatte die Frage gestellt, während Lucas Wainwright ihn nachdenklich betrachtete.

„Ich glaube, er interessiert sich für diese Polizistin“, bemerkte Lucas.

„Meinst du wirklich?“, gab Tracker zurück.

„Habt ihr, du und Sophie, schon ein Datum für die Hochzeit festgelegt?“, fragte Sean, um vom Thema abzulenken.

Trackers Blick fiel auf die große Blondine, die rechts neben Natalie saß.

Lucas grinste. „Von Mac habe ich gehört, dass Sophie im Herbst heiraten möchte.“

Sean lenkte seinen Blick auf die dritte Frau am anderen Ende des Tisches, Dr. MacKenzie Lloyd Wainwright. Mac und Lucas waren seit einem Jahr verheiratet und erwarteten ihr erstes Kind. Sean hatte sich früher nie vorstellen können, dass einer seiner Freunde einmal heiraten und sesshaft werden würde.

„Da Lucas und ich in festen Händen sind, bist du jetzt an der Reihe“, sagte Tracker.

Sean hob abwehrend beide Hände. „Keine Chance!“ Er lachte. Er war einfach kein Mann zum Heiraten.

Natürlich mochte er Frauen. Sehr sogar. Aber er hatte immer darauf geachtet, dass seine Beziehungen unkompliziert blieben. Dauerhaft war ein Wort, das in seinem Wortschatz nicht existierte.

„Ich weiß nicht“, sagte Tracker. „Sophie meint, zwischen dir und der Polizistin würde es heftig knistern.“

Ein Handy klingelte, und alle drei Männer griffen instinktiv in ihre Hosentaschen. Sean war gerettet. Lucas klappte sein Handy auf und verkündete eine Sekunde später: „Für den Anruf brauche ich etwas mehr Ruhe.“ Er stand auf und signalisierte Tracker, mit ihm zu kommen. Die beiden Freunde arbeiteten zusammen bei Wainwright Enterprises. Lucas leitete das Familienunternehmen, und Tracker war Chef des Sicherheitsdienstes.

Sean trank von seinem Bier und sah wieder zu Natalie. Ihre Blicke trafen sich, und alles andere um ihn herum schien zu verblassen. Die hitzige Diskussion am Nebentisch, das fröhliche Lachen an der Bar, selbst die Musik war nur noch ein leises Summen in seinen Ohren. Die Gesichter der beiden anderen Frauen am Tisch traten in den Hintergrund. Er sah nur noch Natalie.

„He“, sagte Tracker und riss Sean aus seiner Benommenheit, „wir beenden den Abend. Mac ist müde, Lucas und sie fahren nach Hause. Sophie und ich gehen zu Fuß. Soll Lucas dich zum Hotel bringen?“

„Nein.“ Sean stand auf. Morgen früh würde er nach London fliegen, vorher gab es jedoch noch etwas zu tun. Er ging zusammen mit Tracker an das andere Ende des Tisches.

„Tut mir Leid, dass ich so ein Partymuffel bin“, sagte Mac und gähnte herzhaft.

„Ich habe als Erste gegähnt“, sagte Sophie. „Die letzten Tage waren sehr hektisch.“ Sie lächelte Natalie an. „Aber du solltest bleiben. Sean ist ein irrer Tänzer, und die Musik ist toll.“

„Nein, ich …“, begann Natalie und stand auf.

„In einem Punkt hat Sophie Recht“, unterbrach Sean sie. „Die Musik ist klasse.“

„Bitte. Ich will euch nicht den Abend verderben.“ Mac nahm Natalies Hand und drückte sie. „Bleib hier und tanz wenigstens einmal. Wäre ich nicht zum Umfallen müde, würde ich auch tanzen. Es gibt nichts Romantischeres, als unter den Sternen zu tanzen.“

„Was ist schon ein Tanz?“, sagte Sophie leise und küsste Natalie auf die Wange.

Sean wartete, bis die beiden Paare gegangen waren. „Wir müssen nicht tanzen, wenn du Angst vor heißen Rhythmen hast.“

Natalie kniff die Augen zusammen und sah ihn an. „Ich kann zu der Musik tanzen. Aber was ist mir dir?“

Das war genau die Reaktion, auf die Sean gehofft hatte. Bei seiner Arbeit mit der schönen Polizistin hatte er gelernt, dass sie keiner Herausforderung auswich. Das ist der Schlüssel, dachte er, nahm ihre Hand und führte sie in den Innenhof. Wenn er es geschickt anstellte, würden sie noch einiges mehr gemeinsam erleben, bevor die Nacht vorbei war.

In dem Moment, als Sean ihre Hand nahm, wusste Natalie, dass sie einen Fehler beging. Es war nicht das erste Mal, dass er sie berührte. Er war ein Mann, der Körperkontakt suchte. Während der kurzen Zeit ihrer Zusammenarbeit hatte er oft ihren Arm genommen oder eine Hand auf ihren Rücken gelegt. Aber er hatte nie ihre Hand gehalten. Die Geste erregte sie.

Seit sie sich das erste Mal in Sophie Wainwrights Kunstgalerie begegnet waren, dachte sie darüber nach, wie es wäre, ihn näher kennen zu lernen. Sie sah ihn verstohlen von der Seite an, als er sie durch die Menge führte. Sean Mitchell war ein Mann, nach dem sich alle Frauen umdrehten.

Er war groß und schlank und trug einen Armani-Anzug mit der gleichen lässigen Eleganz wie verwaschene Jeans. Seine Haarfarbe changierte von Blond bis Braun, seine Augenfarbe lag irgendwo zwischen Rauchgrau und Blau. Und er hatte ein unglaublich sympathisches Lachen.

Aber in den drei Tagen, die sie Seite an Seite gearbeitet hatten, waren es seine Hände gewesen, die sie am meisten fasziniert hatten – Hände, die eine wertvolle Skulptur genauso geschickt hielten wie eine Waffe. Mehr als einmal hatte sie sich vorgestellt, wie diese wohl geformten langgliedrigen Finger eine Frau streichelten.

Aber die Tatsache, dass sie eingesetzt worden waren, um Sophie Wainwright vor einem skrupellosen Killer zu beschützen, hatte sie davor bewahrt, irgendwelche Fantasien auszuleben. Doch jetzt war Sophie in Sicherheit. Der Fall war abgeschlossen. Es gab nichts mehr, was sie von diesem Mann ablenken konnte. Und sie begehrte ihn mit einer Intensität, die sie noch nie verspürt hatte.

Warum?

Die Antwort bekam sie, als Sean sie in seine Arme zog. Ihr wurde heiß, und jeder Nerv in ihrem Körper schien zum Leben zu erwachen. Bei keinem anderen Mann war ihr das bisher passiert, und sie wusste, dass dies nur ein Vorgeschmack auf das war, was sie in seinen Armen erleben würde, wenn sie es zuließ. Warum zögerte sie überhaupt?

„Wir passen perfekt zusammen“, murmelte er.

Hatte sie das nicht immer gewusst? Sie war groß, doch er war größer. Sein Kinn streifte ihre Haare, und als er sie über die kleine Tanzfläche führte, presste er seinen Schenkel an ihren. Sie kam ins Stolpern, und Sean zog sie noch enger an sich.

„Entspann dich“, flüsterte er ihr ins Ohr und strich mit den Fingern über ihren Rücken. „Hör einfach auf die Musik, und lass dich gehen.“

Sich gehen lassen. Natalie unterdrückte einen Seufzer. Genau dagegen kämpfte sie an. Sie hatte sich immer etwas darauf eingebildet, sich in Bezug auf Männer unter Kontrolle zu haben. Zwei Jahre bei einer Sondereinheit der Polizei in Washington, D. C., hatten ihr genügend Gelegenheit gegeben, Erfahrungen im Umgang mit Männern zu sammeln, egal ob im Job oder im Schlafzimmer. Bei den zwei ernsthaften Beziehungen, die sie gehabt hatte, hatten beide Männer Probleme damit gehabt, dass sie Polizistin war, und sie hatte gelernt, nicht zu viel Gefühl in eine Beziehung zu investieren.

Ihr Instinkt sagte ihr jedoch, dass Sean anders war. Er war fähig, ihre Beherrschung zu erschüttern, und der Gedanke daran war ebenso reizvoll wie beängstigend.

Als er ein wenig zurückwich, hätte Natalie fast protestiert.

„So ist es schon viel besser“, sagte er. „Entspannung ist das Schlüsselwort.“

Kein Wunder, dass sie entspannt wirkte, sie schmolz in seinen Armen nur so dahin. Aber das behielt Natalie für sich. Stattdessen sagte sie: „Du kannst wirklich gut tanzen. Wo hast du das gelernt?“

„Hier und da. Ich finde, Tanzen ist ein sehr nützliches Hilfsmittel.“

Sie zog die Augenbrauen hoch. „Wie meinst du das?“

Sean lächelte. „Tanzen ist die einfachste Methode, eine Frau in die Arme zu bekommen, und wird nur noch übertroffen von meinen Kochkünsten, mit denen ich jede Frau ins Bett kriege.“

Ins Bett … Natalie wusste, sie hätte eine schlagfertige Antwort geben oder zumindest verächtlich lächeln sollen. Doch das Bild steigerte nur noch ihr Verlangen nach ihm.

Der Rhythmus der Musik änderte sich abrupt. Sean legte die Hände auf ihre Hüften und zog Natalie kurz an sich. Heftige Begierde überkam sie, als sie seine Erektion spürte. Ja, sagte ein Teil ihres Ichs, während ein anderer Teil ihr riet, zu flüchten, solange sie es noch konnte.

Doch die ablehnende Stimme verlor an Kraft, und Natalie erkannte plötzlich, dass sie nicht auf Nummer sicher gehen würde. Hatte sie diese Entscheidung nicht schon getroffen, als sie die Kleidung für den heutigen Abend auswählte?

Eigentlich passte dieses Verhalten überhaupt nicht zu ihr. Normalerweise kleidete sie sich nicht sexy, um einen Mann zu verführen. Als die Erstgeborene – auch wenn es sich nur um ein paar Minuten handelte – war sie immer die Vernünftige gewesen und hatte stets ihre vom Vater geerbte Impulsivität unter Kontrolle gehabt.

„Ich will dich, Natalie“, flüsterte Sean ihr zu. Ihre Knie wurden weich. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er sie von der Tanzfläche in eine dunkle Ecke auf der Terrasse gezogen hatte. Kübelpflanzen umgaben sie; mit dem Rücken stieß sie gegen eine Backsteinmauer. Und Sean stand vor ihr, sie spürte die Hitze seines Körpers …

„Ich will mit dir ins Bett, ich will dich berühren – überall.“

„Ich …“

„Nein.“ Er legte den Finger auf ihre Lippen. „Lass mich ausreden. Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Morgen früh fliege ich nach London. Wenn ich Glück habe, habe ich den Auftrag dort in drei Monaten erledigt. Vielleicht dauert es aber auch länger. Uns bleibt also nur diese Nacht.“ Er zog mit dem Finger eine Linie von ihrem Hals zum Ansatz ihrer Brüste. „Verbring diese Nacht mit mir.“

Er hatte seine Worte sorgfältig gewählt. Das tat er bei Frauen immer. Eine Nacht ohne weitere Verpflichtungen war genau das, was die disziplinierte, logisch denkende Natalie Gibbs reizen würde. In Bezug auf Männer war sie sicherlich vorsichtig, da sie keine Komplikationen wollte.

Aber als er in die kühlen grünen Augen blickte, konnte er nicht erkennen, was sie dachte. Sie musste beim Tanzen doch gespürt haben, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte – dass es eine unvergessliche Nacht werden konnte. Und sie musste doch zumindest teilweise die Verzweiflung spüren, die er jetzt empfand.

Als sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, legte er den Finger auf ihre Lippen. „Sag nicht Nein. Ich …“ Er unterbrach sich, weil ihm klar war, dass er fast gesagt hätte: Ich brauche dich. Und das stimmte nicht. Verrückt nach jemandem zu sein, war eine Sache. Aber jemanden zu brauchen? Er holte tief Luft. „Überleg doch einmal. Wann hattest du das letzte Mal einfach Sex, ohne dir Gedanken darüber machen zu müssen, wie es weitergeht? Komm schon. Was meinst du?“

Natalie schob seinen Finger von ihren Lippen. „Das ist dein Vorschlag? Sex ohne jede Verpflichtung?“

„Genau.“

„Ich akzeptiere dein Angebot“, erwiderte sie locker und lächelte.

Sean blieb fast das Herz stehen.

Natalie führte Sean über einen schmalen Pfad zur Rückseite des Hauses, das nur drei Straßen vom Blue Pepper entfernt lag. Zu beiden Seiten ihrer Wohnungstür brannten Lampen.

Sie hatte noch nie einen Mann in ihre Wohnung mitgenommen. Aber als Sean den Vorschlag gemacht hatte, weil ihre Wohnung näher lag als sein Hotel, hatte Natalie zugestimmt. Wenn sie sich schon auf einen One-Night-Stand einließ, dann konnte es auch in vertrauter Umgebung geschehen.

Sean hatte nichts mehr gesagt, seit sie das Lokal verlassen hatten. Er hatte sie auch nicht berührt, doch sie war sich seiner Nähe sehr bewusst. Als sie den Schlüssel aus der Tasche holte und ins Schloss steckte, legte er die Hand auf ihre.

Sie drehte sich um und sah ihn an. Der Vollmond erhellte den Garten hinter ihm, doch Seans Gesicht lag im Schatten, sodass sie nicht erkennen konnte, was er dachte.

„Hast du Bedenken?“, fragte er.

„Nein. Du?“

„Nein.“

Sie ging mit ihm in die kleine Diele. Nachdem Sean die Tür mit dem Fuß zugestoßen hatte, drückte er Natalie mit dem Körper gegen die Wand. „Dies ist keine Nacht für irgendwelche Überlegungen“, murmelte er und näherte sich mit dem Mund ihren Lippen. „Heute Nacht werden wir nur fühlen.“

Jeder noch so winzige Zweifel verschwand bei der ersten Berührung ihrer Lippen. Seans Mund war fest, doch sinnlich, seine Hände glitten zärtlich über ihre Arme und dann unter ihre Haare. Und sein Geschmack – Natalie hatte nur einen Moment lang Zeit, sich daran zu berauschen, dann presste Sean sich noch enger an sie. Eine köstliche Benommenheit erfasste sie, und als er nun mit der Zunge in ihren Mund vordrang, spürte sie ein eigenartiges Kribbeln im Bauch.

Hitze durchströmte Natalie. Noch nie hatte sie ein so starkes Verlangen nach einem Mann empfunden. Sean küsste sie leidenschaftlicher, fordernder, als sei er wild entschlossen, etwas zu finden, was sie noch vor ihm verbarg.

Und die ganze Zeit glitten seine Hände über sie – erforschten die Linie ihres Halses, umfassten ihre Brüste und packten sie um den Po, um sie noch näher an sich zu ziehen. Seine Leidenschaft entfachte ein Feuer in ihr, das heißer brannte als jedes Feuer zuvor. Und ihr Herz pochte heftiger, als sie es je erlebt hatte.

„Mehr.“ Hatte sie das wirklich laut gesagt? Sie hatte sich die Frage kaum gestellt, da beantwortete Sean sie schon, indem er mit den Fingern in ihre Bluse griff und sie aufriss. Mit einer blitzartigen Bewegung zog er das, was von der Bluse übrig geblieben war, über ihre Arme, sodass ihre Hände gefangen waren.

Sich ausgeliefert fühlen, das war etwas, was sie ihr Leben lang vermieden hatte. Doch jetzt genoss sie es ebenso wie das erotische Prickeln, das sie am ganzen Körper verspürte. Sie war immer stolz darauf gewesen, alles unter Kontrolle zu haben, sei es im Job oder im Bett. Jetzt aber, während Seans Hände über ihren Körper glitten, wollte sie sich nur noch den neuen sinnlichen Gefühlen hingeben, die er in ihr auslöste.

Seine Lippen schlossen sich um ihre Brustwarze.

Sie griff in sein Haar und versuchte, seinen Kopf hochzuziehen, damit er sie wieder küsste. „Mehr“, wiederholte sie.

Ihr leises Flehen steigerte sein Verlangen. Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Er wusste nur, dass er sie wieder küssen wollte.

Würde er jemals genug von ihren süßen Lippen bekommen? Oder ihrem heiseren Stöhnen? Oder ihrem exotischen Duft, der in ihm den Wunsch weckte, sie an einem verlassenen mondbeschienenen Strand zu lieben?

„Beeil dich. Bitte.“

Ihre Worte erregten ihn noch mehr. Während er sie leidenschaftlich küsste, öffnete er ihren Gürtel und schob ihre Hose mit dem Slip nach unten. Dann hob er den Kopf, denn er wollte sie ansehen, wenn er mit zwei Fingern in sie eindrang. Ihre Augen verdunkelten sich, und als sie kam, rief sie mit rauer Stimme seinen Namen.

Sean ging dieser Laut durch und durch, und er wurde noch härter.

Selbst als die letzten Wellen des abklingenden Höhepunkts sie noch durchströmten, wusste sie, dass sie sich damit nicht zufrieden geben konnte. Ungeduldig zog sie sein Hemd aus der Hose und öffnete seinen Gürtel. Zusammen zerrten sie an seiner Kleidung, bis Sean nur noch seinen schwarzen Slip trug, und Natalie ließ die Hand zwischen seine Schenkel gleiten.

„Wo ist dein Schlafzimmer?“, stieß Sean hervor.

„Lass uns hier bleiben.“

Sie zogen sich gegenseitig auf den Boden. Kaum lagen sie, rollte Natalie sich auf Sean und begann ihn mit dem Mund zu erforschen. In fieberhafter Gier überzog sie seine Haut mit feurigen Küssen, reizte seine flachen Brustwarzen mit der Zunge, setzte ihre Zähne ein, um ihn noch mehr zum Wahnsinn zu treiben. Noch nie hatte ihr Herz so schnell geschlagen, noch nie hatte sie ein so starkes Verlangen verspürt.

Rittlings setzte sie sich auf seine Schenkel, zog an seinem Slip. Sean legte die Hände auf ihre Taille und hob Natalie hoch. Sobald er in sie eingedrungen war, begannen sie, sich in einem schnellen, stetigen Rhythmus zu bewegen, den ihnen ihr erhitztes Blut diktierte, und im Nu riss die Leidenschaft sie fort.

„Jetzt“, flüsterte Natalie. „Komm mit mir zusammen.“

Ohne sie loszulassen, rollte er sich mit ihr herum, sodass sie unter ihm lag. Seine Stöße wurden härter, tiefer, und hemmungslos aufschreiend erreichten Natalie und Sean den Gipfel der Lust.

2. KAPITEL

Drei Monate später

Mit einer Hand griff Sean in die Kühlbox neben sich und nahm ein Bier hinaus. Er wurde beobachtet. Suchend blickte er zur Küste, konnte jedoch niemanden entdecken. Trotzdem befand er sich seit dem Moment, als sie das Boot in diese Bucht gesteuert hatten, in Alarmbereitschaft.

„Meine aufgestellten Nackenhaare sagen mir, dass ich für Fotos in Positur stehe“, bemerkte Tracker, der am Steuerrad stand.

„Kann schon sein“, erwiderte Sean. Wenn es einen Menschen gab, dessen Instinkt er mehr vertraute als seinem eigenen, dann war es Tracker. „Ich habe das gleiche Gefühl.“

Er machte die Bierdose auf und trank einen Schluck, ohne seine Angel aus der Hand zu legen. Auf jeden Beobachter musste er den Eindruck eines zufriedenen Anglers machen. Und genau das sollten die Sicherheitsleute glauben, die ihn höchstwahrscheinlich beobachteten.