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Seit 2004 steht Helge Großklaus als "Helge, der Hinterhofdichter" regelmäßig auf den Bühnen verschiedener Kreuzberger Künstlerkneipen. Er unterhält das Publikum mit gereimten Absurditäten, doppeldeutigen Sprachspielereien, satirischen Anmerkungen und allerfinsterstem Liebesleid. Seine Werke wurden oft mit viel Vergnügen gehört, aber nie gelesen. Nach dem Vortrag verschwanden sie immer wieder in der Schublade, bis der Autor sich eines Tages dachte: "Oha! Langsam setzen die Schimmel an!" So kam er auf die Idee, seine schönsten und beliebtesten Gedichte in dem Band "Vergammelte Werke" zusammenzufassen. In zehn Kapiteln macht sich Helge Großklaus Gedanken über Politik und Gesellschaft, die Liebe, das Älterwerden und sein eigenes Seelenheil. Er stellt sein Tierreich vor, lässt sich über das Dichten aus und nimmt den Leser mit auf eine gereimte Reise um die Welt. Schließlich wird der Lesespaß mit einigen Nachdichtungen sowie einer Verneigung vor Altmeister Robert Gernhardt im Kapitel "Bilden Sie mal einen Satz mit ..." abgerundet.
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Seitenzahl: 46
Veröffentlichungsjahr: 2017
Helge Großklaus, 1965 in Bad Segeberg geboren, zog 1984 nach Berlin, um eine Ausbildung als Maskenbildner in den Sand zu setzen. Seit 1986 hat er als Barkeeper, Verkäufer, Altenpfleger, Filmemacher, Grafiker, Lokführer und Autor gearbeitet. Er selbst bezeichnet sich als staatlich geprüften Universaldilettanten.
Lektorat: Barbara Wahlster, Bela Sobottke
Titelillustration: Marc Müller
Fotograf: Sönke Tollkühn
Verlag u. Druck: tredition GmbH, Halenreie 42, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7439-6621-5
Hardcover:
978-3-7439-6622-2
e-Book:
978-3-7439-6623-9
© 2017 Helge Großklaus
Für Jutta und Helmut
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Helge Großklaus
Vorwort
Wenig Worte, wohl gewählt,
Worte, aus dem Ei geschält,
Worte, die die Botschaft bringen,
soll ich aus dem Hirn mir wringen
und sie in das Versmaß zwingen.
Muss ich nun um Worte ringen,
frag ich mich vor allen Dingen:
Wird das Singen so gelingen,
dass die Worte, die entspringen,
durch ihr Klingen und ihr Schwingen
meine Leser so durchdringen,
dass sie dieses Buch verschlingen?
Ein Dichter taucht als Perlenfischer
tief in das Meer der Sprache ein.
Zufrieden steigt er auf, ein frischer
Wind weht in sein Haar hinein.
Dann öffnet er die Austernschale,
erwartungsfroh senkt er den Blick –
doch Schwabbelfleisch nur, das banale,
sieht er, er hatte heut kein Glück.
Oh Fischer, lass den Mut nicht sinken,
komm mit mir in die Dorfkaschemme!
Da wolln wir ein paar Ouzo trinken,
das hilft dir sicher aus der Klemme.
Schaust du danach ins Glas, ins leere,
muss sich die Stirn nicht mehr verdunkeln,
denn zwiefach siehst du ungefähre
'ne Ouzoperle darin funkeln.
Epilog:
Suchst du nach Perlen als ein Dichter,
lenk in die Kneipe mal dein Boot.
Da gieß dir einen auf die Lichter,
das hilft aus der Metaphernnot.
Was mir durch den Schädel geistert
und die Sinne mir verkleistert
intressiert doch eh kein Schwein,
drum lass ich das Dichten sein.
Wäre ich nur ein Prophet
oder Klassenkampf-Prolet,
machte auch das Dichten Sinn,
doch bei dem, was ich so bin –
arbeitslos, alleinerziehend,
ohne Leidenschaft, die glühend
fast schon wie von selber spricht –
schreib ich lieber kein Gedicht.
(oder: Wie ich ein Dichter wurde)
Ein Dichter hatte immer Streit
mit der geliebten Muse.
Dazu war er nicht mehr bereit,
er sagte mir: „Nimm du se!“
Hobby 1: Am Morgen laufen.
Hobby 2: Am Abend saufen.
Beim Laufen wird der Grips gezüchtet,
beim Saufen wiederum vernichtet.
Dazwischen, also mittenmang,
am Übergang von Yin zu Yang,
so zwischen Züchten und Vernichten
liegt Hobby 3: das... Angeln.
Was man des Nachts im Suff gedichtet
klingt anderntags oft hingeschissen.
Dann gehört es schnell gerichtet
oder besser noch: zerrissen.
Frierend in der Einsamkeit,
immer hungrig, meistens breit,
im Erdgeschoss ganz ohne Licht
lebt er – jedoch es stört ihn nicht,
solang er einen Bleistift hat,
dazu 'nen Reim, ein leeres Blatt.
Das wird mit Herzblut voll geschrieben.
Erinnerung an all die Lieben,
an all die zarten, süßen, schönen,
die seine Schwermut nun verhöhnen.
So sitzt er da, schreibt ein Gedicht,
die Hand verkrüppelt von der Gicht,
dann beißt er in sein schimmlig Brot –
berühmt wird er erst nach dem Tod.
Viele Körner Sand
liegen 'rum am Strand.
Wär jedes Körnchen eine Frau
und ich sitz suchend da und schau
nach der einen Lieben –
ich finge an zu sieben.
Und siebte ich auch hundert Jahr
und fände nichts, so wär doch klar:
Ich siebte Korn für Korn
für Korn noch mal von vorn!
Trink ich mal auswärts Kaffee,
was tu ich da? Ich gaffe!
Ich halt vor mich 'ne Zeitung hin
und gaffe nach der Kellnerin.
Schenkt diese mir ein Lächeln hold,
wirds Trinkgeld silbern und auch gold.
Ja, bin ich denn bescheuert?
Dass ich ihr glaub, wenn sie beteuert,
sie mache sich für mich nur nackt?
Ja, bin ich denn beknackt?
Ja, bin ich denn verblödet?
Dass ich ihr glaub, wenn sie so redet,
als sei ich für sie der Hauptgewinn?
Kann es sein, dass ich spinn?
Bin ich noch bei Verstand?
Wenn ich ihr glaub, dass ihre Hand
nur mich liebkost?
Bin ich noch bei Trost?
Ja!Ich bin bescheuert,
verblödet, beknackt,
ich weiß, dass ich spinn –
und trotzdem bin ich hin.
Ich bin weder bei Trost noch bei Verstand,
denn mein Herz steht in Brand.
Von ihren Blicken angezündet,
wünsch ich, dass sie sich an mich bindet
und meine Seele Ruhe findet.
Vielleicht meint sie's ja ehrlich.
Vielleicht wird's diesmal nicht beschwerlich.
Vielleicht ist es für immer.
Vielleicht beseitigt sie die Trümmer,
die so schwer auf mir lasten,
durch behutsames Tasten.
Vielleicht werd ich diesmal nicht gefoppt –
oder bin ich… bekloppt?
Mein Liebling, oh,
ich bin so froh,
dass es dich gibt.
Mein Liebling, ach,
schön ist der Tag,
an dem man liebt.
Mein Liebling, heute
Morgen freute
ich mich so!
Dich zu berührn
und dich zu spürn
macht mich so froh.
Meine Frau, der alte Besen,
kann manchmal Gedanken lesen.
So hab ich neulich was gedacht,
dafür hat sie mich ausgelacht.
Es war mitnichten, was ich dachte,
sondern: Dass ich dachte,