Verzaubert hab' ich dich - Wunibald Müller - E-Book

Verzaubert hab' ich dich E-Book

Wunibald Müller

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Beschreibung

Liebe ist DAS Wesensmerkmal des Menschen an sich – jede Frau, jeder Mann sehnt sich nach ihr. Wen der Blitz des Verliebens trifft, den trifft er. Wir haben das nicht in der Hand. Doch wie wir damit umgehen, darauf können wir Einfluss nehmen. Wunibald Müller beschreibt in seinem kleinen Büchlein, dass wir im Zulassen des Verliebens Erfahrungen machen und innere Wachstumsprozesse ermöglichen, die in vielen Lebensbereichen und in unterschiedlichen Beziehungen zu einer größeren Lebendigkeit beitragen. Er plädiert dafür, das "innere Gold", das beim Verlieben entsteht, zu schürfen und zu nutzen.

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Wunibald Müller

Verzaubert hab ich dich

Wunibald Müller

Verzaubert hab ich dich

Im Verlieben unser inneres Gold entdecken

Der Umwelt zuliebe verzichten wir bei unseren Büchern auf Folienverpackung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

1. Auflage 2024

© 2024 Echter Verlag GmbH, Würzburg

www.echter.de

Umschlag: wunderlichundweigand.de

(Umschlagfoto: stock.adobe.com © Ron Dale)

Innengestaltung: Crossmediabureau

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

ISBN

978-3-429-05959-0

978-3-429-06660-4 (PDF)

978-3-429-06661-1 (ePub)

Inhalt

Hinführung

Verzauberung

Im siebten Himmel

Absturz und Entzauberung

Verwandlung

Loslassen – Der Tag bricht an

Mein Gold entdecken – Antrieb zum Leben und Quelle von Kreativität

Transzendierung – Sehnsucht nach dem ganz Anderen

Ausklang

Literatur

Hinführung

Sie haben richtig gelesen. Der Titel lautet: Verzaubert hab ich dich. Würde man nicht eher die Formulierung erwarten: Verzaubert hast du mich? Würden wir nicht davon ausgehen, dass beim Verlieben die Person, in die ich mich verliebt habe, mich verzaubert? Ich ganz entflammt bin von ihr und verrückt bin nach ihr. Dass ich verrückt bin nach ihr, trifft zu. Doch verzaubert hat nicht sie mich. Verzaubert habe ich sie.

Denn im Verlieben projiziere ich mein eigenes Gold, das sich im Verlieben bemerkbar macht, auf die Person, in die ich mich verliebe. Im Glanz, der von dem Gold, das ich auf sie projiziert habe, ausgeht, schaue ich meinem eigenen Gold ins Gesicht. Will ich dieses Gold für mich, mein Leben nutzen, muss ich es mir von der geliebten Person zurückholen. Solange ich von ihr erwarte, dass sie das, wofür dieses Gold steht, für mich umsetzt, werde ich enttäuscht werden.

Dieses Gold steht unter anderem für Seiten von mir, die ich bisher noch nicht gelebt habe. Es steht für Kreativität und mehr Lebendigkeit. Es will mich dazu einladen, mehr Buntheit, Sinnlichkeit, Ekstase, numinose Erfahrungen in meinem Leben zuzulassen. Das gilt für alle Bereiche meines Lebens: meine Beziehungen, meine Arbeit, meine Freizeitgestaltung, meine Spiritualität.

Damit das geschehen kann, muss ich das, was im Verlieben geschieht, in einem größeren Kontext sehen und darf den nachhaltigen Nutzen, den ich aus dem Verlieben erzielen kann, nicht aus dem Blick verlieren. Den erziele ich, wenn ich mein Gold zurückhole. Doch das ist leichter gesagt als getan. Das verlangt von mir, nachdem ich für eine Weile im paradiesischen Zustand geschwelgt habe, mich dem schmerzlichen Prozess zu stellen, der unweigerlich stattfinden wird, wenn meine Verzauberung der geliebten Person von ihrer Entzauberung abgelöst wird. Nur so komme ich zu meinem Gold. Ich sehe jetzt aber endlich auch die geliebte Person so, wie sie ist. Das ist der Moment, wo es mit der Liebe beginnen kann.

Wir wissen alle: Wen der Blitz des Verliebens trifft, den trifft er. Wem es geschieht, kann ihm nicht ausweichen. Das Verlieben fragt nicht, ob jener oder jene das will oder nicht will. Es gehört grundsätzlich zu unserer menschlich-seelischen Ausstattung, unabhängig davon, ob man verheiratet ist oder ehelos lebt. Wir haben es also nicht in der Hand, ob wir uns verlieben oder nicht. Doch wie wir damit umgehen, ist unsere Sache, zumindest können wir darauf Einfluss nehmen. So können wir im Zulassen des Verliebens Erfahrungen machen und Wachstumsprozesse ermöglichen, die in vielen Lebensbereichen und in unseren unterschiedlichen Beziehungen zu einer größeren Lebendigkeit beitragen. Wenn wir das erkannt haben, werden wir das Verlieben zulassen und uns davon für unsere persönliche Entwicklung und unser persönliches Wachsen bereichern lassen. Wir sind dann daran interessiert, das innere Gold, auf das das Verlieben hinweisen möchte, zu entdecken, zu bergen und zu nutzen.

Davon soll im Folgenden die Rede sein. Als Darstellungsform habe ich eine Mischung aus Erzählung und Information gewählt. Als Charakterisierung der Erzählung trifft am besten „Dichtung und Wahrheit“.

Meinem Lektor Reiner Bohlander danke ich für die angenehme und umkomplizierte Zusammenarbeit. Ich widme dieses Buch allen Frauen, in die ich mich im Laufe meines Lebens verliebt habe und denen ich vieles verdanke. Vor allem aber meiner großen Liebe, meiner Frau, mit der ich fast 40 Jahre verheiratet bin.

Verzauberung

Verzaubert hast du mich,

meine Schwester,

ja verzaubert mit dem Blick einer Augen.

Hohes Lied 4,9

Wie ich mich unter dem Gespräch in den schwarzen Augen weidete! wie ihre lebendigen Lippen und die frischen munteren Wangen meine ganze Seele anzogen! wie ich in dem herrlichen Sinn ihrer Rede ganz versunken, oft gar die Worte nicht hörte, mit denen sie sich ausdrückte!“ (Goethe 1899, 30).

Das sind die Worte eines Verliebten. Eines unsterblich Verliebten. Diese Worte des jungen Werthers in Goethes Die Leiden des jungen Werthers könnten meine sein, als ich Bettina das erste Mal sehe. Ich bin versunken in sie. Ich bin so sehr absorbiert von ihr, dass ich zunehmend meine Umgebung nicht mehr wahrnehme. Mein ganzes Interesse gilt ausschließlich ihr. Sie nimmt mich voll in Beschlag.

Alles in meinem Leben konzentriert sich von jetzt an nur noch auf sie. Alle meine Energie und Kreativität gelten nur noch ihr. Ich liebe diese Frau mit jeder Faser meines Herzens. Zumindest glaube ich das. Ich will sie. Mein seelisches Befinden, mein Glück oder Unglück liegen in ihren Händen. Sie hängen ab von ihrem Verhalten mir gegenüber. Ich bin wie Lehm in ihren Händen.

Sie zieht mich an, fasziniert mich wie ein Bild, das, wenn ich es betrachte, mich immer mehr in sich hineinzieht. Bis dahin, dass ich mich für einen Moment in dieses Bild hinein verliere. Ich nicht mehr klar entscheiden kann, wer ich bin und wer du bist. Was Fantasie und was Wirklichkeit ist.

Ich habe mich in sie verliebt. Und das gehörig. Also nicht nur so ein bisschen. Sondern ganz schön heftig. Über beide Ohren, wie man so schön sagt. Ach, noch viel, viel mehr. Unsterblich. Da ist sie also wieder. Diese wahnsinnige Sehnsucht, die ich von früher kenne. Dieses Entflammtwerden von Liebessehnsucht.

Einen Tag später, als wir uns zu einem Glas Wein in einer beliebten Gaststätte treffen, fühle ich mich zunehmend unsicher, bin wie gelähmt. Ich überlasse es Bettina, die Themen einzubringen, hoffe, sie wird jetzt das Gespräch auf uns bringen, wird sagen, da ist doch etwas zwischen uns. Ich schaue sie an. Sie lächelt verlegen. „Was ist da zwischen uns?“, würde ich gerne fragen. Aber ich kann es nicht. Ich komme mir so hilflos vor. Dabei weiß ich doch, was bei mir los ist. Sie hat in mir ein tiefes Sehnen entfacht, das ich schon lange nicht mehr so intensiv gespürt habe.

Ich schaue Bettina unsicher an. Sie errötet leicht, schaut zwischendurch immer wieder nach unten. Ob sie mich auch begehrt? Bisher hat sie nur davon gesprochen, wie sehr ihr in der letzten Zeit Sex Spaß macht. Sie könne nicht genug davon bekommen. Das sei früher anders gewesen. Da sei ihr Sex eher lästig gewesen oder habe halt einfach dazugehört. Jetzt sei das ganz anders. Sie lasse inzwischen auch alle ihre sexuellen Fantasien zu, lege sich hier keine Tabus mehr auf.

Ich fühle mich angezogen von dem, was sie sagt. Ob auch ich in ihren Fantasien vorkomme? Es würde mir schmeicheln. Es wäre mir recht. Gerne würde auch ich mit ihr über Sex reden. Ich kann es aber nicht. Schon gar nicht vermag ich ihr zu sagen, wie stark ich mich zu ihr hingezogen fühle. Dabei ist es doch offensichtlich, dass es zwischen uns knistert und funkt. Ein Wort genügt und aus dem Funken wird ein Feuer entfacht. Wenn ich jetzt sage: „Wie ist das mit uns?“, öffne ich, öffnet sich die Schranke, die uns bis jetzt noch trennt. Dann aber gibt es kein „Halt!“ mehr. Übernimmt das Feuer, das zur lodernden Flamme wird, die Führung.

Etwas hält mich – noch? – zurück. Ist es die Angst, enttäuscht zu werden? Mir nur etwas vorgemacht zu haben? Von ihr vielleicht zu hören, was soll da sein? Sie könnte völlig überrascht sein von meinen Gefühlen für sie? Oder ist es die Angst, wenn ich die Schranke, vor der ich im Moment noch stehenbleibe, hinter mir lasse, kann ich für nichts mehr garantieren?