Vicelinweg - Christian Hottas - E-Book

Vicelinweg E-Book

Christian Hottas

0,0

Beschreibung

Der Vicelinweg ist das kleinere und weniger bekannte Gegenstück zum Mönchsweg. Primär ist er wie dieser als Fahrradpilgerweg konzipiert. Aber mit nur 105 Kilometern Länge und den vier etwa gleichweit voneinander entfernten Orten Neumünster, Bordesholm, Preetz und Bornhöved ist dieser Rundweg auch für Fußpilger, selbst mit Hund, gut geeignet. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass bei einem Fahrradpilgerweg mehr Streckenab-schnitte auf ruhigen Landstraßen mit und ohne Geh-/Radweg verlaufen als bei einem für Fußpilger konzipierten Weg. Richtig schön sind jeweils die letzten 8-10 Kilometer der ersten drei Tage sowie der vierte Tag. Für Fahrrad-Pilger ist dieser Rundweg eine wirklich feine Sache. Alle Stre-ckensegmente sind sehr gut zu befahren, und mit einer Zwischenübernach-tung in Preetz ist dieser Rundweg auch bequem in zwei Tagen zu schaffen, wobei dem Fahrrad-Pilger noch genügend Zeit bleibt, die schönen Kirchen und anderen Sehenswürdigkeiten entlang dieses Wegs zu besichtigen. Die Infrastruktur ist erfreulich dicht. Es gibt Einkaufsoptionen in Neumüns-ter, Einfeld, Bordesholm, Preetz, Bornhöved und Trappenkamp. Für einen 105 Kilometer langen Weg in ländlicher Umgebung ist dies bemerkenswert gut.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 66

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALTSVERZEICHNIS

Vorgeschichte

Vicelin als Namensgeber dieses Pilgerwegs

Vicelinweg

Vorbereitung & Planung

11. April 2025, Tag 1: von Neumünster nach Bordesholm

12. April 2025, Tag 2: von Bordesholm nach Preetz

13. April 2025, Tag 3: von Preetz nach Bornhöved

14. April 2025, Tag 4: von Bornhöved nach Neumünster

Rückblick & Fazit

Reisesegen des Adligen Klosters Preetz

Informationen zum Pilgerweg

Unsere Unterkünfte

Unsere Pilgerstempel

Über den Autor

Über den 4-Pfoten-Pilger

Weitere Pilger-Erlebnisberichte des Autors

Wegzeichen des Vicelinwegs

VORGESCHICHTE

Meine Partnerin Christine und ich pilgerten erstmals im Oktober 2018. Damals hatten wir uns zum „Schnupperpilgern“ den nur 119 Kilometer langen Camino Inglés von Ferrol an der spanischen Nordküste nach Santiago de Compostela ausgesucht. 2019 kamen wir nicht zum Pilgern. 2020 und 2021 hielt uns die COVID-19 Pandemie mit ihren Lockdowns von Mitte März bis Mitte Mai 2020 und von Anfang November 2020 bis Ende Mai 2021 weitgehend vom Pilgern ab. Dadurch ging ich nur zwei kürzere Wege in Deutschland: im August 2020 den Hümmlinger Pilgerweg und im Oktober 2020 mit Christine den Sigwardsweg.

Seit Mai 2021 gehört Kito zu unserer Familie. Er war damals zwei Jahre alt, kam aus dem Tierschutz zu uns und war damals weder mit Menschen noch mit Hunden sozialisiert, kannte keine Natur und war verängstigt und traumatisiert.

Im Oktober 2021 starteten wir zu dritt unser Projekt, als Jakobspilger von Zuhause in Hamburg-Sasel (unweit der Via Baltica) bis nach Santiago zu pilgern. Im ersten Block gingen wir bis Wildeshausen, im Frühjahr 2022 von dort über Osnabrück, Münster und Dortmund bis Herdecke/Ruhr, im Herbst 2022 weiter über Köln und durch die Eifel nach Trier, ein Jahr später von dort durch den Saargau, Lothringen und die Champagne nach Vézelay, von wo wir im Herbst 2024 auf der Via Lemovicensis, einem der vier ältesten, bereits im 12. Jahrhundert beschriebenen Haupt-Jakobswege, bis nach Limoges gingen.

Ansonsten sind Kito und ich seit 2022 viel zu zweit auf norddeutschen Pilgerwegen unterwegs. Kito ist ein Pilgerhund durch und durch. Dank ihm bin ich als Pilger nie einsam oder allein. Wir passen aufeinander auf, sorgen füreinander und beschützen einander.

Ab und zu pilgert Christine auch in Deutschland mit. Sie mag es eigentlich nicht, allabendlich ihren Rucksack aus- und morgens dann wieder einzupacken. Aber seit sie sich 2024 einen Pilgerwagen gekauft hat und ihr Gepäck nicht mehr auf dem Rücken schleppen muss, findet sie das Pilgern deutlich angenehmer.

Bevor wir nun Ende April 2025 wieder nach Frankreich aufbrechen, um den zweiten rund 500 Kilometer langen Teil der Via Lemovicensis – nun von Limoges nach Saint-Jean-Pied-de-Port – zu gehen, wollen wir noch einen kurzen Pilgerweg hier in Norddeutschland gehen.

Dazu haben wir uns den Vicelinweg ausgesucht. Der ist ein von Neumünster ausgehender nur rund 100 Kilometer langer Rundpilgerweg für Fahrradpilger. Wir beabsichtigen natürlich, ihn in vier etwa gleichgroßen Tagesetappen zu jeweils um und bei 25 Kilometern zu Fuß zu pilgern. Auf einem solchen Weg rollt sicher auch der Pilgerwagen prima.

.

VICELIN ALS NAMENSGEBER DIESES WEGS

Vicelin (andere Schreibweisen: Vizelin, Wissel, Witzel, Vicelinus) wurde um 1090 in Hameln geboren, wo er nach dem frühen Tod seiner Eltern bei Verwandten und auf der Burg Everstein nahe Holzminden aufwuchs. Nach Ausbildung an der Paderborner Domschule wirkte er von 1118-1122 als Scholastiker (Vorsteher der Stiftsschule) am Domstift zu Bremen. Von dort zog er zu theologischen Studien nach Frankreich.

1126 kehrte er nach Deutschland zurück, allerdings nicht nach Bremen, sondern nach Magdeburg, wo er von Erzbischof Norbert von Xanten, dem Gründer des Prämonstratenserordens, zum Priester geweiht wurde. Wieder in Bremen, wurde er von Erzbischof Adalbert als Missionar zu den Wagriern, dem zwischen Kiel und Alt-Lübeck ansässigen westlichsten der vier Hauptstämme der slawischen Abodriten im Raum Alt-Lübeck, entsandt.

1127 gründete Vicelin im damaligen Faldera ein Augustiner-Chorherrenstift, das Nova monasterium („neues Münster“), nach dem Faldera künftig benannt wurde.

Weitere Kirchen gründete Vicelin unter anderem im befestigten Segeberg (1134), von wo aus er drei Jahre lang predigte, sowie in Oldesloe, Preetz (um 1150) und Bornhöved (1149), wobei letztere die einzige dieser Kirchen ist, von denen sicher belegt ist, dass Vicelin selbst sie weihte.

Vicelin indessen war im selben Jahr 1149 zum Bischof von Oldenburg geweiht worden, residierte jedoch aus Sicherheitsgründen weiterhin in Neumünster/Faldera bzw. in Bosau, das er 1150 von Heinrich dem Löwen bekommen hatte. Auch hier hatte er umgehend eine Kirche gegründet.

Nachdem er bereits 1150 einen ersten Schlaganfall erlitten hatte, ereilte ihn 1152 ein zweiter schwerer Schlaganfall, durch den er die Sprache verlor und von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 12. Dezember 1154 in Faldera und wurde dort auch bestattet.

Nach seiner Heiligsprechung wurden seine sterblichen Überreste 1332 in das inzwischen nach Bordesholm verlegte Augustiner-Chorherrenstift überführt. Sein dortiges Grab ist jedoch seit 1613 nicht mehr auffindbar.

Vicelin gilt als „Apostel der Wagrier“ und ist mit rund zwanzig nach ihm benannten Kirchen einer der Kirchenväter im heutigen Schleswig-Holstein.

Vicelin (Kupferstich von 1590)

VICELINWEG

Im Mai 2007 war der Mönchsweg von Glückstadt nach Puttgarden (Fehmarn) mit viel politischer und kirchlicher Prominenz eingeweiht worden. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt der vier anliegenden Landkreise Steinburg, Segeberg, Plön und Ostholstein und der Nordelbischen Landeskirche und folgt quasi den Spuren der Christianisierung Nordelbiens: So liegen Vicelins Kirchengründungen in Bad Segeberg, Bornhöved und Bosau und Vicelins Bischofssitz in Oldenburg an der Strecke des Mönchsweg.

Was jedoch für Irritationen und Unmut sorgte, war die Tatsache, dass Neumünster und die umliegenden Kirchen nicht in den Verlauf des Mönchwegs eingebunden waren, obgleich Vicelin viele Jahre hier gelebt und gewirkt hatte und hier auch beigesetzt worden war. Daraufhin entwickelte Neumünsters Stadtplaner Arne Lewandowski die rund 100 Kilometer lange Rundstrecke des Vicelinwegs, die (wie der Mönchsweg auch) an vorhandene Radfernwege sowie an die Via Baltica anknüpfte und 2015, also acht Jahre nach dem Mönchsweg, eingeweiht wurde.

Die Resonanz spricht für sich: Alleine in den ersten fünf Jahren dieses Wegs wurden von der Stadt Neumünster knapp 9.000 Vicelin-Flyer mit Streckenkarten und -Informationen ausgegeben.

Wir wollen ihn zu Fuß gehen…

VORBEREITUNG & PLANUNG

Da wir bereits im März dieses Jahres gepilgert waren (Christine mit einer Studienfreundin im Großraum Frankfurt, Kito und ich von Travemünde nach Hamburg), benötigen wir keine große Vorbereitung. Unsere Rucksäcke sind noch halb gepackt. Wir müssen sie nur noch anhand unserer jeweiligen Packlisten ergänzen.

Ich frage einige Wochen zuvor per Mail bei den Kirchengemeinden Bordesholm und Bornhöved sowie im ehemaligen Adligen Kloster Preetz nach, ob wir mit Kito in den Gemeindehäusern bzw. dem Pilgerzimmer des Klosters übernachten dürfen, und erhalte rasch die benötigten Zusagen.

Von Arne Lewandowski, dem Neumünsteraner Stadtplaner, auf dessen Konzept der Vicelinweg zurückgeht, bekomme ich einen Flyer mit Streckenkarte zugeschickt. Wie lang die einzelnen Tagesetappen sind, lassen wir auf uns zukommen.

Christine ist seit Herbst 2024, als wir die erste Hälfte der Via Lemovicensis von Vézelay nach Limoges pilgerten, mit einem Pilgerwagen (BENPACKER) unterwegs. Sie will nun testen, ob und wie gut wir auf der wasserdichten Packtasche des Pilgerwagens eine Box für Kito anbringen können, in die sich der Hund bei Regen oder nach sonstigem Bedarf zurückziehen kann.

Ich teste derweilen meinen neuen Rucksack (IGOLUMON Wanderrucksack 60 Liter), der meinen bisherigen, etwas „aus dem Leim gegangenen“ HOMIEE Wanderrucksack 45 Liter ersetzen soll. Den neuen Rucksack, dessen Fächereinteilung und -zugriff mir sehr gefallen, werde ich aber nur zu etwa 70-75 Prozent füllen.

11. APRIL 2025, TAG 1: ANREISE & VON NEUMÜNSTER NACH BORDESHOLM

Nachdem Christine am Vortag ihren Pilgerwagen und ich spätabends auch meinen Rucksack gepackt hatte, fehlen nur noch wenige letzte Utensilien, die wir noch hinzufügen müssen. Bei mir ist das wie fast immer mein Laptop mit Netzkabel, dazu die Ladegeräte für Handy und Kamera-Akkus. Mit Kaffee und Brötchen im Bauch brechen wir um kurz nach zehn Uhr mit Christines Auto von Zuhause auf.