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  • Herausgeber: Benevento
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Motivierend, inspirierend und unterhaltsam: Wege zum Erfolg Erfolg Was ist das eigentlich? Manche antworten: mein Haus, mein Auto, mein Boot. Andere sagen: meine Firmengründung, mein Bestseller, meine Filmpremiere. Wieder andere nennen die letzte Zigarette im Leben und das erste Mal joggen. Katrin Müller-Hohenstein und Jan Westphal haben erfolgreiche Menschen zehn Fragen gestellt, die zur Reflexion einladen. Was wollten sie als Kind werden? Wie wichtig war in ihrer Karriere Glück? Sind sie für ihren Erfolg Risiken eingegangen? Was raten sie (jungen) Leuten, die vor der Entscheidung stehen: Was soll ich mal werden? - 10 Fragen an 50 erfolgreiche Menschen. 500 Antworten, die es in sich haben. - Macht Erfolg glücklich? Oder ist der erfolgreich, der glücklich und zufrieden ist? - Müssen wir träumen können, um Großes zu leisten? - Wie wichtig sind Motivation, Disziplin und Hartnäckigkeit für dauerhaften Erfolg? - Aufschlussreiche Interviews mit Sportlern, Politikern, Medienmachern und einem Kastenbrot Was erfolgreiche Menschen auszeichnet Motsi Mabuse und Jogi Löw, Julien Bam und Frauke Ludowig, Mark Benecke und Titus Dittmann – jeder Weg zum Erfolg ist anders. André Rieu erzählt, wie er zum Leiter des größten privaten Orchesters der Welt wurde. Sarah Wiener verrät, welche Eigenschaften sie vorangebracht haben. Blicken Sie hinter die Kulissen dieser eindrucksvollen Lebensgeschichten und lassen Sie sich von den Erfolgsstorys auf Ihrem Weg inspirieren!

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Seitenzahl: 336

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KATRIN MÜLLER-HOHENSTEIN & JAN WESTPHAL

VIEL ERFOLG!

Wie wir wurden, was wir sind

Mit Illustrationen von Sarah von der Heide

Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren bzw. Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.

1. Auflage

© 2020 Benevento Verlag bei Benevento Publishing München – Salzburg, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Red Bull Media House GmbH

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15

5071 Wals bei Salzburg, Österreich

Layout, Satz und Umschlaggestaltung: Eisele Grafik·Design, München

Gesetzt aus der Times und Bureau

ISBN 978-3-7109-0092-1

eISBN 978-3-7109-5100-8

INHALT

VORWORT

JOACHIM LÖW

Fußball-Weltmeistermacher von Rio 2014

MOTSI MABUSE

Tanzte in die Herzen der deutschen Fernsehzuschauer

MARTIN RÜTTER

Deutschlands beliebtester Hundeprofi

DR. SUZANNA RANDALL

Deutschlands erste Astronautin

JULIEN BAM

Deutschlands erfolgreichster YouTuber

ZEINA NASSAR

Als erste Frau stieg sie mit Kopftuch in den Boxring

JÜRGEN MILSKI

Party-Schlagersänger

RENA ACHTEN

Kapitänin auf der A380-Flotte der Lufthansa

TITUS DITTMANN

Vater der deutschen Skateboardszene

CHARLOTTE KNOBLOCH

Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde

MARK BENECKE

Bekanntester Kriminalbiologe der Welt

BEATRICE EGLI

Schlagersängerin

BERND DAS BROT

Schlecht gelauntes Kastenbrot

ALEXANDER HERRMANN

Sternekoch und Gourmetbotschafter Frankens

ANDRÉ RIEU

Walzerkönig und Leiter des größten privaten Orchesters der Welt

HELGA HENGGE

Erste deutsche Frau auf dem Mount Everest

RAINER MARIA KARDINAL WOELKI

Erzbischof von Köln

FRAUKE LUDOWIG

Moderatorin

HERBERT HAINER

Sportverrückter Manager

MARIA HÖFL-RIESCH

Skilegende, dreifache Olympiasiegerin und Doppel-Weltmeisterin

WOLFGANG BOSBACH

Politiker

JOHANNES B. KERNER

TV-Quotenkönig

AIMAN A. MAZYEK

Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland

AMELIE FRIED

Bestseller-Autorin, Grimme-Preisträgerin und Moderatorin

DAVID GARRETT

Stargeiger

MARTINA VOSS-TECKLENBURG

Fußballbundestrainerin der Frauen

KARSTEN SCHWANKE

Meteorologe und Wetter-Erklärer

PROF. DR. CHRISTIANE BRUNS

Direktorin am Universitätsklinikum Köln

HEINER BRAND

Handball-Weltmeister und siebenmal Trainer des Jahres

VERONA POOTH

Werbe-Ikone und Miss Tausendsassa

DIETMAR HOPP

Mitbegründer des IT-Unternehmens SAP

VANESSA HAASIS

»Deutschlands beste Lehrerin« 2016

PROF. DR. WERNER MANG

Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg

ANDREA KIEWEL

Moderatorin und Kolumnistin

WOLFGANG CLEMENT

Politiker und überzeugter Journalist

DÉSIRÉE NOSBUSCH

Vom Kinderstar zur gefragten Schauspielerin

ALFONS HÖRMANN

Deutschlands einflussreichster Sportfunktionär

SOPHIA FLÖRSCH

Automobil-Rennfahrerin in der Formel 3

AXEL MEISSEL

Fregattenkapitän der Deutschen Marine

PATRICK LANGE

Ironman und Triathlon-Weltmeister

STEPHAN PICK

Starfotograf

CHRISTOPHER POSCH

Rechtsanwalt und Strafverteidiger

ULRICH MALY

Oberbürgermeister

FRÄNZI KÜHNE

Gründerin und Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin

SASCHA ZEUS UND MICHAEL WIRBITZKY

Radiomoderatoren, Autoren, Comedians, Journalisten

SENTA BERGER

Schauspielerin

ROLANDO VILLAZÓN

Startenor, Regisseur, Schriftsteller, Intendant, Moderator

SARAH WIENER

Politikerin, Starköchin, Unternehmerin und Autorin

OLIVER POCHER

Comedian, Entertainer, Moderator

KATRIN MÜLLER-HOHENSTEIN

Journalistin und Moderatorin

VORWORT

Erfolg. Was ist das eigentlich? Mein Haus, mein Auto, mein Boot? Oder auch die letzte Zigarette im Leben? Gemeinhin wird Erfolg als das Erreichen gesetzter Ziele beschrieben. Egal ob finanziell oder emotional. Egal ob materiell oder in Form von Anerkennung. Wer sein Ziel erreicht hat, hat Erfolg. Punkt. Zumindest einen ganz persönlichen. Entscheidend ist heute aber allzu oft, wie die anderen den eigenen Erfolg sehen. Ob der eigene Erfolg von den anderen überhaupt als ein solcher wahrgenommen wird. Von den Nachbarn. Von der Familie. Oder den Medien. Ist doch ganz egal, könnte man sagen, Hauptsache, du bist glücklich.

Glück erleben ist wohl ein wichtiges Kriterium für Erfolg. Wenn man 3,7 Kilometer gejoggt ist und nach 27 Minuten verschwitzt und schnaufend wieder vor der eigenen Haustür steht, kann das ein Riesenerfolg sein. Auch dann, wenn der Nachbar Marathonläufer ist und die paarkommasieben Kilometer für ihn nur Peanuts sind. Manchmal ist es eben eine Frage der Perspektive.

Es ist wohl einer der größten Irrtümer, dass man nur erfolgreich ist, wenn man eine dicke schwarze Limousine in der Garage stehen hat. Oder wenn man die VIP-Karte für die Flughafenlounge verliehen bekommt. Das sind wohlverdiente Annehmlichkeiten für die einen. Für die anderen sind es lediglich reine Statussymbole für kleine Egos. Ob sie wirklich glücklich machen, ist eine andere Frage.

Erfolg kann und muss man sich verdienen. Mit Fleiß, viel Arbeit und Hartnäckigkeit. Ein wenig Glück gehört natürlich auch dazu. Manchmal ist Erfolg aber auch ein Trampolin, das einen mit viel Schwung in den Himmel schleudert.

Wenn wir hier von Erfolg sprechen, soll es um erreichte Ziele gehen. Darum, dass Menschen am Ende zufrieden und glücklich sind mit dem, was sie tun. Ob Fußballweltmeister, Comedian, Schauspielerin oder Stargeiger. Ob Astronautin, Starkoch, Superminister oder Kriminologe. Sie alle sind die unterschiedlichsten Wege zu ihrem Erfolg gegangen. Kein Lebenslauf gleicht dem anderen. Jede Erfolgsgeschichte ist ein Abenteuer mit Risiken und Überraschungen. Motivierend, inspirierend und unterhaltsam.

Als Herausgeber dieses Buchs haben wir unterschiedliche Erfahrungen mit Erfolg. Wir arbeiten auf verschiedenen Seiten der Medienbranche; vor der Kamera als Moderatorin und hinter der Kamera als Produzent. Jeder von uns hat seine ganz persönlichen Erlebnisse. Mit Olympiasiegern und Weltmeistern, mit Verlierern oder gestürzten Helden. Mit Schauspielern und Politikern oder mit Popstars von gestern und heute. Erfolg kann eine ganze Nation in einen schwarz-rot-goldenen Rausch versetzen. Erfolg kann aber auch etwas ganz Persönliches und Stilles sein. Erfolg hat eben viele Gesichter und Geschichten.

»Erfolg ist nicht nur, wenn du ganz oben stehst«Katrin Müller-Hohenstein

Dabei sein ist alles. Ich kenne im Sport kaum ein Motto, das ich erfrischender finde als den olympischen Gedanken. Ein internationales Fest des Sports, jeder gibt sein Bestes, Fairplay und Toleranz stehen im Mittelpunkt. Das ist mein Traum vom sportlichen Wettkampf.

In der Realität sieht es anders aus. Schneller, höher, stärker, oder wie der alte Lateiner sagte: Citius, altius, fortius. Denn das ist die eigentliche Devise von Olympia, schriftlich verankert in der Satzung des IOC.

Was heißt das für den Sport? Bin ich tatsächlich nur dann erfolgreich, wenn ich Erster werde? Geht es wirklich nur um Gold, Silber und Bronze?

Dann wären Karrieren wie die von Eddie the Eagle undenkbar. Michael Edwards heißt er mit bürgerlichem Namen, er war der erste Skispringer, der für Großbritannien bei Olympischen Winterspielen an den Start ging. Motiviert von einem Kindheitstraum: »Als ich acht, neun Jahre alt war, habe ich erstmals bewusst die Olympischen Spiele im Fernsehen gesehen und dachte: ›Wow, es muss großartig sein, für sein Land an so etwas teilzunehmen.‹ Das wollte ich auch, egal wie.« Bei den Winterspielen in Calgary belegte er zweimal den letzten Platz. Er wurde dennoch der Star der Spiele.

Oder Eric Moussambani. Ein Schwimmer aus Äquatorialguinea. Er war mit einer Wildcard zu den Olympischen Spielen nach Sydney gereist und hatte dort zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt ein Fünfzigmeterbecken gesehen. Zwei Bahnen galt es zu absolvieren für die Hundert-Meter-Freistildistanz, kurz nach der Wende musste man sich bereits Sorgen um Leib und Leben des Athleten machen. Eric Moussambani hatte erst acht Monate vor den Spielen Schwimmen gelernt. Dabei sein ist alles.

Zwei echte Erfolgsstorys, ganz ohne Siegertreppchen.

Ich war in meiner Karriere oft dabei, wenn Sportlerinnen und Sportler, wenn Mannschaften große Erfolge gefeiert haben. Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft zum Beispiel, die nach Gold in Peking am Abend noch das Deutsche Haus fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt hat. Was ganz praktisch war, es war der letzte Wettkampftag, und das Ding musste am nächsten Morgen sowieso abgebaut werden.

Oder Patrick Lange, der Triathlet, der 2018 beim Ironman auf Hawaii erstmals die acht Stunden unterboten hat und gleich nach dem Zieleinlauf zitternd an meinem Mikrofon stand. Ich habe niemals zuvor so hautnah eine derartige Erschöpfung erlebt.

Oder aber natürlich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 2014 in Rio. Nach dem Finale saß ich ganz allein auf der Treppe eines Produktionsmobils und habe in den brasilianischen Nachthimmel geschaut, vor mir die Jesus-Statue, neben mir das Stadion und oben der Vollmond. Zum ersten Mal war eine europäische Mannschaft in Südamerika Weltmeister geworden – und dann auch noch im Maracanã. Ich dachte, ich flippe aus. Mein erster Gedanke war: Jetzt hör ich auf, etwas Besseres werde ich nie mehr erleben. Wie ging es wohl erst der Mannschaft in diesem Moment des größten Erfolgs? Ich wünsche den Spielern und den Trainern, dass sie es geschafft haben, diesen Moment zu konservieren. Und mit diesem größten sportlichen Erfolg, den man sich in Deutschland vorstellen kann, auch umzugehen. (Oliver Kahn hat mir mal erzählt, seine Mutter hätte 2002 nach dem verlorenen Endspiel in Japan zu ihm gesagt: »Ich bin fast froh, dass du nicht Fußballweltmeister geworden bist. Dich hätte ich nie wieder eingefangen bekommen.« Wobei Oli dafür viel zu klug wäre.)

Vielleicht waren die WM in Russland und das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft die logische Konsequenz aus diesem Traumsommer. Vielleicht ist es unmöglich, sich nach einem so großen Erfolg neu zu motivieren und die richtige Einstellung zu finden. Anderen großen Fußballnationen ist das auch schon passiert (andererseits schafft genau das zum Beispiel ein Roger Federer immer wieder, zwanzig Grand-Slam-Titel sind mit Sicherheit nicht vom Himmel gefallen). Wenn man also einen echten Misserfolg sucht, dann wird man beim Fußball im Jahr 2018 fündig. Was für ein Kontrastprogramm. Nach der Niederlage in Kasan gegen Südkorea und dem historischen Aus der deutschen Mannschaft ist mir vor allem ein Bild im Kopf geblieben: Manuel Neuer und Oliver Bierhoff in den leeren Katakomben der Kasan-Arena. Sie sitzen mit hängenden Köpfen ins Gespräch vertieft in der offenen Kofferraumklappe des Mannschaftsbusses.

Nicht alles, was sich nach einer Niederlage anfühlt, ist auch eine. Aljona Savchenko saß in Sotchi wie ein Häufchen Elend bei mir im Studio. Sie hatte mit ihrem Partner Robin Szolkowy Bronze im Eiskunstlaufen geholt. Ich habe sie als Erstes gefragt, ob ich ihr zur Bronzemedaille gratulieren darf, weil ich fände, dass das ein toller sportlicher Erfolg sei. Sie hat mit einem leicht gequälten Lächeln Ja gesagt. Alles andere schrie Nein – sie hatte Gold gewollt. Trotzdem gab es noch ein Happy End: Vier Jahre später lag sie mit Bruno Massot in Pyeongchang nach dem Kurzprogramm nur auf Platz vier, die anschließende Kür ging mit Weltrekordpunktzahl in die Geschichte ein. Ich habe auf dem Eis nie etwas Schöneres gesehen. Und da war sie nun endlich, die ersehnte Goldmedaille.

Die deutschen Volleyball-Herren haben bei der Volleyball-EM 2017 auch wahrhaft Historisches geleistet. Sie haben die erste Medaille in der Geschichte der Europameisterschaften gewonnen. Silber, nach einem denkbar knappen Finale gegen den haushohen Favoriten Russland. Trotzdem konnte sich Lukas Kampa, der Kapitän, nicht zu hundert Prozent darüber freuen. »Wir haben Silber gewonnen – aber das letzte Spiel verloren. Das wird immer ein Wermutstropfen bleiben für mich«, hat er mir anschließend im Aktuellen Sportstudio erzählt. Ich hoffe, dass er das mittlerweile anders sehen kann. (Es ist bekannt, dass der Dritte in einem sportlichen Wettkampf meist glücklicher und zufriedener ist als der oder die Zweite. Weil er das letzte Spiel nicht verloren hat. Und in einem Sport, in dem es kein K.-O.-System gibt, hat der Dritte nicht so sehr das Gefühl, knapp am Sieg vorbeigeschrammt zu sein, wie der Zweite. Objektiv gesehen waren beide sehr erfolgreich.)

Seit vielen Jahren erlebe ich die ganze Palette der Emotionen hautnah mit – von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Das ist für mich ein echtes Geschenk, davon kann ich gar nicht genug bekommen. Wobei Siege natürlich immer schöner sind als Niederlagen. Aber auch die gehören zum Sport dazu. Nur so funktioniert ein Wettkampf. Wenn keiner mehr in Kauf nimmt, Zweiter zu werden, können wir uns jeden sportlichen Wettbewerb sparen.

Für mich ist es aber eben auch ein Erfolg, wenn eine Mannschaft, wenn eine Sportlerin oder ein Sportler ihr oder sein bestes gegeben hat und im entscheidenden Moment das ganze Potential abrufen konnte.

»Wer seinen Traumjob sucht, muss träumen können.«Jan Westphal

Kürzlich habe ich dreißig Studenten gefragt, was sie denn später im Leben einmal machen möchten. Sie wussten es nicht. Niemand hatte eine Idee. Niemand einen Plan oder einen Traum. Ich erinnerte sie daran, dass sie erst Anfang zwanzig seien und noch jede Menge Zeit hätten. »Woher sollen wir denn wissen, was wir den Rest unseres Lebens machen sollen?«, war die Antwort.

Diese Frage hat mich lange verfolgt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir damals – mit Anfang zwanzig – alle wussten, was uns das Leben später mal bringen soll. Es waren die Achtzigerjahre.

Heute ist das Universum der Möglichkeiten schier unendlich. Eltern ermuntern ihre Kinder, nach den Sternen zu greifen. Reach for the stars. You can do anything. Die Welt erzählt uns, dass wir heute alles erreichen können. Jeder kann Millionär oder Präsident werden. Es gibt fast nichts, was man nicht kann.

Das Internet legt uns die Welt zu Füssen. Alles geht. Immer. Und sofort. Mit einem Wisch auf dem Handy hat man die Liebe seines Lebens gefunden. Und genauso ist es auch mit Träumen und Wünschen. Soziale Medien spielen uns täglich die tollste Welt vor. Alles ist mega. Vielleicht sieht man aber vor lauter Möglichkeiten die eigenen Wünsche und Träume nicht mehr. Das echte Leben ist eben kein #Hashtag.

Was soll man also anfangen mit seinem Leben? Was macht man nur nach der Schule, wenn das Leben erst so richtig losgeht?

Oder mit Mitte dreißig, wenn das Hamsterrad des Alltags einen nervt? Welcher Job macht einem ein Leben lang Spaß? Ein ganzes Leben lang? Mein Opa hat über vierzig Jahre bei Siemens in Berlin malocht. Vierzig Jahre lang jeden Morgen der gleiche Weg zur Arbeit. Jeden Mittag die gleiche Kantine. Fast unvorstellbar. Heute sind Jobs mehr Sprungbrett zur nächsten Beschäftigung als ein »Traumjob«. Und wir werden viel zu schnell unzufrieden. Irgendwie mit allem.

Vielleicht müssen wir wieder lernen zu träumen. Vielleicht müssen wir einfach nur unsere Träume erkennen und ihnen zuhören. Wir haben uns daran gewöhnt, dass uns alles immer lauter anspringt. Je mehr Konfetti und Feuerwerk, desto geiler muss es ja sein. Alles #Mega.

Träume kommen aber eher leise daher. Sie kommen von hinten angeschlichen, ohne dass man es merkt. Steven Spielberg, der Jahrhundertregisseur, hat einmal eine tolle Geschichte erzählt. Sie geht ungefähr so:

Wenn du mal einen Traum hast, was du im Leben machen sollst, dann schreit dir der Traum nicht ins Gesicht: »Das ist es, wer du bist. Das ist es, was du für den Rest deines Lebens sein musst.« Ein Traum flüstert. Ein Traum schreit nie. Ein Traum ist schwer zu hören. Aber wenn du auf das Flüstern hörst, wenn das Flüstern dein Herz kitzelt und es etwas ist, wovon du denkst, dass du es für den Rest deines Lebens tun willst, dann wird es das sein, was du für den Rest deines Lebens tust.

Vielleicht müssen wir heute mehr auf die leisen Töne hören. Darauf warten, dass unser Herz gekitzelt wird.

Auf der Suche nach dem perfekten Job hat mein Vater zu mir nach dem Abitur gesagt: »Schau dir an, welche Leute du gut findest. Mit wem würdest du gerne mal Zeit verbringen?« Ich bin diesem Tipp und meinem Herzen gefolgt, und es war das Beste, was ich tun konnte.

Wenn es darum geht, in jungen Jahren einen Zukunftsplan zu haben, sieht man entweder den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oder man sieht erst gar keine Bäume. Erfolgreiche Menschen können Orientierung geben und Vorbild sein. »Ich möchte so sein wie die« oder »Ich möchte das machen, was der macht«. Vielleicht sind gerade die Menschen, die ihr persönliches Ziel erreicht haben und das Gesicht eines ganzen Berufsbildes sind, die besten Ratgeber. Ein Blick auf ihre Geschichte ist allemal spannend.

Deswegen haben wir fünfzig erfolgreiche Frauen und Männer gefragt, wie sie zu dem geworden sind, was Sie sind. Wie wichtig waren Mut, Glück oder doch auch harte Arbeit? Die Antworten sind oft überraschend. Manche wussten schon früh, wohin die Lebensreise gehen würde. Bei anderen kamen Traum oder Mut zur Veränderung erst später. Es sind fünfzig Frauen und Männer, mit denen wir vielleicht gerne mal einen Kaffee trinken möchten. Die wir fragen möchten: »Wie war das bei dir? Wie bist du zu dem geworden, was du heute bist?«

Zum Beispiel der 23-jährige Schlosser, der seinen Job im Kohle-Tagebau hinschmiss, um schließlich zum erfolgreichsten Starfotografen Deutschlands zu werden. Der junge Geiger, der in Südfrankreich als Tankwart sein erstes Geld verdiente. Der nie wieder Geige spielen, aber dafür eine Pizzeria aufmachen wollte, um schließlich Walzerkönig und Chef des größten und erfolgreichen Privatorchesters der Welt zu werden. Die heutige Abgeordnete des Europaparlaments, die als junge Frau alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin war und später zur Spitzenköchin wurde. Oder der deutschlandweit bekannte Strafverteidiger, der als junger Mann noch Schweinehälften in einer Schlachterei schleppte. Ein Blick auf diese erfolgreichen Lebenslinien ist aufregend und spannend. Oft heiter, manchmal nachdenklich stimmend.

In den fünfzig Interviews lernen wir viel über unser eigenes Leben. Über Möglichkeiten und Chancen. Wir lernen, dass man einen Job von heute auf morgen hinschmeißen kann, um komplett neu und erfolgreich durchzustarten. Dass Karriere manchmal vor Familie gestellt werden muss. Dass Glück einem nicht in den Schoß fällt, auch wenn es ab und zu hilfreich sein kann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dass man manchmal die persönliche Komfortzone verlassen muss, um über sich hinauszuwachsen. Um Ziele zu erreichen und um besser zu werden, als man ist. Und dass Erfolg kein gerader Weg sein muss. Sondern eine Straße mit vielen Kurven, Steigungen und Kreuzungen sein kann.

Vermutlich hat der ehemalige Superminister für Wirtschaft und Arbeit eine andere Erfolgsformel als einer der erfolgreichsten Partyschlagersänger von Mallorca. Die erste deutsche Astronautin denkt über Erfolg und Glück möglicherweise anders als ein Kardinal. Und der Fußballweltmeister sieht Erfolg im Job vielleicht ganz anders als der Kriminologe, der schon einmal den Schädel von Adolf Hitler untersuchte.

Was also sind die großen und kleinen Faktoren zwischen Mut, Glück und Erfolg? Wie wurden diese fünfzig Erfolgsmenschen zu dem, was sie heute sind?

Dieses Buch ist keine Gebrauchsanweisung für die erste Million auf dem Konto. Die Geschichten der fünfzig Frauen und Männer sind ein Blick durch das Schlüsselloch des Erfolgs. Es sind Anekdoten, Ideen und Gedanken von fünfzig erfolgreichen Menschen, die alle etwas geschafft haben. Jedes Interview ist wie ein kleines Minipraktikum in einem anderen Job – wenn man die Erfolgsgeschichten liest, ist man inspiriert, oft überrascht und immer beflügelt. Man merkt ganz schnell, dass Liebe und Leidenschaft für das, was man tut, offenbar extrem wichtig sind. Dass man immer neu starten kann, wenn man merkt, dass nichts mehr geht. Und dass erfolgreiche Menschen scheinbar gerne öfter im eigenen Bett schlafen würden, als sie es tatsächlich tun.

Diese fünfzig Frauen und Männer (wobei ein Kastenbrot auch dabei ist, aber sehen Sie selbst) stehen alle für Durchsetzungsvermögen, Willenskraft, Fleiß und harte Arbeit. Fünfzig Frauen und Männer, die dank Talent, Disziplin und manchmal ein wenig Glück über Jahre erfolgreich wurden und bis heute erfolgreich geblieben sind. Wahrscheinlich hat ihnen – irgendwann im Leben – der Traum von hinten leise ins Ohr geflüstert. Und sie haben zugehört. Jetzt können wir ihnen mal zuhören.

Viel Spaß beim Lesen!

Viel Erfolg. Wie wurden wir, was wir sind? 10 Fragen. 50 Erfolgsmenschen. 500 Antworten.

Was wollten Sie als Kind oder nach der Schule werden?

Was haben Sie gelernt?

Was war Ihr erster bezahlter Job?

Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?

Was braucht man, um Ihren Job besonders gut zu machen?

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Job?

Was gefällt Ihnen nicht so sehr?

Wie wichtig war in Ihrer Karriere Mut? Sind Sie Risiken eingegangen?

Wie wichtig war in Ihrer Karriere Glück?

Was raten Sie (jungen) Leuten, die vor der Entscheidung stehen: »Was soll ich mal werden?«

JOACHIM LÖW

FUSSBALL-WELTMEISTERMACHER VON RIO 2014*1960

»Mein Job ist eine Berufung, der ich intuitiv gefolgt bin.«

Ich bin …

… Bundestrainer beim Deutschen Fußball-Bund.

Was wollten Sie als Kind oder nach der Schule werden?

Fußballer. Das war das Einzige, worum sich meine Gedanken als Kind und Jugendlicher drehten. Ich habe drei Brüder, da war immer einer da, der mit mir kickte. Eines Tages in der Bundesliga spielen – das war mein großer Traum. Das habe ich dann später auch geschafft, dafür aber ein bisschen die Schule vernachlässigt. Beides unter einen Hut zu bekommen, war und ist nach wie vor schwierig.

Was haben Sie gelernt?

Nachdem ich in der elften Klasse das Gymnasium mit der Mittleren Reife verließ, um mehr Zeit fürs Fußballspielen zu haben, begann ich eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, die ich auch abgeschlossen habe.

Was war Ihr erster bezahlter Job?

Tagsüber war ich im Betrieb, abends auf dem Trainingsplatz, an Wochenenden spielte ich Fußball. Ich war neu beim SC Freiburg, der gerade in die zweite Liga aufgestiegen war. Mein Traum verwirklichte sich langsam, aber sicher. Zwei Jahre später wechselte ich zum VfB Stuttgart in die Bundesliga.

Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?

Trainer zu sein, ist etwas völlig anderes als Spieler. Trainer zu werden, habe ich nicht geplant. Es hat sich entwickelt, es war eine logische Folge dessen, was mich damals beschäftigte, was mich antrieb. Aus heutiger Sicht war es eine Berufung, der ich intuitiv folgte. Ich glaube, ich war ein sehr wissbegieriger Spieler. Ich wollte Lösungen aufgezeigt bekommen. Mit welchen Mitteln kann ich eine tief stehende Abwehr überwinden? Was fehlt unserem Spiel? In den letzten Jahren meiner Laufbahn in Deutschland hörte ich vor allem, dass man laufen und fighten muss, nie aufgeben darf. Es ging um Kampf, Einsatz, »Gras fressen«. Auf solche Begriffe und vermeintlichen Qualitäten wurde alles reduziert. Das genügte mir nicht mehr. Zuletzt spielte ich drei Jahre in der Schweiz, in Schaffhausen und in Winterthur. Das war mein Glück, denn diese Zeit war prägend. Denn plötzlich bekam ich Antworten auf meine Fragen. Einer meiner Trainer damals war Rolf Fringer. Er war faszinierend, er fesselte mich. Er gab mir die Antworten, die ich suchte. Wir beschäftigten uns mit Taktik, mit Spielidee, mit spielerischen Lösungen. Diese Antworten wollte ich selbst weitergeben. Während ich noch spielte, begann ich, eine Jugendmannschaft zu trainieren. Dann wurde ich Spielertrainer und begann eine Ausbildung als Fußballtrainer. Es war ein fließender Übergang vom Spieler zum Trainer. Für mich war diese Perspektiverweiterung eine unglaubliche Bereicherung.

Was braucht man, um Ihren Job besonders gut zu machen?

Die Grundvoraussetzung, um in jedem Job gut zu sein und letztlich Spaß zu haben, ist erst mal, das Fachwissen zu haben. Und die permanente Bereitschaft mitzubringen, sich weiterbilden zu wollen. Mindestens genauso wichtig aber ist eine gewisse Empathie. Als Führungskraft muss man Vertrauen geben, Wertschätzung. Das kann man schwer erlernen, das sind Dinge, die sich auch entwickeln. Erfahrung ist enorm hilfreich. Daraus ergibt sich eine natürliche Autorität und eine Akzeptanz. Die heutige Spielergeneration will verstehen, weshalb man was macht. Sie will Lösungswege aufgezeigt bekommen. Man muss ihr Ziele vorgeben, klare Vorstellungen, eine Vision.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Job?

Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als sich auf höchstem Niveau mit den besten Teams der Welt sportlich zu messen. Länderspiele gegen Brasilien, Spanien, Argentinien, Frankreich, England, Italien – am liebsten in einem großen Turnier – sind für mich Genuss pur. Mich freut die Zusammenarbeit mit jungen Spielern. Bei einem Turnier sind wir zusammen mit allen Betreuern bis zu 70 Personen. Wir arbeiten und leben als eine verschworene Gemeinschaft über Wochen auf engem Raum zusammen und folgen einem gemeinsamen Ziel. Das spornt mich an. Genauso wie eine Mannschaft und einzelne Spieler zu entwickeln, ihnen zu helfen, besser zu werden. Es ist eine schöne Aufgabe, einen gemeinsamen Weg zusammenzugehen. Rund um unsere Länderspiele und großen Turniere ergeben sich immer wieder wunderbare Geschichten, auch im zwischenmenschlichen Bereich. Selbst oder gerade auch in Momenten großer Enttäuschung ergeben sich manchmal Situationen, die einen unheimlich bereichern.

Was gefällt Ihnen nicht so sehr?

Ich muss als Trainer auch schwierige Entscheidungen treffen, auch wenn sie Enttäuschungen mit sich bringen. Zum Beispiel bei Aufstellungen oder der Frage, wer zum Kreis der Nationalmannschaft gehört und wer nicht. Da muss man auch in meiner Rolle lernen, mit Kritik umzugehen. Leider fällt diese manchmal auch unsachlich aus und wird persönlich, manchmal wird es auch beleidigend und verletzend. Ich weiß aber, dass das dazugehört. Genauso wie der Umstand, dass man in erster Linie an Ergebnissen gemessen wird. Da ist das Geschäft oft unbarmherzig. Manchmal ergeben sich auf einem Weg erst durch Rückschläge Erfolge.

Wie wichtig war in Ihrer Karriere Mut? Sind Sie Risiken eingegangen?

Eine gewisse Portion Mut gehört zu meinen Grundeigenschaften, gerade im beruflichen Bereich mag ich es, eher ein Risiko einzugehen. Entscheidend für mein Handeln ist dann oft mein Bauchgefühl, meine Intuition, meine eigene tiefe Überzeugung. Und weniger die Frage, wie dies in der Öffentlichkeit bewertet wird.

»Was einen besonders reizt, muss für andere auf den ersten Blick nicht besonders vernünftig wirken.«

Wie wichtig war in Ihrer Karriere Glück?

Glück gehört dazu, gerade im Sport, wo es auf höchstem Niveau oft auf des Messers Schneide zugeht, wo oft nur Nuancen entscheiden. Nicht selten entscheidet das berühmte Quäntchen Glück. Wenn ich mir meine Laufbahn als Trainer anschaue, gibt es zwei Stationen, die aus meiner Sicht schlichtweg glückliche Fügungen und alles andere als geplant waren. Noch während meiner Trainerausbildung in der Schweiz fragte mich Rolf Fringer, ob ich ihn als Co-Trainer zum VfB Stuttgart begleiten wolle. Eigentlich war ich noch gar nicht so weit, ich war ja noch Spielertrainer und wollte mir Zeit lassen, um alles von der Pike auf zu lernen. Da der VfB mir aber am Herzen lag, nahm ich das Angebot an. Ein Jahr später wurde Fringer Schweizer Nationaltrainer und ich Interims- und nach den ersten wirklich starken Spielen von uns Cheftrainer beim VfB. Zum DFB kam ich ebenfalls ungeplant. Nach verschiedenen Stationen in Deutschland, der Türkei und Österreich übernahm ich 2003 Austria Wien, wo ich Anfang 2004 beurlaubt wurde – obwohl wir zu diesem Zeitpunkt Tabellenführer waren. Nach der EM 2004 übernahm Jürgen Klinsmann im Sommer die Nationalmannschaft und sprach mich an, ob ich sein Assistenztrainer werden wolle. Hätte ich damals einen Job gehabt, wäre er wahrscheinlich nicht auf mich gekommen. Und dass Jürgen nach der WM 2006 als Bundestrainer aufhören und mir dieses Amt übertragen würde – damit war schon mal überhaupt nicht zu rechnen.

Was raten Sie (jungen) Leuten, die vor der Entscheidung stehen: »Was soll ich mal werden?«

Ich glaube, dass vor der Berufswahl eine gewisse Zeit der Orientierung gut ist. Vielleicht muss man für sich erst einmal ein paar Fragen beantworten, für die man eine gewisse Zeit braucht. Fragen wie: Was macht mir Spaß? Woran habe ich Lust? Was erfüllt mich? Was macht mich glücklich? Nur dann ist man ja gut in dem, was man macht, und kann für sich eine innere Zufriedenheit erlangen. Da muss man einfach in sich hineinhören, und da kann man vieles einfach auch erst mal ausprobieren. Vieles wird sich dann entwickeln. Es gibt für eine solche Orientierung verschiedene Optionen: ein freiwilliges soziales Jahr zum Beispiel oder ein Auslandsaufenthalt. Das kann helfen, den persönlichen Horizont zu weiten. Und plötzlich wächst ein Gedanke, ein Gefühl für eine Tätigkeit, die einen reizt. Das können auch Dinge sein, die für andere auf den ersten Blick nicht besonders vernünftig wirken. Und Dinge, an die man vorher niemals gedacht hat. Fest steht für mich: Es gibt dabei doch nichts zu verlieren, vielmehr kann man gewinnen. An Erfahrung, an Persönlichkeit, an Charakter, an innerer Stärke. Letztlich sind es diese wichtigen Eigenschaften, die man nicht nur im Job braucht. Sondern vor allem im Leben.

MOTSI MABUSE

TANZTE SICH AUS SÜDAFRIKA IN DIE HERZEN DER DEUTSCHEN FERNSEHZUSCHAUER*1981

»Wenn man stehen bleibt, bleibt man zurück.«

Ich bin …

… Überlebenskünstlerin, weil ich eigentlich mehrere Jobs habe. Ich bin Unterhalterin, Tänzerin und auch Geschäftsfrau. Eine einfache »Rundum-Beschreibung« für meinen Beruf gibt es nicht.

Was wollten Sie als Kind oder nach der Schule werden?

Als ich klein war, wollte ich Polizistin werden. Das liegt an meiner Geschichte in Südafrika. Ich bin in der Zeit der Apartheid aufgewachsen, und für uns Kinder waren Polizisten immer Menschen mit Autorität und Macht. Das waren Dinge, die wir nicht hatten und nie haben konnten. Deswegen wollten wir Kinder zur Polizei, um auch mal das Gefühl der Autorität und Macht zu haben.

Was haben Sie gelernt?

Ich habe in Südafrika mit achtzehn angefangen, Jura zu studieren. Ich wusste damals noch nicht so richtig, was ich machen sollte. Und da mein Papa Richter war, hatte ich ein bisschen Druck. Und so habe ich dann gesagt: »Ja, okay, ich mache das.« Ich habe das Jurastudium dann aber schnell wieder aufgehört, weil ich mir dachte: »Entweder ich mache etwas, wo ich mit Leidenschaft dabei bin, oder ich lasse das.« Und für Jura hatte ich keine Leidenschaft. Fürs Tanzen aber umso mehr. Als ich dann nach Deutschland kam zu tanzen, dachte ich mir: »Dann mache ich das komplett. Also ganz oder gar nicht.« Denn halb Anwalt, halb Tänzerin geht nicht. Tanzen verlangt dir alles ab. Da kann man keine halben Sachen machen.

Was war Ihr erster bezahlter Job?

Ich habe in der Schule, mit fünfzehn, in der Pause in der Cafeteria bedient. Ich habe aber auch damals schon Tanzunterricht gegeben.

Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?

Ich bin mit achtzehn Jahren aus Südafrika nach Deutschland gekommen, um zu tanzen. Viele meiner Tanzkolleginnen sind damals nach England gegangen, denn das war durch das Commonwealth für alle am leichtesten. Ich habe aber meinen damaligen Mann kennengelernt, der in Deutschland wohnte, und dann haben wir entschieden: »Wir probieren es in Deutschland.« Ich bin also der Liebe wegen in Deutschland gelandet.

»Wenn es hart auf hart kommt, fragen die Menschen dich: Wer bist du?«

Hier angekommen, hatte ich nur ein Ziel. Und ich habe dieses Ziel richtig gejagt. Ich wollte unbedingt Deutsche Meisterin werden. Wenn ich schon mal alles riskiere, von Südafrika nach Deutschland komme und mein Jurastudium abbreche, dann muss ich das schaffen. Und zwar so, dass ich damit überleben kann. Für mich war das immer eine Art Überlebensmotivation. Ich wollte nicht nach Südafrika zurückgehen – oder zurückgehen müssen. Ich habe mir da schon richtig Druck gemacht.

Dadurch entstand alles, was ich heute mache. Nachdem ich Deutsche Meisterin war, hat Joachim Llambi mich gefragt, ob ich bei der RTL-Show Let’s Dance mitmachen möchte. Ich habe erst mal Nein gesagt. Ich wollte das nicht, weil ich ein ganz anderes Ziel hatte. Nämlich tanzen, tanzen, tanzen. Ich wollte überhaupt nicht ins Fernsehen. Ich wollte nie berühmt werden. Aber: Die TV-Show war ein Job, mit dem ich Geld verdienen konnte.

Was braucht man, um Ihren Job besonders gut zu machen?

Man muss authentisch sein. Man darf nichts und niemandem etwas vorspielen. Viele spielen heute, gerade in der Öffentlichkeit, etwas vor. Natürlich bringt dich dein gutes Aussehen kurzfristig voran. Wenn du hübsch und schlank bist, wenn du einen guten Körper hast. Um aber langfristig dabeizubleiben, muss man das Produkt sein, was man bietet. Man muss authentisch sein. Wenn es irgendwann mal hart auf hart kommt, fragen die Menschen dich: »Wer bist du?«

Ich habe mal Michelle Hunzinger getroffen und ein bisschen kennengelernt. Ich bin ein großer Fan von ihr, weil sie immer genau so ist, wie sie ist. Und deswegen ist sie schon so lange so erfolgreich. Sie spielt einfach niemandem etwas vor.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Job?

Ich habe in den letzten Jahren ein bisschen mein Talent entdeckt, Menschen zu unterhalten. Auch wenn ich das immer schon, auch als Kind, gemacht habe. Aber ich hatte das nie als Beruf im Kopf. Dass ich mal in der Öffentlichkeit stehen würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Aber jetzt mache ich das im Fernsehen. Und es macht mir Spaß. Mir geht’s damit auch gut. Ich kann authentisch sein. Ich kann die Motsi sein, die ich wirklich bin. Ich kann mit meinen Gefühlen ehrlich sein. Und das gefällt mir gut.

Was gefällt Ihnen nicht so sehr?

Manchmal werde ich von Menschen beurteilt, die nur eine Facette von mir im Fernsehen kennen. Und oft habe ich das Gefühl, dass ich mich erklären muss. Natürlich bin ich als Jurorin bei Let’s Dance oft laut, schrill oder emotional. Aber ich habe auch andere Seiten, andere Facetten. Ich bin oft ernst, habe auch traurige Momente. Aber diese sieht man nicht im Fernsehen. Deswegen werde ich oft verurteilt oder beurteilt. Als die Schrille und Laute. Dass ich mich oft erklären oder rechtfertigen muss, gefällt mir nicht. Aber das gehört dazu, wenn man in der Öffentlichkeit steht.

Wie wichtig war in Ihrer Karriere Mut? Sind Sie Risiken eingegangen?

Mut war sehr wichtig für mich, weil ich diesen Schritt von Südafrika nach Deutschland gegangen bin. Gegen den Willen meiner Eltern. Die wollten, dass ich in der Heimat bleibe und Anwältin werde. In ein komplett fremdes Land zu ziehen, in dem meine Eltern noch niemals waren, das war nicht leicht. Das war natürlich ein Risiko, das mir Mut abverlangt hat. Ich musste zu Hause in Südafrika alles aufgeben. Ich war schon Vizemeisterin im Tanzen. Ich war auf einer der besten Universitäten in Südafrika. Und das habe ich alles aufgegeben. Alles auf eine Karte gesetzt. Auf mein Talent. Und auf eine Zukunft in Deutschland.

Ich wusste natürlich nicht, ob das funktionieren würde. Wie weit ich kommen würde. Aber ich war achtzehn Jahre jung. Wenn du jung bist, denkst du dir: »Wenn es schiefgeht, gehe ich wieder zurück und fange mit 22 wieder an zu studieren.« Auch wenn ich das tatsächlich nie gedacht habe. Denn für mich war immer klar: »Ich ziehe das durch.«

Eigentlich bin ich ein Angsthase. Wenn ich etwas mache, dann ist es immer der große Sprung. Wenn die einen vom Beckenrand oder vom Fünfmeterbrett in den Pool springen, nehme ich das Zehnmeterbrett. Ich springe von ganz oben. Weil ich so Angst habe, vom Fünfer zu springen, gehe ich lieber gleich bis ganz nach oben.

Im normalen Leben bin ich bei allen Entscheidungen megakonservativ und vorsichtig. Ich brauche immer einen Plan. Ich wäge immer ab, was ist gut, was ist schlecht? Bis auf die zwei, drei großen Schritte in meinem Leben, wie von Südafrika in ein fremdes Land zu gehen, waren alle anderen Schritte ganz kleine Minischritte, die ich ganz vorsichtig abgewogen habe.

Als ich von zu Hause ausgezogen und nach Deutschland gekommen bin, hatte ich keine finanzielle Unterstützung mehr. Ich war komplett auf mich allein angewiesen. Ich war in einem fremden Land mit einer fremden Sprache. Ich hatte noch nie allein gelebt. Ich hatte auch noch nie einen Boy-Friend. Und plötzlich lebte ich mit meinem Freund zusammen in einer kleinen gemeinsamen Wohnung in einem fremden Land, und ich habe auch noch mit meinem damaligen Freund getanzt. Das war alles sehr groß und viel auf einmal. Da stand ich dann und habe mich gefragt: »Wie soll ich das jetzt alles machen?« Ich hatte Angst, zu fallen und zu scheitern. Meine größte Angst oder das Schlimmste war für mich, meine Eltern zu enttäuschen.

Dass am Ende alles irgendwie funktioniert hat, merke ich nie. Mir ist das gar nicht bewusst. Für mich geht es immer weiter, immer weiter. Ich bin noch nicht in der Position, in der ich beruhigt sein kann. In der ich sagen kann: »Alles ist gut.« Ich habe gerade erst eine riesengroße Tanzschule eröffnet. Wieder ein Neustart. Wieder etwas Neues. Es geht einfach immer weiter.

Ich bin nicht unzufrieden mit dem, wo ich bin, aber ich frage mich immer: »Wohin geht die Entwicklung? Wohin geht die Reise?« Wenn man stehen bleibt und sich keine Gedanken macht, wie man sich weiterentwickeln kann, ist das sehr gefährlich. Im Leben bewegt sich alles. Und wenn man stehen bleibt, bleibt man zurück. Vielleicht ist es so, dass ich mal ausatme und mich entspanne, wenn ich die erste Million auf meinem Konto sehe. Aber da bin ich noch lange nicht.

Wie wichtig war in Ihrer Karriere Glück?

Ich habe neun Jahre gebraucht, um Deutsche Meisterin zu werden. In diesen neun Jahren habe ich irgendwann gelernt, auch mal loszulassen. Manchmal ist es auch Schicksal. Manchmal ist es nicht in unseren Händen. Ich denke schon, dass man aus seiner Komfortzone rausmuss, um große Dinge zu erreichen. Aber dann ist es auch Schicksal. Entweder es passiert, oder es passiert nicht.

»Was lässt dich von innen leuchten? Was macht dich richtig glücklich?«

Ob am Ende Glück eine Rolle spielt: Ich weiß es nicht. Ich denke, eine Sache führt zur nächsten. Ich habe zum Beispiel sehr hart für meine Tanzkarriere gearbeitet. Dadurch hat Joachim Llambi mich gefragt, ob ich bei Let’s Dance mitmachen möchte.

Ich habe mal einen Glücksmoment gehabt, als die ARD mich gefragt hat, mit ihnen zur Fußball-WM nach Südafrika zu fahren. Durch diesen Job bei der ARD hat RTL mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei Let’s Dance in der Jury zu sitzen. Das war Glück, oder vielleicht auch Schicksal. Aber man muss auch hart dafür arbeiten.

Was raten Sie (jungen) Leuten, die vor der Entscheidung stehen: »Was soll ich mal werden?«

Ich glaube, das Wichtigste ist Leidenschaft. Was lässt dich von innen leuchten? Was macht dich richtig glücklich? Wenn du eine Leidenschaft, eine Passion für etwas hast, wenn du hart arbeitest und dir Ziele setzt, dann schaffst du das. Egal wie. Du kannst aus allem dein Beruf machen, solange du dafür brennst und hart dafür arbeitest. Und du musst deinen Job gut machen.

MARTIN RÜTTER

DEUTSCHLANDS BELIEBTESTER HUNDEPROFI*1970

»Wer mir das Expertensein nicht abkauft, der kann mich mal.«

Ich bin …

… Das ist mit einem Wort oder Satz kaum zu beantworten. Nach wie vor natürlich Hundetrainer. Aber es sind im Lauf der Jahre viele andere »Berufe« hinzugekommen. Zum einen habe ich ja eigene TV-Formate wie zum Beispiel Der Hundeprofi, bin Gast in allen möglichen TV-Formaten, auf die ich Lust habe. Dann bin ich ja seit über zwanzig Jahren mit Live-Programmen auf Tour. Inzwischen haben über zwei Millionen Menschen die Programme live gesehen. Ich moderiere aber auch Veranstaltungen vieler unterschiedlicher Arten. Ich bin Autor von bisher fünfzehn Büchern. Was aber wenige bisher wissen: Ich betreibe inzwischen mehrere Firmen. Mina TV, meine eigene TV-Produktionsfirma. Mina Entertainment, meine Agentur, die Künstler berät, managt und vor allem Tourneen veranstaltet. Mina Training, meine Firma, die Hundetrainer, DOGS Coaches, ausbildet und ein Netzwerk von über hundert Hundeschulen in allen deutschsprachigen Ländern betreibt. Zurzeit leben ca. 220 Menschen von diesem Mikrokosmos um mich herum. Ich glaube, die richtige Antwort auf die Frage »Ihr Beruf heute?« wäre wohl Unternehmer.

Was wollten Sie als Kind oder nach der Schule werden?

Ich war und bin dem Sport ja sehr verbunden. Ich habe mal ganz passabel Fußball gespielt, aber es war mir immer klar, dass es für mehr als ein Hobby niemals reichen würde. Ich wollte deshalb Sportreporter werden und habe immer davon geträumt, das Aktuelle Sportstudio zu moderieren oder Fußballspiele live zu kommentieren.

Was haben Sie gelernt?

Ich habe deshalb – siehe oben – tatsächlich an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sport mit dem Schwerpunkt Publizistik studiert. Allerdings habe ich das nie abgeschlossen, da die Leidenschaft zu den Hunden und dem Thema »Menschen Hunde zu erklären« einfach zu groß war. Mit anderen Worten: Studium abgebrochen und 1995 mit meiner ersten Hundeschule alles auf eine Karte gesetzt.

Was war Ihr erster bezahlter Job?

Ich habe ja immer mit Fußball ein paar Mark nebenbei verdient. Also, nix Wildes, aber für ein altes Auto und ein paar Urlaube reichte es so eben. Den ersten offiziellen Job hatte ich bei der Firma Sachtleben, einem Chemiewerk in Duisburg-Homberg, wo ich aufgewachsen bin. In den Ferien war dann immer Durcharbeiten angesagt. Das hört sich aber blöder an, als es war. Ich habe dort ne Menge Menschen kennengelernt, die wenig Bildung im klassischen Sinne hatten, aber eine sensationell Straßenschläue. Einige von ihnen haben mir mehr für mein Leben mitgegeben, als ihnen bewusst war.

Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?

So wie andere Leute neben dem Studium gekellnert haben, habe ich, während meiner Zeit an der Kölner Sporthochschule, Hunde ausgeführt. Ich habe dann quasi mein Theoriewissen – ich hatte bis dahin so an die 200 Hundebücher studiert – an den Leuten ausprobiert. Und da hat sich relativ schnell rumgesprochen, dass, wenn dieser Rütter kommt, der Hund dann irgendwie anders ist. Und so im dritten, vierten Semester war für mich dann klar, ich mach das: Ich eröffne eine Hundeschule. Für meine Eltern war das zunächst natürlich kein schöner Moment (schmunzelt). In den Neunzigerjahren war ja der Beruf Hundetrainer nicht so gesellschaftsfähig wie heute. Nach ’ner rosigen Zukunft hörte sich das für niemanden an. Aber ich hätte gar nicht anders gekonnt, als diesen Weg zu gehen, da es einfach sooo sehr in mir steckte und herausmusste.