Vier Reiter (Taranique Bay 2) - E.B. Fragg - E-Book

Vier Reiter (Taranique Bay 2) E-Book

E.B. Fragg

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Beschreibung

Teil 2 der Taranique Bay-Storyline   Fragg hat es mit Ach und Krach in das Militärlager an der R46 geschafft. Hier trifft er auf Dr. Margaret Simon, die auf der Suche nach ihrer Vorgesetzten bei der IRFA ist. Diese soll an einem Antibiotikum gearbeitet haben, das dem Bakterium Einhalt gebieten soll. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in den Wald von Calla County. Dort gibt es zwar kein verseuchtes Wasser mehr - aber die Katastrophe hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Und auch hier lässt das Unheil nicht lange auf sich warten.   Teil 2 der Reihe treibt Fragg und seine neue Mitstreiterin tiefer ins Landesinnere. Dort werden sie mit Wahnsinn und Verzweiflung konfrontiert. Wer also gedacht hat, mit der Flucht aus der Stadt würde Ruhe einkehren, der irrt ...

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E.B. Fragg

Vier Reiter (Taranique Bay 2)

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Einordnung

Zwischen R46 und Calla Woods

 

Drei Wochen und ein langer Tag nach dem Absturz des Shuttles aus Richtung Deep Haven One

Get your kicks on R46

Get your kicks on R46

 

Der Konvoi rollte durch den Wald. Unter seinen Rädern zermahlte er Äste und Zweige, Steine und Knochen. Er grub Erde um und riss Vegetation aus. Im Inneren eines der Mannschaftswagen schaukelte ich hin und her. Ich war müde von diesem Tag, der auf einem Dach im Industriegebiet von Taranique Bay begonnen und einen unrühmlichen Verlauf in einen Bunker außerhalb der Stadt genommen hatte. Was für eine grandiose Scheiße. Ich hatte mich in nur wenigen Stunden mit einer Straßengang aus Klebstoffjunkies angelegt (und einen von ihnen erschossen), Susanna kennengelernt (und sie erschossen) und mit ansehen müssen, wie Chips Bunkerbesatzung einem Kugelhagel zum Opfer fiel (ich hatte nichts damit zu tun).

Ich rieb mir die Augen. Die Injektion des Armeemediziners brannte noch immer in meiner Schulter und machte mich müde. Aber sie würde dafür sorgen, dass das Fieber nicht weiter stieg. Zusammen mit der Impfung die wir vor drei Wochen durch MARCON bekommen hatten würde mir Susannas Schicksal erspart bleiben (inklusive erschossen werden).

Mein Magen begann vernehmlich zu knurren. Die Mahlzeit in der Funbay lag gefühlt Tage zurück und in dieser Zeit hatte ich viel zu viel erlebt. Die Soldatin mir gegenüber sah mich ein wenig mitleidig an und griff in ihre Feldjacke. Sie holte einen Energieriegel hervor und reichte ihn mir. Ich bedankte mich. Dann riss ich die Verpackung auf und begann nachdenklich darauf rumzukauen.

Der Transporter würde uns in die nächste Militärbasis außerhalb der Stadt bringen. Aus dem Bunker war niemand mehr am Leben, den man in Quarantäne schicken und dann ins Hinterland entlassen konnte. Ich würde wahrscheinlich befragt werden und dann – was? Durfte ich zurück in die Stadt? Würde mich die Armee an MARCON übergeben? Ich war ein freier Mensch, aber auch Geheimnisträger (naja, ein wenig zumindest). Vielleicht war man da nervöser als bei normalen Menschen. Meine Mitarbeiternummer bei MARCON, dem Mars Contact Center, besser bekannt als M-Nummer, hatte mir vor einer halben Stunde das Leben gerettet. Offenbar hatte man schon nach mir gesucht, darauf wies die Vermisstenmeldung hin von welcher der Soldat mit dem Funkgerät gesprochen hatte. Das Nennen meiner M-Nummer war ein Bluff meinerseits gewesen. Ich hatte nicht gewusst, wie die Soldaten reagieren würden. Ich hatte lediglich darauf gehofft mir etwas Zeit und eine Diskussionsgrundlage zu erkaufen, damit sie nicht sofort abdrückten. Hatte ja erst mal geklappt. Aus meinem Rucksack zog ich die letzte Limo aus dem Freizeitpark. Ich öffnete sie mit einem Zischen und trank einige große Schlucke, um den Energieriegel herunter zu spülen. Mit etwas Essen im Bauch und mehr Flüssigkeit im Körper ging es mir gleich besser. Ich gähnte. »Wohin fahren wir genau?« fragte ich die Soldatin. »In die Forward Operation Base entlang der R46. Das ist der Durchgangspunkt für alle, die östlich der Bay weiter ins Land wollen.« »Das heißt, ich muss ab da weiter ziehen? Oder wie läuft das?« »Das weiß ich nicht.« sagte die Soldatin etwas entschuldigend. »In den anderen großen Städten an der Küste sieht es nicht besser aus als hier.« Sie wies vage in Richtung Stadt zurück. »Was auch immer ihr da aus dem Weltall mitgebracht habt, es hat ja ganze Arbeit geleistet.« Sie funkelte mich mit einem zornerfüllten Blick an. Das erinnerte mich daran, warum ich meinen MARCON-Ausweis immer tunlichst in seinem Versteck im Rucksack gelassen hatte. Diese Soldatin war zwar sauer auf mich, aber auch diszipliniert genug um mich nicht vom Fleck weg abzuknallen. Dass ich nicht persönlich das Shuttle hatte abstürzen lassen, geschweige denn Schuld an dem ganzen Schlamassel war, wusste sie. Der Mensch auf der Straße wusste das vielleicht nicht. Und vielleicht wäre es dem Mensch auf der Straße auch egal gewesen, selbst, wenn er es besser gewusst hätte. Er hätte mit einiger Wahrscheinlichkeit seinen ganzen Zorn, die Verzweiflung und die Trauer über vielleicht verlorene Angehörige auf mich und meinen Ausweis fokussiert und an mir stellvertretend Rache geübt. Keine schöne Vorstellung. Also hatte ich, bevor ich das erste mal die Leiter auf das Dach erklommen hatte, den Ausweis tief in meinem Rucksack vergraben und die Klappe gehalten.

»Ja, schöne Scheiße.« gab ich als Entschuldigung zurück. »Sind noch andere von MARCON durch die Durchgangstation gekommen?« »Möglich, ja. Wir versuchen seit Wochen einen guten Zugang zur Stadt zu bekommen. Aber das ist keine einfache Aufgabe. Der Großteil der Bevölkerung ist tot oder infiziert, in den Straßen werden wir in Feuergefechte verwickelt. Und alle was eine feuchte Stelle am Boden berührt kann zu einer potentiellen Todesfalle werden. Wir dachten, dass wir mit diesem Chip und seinem Bunker einen Volltreffer gelandet hätten! Fast fünfzig Personen, allesamt gesund. So eine Scheiße! Wissen sie, was die Infektion da runter gebracht hat?« »Nein, keine Ahnung. Das werden wir auch nie erfahren.« Wenn es irgendwo einen Gott gab, hatte dieser gerade scharf eingeatmet. Sie glaubte mir.

 

Die Wagen rollten weiter über den Waldboden dahin. Außer dem Geräusch der Reifen und dem Sirren der Elektromotoren gaben war nichts zu hören. Die Gespräche im Inneren des Wagens waren erstorben, auch die Soldaten waren müde. Wir bogen aus den letzten Bäumen auf die Zubringerstraße zur R46 ab. Ich konnte in der Ferne noch die beiden Achterbahnen des Funparks sehen. Und dahinter, noch weiter in die Stadt hinein, kam das Industriegebiet und das Dach mit Fred und den Anderen darauf. Mir wurde etwas klamm. Würde ich heute Abend nicht zurück kehren, würde er mich wahrscheinlich für tot oder – schlimmer – mit seinen Waffen desertiert halten. Das konnte ich nicht ohne Weiteres verhindern. Aber ich hatte auch keine Ahnung, wie ich in meiner aktuellen Situation eine Nachricht in die Stadt bringen sollte. Fred hatte kein Funkgerät. In der Stadt waren alle Elektrogeräte nach einem Blitz ausgefallen. Eine abrupte, starke elektromagnetische Strahlung hatte alle Schaltkreise verschmoren lassen. In meinem von Anstrengung und Antikörpern müden Kopf formte sich ein klarer Gedanke. Ich lehnte mich zu der Soldatin nach vorne, die mir so bereitwillig Rede und Antwort gestanden hatte. »Chip. Der Bunkerchef. Er hatte ein Funkgerät. Woher hatte er das? In der Stadt sind alle Elektrogeräte ausgefallen.« »Von uns. Wir haben es abgeworfen.« »Könnt ihr das noch mal machen? Mein Camp ist ... war etwas weiter in der Stadt. Aber die Leute sind mutig genug um sich über die Dächer nach außen durchzuschlagen. Wenn ihr noch gesunde bergen wollt, dann die.« »Wenden sie sich an den Captain wenn wir im Lager sind. Vielleicht kann er was unternehmen.« Ich atmete auf. Das könnte für Fred und die anderen ein Hoffnungsschimmer sein. Und er müsste mich nicht als Verräter in Erinnerung behalten. Das war auch schon mal was wert.

 

Über den Asphalt des Zubringers ging es mit voller Geschwindigkeit über die R46. Ich sah Straßenschilder und andere Wegweiser an uns vorbei fliegen. Und wir passierten einen verlassenen Rasthof außerhalb der Stadt. Einige der Elektroladesäulen waren abgebrannt und die Panoramascheiben des Restaurants waren großflächig mit Sprühfarbe getaggt worden. Egal wie schlimm die Situation war und wie wenig es in das Gesamtgefüge passte – irgendjemand musste immer die Ruinen der menschlichen Kultur besprühen. Vielleicht war das auch nur ein galliger Versuch gewesen mit der Situation umzugehen. Die Wut in Worte verwandeln, sozusagen. Dazu würde auch passen, dass die Scheiben nicht mit irgendeinem Ghettogekrakel verunziert waren. Sondern mit den Worten »FICK DICH GOFFMAN!« Dr. Norma Goffman war die Leiterin der IRFA, der Internationalen Raumfahrt-Agentur und verantwortlich für den Betrieb der Marsstation Deep Haven One gewesen. Sie war damit auch verantwortlich für das Shuttle, welches das Bakterium zur Erde gebracht hatte. Für den Laien war sie wahrscheinlich der nächstbeste Angriffspunkt für das Desaster, das sich in den New USA entfaltet. Das war natürlich wieder nur die halbe Wahrheit, denn weder Goffman noch die IRFA hätten all das hier (eine Formulierung, die Susanna in ihren letzten Worten verwendet hatte) vorher sehen können, noch ein Interesse daran.

 

Einige Zeit später rollten wir in den Kontrollpunkt an der R46 hinein. Bewaffnete Wachen hievten einen Schlagbaum nach oben, hinter einer Reihe an bewaffneten Geländewagen sah ich eine ganze Kleinstadt aus olivgrünen Zelten, noch mehr geparkte Fahrzeuge aller Art, drei Helikopter (es waren mal vier gewesen, soviel stand fest – einer war über der Innenstadt von Taranique Bay abgestürzt und hatte diese in einem Flammenmeer untergehen lassen), Funkmasten, fahrbare Aussichtstürme und noch vieles anderes mehr, das man brauchte, um einen Ring um eine Stadt zu ziehen. Ich ging davon aus, dass es auch an den anderen großen Straßen rund um die Stadt ähnlich aussah.