Viktoria – Teil zwei: Wie die deutsche Bombe die Welt veränderte - Axel Holten - E-Book

Viktoria – Teil zwei: Wie die deutsche Bombe die Welt veränderte E-Book

Axel Holten

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Beschreibung

Kurz vor der Kapitulation Deutschlands im Frühjahr 1945 geschieht das Unglaubliche: Deutschland schafft es, eine Atombombe herzustellen. Und feuert diese prompt auf Stalingrad ab. Mit dieser abrupten Wendung des Krieges sind Deutschland, Italien und Japan die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, und die Geschichtsschreibung, wie wir sie kennen, hört auf zu existieren. In dieser ernüchternden Schilderung einer möglichen Zukunft nach dem Sieg Deutschlands stellt Axel Holten nicht nur die komplette Weltgeschichte auf den Kopf, sondern eröffnet dem Leser auch einen Einblick hinter die Fassade der Politik und in das Privatleben der wohl unrühmlichsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Tiefgreifende Recherchen und ein Gespür für historische Zusammenhänge ermöglichen Axel Holten nicht nur den Blick in die Vergangenheit, sondern lassen ihn auch die Gefahren unserer Zukunft aufzeigen. Der Roman reiht sich ein in die bescheiden kurze Liste der deutschen Alternativwelt-Romane, in der der im englischen Sprachraum beliebten 'alternate history' in Verbindung mit einem anderen Kriegsausgang 1945 Raum gegeben wird. Teil 2 von 2.

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VIKTORIA

Wie die deutsche Bombe die Welt veränderte

– Teil zwei –

 

Science Fiction Roman

von

 

Axel Holten

Inhalt

Titelseite

Niederlande souverän. Belgien und Luxemburg ins Reich. Was wird aus ehemaligen Kolonien?

Eva Hitler in Suchtklinik.

Staaten-Aufteilung: Treffen mit »Caudillo« Franco sowie den neuen Führern Italiens und Ungarns.

Sepp Dietrich, SS-Obersturmbannführer Barbie und Eichmann, KL-Ärzte Mengele, Heim und Klein beim Führer.

Peenemünde: Raketen oder Flugscheiben? Wernher von Braun nominiert All-Piloten.

Familien Goebbels und Heß bei Görings: »Frauenklatsch« und »Männersache«.

Evas Tod und Bestattung.

»Vergessene« Schätze. Japanflug und Militärparade.

Satellit »Führer« im Weltall.

Trent Park-Offiziere erneut vernommen. Tod des Reichsmarschalls.

Hitler besucht SS-Ordensburg. Wer wird Görings Nachfolger?

Berghof, Juli 1948: Attentat auf den Führer.

Feierlichkeiten zu »Germania«. Weltausstellung »Expo« 1952.

Deutscher im Weltall. Hitler trifft Schmeling, Herberger und Chaplin.

Lage zugespitzt. Asien schließt sich enger zusammen. Endzeitstimmung. Deutsches Ultimatum.

Albtraum! Ist jetzt wirklich alles besser?

Zu meiner Person

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Impressum

Niederlande souverän. Belgien und Luxemburg ins Reich. Was wird aus ehemaligen Kolonien?

An seinem 57. Geburtstag nimmt Hitler eine Parade ab. Nicht so pompös wie in früheren Zeiten. Hauptsächlich aus einem Grund. »Das Militär, und damit meine Soldaten, müssen beschäftigt werden. Sonst rosten sie mir ein!«, zitiert er Sepp Dietrichs Ausspruch.

Die Gratulationscour seiner Getreuen hat er bereits hinter sich. Mittags ruft Eva vom Berghof aus an, um ihrem Mann zu gratulieren. Nach Berlin zu kommen hält sie nicht für nötig, wie sie ihm erklärt. Hitler hat Mühe, sie wegen ihres holperigen Sprechens überhaupt zu verstehen. Er kündigt an, sich in nächster Zeit im Berghof sehen zu lassen. »Eva, es muss etwas unternommen werden! So kann es mit dir nicht weitergehen. Auf welche Art und Weise Du immer noch an Alkohol kommst, kann ich von hier aus nicht ersehen. Ich denke, dass nur eine Entziehungskur dir noch helfen kann. Werde das mit dir dann noch besprechen.« Ein Klicken in der Leitung zeigt an, dass Eva einfach auflegte.

Außenminister von Ribbentrop kommt zusammen mit Albert Speer und dem Reichsminister des Innern, Wilhelm Frick. Dann gratulieren noch der Chef der Reichskanzlei, Hans Heinrich Lammers, Generalkonsul Hasso von Etzdorf, der Botschafter Herbert von Dirksen, dann Reichsjustizminister Otto Georg Thierack sowie Reichsärzteführer Gerhard Wagner, Reichswirtschaftsminister Walther Funk, der Stellvertretende Reichsführer SS Kurt Daluege im Namen Himmlers, der sich zur Zeit auf Auslandsreise befindet. Rudolf Diels, Leiter der Geheimen Staatspolizei, mit Diplomat Franz Rademacher. Weiterhin erscheinen Reichskriegsminister Werner von Blomberg sowie Reichsjugendführer Artur Axmann und der Reichssportführer Arno Breitmeyer.

Die führenden Militärs haben sich alle für den Spätnachmittag angekündigt. Nach der Parade wollen sie dem Führer gratulieren. Mit Minister von Ribbentrop und Albert Speer unterhält Hitler sich etwas ausführlicher. »Wie ist die Stimmung draußen, Ribbentrop?«, will er von seinem Außenminister wissen.

»Mein Führer, Sie können sich wohl vorstellen, dass man die allgemeine Stimmungslage nur mit ›bedrückt‹ bezeichnen kann. Man ist gespannt darauf, wie es weitergehen wird. In Großbritannien herrscht noch immer Niedergeschlagenheit vor. Die Kriegsniederlage hat man dort noch nicht überwunden. Dass die einstmals große Nation jetzt von Deutschland kommissarisch verwaltet wird, stimmt sie nicht gerade fröhlicher. Es gibt aber auch positive Signale. Dass wir die meisten ihrer Militärs freisprachen, kam bei der Bevölkerung gut an. Oberstleutnant Remer, der Befehlshaber Ihres Begleitbataillons, hat mir einen, wie ich meine, ausgezeichneten Vorschlag gemacht. Er würde gerne mit britischen Einheiten gemeinsame Manöver abhalten. Mal in Britannien, mal bei uns.«

»Sieh einer an, der Remer! Ja, das ist ein guter Mann. Habe ihn 1944, nach dem Attentat auf mich in der Wolfsschanze, vom Major zum Oberstleutnant befördert. Er erkannte mich trotz Telefon sofort an der Stimme und sorgte dafür, dass eine Regierungsübernahme der Verräter um Stauffenberg vereitelt wurde. Werde ihn auch schon bald zum Oberst befördern. Und für seinen Vorschlag, gemeinsame Truppenübungen abzuhalten, bekommt er ›Grünes Licht‹ von mir. Wie sieht’s in Frankreich aus?«

»Pétain war nicht gerade begeistert darüber, dass wir Elsass-Lothringen mit Straßburg zurück ins Reich holten. Als ich ihm aber, wie mit Ihnen abgesprochen, dafür Nizza und Monaco zusprach, zeigte er sich einigermaßen zufrieden. Auf die Frage, wann endlich seine Regierung für ganz Frankreich maßgeblich sei, antwortete ich, dass Sie in dieser Sache persönlich auf ihn zukommen würden. Daraufhin antwortete er mir, dass er schließlich nicht mehr der Jüngste sei, diesen Tag aber noch gerne erleben möchte.«

Jetzt muss Hitler lachen. »Der alte Fuchs! Naja, demnächst werde ihn aufsuchen. Da von Frankreich allein keine Gefahr mehr ausgeht, soll er seinen Willen bekommen. Wie reagierte er auf die Auslieferung der Generale um de Gaulle?«

»Er war sehr erfreut darüber. Ließ aber durchblicken, nun, da de Gaulle nicht mehr lebt, will er dessen Offiziere nicht töten, sondern deren Strafen in ›lebenslange Haft‹ umwandeln. Die zwanzigtausend Soldaten de Gaulles hat er ungestraft in seine regulären Truppen integriert. Und das ohne Probleme, wie er mir versicherte.«

»Gut, und zu den Beneluxländern? Sie wissen ja, ich hatte vor, diese aufzulösen und ins Reich einzugliedern. Habe mich dann aber dazu durchgerungen, die Niederlande weiterhin als souveränen Staat zu belassen. Lediglich Belgien und Luxemburg hole ich ins Reich. Das bietet sich direkt an, wenn Sie mal auf die Landkarte schauen.«

»Klar, mein Führer, dass sich in Holland darüber Erleichterung breitmachte. Das Königshaus ist ja auch schon längst von London zurückgekehrt. Wut herrscht allerdings noch darüber vor, dass wir ihre Städte bombardierten, und vor allem Rotterdam zerstörten. Es handelte sich dabei schließlich um ihre wichtigste Hafenstadt.«

»Haben Sie ihnen denn nicht klargemacht, dass die Briten längst planten, die Niederlande als Korridor zum Reich hin zu nutzen, falls es zum Krieg kommen sollte? Pläne dieser Art lagen ja sogar schon zu Chamberlains Zeiten parat.«

»Doch, das machte ich dort klar. Aber anscheinend glauben sie uns das nicht. Darüber hinaus hängt man uns noch die Sache um den SS-Mann Heinrich Boere an, der 1944 drei ihrer Landsleute aus nichtigen Motiven heraus erschossen haben soll. Bis zu normalen nachbarschaftlichen Beziehungen wird also wohl noch eine geraume Zeit vergehen. Belgien und Luxemburg fügen sich in ihr Los. Nicht zuletzt durch deren Freiwilligenbrigaden, die auf unserer Seite den Bolschewismus bekämpften. So konnten die dortigen Gaue sofort mit den Führern dieser uns treuen Verbände besetzt werden. In den skandinavischen Ländern haben wir ja auch die Leiter der auf unserer Seite kämpfenden Verbände eingesetzt. Und das trägt schon jetzt Früchte! Genau wie in Russland etliche Kosakenführer die einzelnen Provinzen leiten. Durch sie weiß die Bevölkerung mittlerweile, wie brutal Stalin gegen seine Widersacher vorging. Und uns befreundete Länder wie Spa…«

Hier fällt Hitler ihm ins Wort. »Halt, halt, Ribbentrop! Mit den Vertretern von Spanien, Italien, Ungarn und Rumänien habe ich ein Treffen vereinbart. Danke für Ihre Ausführungen. In absehbarer Zeit werden wir Japan einen Besuch abstatten. Sie sollten sich schon mal mit Paul Behncke, dem Präsidenten der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, zusammensetzen und ausloten, wann und wie das am besten zu bewerkstelligen ist. Das wär’s für heute. Heil, Ribbentrop!«

»Heil, mein Führer!«

Mit Speer bespricht Hitler natürlich hauptsächlich dessen Fortschritte beim Bau »Germanias«. In diesem Zusammenhang erwähnt Speer auch, dass die Regisseurin Leni Riefenstahl bereits fleißig am Filmen sei. Hitler quittiert dies mit einem Lächeln.

»Ja, Speer, dieser Film liegt ihr besonders am Herzen. Auch ich bin gespannt auf das Resultat. Aber nach ihren Filmen ›Sieg des Glaubens‹ 1933 und ›Triumph des Willens‹ 1934, oder auch ›Tag der Freiheit‹ 1935, kann ich mir vorstellen, dass wir wirklich etwas Sehenswertes erwarten können. Denken Sie nur mal an den 1936 von ihr gedrehten Film ›Fest der Völker, Fest der Schönheit‹ über die olympischen Spiele bei uns im Reich. Riefenstahl und ihr Film wurden sogar von Goebbels mit dem Großen Filmpreis bedacht. Obwohl der nicht gerade zu ihren Gönnern und Förderern zählte.«

Speer ist erstaunt. »Davon weiß ich gar nichts, mein Führer.«

»Ist aber so. Denn Goebbels ist ja für die Herausgabe der Kameras bei offiziellen Staatsereignissen der direkt Verantwortliche. Wenn Riefenstahl diese und auch bekannte Kameramänner wie Hans Ertl, Guzzi Lantschner oder Walter Frentz anforderte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie freizugeben, beziehungsweise die Geräte herauszurücken. Seine eigenen Projekte mussten dahinter zurückstehen. Endergebnis: Er beschwerte sich bei mir über Riefenstahl – und sie sich bei mir über ihn. Das ging sogar bis zu peinlichen Aussagen wie ›Er hat mir unter den Rock gegriffen‹. Da habe ich sie mir beide vorgeknöpft und verlangt, dass solche Kindereien sofort zu beenden sind. Momentan haben sie so eine Art Burgfrieden geschlossen.«

»Mein Gott, was für ein überflüssiger und noch dazu kindischer Krach! Aber nun komme ich wohl besser zum Thema ›Germania‹. Dank der Gefangenen und Zwangsarbeiter haben wir die Vorarbeiten wie Beseitigung von Trümmern sowie Schienenverlegung für Kipplorenbahnen abgeschlossen. Nach unserer Zählung sind über sechshunderttausend Wohnungen völlig zerstört worden. Und etliche der Ruinen mussten wir einreißen, um benötigten Platz für die geplanten Bauten zu erhalten. Dann führten wir auch noch eine grobe Volkszählung der Berliner durch. Vor dem Krieg hatten wir über vier Millionen Einwohner. Jetzt dürften es noch knapp drei Millionen sein. Wenn ›Germania‹ aber erst einmal steht, werden viele Bürger, die sich aufs Land begeben haben, sicherlich wieder zurückkehren.«

»Ja, das ist anzunehmen. Schön, dass Sie so gut vorwärts kommen, Speer«, entgegnet Hitler. »Haben Sie mal überschlagen, wann das Projekt ›Germania‹ stehen kann?«

»Versprechen kann ich noch nichts, mein Führer! Aber ich denke, wenn es so wie bisher weitergeht, könnte schon 1951 oder 1952 die Einweihungsfeier stattfinden. Immer vorausgesetzt, dass ich über die Mengen von Arbeitskräften wie bisher verfügen kann.«

Strahlend reibt Hitler sich die Hände. »Unser Werk, praktisch unser gemeinsamer Traum, Speer, wird zur Wirklichkeit! Wissen Sie noch, wie wir sogar im Bunker, in total hoffnungsloser Lage, unsere Pläne wälzten, neues hinzufügten, oder auch einiges abänderten? Was für ein Desaster, wenn wir den Krieg verloren hätten! Was wäre der Menschheit entgangen?! Paris, Rom, Venedig oder Florenz sind nichts gegen ›Germania‹, was von all deren Bauten ja auch einige Elemente enthält, wenn es erst einmal steht. Deshalb will ich Sie nun auch nicht weiter aufhalten, Speer. Übrigens, die Einweihungsfeier soll mit einer Weltausstellung einhergehen, wie sie noch niemals zuvor gesehen wurde. Machen Sie’s gut.«

Nach Speer kommen zur Gratulationscour noch Geheimdienstchef Walter Schellenberg, Hans Fritzsche, der Leiter der Presse- und Rundfunkabteilung in Goebbels Propagandaministerium, sowie der Reichsamtsleiter Radio und Leiter der Abteilung Rundfunk, Horst Dreßler-Andreß. Bei ihnen bedankt sich der Führer für die Ausstrahlung der Geburtstagsrede, die Goebbels wie jedes Jahr verfasste. Auch für Reichswirtschaftsminister Funk nimmt Hitler sich etwas Zeit. »Funk, erinnern Sie sich noch, wie prekär unsere Kriegslage wurde, weil uns das Öl ausging?«

»Und ob ich mich erinnere, mein Führer! Teilweise mussten Fahrzeuge aufgegeben werden, weil kein Sprit mehr aufgetrieben werden konnte. Besonders traf dies auf unsere Panzer zu, die immense Mengen an Diesel benötigten!«

»Sehen Sie, schon damals dachte ich, dass das ganze System der Ölverteilung nicht gerecht ist. Schließlich stammt das Produkt von den Urwelttieren, die vor Jahrmillionen die Erde bevölkerten. Es gab keine Länder, keine Grenzen. Die Kontinente drifteten auseinander. Jetzt verdienen sich einige wenige Firmen und Länder dumm und dämlich, weil sie Öl von ihrem Territorium aus der Erde fördern. Das müsste doch ein Erbe der gesamten Menschheit sein! Also sollte es auch allen zugängig sein. Zumindest nach Ländergröße und Wirtschaftsleistung durch einen Verteilerschlüssel aufgeteilt werden. Privatfirmen dürfte es in dem Sinne nicht geben. Ein internationales Konsortium müsste es aus dem Erdinneren fördern. Dann wäre es ganz schnell vorbei damit, dass Scheichs, die früher bettelarm waren, vor lauter Langeweile Autos ankaufen. Für jede Tageszeit ein anderes, versteht sich. Und sich Paläste aus Gold in die Wüsten setzen!«

Funk blickt Hitler erstaunt an. »Darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht. Aber recht haben Sie, das muss ich schon sagen! Das Öl gehört eigentlich wirklich der gesamten Menschheit. Egal, ob es nun in einhundert oder dreitausend Metern Tiefe liegt.«

»Sehen Sie, Funk, deshalb werde ich dafür Sorge tragen, dass diese Angelegenheit internationalisiert wird. Dann ist es auch schnell vorbei mit den sechs oder sieben privaten Förderfirmen, die sich nach bester Mafiamanier ihre Taschen füllen. Die bestimmen die Preise und verdienen sich natürlich goldene Nasen daran. Sie als Reichswirtschaftsminister werden mit dem Außenminister zusammen ausloten, wie man diese Ungerechtigkeit beseitigen kann. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie Näheres wissen, Funk!«

Danach erscheint noch Franz Xaver Ritter von Epp. Dieser ist Leiter des kolonialpolitischen Amtes. Hitler will von ihm wissen, wie es um die alten und eventuelle neuen Kolonien bestellt ist. Denn nur Länder, aus denen etwas herauszuholen ist, will Hitler wieder zu deutschen Kolonien machen. Zu hören bekommt er, dass die ehemaligen »Deutschen Schutzgebiete«, wie sie feiner ausgedrückt werden, sich darüber freuen, wieder zum Deutschen Reich zu gehören. Die da sind: Togoland, Samoa, Deutsch-Neuguinea, Südwest-Afrika, Kamerun und Deutsch-Ostafrika. Bei den zu übernehmenden französischen, britischen, belgischen und niederländischen Kolonien muss noch geprüft werden, ob eine Übernahme überhaupt sinnvoll ist. Wo dies nicht der Fall ist, will der Führer sie in die Freiheit entlassen. »Sie würden uns nur belasten. Das von den Briten übernommene Hongkong schenke ich dem Tennō. Der hat sich das übrige China ja sowieso schon einverleibt. Bekommt er eben die britische Kronkolonie noch dazu. Das schenke ich ihm offiziell bei unserem Japanbesuch!«

Dem letzten Gratulanten würde Hitler lieber aus dem Weg gehen. Es handelt sich um den Reichsfinanzminister, Lutz Graf Schwerin von Krosigker. Dieser pflegt ihm immer vorzurechnen, wie leer die Reichskassen eigentlich seien. Zum geplanten »Germania« meint er beispielsweise, dass dieses Vorhaben zu teuer sei. Hitler antwortete ihm darauf: »Es ist noch immer sparsamer und zweckmäßiger gewesen, etwas Durchgreifendes und für alle Zeiten Bleibendes zu schaffen, als eine kleine Lösung zu suchen, die spätestens nach einer Generation einer erneuten Änderung bedarf!«

Krosigker sieht das anders. Hitler muss mit Engelszungen auf ihn einreden, um ihn von dem Projekt zu überzeugen: »Krosigker, das umgebaute Berlin wird einmal das Reiseziel unzähliger Ausländer sein. Die Gelder, welche die Reisenden nach Germania bringen, werden den Zinsendienst für die Anleihen abdecken. Außerdem kommt doch jetzt auch Geld herein, welches wir nie zurückzahlen brauchen. Ich weiß nicht, wie alt ich werde. Aber den Ausbau unserer Reichshauptstadt möchte ich noch zu gerne erleben.« Wenigstens hält Krosigker ihm diesmal nicht die Reichsverschuldung vor die Nase, die am Kriegsende bei sage und schreibe dreihundertneunundsiebzig Milliarden und achthundert Millionen Reichsmark lag.

Hitlers Kanzlergehalt betrug 1934 monatlich noch neunundzwanzigtausend und zweihundert Reichsmark. Dazu kam eine Aufwandsentschädigung von achtzehntausend Reichsmark.

Mit dem Buch »Mein Kampf« verdiente Hitler bis Kriegsende eine Million zweihundertzweiunddreißigtausend Reichsmark. Da wollte Krosigker doch tatsächlich, dass er, der Kanzler und Reichsführer, diese Summe voll versteuern sollte. Um ihn etwas freundlicher gesinnt zu machen, übergab der Führer Krosigker damals ehrenhalber das »Goldene Parteiabzeichen«.

Von da an ging Hitler allerdings diesem Minister am liebsten aus dem Wege. Dann wurde im Reichstag endlich eine Lösung gefunden, die besagte, dass er »im Hinblick auf seine verfassungsrechtliche Stellung nicht steuerpflichtig« sei.

Einen Satz aber gibt Hitler seinem Reichsfinanzminister im Hinblick auf die Verschuldung noch mit auf den Weg: »Hätten wir den Krieg verloren, Krosigker, wären wir eben mehr als bettelarm gewesen. Na und? Das wäre in dem Falle dann ja wohl auch egal gewesen!«

Eva Hitler in Suchtklinik.

Zwei Wochen später hält Hitler sich für einige Tage in Berchtesgaden auf. Düstere Stimmung herrscht am Berghof vor. Als er ankommt, empfängt ihn Herbert Döhring, der schon von 1935 an dort als Hausverwalter tätig ist. Döhring gehört seit 1934 auch der Leibstandarte an. Ein Jahr später wechselte er zum dreißig Mann starken »Führerschutzkommando«.

Während des Wiederaufbaus wohnte er im Gästehaus »Hoher Göll«, in dem auch Hitler einmal wohnte. Nämlich während der Umbauphase vom »Haus Wachenfeld« zum »Berghof«. Döhring bereitet Hitler darauf vor, dass Eva wohl nicht »aufnahmefähig« sei, wie er sich bei der Begrüßung vorsichtig ausdrückt.

Die treue Haushälterin Anni Winter begrüßt den Führer mit Tränen in den Augen: »Es ist eine Schande! So eine schöne junge Frau. Macht sich kaputt mit dem Alkohol. In Berlin war’s ja zeitweilig schon schlimm. Hier aber ist sie täglich betrunken!« Hitler tätschelt dankbar und gerührt ihre Wange. »Ab sofort werde ich das Problem in die Hand nehmen. Bevor ich wieder nach Berlin fahre, läuft hier alles wieder in geordneten Bahnen. Das verspreche ich Ihnen!«

Von seinem Adjutanten vor Ort, Hauptmann Fritz Wiedemann, lässt Hitler sich durch die gesamte Anlage führen. Vieles ist neu für ihn, anderes kommt ihm vertraut vor. Vor allem der Blick von der wiedererrichteten Terrasse hinüber zu den Bergen und ins Tal weckt schöne Erinnerungen in ihm.

Erst zum Schluss lässt er sich Evas Zimmer zeigen. Sein Adjutant übergibt ihm den Zimmerschlüssel mit den Worten: »Ich musste Ihre Frau leider einschließen, mein Führer! In dem Zustand, in dem sie sich momentan befindet, konnte ich sie nirgends hingehen lassen.«

»Danke, das haben Sie richtig gemacht, Wiedemann. Vorläufig benötige ich Sie nicht mehr.« Wiedemann verabschiedet sich verstehend. Bevor Hitler aufschließt, klopft er an, um sein Kommen anzukündigen. Als keine Antwort ertönt, drückt er die Klinke herunter und betritt den Raum. Fuselgestank kommt ihm entgegen. Trotz der Mittagszeit sind die Gardinen zugezogen. Eva liegt auf dem Bett und stiert ihn verwirrt an. Lippenstift verschmiert sich mit dem Schwarz von Lidstrichen, das durch Tränen an ihren Wangen hinunterläuft. Als sie ihren Mann erkennt, huscht ein flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht. »Wolfilein, wo kommst du denn her?«, flüstert sie. »Ich dachte, du wärst schon im Himmel!«

Hitler ist zutiefst erschrocken über Evas Aussehen. Sie muss wohl erst kürzlich wieder an Alkohol gelangt sein. Und der kann sich seiner Meinung nach nur hier im Zimmer befinden. Denn hinaus konnte Eva ja nicht. Er antwortet ihr gar nicht erst, sondern geht weiter ins Badezimmer und durchsucht alle darin befindlichen Schränke. Er wird allerdings nicht fündig. Als er wieder das Schlafzimmer betritt, versucht Eva sich aufzurappeln. Es gelingt ihr schließlich, sich auf die Bettkante zu setzen. »Suchst du etwas?«, lallt sie schwerfällig.

»Ja, Eva, und zwar Alkoholflaschen. Irgendwo hier wirst du sie versteckt haben, nicht wahr?«

Eva sieht ihn mit verschleierten Blicken durch die ihr wirr über die Augen hängenden blonden Strähnen an. »Du Schlingel willst wohl auch ein Schlückchen davon abhaben?« Langsam scheint ihr zu dämmern, dass dies wohl kaum der Fall sein kann. »Aha, abnehmen willst du sie mir! Na, dann such mal schön weiter!«

Hitler schaut in den Schränken nach. Zwischen Evas Unterwäsche findet er bald zwei fast geleerte Rotweinflaschen sowie einige Fläschchen mit Kräuterlikör. Die Flaschen schüttet er im Bad aus und wirft sie auf den Schlafzimmerboden. Als er zu Evas Bett schaut, kommt es ihm so vor, als stünde das Kopfteil an einer Bettseite etwas höher als auf der anderen. Er geht an Eva vorbei und lupft die Matratze hoch. Darunter liegt auf dem Lattenrost eine halbvolle Rotweinflasche. Unter dem Bett findet er noch zwei geleerte Flaschen derselben Marke.

Eva will ihm mit einer schnellen Bewegung die halbvolle Rotweinflasche entreißen, greift aber schwankend daneben und fällt quer über’s Bett. Vergeblich versucht sie, sich wieder aufzurichten. Sekunden später künden Schnarchtöne an, dass sie eingeschlafen ist. Hitler wirft ihr die Tagesdecke über. Danach entleert er den Inhalt der Rotweinflaschen in die Toilette und verlässt kopfschüttelnd das Zimmer.

Nach einigen Telefonaten erreicht er den leitenden Professor einer privaten Berchtesgadener Suchtklinik. Dieser will erst nicht darauf eingehen, Eva abzuholen. Als er begreift, mit wem er es zu tun hat, verspricht er, gleich morgen früh einen Krankenwagen zur Abholung zu schicken. Nach dem Abendessen begibt Hitler sich zu Bett. Seinem Adjutanten trägt er zuvor noch auf, dass der Evas Schwestern Gretl und Ilse für morgen herbeordern soll. Gleichzeitig kündigt Hitler an, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, bis er weiß, wie Eva an den Alkohol gelangen konnte.

Gegen acht Uhr morgens wacht Hitler auf. Er wäscht sich, zieht Zivilkleidung an und begibt sich die Treppe hinunter zum Speiseraum. Als er an Evas Zimmer vorbeikommt, bleibt er einen Moment stehen. Weil er keine Geräusche hört, begibt er sich zum bereits gedeckten Frühstückstisch. Die Haushälterin grüßt freundlich und bringt eine Kanne dampfenden Kaffees. In einem Körbchen liegen vier frische Brötchen. Butter, Wurst, Käse, Schinken und Konfitüre sowie Honig liegen auf dem Servierteller. Zwei frisch gekochte Eier bringt Frau Winter soeben auch noch herein. Und stellt, wie schon früher immer, einen kleinen Blumenstrauß dazu. Sie weiß, dass der Führer diese Art von Häuslichkeit mag. Da von Eva noch immer nichts zu hören ist, begibt Frau Winter sich zu Evas Zimmertüre und klopft an. »Frau Hitler, das Frühstück wartet.«

»Ja, schon gut, ich komme gleich«, antwortet Eva. Mit Morgenmantel bekleidet und mürrischem Gesichtsausdruck kommt sie langsam die Treppe herunter gewankt. Öfter muss sie sich am Geländer festhalten. Erstaunt blickt sie ihren Mann an. »Wo kommst du denn so plötzlich her?«, murmelt sie.

»Nicht plötzlich, sondern schon gestern«, antwortet Hitler.

»Gibt es denn einen besonderen Anlass für dein Kommen?«, fragt Eva.

»Und ob es den gibt, Eva. Denn so wie bisher kann es ja wohl nicht weitergehen, nicht wahr? Dein Alkoholmissbrauch übersteigt mittlerweile jede Toleranzgrenze. Dir muss jetzt ärztlich geholfen werden!«

»Ach, daher weht der Wind! Jetzt verstehe ich auch, warum leere Flaschen in meinem Zimmer liegen. Und die Halbvolle hast du mir weggenommen. Weißt du, was du damit angerichtet hast?! Hier, sieh dir meine Hände an! Nicht einmal ein Ei kann ich mehr damit abpellen!«

Eva streckt dabei ihre zitternden Hände vor. »Wenn du mir etwas Gutes tun willst, dann gib mir die Flasche zurück! Damit das Zittern aufhört und die Kopfschmerzen verschwinden. Bitte, Adolf, gib sie mir zurück!«

»Da siehst du, wie weit du schon bist, Eva! Bettelst mich wegen dem Dreckszeug an! Du erniedrigst dich doch nur selbst damit. Nein, nein, noch heute gehst du in eine Entzugskur! Habe bereits das Nötige in die Wege geleitet. Vielleicht ist das ja deine Rettung!«

Eva sieht ihren Mann ungläubig und verwundert an. »Was hast du in die Wege geleitet, Adolf? Du willst mich in eine Klapsmühle abschieben?! Das schlage dir aus dem Kopf! Freiwillig gehe ich sowieso nicht.« In einem Anfall von Wut fegt sie den Wurstteller vom Tisch. »Wie immer, kaum tauchst du irgendwo auf, gibt es Ärger.«

Hitler sagt dazu nichts weiter. Als Wurst und Scherben von einem der Hausdiener beseitigt sind, frühstückt er erst einmal. Eva schlurft zum Fenster. Soeben fährt Hauptmann Wiedemann mit Evas Schwester Gretl vor.

»Oh Gott, was will die denn schon wieder?«, stöhnt Eva auf. »Die liegt mir wegen des Alkohols auch dauernd in den Ohren! Sollte mir besser welchen mitbringen«, lacht sie dabei hektisch auf. Als Gretl Fegelein hereinkommt, begrüßt Eva diese spöttisch mit den Worten: »Da kommt ja mein liebes Schwesterherz, welches mir bestimmt zehn Flaschen Rotwein zum Geschenk mitbringt, nicht wahr?«

Gretl Fegelein begrüßt kurz den Führer und antwortet Eva. »Wenn du noch einen Funken Verstand hast, solltest du froh darüber sein, dass dein Mann dir hilft, Eva! Was wollen Sie übrigens von mir, Herr Hitler?«

Hitler weiß, dass er in Evas Schwester keine verwandtschaftlichen Gefühle wecken kann. Zu tief sitzt in ihr fest, dass er ihren Mann wegen Hochverrats erschießen ließ. »Ich weiß, dass wir keine Freunde sein können«, beginnt Hitler, »aber hier ist ein Fall eingetreten, bei dem alle Beteiligten Hilfe benötigen. Übrigens habe ich dazu auch Ihre Schwester Ilse eingeladen.«

»Sie konnte nicht mitkommen, da sie bei unseren Eltern etwas im Haushalt aushilft. Denn auch die sind wegen Evas Zustand gesundheitlich ganz schön angeschlagen.« Dabei blickt sie vorwurfsvoll zu Eva hin, die sich schuldbewusst auf die Lippe beißt.

Hitler nickt dazu. »Nun gut, vielleicht können Sie ja Ihre Schwester davon überzeugen, dass es besser ist, eine Entziehungskur anzutreten. Sie könnten Eva eventuell ja auch dorthin begleiten. Und mithelfen, Toilettenartikel, Nachthemden, und was man sonst so braucht, einzupacken. Der Krankenwagen müsste übrigens jeden Moment eintreffen.«

Eva fährt wütend auf: »Ach, alles ist schon über meinen Kopf weg bestimmt worden? Dann werde ich hier ja wohl nicht mehr gebraucht. Ich bin auf meinem Zimmer!«

»Warte, ich komme mit dir«, sagt Gretl.

Kurz darauf kommt der Krankenwagen. Hinter ihm ein Mercedes, dem ein älterer Mann in weißer Arztkluft entsteigt. Er ist groß gewachsen, hager, trägt einen Kinnbart sowie eine auffallend starke Brille. Hitlers Adjutant führt ihn herein. Als der Mann den Führer erblickt, grüßt er diesen mit deutschem Gruß. Er stellt sich als Professor König der Berchtesgadener Klinik vor. Als Erstes möchte er sich die Patientin einmal ansehen. Frau Winter führt ihn zu Evas Zimmer.

Der Professor stellt sich Eva vor und fragt, ob sie sich aus eigenen Stücken einer Entziehungskur stellt. Als dies verneint wird, erklärt der Professor dem Führer, dass eine Kur dann keinen Erfolg verspricht.

Hitler reagiert gereizt: »Sie nehmen meine Frau mit, Professor! Sie sind unsere letzte Hoffnung.« Und mit drohendem Unterton: »Wenn Ihnen etwas an Ihrer Klinik liegt, dann handeln Sie danach. Ich unterschreibe die Einweisung für meine Frau. Umsonst habe ich den Leuten nicht versprochen, hier für Ordnung zu sorgen!«

Achselzuckend untersucht der Professor daraufhin Eva gründlich. Als diese anfängt, hysterisch zu reagieren, gibt er ihr erst einmal eine Beruhigungsspritze. Zehn Minuten später fährt der Krankenwagen mit Eva und ihrer Schwester Gretl vom Berghof in Richtung Klinik. Dort kommt Eva festgeschnallt erst einmal für einige Tage in eine Entgiftungsstation.

Als sie kurz aufwacht, sieht sie ihre Schwester Gretl am Bett sitzen. Diese schaut Eva mitleidig an. »Unsere Eltern wissen, wie Ilse und auch ich, dass du nicht alleine Schuld bist an deiner schlimmen Alkoholabhängigkeit, Eva. Es gehören immer zwei dazu. Wir alle meinen damit Adolf. Der Cousin meines Mannes wird ihn sich noch persönlich vorknöpfen. Das hat er mir versprochen. Denn was der im letzten Jahr mit meinem Mann machte, war glatter Mord! Das weißt ja auch du. Als Hermann den Bunker verließ, war der Krieg längst verloren, wie es jedenfalls zu der Zeit schien. Hast du verstanden, was ich dir gerade mitteilte, Eva?«

Eva nickt leicht mit dem Kopf und fällt sofort wieder in tiefen Schlaf. Gretl Fegelein verlässt die Klinik und teilt dem Professor noch mit, dass sie mit Eltern und Schwester ab und zu nach Eva schauen wollen. Professor König erklärt ihr, dass für die ersten sechs Wochen totales Besuchsverbot gilt. »Das gehört einfach mit zu einer erfolgversprechenden Therapie.«

Gretl Fegelein ruft nach Verlassen der Klinik auf dem Berghof an und berichtet, dass Evas Behandlung nun beginnt und ein Besuch in den nächsten sechs Wochen nicht erlaubt sei. Danach informiert sie auch den Cousin ihres Mannes. »Gut!«, sagt dieser nur. »Bald ist das Schwein dran! Der hat genug Leid über unsere Familie gebracht.«

Hitler will unbedingt herausfinden, wie Eva an den Alkohol gelangte. Denn Geld bekam sie ja keines in die Finger. Die notwendigen Einkäufe erledigten die Haushälter, und sein Adjutant hatte das Personal unter Kontrolle. Ein Zufall kommt Hitler zu Hilfe. Eine Türe zu einer Dienerkammer steht einen Spalt offen. Neugierig wirft der Führer einen Blick hinein – und erstarrt! Auf dem kleinen Tisch am Fenster blinkt ein grünlicher Stein. Dieser ist eingefasst in eine Goldkette. Gleichfarbene Ohrringe und ein Fingerring runden das Bild ab. Hitler weiß nur zu gut, dass er Eva diesen Schmuck zur Verlobung schenkte. Da er zwei und zwei zusammenzählen kann, weiß er nun, wie Eva an den Alkohol kam. Hitler begibt sich auf die Terrasse. Dort stehen sein Adjutant und ein Bediensteter im Gespräch vertieft. Sie grüßen den Führer, als sie ihn erblicken. Hitler fragt beiläufig: »Wer bewohnt eigentlich die Kammer Nummer vier? Diese ist nicht ordentlich verschlossen.«

»Die gehört dem jungen Xaver Holzmann. Er war bis jetzt auch mit der Betreuung Ihrer Frau beauftragt. Habe ihm für die Zeit Ihrer Abwesenheit eine neue Aufgabe zugewiesen«, antwortet Hauptmann Wiedemann. Dabei sieht er hinunter zur Toreinfahrt und ruft: »Hallo Holzmann, schließen Sie mal schleunigst Ihre Kammer zu. Sonst haben wir plötzlich noch Ratten im Haus!«

Interessiert blickt Hitler hinunter. »Das ist der Mann von Nummer vier?«

»Jawohl, mein Führer!«

*

Hitler verabschiedet sich von allen. Sein Fahrer, Erich Kempka, fährt den Mercedes vor.

Einer der Bediensteten hastet derweil aufgeregt suchend auf dem unteren Flur umher. Er weiß ganz genau, dass er Evas wertvollen Schmuck auf dem Tisch abgelegt hatte. Hauptmann Wiedemann forderte ihn vorhin auf, die Kammertüre zu schließen. Der wird doch wohl nicht?! Nein, es wird wohl eher ein anderer Angestellter gesehen haben, und dieser hat nun den Schmuck. »Verflucht noch mal, ich habe mir die Belohnung verdient, indem ich Hitlers Frau mit Alkohol versorgte, und ein anderer kassiert sie nun!«

Als Hitler beim ersten Kontrolltor anlangt, lässt er Kempka anhalten und betritt an der grüßenden Wache vorbei die Wachstube. Der wachhabende SS-Unterführer, Werner Korke, springt auf und macht Meldung. Hitler bedeutet ihm, sich zu setzen. Er hat etwas ungemein Wichtiges mit ihm zu bereden.

Der Wachhabende hört zu, nickt einige Male verstehend und nimmt dankend eine goldene Tablettendose entgegen, die ihm der Führer schenkt. Sie ist versehen mit dem Monogramm »AH« für Adolf Hitler. Auf der Rückseite befindet sich ein eingraviertes Hakenkreuz. Der Führer verabschiedet sich.

Unterwegs ist der gutgelaunte Hitler zur Verwunderung Kempkas zu Späßen aufgelegt. Am späten Abend treffen sie in Berlin ein. Ein Anrufer vom Berghof teilt mit, dass einer der jungen Diener namens Xaver Holzmann spurlos verschwunden sei.

»Interessant, Wiedemann, stellen Sie einen neuen ein!«, ist die lakonische Antwort Hitlers darauf. Nach diesem Gespräch legt Hitler Evas Schmuck in eine Schatulle, wo er seiner Meinung nach auch hingehört.

Staaten-Aufteilung: Treffen mit »Caudillo« Franco sowie den neuen Führern Italiens und Ungarns.

Mitte Juni 1946 steht laut Hitlers Kalender ein wichtiger Termin an. Jedenfalls ist der 12. Juni dick umrandet. Bormann hat den Führer schon vor Tagen auf diesen Termin hingewiesen. Der spanische »Caudillo« Francisco Franco hat die Führer Deutschlands, Ungarns, Italiens und Rumäniens zu einem Treffen nach Madrid eingeladen.

Hitler war darüber leicht verärgert. Seiner Meinung nach hätte der spanische Staatsführer warten müssen, bis er, Hitler, diese nach Deutschland einlud. Man einigte sich im Vorfeld dann aber doch auf ein Treffen in Madrid. Hitler kündigt an, mit seinem Sonderzug anreisen zu wollen. Franco sagt zu, ihn persönlich im Madrider Hauptbahnhof zu empfangen.

Spätabends am 11. Juni besteigt Hitler mit Gefolge seinen Zug und begibt sich gleich ins Schlafabteil. Punkt elf Uhr früh soll der Zug in Madrid einfahren. Im dortigen Regierungspalast würden Franco und Hitler dann die Ankunft von Ferenc Szálasi und dem neuen italienischen »Duce«, Julius Evola, abwarten. Marschall Antonescu von Rumänien ist leider wegen Krankheit an diesem Treffen verhindert. Szálasi erklärte, dass er per Flugzeug anreisen will, und Evola kommt, wie er ankündigte, per Auto.

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