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Sonne, Sand und Meer: Anna genießt einen warmen Tag am Strand, als sie plötzlich ein wunderschönes Gitarrenspiel hört. Anna lädt den ihr unbekannten Gitarrenspieler dazu ein, im »Da Giovanna« aufzutreten. Sie ahnt nicht, dass sie damit nicht nur einen der berühmtesten Sänger Italiens nach Fontenaia holt, sondern auch Mord, Rache und Intrigen ...
ÜBER DIE SERIE
»Vino, Mord und Bella Italia!« ist eine gemütliche Italien-Krimi-Serie mit Schauplatz Toskana. In dem malerischen Städtchen Fontenaia erbt Anna Wagner nicht nur die alte Villa ihrer Nonna, sondern stolpert auch über den ein oder anderen Mord. Sehr zum Missfallen des Commissario Vico Martinelli, der es überhaupt nicht leiden kann, wenn sich eine Amateurin in seine Fälle einmischt. Doch schon bald hat Anna viele neue Freunde in dem Ort gefunden, die ihr bei der Spurensuchen und der Jagd auf Verbrecher tapfer zur Seite stehen.
Wer Italien und die Toskana liebt, bei Krimis gerne selbst miträtselt und La Dolce Vita zu genießen weiß, wird von dieser Serie begeistert sein.
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Seitenzahl: 194
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Sonne, Sand und Meer: Anna genießt einen warmen Tag am Strand, als sie plötzlich ein wunderschönes Gitarrenspiel hört. Anna lädt den ihr unbekannten Gitarrenspieler dazu ein, im »Da Giovanna« aufzutreten. Sie ahnt nicht, dass sie damit nicht nur einen der berühmtesten Sänger Italiens nach Fontenaia holt, sondern auch Mord, Rache und Intrigen …
»Vino, Mord und Bella Italia!« ist eine gemütliche Italien-Krimi-Serie mit Schauplatz Toskana. In dem malerischen Städtchen Fontenaia erbt Anna Wagner nicht nur die alte Villa ihrer Nonna, sondern stolpert auch über den ein oder anderen Mord. Sehr zum Missfallen des Commissario Vico Martinelli, der es überhaupt nicht leiden kann, wenn sich eine Amateurin in seine Fälle einmischt. Doch schon bald hat Anna viele neue Freunde in dem Ort gefunden, die ihr bei der Spurensuchen und der Jagd auf Verbrecher tapfer zur Seite stehen.
Anna genoss den warmen Sand unter ihren Füßen, während sie ihre Strandtasche auf der bunten Decke abstellte. Der Geruch von Sonnencreme und Salzwasser lag in der Luft, vermischt mit dem Duft von gegrilltem Fisch, der von einem der nahen Strandbuden herüberwehte. Der Bademeister hisste gerade die grüne Fahne – das Zeichen für unbeschwerten Schwimmgenuss. Es war ein perfekter Sommertag an der ligurischen Küste, und der hundefreundliche Strandabschnitt in der Nähe von La Spezia war so belebt wie der Kirchplatz in Fontenaia an einem Markttag.
»Anna, beeil dich!«, quengelte Tameo und hüpfte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Wir müssen ins Wasser, sonst verbrenne ich.« Sein kleiner Mischlingshund Peppo jaulte, als würde er gleich mit verbrennen.
Anna lächelte nachsichtig. »Erst eincremen, dann baden.«
Der Junge mit den wuscheligen schwarzen Haaren stöhnte theatralisch. »Aber das dauert ewig.«
»Ich könnte auch eine Abkühlung vertragen«, gab Loris zu und breitete sein Handtuch neben Annas Decke aus.
Anna beobachtete heimlich, wie der charmante Schreiner sein T-Shirt auszog und konnte nicht umhin, seinen durchtrainierten Körper zu bewundern. Die Sonne ließ seine gebräunte Haut golden schimmern, und für einen Moment fragte sie sich, wie sich diese wohl anfühlte. Sie schüttelte den Gedanken schnell ab. Loris war ein Freund, der ihr bei der Renovierung des Hauses ihrer Nonna half – mehr nicht.
Loris grinste sie an. Hatte er ihren Blick bemerkt? Rasch hob sie mit glühendem Kopf den Schirm aus dem Sand, um ihn aufzustellen, während Loris die Sonnencreme aus der Tasche nahm. »Komm her, Tameo. Je schneller wir anfangen, desto schneller bist du fertig.«
Widerwillig setzte Tameo sich vor Loris in den Sand und ließ sich eincremen. Seine Augen waren dabei fest auf die verlockenden Wellen gerichtet, die mit einem sanften Rauschen an den Strand rollten.
Nachdem Anna den Schirm aufgespannt hatte, ließ sie glücklich ihren Blick über den Strand schweifen. Um sie herum herrschte das für ein Wochenende typische italienische Strandgetümmel. Familien breiteten ihre Picknickdecken aus, Kinder plantschten im seichten Wasser, und das vielstimmige Geschrei vermischte sich mit dem Rauschen der Brandung zu einer sommerlichen Symphonie.
Anna horchte auf, als sie ein leises Gitarrenspiel vernahm. Sie sah sich um und entdeckte ganz in der Nähe eine Gestalt, die ein wenig deplatziert wirkte zwischen all den fröhlichen Badegästen. Ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, saß im Schneidersitz auf einem Handtuch im Sand, eine Gitarre im Schoß und seinen Rücken gegen die Mauer gelehnt, die den Strand von der Promenade trennte. Sein schwarzes Haar glänzte in der Sonne, und sein buschiger Vollbart verlieh ihm ein verwahrlostes Aussehen. Das ausgebleichte Rock-T-Shirt und die abgetragenen Turnschuhe verstärkten Annas Eindruck einer heruntergekommenen Erscheinung. Vor ihm stand ein Schild aus Pappe, auf dem mit krakeliger Schrift um Spenden für einen wohltätigen Zweck gebeten wurde.
Allerdings passten die Klänge, die der Mann seiner Gitarre entlockte, so gar nicht zu seinem Aussehen. Anna war fasziniert. Es waren bekannte Folkmelodien – nichts Außergewöhnliches, und doch lag in seinem Spiel eine gewisse Melancholie, die sie berührte.
»Mir gefällt seine Musik«, sagte Anna.
Loris blickte kurz auf. »Ach, nur einer dieser Strandsänger, die von den Touristen ein paar Euro abstauben wollen. In dem Aufzug wird er damit aber wenig Erfolg haben.«
Anna nickte nachdenklich. Irgendetwas an dem Mann weckte ihre Neugier, obwohl – oder gerade weil – er so gar nicht in diese unbeschwerte Strandidylle zu passen schien.
»So, fertig, junger Mann!«, verkündete Loris.
Tameo sprang sofort auf. »Na endlich!«
»Soll ich dich auch eincremen?«, fragte Loris Anna mit einem dunklen Ton in der Stimme.
»Danke, ich habe mich schon zu Hause …«
»L’ultimo è una lumaca!«, rief da Tameo und rannte los in Richtung Wasser. Peppo stob hinterher.
Anna lachte. »Der Letzte ist also eine Schnecke? Na, das werden wir ja sehen!« Sie zwinkerte Loris zu und lief Tameo nach.
Das fröhliche Kreischen von Tameo mischte sich mit Annas Lachen, als sie ins kühle Nass platschten. Die nächste Stunde verbrachten sie damit, in den Wellen zu toben, sich gegenseitig unterzutauchen und mit Peppo Ball zu spielen.
Als sie schließlich erschöpft und glücklich zurück zu ihrer Decke schlenderten, suchte Annas Blick automatisch die Stelle, an der der Strandsänger gesessen hatte. Aber der Mann war verschwunden. Stattdessen ließen dort jetzt zwei Jugendliche die Beine über die Mauer baumeln und genossen ihr Gelato. Dem Musiker nicht weiter zuhören zu können, fühlte sich wie eine verpasste Chance an. »Ich hole mir einen Affogato vom Strandcafé«, verkündete sie. »Wollt ihr auch etwas?«
»Vanilleeis mit einem Espresso zu übergießen ist eine der besten italienischen Erfindungen. Gerne auch einen für mich«, antwortete Loris grinsend.
»Ich will auch ein Vanilleeis. Und Schokolade. Und Erdbeere. Aber auf keinen Fall mit Kaffee.« Tameo streckte angewidert die Zunge aus dem Mund. »Und die Schokolade muss ganz unten sein! Komm Loris, wir spielen Boccia.«
Anna lachte, als Loris mit einem sehnsüchtigen Blick auf sein Handtuch die Luft ausstieß. Kinder wussten, wie man das Leben genoss und waren nicht müde zu bekommen. Mit den Bestellungen ihrer beiden Jungs machte Anna sich auf den Weg zum Café auf der Promenade. Ein Deckenventilator schaufelte träge die salzige Luft im Kreis herum und etwas zu laute Musik dröhnte aus mehreren Lautsprechern. Während Anna darauf wartete, ihre Bestellung aufzugeben, sah sie sich um. Die Besucher saßen schwatzend an den bunten runden Tischen. Ein älteres Paar, beide sonnengebräunt und in leichte Leinenkleidung gehüllt, nippte genüsslich an ihren Espressi. Die Frau gestikulierte lebhaft, während sie sprach, ihre goldenen Armreifen klirrten bei jeder Bewegung. Ihr Mann nickte nur gelegentlich, sein Blick schweifte immer wieder fast sehnsüchtig zum glitzernden Meer hinüber. An einem knallgelben Tisch hatten sich drei junge Frauen niedergelassen, vermutlich Touristinnen. Sie kicherten ausgelassen über etwas auf dem Smartphone, das eine von ihnen in der Hand hielt. Ihre Schultern waren leicht gerötet vom Sonnenbrand. Am Nebentisch stapelte eine Familie mit zwei quirligen Kindern einen Turm aus Zuckerwürfeln.
Anna seufzte. Das war Dolce Vita.
Plötzlich runzelte Anna die Stirn, als sie den Gitarristen wiederentdeckte, der etwas abseits am Bartresen saß, mit seinem Handy spielte und dabei eine Zigarette rauchte. Etwas an ihm kam Anna seltsam vor. War es das andere Licht oder seine veränderte Haltung? Da fiel es ihr auf: Schon vorhin hatte sie den buschigen Vollbart bemerkt. Nun aber konnte sie erkennen, dass der Bart nur angeklebt war! Der Typ wirkte wie ein Schauspieler, der gerade Pause hatte. Zog er die Show des verwahrlosten Strandmusikers nur ab, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen?
Bevor sie wusste, was sie eigentlich tat, stand Anna neben ihm und sprach ihn an. »Mir hat Ihre Musik gefallen.«
Der Mann blickte auf, seine dunklen Augen musterten sie gleichgültig. »Grazie.«
Sie setzte sich auf den Barhocker neben ihm und legte ihr Portemonnaie auf dem Tresen ab. »Ich meine es ehrlich. Sie könnten viel mehr daraus machen, als nur hier am Strand zu spielen.«
»Hören Sie, ich habe Ihnen nichts getan. Warum lassen Sie mich nicht mein Leben leben und Sie leben Ihres?« Er wandte sich demonstrativ ab.
Aber so leicht ließ sich Anna nicht abwimmeln. Dass er so patzig auf ihr Kompliment reagierte, stachelte ihre Neugierde nur noch weiter an.
»Sind Sie immer so mies drauf, wenn es jemand gut mit Ihnen meint?«
Er blickte sie müde an. »Senza offensa – Nichts für ungut. Aber Musik ist ein hartes Geschäft.« Er hob den Arm. »Heute wird man ganz oben gefeiert – und am nächsten Tag« – er ließ die Hand fallen – »findet man sich in der Gosse wieder.«
»Nun ja, immerhin sammeln Sie Geld für wohltätige Zwecke. Wohin gehen die Spenden denn?«
Er wedelte mit den Armen. »Hierhin, dorthin. An die VivaVerde zum Beispiel.«
»Meinen Sie die VitaVerde Toscana?« Anna kannte den Verein, der sich für Tier- und Pflanzenschutz einsetzte, von einem ihrer letzten Fälle.
»Kann schon sein.«
Anna schürzte die Lippen. Der Kerl hatte etwas Faszinierendes an sich, aber sie glaubte ihm kein Wort. Vermutlich versoff er das eingenommene Geld. Sie atmete tief ein. Verkrachte Existenzen retten zu wollen, hatte sie vermutlich von ihrer Nonna geerbt. Noch ehe Anna länger darüber nachdachte, sprudelte es aus ihr heraus. »Ich arbeite im Da Giovanna, einem kleinen, aber feinen Restaurant in Fontenaia. Wenn Sie Lust haben, könnten Sie abends einmal dort auftreten.«
»Keine zehn Pferde bringen mich dazu«, murmelte der Mann und schüttelte langsam den Kopf.
»Ihre Entscheidung.« Anna kritzelte ihre Telefonnummer auf eine Serviette. »Wenn Sie es sich anders überlegen, rufen Sie mich einfach an.« Sie schob ihm beim Aufstehen die Serviette zu und ging.
»Signora!«, hörte sie seine Stimme laut hinter sich und drehte sich nochmals zu dem Musiker um. Er hielt ihren Geldbeutel in der Hand. Anna lächelte. Diesen Test hatte er schon mal bestanden.
Mit dem Portemonnaie in der einen und einem Tablett voller Getränke und Eis in der anderen Hand bahnte Anna sich geschickt ihren Weg durch die Menschenmenge, während ihre Gedanken um das DaGiovanna kreisten. Das Restaurant brauchte dringend frischen Wind, um nicht noch mehr Gäste an die Lokale in Castel Bianco zu verlieren. Die Rivalität zwischen den Nachbarstädten war so alt wie der Chianti selbst, doch bei guter Musik hörte die Feindschaft auf – selbst wenn es nie ein Einwohner Fontenaias zugeben würde.
Wenige Tage später beobachtete Anna schmunzelnd, wie Giovanna wie ein aufgeregter Wirbelwind durch das Restaurant fegte. Die sonst so gelassene Wirtin schien heute wie ausgewechselt, ihre Wangen glühten vor Begeisterung.
»Mamma mia, ich kann es immer noch nicht fassen! Der berühmte Mauro Moschella wird bei uns singen«, rief Giovanna und klatschte in die Hände. Schon den ganzen Nachmittag dirigierte sie Raffaella und die beiden Aushilfskellnerinnen zwischen Küche und Terrasse hin und her, um alles für den besonderen Abend herzurichten.
»Grazie mille, dass du heute wieder mit anpackst«, wandte sich Giovanna an Anna. »Die neuen Servicekräfte sind doch noch reichlich unerfahren.«
»Ma certo, ich bin gerne dabei«, erwiderte Anna. »Die Arbeit mit euch macht mir einfach zu viel Freude.«
Mit einem Kuss in die Luft zog Giovanna Anna in eine stürmische Umarmung. Dabei fegte sie ein Bierglas vom Tresen, das klirrend zu Boden fiel.
»Madonna! Aber Scherben bringen Glück, nicht wahr? I cocci portano fortuna.« Mit gen Himmel gestreckten Händen verschwand sie in der Küche.
»Da hast du ja was angerichtet.« Koch Luca zwinkerte Anna zu, während er sich die Hände an seiner Schürze abwischte. Aus der Küche wehten verführerische Düfte herüber, die Anna an einen Spaziergang über den Wochenmarkt von Montepulciano erinnerten. Der Geruch von frisch gegrilltem Fisch und brutzelndem Fleisch kitzelte ihre Nase. Es war, als würde die Toskana selbst in Lucas Töpfen und Pfannen zum Leben erwachen.
Anna schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hatte wirklich keine Ahnung, wer er ist, als ich ihn im Strandcafé angesprochen habe.« Selbst ohne seinen falschen Bart hätte sie den Sänger niemals erkannt. Denn anders als in Italien war er in Deutschland niemals berühmt gewesen. Ihre Freunde im Da Giovanna hatten allerdings sofort gewusst, wer er war. Auch wenn Mauro Moschellas beste Tage bereits einige Jahre zurücklagen, konnte Anna ihr Glück noch immer kaum fassen. Nur zwei Tage nach ihrem Strandabenteuer hatte der Gitarrist angerufen und überraschend zugesagt. Sie blickte hinüber zu ihm. Er saß bereits auf einem Barhocker und stimmte seine Gitarre. Mehrmals strich er sich das Haar aus der Stirn. Als er ihren Blick auffing, lächelte er ihr scheu zu. Anna ging zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. »Lampenfieber?«
»No … Sì … un poco«, gestand er. »Eigentlich sollte ich das Gefühl gewohnt sein, aber mein letzter Auftritt ist schon lange her.«
»Du wirst großartig sein«, ermunterte Anna ihn. »Nach der Ankündigung in der Zeitung erwarten wir ein volles Haus, aber es werden viele Freunde unter unseren Gästen sein, die sich einfach auf einen schönen Abend mit deiner Musik freuen.«
Der Lokalredakteur Adriano Rossi war sofort Feuer und Flamme gewesen. Sein enthusiastischer Artikel im Gazzettino Fontenaia las sich wie eine Liebeserklärung an die italienische Lebensart:
Fontenaia steht an der Schwelle zu einem aufregenden neuen Kapitel seiner kulturellen Geschichte. Unter der kulinarischen Meisterschaft von Wirtin Giovanna und der kreativen Leitung von Anna Wagner bereitet sich das bezaubernde Ristorante Da Giovanna im Herzen unserer Stadt auf ein Event vor, das unsere Sinne betören und die Essenz der italienischen Lebensfreude einfangen wird.
Mit »A Tavola!« – einem Ruf, so alt wie Italien selbst – lädt das Ristorante zu einem Live-Auftritt des berühmten Sängers Mauro Moschella ein.
»Es ist uns eine besondere Ehre, dass Mauro sein erstes Konzert seit Jahren in unserem Ristorante gibt. Freuen Sie sich mit uns auf einen unvergesslichen Abend«, schwärmt die Gastgeberin Giovanna Cappeletti. Mauros Auftritt markiert den Auftakt einer ganzen Reihe spannender Veranstaltungen. Seien Sie dabei, wenn das Feuer der Gastfreundschaft neu entfacht wird. Herzlich willkommen im Ristorante Da Giovanna, wo jeder Bissen eine Geschichte erzählt und jeder Schluck wie ein Versprechen auf morgen schmeckt.
Gegen sechs Uhr abends trafen die ersten Besucher ein, und keine zwei Stunden später war das Restaurant das erste Mal seit Monaten – vielleicht sogar Jahren – rappelvoll. Anna balancierte die dampfenden Pasta-Gerichte an die Tische und der Duft von frischem Basilikum und geschmolzenem Parmigiano erfüllte die Luft, vermischt mit dem fröhlichen Stimmengewirr der Gäste. Als Mauros Gitarre erklang, verfielen die Gäste in eine gespannte Stille. Mauros Gesang verzauberte die Zuhörer ebenso wie der gute Wein und das feine Essen von Luca. Mit jedem Song wurde die Stimmung ausgelassener. Anna kam es vor, als würde dieser Abend die Essenz der italienischen Seele einfangen.
Sie betrachtete den ehemaligen Popstar. Ohne seinen angeklebten Bart und in der engen Jeans und dem schwarzen Hemd wirkte er wie verjüngt. Warum hatte er die letzten Jahre inkognito als Strandmusiker verbracht? Anna brannte darauf, das Geheimnis seiner Geschichte zu enträtseln und daraus eine Titelgeschichte für den Gazzettino zu schreiben.
»Zweimal Gnocchi al Gorgonzola für Tisch zehn!«, riss Lucas Stimme Anna aus ihren Gedanken. Anna eilte zu ihm in die Küche. Lucas Gesicht war gerötet von der Hitze und Anstrengung. Anna lächelte ihm aufmunternd zu und servierte die Teller. Dabei wanderte ihr Blick zu Giovanna, die hinter der Bar stand und fortwährend Getränke zapfte. Ihre Wangen leuchteten rot vor Aufregung und ihr Lächeln strahlte wie die toskanische Sonne an einem Hochsommertag. Anna freute sich für die herzensgute Wirtin, die sie vom ersten Tag an unterstützt hatte. Eine sanfte Berührung an der Schulter ließ Anna herumfahren. »Ciao, Anna«, sprach Adriano Rossi. »Endlich ist in unserem verschlafenen Nest mal wieder etwas los. Das wird ein fantastischer Bericht werden und noch mehr gute Werbung für Giovanna.« Seit Annas Mutter Paola vor einigen Wochen Fontenaia besucht und ihre alte Freundschaft zu Adriano wiederbelebt hatte, war der ruppige Lokalredakteur nicht wiederzuerkennen. Heute trug er ein malvenfarbenes Hemd, in dessen weit aufgeknöpftem Kragen eine Sonnenbrille steckte. Seine Haare waren leicht nach hinten gegelt und braune Lederschuhe rundeten die elegante Erscheinung ab. Auch der Streit zwischen Anna und ihm war mittlerweile vergessen und sie konnte wieder nach Lust und Laune für den Gazzettino schreiben.
»Wir brauchen bald eine Reportage über Mauros Geschichte. Die Leute sind neugierig, warum er damals so plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist und was er in der Zwischenzeit gemacht hat. Hast du gesehen, wer alles gekommen ist?« Adriano deutet begeistert in den Raum. An einem Tisch in der Ecke saßen Annas Kollegen von der Polizia di Stato: Flavia Vinci und Marco Simonetti mit seiner Frau. Dass Commissario Vico Martinelli nicht hier war, überraschte Anna nicht. Anders als Flavia und Marco sah er Anna noch immer nicht als vollwertiges Mitglied des Teams an, sondern als einen Störenfried. Dafür saß die Gemüsehändlerin Amalia mit ihren beiden Freundinnen an einem Tisch ganz weit vorne und klatschte und sang Mauros bekannte Melodien ausgelassen mit. Die alte Dame hatte ihren Laden heute extra früher geschlossen, damit sie sich für das große Event schick machen konnte. Auch Isabella, die Tochter des Bürgermeisters saß mit ihrem irischen Freund und einigen anderen jungen Leuten an einem der größeren Tische. Sie winkte Anna, als sie ihren Blick auffing. Glitzerte da ein Verlobungsring an Isabellas Finger? Der Bürgermeister selbst war nicht unter den Gästen und Anna ertappte sich, darüber eher erleichtert zu sein. Dagegen war Don Benedetti zu ihrer großen Freude gekommen. Der Padre unterhielt sich mit Loris und Tameos Onkel Cristiano auf der Terrasse. Anna hörte Peppo draußen bellen. Der Gesang war wohl nicht ganz nach Tameos Geschmack.
»Ich sammle jetzt mal ein paar Stimmen ein«, sagte Adriano, zwinkerte ihr zu und schlängelte sich nach vorne, die Kamera baumelte um seinen Hals.
Inmitten des Trubels drangen Stimmen eines erregten Wortgefechts zu Anna herüber. Ihr Blick fiel auf zwei Männer an der Bar, die offenbar kurz davor waren, in einen handfesten Streit zu geraten. Die ersten Gäste drehten bereits irritiert ihre Köpfe zu den beiden Männern. Anna schob sich entschlossen an einigen Gästen vorbei, um der Wirtin zu Hilfe zu kommen, als Luca aus der Küche kam. Dank seiner imposanten Erscheinung verstummten die beiden Kampfhähne sofort. Vielleicht half auch das Messer, das er noch in der Hand trug. Erleichtert wandte sich Anna wieder den Gästen zu und nahm die nächsten Bestellungen auf.
Der restliche Abend verging wie im Flug. Nachdem der Applaus für Mauros gerade beendeten Song verklungen war, räusperte er sich. »Das nächste Lied widme ich dir, mia bella!«, rief er laut und warf einen Kuss in Annas Richtung. »Anna hat mir diese Gelegenheit gegeben, heute vor euch spielen zu dürfen. Das ist wahre Liebe zur Musik.« Er stimmte eine gefühlvolle Version von Con te partirò an.
Anna spürte die Blicke der Anwesenden auf sich. Das Blut schoss ihr in die Wangen. Unwillkürlich sah sie zu Loris hinüber. Sein finsterer Blick und die Art, wie er sein Weinglas umklammerte, ließen sie innerlich schmunzeln. War da etwa ein Hauch von Eifersucht zu spüren?
Während Mauro die letzten Töne von Azzurro in die laue Abendluft hauchte und tosenden Applaus der glücklichen Gäste erntete, lächelte Anna überglücklich in sich hinein. Ihre Nonna wäre stolz auf sie gewesen. Anna hatte heute Abend nicht nur eine verlorene Musikerseele gerettet, sondern auch ihr geliebtes Restaurant.
Ein ungewöhnlich diesiger Himmel lag über Fontenaia, als Anna am nächsten Morgen aus dem Haus auf die Terrasse trat. Die Luft war schwer und feucht, als hielte die toskanische Landschaft den Atem an.
Anna rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen. Die Nacht war kurz gewesen, der Erfolg im Da Giovanna hatte sie bis in die frühen Morgenstunden auf den Beinen gehalten. Sie schlenderte zum halb fertigen Pool hinüber, wo Loris bereits mit seinen Arbeitern beschäftigt war.
»Buongiorno, Loris«, grüßte sie.
Loris drehte sich um, seine Miene undurchdringlich wie eine Mauer aus toskanischem Naturstein. »Ciao«, brummte er einsilbig und wandte sich sofort wieder den Bauplänen zu.
Anna seufzte innerlich. Loris’ Eifersucht auf Mauro war offensichtlich, auch wenn er versuchte, sie zu verbergen. Seine Schultern waren angespannt, die Bewegungen ruckartig, als er auf den fertigen Rohbau des Pools deutete.
»Auch wenn es Don Benedetti nicht gefallen wird, wir könnten heute statt des Gottesdienstes mit den Fliesen anfangen«, erklärte er knapp, ohne sie anzusehen. »Ende der Woche hättest du dann Wasser im Pool. «
Anna nickte, unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie mochte Loris, seine bodenständige Art, seine Zuverlässigkeit und Freundlichkeit. Und sie hatte sich schon öfter dabei ertappt, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn mehr zwischen ihnen beiden wäre. Die Eifersucht, die er nun zur Schau trug, machte es ihr allerdings schwer, auf ihn einzugehen.
Sie blickte sich um. Tameo lief neben dem Pool im Gras auf und ab und kritzelte dabei mit einem Bleistift in sein abgegriffenes Notizbuch. Er notierte darin wichtig wirkende Zahlen und malte skizzenhafte Pläne des Baufortschritts, während er immer wieder verstohlene Blicke zu Anna und Loris herüberwarf. Der kleine Junge schien die Spannung zwischen Anna und dem Handwerker zu spüren. Peppo trottete ihm auf Schritt und Tritt hinterher, die Nase am Boden und stets auf der Suche nach versteckten Leckerbissen zwischen den Bauutensilien.
»Loris, ich …«, begann Anna zögernd. Sie musste ihm klarmachen, dass da sicher nichts war zwischen ihr und Mauro. Doch bevor sie den Satz beenden konnte, durchbrach Beethovens fünfte Sinfonie die morgendliche Stille. Anna hatte diesen Klingelton dem Commissario zugeordnet.
Mit einem entschuldigenden Blick zu Loris nahm sie den Anruf entgegen. »Buongiorno,Commissario, heute ist Sonntag, ich habe erst morgen wieder Dienst.«
»Signora Wagner, die Polizia di Stato kennt keine Feiertage. Sie sind unsere Polizeireporterin und vor mir sitzt ein Toter. Ich brauche Sie hier. Vor allem wünsche ich, dass Sie vor Rossi hier sind, damit er nicht wieder einen seiner reißerischen Artikel im Gazzettino Fontenaia online stellt. Also pronto.«
Er legte auf, und keine Sekunde später erschien eine Nachricht mit Koordinaten auf ihrem Telefon, die einen Punkt auf der Landstraße außerhalb von Fontenaia markierten. Annas Herz raste, während tausend Gedanken durch ihren Kopf wirbelten. Sie wandte sich zu Loris um, der sie mit einer Mischung aus Sorge und Verwirrung ansah.
Für einen Moment schien er seine Eifersucht vergessen zu haben. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er mit einem nun sanften Tonfall.
»Ich … ich muss los«, stammelte Anna. »Ein Notfall auf der Straße nach La Spezia. Der Commissario braucht mich.« Sie zögerte. »Könntest du mir deinen Wagen leihen?«