Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest - Christian Homma - E-Book

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest E-Book

Christian Homma

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Beschreibung

Anna kann es kaum glauben: Das geliebte Haus ihrer Nonna im Städtchen Fontenaia sieht noch fast genauso aus wie in ihren Kindheitserinnerungen. Gut, ein paar Wände stehen schief und der Regen tropft durchs Dach. Aber der Aprikosenbaum im verwilderten Garten trägt noch immer die leckersten Früchte. Um das Anwesen in der Toskana vor dem drohenden Verkauf zu retten, braucht Anna Geld. Kurzerhand nimmt sie daher einen Job als Kellnerin an. Doch anstatt Trinkgeld zu kassieren, steht Anna plötzlich unter Mordverdacht!

Denn bei einem Familienfest im Restaurant fallen auf einmal drei Männer von ihren Stühlen. Für Commissario Vico Martinelli ist der Fall klar: Anna hat die tödlichen Drinks gemixt. Um ihre Unschuld zu beweisen, beginnt Anna selbst nachzuforschen. Zum Glück bekommt sie dabei tatkräftige Unterstützung von ihren neuen Freunden, dem Nachbarsjungen Tameo und seinem Hund Peppo. Schon bald stößt Anna auf ein dunkles Geheimnis - und kommt dem Mörder dabei gefährlich nah ...

ÜBER DIE SERIE

»Vino, Mord und Bella Italia!« ist eine gemütliche Italien-Krimi-Serie mit Schauplatz Toskana. In dem malerischen Städtchen Fontenaia erbt Anna Wagner nicht nur die alte Villa ihrer Nonna, sondern stolpert auch über den ein oder anderen Mord. Sehr zum Missfallen des Commissario Vico Martinelli, der es überhaupt nicht leiden kann, wenn sich eine Amateurin in seine Fälle einmischt. Doch schon bald hat Anna viele neue Freunde in dem Ort gefunden, die ihr bei der Spurensuchen und der Jagd auf Verbrecher tapfer zur Seite stehen.

Wer Italien und die Toskana liebt, bei Krimis gerne selbst miträtselt und La Dolce Vita zu genießen weiß, wird von dieser Serie begeistert sein.

STIMMEN AUS DER LESEJURY ZUM BUCH

»Ein kurzweiliger Cosy Crime, in der sehr unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen. Viele Szenen einfach zum Schmunzeln.« (Habbo)

»Das Buch ist spannend und flüssig geschrieben. Die Spannung hält sich bis zur letzten Seite. Die Charaktere haben mir auf ihre Art und Weise alle sehr gut gefallen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihnen.« (SigridS)

»Der Krimi liest sich angenehm, ist unterhaltsam und hält eine spannende Krimihandlung mit einem überraschenden und packenden Ende bereit. Anna und Vico passen mit ihren unterschiedlichen Charakteren gut zusammen und machen definitiv Lust auf mehr.« (Leseigel)

»Die Suche nach dem Mörder, Annas Begegnungen mit den italienischen Geflogenheiten sowie Vicos Probleme mit den dörflichen Eigenheiten einer polizeilichen Ermittlung ergeben eine flotte, humorvolle Kriminalgeschichte.« (Hohleborn8)

»Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Kapitel sind sehr kurz und aus Annas oder Martinellis Perspektive geschrieben. Es ist immer etwas los und wird nie langweilig oder langatmig. Der Schreibstil ist locker und man kommt zügig voran. Es ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Cosy-Crime und ich freue mich auf den nächsten Teil.« (Anett)

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CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeVino, Mord und Bella Italia – Die SerieTitel1234567891011121314151617181920212223242526272829303132333435363738394041424344454647Über die AutorenIn der nächsten FolgeImpressum

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Über diese Folge

Anna kann es kaum glauben: Das geliebte Haus ihrer Nonna im Städtchen Fontenaia sieht noch fast genauso aus wie in ihren Kindheitserinnerungen. Gut, ein paar Wände stehen schief und der Regen tropft durchs Dach. Aber der Aprikosenbaum im verwilderten Garten trägt noch immer die leckersten Früchte. Um das Anwesen in der Toskana vor dem drohenden Verkauf zu retten, braucht Anna Geld. Kurzerhand nimmt sie daher einen Job als Kellnerin an. Doch anstatt Trinkgeld zu kassieren, steht Anna plötzlich unter Mordverdacht!

Denn bei einem Familienfest im Restaurant fallen auf einmal drei Männer von ihren Stühlen. Für Commissario Vico Martinelli ist der Fall klar: Anna hat die tödlichen Drinks gemixt. Um ihre Unschuld zu beweisen, beginnt Anna selbst nachzuforschen. Zum Glück bekommt sie dabei tatkräftige Unterstützung von ihren neuen Freunden, dem Nachbarsjungen Tameo und seinem Hund Peppo. Schon bald stößt Anna auf ein dunkles Geheimnis – und kommt dem Mörder dabei gefährlich nah …

Vino, Mord und Bella Italia – Die Serie

»Vino, Mord und Bella Italia!« ist eine gemütliche Italien-Krimi-Serie mit Schauplatz Toskana. In dem malerischen Städtchen Fontenaia erbt Anna Wagner nicht nur die alte Villa ihrer Nonna, sondern stolpert auch über den ein oder anderen Mord. Sehr zum Missfallen des Commissario Vico Martinelli, der es überhaupt nicht leiden kann, wenn sich eine Amateurin in seine Fälle einmischt. Doch schon bald hat Anna viele neue Freunde in dem Ort gefunden, die ihr bei der Spurensuchen und der Jagd auf Verbrecher tapfer zur Seite stehen.

1

Anna öffnete die quietschenden grünen Läden vor der Terassentür und ließ den warmen Toskanawind ins Haus.

Sie sog die Luft tief ein. Flieder und frisch gemähtes Gras vertrieben die muffige Schwüle im Wohnzimmer. Die Gerüche weckten lange verborgene Erinnerungen, wie sie als Kind auf den warmen Steintreppen Eidechsen gejagt, im Wasser des Pools geplanscht und mit ihrer Oma Pasta gekocht hatte.

Sie trat nach draußen und genoss die Wärme auf der Haut. Das Haus war in die Jahre gekommen: Die dunkle hölzerne Tür war verwittert, der Lack auf den Fensterläden blätterte ab wie die Borke eines Baums, und verdorrte Blumen in den gesprungenen Terrakottagefäßen auf der Terrasse zeugten von besseren Zeiten. Jeder andere hätte das Haus wohl als Bruchbude bezeichnet. Ein Makler vielleicht als »Rohdiamant mit Potenzial«.

Anna liebte es.

Ein Verkauf kam für sie nicht infrage. Da musste dieser Investor früher aufstehen, wenn er sich das einstige Zuhause ihrer Familie unter den Nagel reißen wollte! Anna grinste breit und strich sich eine widerspenstige rotblonde Locke hinters Ohr. Ob es den großen Aprikosenbaum noch gab, dessen Äste zur Erntezeit von der Last der Früchte bis zum Boden hingen?

Leichtfüßig lief sie die so vertraute mit Flechten überwachsene steinerne Treppe hinunter, die zum Pool führte. Eine Eidechse döste in der Hitze und verzog sich hastig in einer Mauerspalte.

Der Anblick des Gartens war ernüchternd. Das blaue in der Sonne gleißende Wasser war verschwunden, stattdessen bedeckten morsche Bretter den Pool. Wie schön wäre es gewesen, jetzt ein paar Bahnen zu schwimmen. Das schweißnasse T-Shirt klebte ihr am Rücken – und der Sommer hatte noch nicht einmal richtig angefangen. Eine sanfte Brise ließ die Blätter der Büsche und Bäume rascheln, die den Garten von allen Seiten überwucherten. Das Anwesen war wie ein Geisterschloss, das schon vor langer Zeit verlassen worden war und nun darauf wartete, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. Anna streifte sich ihre weißen Sneakers ab und lief barfuß durch die ungemähte Wiese. Auch der Aprikosenbaum war wild gewachsen, aber trug schon jetzt dutzende hellorangene Früchte. Sie pflückte eine, biss hinein und kniff die Augen zusammen. In ihrer Erinnerung waren sie süßer. Was sollte es, sauer machte lustig. Sie steckte sich den Rest in den Mund, als sie ein Winseln hinter der dichten Hecke aus rot blühendem Oleander vernahm.

Anna lugte um das Buschwerk. Dort kauerte ein kleiner Junge und versuchte, dem Welpen auf seinem Schoß das Maul zuzuhalten. Im rabenschwarzen Haar des Kleinen hatten sich Zweige verfangen, als wäre er gerade durch das umliegende Unterholz gekrochen. Und die orangenen Flecken auf seinem weißen Shirt verrieten Anna, dass auch er von den Aprikosen genascht hatte.

»Ciao. Wer seid denn ihr beide?« Ihr Italienisch war eingerostet, aber der Junge verstand sie offensichtlich problemlos.

»Tameo. Und das … das ist Peppo.« Er schaute verschämt zu Boden.

»Schön, euch kennenzulernen. Ich bin Anna. Wollt ihr noch ein paar Aprikosen? Es gibt mehr als genug für uns drei.« Anna ging voraus, pflückte eine Portion und setzte sich auf den Rasen.

Der Kleine war nicht älter als zehn und betrachtete Anna misstrauisch. Schließlich kroch er mit seinem Hund unter dem Arm aus der Hecke hervor und machte es sich mit etwas Abstand neben ihr gemütlich. »Wohnst du jetzt hier?«, fragte er nach einer Weile mit vollem Mund.

»Ja, das Haus hat meiner Nonna gehört und ich habe es geerbt.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Bis vor ein paar Tagen hatte Anna nicht einmal gewusst, dass das alte Haus noch im Besitz ihrer Familie war, aber sie wollte die Sache nicht unnötig verkomplizieren. »Ich muss natürlich erst aufräumen, den Rasen mähen, die Hecke schneiden und das Haus streichen. Aber sonst sieht doch alles sehr gut aus.«

Tameo zog die Brauen nach oben. »Es sieht total kaputt aus. Ich glaube, da müsstest du zaubern können.«

Anna nickte und flüsterte. »In Wahrheit bin ich auch eine Fee. Aber verrate es niemandem.« Sie schwang einen imaginären Zauberstab. »Abrakadabra! Siehst du, schaut schon viel besser aus.«

»Quatsch mit Soße!«, rief Tameo und nahm sich noch eine der Aprikosen, die Anna zwischen sie gelegt hatte. »Es sieht genauso aus wie vorher.«

»Findest du? Schau mal mit dem Herzen.«

»Wie soll das gehen?«

»Mach einfach die Augen zu.« Sie wartete, bis er die Lider geschlossen hatte. »Also ich sehe einen Pool mit Wasser.«

»Hm …«

»Doch, und die Sonne spiegelt sich darin. Aber was schwimmt denn da? Das ist ein …« Sie ließ den Satz unvollendet.

Tameo biss an. »Äh … ein Krokodil?«

»Genau! Unser neues zahmes Hauskrokodil.«

»Und Peppo sitzt darauf.« Tameo lachte. »Peppo mag Wasser.«

»Dann ist er ein sehr vernünftiger Hund. Und die Aprikosen am Baum neben dir sind alle rot und reif.«

Tameo machte ein schmatzendes Geräusch.

»Und das Haus ist in Regenbogenfarben gestrichen. Moment mal, riechst du das?«

»Ja … nein … Was ist da?«

»Na, der Duft von Knoblauch und frischem Pesto. Mit Basilikum aus dem Garten.«

»Bellissimo! Ich liebe Pesto.« Seine Stimme wurde leiser. »Meine Nonna hat mir immer welches gemacht, aber sie ist letztes Jahr gestorben.«

»Meine Großmutter hat früher auch immer für mich gekocht.« Sie öffnete die Augen und streichelte dem hechelnden Hund auf Tameos Arm über den warmen Schädel. »Im Herzen sind sie beide noch bei uns.«

Er blickte sie mit großen Augen an. »Ich glaube, du bist tatsächlich eine gute Fee, Anna.« Und noch ehe sie etwas erwidern konnte, stand er auf, lief davon und rief ihr über die Schulter nach. »Bis bald, mia fata.«

Anna schaute ihm mit einem Lächeln hinterher und ließ ihren Blick über den Garten zu dem heruntergekommenen Haus schweifen. Hätte sie doch nur einen Zauberstab. Aber so einfach würde es nicht werden. Trotzdem war sie bereit alles tun, um das wunderschöne Haus zu retten und die letzte Verbindung zu ihren italienischen Wurzeln zu erhalten. Drei Wochen Urlaub hatte sie von ihrem Redakteur in Hamburg bekommen. Viel zu wenig, um das Anwesen komplett zu renovieren. Aber ein Schlafzimmer würde für den Anfang reichen. Und ein Bad. Und natürlich die Küche!

Anna kratzte sich am Kinn. Vielleicht war es doch mehr Arbeit als gedacht. Egal: Sie hatte drei Wochen Zeit und nichts würde sie davon ablenken!

2

Eine Leiche am Dienstagmorgen. Vico schob sich die Sonnenbrille auf den Kopf und setzte auf dem schmutzigen Waldboden bedacht einen Fuß vor den anderen.

»Commissario Martinelli, hier drüben.« Ein Carabiniere winkte ihn zu sich. Als ob Vico nicht schon von Weitem die Stimmen und das Scharren von Spaten gehört hätte. Bis kurz nach halb zehn war es ein öder Tag wie jeder andere gewesen – doch dann hatte sich die Nachricht eines Notrufs wie ein Lauffeuer in der stazione di polizia verbreitet: Der Hund eines Trüffelsuchers hatte menschliche Knochen aufgespürt.

Das letzte Mal, dass hier jemand eines unnatürlichen Todes gestorben war, lag laut Akten mehr als zehn Jahre zurück. Fontenaia war ein Kaff, ein weißer Fleck in Sachen Verbrechen. Hier wurde höchstens einmal ein Auto falsch geparkt oder ein Kassenbon nicht ausgegeben. Die Ruhe und Beschaulichkeit lastete wie ein zu schweres Betttuch auf Vico, seitdem er vor einem Monat und vier Tagen in diese Pampa strafversetzt worden war. Bis heute Morgen.

»Warum haben Sie mich nicht sofort verständigt?«, blaffte Vico. Natürlich hatten die Carabinieri dieselben Rechte und Pflichten wie die Polizia di Stato, aber endlich war hier etwas los, das seinem Gehirn mehr abverlangte als das tägliche Sudoku.

»Commissario, wir dachten …«

»Überlassen Sie das Denken uns. Wir übernehmen jetzt.« Vico blickte sich um, als der Carabiniere das Feld räumte. Ein Kollege der Spurensicherung im weißen Overall steckte neben einem Knochenteil ein weiteres Fähnchen in den Waldboden. Die gelben Markierungen erstreckten sich über die Fläche eines halben Fußballfeldes.

»Ich denke, es handelt sich um die Leiche einer Frau. Aber wie lange sie schon hier liegt, kann ich erst nach der Autopsie sagen.«

Vico wurde von der bekannten tiefen Stimme jäh aus seinen Gedanken gerissen. »Silvana, was machst du denn hier?«

»Es wurde eine Gerichtsmedizinerin aus Pisa angefordert, und hier bin ich.«

Vicos Puls beschleunigte sich unwillkürlich – wie damals zu Studienzeiten. Sie umwehte immer noch dasselbe blumige Parfum. Warum hatte ihm niemand gesagt, dass sie hier war?

»Und was zieht einen erfolgreichen Commissario aus Rom in diese … pulsierende Metropole?«

Er grunzte. »Der Pfarrer geht dorthin, wo der Ruf erklingt.«

»Dachte ich es mir doch, dass du nicht freiwillig hier bist.« Sie streifte sich die Plastikhandschuhe ab.

»Ich erzähle dir die Geschichte gern bei einem Abendessen.«

Sie wandte sich ab. »Sicher. Aber jetzt widmen wir uns dem Fall.«

Vico korrigierte unnötigerweise den Sitz der Sonnenbrille auf seinem Kopf. »Selbstverständlich.« Er räusperte sich. »Wir brauchen eine möglichst genaue Bestimmung des Todeszeitpunkts. Gibt es Spuren für ein Gewaltverbrechen? Ist das Opfer hier gestorben oder abgelegt worden? Schlüsse aus dem Mageninhalt brauche ich mir vermutlich keine zu erhoffen.«

Silvanas Blick schweifte über die verstreuten Fundstellen. »Ich muss die Teile erst einmal säubern, bis ich eventuelle Verletzungen identifizieren kann. Die Wildschweine haben ganze Arbeit geleistet. Es wird sich zeigen, was ich noch herausfinden kann.«

»Wann kann ich also mit deinem Bericht rechnen? Noch heute Abend?«

Sie lächelte ihn an. »Ich beginne mit der Arbeit, sobald ihr mir das ganze Skelett gebracht habt. Viel Erfolg beim Graben.«

Er blickte der resoluten Gerichtsmedizinerin nach. Wer hätte gedacht, dass sie sich nach so vielen Jahren ausgerechnet hier in dieser Provinz wiedersehen würden. Er schüttelte den Kopf. Wenn er das Ergebnis der Autopsie schnell bekommen wollte, musste er wohl selbst mit anpacken. Er griff zum Handy. Wo blieben nur seine Kollegen Flavia und Marco? Er wollte nicht der Einzige sein, der sich an diesem aufregenden Morgen die Uniform versaute.

3

»Okay, das Bad muss renoviert werden«, gab Anna zu. »Oder ich warte, bis grüne Fliesen wieder in Mode kommen. Dafür ist das Schlafzimmer ganz in Ordnung.« Ein breites eisernes Bett stand in der Mitte des Raumes, das Metallgestell von rötlichem Rost überzogen. Sie drehte sich auf dem knarzenden Boden, um ihrem besten Freund Malte per Videochat einen Rundumblick zu ermöglichen. »Im Kleiderschrank hängen noch etliche Klamotten von meiner Nonna und in der Kommode liegt ein ganzer Stapel vergilbter Fotos. Ich freu mich schon drauf, sie durchzublättern.« Sie ging wieder ins Erdgeschoss und komplettierte die virtuelle Hausführung mit der Küche. »Vier Gasbrenner, Kühlschrank und jede Menge Geschirr. Hier kann ich mich beim Kochen so richtig austoben!« Mit glühenden Wangen blickte sie auf das Display ihres Smartphones.

Malte räusperte sich. »Sei mir nicht böse, aber das ist eine Bruchbude! Hast du die Streifen an den Wänden oben gesehen. Vermutlich regnet es durch dein Dach. Und im Bad fehlt es an mehr als nur an schönen Fliesen.«

»Warte, du hast die Speisekammer noch nicht gesehen. Jede Menge Marmeladen und Tomatensoße. Alles noch von meiner Oma!« Sie öffnete die Tür und eine Kolonne Ameisen spazierte heraus. Anna hielt das Handy bewusst nach oben. Immerhin besaß sie unerwarteterweise Strom und Wasser, und die Gasflasche für den Herd war noch gut voll. Mehr brauchte sie nicht, um mit einem Espresso in der Hand den wunderbaren Blick von der Terrasse über den verwilderten Garten hinweg auf Fontenaia und die umliegenden Hügel zu genießen.

»Von mir aus, dann ist es eben eine Bruchbude mit einer Speisekammer voll abgelaufenem Kram.«

»Ach, was. Du siehst das mal wieder viel zu schwarz. Mit ein bisschen Farbe und Liebe schaut das im Handumdrehen wieder tipptopp aus.«

»Ich glaube, du siehst das mal wieder viel zu rosa. Anna, das ist eine Aufgabe für eine ganze Armada von Handwerkern!«

Sie grinste. »Papperlapapp! Das Schlafzimmer meiner Großeltern und die Küche kann ich schon jetzt benutzen. Und der Rest muss ja nicht perfekt werden. Du hast doch so viele Bücher gelesen. Da war bestimmt sowas wie Hausrenovierung für Dummies dabei. Ich will so schnell wie möglich loslegen.« Sie lehnte Malte an die Schüssel mit Obst und holte sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank. Die Dunkelheit in der Küche störte sie. Wenn es einen Durchgang zum Wohnzimmer direkt auf die Terrasse gäbe …

Der kleine Malte auf ihrem Smartphone schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Nein, du verstehst das nicht. Du kannst das undichte Dach nicht selbst reparieren. Erst müsste jemand die Statik prüfen, sonst bricht dir noch der ganze Dachstuhl ein. Dann brauchst du einen Gutachter, der die Bausubstanz auf Schimmel oder Ungezieferbefall untersucht. Gibt es eigentlich Termiten in Italien?«

Sie liebte Malte wie einen Bruder, aber er philosophierte lieber, statt anzupacken. Wenn sie nicht schon immer die Macherin gewesen wäre, würde er noch heute das Baumhaus planen, in dem sie nach der Schule abgehangen hatten.

»… überhaupt, wo willst du das Geld für die Renovierung hernehmen?«

Das hatte sich Anna auch schon gefragt. Sie hatte ihr Italienabenteuer nicht gerade geplant. »Ich werde einfach für die Lokalredaktion von Fontenaia ein paar Artikel schreiben. Leider war sie geschlossen und ans Telefon ist auch niemand gegangen. Aber ich werde nachher eine Mail hinschicken.«

»Du glaubst, die werden einfach so eine Deutsche dafür bezahlen, den Dorftratsch zu Papier zu bringen. Ich fürchte, von dem wirst du nicht viel mitbekommen?«

Anna trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Warum sich im Voraus so viele Gedanken machen, wenn man Sachen einfach ausprobieren konnte? Dennoch schürten Maltes Worte ihre eigenen Zweifel.

»Wie wäre es, wenn du mal wieder als Kellnerin anheuerst?«

Sie richtete sich auf. »Ja! Da ergeben sich bestimmt Geschichten für gute Artikel. Und vielleicht lerne ich auch ein paar starke Jungs kennen.«

»Wir reden immer noch vom Renovieren, oder?« Malte betrachtete sie über den Brillenrand hinweg.

Sie lachte. »Certo. Ich bin hier, um ein Haus zu renovieren, nicht um mir einen Italiener zu angeln. Das steht als Letztes auf meiner Liste.«

4

»Was haben wir?« Vico hatte sich nach der morgendlichen Schweißarbeit ein frisches Hemd angezogen und betrat mit einer Tasse Kaffee das Büro seiner Kollegen.

»Zwei Tickets für zu überhöhte Geschwindigkeit und ein Tourist, der sich verfahren hat.« Marco Simonetti hatte die Füße auf dem Schreibtisch liegen und kaute gelangweilt an einem Grissino. Schweißperlen glänzten auf seiner hohen Stirn.

Flavia Passerini legte das Handy zur Seite. »Er meint die Knochen, Marco.« Sie ging zur Pinnwand, an der die Fotos der Spurensicherung angebracht waren. Als Agente hatte sie den niedrigsten Dienstrang und war aufgrund ihres jungen Alters noch recht ungestüm. Aber sie zeigte einen gewissen Elan, was man von Marco nicht gerade behaupten konnte. Seine Mithilfe bei der Bergung der Leichenteile hatte sich im Wesentlichen darauf beschränkt, die Funde in Tüten zu verpacken.

Vico wandte sich an ihn. »Seid ihr schon die Vermisstenfälle der letzten fünf Jahre durchgegangen?«

Marco zeigte auf einen Stapel Papiere. »Steht für heute Nachmittag auf dem Programm, Chef. Ich habe gleich die der gesamten Toskana ausgedruckt.«

Vico schloss für einen Moment die Augen. Nein, die Digitalisierung war in Fontenaia noch nicht angekommen.

Flavia drehte sich um. »Noch was, Vic. Ich habe dem Lokalredakteur Adriano Rossi Bescheid gegeben. Die Nachricht von der Leiche wird sich sowieso schnell herumsprechen, also warum ihn nicht gleich auf unsere Seite ziehen? Morgen wird ein Artikel im Lokalteil erscheinen und wir werden hoffentlich viele Hinweise aus der Bevölkerung bekommen.« Flavia wippte auf und ab.

»Morgen? Er kann doch sofort etwas online stellen.«

»Trink erst mal einen Kaffee. Ein Tag hin oder her, macht die Gute auch nicht mehr lebendig«, nuschelte Marco, der gerade an seinem Grissino mümmelte und den ersten Vermisstenfall studierte. Flavia hatte sich der Pinwand zugewandt und arrangierte scheinbar planlos die Fundortfotos auf der Pinwand.

In Rom waren die Informationen immer schneller veröffentlicht worden als Vic lieb gewesen war. Aber hier in Fontenaia tickten die Uhren einfach langsamer.

»Sagt mir Bescheid, wenn der Bericht von Silvana da ist.«

»Geht klar, Vic!« Flavia salutierte dramatisch.

Vico rieb sich die Nasenwurzel. Er goss den Inhalt seiner Tasse in den Ausguss und ging hinaus in die Wärme. Ein behäbiger älterer Kollege, eine überdrehte junge Agente und eine Leiche ohne Kopf im Wald. Wenn er sich beeilte, bekam er vor der Mittagspause im Café gegenüber noch einen ordentlichen Espresso.

5

»Hey, Anna, pronto, geht das nicht ein bisschen schneller?« Luca, der Koch, wedelte mit dem Löffel, dass die Soße auf seine weiße Schürze spritzte. »Die Leute warten auf den salmone alio e funghi.«

Das Da Giovanna war festlich geschmückt. Auf den weiß gedeckten Tischen standen Vasen mit duftenden Rosen und Karaffen voller leuchtendem Weiß- und Rotwein. Männer in edlen Anzügen und Frauen in schimmernden Kleidern taten sich an den duftenden Speisen gütlich, und fein herausgeputzte Kinder liefen kreischend zwischen den Gästen herum.

Anna wischte sich mit einem Tuch über die Stirn.

»Luca, piano!«, rief Giovanna. »Anna hat auch nur zwei Hände.« Die forsche, aber meist gut gelaunte rundliche Wirtin war Anna auf Anhieb sympathisch gewesen.

»Aber die Leute brauchen das Essen heiß, perfetto eben.« Luca küsste seine Fingerspitzen.

Chiara kam mit ein paar leeren Gläsern und Tellern angerauscht. »Keine Sorge, Luca, die Gäste werden wie immer begeistert sein.« Die junge Italienerin mit den fest hochgesteckten schwarzen Haaren nahm sich die fertig angerichteten Teller und zog wieder ab.

Anna gluckste amüsiert. »Ihr seid ein unglaubliches Team. Danke für den Job.«

»Aber certo, Anna, certo. Du bist du die Enkelin von Teresa und Ortensio. Wir sind alle eine große famiglia und müssen zusammenhalten. Außerdem brauchst du Geld und ich eine Aushilfe für die Familienfeier. Tutto bene.«

Anna nahm den zweiten Gang von der Durchreiche, und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Lucas Essen roch fantastisch nach Knoblauch, Pilzen und frischem Salbei. Als sie in den Gastraum trat, in dem die fast fünfzig Feiernden saßen, schwoll der Lärmpegel ins Unermessliche an. Sie jonglierte beschwingt die Secondi piatti an den tobenden Kindern vorbei zu den Tischen. Das pure Leben.

»Niemals wird Florenz über Mailand siegen«, echauffierte sich ein junger Mann in weißem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Der gegenübersitzende ältere Herr entgegnete gönnerhaft. »1996 hat es auch niemand für möglich gehalten, dass sie die Supercoppa gegen AC Mailand holen. Chi vivrà, vedrà.« Es ist noch nicht aller Tage Abend.

Anna verdrehte die Augen. Fußball war immer das Top-Thema, egal ob hier oder in ihrer Hamburger Stammkneipe. Nur eine Sache schien die Gemüter hier noch mehr zu erregen: Der andauernde Zwist zwischen den Nachbarstädten Fontenaia und Castel Bianco. Mit steigendem Alkoholpegel wurden die Diskussionen immer emotionaler. Am Ende der Tafel saß der weißhaarige Patriarch, dessen sonnengebräunte faltige Haut Anna unwillkürlich an eine verschrumpelte Olive erinnerte. Er wedelte unwirsch mit seinem Stock, als seine Frau anmerkte, das letztjährige Dorffest in Castel Bianco habe mehr Besucher gehabt als das in Fontenaia.

Chiara schnappte Annas Arm. »Lass dich nicht irritieren. Wir haben offensichtlich zu wenig andere Probleme. Wenn das so weitergeht, werden die Bürgermeister demnächst die Pflastersteine zählen lassen, um zu sehen, wer mehr hat.«

Giovanna wirbelte vorbei. »Bravissimo, ragazzi! Es läuft ganz hervorragend.« Ihre Wangen glühten vor Aufregung. »Aber was steht ihr hier rum? Der Tisch dort drüben will bestellen!« Sie deutete in eine Ecke des Lokals, in der einige kleinere Gruppen an Einzeltischen beieinandersaßen, und verschwand in der Küche.

»Giovanna ist ja richtig aus dem Häuschen. He, was ist los, Chiara?« Anna waren die zusammengekniffenen Lippen ihrer Kollegin aufgefallen.

Chiara nickte etwas blass in die Richtung, in die Giovanna gezeigt hatte. »Kannst du bitte den Tisch übernehmen? Der eine ist … Dio mio, das ist eine lange Geschichte. Sie sind so betrunken und machen mich blöd an. Vielleicht lassen sie dich in Ruhe.«

»Haha, du bist lustig. Mit meinen rotblonden Haaren muss ich sowieso schon aufpassen, dass ich nicht auf der Stelle vernascht werde …«

Chiara machte große Augen.

»Alles gut, ich kann mich schon wehren. Und mit diesen drei werde ich auch noch fertig.«

»Danke, du hast was gut bei mir.« Chiara lächelte und ging Richtung Küche. Anna blickte ihr nach, straffte sich und schlängelte sich in die Höhle der Löwen. Irgendwo hatten sie mittlerweile begonnen zu singen. Kurz bevor Anna den Tisch erreichte, kam ihr eine dunkelhaarige Italienerin, vielleicht Mitte zwanzig, zuvor. Sie stützte ihre Hände auf den Tisch der Dreiergruppe und schimpfte auf den Mann mit den gegelten Haaren ein. Seine beiden amicos schienen sich darüber köstlich zu amüsieren. Als Anna auf Armeslänge heran war, bekam sie mit, um was es ging.

»… bis morgen das Geld nicht habe, dann wirst du ein ordentliches Problem bekommen.«

»Cosa vuoi?«