Voices of the universe (deutsche Version) - Elias J. Connor - E-Book

Voices of the universe (deutsche Version) E-Book

Elias J. Connor

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Beschreibung

Manchmal führen uns unsere Reisen an Orte, die wir uns nur in unseren kühnsten Träumen vorstellen können – entfernte Länder, einsame Inseln – oder sogar das ganze Universum. Janie ist zwölf Jahre alt. Sie liebt es, abends aus dem Fenster zu gucken und die Sterne zu beobachten. In ein Heft schreibt sie ihre Gedanken und Träume hinein. Manchmal fragt sie sich, wie es sein kann, dass sie etwas ganz Besonderes ist, einzigartig, und doch so klein im riesigen Universum. Janie wächst behütet auf, doch schon bald muss sie feststellen, dass das Leben nicht nur ein Ort der Liebe und der Träume ist... Der fesselnde Roman VOICES OF THE UNIVERSE, der auch als Musical mit 20 emotionalen Liedern umgesetzt wurde, erzählt die bewegende Geschichte über das Leben von Janie – von ihrer Kindheit und Jugend bis hin zu ihrem hohen Alter.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Elias J. Connor

Voices of the universe (deutsche Version)

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Kapitel 1 - Irgendwo im Universum

Kapitel 2 - Ich sehe ein Licht

Kapitel 3 - Du bist in meinem Herzen

Kapitel 4 - Brüder und Schwestern

Kapitel 5 - Evolution

Kapitel 6 - Auch wenn ich mich traue

Kapitel 7 - Eine neue Chance

Kapitel 8 - Die Stimmen der Unschuld

Kapitel 9 - Ich bin noch nicht fertig

Kapitel 10 - Siehst du mich nicht?

Kapitel 11 - In deinen Augen ein Ozean

Kapitel 12 - Ich liebe dich wirklich

Kapitel 13 - Die Hochzeit

Kapitel 14 - Der erste Tag deines Lebens

Kapitel 15 - Die Mauer

Kapitel 16 - Der Krieg

Kapitel 17 - Rückkehr zum Frieden

Kapitel 18 - Die Stimmen der Engel

Kapitel 19 - Trotz dass mein Herz auf Wiedersehen ruft

Kapitel 20 - Ewigkeit

Das Musical

Über den Autor Elias J. Connor

Weitere Bücher von Elias J. Connor

Impressum

Widmung

Für Jana.

Deine Träume sind tief eingeschlossen in meine Lieder, meine Geschichten und in meinem Herzen.

Danke, dass du da bist.

Elias.

Kapitel 1 - Irgendwo im Universum

Inmitten der unendlichen Stille des Nichts, lange bevor Zeit und Raum eine Bedeutung hatten, beginnt das Universum. Ein unvorstellbar kleiner Punkt, schwerer als alles Vorstellbare, dehnt sich in einem gewaltigen Ereignis aus. Explosionen von Energie und Licht breiten sich aus, die ersten Bausteine des Seins entstehen. Gasnebel tanzen durch das All, eine Symphonie von Chaos und Ordnung. Gravitation greift in das Geschehen ein, ein unsichtbarer Dirigent, der das wilde Konzert lenkt.

Die ersten Galaxien formen sich, leuchtende Spiralen aus Milliarden von Sternen, die sich um unsichtbare Zentren drehen. Sie sind gewaltig und doch nur winzige Tropfen in einem endlosen Ozean aus Dunkelheit. In einer dieser Galaxien, an einem der unzähligen Arme der Milchstraße, beginnt die Geburt eines besonderen Sonnensystems. Gas und Staub wirbeln umeinander, ziehen sich an, kollidieren, verschmelzen, formen eine junge Sonne. Rings um sie formieren sich Planeten aus brodelnder Materie, jeder von ihnen einzigartig, jeder von ihnen ein kleines Rätsel.

Einer dieser Planeten wird später Erde genannt. Zunächst ist er eine feurige Kugel, ein Inferno aus Lava und Dampf, vom Licht seiner jungen Sonne beleuchtet. Doch mit der Zeit kühlt er ab, Wasser sammelt sich, erste Meere bilden sich. Tief in diesen Urmeeren, an heißen Quellen, in der Dunkelheit, entsteht Leben. Gerade an diesem Ort, und gerade in dieser Zeit beginnt es zu pulsieren. Es beginnt winzig, kaum mehr als einfache Moleküle, die sich replizieren können. Doch dieses Leben hat eine unbändige Kraft: die Fähigkeit, sich zu verändern, sich anzupassen, sich zu entfalten.

Über Jahrmillionen entwickeln sich Pflanzen und Tiere in einer Vielfalt, die den Planeten erfüllt. Wälder breiten sich aus, Gebirge erheben sich, Flüsse schlängeln sich durch Täler, und unzählige Arten von Lebewesen bevölkern diese Welt. Schließlich erhebt sich aus dieser Vielfalt ein Wesen, das denken, träumen und fragen kann: der Mensch.

Die Erde aus dem All betrachtet wirkt friedlich. Eine blaugrüne Kugel. Eingehüllt in weiße Wolkenbänder, schwebt sie still in der Dunkelheit. Doch auf ihrer Oberfläche brodelt das Leben. Wälder rauschen im Wind, Tiere durchstreifen die Wildnis, und die Menschen, die in harmonischem Einklang mit der Natur leben, erzählen Geschichten am Lagerfeuer, träumen von den Sternen und suchen nach ihrem Platz im Universum.

In einem Winkel dieser Erde, in einem kleinen, verschlafenen Städtchen nahe der weiten Ebenen von Dallas in Texas, sitzt Janie an ihrem Fenster. Es ist ein Sommerabend, und die Luft ist schwer von den Düften blühender Blumen und frisch gemähtem Gras. Der Himmel ist klar, und der Mond hängt wie ein silberner Ballon über der Landschaft. Die Sterne, zahllos und funkelnd, bilden Muster, die Janie seit ihrer Kindheit kennt – und doch jedes Mal neu entdeckt.

Janie ist zwölf Jahre alt, ein neugieriges, aufgewecktes Mädchen mit einer Vorliebe für Bücher und Abenteuer. Ihr Zimmer ist erfüllt von Dingen, die ihre Interessen spiegeln: ein Regal voller Bücher über Astronomie, Biologie und Geschichten von mutigen Entdeckern; ein kleines Teleskop, das ihr Vater ihr letztes Weihnachten geschenkt hat; und Zeichnungen von Sternbildern, die sie selbst angefertigt hat und die an den Wänden hängen.

Max, ihr alter Labrador, liegt ausgestreckt zu ihren Füßen und hebt gelegentlich den Kopf, wenn ein Geräusch aus der Ferne kommt. Janie streicht ihm Gedanken verloren über das Fell, während ihre Augen weiterhin zum Himmel schauen. Sie kann nicht anders, als sich klein zu fühlen, wenn sie den Sternen zusieht. Das Universum ist so unvorstellbar groß, denkt sie, und doch ist sie hier – ein winziger Punkt inmitten all dessen.

„Wie groß muss es wohl sein?“, murmelt sie leise, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Und gibt es da draußen jemanden, der genauso denkt wie ich?“ Ihre Frage bleibt unbeantwortet, doch sie spürt, dass sie nicht allein ist. Der Gedanke, dass irgendwo da draußen andere Welten existieren könnten, vielleicht sogar Leben, erfüllt sie mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Aufregung.

Draußen vor dem Fenster breitet sich die Kleinstadt in ihrer typischen Ruhe aus. Die Straßenlaternen werfen sanftes Licht auf die verlassenen Gehwege. Grillen zirpen im hohen Gras, und hin und wieder hört Janie das ferne Knattern eines Motorrads, das die Hauptstraße entlangfährt. Die Welt wirkt so friedlich, so einfach. Und doch fühlt Janie, dass unter der Oberfläche dieses kleinen Ortes, ja, unter der Oberfläche ihres eigenen Lebens, etwas viel Größeres verborgen liegt.

„Vielleicht bin ich wie ein Stern“, denkt sie. „Ein kleiner Punkt im Universum, aber mit einer eigenen Geschichte.“ Es ist ein Gedanke, der ihr Mut macht. Manchmal fühlt sie sich in der Schule fehl am Platz, als würde sie nicht in die Welt passen, die andere für sie vorgesehen haben. Doch hier, unter dem Sternenhimmel, spürt sie eine Verbindung zu etwas, das über ihre Vorstellungskraft hinausgeht.

Max hebt den Kopf, als Janies Mutter von unten ruft: „Janie, komm runter! Es ist Zeit fürs Abendessen!“

Doch Janie bleibt noch einen Moment länger sitzen. Ihre Hand ruht auf Max’ Kopf, und ihre Augen suchen weiter den Himmel ab. Es ist, als würde sie versuchen, eine Antwort in den Sternen zu finden, eine Bestätigung dafür, dass das Universum sie sieht, dass sie wichtig ist – auch wenn sie nur ein kleines Mädchen in einer texanischen Kleinstadt ist.

„Ich komme gleich!“, ruft sie schließlich und erhebt sich langsam. Doch bevor sie das Fenster schließt, wirft sie einen letzten Blick hinaus. „Vielleicht ist da draußen wirklich jemand“, denkt sie. „Vielleicht bin ich nicht allein.“

Sie lächelt, ein kleines, zufriedenes Lächeln, das nur sie selbst verstehen kann. Dann schließt sie das Fenster, nimmt Max an die Leine und geht die Treppe hinunter. Das Universum kann warten, denkt sie. Heute Abend ist sie ein zwölfjähriges Mädchen, und das Leben, in all seiner Komplexität und Schönheit, ist direkt hier bei ihr.

Janie sitzt am Esstisch, während ihre Eltern mit ihr reden. Ihre Mutter, eine warmherzige Frau mit dunklen Locken, sieht sie an, die Stirn leicht gerunzelt. Ihr Vater, groß und mit von der Arbeit rauen Händen, lehnt sich zurück und verschränkt die Arme. Auf dem Tisch zwischen ihnen steht ein einfacher Teller mit Resten von Kartoffelpüree und gebratenem Huhn, den Janie kaum angerührt hat.

„Janie, Schatz“, beginnt ihre Mutter vorsichtig, „wir machen uns Sorgen um dich.“

Janie sieht auf. Ihre Augen sind groß und aufmerksam, ein sanftes Braun, das zu fragen scheint, was sie diesmal falsch gemacht hat.

„Warum denn?“, fragt sie.

„Du bist ständig in deinen Gedanken“, sagt ihr Vater und schüttelt leicht den Kopf. „Du starrst die Sterne an, schreibst in dein Notizbuch, und manchmal scheint es, als wärst du nicht einmal wirklich hier.“

„Ich bin doch hier“, protestiert Janie. Sie schiebt ihren Teller leicht zur Seite. „Ich rede doch mit euch. Ich esse mit euch. Ich bin da.“

„Das stimmt schon, Liebes“, sagt ihre Mutter und legt sanft ihre Hand auf Janies Hand. „Aber du musst auch ein bisschen mehr im Hier und Jetzt sein. Du kannst nicht immer nur träumen.“

„Warum denn nicht?“, fragt Janie. Ihre Stimme wird lauter, ein Hauch von Frustration schwingt mit. „Was ist denn so schlimm daran, zu träumen?“

„Weil die Welt nicht aus Träumen besteht“, antwortet ihr Vater, diesmal etwas schärfer. „Du musst dich auf die Schule konzentrieren, aufs Leben vorbereiten. Du kannst nicht dein ganzes Leben damit verbringen, dir Sachen auszudenken.“

Janie beißt sich auf die Lippe. Es ist nicht das erste Mal, dass sie diese Diskussion führen. Sie versteht, dass ihre Eltern nur das Beste für sie wollen, aber sie können nicht nachvollziehen, was in ihrem Kopf vorgeht. Für sie sind die Sterne einfach Sterne, weit entfernt und ungreifbar. Für Janie sind sie etwas viel Größeres: ein Versprechen, ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt.

„Vielleicht besteht die Welt ja auch aus Träumen“, murmelt sie und schaut auf ihre Hände.

Ihr Vater seufzt und schüttelt den Kopf, während ihre Mutter sich zu einem gezwungenen Lächeln durchringt.

„Es ist in Ordnung, manchmal zu träumen“, sagt sie sanfter. „Aber vergiss nicht, dass das Leben hier stattfindet, bei uns, auf der Erde. Verstehst du das?“

Janie nickt, aber in ihrem Herzen weiß sie, dass sie es nicht versteht – und vielleicht auch nicht verstehen will.

Nach dem Abendessen schleicht sie sich zurück in ihr Zimmer. Max trottet ihr hinterher, seine Pfoten machen leise Klopfgeräusche auf den Holzdielen. Janie schließt die Tür und lehnt sich kurz dagegen, erleichtert, wieder allein zu sein. Der vertraute Duft ihres Zimmers – ein Mix aus Holz, Papier und dem Hauch von Lavendel, den ihre Mutter manchmal versprüht – beruhigt sie.

Sie setzt sich an ihren Schreibtisch und greift nach ihrem Heft. Es ist ein dickes, ledergebundenes Buch, das sie von ihrer Großmutter geerbt hat. Die Seiten sind leicht vergilbt, doch für Janie ist es ein Schatz. Sie öffnet es und blättert durch die ersten Seiten, die voller Notizen, Skizzen von Sternbildern und Gedankenfetzen sind.

Mit einem Bleistift in der Hand beginnt sie zu schreiben.

Warum bin ich hier? Warum gibt es ausgerechnet mich? Manchmal frage ich mich, ob das Universum einen Plan für mich hat. Ich bin nur ein kleines Mädchen in einer kleinen Stadt, aber wenn ich nach oben zu den Sternen sehe, fühle ich mich verbunden mit etwas Größerem. Vielleicht gibt es da draußen jemanden, der genauso denkt wie ich. Jemanden, der auch nachts wach liegt und sich fragt, warum die Dinge so sind, wie sie sind.

Sie hält inne und starrt auf ihre Worte. Max stupst sie mit der Nase an, und sie streicht ihm sanft über den Kopf.

„Was meinst du, Max?“ fragt sie leise. „Bin ich wirklich so besonders? Oder bin ich einfach nur… klein?“

Max antwortet nicht, aber sein warmes Schnaufen gibt ihr irgendwie Trost. Sie schließt das Heft und legt den Stift beiseite. Ihr Blick wandert zum Fenster, und der klare Nachthimmel zieht sie wieder in seinen Bann. Es ist, als würden die Sterne sie rufen, ihre kleinen, funkelnden Lichter wie Wegweiser in einer unendlichen Dunkelheit.

In dieser Nacht träumt Janie. Es ist ein seltsamer Traum, einer, der sich echter anfühlt als das Wachsein.

Sie steht inmitten eines weiten, dunklen Raumes, der sich in alle Richtungen erstreckt. Die Sterne sind überall, so nah, dass sie fast danach greifen kann. Ein Gefühl von Leichtigkeit durchflutet sie, und als sie an sich hinunterschaut, bemerkt sie, dass ihre Füße den Boden nicht mehr berühren. Sie schwebt.

„Das ist unglaublich“, murmelt sie und lacht leise vor Freude. Ihre Stimme hallt wie ein Echo durch die Weite.

Plötzlich beginnt sie sich zu bewegen. Es ist kein Fliegen im klassischen Sinn – sie denkt einfach daran, sich vorwärts zu bewegen, und ihr Körper folgt ihrem Willen. Sie schwebt vorbei an Sternen, deren glühende Oberflächen sie spüren kann, obwohl sie sie nicht berührt. Vorbei an Nebeln, die in Farben leuchten, die sie noch nie zuvor gesehen hat. Die Galaxie breitet sich vor ihr aus, eine unendliche Spirale aus Licht und Dunkelheit.

„Das ist die Milchstraße“, flüstert sie. Ihre Augen sind weit geöffnet, die Farben und Formen rauben ihr den Atem. „Ich bin wirklich hier.“

Plötzlich taucht vor ihr ein heller Lichtstrahl auf, und sie wird hineingezogen. Für einen Moment fühlt es sich an, als würde sie fallen, doch dann öffnet sich der Raum vor ihr erneut, und sie sieht die Galaxie von außen. Sie ist kleiner, als sie es sich je vorgestellt hätte, und gleichzeitig so majestätisch. Eine leuchtende Spirale aus Sternen, Gaswolken und Dunkelheit.

„Ist das wirklich alles?“, fragt sie in den leeren Raum. „Oder gibt es noch mehr?“

Eine tiefe, warme Stimme antwortet, obwohl niemand zu sehen ist.

„Es gibt immer mehr, Janie. Du bist Teil von etwas Unendlichem, und doch bist du selbst unendlich.“

„Aber wie kann ich das sein?“, fragt sie. „Ich bin doch nur ein Mädchen.“

„Jeder Funke Licht, jeder Gedanke, jede Frage ist Teil des Ganzen“, sagt die Stimme. „Auch du bist ein Stern, der leuchtet. Geboren aus dem Staub der Sterne, zu dem du eines Tages zurückkehren wirst.“

Die Worte erfüllen Janie mit einem Gefühl, das sie nicht beschreiben kann. Es ist, als würde sie zum ersten Mal wirklich verstehen, dass sie nicht allein ist – dass ihre Träume, ihre Gedanken, ihre Fragen alle Teil eines größeren Ganzen sind.

Als sie aufwacht, ist ihr Zimmer von den ersten Strahlen des Sonnenlichts erfüllt. Max liegt zusammengerollt neben ihrem Bett und schnarcht leise. Janie sitzt auf und greift sofort nach ihrem Heft. Ihre Hand zittert leicht, als sie beginnt, ihren Traum aufzuschreiben.

Ich habe die Galaxie gesehen. Sie ist wunderschön. Ich habe eine Stimme gehört. Sie hat gesagt, dass ich ein Teil von allem bin, und dass ich leuchte wie ein Stern. Ich weiß nicht, ob es echt war, aber es hat sich echt angefühlt. Vielleicht bin ich wirklich nicht so klein, wie ich dachte. Vielleicht sind meine Träume nicht nur Träume.

Als sie fertig ist, schließt sie das Heft und sieht hinaus in den klaren Morgenhimmel. Die Sterne sind nicht mehr zu sehen, aber sie weiß, dass sie da sind, irgendwo hinter dem blauen Schleier. Sie lächelt.

„Vielleicht haben sie Recht“, murmelt sie. „Vielleicht bin ich wirklich ein Stern.“

Kapitel 2 - Ich sehe ein Licht

Die Sommerferien sind vorbei, und die morgendliche Sonne taucht die Straßen in ein warmes, goldenes Licht. Doch Janie fühlt sich nicht bereit für den ersten Schultag. Ihre Gedanken schweifen immer wieder zu den Sternen und dem Traum, den sie vor ein paar Wochen hatte. Es hat sich angefühlt, als hätte das Universum ihr etwas Wichtiges sagen wollen, aber die Realität der Schule reißt sie aus diesen Gedanken. Mit einem schweren Seufzen wirft sie ihren Rucksack über die Schulter und macht sich auf den Weg.

Die Schule ist laut und lebendig. Kinder laufen durcheinander, lachen und rufen sich Neuigkeiten zu. Janie bleibt am Rand des Schulhofs stehen, beobachtet das Geschehen und fühlt sich plötzlich klein und fehl am Platz. Sie hatte gehofft, dass der Sommer länger dauern würde, dass sie noch mehr Zeit für ihre Träume hätte.

„Janie!“ Die Stimme ihrer Freundin Clara reißt sie aus den Gedanken. Clara winkt ihr vom anderen Ende des Hofs zu, aber Janie hebt nur kurz die Hand und murmelt eine Entschuldigung, dass sie schnell ins Klassenzimmer muss. Clara runzelt die Stirn, aber sie lässt Janie gehen.

Der Biologieraum ist kühl und riecht nach alten Lehrbüchern. Janie setzt sich auf ihren Platz in der zweiten Reihe und zieht ihre Materialien hervor. Neben ihr sitzt Sebastian, ein Junge mit wuscheligen, braunen Haaren und einer Brille, die er immer wieder hochschiebt, wenn sie ihm von der Nase rutscht. Janie kennt ihn kaum, sie haben nie wirklich miteinander gesprochen. Er ist still, hält sich zurück und scheint immer in seine eigenen Gedanken vertieft zu sein – so wie sie.

Aber irgendetwas scheint heute anders zu sein.

„Guten Morgen, Klasse“, beginnt Mrs. Winters, die Biologielehrerin, und verteilt Blätter. „Wir starten das Schuljahr mit einem kleinen Test. Keine Sorge, es ist nur eine Wiederholung der Themen vom letzten Jahr.“

Janie erstarrt. Ein Test? Sie hat keine Ahnung, worum es geht. Die Sommerferien waren für sie gefüllt mit Gedanken über das Universum, nicht über Zellbiologie oder Ökosysteme. Sie sieht auf das Blatt vor sich und spürt, wie die Panik in ihr aufsteigt.

Sebastian scheint das zu bemerken. Während Mrs. Winters sich umdreht, um etwas an die Tafel zu schreiben, lehnt er sich leicht zu Janie rüber.

„Du brauchst Hilfe?“, flüstert er, seine Stimme kaum hörbar.

Janie sieht ihn an, überrascht.

„Was?“ flüstert sie zurück.

„Der Test“, sagt er und zeigt unauffällig mit dem Bleistift auf seine eigene Arbeit. „Ich kann dir helfen, wenn du willst.“

Janie zögert. Sie hat noch nie bei einem Test geschummelt, aber die leeren Felder auf ihrem Blatt schreien sie an. Widerwillig nickt sie, und Sebastian schiebt sein Blatt so, dass sie es sehen kann. Seine Antworten sind klar und präzise. Sie schreibt sie ab, während ihr Herz wild schlägt. Mrs. Winters dreht sich um, aber Sebastian legt sofort sein Blatt zurück, als hätte nichts Ungewöhnliches stattgefunden.

Nach dem Test lehnt sich Janie zurück, das Adrenalin pumpt durch ihren Körper. Sie wirft Sebastian einen schnellen Blick zu.

„Danke“, flüstert sie, aber er antwortet nicht. Er nickt nur leicht und schaut wieder nach vorn.

In der Pause zieht sich Janie in eine Ecke des Schulhofs zurück, weit weg von den anderen Schülern. Sie setzt sich auf eine Bank unter einem alten Baum und zieht die Knie an die Brust. Die Erinnerung an den Test und Sebastians Hilfe geht ihr nicht aus dem Kopf. Es war nett von ihm, ihr zu helfen, aber jetzt fühlt sie sich schuldig. Sie hat immer versucht, ehrlich zu sein, und das Schummeln passt nicht zu ihr. Gleichzeitig kann sie nicht leugnen, wie dankbar sie ist.

Und dann ist da Sebastian selbst. Etwas an ihm fasziniert sie. Er wirkt ruhig und gelassen, als würde ihn nichts aus der Ruhe bringen. Er scheint klüger und reifer, als er es für sein Alter sein sollte, und das beeindruckt Janie. Doch sie schüttelt den Kopf.

„Nein“, murmelt sie zu sich selbst. „Ich darf nicht so denken.“

Die Glocke läutet, und die Schüler strömen zurück in die Klassenräume. Janie bleibt noch einen Moment sitzen, bevor sie sich langsam erhebt und ins Gebäude zurückkehrt.

Der Rest des Tages vergeht schleppend, und Janie kann sich kaum konzentrieren. Als die Schule endet, schnappt sie sich ihre Sachen und verlässt das Gebäude so schnell wie möglich. Sie will nicht, dass jemand ihre Gedanken errät, besonders nicht Sebastian. Der Gedanke, dass er merken könnte, wie sehr sie an ihn denken muss, macht sie nervös.

Zuhause angekommen, zieht sie sich in ihr Zimmer zurück. Sie wirft ihren Rucksack in die Ecke, schnappt sich ihr Heft und lässt sich aufs Bett fallen. Mit dem Stift in der Hand beginnt sie zu schreiben.

Heute war ein seltsamer Tag. Ich habe geschummelt. Ich habe es noch nie gemacht, aber ich war so verzweifelt. Sebastian hat mir geholfen, und ich weiß nicht, warum. Er ist so ruhig und klug. Ich glaube, ich mag ihn. Aber das darf ich ihm nicht zeigen. Was, wenn er mich auslacht? Oder wenn er denkt, dass ich komisch bin?

Sie legt den Stift zur Seite und sieht aus dem Fenster. Die ersten Sterne tauchen am Himmel auf, und sie fragt sich, ob sie mit ihren Sorgen allein ist. Bestimmt gibt es irgendwo da draußen jemanden, der ähnliche Gedanken hat.

„Vielleicht ist er ja auch ein Stern“, murmelt sie. Der Gedanke bringt sie zum Lächeln. Doch sie weiß, dass sie ihre Gefühle für sich behalten muss. Sie will nicht riskieren, sich lächerlich zu machen oder etwas zu zerstören, das vielleicht eine Freundschaft werden könnte.

„Ich werde einfach ich selbst bleiben“, flüstert sie, als sie das Heft schließt. „Und wenn er es merkt, dann ist es sein Problem.“

Mit einem kleinen Lächeln schaltet sie die Lampe aus und legt sich schlafen. Die Sterne draußen funkeln weiter, und Janie fühlt sich ihnen ein wenig näher, als sie in die Dunkelheit blickt.

Einige Tage sind vergangen, seit Sebastian Janie beim Biologietest geholfen hat. Die Schule ist wieder in vollem Gange, und Janie hat sich bemüht, ihre Gedanken von ihm fernzuhalten. Doch immer wieder ertappt sie sich dabei, wie sie sich fragt, warum er ihr geholfen hat – und warum sie sich so zu ihm hingezogen fühlt.

An einem sonnigen Nachmittag, als Janie gerade in ihrem Zimmer sitzt und an einem neuen Eintrag in ihr Heft arbeitet, klopft es an der Haustür. Unten hört sie die gedämpften Stimmen ihrer Eltern und eine Stimme, die sie sofort erkennt.

„Ist das…?“, murmelt sie und steht langsam auf.

Ein paar Minuten später klopft es an ihrer Zimmertür. Ihre Mutter steckt den Kopf herein, ein breites Lächeln auf den Lippen.

„Janie, Sebastian ist hier. Ist es in Ordnung, wenn er reinkommt?“

Janie ist sprachlos. Ihr Herz klopft so laut, dass sie denkt, ihre Mutter müsste es hören. „Ähm… ja, klar.“

Sebastian tritt ein, ein unsicheres Lächeln auf seinem Gesicht. Er trägt ein schlichtes T-Shirt und eine Jeans, und seine Brille sitzt wie immer leicht schief auf der Nase. Janies Mutter zwinkert ihr zu, bevor sie die Tür schließt und die beiden allein lässt.

„Hey“, sagt Sebastian und tritt einen Schritt vor. „Ich hoffe, es ist okay, dass ich vorbeigekommen bin. Ich wollte mich bedanken.“

„Bedanken?“ Janie sieht ihn verwirrt an.

„Für das, was du neulich in der Pause gesagt hast. Na ja, nicht direkt gesagt, aber… du hast mir mit deinem Blick gezeigt, dass ich dir helfen sollte. Es war irgendwie… schön, mal jemandem zu helfen.“

Janie lacht leise.

„Ich glaube, du bist nicht derjenige, der sich bedanken sollte. Ohne dich hätte ich den Test total verhauen.“

Sebastian lächelt, und für einen Moment ist die Stimmung entspannt. Doch dann spürt Janie, wie die Stille schwerer wird. Sie deutet auf einen Stuhl in der Nähe ihres Schreibtisches.

„Willst du dich setzen?“

Sebastian nickt und nimmt Platz, während Janie sich aufs Bett setzt. Ihr Zimmer ist klein, aber gemütlich. Bücher und Notizhefte stapeln sich auf dem Schreibtisch, und an der Wand hängen Poster von Sternbildern und Galaxien. Sebastian sieht sich um, seine Augen bleiben an den Bildern hängen.

„Du magst das Universum, oder?“, fragt er schließlich.

Janie nickt langsam.

„Ja, irgendwie schon. Es ist unendlich. Voller Geheimnisse. Manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt eine Bedeutung haben, wenn alles so riesig ist.“

Sebastian sieht sie aufmerksam an.

„Das klingt einsam. Glaubst du das wirklich? Dass wir keine Bedeutung haben?“ Er streift sich mit der Hand durch seine Haare und sieht Janie dabei tief an.

„Manchmal“, gibt sie zu. „Aber manchmal denke ich auch, dass es gerade unsere kleinen Träume und Gedanken sind, die uns wichtig machen. Es ist, als ob jeder von uns ein kleiner Funke in etwas viel Größerem ist.“

Sebastian schweigt eine Weile und scheint ihre Worte zu durchdenken.

„Das ist irgendwie… schön. Ich meine, ich habe noch nie so darüber nachgedacht. Du hast Recht, wir sind klein, aber vielleicht macht uns das nicht weniger bedeutend.“

Janie lächelt.

„Du verstehst das?“

„Ja“, sagt er leise. „Und ich finde, du bist ziemlich besonders. Nicht viele Leute denken so wie du.“

Janies Herz schlägt schneller. Sie sieht ihn an, unsicher, ob sie ihre Gefühle aussprechen soll. Doch bevor sie den Mut verliert, platzt es aus ihr heraus: „Ich mag dich, Sebastian.“

Seine Augen weiten sich leicht, aber dann lächelt er.

„Ich mag dich auch, Janie.“

Eine kurze Stille entsteht, doch diesmal fühlt sie sich nicht unangenehm an. Janie lehnt sich leicht vor, und Sebastian tut dasselbe. Ihre Lippen treffen sich in einem zarten, unsicheren Kuss, der nur einen Moment dauert, aber sich für beide wie die Ewigkeit anfühlt.

Als sie sich zurücklehnen, sehen sie sich an, beide etwas rot im Gesicht.

„Sollen wir das für uns behalten?“ fragt Janie vorsichtig.

Sebastian nickt. „Ja. Das ist… unser Geheimnis.“

Janie lächelt. „Okay. Schwören wir es?“

Sebastian hebt die Hand, und Janie tut es ihm gleich. „Ich schwöre“, sagen sie gleichzeitig und lachen leise.

Für den Rest des Nachmittags reden sie über alles Mögliche – die Schule, ihre Lieblingsfilme, und natürlich die Sterne. Sebastian ist fasziniert von Janies Gedankenwelt, und Janie merkt, dass sie sich zum ersten Mal wirklich verstanden fühlt.

Als Sebastian später geht, fühlt sich Janie leichter und glücklicher als je zuvor. Sie sieht ihm vom Fenster aus nach, während er die Straße hinunterläuft, und ein warmes Gefühl breitet sich in ihr aus.

Sie weiß, dass ihre Beziehung noch jung und zerbrechlich ist, aber sie fühlt sich sicher, dass sie und Sebastian einander vertrauen können.

Am Abend, als sie in ihr Heft schreibt, notiert sie nur zwei Worte: Unser Geheimnis.

Und mit einem zufriedenen Lächeln schläft sie ein.

In den folgenden Tagen und Wochen schaffen es Janie und Sebastian, ihre junge Beziehung vor den anderen zu verbergen. Sie sehen sich in den Pausen nur aus der Ferne an, treffen sich nach der Schule heimlich in der Nähe des kleinen Wäldchens am Ortsrand oder schicken sich kurze, verschlüsselte Nachrichten in die Hefte, wenn der Unterricht langweilig ist. Janie ist glücklich, wenn sie mit Sebastian zusammen ist, und die Welt fühlt sich weniger einsam an.

Doch Sebastian scheint zunehmend unruhiger zu werden. In den Pausen lacht er laut mit seinen Freunden, spielt Basketball mit ihnen und versucht, so wenig wie möglich auf Janie zu achten. Sie spürt, dass er sich bemüht, eine Fassade aufrechtzuerhalten, aber sie sagt nichts. Sie will ihn nicht unter Druck setzen.

An einem klaren Dienstagmorgen in der zweiten Pause stehen Janie und Sebastian am Rand des Schulhofs, verborgen hinter einem alten Baum, der Schatten spendet. Es ist ein Ort, den die anderen selten aufsuchen. Janie lehnt sich gegen den Stamm und schaut Sebastian an, ein Lächeln auf den Lippen.

„Hast du gestern den Himmel gesehen?“, fragt sie. „Die Sterne waren so klar. Ich habe fast das Gefühl gehabt, ich könnte sie berühren.“

Sebastian lächelt schwach, aber seine Augen sind auf den Schulhof gerichtet, wo seine Freunde Basketball spielen.

„Ja, klar“, murmelt er. „War schön.“

Janie bemerkt seine Zerstreutheit.

„Alles okay?“

Bevor Sebastian antworten kann, erklingen plötzlich laute Stimmen hinter ihnen.

„Hey, guckt mal, wer da hinten ist! Der coole Sebastian und… Janie?“

Janie und Sebastian drehen sich um. Eine Gruppe aus drei Jungen aus Sebastians Clique nähert sich, angeführt von Tim, einem schlaksigen Jungen mit einer scharfen Zunge.

„Was macht ihr denn hier so allein?“, fragt Tim mit einem spöttischen Grinsen. „Redet ihr über Sternenstaub oder so?“

Die anderen Jungen lachen, und Sebastian tritt hastig einen Schritt von Janie zurück.

„Nein, wir… ich habe ihr nur etwas erklärt“, sagt er schnell.

„Erklärt?“ Tim zieht die Augenbrauen hoch und mustert die beiden. „Das sah aber eher nach einer Umarmung aus.“

Die Jungen lachen wieder, und Janie spürt, wie ihr Gesicht heiß wird.

„Mann, Sebastian, bist du jetzt mit der Träumerin zusammen?“, fragt ein anderer Junge. „Hättest dir ja auch was Besseres aussuchen können.“

Janie fühlt, wie die Worte sie treffen wie ein Schlag. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber ihre Stimme versagt.

Sebastian lacht unsicher mit den anderen.

„Quatsch. Ich hab nichts mit ihr am Laufen. Ihr spinnt doch.“

„Na, das sieht aber anders aus“, sagt Tim und stupst Sebastian mit dem Ellbogen an. „Pass bloß auf, dass sie dir nicht irgendwelche komischen Sternengeschichten andreht.“

Die Jungen ziehen schließlich weiter, immer noch lachend und feixend, und lassen Janie und Sebastian allein zurück. Janie starrt auf den Boden, ihre Hände zittern.

„Janie, ich…“ beginnt Sebastian, aber sie hebt den Kopf und sieht ihn an.

„Es ist okay“, sagt sie leise. „Ich verstehe.“

Doch innerlich spürt sie, wie ein Teil von ihr zerbricht.

Der restliche Schultag vergeht wie im Nebel. Janie versucht, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber die Worte der Jungen hallen in ihrem Kopf wider. Am Nachmittag wartet Sebastian vor der Schule auf sie.

„Können wir kurz reden?“, fragt er, als sie an ihm vorbeigehen will.

Sie bleibt stehen, nickt stumm, und gemeinsam gehen sie ein Stück die Straße entlang, bis sie an einen kleinen Spielplatz kommen, der um diese Zeit verlassen ist.

Sebastian wirkt nervös. Er schiebt seine Brille hoch und kickt einen kleinen Stein vor sich her.

„Hör zu, Janie“, beginnt er, ohne sie anzusehen. „Ich mag dich wirklich. Wirklich. Aber… das mit uns funktioniert nicht.“

Janie bleibt stehen, als hätte sie einen unsichtbaren Schlag bekommen. „Was meinst du?“

„Es ist einfach… zu schwierig.“ Sebastian sieht sie endlich an, seine Augen voller Schuldgefühle. „Meine Freunde würden das nicht verstehen. Sie würden mich damit aufziehen, und ich… ich will das nicht. Ich kann dem Druck nicht standhalten.“

Janie fühlt, wie ihr Herz zu Boden sinkt.

„Also bist du jetzt wie sie? Du hast Angst, dass sie dich auslachen könnten?“

„Das ist nicht fair“, sagt Sebastian, seine Stimme angespannt. „Ich will einfach… ich will nicht der Außenseiter werden. Verstehst du das nicht?“

„Ich bin mein ganzes Leben lang Außenseiterin gewesen!“, ruft Janie, und ihre Stimme bricht. „Und weißt du was? Ich habe mich damit abgefunden. Aber ich dachte, du wärst anders.“

Sebastian sieht sie an, seine Schultern sacken herab.

„Es tut mir leid“, sagt er schließlich leise. „Ich… ich kann das nicht.“

„Also war das alles nur ein Fehler?“, fragt Janie, ihre Stimme nur noch ein Flüstern.

„Nein“, sagt er schnell. „Das war es nicht. Du bist besonders, Janie. Du bist wirklich besonders. Aber ich… ich bin es nicht wert.“

Sie sieht ihn einen Moment lang an, dann schüttelt sie den Kopf.

„Das ist feige, Sebastian. Du bist feige.“

Er senkt den Blick.

„Vielleicht hast du Recht.“

Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und geht.

Zu Hause schließt Janie sich in ihrem Zimmer ein. Ihre Mutter ruft ihr, dass das Abendessen bald fertig ist, aber sie ignoriert es. Sie wirft sich aufs Bett, vergräbt ihr Gesicht in das Kissen und weint.

Die Worte von Sebastians Freunden, seine Entschuldigung, alles schwirrt in ihrem Kopf. Sie fühlt sich betrogen, nicht nur von ihm, sondern auch von sich selbst. Sie hat geglaubt, dass sie jemanden gefunden hat, der sie versteht, der zu ihr steht.

Als die Tränen schließlich versiegen, greift sie nach ihrem Heft. Ihre Hand zittert, als sie den Stift ansetzt, aber sie beginnt zu schreiben.

Vielleicht ist das Universum wirklich zu groß. Vielleicht sind wir alle nur Funken, die kurz aufflackern und dann verglühen. Aber warum tut es dann so weh, wenn ein Funke erlischt?

Sie legt den Stift beiseite und starrt aus dem Fenster. Die Sterne beginnen am Himmel aufzutauchen, aber diesmal spenden sie ihr keinen Trost. Sie fühlt sich kleiner und bedeutungsloser als je zuvor.

Doch tief in ihrem Inneren spürt sie auch einen Funken Trotz.

„Ich bin besonders“, murmelt sie, ihre Stimme rau. „Auch wenn er das nicht sieht. Auch wenn niemand es sieht.“

Mit diesem Gedanken schließt sie das Heft und starrt in die Nacht. Sie weiß, dass der Schmerz nicht sofort vergeht, aber sie schwört sich, dass sie nie aufhören wird, an ihre Träume zu glauben – egal, was die anderen sagen.

Kapitel 3 - Du bist in meinem Herzen

Es ist ein lauer Frühlingsabend, und die Luft riecht nach frisch gemähtem Gras und blühenden Blumen. Janie sitzt auf der Veranda, die Knie angezogen, und schaut in die Sterne. Der Himmel ist klar, und die Sterne scheinen heller als sonst. Sie kann den Gürtel des Orion erkennen und das schimmernde Band der Milchstraße, das sich wie ein zarter Schleier über den Himmel zieht.

„Wie viele Welten es da draußen wohl gibt?“, murmelt sie leise vor sich hin.

Janie liebt es, abends draußen zu sitzen und zu träumen. Die Sterne sind für sie wie alte Freunde, die sie trösten und ihr das Gefühl geben, dass es noch etwas Größeres gibt als die alltäglichen Sorgen.

Doch heute Abend drängen sich andere Gedanken in ihren Kopf. Sebastian. Obwohl ein dreiviertel Jahr vergangen ist, spürt sie noch immer den Stich, wenn sie an ihn denkt. Seit ihrer Trennung haben sie kaum miteinander gesprochen. Er hat sich vollständig in seine Clique zurückgezogen, und Janie hat gelernt, ihre Traurigkeit in ihrem Heft und den Sternen zu vergraben.

Plötzlich wird ihre Ruhe von lauten Stimmen durchbrochen. Die Fenster des Hauses stehen offen, und Janie erkennt die Stimmen ihrer Eltern.

„Du bist doch kaum noch zu Hause, Daniel!“, ruft ihre Mutter. „Du kommst spät, gehst früh, und wenn du hier bist, redest du nicht einmal mit uns!“

„Was soll ich denn machen, Claire?“, entgegnet ihr Vater, seine Stimme müde und gereizt. „Ich arbeite. Ich sorge dafür, dass wir dieses Haus haben, dass Janie alles hat, was sie braucht.“

„Alles, was sie braucht?“ Ihre Mutter lacht bitter. „Du merkst nicht einmal, wie sie sich immer mehr zurückzieht. Sie redet kaum noch mit mir, und mit dir… du weißt doch gar nichts über sie!“

Janie hält den Atem an. Sie kauert sich auf der Veranda zusammen, unsicher, ob sie weghören oder weiter lauschen soll.

„Das stimmt nicht“, erwidert ihr Vater, doch seine Stimme klingt weniger überzeugt. „Janie ist nur… sie ist eben ein stilles Kind.“

„Nein, Daniel“, sagt ihre Mutter scharf. „Sie ist nicht nur still. Sie ist einsam. Und wir haben nicht mal gemerkt, wie es dazu gekommen ist.“

Es gibt eine kurze Pause, dann spricht ihr Vater leiser, fast flehend.

„Was willst du, dass ich tue, Claire? Soll ich meinen Job kündigen? Und dann? Wie bezahlen wir die Rechnungen?“

„Es geht nicht darum, deinen Job zu kündigen“, erwidert ihre Mutter. „Es geht darum, dass wir wieder eine Familie werden. Aber so, wie es jetzt ist… so kann es nicht weitergehen.“

Wieder Stille, die nur durch das Zirpen der Grillen durchbrochen wird. Dann hört Janie ihre Mutter sagen: „Vielleicht sollten wir eine Pause machen. Vielleicht… vielleicht wäre eine Scheidung besser.“

Das Wort schneidet durch die Luft wie ein Messer, und Janie spürt, wie ihr Magen sich zusammenzieht. Scheidung? Sie versteht nicht ganz, was das bedeutet, aber allein der Klang des Wortes macht ihr Angst.

Ihr Vater protestiert, aber seine Worte sind gedämpft, als würde er sich zurückhalten, um nicht zu schreien. Janie bleibt keinen Moment länger. Leise schleicht sie ins Haus, die knarrenden Dielen so vorsichtig wie möglich vermeidend.

In ihrem Zimmer schließt sie die Tür und dreht den Schlüssel im Schloss. Sie setzt sich aufs Bett, ihre Knie angezogen, und versucht, ihre Gedanken zu ordnen.

„Scheidung…“, flüstert sie.

Was würde das bedeuten? Würde ihr Vater ausziehen? Würde sie ihre Mutter verlieren? Plötzlich wirkt das Haus, das sie immer als sicher empfunden hat, kalt und fremd.

Sie schnappt sich ihr Heft und schreibt hastig.

Was passiert mit einem Stern, wenn er zerbricht? Wenn die Kräfte, die ihn zusammenhalten, schwächer werden? Zerfällt er? Und wenn ja, was passiert mit den Planeten, die ihn umkreisen? Werden sie in der Dunkelheit verloren sein?

Ihre Hand zittert, als sie den Stift beiseite legt. Tränen laufen ihr über die Wangen, und sie wischt sie hastig weg. Sie will stark sein, aber die Angst ist überwältigend.

Ein Klopfen an ihrer Tür lässt sie zusammenzucken. Es ist ihre Mutter.

„Janie? Alles in Ordnung, Schatz?“

Janie räuspert sich und antwortet so ruhig wie möglich: „Ja, Mama. Alles gut.“

„Kommst du bald runter? Es gibt gleich Abendessen.“

„Ich bin nicht hungrig“, sagt Janie, ihre Stimme schwach.

Ihre Mutter zögert.

„Okay. Wenn du etwas brauchst, bin ich unten.“

Janie hört, wie sich die Schritte ihrer Mutter entfernen, und sie atmet erleichtert aus. Sie legt sich ins Bett, die Decke bis zum Kinn gezogen, und starrt an die Decke.

Die Sterne, denkt sie, wären jetzt eine gute Ablenkung. Aber selbst sie scheinen heute unerreichbar.

Die Tage ziehen ins Land, und Janie fühlt sich, als würde sie immer weiter in sich selbst versinken. Ihre Gedanken kreisen unaufhörlich um das, was sie belauscht hat. Die kühle Stille zwischen ihren Eltern, die angespannte Atmosphäre bei den gemeinsamen Mahlzeiten – all das schmerzt sie, auch wenn niemand direkt darüber spricht.

Ihre Mutter wirkt erschöpfter als sonst, ihre Augen oft gerötet. Ihr Vater ist noch seltener zu Hause, und wenn er da ist, spricht er kaum. Janie will etwas sagen, etwas fragen, aber die Worte bleiben ihr im Hals stecken. Sie hat das Gefühl, dass ihre Fragen nur mehr Probleme schaffen würden.

Sie verbringt immer mehr Zeit in ihrem Zimmer. Mit dem Heft auf den Knien malt sie sich Geschichten aus, in denen Sterne zerbrechen und schwarze Löcher alles verschlingen.

Eines Abends klopft es leise an ihrer Tür. Janie sitzt auf ihrem Bett, ihr Heft offen vor sich. Sie antwortet nicht, aber die Tür öffnet sich trotzdem. Es ist ihre Mutter.

„Janie, Schatz, hast du einen Moment?“ Ihre Stimme klingt vorsichtig, fast zaghaft.

Janie sieht sie an, spürt die Schwere, die im Raum mitschwingt.

„Was ist?“ fragt sie leise.

Ihre Mutter kommt näher, setzt sich neben sie auf das Bett. Sie zögert, ringt nach Worten, und das macht Janie noch nervöser.

„Ich… ich muss dir etwas erklären“, beginnt ihre Mutter schließlich.

Janie wird ganz still. Ihr Herz schlägt schneller, ein unwohles Gefühl breitet sich in ihrem Bauch aus.

„Papa wird… für eine Weile ausziehen“, sagt ihre Mutter.

Janie blinzelt, als hätte sie sich verhört.

„Ausziehen?“ wiederholt sie.

Ihre Mutter nickt langsam. „Ja, er wird eine Zeit lang woanders wohnen. Wir… wir brauchen etwas Abstand.“

Janie spürt, wie sie am ganzen Körper zittert. Ein unerklärliches, schmerzliches Gefühl breitet sich in ihr aus, und es fühlt sich so an, als würde ihre Mutter in einer fremden Sprache mit ihr reden. Sie hört die Worte, aber sie klingen so weit weg.

„Aber das bedeutet nicht, dass er dich nicht mehr liebt“, erklärt ihre Mutter. „Er liebt dich sehr, Janie. Und ich auch.“

„Warum?“, flüstert Janie, ihre Stimme bricht. „Warum zieht er aus? Hab' ich etwas falsch gemacht?“

„Oh nein, Schatz, das hat nichts mit dir zu tun!“ Ihre Mutter greift nach ihrer Hand, hält sie fest. „Das ist eine Sache zwischen Papa und mir. Manchmal ist es besser, wenn man eine Pause macht, um nachzudenken.“

„Aber… heißt das, ihr lasst euch scheiden?“ Janie spürt, wie ihre Augen sich mit Tränen füllen.

Ihre Mutter seufzt tief.

„Ich weiß es nicht, Janie. Das weiß ich wirklich nicht. Aber egal, was passiert, eins musst du wissen: Dein Papa und ich lieben dich. Das wird sich nie ändern.“

Janie schüttelt den Kopf, die Tränen laufen jetzt unkontrolliert.

„Aber wenn er auszieht… heißt das nicht, dass er mich nicht mehr will? Oder dass du mich nicht mehr willst?“

„Nein!“ Janies Mutter zieht sie in eine feste Umarmung. „Oh, Janie, nein! Das hat nichts mit dir zu tun. Wir lieben dich beide mehr als alles andere. Das verspreche ich dir.“

„Warum könnt ihr nicht einfach wieder lieb zueinander sein?“, fragt Janie unter Tränen.

Ihre Mutter schluckt schwer, und Janie spürt, wie auch ihre Hände zittern. Diese Ungewissheit, diese Angst ist für beide gleichermaßen erdrückend.

„Manchmal ist es nicht so einfach“, sagt Janies Mutter schließlich. „Manchmal verliert man sich ein bisschen aus den Augen. Aber das heißt nicht, dass man einander nicht mehr liebt.“

Janie will die Worte glauben, aber sie fühlen sich hohl an.

„Wann geht er?“, fragt sie schließlich.

„Morgen“, sagt ihre Mutter leise.

Janie spürt, wie ein kalter Stich durch sie fährt. Sie hatte gehofft, es wäre noch weit weg, etwas, das sie verdrängen könnte.

In der Nacht schläft Janie kaum. Sie liegt wach, starrt an die Decke und hört jedes Geräusch im Haus. Das Knarren der Dielen, das leise Ticken der Uhr.

Am nächsten Morgen ist die Stimmung beim Frühstück noch gedrückter als sonst. Janie isst kaum etwas und spricht kein Wort. Ihr Vater sitzt da, sieht müde und traurig aus, und ihre Mutter wirkt, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.

---ENDE DER LESEPROBE---


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