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Seit vielen Jahren wandert Berthold Kogge während seiner Urlaubszeit mit Zelt und Rucksack durch den Norden von Europa, hauptsächlich im schwedischen und norwegischen Fjäll. In diesem Buch beschreibt er eine Wanderung, durchgeführt im August 2014, von dem norwegischen Ort Katterat aus, mit einem kleinen Umweg durch das Fjäll, nach Abisko in Schweden. Gestartet in Katterat, ging es zuerst nach Süden, am See Gautelis vorbei, von dort nach Osten zum Kungsleden, den Stuor Reaiddávággi längs durch das Nállutal und dann durch das Vistastal zurück zum Kungsleden und nach Abisko, wo die Wanderung endete. Schöne Fotos der Landschaft begleiten den Bericht.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Impressum:
Von Katterat nach Abisko
Berthold Kogge
Copyright © 2016 Berthold Kogge
Verlag: BookRix GmbH & Co. Kg, München
Berthold Kogge
Von Katterat
über einen kleinen Umweg durch das Fjäll
nach Abisko
Katterat, Sørdalen, Oallavággi, Gállanbuolda, Gautelisvatnet, Nordkalottleden,
Cuhcavàggi, Kungsleden, Stuor Reaiddávággi, Visttasvággi, Kungsleden, Abisko
August 2014
Tja. Eigentlich ist es jedes Jahr das Gleiche. Rucksack schultern, Tagesrucksack mit der Reisenahrung in eine Hand, aus der Wohnung raus, einmal über den Hügel der Altstadt zum Bahnhof, und wie immer, Gleis 5. Nur die Uhrzeit hatte sich diesmal geändert. 16:06 Uhr sollte der Zug dieses Jahr fahren.
Der Zug kam auch pünktlich und ich stieg, nobel geht die Welt zugrunde, in die 1. Klasse. Man gönnt sich ja sonst nichts. Das mit der 1. Klasse hatte einen ganz einfachen Grund. Es gab für diese Fahrt spezielle Schweden-Ticket-Kontingente zum Sparpreis. Das Kontingent für die 2. Klasse war schon komplett ausverkauft gewesen, und das Sparticket der 1. Klasse war kaum teurer als der Normaltarif für die 2. Klasse.
Der Zug kam nicht nur pünktlich, sondern er fuhr sogar pünktlich aus dem Bahnhof, und so ging es, mit ein bisschen mehr Beinfreiheit als in den Jahren zuvor, nach Kopenhagen. Dort gab es eine Stunde Aufenthalt, bis mein Zug nach Malmö fahren sollte. Dieser Zug fuhr dann, obwohl wir alle bereits in ihm saßen und die Türen geschlossen waren, schon einmal nicht pünktlich los, und hielt, als er sich dann doch aus dem Bahnhof von Kopenhagen bequemte, schon nach ca. 500 Metern hinter dem Bahnhof wieder an. Dann ging es weiter, mit weiteren Stopps. Es dauerte alleine schon eine halbe Ewigkeit, bis der Zug es überhaupt bis zum Kopenhagener Flughafen schaffte. Letztendlich erreichte der Zug Malmö nicht, wie geplant, ungefähr eine Stunde vor der Abfahrt meines Nachtzuges, sondern ich hatte gerade mal sieben Minuten Zeit, umzusteigen. Also war Hektik angesagt, den richtigen Bahnsteig suchen, und dort wartete auch schon der Zug, der mich nach Stockholm bringen sollte. Schnell rein, Rucksack im Gepäckraum abstellen, das richtige Abteil suchen, und erleichtert, dass ich es doch noch geschafft hatte, vor der Abfahrtzeit gerade noch in den Zug gesprungen zu sein, aus dem Fenster schauend, auf die Abreise wartend.
Und ich wartete, und wartete, und wartete. Abfahrt war nicht.
Erst nach fast einer Stunde Verspätung machte der Zug sich dann doch auf den Weg. Wir legten uns alle schlafen, da der Zug doch relativ früh, auch bei einer Stunde Verspätung, in Stockholm ankommen würde.
Die eine Stunde Verspätung kratzte mich relativ wenig, da ich in Stockholm schlappe elf Stunden Aufenthalt eingeplant hatte, und ich bei allen Widrigkeiten doch annahm, dass die eine Stunde Verspätung sich bis Stockholm nicht auf elf Stunden oder darüber hinaus ausweiten würde.
Irgendwie musste der Zug es auf der Fahrt nach Stockholm geschafft haben, die Stunde, die er zu spät aus Malmö losgefahren war, wieder aufzuholen, denn er kam in Stockholm pünktlich, genau genommen sogar vier Minuten vor seiner eigentlich geplanten Zeit, an, sodass ich kurz nach sechs Uhr dort auf dem Bahnhof stand. Erst kurz nach siebzehn Uhr sollte mein Zug in den Norden starten. Das war auch alles so von mir geplant gewesen, denn ich wollte mir dieses Jahr auch mal wieder ein bisschen Stockholm anschauen, was ich seit Jahren nicht mehr gemacht habe, da dafür meine Aufenthalte immer zu kurz gewesen waren. Somit suchte ich als erstes, nach meiner Ankunft in Stockholm, die Schließfächer im „Stockholm Central“, um meinen Rucksack dort einzuschließen.
Ich las mir gerade die dortige Gebrauchsanweisung durch, als ein älterer Schwede mich ansprach und mich fragte, während er mir seinen Schließfachschein vor die Nase hielt, ob ich wüsste, wie er sein Gepäck, das in einem der Schließfächer eingeschlossen lag, wieder zurückerhalten konnte. Ich wusste es auch nicht, wollte aber doch gerne helfen, wenn ich denn konnte, unter anderem auch, da ich selbst gerne wissen wollte, wie das System funktionierte, um nicht am Nachmittag selbst das gleiche Problem zu bekommen. Also übten wir zusammen an seinem Schließfach, was aber nicht gerade viel brachte.
Da ich nicht helfen konnte, fragten wir den Nächsten, der dort auftauchte, und der konnte das Problem lösen. Mit meinem neuen Wissen, worauf ich denn bei den Schließfächern achten muss, schloss ich dann auch meinen Rucksack in ein Fach ein und machte mich auf, in (die) „Gamla Stan“.
Inzwischen war es zwar sieben Uhr geworden, aber alle Läden waren noch geschlossen, alle Straßen leer und ruhig. Erst auf dem Platz an der Rückseite des Schlosses tobte bereits das Leben. Mehrere Touristen-Busse mit Japanern oder Chinesen, bzw. zumindest aus der dortigen Ecke der Welt, liefen dort aufgescheucht wie die Hühner herum. Allerdings wollten sie sich nicht die einzelnen Gebäude, usw. ansehen, sondern es drehte sich bei ihnen nur darum, ihren Partner vor etwas zu stellen und zu fotografieren. Das Schloss schauten sie sich nicht näher an, aber sie stellten ihren jeweiligen Partner vor das Schloss, um ihn, mit dem Schloss im Hintergrund, zu fotografieren. Dann kam ein Denkmal dran, wo der Partner davor gestellt wurde, schnell ein Foto geschossen, und weiter ging es.
Das Gleiche passierte am Hafen. Ich machte am Hafen eine kleine Frühstückspause und bemühte mich dabei ständig, nicht irgendwo zwischen ostasiatischem Fotografen, seiner Partnerin und dem ausgesuchten Hintergrundmotiv zu geraten. Nach dem Frühstück ging ich dann weiter durch die Altstadt. Langsam wurde es warm. Die Sonne brannte regelrecht vom Himmel, sodass ich bald nur noch den Wunsch verspürte, mich in den Schatten zu verkrümeln.
Ich wandelte noch etwas durch die Fußgängerzone und durch die dortigen Seitenstraßen, und machte mich dann erst einmal wieder auf, zum Bahnhof zu kommen, um mich dort zu setzen und mich einfach etwas umzuschauen, was mir in der Haupthalle von "Stockholm Central" eigentlich auch immer Spaß macht. Ich liebe diesen Bahnhof.
Nach einem kleinen frühen Mittagessen kamen ein paar Wolken am blauen Himmel auf, sodass ich mich nun aufmachte, mir Stockholm weiter anzusehen. Ich schlenderte wieder gemütlich durch die Fußgängerzone und von dort wieder weiter in (die) „Gamla stan“. Dort schaute mir die alte „Tyska kyrkan“, die aus der großen Hansezeit stammt, an, ging dann noch zum Schloss und in die dortige Schlosskapelle, bis es dann auch Zeit wurde, und ich mir am späteren Nachmittag, mit Erfolg, im Bahnhof meinen Rucksack wieder aus dem Schließfach holte, und zum entsprechenden Bahnsteig ging, um zu meinem Nachtzug zu kommen. „Narvik“ 17:50 Uhr, SJ-Natttåg, der sollte er sein.
Der Zug kam dann auch, und, auch das sollte lobend erwähnt werden, er fuhr auch pünktlich ab. Ich teilte mir ein Abteil mit einer älteren Schwedin, zwei jungen Schweden aus Helsingborg, und zwei Hamburgern, die das erste Mal in den Norden fuhren, und auf dem „Kungsleden“ von „Abisko“ nach „Vakkotave“ wandern wollten.
Im Zug traf ich dann noch jemanden aus Süddeutschen, mit dem ich zusammen, und mit vielen anderen, ein Jahr zuvor, acht Stunden auf dem Stockholmer Bahnhof auf unseren Zug nach Norden gewartet hatte. So klein ist die Welt manchmal. Wir plauschten eine Runde auf dem Gang und schwelgten in Erinnerungen, wie wir eben ein Jahr davor, gute acht Stunden, von ungefähr 22 Uhr bis 6 Uhr am nächsten Morgen, in Stockholm auf den Zug warten mussten, ohne dass irgendjemand von den Offiziellen es einmal für notwendig erachtet hat, uns zu informieren, wann der Zug denn nun kommen würde. Nur die Bahnsteiganzeige hatte damals, ungefähr jede halbe Stunde, ständig eine neue kurzfristige Abfahrtzeit angezeigt. Auch er wollte, wie letztes Jahr, wieder in den Norden zum Wandern.
Nach dem es in Kiruna noch geregnet hatte, kam ich gegen 14:30 Uhr in Katterat bei herrlichem Sonnenschein an. Beim Ausstieg fing ich schon an zu pusten. Blauer Himmel, und es mussten mindestens 25 °C im Schatten sein. Nur fand ich keinen Schatten, um „nur“ 25 °C genießen zu können.
Am Bahnhofsgebäude schaute ich nach einem Außenthermostat, den man eventuell etwas herunter drehen könnte, fand aber so eine Einrichtung leider nicht. Somit begann die Wanderung im Norden mit südlichen Temperaturen.
Nachdem ich mich mit den mediterranen Temperaturen abgefunden hatte, kramte ich meine Trekkingstöcke hervor, stellte sie auf die richtige Höhe ein und suchte auf der Karte den richtigen Weg, der mich ins Fjäll führen sollte. Erst einmal sollte es noch sehr zivilisiert, auf einer Art Feldweg nach Süden gehen. Ich stapfte also los, um aus dem Ort, eigentlich nur eine Ansammlung von ein paar Häusern, herauszukommen. Der Feldweg führte, in praller Sonne, langsam Richtung Süden bergan, in(s) „Sørdalen“. Nun, weit wollte ich heute sowieso nicht mehr kommen, immerhin war es schon nach fünfzehn Uhr. So ging ich, über die Hitze fluchend, los, mich langsam wieder an das Gewicht des Rucksacks gewöhnend, wobei die Hitze gewöhnungsbedürftiger war als der Rucksack, bzw. das Gehen mit ihm. Es war wirklich eine knalle Hitze - und überhaupt kein Schatten.
Nach ungefähr drei Stunden kam ich an einen kleinen Bach, der für meine Übernachtung genau das Richtige war. Und hinter einem Felsen fand ich, wenn auch mit etwas Schräglage, einen Platz für mein Zelt. Ich stellte mein Zelt auf, kochte mir mein Abendessen und machte dann noch einen kleinen Rundgang durch die Gegend. Am nächsten Tag musste ich die Watstelle durch den kleinen Fluss, der links des Weges im Tal floss, finden. Dort sollte es dann in die Wildnis gehen. Als am Abend die ersten Mücken auftauchten, um auf Beutezug zu gehen, verkroch ich mich ins Zelt.
Mit leichten Kopfschmerzen wurde ich wach. So, zwei Nächte im Zug nicht richtig schlafen, hatten doch ihre Spuren hinterlassen. Daher stand ich gegen acht Uhr relativ unmotiviert auf, holte Wasser vom Bach, kochte mir Frühstück und Tee, packte zusammen und lief dann so gegen 10:30 Uhr los. Es ging auf dem Feldweg weiter, wobei ich mit der Umgebung und der Karte die Stelle suchte, wo es von dem Weg abgehen sollte, und durch eine Watstelle auf die andere Seite des Flusses. Nach ungefähr einem Kilometer fand ich die Stelle, verließ den Feldweg, durchquerte den Bach über einen kleinen natürlichen Steinwall, und machte dann erst einmal eine Kekspause, um mich auf der Karte zu orientieren. (Das) „Sørdalen“ endete hier bzw. teilte sich in zwei neue Täler auf.
Ich ging weiter nach Süden, auf dem „Oallavággi“, der zwar nicht markiert, aber in der Natur doch zu sehen, bzw. zu erahnen war.
Ich musste links am See vorbei und dann auch langsam meine erste Klettertour starten. Über eine Felsbarriere ging der Weg weiter. Die leichten Kopfschmerzen und die dicken Augen waren inzwischen verschwunden. Zum Glück, denn ab hier hatte das Gelände es wirklich in sich, es war steinig, unwegsam und ging relativ steil immer weiter nach oben.
Das war ein toller Ausblick.
Am späten Nachmittag hatte ich dann den ersten Höhepunkt erreicht, und es ging langsam in die Waagerechte, sogar auch schon leicht wieder bergab, …
…. bis zu den nächsten Steigungen.