Von Möpsen, Cavalieren und Menschen - Tatjana Mennig - E-Book

Von Möpsen, Cavalieren und Menschen E-Book

Tatjana Mennig

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Beschreibung

Dieses Buch ist ein kurzweiliger Erfahrungsbericht einer jungen Familie über das Abenteuer Hundesuche. Es ist aber auch ein ehrlicher Erfahrungsbericht über das Scheitern einer Ehe und die Zweifel einer Mutter. Es ist mein Erfahrungsbericht. Ich bin Katzenexpertin. Ich lebe seit fast 30 Jahren mit Katzen. Über zehn Jahre lang habe ich als Katzenpsychologin erfolgreich Katzeneltern beraten. Ich habe bereits mehrere Katzenbücher veröffentlicht, betreibe einen Katzenblog und habe unzählige Artikel über Katzenhaltung geschrieben. Ich verstehe Katzen. Hunde verstehe ich meist nicht so gut. Wieso muss ich dennoch immer wieder an Hunde denken? Noch viel verwirrter ist mein armer Mann. Er hat mich vor 13 Jahren kennengelernt, als ich gerade als Katzenpsychologin angefangen hatte. Unsere gemeinsame Leidenschaft sind Katzen. Hunde? Braucht kein Mensch! Wir jedenfalls nicht. Oder doch? Mein Mann sagt, er mag keine Hunde. Und ich habe immer gesagt, dass ich einfach kein Hundemensch bin. Mein Erziehungsstil basiert eher auf Toleranz und Verständnis, und ich habe nicht besonders viel Spaß daran, Tieren irgendwelche Kunststücke beizubringen. Ich habe es versucht mit Hunden. Und es lief nicht so gut, ehrlich gesagt. Und trotzdem lässt mich das Thema einfach nicht los. Die Wahrheit ist: Hunde haben mich begeistert, seit ich ein kleines Mädchen war, und ich habe mir in unregelmäßigen Abständen immer wieder Hunde gewünscht. In den Jahren 1997 bis Ende 2007 habe ich ein spezielles Hundetagebuch geführt, in dem ich all meine Gedanken und Erfahrungen auf unserer Hundesuche und später auch mit unseren Hunden festgehalten habe. Die folgenden Jahre hatte gar nicht mehr daran gedacht, bis urplötzlich vor drei Jahren das Hundethema wieder in meinen Gedanken aufploppte und sich zu einem konkreten Hundewunsch verdichtete (was daraus wurde, ist Stoff für ein nächstes Buch). Dieses Buch, das auf meinem Hundetagebuch basiert, ist meine Art der Aufarbeitung des Erlebten und irgendetwas treibt mich dazu, es zu veröffentlichen. Es MUSS einfach in die Welt, und jetzt, nach einer unglaublich langen Geburt, ist es endlich soweit. Ich hoffe, dass ganz viele Hundebegeisterte, die sich irgendwie nicht so recht trauen, den großen Schritt zu wagen und sich einen Hund in ihr Leben zu holen, sich in diesem Buch wiederfinden. Ich hoffe auch, dass es Frauen ein wenig hilft, die sich als Ehefrau und Mutter hier und da überfordert fühlen. Das ist nämlich völlig normal!

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Von Möpsen, Cavalieren und Menschen

Warum dieses Buch?Ganz am AnfangIch gebe zu, ich liebe MöpseKurzvorstellung: Der Mops"Nehmen Sie einen Welpen?"Kurzvorstellung: Der Boston TerrierNette Leute und nette HundeKurzvorstellung: Australian Cattle DogDie bunte Welt der TerrierKurzvorstellung: Manchester TerrierLeben in der BudeDie große HundeschauEin magischer MomentDer ist es auch nicht für unsKurzvorstellung: UrhundeGanz spezielle TerrierEin erkenntnisreicher SpaziergangUnerreichbare Lichtgestalt oder ein ganz normaler Hund?Kurzvorstellung: WhippetWie sind eigentlich Cocker?Noch ein aufschlussreicher SpaziergangKurzvorstellung: Cocker SpanielWie wäre es mit einem Cavalier?Eine wirklich nette GesellschaftKurzvorstellung: Cavalier King Charles SpanielAuf Tuchfühlung mit den WhippetsEs geht wieder losKurzvorstellung: Englische BulldoggeBegegnung mit einem coolen RiesenBei den Whippets auf der RennbahnPlötzlich ohne HaustierUnd dann die ErleuchtungSollten wir tatsächlich unseren Hund gefunden haben?Hundetagebuch I - Juli/August 1999September 1999Zusammenbruch und alles zurück auf NullAufstehen, Kröhnchen richten und weitermachenRosine, eine Naturgewalt in HundeformCavaliere und Fu-HundeIntermezzo mit PudelKurzvorstellung: PudelKeine ChanceJa! Oder nein. Oder doch?Gibt es den perfekten Hund?PauseKurzvorstellung: TerrierBis auf Weiteres verschoben - mal wiederWir brauchen eine eierlegende WollmilchsauEs lässt mir einfach keine RuheIntermezzo mit LabradorKurzvorstellung: Labrador RetrieverNach sieben Jahren schließt sich der Kreis - vielleichtWir haben einen Bürohund!Wir haben ein Haus gefundenGeduld ist nicht meine StärkeQuälend lange WochenHundetagebuch II - März 2007März 2007November 2007Große Zweifel2019Gedanken einer Ehefrau und MutterZum WeiterlesenImpressum

Warum dieses Buch?

Eigentlich schreibe ich ja Katzenratgeber. Was die wenigsten Leute wissen: Ich bin auch Hundeexpertin. Nun ja, nicht von Berufs wegen. Aber rein interessehalber kenne ich mich ziemlich gut mit Hunden aus und beschäftige mich seit Jahrzehnten mit dem Thema Hund. Ich habe vor allem ein Faible für die verschiedenen Hunderassen, ihre jeweilige Entstehungsgeschichte und die charakterlichen Eigenheiten.

Als freie Journalistin hatte ich von Ende der 1990er Jahre bis ca. 2005 für die Zeitschrift Partner Hund geschrieben, und zwar Rasseportraits und Trainerportraits. Ich habe mit prominenten Hundebesitzern wie Gerd Haucke und Ingrid Steeger über ihre Hunde gesprochen und durfte gemeinsam mit einer Tierfotografin einen extrem spannenden und lehrreichen Tag bei dem bekannten Hundeexperten Michael Grewe (damals noch mit Nachnamen Bannes-Grewe) verbringen.

Ja, ich schreibe gerne, und zwar nicht nur Artikel und Bücher, sondern auch Tagebuch. Und dafür bin ich gerade extrem dankbar, denn ich habe meine Gedanken zum Thema Hund über einen Zeitraum von elf Jahren handschriftlich in einer Kladde festgehalten – Überschrift: Hundesuche. Diese Notizen sind die Grundlage für das Buch, das du jetzt in Händen hältst.

Ich habe dieses Buch aus mehreren Gründen geschrieben:

Ich mag Bücher, die Wissen in Form von Geschichten vermitteln.

Ich finde die Mischung aus autobiografischer Erzählung und Informationen zum Thema einfach klasse.

Ich bin überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die ähnliche Überlegungen anstellen und unsicher sind, wie sie sich entscheiden sollen, und die froh sind, dass es nicht nur ihnen so geht.

Das Buch wollte einfach geschrieben werden. Ich denke, es ist für mich auch eine Art Vergangenheitsbewältigung. Und wenn es nun schon einmal geschrieben wurde, wäre es doch schade, wenn es nicht auch veröffentlicht wird.

Viele Jahre lang hatte ich gar nicht mehr an das Hundethema gedacht. 2008/2009 absolvierte ich mein Fernstudium bei der Akademie für Tiernaturheilkunde (ATN); danach war ich mit dem Aufbau meiner Selbstständigkeit als Katzenpsychologin und Katzensitterin beschäftigt, trennte mich von meinem Mann, genoss ein knappes Jahr Single-Dasein, lernte einen neuen Mann kennen, pflegte mit ihm zunächst eine Fernbeziehung, heiratete erneut und war wunschlos glücklich. Und vor allem begleitete ich meine Tochter Helene durch die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens, die durch das Hundethema nicht leichter wurde. Im Januar 2019 zogen mein zweiter Mann und ich mit unseren beiden Katzen von Hamburg in eine deutlich kleinere Stadt in Schleswig-Holstein, ich hörte mit den anstrengenden und zeitintensiven Katzensittings auf, um mehr oder weniger von zu Hause aus Katzeneltern zu beraten, und kam nach den aufregenden letzten zehn Jahren endlich zur Ruhe.

Und wie sagt man so schön? Wird es dem Esel zu wohl, geht er aufs Eis. Bei mir äußerte sich das so, dass aus dem Nichts das Hundethema in meinen Gedanken erneut aufploppte und sich die Sehnsucht nach einem Hund wieder einstellte – und zwar heftig! Sehr zum Unverständnis meines Mannes, der mich nie als jemanden erlebt hatte, der Hunde liebt.

Seine Reaktion („Ein Hund kommt mir nicht ins Haus!“) enttäuschte mich, und ich war verwirrt von meinen eigenen Gefühlen. Ich kramte mein Tagebuch von damals wieder hervor. Falls du auch Tagebuch schreibst, kennst du bestimmt die Faszination, deine eigenen Einträge von vor vielen Jahren zu lesen. Ich hatte gar nicht mehr im Detail gewusst, was wir damals alles erlebt hatten! Nach der Lektüre wusste ich zwar immer noch nicht, wie ich mit der aktuellen Situation am besten umgehen sollte, aber mir war klar: Jetzt ist es an der Zeit für mich, ein Hundebuch zu schreiben oder besser gesagt: MEIN Hundebuch zu schreiben.

Dieses Buch erzählt nicht nur von verschiedenen Hunderassen und Ausflügen in die bunte Hundewelt. Es ist auch ein Einblick in meine vielfältigen Gedanken zum Thema Hundehaltung, und die Arbeit am Manuskript hat längst vergessen geglaubte Erinnerungen zutage gefördert, die mich teilweise selbst erstaunen und zuweilen auch erschrecken.

Nein, dieses Buch ist nicht nur spannend und lustig. Es ist auch stellenweise nachdenklich, traurig und wütend. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, auch die Schattenseiten der Hundehaltung zu beleuchten, mit denen wir nicht zu knapp zu tun hatten. Der Verantwortung gerecht zu werden, gut für einen Hund zu sorgen, ist nämlich gar nicht so leicht. Vor allem dann nicht, wenn die Familienstruktur vorher schon am Bröckeln war. Dieses Buch ist deshalb auch ein Buch über zwischenmenschliche Beziehungen. Ich wollte in diesem Buch ganz offen sein: Ein Hund ist genauso wenig wie ein Kind in der Lage, eine Beziehung zu kitten. Ganz im Gegenteil. Ich habe lange überlegt, ob ich die Passagen, in denen ich vielleicht selbst nicht im besten Licht erscheine, einfach weglasse. Aber das wäre nicht ehrlich und vor allem auch nicht vollständig.

Abgerundet habe ich dieses Buch durch Kurzvorstellungen der Rassen, mit denen ich mich im Rahmen unserer Hundesuche näher beschäftigt habe. Am Ende jeder Kurzvorstellung findet sich ein Hinweis zur FCI-Gruppe (Fédération Cynologique Internationale). Es gibt derzeit zehn FCI-Gruppen, in die sämtliche von der FCI anerkannte Hunderassen sozusagen einsortiert sind. Eine komplette Übersicht findet sich auf der Internetseite der FCI.

Die ganze Geschichte hatte damit angefangen, dass ich an einem heißen Tag im Frühling 1997 feststellen musste, dass meine Lieblingshunderasse ziemlich schockierende gesundheitliche Probleme hatte.

Aber wenn diese Rasse vor mir selbst nicht mehr vertretbar war, welche denn dann? Diese Frage ließ mir irgendwie keine Ruhe, obwohl es damals überhaupt nicht zur Debatte stand, einen Hund in die Familie zu holen. Unsere Tochter Helene war gerade erst ein Jahr alt und nicht gerade ein pflegeleichtes Kind. Außerdem hatten wir zwei Katzen. Ich fing einfach interessehalber an, mich in die Welt der Hunde einzulesen, weil ich wissen wollte, was es noch so für Rassen gab und für welche ich mich begeistern könnte. Das Interesse wuchs, und auf einmal hatte ich meinen Mann mit dem Thema angesteckt und wir gingen gemeinsam der Frage nach, welcher Hund zu uns passen würde. Es dauerte nicht lange und in mir kam der Wunsch auf, den theoretischen Teil hinter mir zu lassen und einen Hund zu adoptieren. Mein Mann war erst ganz klar dagegen, dann war er ambivalent, aber irgendwann war er sozusagen weichgekocht und willigte ein, unsere kleine Familie durch einen Hund zu ergänzen. Doch den richtigen Hund zu finden, war leichter gesagt als getan, und von unseren Abenteuern auf dem kurvenreichen Weg zum Traumhund handelt dieses Buch.

Falls du dich im Laufe der Lektüre übrigens fragen solltest, warum ich keine E-Mails geschrieben oder die Leute nicht über Facebook kontaktiert habe: Das gab es damals noch nicht. Die Menschen mussten zu der Zeit, als ich meine Fühler ausstreckte, ausschließlich mit Telefon und Briefeschreiben zurechtkommen – und das hat tatsächlich auch funktioniert …

Bis zur Veröffentlichung dieses Buches sind nun einige weitere Jahre ins Land gegangen. Mittlerweile arbeite ich Vollzeit in einem Notariat. Diese Arbeit macht mir sehr viel Freude, lässt aber wegen vieler Überstunden nur wenig Zeit für Freizeitprojekte. Da ich dieses Buch unbedingt selbst illustrieren wollte und nur sehr selten zum Malen kam, zog und zog es sich. Nun ist es aber vollbracht, und ich freue mich sehr. Ich wünsche ganz viel Freude beim Lesen!

Tatjana Mennig im Herbst 2022

Ganz am Anfang

Hunde haben mich begeistert, seit ich ein kleines Mädchen war, und ich habe mir in unregelmäßigen Abständen immer wieder einen Hund – oder auch mehrere Hunde – gewünscht.

Meine früheste konkrete Erinnerung ist die an Eddy. Eddy war ein mittelgroßer, halblanghaariger (vermutlich Sennenhund-) Mix, der meiner Tante und meinem Onkel gehörte, und der, wie ich selbst auch, häufig Feriengast bei meinen Großeltern war. Ich mag damals etwa acht Jahre alt gewesen sein. Eddy und ich waren ein wirklich gutes Team: Wir sind gemeinsam spazieren gegangen, ich habe ihn gebürstet, mit ihm Zerrspiele gespielt und wir konnten stundenlang kuscheln. Ich habe meinem Opa zugeguckt, wie er ekeligen grünen Pansen für den Hund geschnitten hat und war zutiefst beeindruckt, in welchem Tempo Eddy das Zeug anschließend verschlingen konnte.

Ich erinnere mich noch an einen Nachmittag, ich war vielleicht etwa zehn Jahre alt, als ich bei meinen Großeltern saß und in meinem Hundebuch las. Es waren Bekannte zu Besuch, die zu mir sagten: „Na, du möchtest doch bestimmt einen eigenen Hund haben.“ Zur großen Überraschung aller Anwesenden verkündete ich, dass mir die Verantwortung für einen Hund viel zu groß wäre und ein Hund viel zu viel Arbeit machen würde, weil er ja erzogen werden müsse und all das. Ich schätze, meiner Mutter fiel ein Stein vom Herzen, als man ihr später diese Anekdote erzählte … Tatsächlich habe ich die Hundefrage offenbar schon immer mit viel Vernunft betrachtet.

Eddy begleitete mich mit Unterbrechungen bis in meine frühe Teenagerzeit und wir blieben beste Freunde.

Ich erinnere mich außerdem dunkel an einen lebhaften Drahthaar Foxterrier, den meine andere Tante ab und zu in Pflege hatte und in den Ferien einmal zu meinen Großeltern mitbrachte, außerdem an einen King Charles Spaniel von Freunden meiner Großeltern, der dort für ein paar Tage logierte und zu dem ich überhaupt keinen Draht hatte. Ich fand ihn sehr merkwürdig, denn er sah komisch aus mit seiner platten Nase, mochte nicht mit mir spielen, hatte Angst vor großen Tellern und schnarchte fast so laut wie mein Opa. 

King Charles Spaniel

Ich gebe zu, ich liebe Möpse

Die nächste Szene mit Hund, an die ich mich sehr deutlich erinnere, fand im Frühjahr 1997 statt. Helene war ein Jahr alt, ich hatte seit kurzer Zeit einen Minijob in einer kleinen Anwaltskanzlei und war gerade auf dem Heimweg. Ich hatte Pflanzkästen und Stiefmütterchen für den Balkon unserer neuen Wohnung gekauft und entdeckte am Bahnhof eine Frau, die ich spontan ansprach, weil sie so einen süßen Mops an der Leine hatte.

Möpschen

Putzigerweise hatte ich mir wenige Wochen zuvor ein Buch über diese Hunderasse gekauft, einfach so. Mein damaliger Mann und ich waren große Loriot-Fans. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Loriot nicht kennt, aber rein vorsorglich stelle ich ihn ganz kurz vor: Loriot oder Vicco von Bülow war ein bekannter deutscher Karikaturist, Regisseur, Schauspieler, Buchautor und – Mopsliebhaber. Von ihm stammt der viel zitierte und je nach Bedarf abgewandelte Spruch: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Ich als Schon-immer-Hunde-Freundin und Loriot-Fan mochte natürlich auch den Mops. Wobei „mochte“ untertrieben ist. Ich liebte Möpse (jetzt ist es raus) und liebe sie übrigens noch immer. Zu der Zeit war klar: Wenn ich jemals einen Hund haben sollte, dann müsste es ein Mops sein!

Zurück zum Bahnhof und dem Gespräch mit der Frau mit dem Mops an der Leine: Der Mops an der Leine war ein zierliches Mops-Mädchen namens „Möpschen“, und sein Frauchen Anja und ich mochten uns auf Anhieb. Wir tauschten unsere Telefonnummern und kurze Zeit später machten wir einen gemeinsamen Spaziergang mit meinem Töchterchen im Kinderwagen und dem Möpschen an der Leine. „Möpschen ist ja recht klein", sagte Anja. "Also wenn du mal einen richtig tollen Mopsrüden sehen möchtest, komm doch mal mit zu meiner Bekannten und ihrem Mops Kasimir.“

Gesagt, getan. Am Tag unseres Besuchs bei Kasimir wenige Wochen später strahlte die Sonne vom Himmel und es war ungewöhnlich warm. Möpschen und Kasimir tollten im Garten herum, bis nach ungefähr fünf Minuten Kasimir, der einen gewaltigen, faltigen Stiernacken hatte, mit grotesk verzerrtem Gesicht röchelnd und schnaufend am Rand des Swimmingpools zusammenbrach. Man sah ihm deutlich an, dass er zu gerne weiter mit Möpschen herumgetollt hätte, aber einfach nicht mehr konnte.

Kasimir

Ich war geschockt. Das arme, arme Tier! Nein, so einen Hund wollte ich nicht haben.

Kurzvorstellung: Der Mops

Die Geschichte des Mopses reicht sehr weit zurück. Es handelt sich um eine sehr alte Rasse, die ihren Ursprung in China nahm. Dort existierte spätestens seit dem 9. Jahrhundert der „Lo-chi-ang-sze“, ein kleiner, kurzhaariger Hund mit Schlappohren, einer auffallend kurzen Schnauze und einem Ringelschwanz. Irgendwie gelangten Hunde dieses Typs im 14. Jahrhundert nach Europa – auf welchem Weg genau, weiß man nicht. Vielleicht mit den Holländern über den Seeweg, vielleicht als kostbares Geschenk über die Seidenstraße. Fest steht jedenfalls, dass der Mops im 16. Jahrhundert an vielen Fürstenhöfen Europas gehalten wurde. Angeblich rettete ein Mops namens Pompey im Jahre 1560 dem Prinzen von Oranien das Leben, indem er durch sein Gebell einen heimlichen Mordanschlag vereitelte. 

Der Name „Mops“ kommt von dem Wort „moppern“ oder niederländisch „mopperen“, was so viel wie murren bedeutet und auf die ganz speziellen Laute zurückzuführen ist, die ein Mops von sich gibt, wenn er aufgeregt oder auch aus der Puste ist.

Ihre erste Blütezeit erlebte die Rasse im Europa des 18. Jahrhunderts. Möpse etablierten sich auch in weniger blaublütigen Haushalten und waren in der Biedermeierzeit ein beliebter Begleiter verwitweter oder anderweitig einsamer Damen, die die putzigen kleinen Hündchen nach allen Regeln der Kunst verwöhnten – was hier wie dort einer sportlichen Figur vermutlich nicht zuträglich war. Der Rasse tat die ganze Entwicklung nicht gut und sie geriet bald aus der Mode, nachdem Tiervater Brehm in „Brehms Tierleben“ kein gutes Haar an dem armen Mops gelassen hatte. Lediglich in England hielt man ihm die Treue und verhinderte sein Aussterben in Europa.

Mittlerweile hat sich der Mops von seinem Niedergang vollständig erholt und zählt zu den beliebtesten Hunderassen. Was für ein Glück, denn er ist ein aufgeweckter, fröhlicher, kleiner Kerl, der seinen Menschen aufrichtig zugetan ist, sich aber stets seinen eigenen Kopf bewahrt. Und gerade das macht ihn so originell, weil es für einen Hund eher untypisch ist. Manche Menschen sagen, er sei vom Wesen her eher eine Katze als ein Hund. Seine Sorgenfalten und sein trauriger Blick hingegen täuschen – er ist voller Lebensfreude und Energie.

Leider hat er, wie schon erwähnt, gewisse gesundheitliche Probleme. Durch seine extrem kurze Schnauze und die damit verbundenen anatomischen Besonderheiten (enge Nasenlöcher, verlängertes Gaumensegel, enger Kehlkopf, schmale Luftröhre) neigt er zu Atemnot, und große Hitze kann für ihn lebensgefährlich sein. Die Gesichtsfalten bedürfen sorgfältiger Pflege, damit sie sich nicht entzünden. Wie immer sind es die Extreme in der Zucht, die diese Probleme verursachen, und es gibt zum Glück eine Art Gegenbewegung, die sich dafür einsetzt, dass die Nase beim Mops durch das Einkreuzen anderer Rassen wieder ein wenig länger wird („Retromops“).

Der Mops hat laut Standard ein Idealgewicht von 6,3 bis 8,1 kg bei einem gedrungenen, quadratischen Körperbau. Eine Schulterhöhe ist im Standard nicht angegeben; es gilt der Grundsatz „Multum in Parvo“, also „Viel im Kleinen“ beziehungsweise viel Hund auf kleinem Raum. Die meisten Möpse sind an der Schulter gemessen zwischen 25 und 30 cm hoch. Das Fell ist fein und glatt und entweder einfarbig schwarz, beige in verschiedenen Abstufungen oder auch von einem silbrigen Grau, jeweils mit schwarzer Gesichtsmaske und schwarzen Ohren. Charakteristisch ist sein vergleichsweise kurzer Schwanz, der meistens in einem Kringel auf dem Rücken getragen wird, aber bei bestimmten Gelegenheiten auch entrollt werden kann.

Mopsfreunde treffen sich gerne bei geselligen Veranstaltungen wie Mops-Treffen und Mops-Rennen. Der Mops selbst ist auch gesellig und schläft am liebsten zu mehreren gestapelt in einem großen Körbchen.

FCI-Gruppe 9 (Gesellschafts- und Begleithunde), Sektion 11 (kleine, doggenartige Hunde).

"Nehmen Sie einen Welpen?"

Für mich brach eine Welt zusammen. Wenn kein Mops, was für ein Hund denn dann bloß?

Zurück zu Hause zog ich „Die Sache mit dem Hund“ von Gerd Haucke und Heiko Gebhardt aus dem Bücherregal und blätterte versonnen darin herum. Das Buch war 1988 in erster Auflage im Verlag Rasch und Röhring erschienen, und ich hatte es auch sofort gekauft. Was erstaunlich ist: 1988 war ein Jahr nach meinem Abitur gewesen. Ich hatte gerade mein Philosophiestudium geschmissen und keine Ahnung, was ich mit meinem weiteren Leben anfangen sollte. Ein Hund stand jedenfalls nicht auf dem nicht vorhandenen Plan. Offenbar war das Thema dennoch immer irgendwie präsent gewesen.

Der Mops-Schock brachte einen Stein ins Rollen. Ich kaufte mir Hundezeitschriften und saugte alles Hundewissen auf wie ein Schwamm. Mein Mann machte sich zu dem Zeitpunkt noch keine Sorgen – schließlich war auch für ihn immer klar gewesen, dass wir eines (fernen) Tages einen Hund haben würden. Mutmaßlich einen Dackel. Er mochte Dackel. Ich mochte Dackel auch. Meine allerbeste Schulfreundin Tina beziehungsweise ihre Eltern hatten eine Rauhaardackelhündin gehabt, und Baffi war ein ausgesprochen freundlicher und lustiger Hund gewesen. Ich erinnere mich noch immer an spaßige Herbstspaziergänge mit Tinas Eltern und Baffi am Alsterwanderweg.

Trotzdem – Dackel waren schön und gut, aber ich brauchte eine neue Lieblingshunderasse, nachdem der Mops nun aus ethisch-moralischen Gründen ausgefallen war. Im April 1997 kam das Sonderheft „Kleinhunde“ der Hunde Revue heraus. Dort drinnen war ein Hund, der gut ins Mops-Schema passte: der Boston Terrier. Von Größe und Erscheinung ähnlich wie ein Mops, aber deutlich sportlicher und mit einer vergleichsweise gemäßigt verkürzten Schnauze. Was vermutlich gar nicht stimmt – der Mops hat bloß mehr Falten im Gesicht. Egal – ich war begeistert und verfasste direkt einen Brief an den 1. Club für Boston Terrier Deutschland.

Die Antwort kam postwendend, und noch im selben Monat besuchten mein Mann und ich eine Züchterin, die gerade Welpen hatte und nicht weit weg wohnte, was ziemlich unglaublich war, weil es sich um eine seltene Rasse handelte. Am vereinbarten Termin führte uns die Züchterin in ihr stilvolles Wohnzimmer und servierte den stärksten Kaffee, den ich je getrunken hatte. Draußen kläffte ein überaus aufgebrachter Boston Terrier auf dem Balkon. „Der Rüde mag keine Männer“, erklärte sie uns und ergänzte an meinen Mann gerichtet: „Den muss ich wegsperren, sonst würde er Ihnen sofort am Hosenbein hängen. Also, mit den Zähnen.“ Mein Mann und ich guckten uns an und schwiegen diplomatisch.

Boston Terrier, gestromt (und unter Strom...)

Immerhin, die Hündin war wirklich freundlich, und ihre drei Welpen sahen unbeschreiblich komisch aus mit ihren riesigen Fledermausohren. Die Züchterin holte ein Fotoalbum heraus und zeigte uns viele, viele Welpenbilder und Fotos von ihren offenbar sehr erfolgreichen Boston Terriern auf Ausstellungen.

„Wunderschöne Hunde, nicht wahr? Nehmen Sie einen Welpen?“ „Äh, also, eigentlich wollten wir erstmal nur gucken.“ Sie blätterte weiter in dem Album und zählte die Vorzüge der Rasse auf: „Es sind wirklich unkomplizierte Hunde, absolut pflegeleicht und total lieb.“ Draußen kläffte unterdessen weiterhin der aufgebrachte Rüde.

Wir blätterten pflichtschuldigst im Fotoalbum, würgten unseren Kaffee hinunter und versicherten der Dame, dass die Welpen uns wirklich gut gefielen, es aber eigentlich jetzt tatsächlich noch zu früh wäre für einen Hund, weil unsere Tochter ja noch so klein sei. Sie sagte: „Na ja. Sie können sich das ja nochmal überlegen.“

Im Flur fragte ich noch, ob die Hunde mit ihrem kurzen Fell eigentlich kälteempfindlich wären. „Nein. Aber wenn es sehr kalt ist, ziehe ich meinen Hunden schon ein Mäntelchen an.“

Während wir zum Auto gingen, sagten wir erst einmal nichts. Jeder von uns war noch damit beschäftigt, die soeben gewonnenen Einblicke in die Welt einer renommierten Boston Terrier Züchterin zu verarbeiten. Auf der Rückfahrt waren wir uns dann aber schnell einig: Das waren wirklich süße kleine Tiere, aber keine richtigen Hunde. Diese großen Augen, diese riesigen Ohren und dieser nicht vorhandene Schwanz. Die Welpen hatten ausgesehen wie Aliens. Und dieser hysterische Kläffer da auf dem Balkon – ohne Worte!

Kurzvorstellung: Der Boston Terrier

Im Gegensatz zum Mops ist der Boston Terrier eine vergleichsweise junge Rasse, die in den 1870er Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika im Bundesstaat Massachusetts aus der Englischen Bulldogge und einem weißen Terrier herausgezüchtet wurde. 1891 wurde die Rasse vom American Kennel Club unter dem Namen „American Bull Terrier“ oder auch „Boston Bull“ anerkannt, später vereinte man beide Namen zu „Boston Terrier“.

Laut Standard ist der Boston Terrier ein freundlicher, lebhafter Hund. In seiner idealen Version ist er fröhlich, gut erziehbar, sportlich, sehr menschenbezogen und damit ein idealer Begleithund. Eine gewisse Wachsamkeit ist ihm allerdings auch eigen.