Wächter der Runen (Band 3) - J. K. Bloom - E-Book

Wächter der Runen (Band 3) E-Book

J. K. Bloom

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Beschreibung

Ravanea scheint in einer Endlosschleife verloren zu sein. Schmerz, Angst und Verlust sind ihre ständigen Begleiter. Glaubt sie in einem Moment, sie wäre dem Schicksal entkommen, schlägt es im nächsten umso gnadenloser zu. Als Gefangene des Imperiums bleibt ihr nichts anderes übrig, als in der Festung des Herrschers darauf zu warten, dass ihr Leben wenigstens ein schnelles Ende findet. Doch innerhalb des Palastes sind nicht alle dem Imperator treu ergeben. Womöglich gibt es doch noch Hoffnung – oder aber es ist ein letzter grausamer Scherz einer höheren Macht, ehe Rave vollends zerbricht.

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Seitenzahl: 764

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Widmung

Landkarte

Teil I

1 – Der Herrscher der Elemente

2 – Ravanea

3 – Finnigan

4 – Ravanea

5 – Finnigan

6 – Ravanea

7 - Finnigan

8 - Ravanea

9 - Finnigan

10 - Ravanea

11 - Finnigan

12 - Ravanea

13 - Finnigan

14 - Ravanea

15 - Finnigan

16 - Ravanea

17 - Finnigan

18 - Ravanea

Teil II

19 - Der Herrscher der Elemente

20 - Finnigan

21 - Ravanea

22 - Finnigan

23 - Ravanea

24 - Der Herrscher der Elemente

25 - Finnigan

26 - Der Herrscher der Elemente

27 - Ravanea

28 – Der Herrscher der Elemente

29 - Ravanea

30 - Finnigan

31 - Ravanea

Teil III

32 - Finnigan

33 - Ravanea

34 - Finnigan

35 - Ravanea

36 - Der Herrscher der Elemente

37 - Finnigan

38 - Ravanea

39 - Finnigan

40 – Ravanea

41 - Finnigan

42 - Ravanea

43 - Finnigan

44 - Ravanea

45 - Ravanea

46 - Ravanea

47 - Der Schöpfer

48 - Rovena

Dank

 

J. K. Bloom

 

 

Wächter der Runen

Band 3

 

 

Fantasy

 

Wächter der Runen (Band 3)

Ravanea scheint in einer Endlosschleife verloren zu sein. Schmerz, Angst und Verlust sind ihre ständigen Begleiter. Glaubt sie in einem Moment, sie wäre dem Schicksal entkommen, schlägt es im nächsten umso gnadenloser zu. Als Gefangene des Imperiums bleibt ihr nichts anderes übrig, als in der Festung des Herrschers darauf zu warten, dass ihr Leben wenigstens ein schnelles Ende findet. Doch innerhalb des Palastes sind nicht alle dem Imperator treu ergeben. Womöglich gibt es doch noch Hoffnung – oder aber es ist ein letzter grausamer Scherz einer höheren Macht, ehe Rave vollends zerbricht.

 

Die Autorin

J. K. Bloom schreibt schon, seit sie elf Jahre alt ist. Das Erschaffen neuer Welten ist ihre Leidenschaft, seitdem sie das erste Mal ein Gefühl für ihre Geschichten bekam. Sie ist selbst abenteuerlustig und reist sehr gern. Wenn sie ihre Nase nicht gerade zwischen die Seiten eines Buches steckt, schreibt sie, beschäftigt sich mit ihren zwei Katzen oder plant schon die nächste Reise an einen unbekannten Ort.

 

 

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

1. Auflage, November 2020

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2020

Umschlaggestaltung: Kopainski Artwork | Alexander Kopainski

Lektorat: Sternensand Verlag GmbH | Natalie Röllig

Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Papendick

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

 

ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-159-8

ISBN (epub): 978-3-03896-160-4

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

Für alle Weltenwanderer,

die es wagen, den letzten Schritt zu gehen,

bevor ein weiteres, magisches Abenteuer endet

 

 

Teil I

 

Ein Palast aus Lügen und Blut

 

 

1 – Der Herrscher der Elemente

 

Irgendwo im Süden Kallems …

 

»Ich hatte keine andere Wahl, Aedificatis«, seufze ich und balle neben meinem Körper eine Hand zur Faust. »Ich konnte euch nicht alle retten.«

Mein Blick gleitet rastlos über das Tal unter mir, eine blonde Strähne fällt durch einen sanften Windzug in meine Stirn. Ich bin der Herrscher der Elemente. Ein Wächter der Runen und damit einer der vier Teile des Schöpfers: das Leben, der Tod, der Herrscher der Elemente und der Erbauer.

Doch in den dreihundert Jahren, die ich bereits lebe, habe ich mich noch nie so hilflos gefühlt wie jetzt. Lange habe ich meine Identität vor Ravanea verheimlicht. Sogar als wir beinahe geheiratet hätten, sagte ich ihr nicht, wer ich in Wirklichkeit bin. Wochenlang habe ich mit mir gerungen – vor allen Dingen mit meinen Gefühlen, die sie in mir hervorruft. Doch erst jetzt, als sie nicht mehr da ist, merke ich, wie viel sie mir bedeutet.

Sie ist mir viel zu wichtig, verdammt …

Die Schritte des Erbauers nähern sich. Er ist die zweite Teilschöpfung – mein Bruder. Als er mich erreicht hat, bleibt er neben mir stehen, sodass wir gemeinsam auf das Tal hinabblicken, in dem die zweitgrößte Stadt Kallems liegt. Sudwell.

»Ich verstehe«, gibt Aedificatis mir mit einem Nicken zur Antwort. »Auch wenn sie unserer Schwester Danev vorerst nichts anhaben können, da ihre Rune noch nicht entsiegelt wurde und immer noch in Ravanea verweilt, kann ihrer menschlichen Hülle furchtbares Leid zugefügt werden.«

Danev. Die Teilschöpfung des Lebens, verbunden mit ihr – Ravanea. Rave.

Ich senke den Blick, und schäumende Wut überkommt mich. Ich habe niemals gewollt, dass Rave, ihr Bruder Ravass und der Todeskriecher Finn dem Imperium in die Hände fallen. Besonders Rave nicht.

Obwohl ich nach ihrer Gefangennahme versuchte, sie zu retten, war es längst zu spät. Das Luftschiff hatte abgehoben, noch bevor ich den Hafen von Tallel erreichen konnte, zu dem sie nach dem Kampf geschleppt worden war.

Sobald die drei in Baltora eintreffen, wohin sie von Kora, der Kommandantin des Imperiums, gebracht werden, sind sie auf sich allein gestellt. Der Stadt und ganz besonders dem Schloss können sie nicht entfliehen. Durch die dunkle Magie der portes tenebra, welche ein Portal in die Unterwelt öffnet, ist es unmöglich, dem Imperium zu entkommen. Ich kann nur noch auf ein Wunder hoffen.

»Unsere Schwester Nura wird es nicht leicht verkraften, wenn wir ihr erzählen, dass sie die beiden Todeskriecher Aaron und Finn verloren hat. Die einzige Hoffnung, die wir haben, ist, dass der Tod Danevs Tafel besitzt und wir so vorerst nicht um das Ende der Welt bangen müssen.«

Ich schaue zu meinem Bruder und empfinde dabei Zorn.

Wie kann er nur so kaltherzig sein? Ist es ihm gleichgültig, dass Rave dafür vielleicht Schmerzen erleiden muss? Hat er nicht ihre Narben am Körper bemerkt, die von der letzten Gefangennahme durch das Imperium stammen? Die ihr damals von Kommandantin Kora höchstpersönlich zugefügt worden sind?

»Und das Leid, das Rave erwartet, willst du einfach ignorieren?«, presse ich hervor.

Aedificatis dreht sich zu mir um und mustert mich streng. Nachdem er meine Mimik ausgiebig studiert hat, nickt er nur. »Du hast Gefühle für diese menschliche Seele. Ist es nicht so?«

Ich fühle mich ertappt und wende mich von ihm ab.

Woher will er das wissen? Selbst als Allwissender kann er so etwas nicht herausfinden, schließlich liest er keine Gedanken.

Wieso habe ich eigentlich diese Gabe nicht erhalten, sondern nur der Tod und der Erbauer?

Ich schnaube wütend.

Der Erbauer faltet die Hände vor sich und richtet den Blick wieder auf Sudwell. »Ich hätte niemals gedacht, dass selbst durch eure Verschmelzung so viel Menschlichkeit in dir zurückgeblieben wäre. Früher warst du nicht so.«

»Das ist Vergangenheit«, knurre ich. »Ich bin nicht Aquerigra.«

Aedificatis nickt verständnisvoll und lächelt sanft. »Natürlich nicht.«

Am Talrand bahnen sich die ersten Strahlen der Morgensonne einen Weg nach oben. Die Sterne verblassen dabei, und das Dunkelblau der Nacht vermischt sich mit den Nuancen eines zarten Violetts.

Ich schließe für den Moment schmerzerfüllt die Lider, weil ich mich trotz meiner Fähigkeiten machtlos fühle. Meine Gedanken kreisen um Rave, und ich wage es noch nicht einmal, daran zu denken, was ihr in Baltora widerfahren könnte.

Was ist, wenn ich sie zum letzten Mal gesehen habe? War unsere gemeinsame Reise umsonst?

Ungewollt kommt mir der Kopfgeldjäger und Todeskriecher Finn in den Sinn. Auch wenn wir beide wohl niemals Freunde werden, bin ich dennoch froh, zu wissen, dass Rave bei ihm ist. Allein könnte sie diese Grausamkeit nicht durchstehen, aber vielleicht werden sie es gemeinsam schaffen zu fliehen.

Die Hoffnung ist nur ein Funke, doch ich will mich daran festhalten. Rave ist tapfer, und mit dem Todeskriecher an ihrer Seite besteht wenigstens der Hauch einer Chance.

2 – Ravanea

 

Mein Kopf dröhnt und an meinem Hals pulsiert ein schmerzhaftes Brennen. Ich erwache mit schweren Lidern und pochenden Gliederschmerzen.

Um mich herum ist es dunkel, und meine Augen brauchen eine Zeit lang, bis sie sich an die Finsternis gewöhnt haben. Durch die feinen Löcher in der Decke dringt Sonnenlicht hindurch, sodass einzelne Flecken sichtbar werden.

Ich sitze in einer Gefängniszelle, deren Eisenstäbe bereits verrostet sind. Neben mir entdecke ich die Umrisse eines Körpers und taste danach. Als meine Finger durch dichtes Haar fahren, erkenne ich Finn wieder.

Erleichtert atme ich aus und spüre, wie dieser langsam erwacht. Er gibt ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich und erhebt sich vom feuchten Holzboden. »Rave?«

Ich drücke ihn fest an mich. Die letzten Bilder des Gefechtes in Tallel strömen durch meinen Kopf. Ich weiß, dass wir Kora nicht entkommen konnten und auf direktem Weg nach Baltora sein müssten. Durch die Schwankungen bin ich mir sicher, dass wir uns in der Luft befinden.

Wir fliegen mit einem Luftschiff.

Finn schließt ebenfalls die Arme um mich und atmet schwer aus. »Aaron … er …« Sein Körper bebt. »Ich konnte nichts tun.«

Nachdem mich der Erbauer von Aaron und Finn weggezerrt hatte, damit wir fliehen konnten, sind wir in eine Gasse abseits der Hauptstraße geflüchtet. Nur leider hatten wir nicht mit Kommandantin Kora gerechnet, die dies anscheinend vorhergesehen hatte, sodass sie uns abfing. Die falsche Schlange versperrte uns den Weg.

Der Erbauer versuchte uns mit einem Portal außer Gefahr zu bringen, doch Koras Runenschwert ist von der Magie der portes tenebra besetzt, sodass sie unser erschaffenes Portal mit einem Hieb vernichten konnte. Wir hatten keine andere Wahl, als zurückzulaufen, doch Kora war schneller.

Sie erwischte den Erbauer am Arm, und als ich gemeinsam mit Danevs Kräften angreifen wollte, wandte sie eine weitere neuartige Runenkraft an.

Eine unsichtbare Magie umschloss mich, hob mich in die Luft und schleuderte mich hart gegen die Mauern der Gasse. Daraufhin verlor ich das Bewusstsein. Erst als ich erwachte, sah ich Finn am Boden liegen, und Aarons Brust war von Koras Schwert durchbohrt. Der Erbauer blieb verschwunden.

»Aedificatis?«, frage ich mit zitternder Stimme – aus Angst, er könnte ebenfalls irgendwo hier liegen.

Finn stößt einen Schwall Luft aus. »Ihm geht’s gut. Iain hat uns geholfen, sich den Erbauer geschnappt und ist spurlos verschwunden.«

Was? Er war dort? Und er hat es nicht für notwendig gehalten, uns im Kampf beizustehen?

»Iain?«, entfährt es mir entsetzt.

Trotz des fahlen Lichtes kann ich Finn nicken sehen. »Vermutlich hatte er ebenfalls keine andere Wahl. Wir haben Kora unterschätzt und ganz besonders die Macht der portes tenebra.«

›Nicht nur ihr habt sie unterschätzt. Ich ebenfalls. Ihre Macht unterdrückt sogar die meine‹, ertönt Danevs Stimme plötzlich und ich bin froh, dass sie noch da ist.

Innerlich seufze ich. ›Was, denkst du, können wir nun tun?‹

›Im Moment gar nichts.‹

Ich schließe die Augen und merke, wie es unter meinen Lidern zu brennen beginnt. Sie werden uns auf direktem Wege nach Baltora bringen, in die Arme des Imperators. Wenn ich erst einmal die Hauptstadt erreicht habe, gibt es kein Entkommen mehr. Ich werde dort mein Ende finden – genau wie alle anderen, die sie gefangen genommen haben.

Neben unserer Zelle ertönt ein Stöhnen und ich schaue in die Richtung des Geräusches. Der Umriss eines Körpers bewegt sich vor mir. Anhand der Statur und dem etwas längeren schwarzen Haar erkenne ich meinen Bruder wieder.

Ich atme erleichtert auf. »Ravass!«

Dieser blickt um sich und ich rutsche zu ihm an die kalten Eisenstäbe. Als er die Hände hindurchschiebt, greife ich danach und verschränke meine Finger mit seinen.

»Das ist nicht gut«, murmle ich. »Sie … werden …« Was wollen sie schon von meinem Bruder? In ihren Augen ist er unbedeutend, weswegen sie ihn nicht lange am Leben lassen. »Sie werden dich töten, Ravass.«

Er hustet und seine Haut ist eiskalt. »Aber leicht werde ich es ihnen nicht machen«, sagt er mit rauer Stimme.

Ich verziehe die Mundwinkel. Wie konnte ich es nur zulassen, dass sie Finn und Ravass gefangen nehmen? Was werden sie mit ihnen anstellen? Sie so lange foltern, bis sie sterben?

Verzweifelt wende ich mich an Finn, löse mich von meinem Bruder und nehme seine Hände in meine. »Was ist mit deinen Kräften? Denkst du …?«

Er schüttelt den Kopf und sieht betrübt zu Boden. »Sie haben mir eine unbekannte Rune eingebrannt und somit all meine Kräfte unterdrückt.«

Er entzieht mir seine Hand und entblößt unter dem Kragen seines Hemdes, das er unter dem Mantel und dem Lederharnisch trägt, ein Runenzeichen.

Selbst in dem fahlen Licht erkenne ich, dass sie andersartig ist – schon allein ihre seltsame Form. Sie ist rund, hat eine Art Fuß unterhalb des Kreises und besitzt zwei Spitzen obenauf.

Sanft fahre ich mit den Fingern über die eingebrannte Stelle. Finn zuckt dabei zusammen.

Mit einem entschuldigenden Blick lasse ich von ihm ab. »Es ist ungewöhnlich, dass aus einer eingebrannten Feuerrune eine solche Wunde entsteht.«

Normalerweise lässt die Magie die Brandstelle nur ein wenig verblassen und bereitet einem daraufhin keine großen Schmerzen. Doch diese neuartige Rune treibt einem beinahe Tränen in die Augen, so sehr brennt sie.

Ich lege meine Baumwollbluse über die Brandwunde an meinem Hals und versuche den Schmerz zu ignorieren.

Finn seufzt. »Rave«, beginnt er und sieht mich mit seinen dunkelbraunen, warmen Augen an. »Was mit mir oder deinem Bruder geschieht, ist Nebensache. Denn wir werden alles dafür tun, dass wenigstens du die Chance hast, zu fliehen.«

Angst packt mich und ich greife nach Finns Schultern. »Auf keinen Fall!«

»Er hat recht, Rave«, pflichtet mein Bruder ihm bei. »Dein Leben ist bedeutsamer als unsere.« Er drückt die Hand auf sein Schlüsselbein. »Sieh doch, welches Chaos diese Macht anrichtet. Wir können nicht zulassen, dass sie die Welt vernichtet.«

Ich will etwas erwidern, doch die Wörter bleiben mir im Hals stecken. Mein Tod würde niemandem helfen. Danev, die Teilschöpfung des Lebens, die seit meiner Geburt in meinem Körper existiert, müsste sich eine neue Hülle aussuchen und das Spiel würde von vorne beginnen.

Wer sagt mir, dass die nächste Auserwählte die Welt retten kann, sofern es dafür nicht längst zu spät ist? Durch die Erweckung und Entsieglung des Erbauers sind nun die restlichen Teilschöpfungen in Gefahr. Ich bin die Einzige, die noch nicht entsiegelt wurde, sodass Danev nicht sterben kann, wenn meine Hülle vernichtet wird.

»Sie werden mich wieder quälen, während sie nach der Tafel suchen«, hauche ich mit schwacher Stimme und verdränge dabei die Erinnerung an die Folter, die ich vor zweieinhalb Jahren durchleiden musste. Hoffnungslos senke ich den Kopf und sinke auf die Knie. »Ich weiß nicht, ob ich das ein zweites Mal überstehen kann.«

Finn zieht mich in seine Arme, und der Geruch von Wald und Holz kriecht in meine Nase. Ein Zittern überkommt mich. Ich fühle mich so hilflos wie schon lange nicht mehr.

Weder Nura noch die Todeskriecher oder der Erbauer werden uns aus dieser Hölle retten können. Baltora wird für sie undurchdringlich sein, da nicht nur der Imperator für unsere Gefangenschaft sorgen wird, sondern Kora und ihr Trupp ebenfalls. In der Hauptstadt werden wir gegen die portes tenebra nichts ausrichten können.

»Ich werde das nicht zulassen«, flüstert Finn an meinem Ohr.

Schmerzerfüllt schließe ich die Augen und verstärke meinen Griff um ihn. Obwohl wir immer wieder dafür gekämpft haben, vor dem Imperium zu fliehen, habe ich das Gefühl, dass unsere Reise umsonst gewesen ist. Letzten Endes sind wir ihnen doch in die Hände gefallen.

Finn hat wegen mir seine Arbeit als Kopfgeldjäger aufgegeben, auf seinen Reichtum, seinen Adelstitel und sein Ansehen verzichtet – ja sogar sein Leben verloren. Und jetzt sitzt er mit mir hier, weil ich nicht stark genug gewesen bin, sowohl ihn als auch meinen Bruder zu beschützen. Wie konnte das nur verdammt noch mal passieren?

Anscheinend hatte Iain doch recht, als er sagte, dass das Imperium die ganze Zeit an meinen Fersen haftete. Sie warteten auf den Moment, in dem wir den Erbauer befreien würden, und überraschten uns dann in Tallel. Ihr Hinterhalt war geplant. Ein kleiner Lichtfunke spendet mir Trost: Sie haben nur eine Teilschöpfung gefasst, mit der sie vorerst nichts anfangen können, da diese noch nicht entsiegelt ist.

 

Es vergehen Stunden – möglicherweise sogar ein halber Tag –, bis wir endlich Baltora erreichen. Mit dem Luftschiff kommen wir unheimlich schnell von einem zum anderen Ort.

Ein Druck breitet sich in meinem Magen aus, als das Luftschiff zur Landung ansetzt. Über unseren Köpfen ertönen Getrampel und Rufe. Die Besatzung scheint sich auf die Ankunft in Baltora vorzubereiten.

Finn nimmt meine Hand und drückt sie fest. »Sobald sie diese Tür öffnen, werde ich versuchen …«

»… euch zu befreien, Finnigan?«, erklingt eine höhnische Stimme im Raum.

Da ich mich langsam an das spärliche Licht hier gewöhnt habe, kann ich eine Gestalt ausmachen, die eine beeindruckende schwarzblaue Rüstung trägt. Anhand der Umrisse und der Stimme weiß ich, dass es sich dabei um Kora handelt. Nur wieso hat sie ihre Kapuze so tief ins Gesicht gezogen?

»Das ist sinnlos«, fährt sie fort. »Ihr seid bereits in Baltora. Jeglicher Versuch, zu entkommen, würde misslingen oder euren Kopf kosten.«

Ich straffe die Schultern und mache einen Schritt auf das Gitter zu. »Was habt ihr mit uns vor? Ihr wisst ganz genau, dass ihr ohne die Tafel nichts ausrichten könnt.«

Kora beginnt finster zu lachen. »Ich werde meinen Spaß trotzdem noch bekommen.«

Verfluchtes Miststück!Wie gern ich ihr hier und jetzt an die Kehle springen würde. Sie hat Aaron getötet! Und Mutter auf dem Gewissen!

Wenn es diese Schlange nicht gäbe, wären wir jetzt bei Iain und dem Erbauer und würden einen Plan schmieden, wie wir das Imperium aufhalten. Doch wir haben uns von der neuartigen Runenmagie überwältigen lassen, gegen die sogar Danevs Kräfte wirkungslos sind. Die schwarzen Ketten, die Kora eingesetzt hat, haben binnen weniger Sekunden die grünen Flammen, die uns hätten retten können, gelöscht.

Das ist nicht nur irgendeine Runenmagie – sie könnte die ganze Welt vernichten.

Mit versteinerter Miene lasse ich mir in Gegenwart von Kora nicht anmerken, dass ich mich vor ihren Foltermethoden fürchte. Die alten, schmerzhaften Erinnerungen kriechen wie unbarmherzige Kreaturen den Abgrund hinauf, in den ich sie vor wenigen Jahren geworfen habe. Angst überkommt mich, lässt meine Beine zittern und erweckt all die Pein meines mit Narben übersäten Körpers zu neuem Leben.

Die Kommandantin lacht finster. »Ich hätte dich schon viel eher gefunden, wenn meine kleine ›Markierungs‹-Rune gewirkt hätte. Doch das hat sie nicht – womöglich wegen deiner besonderen Kräfte, die du in dir trägst.«

Überrascht blinzle ich. Was meint sie damit?

Hinter mir höre ich, wie Finn einen erschrockenen Laut von sich gibt. »Zum Glück.«

Ich wende mich zu ihm. »Welche Rune?«

Finn spannt nervös die Schultern an. »Kora hatte dich damals markiert, um dich leichter zu finden. Doch durch deine Hoffnungen, die schwanden, während du auf der Flucht warst, konnte Danev die Wirkung der ›Markierungs‹-Rune überdecken, sodass diese nutzlos wurde.«

Was? »Und wieso hast du mir das nicht gesagt?«, werfe ich ihm vor. ›Oder du?‹, wende ich mich gedanklich an Danev.

›Als Finn starb, schwanden deine Hoffnungen und ich konnte die Rune wieder für dich deaktivieren. Das ist auch bisher so geblieben und hat sich nicht geändert. Kora muss euch auf eine andere Weise gefunden haben‹, erklärt mir Danev.

›Aber diese unbekannte ›portes tenebra‹-Rune wurde doch nun in meine Haut gebrannt. Wie kannst du da eine andere Rune deaktivieren?‹, will ich wissen.

›Ich sagte ja nur, dass sie bisher deaktiviert war. Im Moment kann ich gar keine Kräfte wirken.‹

»Sie hätte nicht aktiv sein dürfen. Nach meinem Tod …«, beginnt Finn, doch Kora unterbricht ihn barsch.

»Der Rune habe ich es nicht zu verdanken, dass ich euch gefunden habe«, knurrt sie und ballt eine Hand zur Faust. »Das war mein eigener Verdienst. Wir wussten schon länger, dass es neben Nura, dem Tod, noch weitere Teilschöpfungen geben muss. Also sind wir ihnen auf die Spur gekommen und haben in Tallel Hinweise auf den Verbleib des Erbauers gesucht. Ihr seid einem meiner Soldaten über den Weg gelaufen, als ihr euch nachts in die Bibliothek geschlichen habt. Dieser gab mir sofort Bescheid, sodass ich auf ein Luftschiff stieg und nach Tallel flog. Von da an habe ich euch beschattet, um auf den richtigen Moment zu warten, in dem ich euch überrasche.«

Wir hätten vorsichtiger sein sollen. Doch obwohl wir nachts unterwegs waren, um mit den Schatten zu verschmelzen, hat uns Kora dennoch aufgespürt. Wer hätte auch ahnen können, dass sie zur selben Zeit ebenfalls nach dem Erbauer suchte und sich ausgerechnet dann einer ihrer Spione in Tallel aufhielt?

Aber wie hätten wir sonst zum Erbauer gelangen sollen? Wir mussten zur Hauptstadt der Königsinseln. Es wäre schneller gegangen, wenn Iain uns geholfen hätte, statt gegen die Erweckung von Aedificatis zu stimmen. Doch er hatte uns von Anfang an belogen und sogar seine wahre Identität verschleiert. Nachdem Iain gestanden hatte, dass er der Herrscher der Elemente sei, verschwand er spurlos. Er tauchte erst später wieder auf, um den Erbauer zu beschützen und uns im Stich zu lassen.

Obwohl ich anfangs wirklich Sympathie für diesen Mann entwickelt habe, ist in diesem Moment keine Spur mehr davon da. Im Gegenteil. Wut macht sich in mir breit und brodelt in mir wie eine heiße Glut, sobald ich nur an Iain denke. Sein Verrat hat tiefe Furchen in meinem Inneren hinterlassen und noch mehr in meinem Herzen, das ihm zu Beginn vertraut hat.

»Was hast du jetzt mit uns vor?«, will Ravass wissen, der sich zuvor noch gar nicht geäußert hat. Seine Finger hat er um die rostigen Gitterstäbe geschlungen, die in dem fahlen Licht wie dunkle Flecken wirken. Auf seiner Stirn glänzt Schweiß, da er offensichtlich ebenfalls gegen die Magie der ›portes tenebra‹-Rune kämpft, die uns allen eingebrannt wurde.

»Wenn es nach mir ginge, würde ich mich mit euch allen in meiner über alles geliebten Folterkammer vergnügen, doch der Imperator entscheidet, was mit euch passiert«, erklärt sie und macht einen Schritt zurück, sodass ihr Gesicht in einen Lichtkegel fällt, der durch einen schmalen Riss im Holz entstanden ist.

Dabei wird für den Moment ihr Antlitz erhellt, das sie unter der Kapuze verborgen hält. Durch den Schein erkenne ich rote, wulstige Haut, die sich über ihre linke Gesichtshälfte zieht. Mir stockt der Atem. Ihr Anblick ist grauenvoll und ich weiß, dass dies von Iain stammt, der eine Feuerwalze auf sie geschossen hat, ehe er sich den Erbauer geschnappt haben muss und mit ihm verschwand.

Ich versuche mein Entsetzen nicht nach außen dringen zu lassen, doch Kora muss bemerkt haben, dass ich ihre Brandnarbe anstarre, und wendet uns daraufhin den Rücken zu. »Wir erreichen gleich den Hafen. Ihr solltet diesen Moment ausnutzen, um euch zu verabschieden, denn es wird das letzte Mal sein, dass ihr auf diese Art zusammen seid.«

»Was?«, entfährt es mir panisch.

Kora antwortet nicht, sondern verschwindet die Treppe hinauf, um uns allein zu lassen.

Vollkommen verloren blicke ich zu Boden, nicht wissend, was wir überhaupt tun könnten, um den Klauen des Imperiums zu entkommen. Durch die mächtige Magie der portes tenebra haben wir fast so gut wie keine Chance, da das Schloss und die Stadt davon umringt sein werden. Das neuartige Zeichen auf unserer Haut ist der beste Beweis dafür. Es unterdrückt sogar Danevs Kräfte und die eines Todeskriechers.

Während die Angst und die Hoffnungslosigkeit in mir immer größer werden, fühle ich, wie Finns Arme meinen Körper umschlingen und er mich an sich presst. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und spüre seine kalte Haut an meiner Stirn. »Wir finden einen Weg.«

Werden wir das? Baltora ist eine undurchdringbare Festung, die kein Gefangener lebendig verlassen kann. Vielleicht war das vor wenigen Jahren noch möglich, doch seitdem scheint das Imperium einen regelrechten Sprung gemacht zu haben, was die ›portes tenebra‹-Runen angeht. Sie verfügen über eindeutig zu viel Macht, die aufgehalten werden muss, bevor dadurch die Welt zerstört wird.

Finn löst sich von mir und geht auf die Gitterstäbe zu, die er mit seinen Händen fest umschlingt. Seine Muskeln spannen sich so sehr an, dass sich dadurch seine Hemdsärmel straffen.

»Was tust du da?«, frage ich beunruhigt.

Versucht er etwa die Stäbe auseinanderzudrücken? Wie will er das schaffen ohne Magie?

»Ich werde nicht so leicht aufgeben«, bringt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Doch ganz gleich, wie sehr sich Finn bemüht, das Eisen zu krümmen, es regt sich nichts. Finns Kräfte reichen dafür nicht aus. Der Todeskriecher hätte die Stärke sicher besessen, doch mit der neuartigen Rune in unserer Haut ist es unmöglich.

›Das ist sinnlos‹, höre ich Danev in mir sagen und stimme ihr stumm zu.

Mit vorsichtigen Schritten gehe ich zu Finn hinüber und lege meine Hand auf seine Arme. Seine Muskeln entspannen sich ein wenig, doch die Stäbe hält er noch immer umschlungen. »Hör auf. Die Rune hat dir sämtliche Fähigkeiten genommen, Finn. Wir können ohne sie nichts ausrichten.«

Er sieht zur Seite, als würde er es nicht ertragen, in meine Augen zu schauen. »Rave, du weißt, was sie in diesen verdammten Gewölben …« Er atmet tief ein. »Ich schaffe es einfach nicht, wenn sie dich …«

»Sch«, flüstere ich und lege meine Arme um seinen Rumpf. »Ich schaff das schon.«

Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass ich nicht nur erneut die schlimmsten Qualen durchleben werde, wenn sich Kora an den Foltermethoden beteiligt, sondern auch dieses Mal versage. Sie werden mich brechen. Dessen bin ich mir bewusst.

Doch das würde ich Finn nie sagen.

 

Es dauert noch eine Weile, bis wir deutlich spüren, wie das Luftschiff im Hafen landet und von den Stützbalken aufgefangen wird. Die Erschütterung bringt mich aus dem Gleichgewicht, und obwohl ich mich an einem der Gitterstäbe festgehalten habe, falle ich zu Boden.

Finn kniet sich sofort zu mir herunter, um mir beim Aufstehen zu helfen. »Wir sind da«, haucht er und in seiner Stimme höre ich ein bedrohliches Knurren heraus.

»Vielleicht können wir uns freikämpfen«, schlägt Ravass vor, der sich breitbeinig neben die Tür seines Kerkers stellt.

Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit. Ich kenne das Imperium schon zu lange und weiß, dass wir eindeutig mehr brauchen als unsere bloßen Fäuste. Kora wird sich bereits denken können, was wir vorhaben.

Mir ist bewusst, dass mein Bruder und Finn versuchen wollen, uns zu retten, doch dafür ist es längst zu spät. Sie können nicht ahnen, wie viel Runenmagie hier wirklich im Spiel ist und welche Macht uns in der Hauptstadt erwarten wird. Nicht einmal Nura, Iain oder der Erbauer hätten hier eine Chance, da sie den gerüsteten Soldaten und der Runenmagie hilflos ausgeliefert wären. Wir bräuchten dafür schon eine Armee.

Erneut ertönen Schritte über uns. Anhand ihres Klanges erkenne ich, dass es die Kommandantin ist, die mit mehreren Soldaten Richtung Treppe läuft. Als sie ihre Füße auf die Stufen setzt, um zu uns herunterzukommen, spannt sich mein ganzer Körper an.

Finn stellt sich schützend vor mich und drängt mich von der Tür weg. Finster sehen wir drei zu der blondhaarigen, groß gewachsenen Frau, deren Kapuze dieses Mal auf ihren Schultern liegt.

Voller Vorfreude sieht sie uns nacheinander an. »Holt sie aus der Gefängniszelle und bringt sie in den Palast zum Imperator.«

Die Soldaten nicken und kramen den Schlüssel heraus, um die Türen zu öffnen. Finn ballt die Hände zu Fäusten und beugt sich leicht nach vorne, als würde er nur den Moment abwarten, in dem er auf die Soldaten losgeht.

Warnend schaue ich zu ihm, weil ich ganz genau weiß, dass er verlieren wird. Unzählige Männer umstellen uns und an Deck werden nochmals so viele imperiale Wachen sein, die sich uns in den Weg stellen. Mir ist klar, dass Aufgeben keine Option ist, aber sich aussichtslos in einen Kampf zu stürzen, könnte sein Leben gefährden.

Und ich würde es nicht ertragen, ihn zu verlieren.

»Finn, bitte«, flüstere ich. »Sie werden dir wehtun.«

Allerdings hört er nicht auf mich.

Aus Angst, ihm könnte ein Leid geschehen, will ich nach seiner Hand greifen, doch er weicht mir aus und richtet den Blick auf die hereinkommenden Soldaten.

Mit einem Knacken öffnet einer der Männer das Schloss, zeitgleich ein anderer das von Ravass. Im selben Moment, als dies geschieht, stürzen sich Ravass und Finn gleichzeitig auf die Soldaten, die ihren Angriff geahnt haben. Die Männer ziehen ihre Schwerter, doch bevor mein Bruder und Finn überhaupt in ihre Reichweite kommen, mischt sich Kora ein.

Sie umschließt in ihrer Hand eine Runenplakette und schaut konzentriert zu ihren Gefangenen. Magie surrt durch die Luft. Plötzlich schreien die beiden vor Schmerz auf und gehen in die Knie.

Mir wird bei dem Klang angst und bange, ihre Pein geht mir durch Mark und Bein. Flehentlich blicke ich zu der Kommandantin. »Hör auf!«

Doch sie ignoriert mich und schaut wie dem Wahnsinn verfallen vergnügt zu, wie sich die beiden vor Schmerz krümmen. Das eingebrannte Runenzeichen glüht an ihren Hälsen auf und muss ihnen unsagbare Qualen bereiten.

Tränen treten mir in die Augen, als sich Finns Körper immer mehr verkrampft und sein Schreien nicht verebbt. Er presst die Zähne zusammen, versucht seine Wehklage zu unterdrücken, doch die Pein muss unerträglich sein.

Verdammter Mist, was ist das für eine Rune?

»Hör endlich auf!«, brülle ich erneut.

Kora setzt ein amüsiertes Lächeln auf, als sich ihre Finger um die Rune lockern und die beiden verstummen. Ravass röchelt, während Finn sich zu erheben versucht, es jedoch nicht schafft.

Als ich gerade auf ihn zulaufen will, stellen sich mir zwei Soldaten in den Weg und halten mir ihre mit Runen besetzten Schwerter entgegen. »Bleib zurück!«

Ich sehe erneut zu Finn, der von weiteren Männern auf die Beine gerissen wird. Er keucht und lässt den Kopf vor Erschöpfung hängen. Doch obwohl er über keine Kraft mehr zu verfügen scheint, stemmt er seine Beine in den Boden und wehrt sich gegen die festen Griffe der Männer.

Sein Blick huscht für den Moment zu mir. »Lasst sie ja in Ruhe …«

Mein Herz klopft angstvoll in der Brust, als ich erkenne, wie sehr Finn unter den Qualen gelitten haben muss. Ich will mich an den Männern vorbeidrücken, doch diese überwältigen mich, pressen mich schmerzhaft gegen die Wand, um den Abstand zu mir und Finn zu vergrößern. An meinem Hinterkopf pocht es. »Tut ihm nichts!«

»Rave!«, ertönt es von Finn, der sich dieses Mal stärker gegen die Festnahme wehrt.

Doch er bekommt einen Tritt in die Magengrube versetzt und gibt ein kurzes Würgegeräusch von sich.

Mein Herz zieht sich zusammen. Sie sollen aufhören! Wie kann man nur so grausam sein? Dafür wird dieses Miststück bezahlen!

»Rührend, wie ihr beiden versucht zu fliehen«, gibt Kora in einem süffisanten Tonfall von sich und befiehlt ihren Männern mit einer Armbewegung, uns wegzuschaffen. »Noch schöner wird es sein, wenn ihr beide zusammen schreit. Der Imperator wird mir sicher erlauben, euch ein wenig zu quälen.«

Ravass betritt zuerst mit den Männern, die ihn festhalten, die Treppe. Danach folgt Finn, der vor Kora noch einmal zum Stehen gebracht wird. Die Kommandantin mustert sein Gesicht und umschlingt mit einer Hand sein Kinn.

Wut keimt in mir auf.

Sie soll es nicht wagen, ihn zu berühren, knurre ich innerlich.

»Mit dir werde ich ganz besonderen Spaß haben, schließlich hast du meine Schwester getötet.« Ihre dürren Finger beginnen zu zittern, da sie Finns Kieferknochen zusammenpresst, der wegen des Drucks schmerzhaft das Gesicht verzerrt. »Du wirst zehn Mal so grauenvoll leiden, wie sie es tat. Dafür sorge ich.«

Ihre Worte hinterlassen auf meinem Körper eine eisige Gänsehaut, und Angst um Finns Leben erfüllt mich. Ich weiß, wie grausam Kora sein kann, wenn sie Wut für ihr Opfer empfindet. Auch ich habe sie oft verspottet, wenn mein Verstand für den Moment durchdrehte oder ich meine Sinne nicht mehr zusammenbekam. Dafür hat sie mich nur noch mehr gehasst, was ich jedes Mal spürte, wenn sie eines ihrer Folterinstrumente an meinem Körper einsetzte.

Doch zu wissen, dass sie eine noch viel abscheulichere Methode anwendet, um Finn zu brechen, bringt alles in mir zum Einsturz. Viel eher würde ich selbst diese Qualen auf mich nehmen, als zuzulassen, dass er diese erleiden muss.

An meiner Schläfe rinnt der Schweiß hinunter, als Kora von Finn ablässt und dieser ihr spottend ins Gesicht spuckt.

Doch statt Empörung folgt ein gehässiges Lachen. Sie drückt wieder die Rune in ihrer anderen Hand zusammen, sodass ein weiteres Mal das Runensymbol an Finns Hals wie Glut aufleuchtet. Sein Körper krampft, während er sich wegen der Männer, die ihn festhalten, nicht krümmen kann.

Ich halte das nicht mehr aus. Wenn es einen Schmerz gibt, der schlimmer ist als der körperliche, dann ist es genau der Moment, wenn die Seele brennt. Und sie brennt, wenn ich Finn leiden sehe.

Ein Schrei löst sich aus meiner Kehle und ich wehre mich erneut gegen die Fixierungen der Soldaten. Tatsächlich verpassen mir der Anblick und Finns Wehklage einen Energieschub, der durch all meine Muskeln schießt. Wie elektrisiert entwickle ich eine ungeahnte Kraft, mit der ich mich sogar aus der Fixierung befreien kann. Meine geballte Hand trifft dabei erschütternd den Helm meines Hintermanns, wodurch dieser benommen rückwärts taumelt.

Ich ergreife die Chance und schlage mit Wut und all meiner Entschlossenheit auf den noch übrig gebliebenen Mann ein. Er schützt sich, indem er seine Arme vor das Gesicht hält. Ich greife nach dem Schwert an seinem Gürtel, ziehe es aus der Scheide und ramme ihm dieses in die Seite. Mit nur wenig Widerstand gleitet die Klinge durch Gewebe und schabt an einem Knochen.

Der Soldat gibt gurgelnde Geräusche von sich, während ich das Schwert wieder aus seinem Körper ziehe.

Finns qualvoller Schrei verstummt, als sich Kora von ihm abwendet und sich ihre Augen auf mich fokussieren. Sein Körper sinkt kraftlos in die Arme der Soldaten, während ich mit erhobener Waffe auf die Kommandantin losstürme.

Gerade als ich für den Moment die Hoffnung schöpfe, uns aus der Gefangenschaft zu befreien, fällt mir erst viel zu spät ein, dass auch auf meiner Haut das neuartige Runenzeichen prangt.

Kora benutzt die Magie der Plakette, und ein unvorstellbarer, bohrender Schmerz dringt durch all meine Glieder. Wie die dünne Klinge eines Stiletts gräbt sich ein Stechen bis zu meinem Knochen.

Reflexartig lasse ich das Schwert los, und es fällt klirrend zu Boden. Meine rechte Hand drücke ich auf das brennende Runenzeichen an meinem Hals, das dafür verantwortlich ist, dass Kora mich mit Magie quälen kann.

Die Pein lässt meine Sicht verschwimmen und bringt meine Beine zum Beben. Mir entweicht ein schmerzerfüllter Schrei, während ich zusammenbreche und mit einem harten Knall auf dem Holzboden lande.

Oh großer Schöpfer, was ist das für eine grausame Macht? Wie kann man einen Menschen nur mit solchen Qualen versehen?

»Lass sie in Ruhe! Ich bin es doch, den du foltern willst«, höre ich Finn verzweifelt rufen.

Ich kriege kaum Luft, der Schmerz nimmt mir jegliche Möglichkeit, einen Atemzug zu tun.

Gerade als ich glaube, einer Ohnmacht nahe zu sein, zieht Kora die Magie zurück und ich drehe mich auf die Seite. Meine Muskeln zucken, und obwohl der Schmerz längst verebbt sein sollte, pocht er noch immer leicht unter der Haut.

Diese Folter übertrifft beinahe alles, was ich bisher gespürt habe. Tun sie das, damit sie die Möglichkeit haben, zu herrschen? Ihre Untertanen das Fürchten zu lehren? Dabei weiß ich, dass man auch mit Weisheit und Güte ein Land regieren kann.

»Rave«, dringt Finns besorgte Stimme zu mir und ich schaue zu ihm auf.

Er versucht sich mit den Armen loszureißen, doch die Soldaten ziehen ihn in Richtung der Treppe. Mein Bruder ist nirgends zu sehen, sodass ich davon ausgehe, dass er bereits an Deck ist.

Männer kommen die Stufen heruntergelaufen und umstellen mich, als ich mich gerade erheben will.

»Zerrt sie auf die Beine«, befiehlt Kora und ich werde grob an den Schultern gepackt.

Als ich wieder, so gut es geht, aufrecht stehe, kommt die Kommandantin mit erhobenem Kinn auf mich zugeschritten. In ihrem Ausdruck liegen Spott und Hass, die ich bis ins Mark spüre.

Sie hebt ihre rechte Hand und verpasst mir eine so harte Ohrfeige, dass sich mein Kopf schmerzhaft zur Seite dreht. »Probier das noch einmal und ich werde deine Zeit hier noch qualvoller gestalten.«

Blut tritt aus meinem Mundwinkel, und mein Hals fühlt sich rau an. Statt ihr eine Antwort zu geben – so gern ich ihr diese auch ins Gesicht geschleudert hätte –, schaue ich sie nur feindselig an.

Meine Wange pocht und brennt von ihrem wuchtigen Schlag, sodass es mir wirklich schwerfällt, meine Schmerzen nicht nach außen dringen zu lassen.

Kora befiehlt den Wachen mit einer Kopfbewegung, mich nach oben zu bringen. Bevor sie sich uns anschließt, sagt sie einem einsam herumstehenden Soldaten, dass er die Leiche wegschaffen soll. Die Kommandantin würdigt den Toten keines Blickes, als wäre es ihr gleich, dass einer ihrer Männer starb. Für sie ist jemand mit solch niedrigem Rang vollkommen unbedeutend.

Genauso unmenschlich geht das Imperium jedoch mit seinem Volk um und schuld daran ist nur ein wahnsinniger Mann gewesen, der sich vor fünfhundert Jahren an der Macht der Runenquelle bereicherte. Wäre es niemals dazu gekommen, müssten wir heute keine Kriege führen und das Land Kallem sowie die Königsinseln wären noch Gebieter über ihr eigenes Reich.

3 – Finnigan

 

Oben auf dem Deck umringen uns beinahe über hundert Soldaten. Ganz gleich, wohin ich auch blicke, die silberne Rüstung des Imperiums reflektiert das Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne. Auf den Schulterklappen und der Brust prangt die weiße Lotusblüte, das Wappenzeichen des Imperiums.

Noch nie habe ich so viele Wachen gesehen, die in unsere Richtung gewandt stehen und auf das Kommen der Kommandantin warten.

Kora tritt mit kalter Miene an Deck und erst im Schein des Lichtes erkenne ich nun die Details der furchtbaren Brandnarbe, die die Hälfte ihres Gesichtes entstellt. Die einst blasse Haut schillert nun rosa, und hässliche wulstige Stellen lassen den Anblick beinahe monströs wirken.

Iain hat ihr wirklich ein Geschenk vermacht, das sie so schnell nicht vergessen wird.

Doch ihren Makel lässt sich die Kommandantin nicht anmerken. Stolz und selbstbewusst geht sie zur Planke, mit der wir das Luftschiff verlassen können. »Lieutenant Risp und Offizier Leuß, Ihr begleitet mich zum Imperator. Sorgt dafür, dass keiner unserer Gefangenen entkommt.«

Zwei Soldaten, die mit ihrer kaiserblauen Rüstung hervorstechen, treten nach vorne und befehlen den rangniedrigeren Blechköpfen, zu uns aufzurücken. Kora will sichergehen, dass Rave keinen weiteren Versuch wagt, sich zu befreien.

Mein Blick gleitet zu ihren blonden Haaren, die über ihre Schultern fallen und mich an das Sonnenlicht erinnern. Rave beobachtet das Szenario auf Deck. Auf ihren hohen Wangen erkenne ich graue Spuren. Sie müssen von dem Ruß in Tallel stammen, wo wir gekämpft haben, während ein Teil der Stadt in Flammen stand. Doch bei ihrem Anblick zieht sich mein Herz zusammen. Die Angst um ihr Leben wird mit jedem Schritt größer, den wir auf den Palast zu machen.

Was ist, wenn sie doch bei der Folter sterben sollte? Dann werde ich sie nie wiedersehen, und Danev …

Ich darf nicht daran denken. Um Rave und ihren Bruder hier rauszuholen, muss ich einen kühlen Kopf bewahren und den richtigen Moment abpassen, um eine Fluchtmöglichkeit zu ergreifen.

Rave hat den Kopf in den Nacken gelegt, da bereits vom Hafen aus der Palast zu sehen ist. Hohe, schmale Türme schießen in den Himmel und wirken wie Eiszapfen. Schwarze und weiße Steine zieren die Fassade und lassen den Palast wie ein abstruses Bild wirken.

Ich schlucke, als ich mir vorstelle, dass in diesen Gemäuern der Imperator auf uns wartet. Sein Antlitz ist mir bisher einzig von Gemälden und Bildern bekannt. Nur einmal habe ich ihn gesehen, als er auf einem hohen Podest stand und zu seinem Volk sprach. Sein wahres Gesicht kennt allerdings nur der engste Kreis, da er immer seine schwarze Rüstung trägt, wenn er sich der Öffentlichkeit zeigt. Doch wenn man Nuras Worten Glauben schenkt, scheint sein Körper sowieso keine menschenähnlichen Züge mehr zu besitzen, da die portes tenebra ihn bereits zerfressen hat.

Mein Atem geht hektisch, als mich die Soldaten nach vorne stoßen, sodass ich gezwungen bin, die Planke hinunterzulaufen. Wir werden von einer Schar Soldaten begleitet, die dafür sorgt, dass sich uns keine Möglichkeit zur Flucht bietet.

Als wir auf der großen, breiten Straße landen, die nicht weit vom Hafen entfernt liegt, werden meine Beine schwerer. Eine Zuschauermenge hat sich am Straßenrand angesammelt, die uns mit misstrauischen und feindseligen Mienen begegnet. Einige beschimpfen uns als »Verräter« oder »Gesetzesächter«. Als sie anfangen, Dinge nach uns zu schleudern, ist Ravass der Erste, der einen Stein an den Kopf geworfen bekommt. Er gibt keinen Laut von sich, verzieht nur schmerzerfüllt das Gesicht und sieht den tobenden Mann wütend an. An seiner Schläfe läuft ein Blutrinnsal hinab und tropft auf seine Lederrüstung. Dieselben graublauen Augen, die auch Ravanea besitzt, funkeln vor Zorn, und seine schwarzen, schulterlangen Haare kleben in seinem schweißnassen Nacken.

Rave scheint wegen der aufständischen Bürger beunruhigt zu sein und beginnt sich erneut in den Armen der Soldaten zu winden. »Ihr habt keine Ahnung, was ihr da tut!«

Ihre Verzweiflung lässt mein totes Herz verkrampfen. Wie können diese Menschen dem Imperium nur so blind vertrauen? Merken sie denn nicht, wie sehr es sie in Unterdrückung und Angst leben lässt? Obwohl wir genau wissen, dass wir für das Gute kämpfen, werden wir dennoch als Verbrecher betrachtet. So ungebührlich ich es auch finden mag, es wird keine Gerechtigkeit geben. Die Leute sehen, was sie sehen sollen. Das Imperium verbreitet Lügen über uns, damit wir für die gehalten werden, als die wir auch hingerichtet werden sollen.

Abschaum. Abtrünnige. Verurteilte.

»Ihr solltet diese Schlampe erhängen!«, brüllt eine üppige Frau, die wegen des Korsetts und des einfach genähten Kleides zum Mittelstand gehören muss.

»Kopf ab!«, schreit jemand von anderswo.

»Die Bestie soll sie fressen!«

Die Bestie? Was meinen sie damit? Ein Ungeheuer? So etwas gibt es in Amatea gar nicht. Vielleicht meint er damit lediglich einen übergroßen, starken Mann, der nur einmal zuschlägt, um jemandem den Tod zu bringen.

Ich bemühe mich, die Worte zu ignorieren und den Blick zu senken, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ravass tut genau das Gegenteil, indem er auch noch auf die Beleidigungen antwortet. Rave hingegen sieht die Zuschauer nur böse an.

Der Weg bis zu den Palaststufen kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Mir wird klar, dass das Imperium unsere Anwesenheit angekündigt haben muss, um uns zu demütigen. Doch dieses Gefühl will ich erst gar nicht an mich heranlassen.

Nachdem wir endlich die obersten Stufen erreicht haben, werden wir durch weißgoldene Flügeltüren in einen großen, hohen Raum gebracht. Dort empfängt uns ein schmächtiger Mann, der eine vornehme, einfarbige rote Robe trägt. Er besitzt kaum noch Haare auf dem Kopf, eher einen grauen Flaum. Seine Brauen liegen so tief, dass man meinen könnte, seine Lider wären zugeschlagen.

Er sieht uns alle nacheinander an. »Finnigan Bassett, Ravanea und Ravass Cahem, ihr seid wegen Hochverrats angeklagt. Der Imperator wird über euer Schicksal richten.« Er kehrt uns den Rücken zu und läuft in die große Halle hinein. »Hier entlang.«

Die Soldaten schieben uns weiter in den Palast, und mein Blick schweift durch den Saal. Die Decke ist so hoch, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen muss, um das obere Ende zu begutachten. Die Wände wurden mit einer wunderschönen Malerei versehen, auf denen die Eisberge von Amatea und die bedeutsamen Schlachten des Landes zu erkennen sind.

Doch obwohl der Saal sehr imposant ist, verstehe ich nicht, was er symbolisieren soll. Hier ist nichts bis auf die Kerzenleuchter und die beeindruckenden Bilder an den Wänden. Der Raum steht leer und dient wohl nur dazu, Gäste zu empfangen oder um jemanden willkommen zu heißen.

Als wir die Mitte erreichen, bleibt der kleine Mann mit der Robe stehen und berührt ein Runensymbol auf dem Boden, das ich zuvor gar nicht wahrgenommen habe. Es leuchtet weiß auf, und das Fundament beginnt unter unseren Füßen zu beben.

Angespannt warte ich, was als Nächstes passiert, merke jedoch gleichzeitig, dass unsere Körper in die Höhe steigen. Mit einem Blick nach unten entdecke ich eine Plattform, die uns nach oben schweben lässt.

»Der Thronsaal des Imperators liegt im höchsten Turm«, sagt der alte Mann.

Rave zieht die Augenbrauen zusammen. »Warum hat er ihn verlegt?«

»Das geht dich nichts an«, keift Kora, die sich noch immer hinter uns befindet.

Diese Plattform war versteckt im Boden, und auch das Runenzeichen habe ich beim Eintreten nicht wahrgenommen. Womöglich ist es beabsichtigt, dass der Thronsaal nicht aufgesucht werden kann, wenn man den Zugang nicht kennt.

Soll das also bedeuten, dass der Imperator, der mächtigste Mann auf dieser Welt, sich schützt? Aber vor wem? Allein seine Kräfte, die er durch portes tenebra erlangt hat, sind fast unbezwingbar. Zumindest denke ich das, nachdem mir Nura und die anderen Teilschöpfungen mehr über den Herrscher erzählt haben.

Die Decke öffnet sich und dahinter verbirgt sich eine Art Aufzugsschacht.

Wir steigen immer höher und höher, sodass ich das Gefühl habe, bei den Wolken anzukommen. Als die Plattform unter unseren Füßen endlich stehen bleibt, schieben sich schwere Steintore zur Seite und eröffnen den Weg in eine weitere Halle.

Silberblaue Säulen bilden einen Gang, an dessen Ende uns ein hoher Thron aus Eis erwartet. Über diesem ragt in Schneeweiß eine Lotusblüte bis zum oberen Ende und nimmt beinahe die gesamte hintere Wand ein. Sie ist aus einem seltsamen Material angefertigt, als wäre sie eine echte Blume.

Trotz der frostigen Farben in der Halle, die an die Kälte des Nordens erinnern, ist mir unglaublich warm.

Auf dem Thron sitzt eine Gestalt, die ich bisher nur von Reden kannte. Ich habe noch nie sein wahres Gesicht gesehen, da er sich in eine dunkle Rüstung hüllt – an seiner Seite prangt ein tödliches Schwert. Von Weitem kann ich rote Augen ausmachen, die durch den kleinen Schlitz in seinem Helm leuchten.

Nachdem wir die Säulen hinter uns gelassen haben, bleiben wir nur wenige Schritte vor den Stufen des Thrones stehen. Die Soldaten drängen uns noch näher an den Imperator, doch da rammt Rave ihre Fersen in den Boden. Angst und Panik treiben sie dazu, sich gegen die Griffe der Soldaten zu wehren.

Die Aura des Imperators ist stark und unglaublich angsteinflößend. Sie legt sich wie eine kalte Hand auf meine Haut und übt einen unangenehmen Druck auf ihr aus. Ich fröstle, obwohl ich das als totes Wesen gar nicht mehr so intensiv fühlen dürfte. Diese Macht, die ihn umgibt, kann nur von portes tenebra stammen.

»Wie schön, dass du den Weg wieder zu uns zurückgefunden hast, Ravanea«, hallt seine dunkle, beinahe schon unmenschliche Stimme durch den Saal. Ihr Klang verpasst mir eine Gänsehaut.

Rave zittert am ganzen Körper und blickt zu dem Imperator hinauf, dessen schwarze Rüstung ihm noch mehr Bösartigkeit verleiht. Doch statt zu antworten, schweigt sie und versucht weiterhin, sich aus den Griffen der Soldaten zu befreien.

Plötzlich sieht der Imperator in meine Richtung und ich zucke zusammen. »Finnigan, der Sohn von Ganora und Finnicars Bassett. Ich war ein wenig enttäuscht, als ich hörte, dass du von den Toten auferstanden bist.«

Kora tritt plötzlich vor. »Mein Imperator, ich habe nicht ahnen können, dass Ravatoria ihr Leben dafür aufgibt, um Finnigan wiederauferstehen zu lassen. Ich verspreche, dass …«

»Schweig!« Seine zornige Stimme lässt alles in mir gefrieren. »Ich habe dir die Aufgabe zuteilwerden lassen, Ravanea ausfindig zu machen und sie zurückzubringen. Zweieinhalb Jahre war ich mit dir geduldig gewesen. Als du schließlich die Chance dazu hattest, hast du versagt.«

Hat nicht eher der Imperator selbst versagt? Er konnte nicht ahnen, dass Ravatoria ihr Leben dafür opfert, um ihre Tochter zu beschützen. Aber vermutlich würde er dieser Ansicht niemals zustimmen, denn er ist der Herrscher und kann seine Urteile fällen, wie er möchte.

Obwohl die Situation keine Schadenfreude zulässt, amüsiert es mich dennoch, in Koras Gesicht zu sehen und dort die Scham zu erkennen, ihren Imperator enttäuscht zu haben. Wie sehr muss es an ihrem Stolz nagen, sich einzugestehen, dass wir ihr beim ersten Mal durch die Hände gerutscht sind?

Aber ich sollte mich nicht zu früh freuen. Diese Wut wird sie an Rave, Ravass und mir auslassen, sobald der Imperator sein Urteil gesprochen hat.

Für mich und Ravass gibt es keine guten Aussichten, für Rave womöglich noch weniger. Wir sind nur Abschaum für das Imperium und vermutlich wird der Herrscher sich dazu entscheiden, uns so unauffällig wie möglich zu töten.

»Aber darüber reden wir ein anderes Mal. Nun ist sie ja hier und den Todeskriecher und ihren Bruder hast du gleich mitgebracht. Was ist mit Aedificatis?«

Er kennt den wahren Namen des Erbauers? War er nicht immerzu geheim gewesen, einst von den Wächtern behütet? Ob portes tenebra ihm diese Information zugeflüstert hat?

Vielleicht handelt es sich beim Imperator auch gar nicht mehr um einen Menschen, sondern um ein Wesen aus den tiefsten Winkeln der Unterwelt. Allein seine Stimme bezeugt, dass in ihm etwas sehr Machtvolles, beinahe schon Übernatürliches steckt.

»Er ist mit dem Herrscher der Elemente geflohen«, gesteht Kora mit gesenktem Blick. »Ich habe nicht vorhersehen können, dass er uns angreift. Verzeiht mir, mein Imperator.« Sie fällt sogar aufs Knie und verneigt sich vor ihrem Gebieter.

Wenn selbst die Kommandantin ihm solchen Respekt zollt, wie gefährlich ist er dann wirklich?

»Der Herrscher der Elemente«, schnappt der Imperator auf. »Dann sind sie also alle hier. Die Wächter weilen nun wieder unter uns und dank ihres Erwachens wird es nun noch mehr Runenquellen geben, die wir ausgraben können.«

Um noch mehr Macht und Magie zu erschaffen, die irgendwann die ganze Welt zerstören – sofern kein Wächter vorher getötet wird.

Doch noch mehr Angst habe ich vor dem Urteil, das der Imperator nun fällen wird. Wenn ich nicht mehr in dieser Welt weilen sollte, wie kann ich dann an Raves Seite bleiben, um sie zu beschützen?

»Bis auf Danev«, ertönt plötzlich Raves Stimme, die sie mit einem rebellischen Unterton erhebt. »Sie wird sich niemals entsiegeln lassen.«

Vor einigen Wochen hatten Rave und ich uns getrennt, da sie nicht nur vor mir floh, sondern sich auch auf die Suche nach einer Tafel begab. Mit diesem Gegenstand kann man eine Teilschöpfung entsiegeln, um dieser den Körper zu überlassen, während die Seele im Inneren gefangen bleibt. Nura und der Erbauer haben diesen Status bereits erreicht, wodurch jedoch nun ihr Leben in Gefahr ist. Werden die Teilschöpfungen nicht wieder versiegelt, könnten sie durch ihren Tod die Welt ins Chaos stürzen.

Der Imperator gibt ein verächtliches Schnauben von sich. »Wir wissen, dass Nura die Tafel besitzt. Es war schlau von ihr, sie zu behalten, statt sie dir zu geben.«

Dann wäre Rave entsiegelt worden und Ravass und ich wären bereits tot.

»Ihr werdet sie auch niemals bekommen«, zischt Rave.

Der Imperator schnaubt verächtlich. »Sei dir da nicht so sicher. Durch zuverlässige Quellen habe ich herausgefunden, dass es möglich ist, Menschenkörper mit denen der Teilschöpfungen zu vereinen.«

Verdammter Mist, woher weiß er das? Hätte Iain uns davon nicht erzählt, wüssten wir es wohl selbst nicht. Der Herrscher der Elemente ist allerdings der Einzige, der dies jemals mit seiner Teilschöpfung vollzogen hat.

»Wer hat Euch davon erzählt?«, frage ich mit eiserner Miene.

Der Imperator dreht den Kopf wieder zu mir, und seine blutroten Augen, die wie zwei Punkte wirken, sehen mich düster an. »Die Teilschöpfungen sind stumpfer und naiver geworden. Sie haben vergessen, welche Macht portes tenebra wirklich innewohnt. Ich spüre sie im gesamten Imperium.« Er macht eine Pause, bevor er weiterspricht. »Aquerigra hat sich mit seiner Zurückhaltung selbst verraten. Er glaubte, es würde mir nicht auffallen, dass ein dreihundert Jahre altes Wesen auf der Welt wandelt. Doch auch er begeht Fehler und ließ in einem Moment der Unachtsamkeit sein Schild fallen, was ihn letztendlich enttarnt hat. Er bemerkte es nicht einmal, dass er bereits mit portes tenebra zu tun hatte.«

Ich erinnere mich an Iains Worte.

»Es gab einmal einen Kampf mit einer mächtigen Person aus dem Imperium. Sie war mit ›portes tenebra‹-Runen ausgestattet und zu meinem Bedauern so mächtig wie ich. Wir kämpften und obwohl ich über sie siegte, waren meine Wunden kritisch. Mein Körper war dabei zu sterben und er hätte sich wieder in seine vier Elemente aufgelöst. Also gab es nur noch einen Ausweg, sowohl ihn als auch mich zu retten. Seitdem sind wir immer unentdeckt geblieben, da niemand jemals durch unsere Verschmelzung erahnte, wer ich wirklich war.«

Ob der Imperator dies gemeint hat? Kämpfte Iain gegen jemanden, der bereits die Macht von portes tenebra in sich trug?

»Verstirbt eine Seele, kehren die schlimmsten Empfindungen und Erinnerungen ins Reich von portes tenebra.«

Das hat Aaron schon einmal erzählt. Seinen Namen in meinem Kopf auszusprechen, verpasst mir einen harten Magentritt. Noch immer sehe ich den Todeskriecher vor meinem geistigen Auge, am Boden liegend, in seiner Hand ein weißes Tuch, das einst zu seiner Vergangenheit gehörte. Ich wünschte, ich hätte ihn retten können. Er hätte bestimmt einen Ausweg für diese Gefangennahme gefunden.

»Diese Erinnerungen wurden mir zugeflüstert, sodass ich in Erfahrung brachte, dass der Mensch sich mit seiner Teilschöpfung verbunden hat«, erklärte der Imperator.

»Warum habt ihr dann nicht nach ihm gesucht?«, will Rave wissen.

»Er tauchte unter. So gut, dass selbst meine besten Sicarias ihn nicht fanden. Durch seine Magie hielt er sich versteckt, bis ich glaubte, dass er sich ebenfalls wieder in den Schlaf versetzt hat.«

Das würde funktionieren? Obwohl beide miteinander verschmolzen sind? Ob er sich da mal nicht irrt? Eine Antwort auf diese Frage hat allerdings nur der Erbauer.

»Wie naiv von dir!«, zischt Rave feindselig.

Wieso provoziert sie ihn auch noch? Natürlich hege ich gegen das Imperium und besonders gegen den Imperator einen Hass, aber nun zu rebellieren, würde die Situation nur verschlimmern.

»Ich weiß, dass Danev alles tun würde, um eine Entsiegelung zu verhindern. Deswegen wird es mir nicht weiterhelfen, wenn ich deinen Bruder und den Kopfgeldjäger hinrichten lasse«, erwidert der Imperator. Unter meiner eisigen Haut kann ich das Pulsieren von Blut spüren. Wie wird nun sein Urteil lauten? »Die zwei gehören dir, Kora. Ravanea bleibt bei mir im Westflügel.«

Wohnt dort der Imperator oder gibt es da noch eine weitere Folterkammer? Wieso trennen sie uns voneinander? Doch wenn Rave frei von Schmerz wäre, würde ich die Qual mit Kora in Kauf nehmen.

»Nein, nein, nein! Warte!«, schreit Rave plötzlich voller Panik.

Etwas schnürt mir den Hals zu. Sie werden mich von Rave trennen und dann ist es vielleicht das letzte Mal, dass ich sie sehe. Dabei habe ich geschworen, sie niemals mehr allein zu lassen.

»Finnigan ist der Mörder von Fiora. Ich habe der Kommandantin die Erlaubnis gegeben, sich an dem Tod ihrer Schwester zu rächen.« Seine rot glühenden Augen richten sich auf Ravass. »Und ihr Bruder ist aus dem Gefängnis in Massott geflohen, wofür er bestraft werden muss.«

»Bitte!«, fleht Ravanea, in deren Gesicht sich all die Verzweiflung widerspiegelt, die das Imperium in ihr hervorruft.

Was kann ich nur tun? Ich muss das irgendwie verhindern.

»Lasst sie gehen! Ihr habt doch bereits, was ihr wolltet.«

»Ich lasse Verbrecher nicht ungestraft davonkommen. Bringt sie weg!«, befiehlt er und die Soldaten setzen sich in Bewegung.

Plötzlich überkommt mich Angst, die sich in alle meine Glieder frisst. Ich blicke zu Rave hinüber, die mit ihren graublauen Augen ebenfalls zu mir schaut. Reflexartig wehre ich mich gegen die Soldaten, die mich von diesem Ort wegzubringen versuchen. Meine Beine zittern und mich überkommt Panik.

Es könnte das letzte Mal sein, dass ich sie sehe. Ein letztes Mal, dass ich ihre Stimme gehört habe. Ein letztes Mal, dass wir uns so nah sind.

Ich muss etwas tun. Irgendetwas, ganz gleich, wie aussichtslos auch diese Situation sein mag. Mit all meiner Kraft stemme ich mich gegen die Griffe, ignoriere den Schmerz der Rune an meinem Hals und schöpfe alles in mir hervor, was mein Körper zu bieten hat. Unter meiner Haut spüre ich ein brennendes Reißen, als würden meine Sehnen entzweigerissen.

»Rave!«, schreie ich, als noch mehr Soldaten in den Saal rücken, um mit anzupacken.

»Finn!«, erwidert sie in einem angsterfüllten Ton.

»Lass dich nicht unterkriegen«, keucht Ravass, den sie bereits auf die schwebende Fläche gezogen haben.

»Nein!«, brüllt Rave und tritt den Soldaten zwischen die Beine. Einen trifft sie so hart, dass dieser trotz seiner metallischen Schutzvorrichtung in die Knie geht und von ihr ablässt.

Das Blut rauscht in meinen Ohren und mir bleibt kaum Luft zum Atmen. Sie werden sie wegbringen, und ich weiß nicht, was sie dann mit ihr machen. Ich könnte es nicht ertragen, dass sie sie quälen oder ihr gar Schlimmeres antun. Erst letztens musste ich mit ansehen, was Reymond ihr zugefügt hat, als ich diesen dabei erwischte, wie er sie folterte.

Was würde das Imperium mit ihr machen? Der Westflügel klang nicht gerade wie ein Gefängnis, doch diesem Mörder und Tyrannen würde ich alles zutrauen.

»Schluss mit dem Theater«, gibt Kora in einem genervten Ton von sich und aktiviert die Rune an meinem Hals.

Der beinahe unerträglich brennende Schmerz kehrt zurück, gräbt sich durch meinen gesamten Körper, sodass ich aus Leibeskraft schreie.

Doch Kora lässt nicht locker. Sie verstärkt die Qual, kommt mir immer näher und hält dabei ihre Hand ausgestreckt vor sich, als führte sie eine Leine, an der sie immer fester zieht.

»Hör auf!«, dringt Raves verzweifelte Stimme zu mir. »Bitte!« Ich kann ein Weinen darin erkennen, was mir beinahe das tote Herz aus der Brust reißt. »Finn!«

Mir wird schwindelig und ich bemerke, wie mir durch den Schmerz Tränen über die Wangen laufen. Die Pein zwingt mich in die Knie und raubt mir jegliche Möglichkeit, einen Atemzug zu tun.

Ich will nicht sterben.

Nicht weil ich schon einmal über diese Schwelle getreten bin, sondern weil ich erneut versagt habe. Ich habe Rave nicht in Sicherheit gebracht und musste sie wider Willen dem Imperium überlassen. Es kann doch nicht sein, dass unsere Reise umsonst gewesen ist.

Nein, es darf nicht hier enden …

Nicht hier …

Schwärze umfängt mich, dann wird alles in eine endlose Stille getaucht.

4 – Ravanea

 

Meine Beine zittern, meine Arme sind angeschwollen und blau, weil ich nicht aufgehört habe, mich gegen die Umklammerung der Soldaten zu wehren. Irgendwann beendet Kora alles, indem sie nicht nur Finn quält, sondern auch mir Schmerzen zufügt, die mich an den Rand der Bewusstlosigkeit führen.

Als mich die Benommenheit verstummen lässt, höre ich auch Finns Schreie nicht mehr, die mir noch immer durch Mark und Bein gehen.

Er wollte für mich kämpfen. Für mich meine Freiheit zurückgewinnen.

Tränen laufen mir ununterbrochen über die Wangen und ich kann einfach nicht glauben, was geschehen ist. Seine Schreie hallen wie ein nie endendes Echo durch meinen Kopf und reißen mein Herz Stück für Stück auseinander.

Kora wird ihm langsam den Tod bringen, seine Seele zerfetzen, um nichts mehr von ihm übrig zu lassen. Ich ertrage den Gedanken daran nicht, genauso wenig, wie meinen Bruder zurückgelassen zu haben. Warum ist dieser Dickschädel auch mitgekommen? Er wusste, wie hoch das Risiko sein würde, und trotzdem hat er sich auf den Weg zu mir gemacht.

Das werde ich ihm nie vergessen.

Ravass … die einzige Familie, die ich noch habe.

›Verzage nicht, Rave. Wir finden einen Weg. Es gibt immer einen‹, höre ich Danev sagen, deren Worte mir allerdings leer erscheinen.

Finn und Ravass sind meinetwegen hier, ich allein bin der Grund, weshalb sie überhaupt gefasst wurden. Gäbe es mich nicht, wäre Finn nun ein erfolgreicher Kopfgeldjäger, besäße ein Anwesen in Baltora und könnte wohlhabend mit seiner Familie leben.

Ravass wäre mit Mutter und Vater glücklich geworden.

Aber nur durch mich wurde ihr Glück vernichtet.

›Rave, bitte. Schüre nicht deinen Hass gegen dich selbst. Wende ihn gegen mich. Ich habe mir deinen Körper ausgesucht, deinem Leben Kummer bereitet, dir ein Schicksal voller Albträume beschert.‹

Ja, das hat sie. Trotzdem hätte ich all dem längst ein Ende setzen können, wenn ich den Mut gehabt hätte, mich dafür zu opfern. Ich habe die Hoffnung gehegt, nie wieder nach Baltora zurückkehren zu müssen, und geglaubt, die Macht von portes tenebra umgehen zu können.

Jetzt bin ich hier.

Finn und Ravass müssen dafür sterben.

Der Westflügel ist alles andere als ein Gefängnis, denn er ist das Zuhause des Imperators. Überall hängen beeindruckende Wandgemälde, ich laufe auf einem weichen goldenen Teppich, und blendende Kristallleuchten erhellen die Korridore mit warmen Farben. Dieser Anblick überragt sogar den Reichtum von Taseds damaligem Haus in Silvereast, als Finn und ich dort Zuflucht fanden.

Warum bringt mich der Imperator hierher? Wieso lande ich nicht wie letztes Mal in der Folterkammer?

›Er fürchtet sich davor, dass du erneut in den Rausch verfällst und ich dich befreie‹, beantwortet Danev meine Gedankenfrage.

Sie fühlt und hört alles, was in mir vorgeht, was einerseits unheimlich ist, andererseits aber auch hilfreich. So kann sie mich besser verstehen.