Waldemar - Leena Pulfer - E-Book

Waldemar E-Book

Leena Pulfer

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Beschreibung

Waldemar wurde als Krähenjunge geboren, doch mit der Krähensprache wollte es nicht klappen. Die Krähenmutter brachte ihn in die Sprachschule für Vögel. Doch der arme Waldemar brachte nur ein «Kuckuck» aus seinem Schnabel! Der empörte Krähenvater verstiess seinen Sohn, der als Waisenkind traurig im Wald herumflog. Vom Hunger getrieben flog er über einen grossen See und fiel ermattet ins Wasser. Gerettet wurde er von zwei Möven, die sich auch weiter um ihn kümmerten. Als er wieder bei Kräften war, flog er in den Wald zurück. Schliesslich kam er zu einer verlassenen Burg, wo der König der Vögel residiert. Seine Eigenschaft, in vielen Vogelsprachen zu piepsen, half ihm schliesslich dabei, das Krähenmädchen Arabella vor bösen Dolen zu retten. Arabella war die Tochter des Königs, also eine Prinzessin. Waldemar wurde für seine Heldentat schlecht belohnt. Die Wächter des Königs warfen ihn in den Kerker, da sie ihn verdächtigten, Arabella verletzt zu haben. Die verliebte Arabella klärte den Irrtum auf und aus ihr und Waldemar wurde ein glückliches Paar am Königshof.

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Seitenzahl: 40

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Gewidmet meiner Familie und allen Junggebliebenen

Leena Pulfer Affoltern am Albis, 5. April 2007

Inhaltsverzeichnis

Waldemar in der Schule

Das Waisenkind Waldemar

Waldemar als Wasservogel

Waldemar der Wanderer

Waldemar als Held

Waldemar im Gefängnis

Waldemar im Dienst des Königs

Inmitten eines grünen Kiefernwaldes, hoch oben auf dem Baumgipfel, hatte sich ein Krähenpaar sein Nest gebaut. Ganz und gar grässlich sah das Nest aus, von krummen Ästen zusammengetragen, von Winden schief geschüttelt, vom Regen nass gepeitscht. „Wenn schon ein Nest, dann hättest du es doch etwas hübscher bauen können“, hatte Mama Krähe bereits im Frühling gemotzt, als Papa Krähe das allerletzte Ästchen mit seinem Schnabel an der Nestwand platzierte.

„Wir sind keine Angeber", hatte Papa Krähe beleidigt geantwortet, „sondern nur ganz gewöhnliche Waldkrähen, und das soll uns genügen".

Weil das Krähenhaus so bescheiden wurde, gab Mama Krähe ihren Kindern möglichst vornehme Namen, sobald diese aus der Eiern schlüpften. Der erste Sohn hiess Romeo, der Zweite Adonis, und dann purzelten die Töchterchen Elisabet und Birgitta hintereinander in das Nest. Schliesslich konnte auch das letzte Krähenkind seine Eierschale brechen und bekam den Namen Waldemar. Waldemar war nicht nur der Letzte, sondern auch der Kleinste und der Stillste von allen Kindern. Andere Geschwister schrien lauthals so bald sie ihre Augen öffnen konnten, aber Waldemar nicht. Die anderen stritten um die besten Leckerbissen und trampelten mit ihren Krähenfüssen auf Waldemar herum, der mit blutigem Schnabel und zerzausten Flügeln zuunterst im Nest lag.

In einer Höhle am Wurzelstock des Krähenbaumes hatte auch ein Marder sein Nest und darin fünf hungrige Marderkinder. Mama Marder lauschte der Streiterei der Krähengeschwister und verfolgte mit scharfen Blicken, wann die Kräheneltern wegflogen, um Nahrung zu suchen. Als einmal sowohl Papa Krähe als auch Mama Krähe gleichzeitig abwesend waren, sauste Mama Marder schnell wie ein Pfeil den Baumstamm bis zum Krähennest hinauf, riss Romeo, der zuoberst auf dem Geschwisterhaufen herumtrampelte, aus dem Nest, warf ihn hinunter zum Boden und brachte ihn dort als Futter für ihre eigenen gierigen Kleinen. Und weil alle Krähenkinder gleich aussehen und die Krähen nur bis Zwei zählen können, bemerkten die Kräheneltern gar nicht, dass auch Adonis und Elisabet aus dem Nest verschwanden und auf dem Esstisch des schlauen Marders landeten. Als aber auch noch Schwester Brigitta unerklärlich abhanden gekommen war und Waldemar alleine im Nest sass, als die Eltern mit einer fetten Maus als Frühstück zurückkehrten, erschraken die Kräheneltern so sehr, dass sie nie mehr gleichzeitig zur Futtersuche flogen, sondern immer blieb eines von beiden in der Nestnähe und schob Wache. So blieb wenigstens Waldemars Leben verschont. War Waldemar schon vor dem Verschwinden der Geschwister still gewesen, so war er jetzt gänzlich verstummt. So sehr hatte der grausame Marder ihn erschreckt.

Als es nur mehr ein Schnabel im Nest zu fällen war, gab es mehr als genug Futter. Der magere Waldemar begann schnell grösser und kräftiger zu werden und sein zerzaustes Federkleid wurde schwarz und glänzend. Bald sah er aus wie ein richtiger Krähenjunge.

„Ist das aber ein schönes Kind“, lobte die Krähentante Greta beim Besuch. „Und so gut erzogen, spricht nichts, wenn man ihn nicht fragt.“

Waldemar krähte tatsächlich kein einziges Wort. Es war auch nicht nötig, bekam es doch den Bauch voll ohne Geschrei, weil er im Nest das einzige Kind war. Mama Krähe jedoch begann sich langsam Sorgen wegen der Stummheit des Sohnes zu machen und fürchtete, dass der Sohn gar behindert war.

„Männer sind keine Plapperschnäbel. Der Sohn kommt nach mir, eine ernsthafte echte Waldkrähe eben“, brummte Papa Krähe und tätschelte Waldemar am Kopf.

Waldemar kam ins Flugalter. Seine Flügel, die er im Nest hockend täglich trainierte, reichten schon von einer Nestwand zur anderen. Eines Tages kletterte er aus dem Nest, stand wankend auf dessen Rand und wagte vorsichtig auf den nächsten Ast zu hüpfen. Dort genoss er den warmen Sonnenschein und stutzte seine Federn zurecht, die nach dem langen Nesthocken noch etwas struppig waren. Was für ein prächtiger Krähenjunge aus dem armseligen Nesthäkchen geworden war! Mama und Papa Krähe waren sehr stolz auf ihren Prinzensohn. Aber immer noch sagte Waldemar kein Wort, nicht einmal dann als ein hübsches Krähenmädchen vom nahen Tannenwald ihn besuchen kam. Das Mädchen tänzelte um ihn herum, flatterte mit den Augenwimpern, krähte und zirpte lieblich. Waldemar entwich kein Ton. Das Mädchen hatte bald sein Selbstgespräch satt und flog beleidigt nach Hause.

„Das genügt jetzt! Ich hole einen Arzt. So bekommt er niemals eine Frau“, jammerte Mama Krähe.

Der Vogeldoktor Herr Eule wurde zum Krähenhaus für die Untersuchung von Waldemar gebeten. Der Doktor lauschte mit seinem Stethoskop die Lungen und die Herztöne des Krähenjungen, schaute ihm in die Ohren, guckte in den Hals und befahl ihm zuletzt KRÄÄÄÄ! zu rufen. Waldemar blieb stumm.