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Es gibt Zeiten, da reiht sich eine Tragödie an die andere. So auch in dem vorliegenden Gedichtband. Der waadtländische Autor Samuel E. Leresche karikiert hier mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor unter anderem einige der alltäglichen menschlichen Schwächen und Laster. Die Malheure, die den Leser durch dieses Büchlein begleiten, wollen nicht ganz ernst genommen werden. Und trotzdem
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Impressum
Samuel E. Leresche, »Wären da nicht die kleinen Tragödien – Humoreske Gedichte
www.edition-winterwork.de
© 2024 edition winterwork
Alle Rechte vorbehalten.
Korrektorat: Elke Meyer, Tündern
Lateinisches Korrektorat: Lisa Rupprath, Holtensen
Satz: Samuel E. Leresche
Umschlag: Gerhard Kosin, Hameln
Druck und Bindung: winterwork Borsdorf
ISBN Print: 978-3-98913-118-7
ISBN eBook: 978-3-98913-131-6
Seelentränen
Wären da nicht die kleinen Tragödien
Humoreske Gedichte
edition winterwork
Tragödie
tragisches Geschehen, schrecklicher Vorfall
(Duden)
Für meinen Sohn Paul,
der meinen trockenen
und schwarzen Humor
geerbt hat.
„Meine Liebste“, sprach ein Floh.
„Ich bin froh,
mit dir zu hüpfen.
Über Pelze, Glatzen, Mützen
wollen wir gemeinsam springen!
Lass mich nicht noch länger ringen,
sag schon ja!“
„Mein Geliebter!“, rief die Kleine.
„Meine Beine
zittern so!
Es soll keinen andren Floh
mehr in meinem Dasein geben!
Du nur zählst in meinem Leben!
Ich sag ja!“
„Welche Wonne! Welch ein Glück!“,
rief gar freudig unser Floh.
Sprach‘s, versah sich,
rutschte aus und fiel ins Klo.“
Mors ultimum solutionem est: Valete in perpetuum!
Eines Tages sprach die Kuh:
„Keine Milch werd‘ ich mehr geben!
Ich will endlich meine Ruh!
Soll die Welt auch noch so beben
durch des Bauers Wutgeschrei...
Niemals gebe ich klein bei!“
Sprach‘s und schwor sich:„Lieber sterben!“
Kam der Landwirt in den Stall.
„Du willst keine Milch mehr geben?“,
schrie er laut im Zorneswall.
„Hier im Haus im Frieden leben?
Fressen und nichts schaffen, wie?
Vergiss nicht: Du bist nur ein Vieh!“
Sprach‘s und drohte:„Du sollst sterben!“
Durch die Sturheit seiner Kuh,
ihren tierisch-dummen Stolz,
kam der Bauer aus der Ruh.
Wild griff er nach einem Holz,
schrie mit hasserfüllten Augen:
„Dieses Vieh tut nichts mehr taugen!“
Holte aus,
erschlug die Kuh.
Welch ein Graus! –
Jetzt hat sie Ruh!
Potius mori quam foedari.
Es lebte einst ein Wurm vom Stamme Band
an ein Ort, den er vor vielen Jahren fand
und der da Duodenum heißt,
was auf die Tatsache hinweist,
dass unser Wurm sehr günstig wohnte
und es sich wohl für ihn nicht lohnte,
an einen andren Platz zu reisen.
Denn die ihm gebot’nen Speisen
waren – man sage es nur laut –
lange Zeit sehr gut zerkaut.
Dies mag unwichtig erscheinen,
aber Biologen meinen –
und das weiß auch jedermann –
dass ein Wurm nicht beißen kann.
Denn er hat ja kein Gebiss,
dessen ist man sich gewiss!
Als der Mensch, bei dem der Wurm da hauste,
schließlich anfing alles, was er schmauste,
nur noch dürftig zu zerkauen,
lernte unser Wurm das Grauen.
Anstatt vom dünnen Magenbrei
kam jetzt oft ein Stückchen Ei
oder gar ’ne große Scheibe
Wurst. Unser Wurm wusste beileibe
nicht mehr, wie er sich ernähren sollte.
Als er schließlich wegzieh’n wollte,
hin an einen andren Ort,
weit von diesem Menschen fort,
da wars zu spät. Er lag danieder.
Zu schwach zu rühren seine Glieder.
Nicht einmal mehr ringeln konnte er
den Leib. Dies alles wurde ihm zu schwer.
Kurz: So verschied nach einigen Tagen
Cestodes der Lange. Jetzt dürft ihr klagen!
Sine dentibus vixit.
In eines Bauers weiter Tenne,
in einem großen Haufen Stroh,
saß einst ein klitzekleiner Floh
heißverliebt mit einer Henne.
Er sprach errötend zu dem Huhn:
„Ich liebe dich, geh’ mit mir fort,