Was du heute kannst verschieben, das lass ruhig bis morgen liegen. Prokrastination im schulischen Kontext - Ole Görlich - E-Book

Was du heute kannst verschieben, das lass ruhig bis morgen liegen. Prokrastination im schulischen Kontext E-Book

Ole Görlich

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Beschreibung

Das Hinauszögern einer Hausarbeit, einer wichtigen Prüfung oder gar das Aufschieben einer bedeutsamen Lebensentscheidung sind weit verbreitete Verhaltensmuster. Häufig haben sie für den Einzelnen negative Konsequenzen. Diese Beispiele illustrieren ein alltägliches Phänomen, dass als Prokrastination (umgangssprachlich Aufschieberitis) bezeichnet werden kann. Immer wieder finden sogenannte Aufschieber Gründe, warum eine bestimmte Handlung nicht ausgeführt werden sollte. Dieses Verhaltensmuster kann nicht allein als schlechte Angewohnheit charakterisiert oder mit unzureichendem Zeitmanagement erklärt werden, sondern ist vielmehr als eine Arbeitsstörung einzuordnen. Im Rahmen dieser Arbeit soll das Phänomen der Prokrastination im schulischen Kontext analysiert und evaluiert werden. Im Fokus steht die Frage, inwieweit dysfunktionales Aufschiebe- und Vermeidungsverhalten innerhalb der untersuchten Gruppe von Schülern und Schülerinnen im Alter von 13 bis 16 Jahren existiert. Außerdem wird untersucht, welcher Zusammenhang zwischen Prokrastination und Angst besteht und inwieweit speziell manifeste Angst und Prüfungsangst eine Rolle für ein Aufschiebeverhalten spielen. Des Weiteren soll der Zusammenhang von Prokrastination zu Depressivität einbezogen werden, da innerhalb der relevanten Fachliteratur mögliche Relationen konstituiert werden. Aus dem Inhalt: - Akademische Prokrastination; - State- und Trait-Prokratination; - Kognitive, affektive und behaviorale Merkmale von Prokrastination; - Depressivität, Angst und Schulunlust; - Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund

2.1 Abgrenzung Prokrastination

2.1.1 Akademische Prokrastination

2.1.2 State- und Trait-Prokrastination

2.2 Prävalenz

2.3 Korrelierende Personenmerkmale

2.4 Kognitive, affektive und behaviorale Merkmale von Prokrastination

2.4.1 Handlungsvorbereitung und Handlungsplanung

2.4.2 Selbstwirksamkeitdefizite und Attributionsstile

2.4.3 Konkurrierende Aktivitäten und Konditionierung

2.5 Depressivität

2.5.1 Abgrenzug Depressivität

2.5.2 Rumination

2.5.3 Zusammenhang zwischen Prokrastination und Depressivität

2.6 Angst

2.6.1 Abgrenzung Angst

2.6.2 Leistungs- und Prüfungsgsangst

2.6.3 Zusammenhang zwischen Angst und Prokrastination

2.7 Schulunlust

2.8 Forschungsfragen und Hypothesen

3 Methoden

3.1 Vorbereitung und Durchführung der Untersuchung

3.2 Untersuchungsstichprobe

3.3 Instrumente

4. Ergebnisse

4.1 Reliabilität

4.2 Verteilung der Konstrukte

4.3 Geschlechtsspezifische und alterspezifische Unterschiede in Bezug auf Prokrastination

4.4 Korrelationen der Konstrukte

5. Diskussion und Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Das Hinauszögern einer Hausarbeit oder einer wichtigen mündlichen Prüfung sowie das Aufschieben einer bedeutsamen Lebensentscheidung sind weit verbreitete Verhaltensmuster, die für das einzelne Individuum häufig mit negativen Konsequenzen verbunden sein können. Diese Beispiele illustrieren ein alltägliches Phänomen, dass als Prokrastination bzw. umgangssprachlich als Aufschieberitis bezeichnet werden kann. Diese sogen. Aufschieber generieren immer wieder Gründe, warum eine gewisse, tendenziell unangenehme, Handlung nicht ausgeführt werden sollte. Dieses Verhaltensmuster kann nicht als schlechte Angewohnheit charakterisiert, als Kavaliersdelikt bezeichnet oder mit unzureichenden Zeitmanagement erklärt werden, sondern sei vielmehr als eine Arbeitsstörung einzuordnen (vgl. Reinhardt, 2008).

In den letzten Jahren wurden im internationalen Rahmen das Phänomen der Prokrastination grundlegend erforscht, vor allem im anglo-amerikanischen Sprachraum. Dabei lag der Fokus oftmals auf der akademischen Prokrastination, d.h. auf dem Aufschiebeverhalten während des Studiums. Aus diesem Umstand könnte die Folgerung gezogen werden, dass Prokrastination im akademischen Bereich häufiger vorkäme oder negativere Konsequenzen nach sich zöge, als bspw. im Arbeits- oder Sozialleben. Die Fokussierung kann jedoch vielmehr damit erklärt werden, dass Prokrastination bei Studierenden trivialer festzustellen und zu untersuchen sei, da die Anforderungen des Lernens und die Vorbereitungen auf Prüfungen einen homogeneren Prozess folgen (vgl. Rist, Engberding, Patzelt & Beißner, 2006).

Nach Schouwenburg, Lay & Ferrari (2004) lassen sich zwei Zielrichtungen der aktuellen Forschung konstituieren. Auf der einen Seite die Prokrastinations-tendenz, welche als Verhaltensdisposition verstanden wird und auf der anderen Seite der Prokrastionationsprozess, welcher das Aufschieben von Verhaltensmustern determiniert. Ausgehend von der Annahme, dass eine Pro-krastinationstendenz analog zu anderen (stabilen) Persönlichkeitsmerkmalen, wie bspw. Extraversion und Offenheit existiert, könnte diese Disposition schon im Kindes- und Jugendalter vorliegen. Der Prokrastinationsprozess bietet ebenfalls Hinweise auf die Existenz von problemhaften Vermeidungsverhalten bei Heranwachsenden, da dieser sich nach Ferrari, Johnson, McCown & William (1995) als erlernter Prozess manifestieren könnte.

In der wissenschaftlichen Literatur wird das Hochschulstudium als eine „typische biografische Übergangs- oder Transformationsphase“ (Seiffge–Krenke, 1994, S.29) beschrieben. Bedingt durch biologische, soziale und psychische Veränderungen innerhalb dieser Phase, kann dieses zu Belastungen führen, welche durch Kumulation die Ausbildung von dysfunktionalem Verhalten begünstigt (vgl. Seiffge–Krenke, 1994). Unabweisbar könnte die Begrifflichkeit der Pubertät in einem (teilweise) konvergenten Rahmen beschrieben werden. Ebenfalls sei diese Phase anfällig für die Entstehung von psychischen Störungen (vgl. Eggers, Fegert & Resch, 2003). Folglich könnte der Ausgangspunkt von Prokrastination auch innerhalb der Pubertät begründet sein.

Unzureichende schulische oder akademische Leistungen werden häufig als Zeichen von Faulheit, Untätigkeit oder mangelndem Ehrgeiz gesehen, diese Etikettierung erscheint jedoch in der heutigen Zeit als unzulänglich (vgl. Helmke & Schrader, 2000). Somit bietet dieser Aspekt einen abschließenden Hinweis auf Prokrastination im Kindes- und Jugendalter.

Abgeleitet von den oben vorgestellten Prämissen, soll im Rahmen dieser Arbeit Prokrastination im schulischen Kontext untersucht, analysiert und evaluiert werden. Trotz der relativ hohen Verbreitung dieses Phänomens, finden sich keine wissenschaftlichen Untersuchungen hinsichtlich der Existenz und Relevanz im Kindes- und Jugendalter. Im Fokus dieser Arbeit steht daher die Frage, inwieweit dysfunktionales Aufschiebe- und Vermeidungsverhalten innerhalb der untersuchten Stichprobe (Schüler und Schülerinnen im Alter von 13 bis 16 Jahren) existiert. Ebenfalls, im Interesse dieser Arbeit, steht der Zusammenhang von Prokrastination zu Angst und inwieweit speziell manifeste Angst und Prüfungsangst eine Rolle für ein Aufschiebeverhalten spielt. Des Weiteren soll der Zusammenhang von Prokrastination zu Depressivität einbezogen werden, da innerhalb der relevanten Fachliteratur mögliche Relationen konstituiert werden.

2. Theoretischer Hintergrund

Wie bereits in der Einleitung dieser Arbeit erwähnt wurde, liegt der Fokus der Prokrastinationsforschung primär auf dem dysfunktionalem Aufschiebe- und Vermeidungsverhalten während des Studiums. Dieser Sachverhalt impliziert, dass Theorien, Modelle, Hypothesen und Studien sich fokussiert auf den akademischen Kontext beziehen. Dessen ungeachtet dienen diese als Grundlage des theoretischen Hintergrundes dieser Arbeit. Dieser Umstand be-zieht sich ebenfalls auf die Ableitung relevanter Fragestellungen und Hypothesen. Aus wissenschaftstheoretischer Sichtweise könnte dieses Vorgehen durchaus kritisiert werden, da zwischen Schülern (Schülerinnen) und Studenten (Studentinnen) sowie den Institutionen Schule und Universität elementare Unterschiede bestehen. Legitimation erhält dieses Vorgehen jedoch zum einen aus der Gegebenheit, dass bisher keine empirische Forschung in Bezug auf Prokrastination im schulischen Kontext existiert und zum anderen, aus vergleichbaren Lernprozessen sowie institutionellen Analogien.

Einführend soll die Begrifflichkeit der Prokrastination abgegrenzt und nachfolgend in den akademischen Kontext eingeordnet werden. Weiterführend soll die Merkmalsstabilität betrachtet, unterschiedliche Prävalenzen aufgezeigt und korrelierende Personenmerkmale vorgestellt werden. Anschließend werden charakteristische Merkmale von Prokrastinationstendenzen in den Dimensionen Affekt, Verhalten und Kognitionen vor dem Hintergrund organisationaler und selbst-regulatorischer Defizite der betroffenen Individuen diskutiert. Ins-besondere spezifische Dysfunktionalitäten in der Handlungsplanung und Handlungsausführung sollen anhand vorliegender empirischer Befunde in die Diskussion eingebunden werden. Die beiden darauf folgenden Abschnitte befassen sich mit der Interaktion zwischen Prokrastination und Konstrukten, der Angst bzw. Depressiviät. Abschließend werden Forschungsfragen und Hypothesen vorgestellt.

2.1 Abgrenzung Prokrastination

Das Wort Prokrastination leitet sich aus dem lateinischen Verb procrastinare ab und kann mit auf morgen verschieben übersetzt werden (vgl. Langenscheidt, Großes Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch, 2009). Besondere Verwendung fand das Verb procrastinare im militärischen Jargon der Römer i.S.e klugen Verschiebens von Handlungen (vgl. Scharder & Helmke, 2000). Folglich kann eine durchaus positive Konnotation im ursprünglichen Sinne unterstellt werden. Seine heutige, generell negative Konnotation erhielt das Wort Prokrastination mit Beginn der industriellen Revolution in der Mitte des 18. Jahrhunderts (vgl. Steel, 2007; Helmke & Schrader, 2000). Eine Begründung dessen, könnte in den enormen ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit liegen. Der britische Gelehrte Samuel Johnson (1751) beschrieb Prokrastination als „one of the general weaknesses, which, in spite of the instruction of the moralists, and the remonstrances of reason, prevail to a greater or less degree in every mind” (Johnson, 1751 zitiert nach Steel, 2007, S. 7).