Was zu bezweifeln war - Hans-Dieter Radecke - E-Book

Was zu bezweifeln war E-Book

Hans-Dieter Radecke

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Beschreibung

Wo liegen die Grenzen unserer Erkenntnis? Stehen wir im Zentrum der Zeit? Hat die Evolution ein Ziel und ist der Urknall gar nur ein Werbegag? In einer launigen Reise durch die Geschichte der menschlichen Erkenntnis finden die Autoren überraschende Antworten. Am Ende erweist sich der wissenschaftliche Wahrheitsanspruch als ebenso unhaltbar wie die Vorstellung einer von uns unabhängigen Welt. Was zu bezweifeln war von Hans-Dieter Radecke, Lorenz Teufel: als eBook erhältlich!

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Hans-Dieter Radecke / Lorenz Teufel

Was zu bezweifeln war

Die Lüge von der objektiven Wissenschaft

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Prolog1 Dinge zwischen Himmel und ErdeSpuk auf Sizilien?Wunder in Konnersreuth?Zu allen Zeiten, in allen KulturenDas Paranormale erobert das LaborPsychokinese bezwingt den ZufallAnders fernsehenExistent, aber unnütz?Weil nicht sein kann, was nicht sein darfDie Guten ins Kröpfchen, die Schlechten ins TöpfchenEine feste Burg ist unser GottDie wirkungslosen Posaunen von Jericho2 Gläubige Vernunft – vernünftiger GlaubeDas DuellVernunft gegen Vernunft und Glaube gegen GlaubePriester des WissensTotale VerzweiflungFreiheit in Aktion3 Wissenschaftliche WahrheitenSand im ewigen UhrwerkEin objektiv verliebtes GenieUnscharfe WeltWürfelt Gott?Ein neuer Glaube, eine neue WahrheitKetzerDie Rückkehr der RenegatenNoch ein weiterer Einzelfall4 Mythos WissenschaftDer wählerische Mund der positiven WahrheitMetaphysik in kleinen HirnenMitten ins Herz oder metaphysische TrägheitRätselhafte BlindheitRevolutionen und RebellenExperimenteller RegressJanusköpfeDer levitierende SuperstarBlüten der Freiheit5 Vorletzte ErkenntnisseWir in der WeltAußerirdische TelevisionenNichtdenker im LaborWir in der Welt, die Welt in unsDer Teil und das Ganze6 Letzte WahrheitenEin Blick in den HimmelDas unteilbare IndividuumBlick in die HölleDer Einzelne und die VielenZwischen Freiheit und OrdnungFreier FortschrittEpilogLiteraturBildnachweis
[home]

Prolog

Die Tür öffnet sich und wird hastig wieder geschlossen. Ein Schwall kalter, feuchter Luft flutet in den behaglich warmen Saal.

 

Sorry. Bin spät dran, aber immerhin. Keine zweihundert Meter sind’s vom »Schwejk« bis hierher. Auf diesem Katzensprung hat mich diese verdammte Klimakatastrophe überrascht. Ein Sauwetter ist das. Das Diskussionsklima da draußen ist übrigens auch eine Katastrophe. Hätte nicht viel gefehlt, und die Gutmenschentruppe auf der Straße hätte mich gelyncht. Jetzt verkünden sie ihre objektiven Wahrheiten schon mitten auf dem Bürgersteig.

»Das Ende der Zivilisation ist nah! Hilf mit, die Welt zu retten!« Du meine Güte, bei denen ist nicht nur das Papier auf ihren Tischen durchgeweicht. Fehlte nur noch, dass sie mich Genosse nennen. Bauen mitten auf dem Bürgersteig ihren antiklimatischen Schutzwall und zwingen mich unter die Spritzdusche vorbeirasender CO2-Schleudern. Man steht da, klatschnass und durchgefroren, während dieses Weltrettungskommando von galoppierender globaler Erwärmung schwadroniert. Und da soll man dann nicht die Contenance verlieren.

»Nun macht aber mal voran mit eurer Erwärmung, müsste gar nicht global sein, lokal würde mir fürs Erste schon reichen! Das Sauwetter macht mich nämlich rasend.« Mehr habe ich gar nicht gesagt. Aber Humor ist deren Sache nicht. Ich sei ein zweiter Bush oder Hitler und, schlimmer noch, ein »Klimaleugner«, blaffen sie mir hinterher. Dabei habe ich die Existenz eines Klimas nie bezweifelt.

»Der ist von den Ölheinis gekauft«, kreischen die gutsituierten Inhaber der objektiven Wahrheit und nähern sich mir drohend. Ich wechsle die Straßenseite und komme vom Regen in die Traufe. Ein Herr im grauen Anzug drängt mich mit hochrotem Kopf rücksichtslos in den Rinnstein. Er schwenkt eine Fahne der PRR (Partei der Radikalen Rationalisten) und ruft irgendetwas Unverständliches über paradoxe Rad-Ecken und abnormales Teufelszeug.

Der hat wohl euer Plakat gelesen. Grund genug, mich hier aufzuwärmen.

Heute Vortrag

Ist das Paranormale normal? Ja!

Basiert Wissenschaft auf Glauben? Ja!

Gibt es eine objektive Wirklichkeit unabhängig vom Beobachter? Nein!

Gibt es eine absolute, objektive Wahrheit? Nein!

Gibt es die Freiheit des kreativen Geistes? Ja!

[home]

1Dinge zwischen Himmel und Erde

Das Unheil menschlicher Existenz beginnt, wenn das wissenschaftlich Gewusste für das Sein selbst gehalten wird und wenn alles, was nicht wissenschaftlich wissbar ist, als nicht existent gilt.

Karl Jaspers[1]

Spuk auf Sizilien?

Im Dezember 2003 nahm von Canneto di Caronia auf Sizilien eine Serie von sehr merkwürdigen Ereignissen ihren Ausgang. Alles begann kurz vor Weihnachten mit einer verkohlten Steckdose und endete im darauffolgenden März mit der teilweisen Evakuierung des Dorfes und der Ausrufung des Ausnahmezustandes.

Was war geschehen? Ein paar Tage vor Heiligabend schossen bei Nino Pezzino, einem damals 43-jährigen Versicherungsangestellten, plötzlich Flammen aus der Steckdose. Der gerufene Elektriker wechselte die Dose aus, sagte: »Alles okay!«, und verschwand. Die Sache schien erledigt.

Ohne die nachfolgenden Ereignisse hätte diese verkohlte Steckdose niemanden interessiert. Die Sache wäre nach einigen Tagen vergessen gewesen. Verkohlte Steckdosen sind zwar relativ selten, aber nichts Ungewöhnliches. In der Tat sind sie so gewöhnlich, dass sich niemand groß Gedanken darüber macht, warum eine Steckdose plötzlich verkohlt. Niemand macht sich die Mühe, die genaue Ursache herauszufinden. So etwas passiert eben. Kein technisches Gerät ist vollkommen. Es gibt Netzschwankungen, Dinge haben Konstruktionsfehler oder sind alt und geben irgendwann den Geist auf.

Am nächsten Tag brannte Ninos Küchenherd. Nun waltete der Fachmann des Stromwerks seines Amtes. Er tüftelte, werkelte, prüfte, äugte tief und tiefer und sagte: »Alles okay!« Tags darauf spuckte die Waschmaschine keine Wäsche, sondern Flammen aus.

Hätte die Sache hier geendet, würde heute kein Hahn mehr danach krähen. Es wüsste zwar niemand, warum die Steckdose, der Küchenherd und die Waschmaschine plötzlich abfackelten, aber was soll’s, Dinge gehen nun mal kaputt.

Aber es war nicht das Ende, der »Spuk« weitete sich aus. Jetzt brannte es auch in den Nachbarhäusern. Möbel und Betten gingen in Flammen auf, weil die Sprungfedern zu glühen begannen. Abstellkammern loderten, und ein Bewohner namens Paolo Pizzuto musste Fersengeld geben, weil sein rechter Schuh eine zu heiße Sohle aufs Parkett legte.

Die Experten des Stromkonzerns waren ratlos. Sie trennten einen Teil des Dorfes vom Netz und versorgten die Häuser mit Generatoren. Vergeblich, es wurde noch schlimmer.

Immer noch gingen Möbel, Haushaltsgeräte und Sicherungskästen in Flammen auf – obwohl der Strom abgeschaltet war.

Der Kompass vergaß, dass er nach Norden zu zeigen hatte, Autos starteten, ohne dass jemand im Wagen saß, Fernseher schalten sich ein, Handys wählten von allein oder klingelten ohne Grund, ein Kleinbus explodierte. Der Bahnübergang musste gesperrt werden, weil die Schranke nicht mehr reagierte.

Nun trat Rom auf den Plan und fuhr schweres Geschütz auf. Die Regierung rief den Notstand aus und veranlasste die Beschlagnahmung und Evakuierung von dreizehn Häusern. Siebzehn Familien mussten sich in Hotels oder bei Verwandten einquartieren. Die Staatsanwaltschaft und der militärische Abschirmdienst wurden eingeschaltet, und Wissenschaftler aus ganz Italien pilgerten nach Canneto, um das Rätsel zu lösen. Ende März war der Ort Freiluftlabor und Geisterdorf zugleich. Feuerwehr, Zivilschützer und Carabinieri patrouillierten durch die leeren Straßen, während Professoren und Doktoren dem Problem mit Ratio und Messgeräten zu Leibe rückten.

Was ging da vor sich? Warum spielte die Natur scheinbar verrückt? Es war rätselhaft, zumal Polizei und Feuerwehr Brandstiftung oder Sabotage kategorisch ausschlossen.

Im Sommer endete der Spuk so abrupt, wie er begonnen hatte, nach über vierhundert Bränden. Zum Glück erlitt niemand größere körperliche Schäden. Angst und Schrecken waren schlimm genug.

Was war die Ursache dieses Wahnsinns? Wurden hier die Naturgesetze außer Kraft gesetzt? War es ein paranormales Phänomen?

Paranormale Phänomene

Hellsehen: Wahrnehmung räumlich entfernter Ereignisse ohne technische Hilfsmittel (Remote Viewing)

Präkognition: Wahrnehmung zukünftiger Ereignisse

Telepathie: Wahrnehmung der Gedanken anderer Lebewesen

Psychokinese (auch Telekinese): Bewegung, Veränderung oder Verwandlung materieller Objekte durch »Gedankenkraft« (z.B. Levitation)

Der Geochemiker Professor Giuseppe Maschio von der Universität Messina sagte damals: »Wir haben es hier mit einem Ereignis zu tun, das wissenschaftlich noch nie beschrieben wurde, für das es keine Vergleiche gibt. Klar, dass dieses Phänomen die Medien fasziniert – aber natürlich auch uns Wissenschaftler: Eben weil es so absolut einzigartig ist.«[2]

Bemerkenswert ist in diesem Fall, dass kein Wissenschaftler die Ereignisse leugnete, wie das bei sogenannten paranormalen Phänomen sehr häufig geschieht. Niemand behauptete, es sei eine zufällige Häufung von im Grunde ganz normalen Unfällen gewesen oder es habe sich um kollektive Wahnvorstellungen oder Fälschungen gehandelt. Die Phänomene selbst stehen hier nicht in Frage. Nur ihre Ursache ist heftig umstritten.

Sehen wir uns nun einige der vorgeschlagenen Erklärungen an[3]:

Der Physiker Giovanni Gregori machte ein Elmsfeuer, die zeitweilige Verstärkung des elektrischen Erdfeldes, verantwortlich, was sein Kollege Gianni Comoretti jedoch heftig bestritt.

Ein Fachmann glaubte, dass ein durch atmosphärische Linseneffekte konzentrierter Sonnensturm verantwortlich war.

Andere suchten die Lösung in der Tiefe und gaben konzentrierter geothermischer Energie die Schuld.

Waren es vielleicht unterirdische Magmaströme und damit verbundene Methansausbrüche des einige hundert Kilometer entfernten Ätna?

Oder waren fehlgeleitete elektrische Ströme aus der nahen Bahnlinie die Ursache?

Der militärische Geheimdienst suchte vor der Küste nach fremden U-Booten mit bislang unbekanntem Antrieb.

Pater Gabriele Amorth, Exorzist des Vatikans, machte es nicht so kompliziert und gab dem Teufel die Schuld.

Offiziell geeinigt hat man sich schließlich auf elektromagnetische Emissionen als Ursache, die allerdings nur in bestimmten Momenten aktiv werden und entweder natürlichen oder nicht natürlichen Ursprungs sein können.

»Falls wirklich elektromagnetische Wellen schuld sind«, erklärte der Ingenieur Domenico Spoto, »dann lassen sie sich wahrscheinlich nur in dem Moment erfassen, in dem die Phänomene tatsächlich auftreten. Wir haben jetzt mehr als sechshundert Stunden lang kontinuierlich gemessen, das ist ja nun wirklich nicht wenig: Aber: Nichts ist passiert.«[4]

Niemand, der seine paar Sinne beisammen hat, wird diese hochoffizielle Erklärung ernst nehmen. Sie ist ein Dokument der Ratlosigkeit. Im Grunde bedeutet sie nur: Wir haben keine Erklärung, haben aber nicht den Mut, es zuzugeben.

Jetzt aber mal langsam. Was ist denn eure Erklärung?

Wir haben keine.

War es ein paranormales Phänomen?

Auch das wissen wir nicht. Kann sein, kann aber auch nicht sein.

Warum, zum Teufel, habt ihr dann diesen Fall so ausführlich geschildert?

Weil wir die Reaktion der Wissenschaftler auf diese Phänomene interessant finden.

Was ist daran so interessant? Sie haben doch nichts herausgefunden.

Doch, sie haben herausgefunden, dass sie für dieses Phänomen keine wissenschaftliche Erklärung haben.

So wie ich die Wissenschaftler kenne, würden sie sagen: »Noch – es gibt noch keine Erklärung. Deswegen muss es aber kein paranormales Phänomen sein. Nur weil wir noch keine Erklärung kennen, bedeutet das nicht, dass es innerhalb des wissenschaftlichen Rahmens prinzipiell nicht erklärbar ist. Es könnte eine geben, nur kennen wir sie nicht.«

Richtig. Es könnte eine Erklärung im bereits bekannten Rahmen der Wissenschaft geben, es könnte aber auch sein, dass es sich um ein bisher gänzlich unbekanntes Phänomen handelt, das die Wissenschaft zwingen würde, ihren theoretischen Rahmen zu erweitern. In beiden Fällen hätten wir etwas dazugelernt, und die Wissenschaft könnte einen weiteren Triumph feiern.

So sollte es sein, das ist die eigentliche Aufgabe der Wissenschaft. Was findet ihr daran so bemerkenswert?

Bemerkenswert daran ist, dass das in anderen Fällen eben nicht passiert. Phänomene wie Telepathie oder Telekinese werden von der Mehrheit der Wissenschaftler einfach geleugnet oder als Fälschung diffamiert, Forscher, die sich damit beschäftigen, werden von ihren Kollegen als Spinner verlacht und geradezu verketzert.

Das wundert mich nicht. Wenn ich daran denke, wie die da draußen reagiert haben, nur weil ich ihre absolute Klimawahrheit mit Humor besudelt habe. Zum Glück leben wir nicht mehr im Mittelalter.

Wie man’s nimmt. Ist Ihnen der Name Brian Josephson ein Begriff?

Dunkel, sehr dunkel. Ist er nicht Nobelpreisträger?

Er hat 1973 den Physiknobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Supraleitung erhalten. Nach ihm ist der Josephson-Effekt benannt. Schön für ihn. Und weiter?

Nach seinem Nobelpreis wandte er sich der Untersuchung paranormaler Phänomene und außersinnlicher Wahrnehmungen zu. An der Universität Cambridge baute er eine Arbeitsgruppe auf, die sich mit der Geist-Materie-Wechselwirkung beschäftigte. Daraufhin bekam der Fellow des Trinity College massive Schwierigkeiten. Ehemalige Kollegen distanzierten sich von ihm und meinten: »Josephson spinnt doch.«[5] Fachzeitschriften weigerten sich, seine Artikel zu veröffentlichen.

Immerhin wurde er nicht verbrannt. Die Zeit der Scheiterhaufen für Ketzer ist wohl doch endgültig vorbei.

Wunder in Konnersreuth?

Drei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser und dreißig Tage ohne Nahrung. So lautet eine alte Regel über die Verletzlichkeit des Menschen. Natürlich sind das nur grobe Richtwerte. Menschen haben schon weit über dreißig Minuten in kaltem Wasser ohne Luft überlebt. Aber kann ein Mensch über mehrere Monate, gar Jahre, ja, Jahrzehnte hinweg ohne Nahrung und Flüssigkeit auskommen? Selbst aufgeschlossene Zeitgenossen werden hier ihre Zweifel haben. Ein solches Phänomen würde nicht nur die gewohnte Biologie und Chemie des menschlichen Körpers in Frage stellen, es würde auch die Physik bis in die Grundfesten erschüttern. Hier stehen nicht nur einige mehr oder weniger wichtige Theorien in Frage, hier geht es an das Fundament der Wissenschaft selbst.

Ein menschlicher Körper produziert selbst im Ruhezustand ca. 75 Watt Wärmeleistung. Und die dazu nötige Energie muss ständig in Form von Nahrung zugeführt werden. Ein Körper, der über Jahrzehnte hinweg Leistung erbrächte, ohne dass ihm Energie zugeführt würde, wäre ein Perpetuum mobile. So etwas kann und darf es nicht geben. Es ist unmöglich!

Und doch wird genau das von Therese Neumann aus Konnersreuth berichtet.

Therese war das erste von elf Kindern und wurde in der Nacht zum Karfreitag 1898 geboren. Sie besuchte die Volksschule und arbeitete später als Bauernmagd. Während ihrer anstrengenden Arbeit stürzte sie mehrmals schwer und wurde mit zwanzig Jahren bettlägerig. Ein Jahr später erblindete sie und war zeitweise taub. An den Tagen der Selig- und Heiligsprechung der Therese von Lisieux, 1923 und 1925, verbesserte sich ihr Zustand urplötzlich. Sie konnte wieder sehen, und die Lähmungen ließen nach.

Seit 1926 nahm sie immer weniger zu sich. Anfangs noch aus etwas flüssiger Nahrung bestehend, beschränkte sich ihre Nahrungsaufnahme später, ab 1927 bis zu ihrem Tod im Jahre 1962, auf lediglich eine Hostie während der täglichen Kommunion. Diese Frau lebte 35 Jahre lang ohne Wasser und nur von einer einzigen Oblate pro Tag.

Natürlich klingt das nicht nur für uns Heutige unglaublich. Es war schon damals unglaublich, und deshalb befand sich Therese auch zweimal (1927 für zwei Wochen und 1940 für sechs Tage) zur Beobachtung in Krankenhäusern. Vereidigte Aussagen aller Teilnehmer der Überwachungs- und Untersuchungskommission, von beteiligten Ärzten und Professoren bestätigen allesamt die Nahrungslosigkeit Thereses. Daneben gibt es noch Verwandte und Besucher, die entweder alle demselben Betrug aufsaßen oder Teil einer riesigen Verschwörung waren.

Auch der Chefredakteur der Neuesten Münchner Nachrichten, Dr. Fritz Gerlich, bekam 1927 Wind von der Sache in Konnersreuth. Er schickte seinen Mitarbeiter von Aretin nach Konnersreuth, um die Hintergründe aufzuhellen. Gerlich war Skeptiker und erwartete, dass sein Mitarbeiter den Schwindel schnell durchschauen und dem »Wunder« ein Ende machen würde. Von Aretins Bericht war aber weit entfernt davon, die Erwartungen seines Chefredakteurs zu erfüllen. Also reiste Gerlich selbst nach Konnersreuth, um dieser Hysterie oder Autosuggestion auf die Schliche zu kommen. Er kam als Bekehrter zurück und kämpfte fortan für das »Wunder« von Konnersreuth.

Aber es kommt noch besser. Denn Therese konnte nicht nur auf Nahrung verzichten, erlebte mehrere Spontanheilungen und zeigte die Stigmata Christi, nein, Therese, die nur die Volksschule besucht hatte, konnte plötzlich auch Latein, Portugiesisch, provenzalischen Dialekt und Altaramäisch sprechen. Auch diese Fähigkeiten wurden von vielen Menschen, darunter Fachleute, bestätigt.

Es erübrigt sich wohl zu betonen, dass das »Wunder von Konnersreuth« bis heute umstritten ist. In diesem Fall sind nicht nur die Erklärungen umstritten, sondern auch das Phänomen selbst wird in Frage gestellt. Die ganze Sache ist zu verrückt. Nüchtern betrachtet, scheint es aber nur zwei Möglichkeiten zu geben: Entweder dieses Phänomen hat so stattgefunden, wie es die ungezählten Zeugen berichten und beeiden, oder es handelte sich um eine riesige Verschwörung von Ärzten, Professoren, Altphilologen, Krankenschwestern, Familienmitgliedern, Dorfbewohnern und Journalisten.

Wie sehr dieser Fall auch heute noch die Menschen bewegt und wie schnell auch seriöse Medien mit der Wahrheit zu lügen bereit sind, wenn es um paranormale Phänomene geht, zeigt folgendes Beispiel: Am 28. Juli 2008 konnte man auf Spiegel Online folgende Sätze über den Fall Konnersreuth lesen: »Die (Therese) sollte einst auf bischöfliche Anordnung zur Beobachtung in ein Krankenhaus gezerrt werden – wogegen sich die resolute Bauersfrau nach Kräften wehrte. Nie wurden Gerüchte überprüft, denen zufolge ein Kessel mit Pichelsteiner Eintopf unweit ihrer Kammer stand.«[6] An diesen Sätzen ist nichts unwahr, und trotzdem sind sie eine Lüge. Es stimmt, Therese weigerte sich 1936 tatsächlich, sich erneut in ein Krankenhaus einliefern zu lassen. Der Artikel verschweigt aber, dass sie das auf Anraten von Professoren, Kardinälen und ihres Vaters tat, weil die Nazis schon des Öfteren angedroht hatten, sie zwangsweise in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen. Der Artikel vergisst auch zu erwähnen, dass zwei Untersuchungen Thereses stattfanden (eine 1927 und eine 1940), welche die Nahrungslosigkeit bestätigten. Und Gerüchte über einen Pichelsteiner Eintopf wurden wahrscheinlich deshalb nicht »überprüft«, weil sie kompletter Unsinn waren. Oder ist es wirklich vorstellbar, dass all die gelehrten und weniger gelehrten Damen und Herren, die ständig bei Therese ein und aus gingen, nichts von einem Pichelsteiner Eintopf bemerkt haben sollen? Ist ein unbestätigtes Gerücht vertrauenswürdiger als die vorliegenden (zum Teil beeideten) Zeugenaussagen?

Puh, das ist starker Tobak.

So ist das Leben.

Ehrlich gesagt, ich bin etwas ratlos. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Glaubt ihr denn, dass das ein von Gott bewirktes Wunder war?

Nein, wir glauben, Gott hätte auf dieser Welt weit Besseres zu tun, als eine arme Bauernmagd 35 Jahre lang auf Diät zu setzen, mit Wunden zu traktieren und sie in fremden, uralten Sprachen sprechen zu lassen, mit denen sie in der Oberpfalz sowieso nichts anfangen konnte.

Was war es dann?

Eine von der CIA und den Juden organisierte Verschwörung – was sonst.

Das finden wir hier lustig, aber redet mal mit denen da auf der Straße. So weit ist der Scherz von deren Weltbild gar nicht entfernt.

Dann wird es diese Inhaber der Wahrheit wohl auch nicht beruhigen, wenn wir ihnen sagen, dass diese Verschwörung nicht auf die Oberpfalz beschränkt ist. Es gibt auch außerhalb Bayerns viele gut dokumentierte Berichte über Stigmata, ungewöhnliche Sprachphänomene und lang andauernde Nahrungslosigkeit. Der Inder Prahlad Jani zum Beispiel lebte über 65 Jahre lang ohne Wasser und Nahrung.[7] Er wurde 2003 untersucht und stand im Krankenhaus unter ständiger Videoüberwachung. Ein Betrug konnte nicht festgestellt werden. Diese Juden und Amis scheinen auch in Indien gute Arbeit zu leisten.

Bleibt uns also nur die Wahl, entweder Hunderte von unbescholtenen Bürgern wahlweise zu gerissenen Verschwörern oder selten dämlichen Idioten zu erklären, oder …

Oder wir halten das Phänomen für echt, dann müssen wir aber den Glauben an unsere strengen, objektiven und allgemeingültigen Naturgesetze zumindest relativieren.

Für radikale Rationalisten gibt es also nur die Alternative zwischen Pest und Cholera.

Diese Alternative basiert auf der Voraussetzung, dass es eine objektive Außenwelt und damit eine objektiv feststellbare Wahrheit gibt. Die paranormalen Phänomene sind dann entweder objektiv und tatsächlich geschehen, oder unsere Naturgesetze sind objektiv gültig. Tertium non datur, sagt der Lateiner. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Aber vielleicht gehen wir von falschen Voraussetzungen aus. Vielleicht sind ja weder die paranormalen Phänomene noch die Naturgesetze in diesem strengen Sinne »objektiv« vorhanden. Möglicherweise hat unser Konzept einer vom Beobachter vollständig unabhängigen objektiven Realität eine Lücke oder basiert auf einem Vorurteil. Dann wäre die Alternative gar nicht objektiv entscheidbar, weil es sie gar nicht objektiv gibt.

Zu allen Zeiten, in allen Kulturen

Außergewöhnliche Ereignisse sind kein neues Phänomen, sie gehören zur Kulturgeschichte der Menschheit und werden seit Jahrtausenden vermeldet und überliefert. Je nach Zeit und Kultur wurden solche Phänomene Geistern, Dämonen, Göttern oder Heiligen zugeschrieben. Die in der Bibel geschilderten Wunder Jesu unterscheiden sich nicht von dem, was wir heute ein paranormales Phänomen nennen würden. Jesus schwebte über den Wassern, er bewirkte Spontanheilungen und verwandelte Wasser in Wein.

Die Ethnologie ist reich an Beobachtungen, bei denen Medizinmänner anderen Menschen durch Rituale bewusst und regelmäßig gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod zufügen oder sie per Fernwirkung heilen.[8]

Menschen aus vielen Kulturen vermelden auch heute noch »paranormale« Phänomene – erlebt und detailliert geschildert nicht von geldgierigen Scharlatanen, sondern von einem Querschnitt ganz gewöhnlicher Bürger, auf deren Ehrlichkeit und Beobachtungsgabe sich unsere Gerichte, unsere Ärzte und unsere Polizei Tag für Tag verlassen. Neben den parapsychologisch einzuordnenden Erlebnissen und den Wunder- und Spontanheilungen gibt es noch weitere Kategorien ungewöhnlicher Beobachtungen und Erfahrungen, zu denen etwa auch die Sichtung unbekannter Flugobjekte gehört. Wer sich ernsthaft mit dieser Materie auseinandersetzt, wird nur unter Aufbietung enormer (ir)rationaler Vorurteile leugnen können, dass es einige sehr komplexe, durch erfahrene Beobachter und in einigen Fällen sogar durch Radaraufnahmen abgesicherte Berichte gibt, für die sich keine herkömmliche Erklärung finden lässt. Bei mehreren besonders spektakulären Fällen konnten nacheinander alle üblichen Erklärungen (Meteore, Ballons, Flugzeuge, Raketenstufen usw.) durch sorgfältige Recherche bei astronomischen und meteorologischen Beobachtungsstationen sowie der zivilen und militärischen Luftüberwachung ausgeschlossen werden.[9]UFOs im Sinne von »unidentifizierbaren oder unerklärbaren Flugobjekten« sind ein Teil unserer Welt, auch wenn es reine Spekulation ist, sie als außerirdische Raumschiffe zu interpretieren.

Aber wenn es um so ungewöhnliche Erfahrungen und Berichte geht, ist doch ein gesundes Maß an Misstrauen durchaus angebracht.

Aber natürlich. Und in solchen Fällen ist es auch in Ordnung, wenn wir noch ein Quantum Skepsis drauflegen. Aber irgendwann schlägt auch das gesündeste Maß an Misstrauen in Menschenverachtung und Irrationalität um.

Wohin allzu viel Skepsis führen kann, zeigt das Beispiel einer Tiermedizinerin, die im deutschen Fernsehen als Expertin für das oft unerklärliche Heimfindevermögen von Tieren auftrat.

Es gibt viele Fälle, in denen Hunde- oder Katzenbesitzer davon berichten, ihre Tiere seien nach einem Umzug, den sie durch Abwesenheit verpasst hatten, über Hunderte oder gar Tausende von Kilometern ihren Besitzern gefolgt und nach Monaten abgemagert, aber gesund am neuen Wohnsitz aufgetaucht.

Ein besonders bemerkenswertes Beispiel ist ein Collie namens Bobbie, der in den USA eine Strecke von rund zweitausend Kilometern zurücklegte, um seinen Besitzern, einem Ehepaar aus Ohio, zu einem neuen Anwesen zu folgen, das er nie zuvor gesehen hatte und von dem er nichts wissen konnte. Der Ehemann hatte das Haus in Oregon alleine ausgesucht und gekauft. Über mehrere Stationen fuhr das Paar mit dem Hund ins neue Heim. Unterwegs, in Indiana, verschwand der Hund und kehrte auch an den folgenden Tagen nicht zurück, so dass das Paar schweren Herzens allein aufbrechen musste. Etwa drei Monate später kam Bobbie (klar erkenntlich am Halsband und an der Zeichnung des Fells) abgemagert am neuen Wohnsitz an.

Ein Forscher untersuchte später den Fall. Über Zeitungsanzeigen suchte er Menschen, die den Hund auf seinem Weg gesehen oder gefüttert hatten. Es meldeten sich verschiedene Personen, die in der fraglichen Zeit einen Collie, auf den die Beschreibung passte, versorgt hatten. Als der Forscher die jeweiligen Aufenthaltsorte dieser Menschen auf eine Karte übertrug, stellte sich heraus, dass der Hund eine mehr oder weniger gerade Linie mit nur wenigen Umwegen in Richtung auf sein Ziel eingeschlagen hatte – ein Ziel, an dem er nie zuvor gewesen war.[10]

Und was hatte die »Expertin« zu derartigen Fällen zu sagen? Sinngemäß lautete ihr Kommentar: »Hunde- und Katzenbesitzer möchten immer, dass ihre Tiere ganz besondere Fähigkeiten haben. Dabei machen sie sich leicht etwas vor. Die einfachste Erklärung für diese Berichte ist, dass den Menschen ein Tier zugelaufen ist, das dem vermissten sehr ähnlich sieht und daher schnell als das abhandengekommene angesehen wird.« In einem stimmen wir der »Expertin« uneingeschränkt zu. Es ist eine sehr einfache, um nicht zu sagen einfältige Erklärung.

Menschen, die jahrelang eng mit ihrem Haustier zusammengelebt haben, sollen ihren Hund oder ihre Katze mit einem »Doppelgänger« verwechseln? Die Wahrscheinlichkeit, dass einem ausgerechnet dann ein Tier zuläuft, wenn man zuvor eines verloren hat, und dass das neue dem alten dann auch noch aufs Haar gleicht, ist so astronomisch klein, dass ein Sechser im Lotto dagegen beinahe alltäglich wirkt. Ganz abgesehen davon stellt sich die Frage, welche ungeheueren Abwehrreaktionen in dieser Tiermedizinerin am Werk sind, wenn sie diese völlig abstruse Erklärung für einleuchtender hält als die schlichte Annahme, dass Tiere eben genau das können, was ihre Besitzer beobachten?

Warum geraten angeblich rationale Zeitgenossen ins Hyperventilieren, wenn sie Begriffe wie Hellsehen oder Telepathie nur hören? Wenn ihnen dagegen ein Astrophysiker im Brustton der Überzeugung erklärt, die Welt sei fast ausschließlich aus »dunkler Materie und dunkler Energie« zusammengesetzt, einer »Geistersubstanz«(!!), für die es keinerlei experimentelle Hinweise gibt und über deren Eigenschaften völlige Unklarheit besteht, deren Existenz man aber theoretisch annehmen muss, um ein lieb gewordenes kosmologisches Weltbild (den Urknall) zu retten, dann stehen die gleichen Menschen intellektuell stramm. Sie haben ein festes Weltbild und klare Vorstellungen davon, was in ihrer Welt geschehen darf und was nicht. Paranormale Phänomene, UFOs und »Wunder« gehören nicht dazu, weil sie den Gesetzen der Physik widersprechen – und diese Gesetze sind diesen rationalen Zeitgenossen schließlich heilig.

Diejenigen Menschen allerdings, denen die Heiligkeit der jeweils aktuellen physikalischen Gesetze nicht unmittelbar einleuchten will und denen eine gewisse Scheu gegenüber allzu »einfachen« Erklärungen eigen ist, stehen angesichts der Fülle der Berichte über außergewöhnliche Ereignisse vor einem Problem. Nicht allen Menschen fällt es nämlich leicht, kritiklos an Dämonen, uferlose Verschwörungen, ungezählte Massenhysterien oder die unglaublichsten Zufälle zu glauben. Und einige erdreisten sich, nach anderen Erklärungen zu verlangen – und manche suchen auch danach und müssen dann plötzlich – wie der Dichter Henry David Thoreau (und der Nobelpreisträger Josephson) – einsehen, dass sie sich »oft genug ›in förmlicher Opposition‹ zu dem finden, was man so ›die heiligsten Gesetze der Gesellschaft‹ nennt«.[11]

Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – gibt es heute viele seriöse Forscher, die sich in ihren Labors mit dem bösen »Paranormalen« auseinandersetzen – denn, so ruft uns Hamlet über die Jahrhunderte hinweg zu, »an sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu«.[12]

Das Paranormale erobert das Labor

Der Physiker und Astronom Arthur Eddington schrieb 1946 in seinem Werk »Grundlegende Theorie« folgenden Satz. »Ich glaube, dass der Geist die Kraft hat, Atomgruppen zu beeinflussen, dass er sich sogar einmischen kann, wenn auf atomarer Ebene verschiedene Prozesse möglich sind, ja, dass sogar der Lauf der Welt nicht durch physikalische Gesetze vorherbestimmt ist, sondern geändert werden kann durch den nicht determinierten Willen des Menschen.«[13]

Besitzt der menschliche Geist tatsächlich diese Fähigkeit, oder ist Eddington hier einem Aberglauben aufgesessen? Genau dieser Frage gehen heute viele Forscher an einigen der renommiertesten Universitäten der Welt nach. Ihre Experimente sind inzwischen so ausgeklügelt und ihre Ergebnisse so überraschend, dass den Forschern aus Mangel an echten Kritikpunkten nur noch Betrug oder »Spinnerei« unterstellt werden kann. Teilweise werden bei Experimenten zur Parapsychologie nämlich Methoden von solcher Strenge angewandt, wie sie im übrigen Wissenschaftsbetrieb nur äußerst selten zum Einsatz kommen, etwa der Dreifachblindversuch, bei dem auch Versuchsleiter und Auswerter nicht wissen, welches Ergebnis bei dem Versuch erwartet oder befürchtet wird.

Blindstudie

Eine Blindstudie ist eine besondere Form des Experiments. Durch Blindstudien soll der Einfluss von Erwartungen und Verhaltensweisen, die sich bei Versuchsteilnehmern durch den erhofften oder auch befürchteten Ausgang eines Experimentes einstellen könnten, minimiert werden. Blindstudien wurden in der Medizin eingeführt, als man feststellte, dass die positiven Erwartungen, welche die Patienten an die Heilkraft eines Medikamentes knüpften, den Versuchsausgang beeinflussten. Bekannt ist diese Beobachtung als Placeboeffekt. Allein der Glaube an die Heilkraft eines Stoffes kann dessen Heilwirkung tatsächlich erhöhen.

Einfachblindstudie

Der Versuchsteilnehmer ist »blind«, er weiß nicht, ob er den Wirkstoff oder einen wirkungslosen Kontrollstoff (Placebo) erhält.

Zweifachblindstudie

Weder der Versuchsteilnehmer noch der Versuchsleiter wissen, wer welche Substanz erhält. Beide sind »blind«.

Dreifachblindstudie

Weder Versuchsteilnehmer und Versuchsleiter noch der Versuchsauswerter wissen über die genauen Versuchsbedingungen oder Versuchsziele Bescheid.

Wie signifikant die Versuchsergebnisse in Bezug auf Telepathie, Präkognition und Psychokinese inzwischen sind, zeigt eine ganze Reihe von Metaanalysen, also quantitativen Zusammenfassungen der Ergebnisse von Einzelexperimenten. Sie sind am besten geeignet, wissenschaftliche Aussagen statistisch abzusichern. Diese Studien machen deutlich, dass bei Präkognitionsversuchen im Labor eine Wahrscheinlichkeit gegen den Zufall von 1025:1 besteht. Bei Ganzfeldexperimenten[14] – das sind spezielle Traumtelepathieversuche, bei denen eine räumlich entfernte Senderperson einer träumenden Versuchsperson auf telepathischem Wege zufällig ausgesuchte Bilder übertragen soll – liegt die Antizufallswahrscheinlichkeit bei einer Milliarde zu eins.

Und für die Existenz von Psychokinese – also der geistigen Beeinflussung von mechanischen oder elektronischen Prozessen – spricht gar eine Wahrscheinlichkeit von einer Billion zu eins.[15] Damit ist die Wirksamkeit von Psychokinese gesicherter als die von Aspirin gegen Herzinfarkt. Und was sagen die Kritiker zu diesen Ergebnissen? Der amerikanische Physiker Harold Puthoff fasste es einmal so zusammen: »Wenn die Kritiker nur noch Betrug als Grund für ihre Ablehnung unserer Ergebnisse anführen, dann weiß ich: Wir haben unser Ziel erreicht. Wissenschaftlich ist unser Experiment wasserdicht. Nur noch eine Verschwörungstheorie rettet die Zweifler vor dem Offenbarungseid.«[16]

Signifikanz

Signifikanz ist ein Begriff aus der Statistik. Das Ergebnis eines Versuchs gilt genau dann als signifikant, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein zufälliges Ergebnis handelt, höchstens fünf Prozent beträgt. Das spezielle Signifikanzniveau von fünf Prozent hat dabei keine tiefere Bedeutung. Es ist eine willkürliche Festlegung, die aber allgemein in der Welt der Wissenschaft akzeptiert wird.

Ein Beispiel:

Wir möchten herausfinden, ob eine Person die Fähigkeit der Psychokinese besitzt. Die Versuchsperson soll den Fall einer Münze telekinetisch beeinflussen. Sie soll die Münze »zwingen«, öfter Zahl als Wappen zu zeigen.

Wenn wir die Münze einhundert Mal werfen, würde das Experiment genau dann eine Signifikanz von fünf Prozent aufweisen, wenn die Münze mindestens 58 Mal Zahl zeigt.

Dieses Ergebnis bedeutet aber auch: Wenn wir den Versuch hundert Mal wiederholen (also hundert Mal die Münze hundert Mal werfen), finden wir statistisch in fünf unserer Versuchsdurchgänge ein signifikantes Resultat, auch wenn die Versuchsperson die Fähigkeit zur Psychokinese nicht besitzt.

Um diese Unsicherheit so klein wie möglich zu halten, verwendet man Metaanalysen, in denen die Ergebnisse von vielen Versuchsdurchgängen und auch anderen Experimenten zusammen statistisch analysiert werden. Ein Signifikanzniveau von eins zu einer Milliarde bedeutet dann, dass ein erzieltes Ergebnis nur einmal in einer Milliarde Versuchsdurchgängen rein zufällig entstehen kann.

Das klingt, als wolltet ihr allen Ernstes behaupten, die Parapsychologie gehöre jetzt zum Mainstream der Wissenschaft.

O nein, so weit ist es noch lange nicht. Die Befürworter des Paranormalen sind in der Wissenschaft noch immer in der Minderheit. Aber es hat Fortschritte gegeben. In den USA, Großbritannien, Australien und anderen Ländern gehen viele Forscher schon heute mit großer Selbstverständlichkeit mit dem Thema um. Es gibt oder gab zum Beispiel Arbeitsgruppen an den Universitäten von London, Edinburgh, Sydney, Tucson, Princeton und Stanford.

Und wie sieht es in Deutschland aus?

Zappenduster.

Das ist bekannt. Ich meine, wie es in Bezug auf die Parapsychologie aussieht?

In Deutschland fristet die Parapsychologie noch immer ein Nischendasein. Es gibt derzeit keine einzige Forschungsgruppe an einer deutschen Universität. Interdisziplinäre Konferenzen zu diesem Thema finden nicht in Deutschland statt – die wenigen deutschen Parapsychologen fliegen nach Arizona oder Kalifornien, um dort mit Forschern aus Psychologie, Philosophie, Theologie, Physik und Medizin zu diskutieren.

Und woran, glaubt ihr, liegt das?

Tja, das zu ermitteln würde einen interessanten Einblick in die Völkerpsychologie ergeben.

Psychokinese bezwingt den Zufall

Die ersten wissenschaftlichen Versuche zur Psychokinese wurden mit Würfeln durchgeführt. Die Versuchsteilnehmer sollten bestimmte Zahlen bevorzugt »werfen« lassen. Da an diesen Experimenten sehr viel zu kritisieren war (unsymmetrische oder präparierte Würfel usw.), ging man mehr und mehr zu Versuchen über, bei denen von Zufallsgeneratoren erzeugte Folgen von Zahlen durch Konzentration beeinflusst werden sollten. Der amerikanische Physiker Helmut Schmidt (jede Ähnlichkeit mit Personen aus dem politischen Leben ist hier tatsächlich rein zufällig) hat hierzu einen Versuchsaufbau entwickelt, der allen Anforderungen an ein streng wissenschaftliches Experiment genügt. Die »Schmidt-Maschine« besteht im Prinzip aus einer radioaktiven Quelle, meist Strontium 90, und einem Geigerzähler. Die rein zufälligen Signale des Zählers werden dann so umgewandelt, dass daraus elektrische Signale entstehen, die als eine zufällige Folge von Nullen und Einsen interpretiert werden können.

Der Vorteil einer radioaktiven Quelle liegt darin, dass der radioaktive Zerfall erstens tatsächlich nur durch den Zufall bestimmt ist und zweitens durch kein bekanntes physikalisches oder chemisches Verfahren beeinflusst werden kann. Der radioaktive Zerfall lässt sich weder durch Hitze, Säure, Dynamit oder Gleisblockaden beeindrucken. Mit anderen Worten: Es ist kein Verfahren bekannt, mit dem wir dem radioaktiven Zerfall unseren Willen aufzwingen könnten. So etwas ist physikalisch unmöglich. Leider! Sonst hätten wir keine Probleme mit unserem Atommüll.

Eine »Schmidt-Maschine« produziert also eine unvorhersagbare Folge von 0 und 1, wobei im Mittel genau so viele Einsen wie Nullen erscheinen.

Mit dieser sturen Zufallsmaschine sollten sich nun Versuchspersonen auseinandersetzen und versuchen, sie in eine bestimmte Richtung zu »zwingen«, also entweder mehr Einsen als Nullen oder mehr Nullen als Einsen zu produzieren.

Abb. 1.1:

Ergebnisse eines Psychokinese-Tests

Abbildung 1.1 zeigt das Ergebnis eines solchen Versuchs, der an der renommierten Universität von Princeton durchgeführt wurde.[17] In der Grafik sind die Ergebnisse zusammengefasst, die eine Versuchsperson in fünfzehn Versuchsreihen, die über einen Zeitraum von sechs Jahren verteilt waren, erzielt hat. Die mittlere Kurve PK0 ist die Kontrollkurve, sie zeigt den Ausstoß des Zufallsgenerators, wenn kein Versuch durchgeführt wurde. Deutlich ist zu erkennen, dass sich die Kurve immer in der Nähe der Nulllinie bewegt, das heißt, es wurden im Durchschnitt genauso viele Einsen wie Nullen erzeugt.

PK+ ist die Kurve, die sich ergab, als die Versuchperson versuchte, mehr Einsen als Nullen zu erzielen. PK– zeigt die erzielte Abweichung, wenn weniger Einsen als Nullen erzeugt werden sollten.

Man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass sich der Zufallsgenerator unter Versuchsbedingungen anders verhalten hat, als man das erwartet hätte. Deutlich ist zu sehen, dass sowohl PK+ also auch PK– drastisch über dem Signifikanzniveau von 0,05 liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich so ein Ergebnis zufällig ergibt, liegt bei eins zu einer Million.[18]

Bemerkenswert war auch, dass die Versuchspersonen keinerlei »mediale oder paranormale« Begabungen besitzen mussten, um signifikante Ergebnisse zu erzielen. Es waren Menschen wie du und ich, die dem Zufallsgenerator scheinbar ihren Willen aufzwangen.

Um hier gleich allzu großen Erwartungen vorzubeugen: Wir glauben nicht, dass Massenpsychokinese die Lösung für unser Atommüllproblem sein kann. Psychokinese wird den radioaktiven Müll nicht in Luft auflösen können – ebenso wenig wie Gleisblockaden das können. Beide Methoden sind zum einen zu schwach, zum anderen widersetzen sie sich massiv dem Verständnis.

Es ist wahr: Wir verstehen im Grunde nicht, was bei diesen Psychokinese-Experimenten eigentlich vor sich geht. Dass der Effekt auch in die Vergangenheit zu wirken scheint, macht die Sache nicht gerade einfacher.

Schmidt hat den Versuchspersonen nämlich nicht nur momentan erzeugte Zufallsfolgen zur Beeinflussung präsentiert, sondern auch Folgen, die einige Zeit vorher aufgezeichnet und während des Experimentes vom Speicher gelesen wurden, sogenannte Pre-recorded Targets (PRT). Die Versuchspersonen wussten davon nichts, sie glaubten, dass die Folgen während des Versuchs erzeugt würden. Auch die PRT-Experimente zeigten deutliche Abweichungen von der Zufallsverteilung. Die zur selben Zeit aufgezeichneten Kontrollfolgen hingegen waren echte Zufallsverteilungen. Um sicherzustellen, dass nicht das Speichermedium selbst während des Versuchs beeinflusst wurde, hat Schmidt Kopien davon gemacht und diese kodiert.[19] Alle Kopien zeigten dieselben Anomalien.

Wie gesagt: Wir kennen keine Erklärung für diese Phänomene. Aber eines steht fest: Kein bekanntes physikalisches Feld oder Signal kann die Ursache für solche Ereignisse sein.

Anders fernsehen

Ein anderes, sehr faszinierendes und auch wissenschaftlich sehr gut abgesichertes Phänomen ist die sogenannte Fernwahrnehmung (Remote Viewing).

Experimente zur Fernwahrnehmung wurden an zahlreichen renommierten Instituten durchgeführt, etwa am Stanford Research Institute (SRI) und am Princeton Engineering Anomalies Research (PEAR) Laboratory der berühmten Universität von Princeton. In den meisten Fällen ging es dabei für die Versuchspersonen darum, Gegenstände, Menschen oder Orte zu beschreiben, die sie nicht kennen oder auf übliche Weise wahrnehmen konnten. Konkret sah das oft so aus, dass eine Person (Agent genannt) sich an einen bestimmten Ort begab und die Versuchsperson (Perzipientin genannt) diesen (fernen) Ort innerlich sah und aufzeichnete. Häufig wussten die Versuchsleiter selbst nichts von dem betreffenden Ort. Zum Beispiel wurden beliebige Ortskoordinaten (Längen- und Breitenangaben) verwendet, an die sich der »Agent« zu begeben hatte, so dass keine der beteiligten Personen die Umgebung vorher kannte. Eine Abwandlung bestand darin, dass eine dritte Person die Pläne des Agenten änderte, indem sie überraschend eine Begegnung herbeiführte und spontan eine neue Umgebung aufsuchte. Indem die Zeichnungen der »Hellseher« mit Bildern von mehreren ähnlichen Örtlichkeiten verglichen wurden, konnte die Eindeutigkeit des Ergebnisses überprüft werden. Zahlreiche Versuchspersonen lieferten hierbei verblüffende Ergebnisse, wobei es sowohl »Profis« gab (etwa den berühmten Ingo Swann) als auch »Menschen wie du und ich«, die in der Lage waren, ihre diesbezüglichen Fähigkeiten stetig zu verbessern.

Abbildung 1.2[20] zeigt das Zielobjekt eines solchen Remote-Viewing-Prozesses. Die charakteristische Fußgängerbrücke schlängelt sich, umgeben von einem engmaschigen Drahtgeflecht, wie eine Röhre über eine Autobahn.

Abb. 1.2:

Zielobjekt eines Fernwahrnehmungs-Experimentes: Fußgängerbrücke

Helga Hammid, eine der Versuchspersonen, lieferte im Experiment dazu folgende Zeichnung (Abb. 1.3).

Abb. 1.3:

Zeichnung von Helga Hammid: eine Art diagonale längliche Rinne in der Luft

Ihr Kommentar dazu lautete: »Eine Art diagonale längliche Rinne in der Luft.«[21]

Keith Harary machte mehrere Zeichnungen, die alle das Gitternetz der Brücke betonten. Auf seinen Zeichnungen stand: »Gekreuztes Metall, ähnlich einer Brücke … etwas, worauf Menschen hochklettern … Fußgängerbrücke.«[22]

Die Erfahrungen mit dieser Methode waren bei einigen Probanden so außergewöhnlich, dass sogar Militärs sich an den Versuchen beteiligten. Dabei zeigte sich, dass Entfernung und Zeitabstand die Ergebnisse nicht beeinträchtigten. So konnte etwa ein Proband in den USA eine detaillierte Skizze eines sowjetischen Stützpunktes in mehr als zehntausend Kilometer Entfernung anfertigen. Die verblüffende Exaktheit seiner Zeichnung wurde anschließend durch ein gezieltes Satellitenbild bestätigt. Sogar die Anzahl der Laufräder eines auf Schienen fahrenden Krans war korrekt wiedergegeben. Auch Versuche, bei denen sich die Zielperson an Bord eines tief tauchenden U-Bootes befand, verliefen erfolgreich.

Eine andere Versuchsteilnehmerin konnte um 13 Uhr vorhersehen, wo sich der Agent um 14.15 Uhr befinden würde. Der Zielort (die Rockefeller-Kapelle der Universität von Chicago) wurde durch einen Zufallsgenerator aus zehn möglichen Zielen ausgewählt.[23] Insgesamt erwies sich die Methode aber dennoch als nicht so zuverlässig, als dass die Militärs im Kalten Krieg darauf eine Abwehrstrategie aufbauen wollten. Wie alle menschlichen Fähigkeiten unterliegen auch paranormale Leistungen Formschwankungen. Die Folgen eines Irrtums wären im Kalten Krieg kaum kalkulierbar gewesen.

Existent, aber unnütz?

Für viele Forscher, die sich mit paranormalen Phänomenen beschäftigen, steht deren »Wirklichkeit« mittlerweile außer Frage. Ihr Interesse hat sich längst vom reinen »Existenznachweis« auf praktische Fragen verlagert. Dabei geht es nicht zuletzt um die Fragen: Wie funktioniert das?, und: Lässt sich Nutzen daraus ziehen? Eines ist jedenfalls klar: Es findet bei Psi-Phänomenen keine Übertragung bekannter physikalischer Energien statt, insbesondere sind also keine elektromagnetischen Vorgänge beteiligt – alle Versuche funktionieren uneingeschränkt auch bei kompletter Abschirmung dieser Felder. Für Psi-Phänomene scheint es weder Raum noch Zeit zu geben. Sie wirken mit gleicher Stärke über weite Entfernungen, in die Vergangenheit und in die Zukunft.

Einige Parapsychologen[24] neigen deshalb zu der Ansicht, die Phänomene seien nur informationstheoretisch zu erklären, etwa nach Art von »sinnvollen Zufällen«, die erst durch die beteiligten Menschen ihre Bedeutung erhalten. Ohne auf diese komplexen Theorien näher einzugehen, sei angemerkt, dass hieraus die Unmöglichkeit einer sinnvollen Nutzung der Psi-Phänomene folgt: Es lassen sich damit keine Informationen übertragen.

Dies widerspricht allerdings zahlreichen Berichten, die zeigen, dass sehr wohl mit einer gewissen – von Person zu Person je nach deren psychischer Verfassung unterschiedlichen – Zuverlässigkeit bewusst Nachrichten übermittelt werden können, von Warnungen bis hin zu physischen Bewirkungen. Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass paranormale »Begabungen« nicht auf irgendwelche »Medien« beschränkt sind. Die Physiker Russell Targ und Harold Puthoff, die wohl renommiertesten Fernwahrnehmungsforscher und Mitbegründer des Stanford Research Institute, resümieren: »Jeder, der eingesehen hat, dass es gefahrlos ist, paranormale Fähigkeiten einzusetzen, kann nach unserer Erfahrung diese Fähigkeit (Fernwahrnehmung) erlernen. In unseren Experimenten gab es niemanden, der nicht gelernt hätte, Szenen mit Gebäuden, Straßen und Menschen wahrzunehmen, selbst wenn sie weit entfernt und von der gewöhnlichen Wahrnehmung ausgeschlossen waren.«[25]

Für die Behauptung, Psi könne in bestimmten Fällen von praktischem Nutzen sein, spricht auch, dass die amerikanische Polizei in erstaunlich vielen Fällen Hellseher erfolgreich zur Aufklärung schwerer Straftaten heranzieht.

Moment, Moment. Stopp, jetzt mal ganz langsam: Ihr glaubt also, dass Psi tatsächlich von Nutzen sein kann?

In bestimmten Fällen für bestimmte Menschen, ja, warum nicht.

Damit ein Verfahren nützlich ist, muss es doch in erster Linie zuverlässig sein, stimmt ihr mir da zu?

Sicher, ja.

Dann möchte ich euch jetzt etwas fragen. Stellt euch vor, ihr seid zum Skifahren in der Schweiz und werdet von einer Lawine verschüttet.

Offenbaren Sie uns jetzt Ihre geheimsten Wünsche?

Die liegen auf ganz anderem Gebiet. Ihr seid also unter der Lawine begraben. Meine Frage lautet nun: Auf was sollen sich eure Retter verlassen?

Auf eine Person, die Fernwahrnehmung praktiziert,

auf einen Lawinenhund oder

auf ein modernes Gerät zum Aufspüren von Verschütteten, das euch durch Funkortung findet?

Das ist nicht schwer. Wir würden C oder auch B bevorzugen.

So viel also zur Nützlichkeit von Psi.

Jetzt sind wir dran. Stellen Sie sich bitte vor, Sie machen einen Abenteuerurlaub in Südamerika. Sie gehen in eine Höhle und werden verschüttet. Niemand kennt Ihre genaue Position, und man erwartet Sie erst in einigen Tagen zurück.

Eure Wünsche sind ja noch gemeiner als meine.

Jetzt unsere Frage: Eine Ihnen nahestehende Person träumt, Sie seien verschüttet worden, sie sieht im Traum einen markanten Berg und einen tiefschwarzen Fluss. Mit diesen Angaben könnte man Ihre Position ziemlich genau orten. Was soll diese Person tun?

Ihren Traum für sich behalten und vergessen oder

die Behörden informieren?

Wenn sie die Behörden informiert, was sollen die Behörden tun?

Diese hysterische Person, die an Hellsehen im Traum glaubt, aus dem Büro werfen oder

Suchmannschaften losschicken?

Eines verspreche ich euch: In nächster Zeit werde ich keine Höhlentouren in Südamerika unternehmen.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

Was ist der Grund dafür, dass so viele Menschen, speziell Wissenschaftler, das Paranormale so strikt leugnen und sich verhalten wie Christian Morgensterns Palmström, nachdem er von einem Wagen überfahren wurde?

Eingehüllt in feuchte Tücher,

prüft er die Gesetzesbücher

und ist alsobald im Klaren:

Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:

»Nur ein Traum war das Erlebnis.

Weil«, so schließt er messerscharf,

»nicht sein kann, was nicht sein darf.«[26]

 

Was bringt an sich sehr kluge und vernünftige Menschen dazu, Sätze zu sagen wie den folgenden? »Weder die Zeugenschaft aller Mitglieder der Königlichen Gesellschaft noch die Erfahrung meiner eigenen Sinne machen mich glauben, dass es unabhängig von den bekannten Wegen der sinnlichen Wahrnehmung Gedankenübertragung von einer Person zur anderen gibt.«[27] Dieses Zitat stammt von Hermann Helmholtz (1821–1894), einem der ganz großen Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Der Physiologe und Physiker formulierte exakt das Prinzip der Erhaltung der Energie und gewann zahlreiche entscheidende Erkenntnisse auf den verschiedensten Gebieten der Anatomie und Physik.

Weder Zeugen noch die eigenen Sinne hätten Helmholtz also überzeugen können. Wahrscheinlich hätte es göttlicher oder diabolischer Inspiration bedurft, denn eine andere Möglichkeit gibt es wohl nicht, wenn man weder Zeugen noch den eigenen Sinnen traut. Hier ist die Tür zur Irrationalität sperrangelweit aufgestoßen. Haben wir es hier, wie der Physiker Herbert Pietschmann[28] glaubt, mit einem modernen Tabu zu tun?

Was geht eigentlich im Kopf eines aufgeklärten, mit den Ideen des 21. Jahrhunderts aufgewachsenen Menschen vor, wenn er von ungewöhnlichen Vorgängen hört, beispielsweise dem Regenmachen bei Naturvölkern. Immerhin gibt es sehr ernstzunehmende Berichte über erfolgreiche Regentänze und Wetterbeeinflussungszeremonien durch Medizinmänner, und einige dieser Meldungen schaffen es sogar in die sogenannte seriöse Presse.[29]

So bestätigten zahlreiche Augenzeugen einen Bericht aus dem Jahr 1998, wonach es brasilianischen Indianern der Stämme Yanomami, Caiapo und Xavante am 30. März jenes Jahres gelungen sei, mittels mehrstündiger Regentanz-Zeremonien einen riesigen, lebensbedrohlichen Buschbrand innerhalb von vier Stunden durch einen Platzregen zu löschen – zur ungläubigen Verblüffung der rund einhundert vom Gouverneur des Bezirks Roraima eingesetzten erfolglosen Brandbekämpfer. Der Behördensprecher Alan Suassuna dazu: »Ob es ein Zufall ist oder nicht, das weiß ich nicht, aber es hat offensichtlich geholfen.«[30]

Unabhängig davon, ob der Tanz nun tatsächlich die Ursache für den Regen war oder nicht, lautet die Frage, wie wir auf einen solchen Bericht reagieren. Die meisten von uns werden wohl eher skeptisch und/oder verblüfft sein, vielleicht auch belustigt.

Aufgrund unserer Konditionierung gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, dass an dieser Meldung irgendetwas nicht stimmt und dass die Zeitung sie nicht deshalb bringt, um uns von der Wirksamkeit von Regentänzen zu überzeugen. Also verbuchen wir sie unter amüsantes Allerlei. Warum aber reagieren wir so? Gibt es irgendeine wissenschaftliche Untersuchung, die hier Betrug nachweist? Gibt es eine Studie, welche die Wirkungslosigkeit von Regentänzen im Umfeld von tanzenden Indios zeigt? Nichts dergleichen gibt es. Wir nehmen einfach an, dass Regentänze nirgendwo und unter keinen Umständen funktionieren.

Hören wir, was der Philosoph Paul Feyerabend dazu sagt: »Es gibt keine statistischen Studien der Wirkungen richtig ausgeführter Regentänze … Wenn man Regentänzen eine Wirkung auf die Natur abspricht, so gibt es dafür also weder unmittelbare noch mittelbare empirische Gründe. Das Urteil beruht vielmehr auf einer Ideologie, die nie im Einzelnen formuliert wird, für die man aber das gleiche Gewicht wie für klar formulierte wissenschaftliche Theorien beansprucht.«[31]

Diese Ideologie besagt in etwa Folgendes: Die Wissenschaft weiß, wie Regen entsteht. Und auf andere Weise kann Regen nicht entstehen. Die Gedanken von Menschen, die Konzentration auf ein Ziel, Rituale – all das kann keine Auswirkungen auf das Geschehen in der physikalischen Welt haben.

Aber: Diese als selbstverständlich angesehenen Annahmen sind eben nur dies: Annahmen, Vorurteile, die sich nicht einmal selbst auf die Wissenschaft berufen können, weil sie nie von ihr untersucht wurden. Die Wissenschaft zieht eine psychische Wirkung auf das Wetter im Gegensatz zum umgekehrten Vorgang (der Beeinflussung der Psyche durch das Wetter) gar nicht in Erwägung. Sie verhält sich wie ein Fischer, der ein Netz mit quadratischen Maschen von zwanzig Zentimeter Kantenlänge verwendet, damit bestimmte Fische fängt und aus dem Ergebnis schließt: Alle Fische haben einen Körperdurchmesser von mindestens zwanzig Zentimetern, und Berichte über Sardinen und kleine Jungfische sind nichts als Anglerlatein.

Dass geistige Prozesse oder Rituale einen Einfluss auf das Wetter haben, wurde also nicht deshalb als Forschungsgegenstand von vornherein ausgeschlossen, weil es wissenschaftlich überprüfte Gründe dafür gegeben hätte, sondern weil die Ideologie diesen Ausschluss erfordert. Wenn dann jemand genau diesen Einfluss beobachtet haben will, verweisen die Forscher im Zirkelschluss darauf, dass ein solcher Prozess nicht möglich sei. An dieser ganzen Gedankenkette ist nichts wissenschaftlich und auch gar nichts rational.

Die Voraussetzungen, unter denen wir Wissenschaft betreiben, also Experimente durchführen und theoretische Erklärungsmodelle entwerfen, hängen eindeutig von den allgemein akzeptierten, »normalen« Erfahrungen in unserer Kultur ab. Würden wir als Yanomami Wissenschaft betreiben, so würden wir die Beeinflussung des Wetters durch rituelle Tänze als normal ansehen und sie daher in unsere Forschung, in unsere Experimente und Theorien einbeziehen. Und vielleicht könnte dann ja doch sein, was vorher nicht sein durfte. (Wir geben aber zu, dass tänzelnde Schamanen vor einer TV-Wetterkarte etwas merkwürdig wirken würden – rein ästhetisch gesehen.)

Die Guten ins Kröpfchen, die Schlechten ins Töpfchen

Stellen wir nun noch einmal die Frage: Warum leugnen trotz überwältigender empirischer und experimenteller Befunde noch immer so viele Menschen, vor allem Wissenschaftler, paranormale Phänomene?

Die (vorläufige) Unerklärbarkeit der Phänomene allein ist sicher nicht der Grund. Wissenschaftler sind ja an sich neugierige Menschen, die das (noch) Unerklärte nicht ablehnen, sondern geradezu suchen, um es dann zu erforschen und am Ende zu erklären. Was bringt viele von ihnen dann dazu, gerade auf diese Phänomene so allergisch zu reagieren, während sie andere als Herausforderung willig annehmen? Anders gefragt: Was macht Telepathie zur Ketzerei, die Pioneer-Anomalie aber zu einer Herausforderung für den wissenschaftlichen Intellekt?

Pioneer-Anomalie

Pioneer 10 und 11 sind amerikanische Raumsonden. Sie wurden 1972 und 1973 gestartet, um die Gasriesen Jupiter und Saturn zu erkunden. Inzwischen haben beide Sonden die Grenze unseres Sonnensystems erreicht und treiben im Übergangsbereich zum interstellaren Medium. Das Pioneer-Rätsel besteht darin, dass beide Sonden dreißig Jahre nach ihrem Start ca. 400000 Kilometer von dem Ort entfernt waren, an dem sie den Berechnungen nach eigentlich hätten sein sollen. Eine unbekannte, mysteriöse Kraft zieht (oder drückt?) die Sonden langsam aber stetig in Richtung Sonne, erhöht also die Bremswirkung, die Raumflugobjekte auf ihrem Weg hinaus aus dem Sonnensystem durch die Sonnengravitation erfahren.

Die Pioneer-Anomalie ist eines der größten Rätsel der Weltraumforschung und wurde 2005 vom Wissenschaftsmagazin New Scientist in die Liste der 13 rätselhaftesten Phänomene der Wissenschaft aufgenommen.

Paranormale Phänomene stehen ohne Zweifel im Widerspruch zu den bekannten wissenschaftlichen Theorien. Aber das tun die Pioneer-Anomalie und die Pendelversuche von Erwin Saxl und Mildred Allen[32] auch. Warum aber werden nur die paranormalen Phänomene so strikt bekämpft oder geleugnet, während wissenschaftliche Theorien im schlimmsten Fall nur ignoriert werden?

Sonne, Mond und Pendel

Saxl und Allen haben im Jahr 1970 während einer Sonnenfinsternis das Schwingungsverhalten eines hochempfindlichen Torsionspendels verfolgt und gemessen. Das Ergebnis war verblüffend. Die Verfinsterung der Sonne hatte einen geringen, aber nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Schwingungsdauer des Pendels: Sie wurde um ca. 0,009 Sekunden verlängert.

Dieser Effekt steht im Widerspruch zu den bekannten physikalischen Theorien. Es scheint hier eine unbekannte Kraft im Spiel zu sein, die von der Einstrahlung der Sonne abhängt.

Saxl und Allen konnten alle bekannten Störfaktoren ausschließen und kamen schließlich zu folgendem Ergebnis: »All dies führt zu dem Schluss, dass die klassische Gravitationstheorie modifiziert werden muss, um diese experimentellen Fakten zu interpretieren.«[33]

Saxl und Allen bestätigten mit ihren Versuchen die Experimente, die ihr Fachkollege Maurice F. C. Allais schon im Jahr 1959 durchgeführt hatte. Trotzdem werden diese revolutionären Ergebnisse, die nicht bestritten werden, bis heute ignoriert und blieben folgenlos.

Offensichtlich scheint es für die Wissenschaft gute und schlechte Widersprüche zu geben. Grundsätzlich sind natürlich alle Widersprüche schlecht. Denn jeder Widerspruch zu den wissenschaftlichen Theorien zeigt, dass die Theorien (noch) nicht in der Lage sind, die ganze Wirklichkeit richtig zu beschreiben. So etwas kann nicht geduldet werden, denn Ziel der Wissenschaft ist es, die gesamte Wirklichkeit zu erfassen. Von den guten Widersprüchen nährt sich der wissenschaftliche Fortschritt. Von ihnen nimmt man an, dass sie irgendwann von der Wissenschaft geschluckt und in ihr Kröpfchen integriert werden können. Die Pioneer-Anomalie und die Pendelversuche fallen (so hofft man) in diese Kategorie.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit den vermeintlich guten Widersprüchen zu arrangieren. Man kann sie durch Pseudoerklärungen entschärfen und dann einfach vergessen, wie es im Falle des »Spuks« auf Sizilien und bei verschiedenen komplexen UFO-Sichtungen geschehen ist. Man kann sie in das unterste Fach des Aktenschranks legen und hoffen, sie irgendwann später auflösen zu können, wie es den Pendelversuchen von Saxl und Allen widerfuhr. Oder man kann sie durch Zusatzhypothesen (die wir später noch am Beispiel der Epizyklen sowie der dunklen Materie und Energie näher analysieren werden) in einen (vorläufigen) Triumph der Wissenschaft verwandeln.

Telepathie und Telekinese fallen unter die schlechten Widersprüche. Sie dürfen nicht einmal vorläufig anerkannt, sondern müssen strikt geleugnet werden. Weil sie an den Grundfesten von Wissenschaft überhaupt rütteln, sind sie unter keinen Umständen integrierbar. Als Tabu gehören sie in den Abfalleimer für irrationale Subjektivität.

Eine feste Burg ist unser Gott

Welches sind nun die Grundfesten der Wissenschaft, an denen das Paranormale so sehr rüttelt? Woraus sind die Maschen des Netzes geknüpft, mit dem die Wissenschaft nach der objektiven Wahrheit fischt? Im Wesentlichen sind es drei Hauptfäden, die das Netz aufspannen:

Objektivität: Es gibt eine objektive, für alle gültige und vom Beobachter unabhängige Realität. Diese äußere Welt befindet sich außerhalb unseres Bewusstseins, und sie ist die Quelle unserer Sinneserfahrungen.

Lokalität: Das Verhalten eines realen Systems hängt einzig von den Gegebenheiten in seiner unmittelbaren Umgebung ab.

Kausalität: Die Elemente dieser Realität werden durch Kausalität (Ursache-Wirkung-Beziehungen) in eine logische und widerspruchsfreie (zeitliche) Ordnung gebracht.

Geht man von einer objektiven Außenwelt aus, dann bedeutet dies, dass die Welt auch ohne Beobachter (Subjekte) so wäre, wie wir sie durch die Brille der Wissenschaft sehen. Subjekte sind für die wirkenden Naturgesetze nicht wichtig. Sie lassen sich ersatzlos aus der Welt streichen, ohne dass sich an den Gesetzen etwas ändern würde.

Lokalität bedeutet, dass der Beobachter (oder ein anderes physikalisches System) nur durch Signale etwas von der Welt erfahren kann. Diese Signale sind träge, sie breiten sich durch den Raum aus und brauchen eine bestimmte Zeit, um vom Ort des Ereignisses zum Ort des Beobachters zu gelangen.

Ein Ereignis kann nur dann Ursache eines anderen Ereignisses sein (Kausalität), wenn zwischen beiden eine physikalische Signalverbindung (Feld, Kraft etc.) besteht.

Objektivität und Lokalität bedingen zusammen, dass jeder Wissenschaftler quasi von außen auf die Welt blickt, so wie ein Zuschauer auf die Bühne eines Theaters blickt. Das Konzept einer objektiven Wahrheit ist eng damit verbunden. Denn nur, was objektiv auf der Bühne geschieht, ist wahr. Was dort nicht geschieht oder gesetzmäßig nicht geschehen kann, muss falsch sein. Dies bedeutet, dass es eine unverrückbare Wirklichkeit geben muss, eine feststehende »objektive« Ebene, die wir mit »der Wissenschaft« erfassen und – Stück für Stück Unwissen abtragend – aufdecken können. Somit gibt es eine »Wahrheit«, die für alle Zeiten feststeht und die wir erkennen können – und wer sie erkennt, hat recht.

Wenn nun jemand berichtet, auf dieser Bühne geschehe etwas, das den Naturgesetzen fundamental widerspricht, so wird der Fehler nicht auf der Bühne gesucht, sondern beim Zuschauer. Der leidet dann unter selektiver Wahrnehmung, halluziniert oder lügt. Damit ist der Fall in der Regel erledigt, denn die Welt und der Zuschauer lassen sich (unter den vorausgesetzten drei Bedingungen) durch einen geeigneten Versuchsaufbau immer voneinander trennen, so dass das Bühnengeschehen von unfähigen Zuschauern nicht beeinträchtigt wird.

Wissenschaft fängt also nicht bei null an und baut dann Schritt für Schritt die »Wahrheit« auf. Wissenschaft wird immer unter bestimmten Voraussetzungen betrieben, die (im Normalfall) nicht hinterfragt, sondern kritiklos akzeptiert werden. Die Wissenschaft führt (in der Regel) keine Experimente durch, um die obigen drei Behauptungen (Objektivität, Lokalität, Kausalität) zu überprüfen. Vielmehr können vernünftige Experimente (im wissenschaftlichen Sinne) nur durchgeführt werden, wenn die obigen Behauptungen als »wahr« vorausgesetzt und nicht bezweifelt werden.

Nun wird klar, warum bestimmte Phänomene von der Wissenschaft geleugnet werden müssen. Über Phänomene, die einer oder mehreren der obigen Behauptungen zu widersprechen scheinen, kann die Wissenschaft keine vernünftigen Aussagen machen, weil sie jenseits ihres begrifflichen und experimentellen Netzes liegen. Da die Wissenschaft aber den Anspruch hat, die gesamte Wirklichkeit zu beschreiben, müssen Phänomene, die durch die Maschen schlüpfen, geleugnet werden.

Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht ganz, warum Hellsehen oder ein anderes paranormales Phänomen, wenn es so etwas denn tatsächlich gibt, es erfordern sollten, auf die Kausalität oder irgendetwas anderes für die Wissenschaft Grundlegendes zu verzichten.

Nehmen wir einmal spaßeshalber an, Sie wären außergewöhnlich medial begabt. Sie sitzen in einem abgeschirmten Raum und nehmen »irgendwie« wahr, was jetzt an einem anderen, fernen Ort geschieht. Ihnen sind also Informationen zugänglich, die Sie nach heutigem wissenschaftlichem Ermessen gar nicht haben können. Wie kommen Sie zu diesen Informationen?

Vielleicht gibt es Signale und Kräfte, die wir noch nicht kennen und die als Informationsträger fungieren.