Wega 9: Leuchtfeuer auf Graborflack - Arno Endler - E-Book

Wega 9: Leuchtfeuer auf Graborflack E-Book

Arno Endler

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Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden bereisen die Menschen den Weltraum und erforschen die Wunder des Universums. Sie sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet, haben zahlreiche Welten besiedelt und kosmische Geschichte gestaltet. Als im Jahr 2059 Neuer Galaktischer Zeitrechnung Perry Rhodan zur blauen Sonne Wega reist, erlebt er mit, wie die zuvor unbekannten Maccani das System von der Milchstraße abriegeln. Um die Gegner abzuwehren, müssen Rhodan und seine Gefährten einem neuen Galaktischen Rätsel nachspüren. Mit ersten Antworten kehrt Perry Rhodan von dieser Mission zurück. Aber in der Zwischenzeit haben die Maccani eine Gewaltherrschaft etabliert. Das ist ihnen jedoch nur gelungen, weil sie mächtige Helfer haben. Perry Rhodan will einen Keil in dieses Bündnis treiben und den Gegner dadurch entscheidend schwächen. Er legt eine Falle aus und entzündet ein LEUCHTFEUER AUF GRABORFLACK ...

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Nr. 9

Leuchtfeuer auf Graborflack

Die Terraner auf Raubzug – sie legen eine Falle aus

Arno Endler

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. 24. Juli 2060 NGZ: Pigell

2. Zwei Tage zuvor: MARCUS EVERSON

3. Zwei Tage später: Pigell

4. 26. Juli 2060 NGZ: MARCUS EVERSON

5. 28. Juli 2060 NGZ: Space-Jet

6. Graborflack

7. 29. Juli 2060 NGZ: Raumschiff der Blau-Nakken

8. Raumschiff der Blau-Nakken

9. Raumschiff der Blau-Nakken

10. DERFAAR

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden bereisen die Menschen den Weltraum und erforschen die Wunder des Universums. Sie sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet, haben zahlreiche Welten besiedelt und kosmische Geschichte gestaltet.

Als im Jahr 2059 Neuer Galaktischer Zeitrechnung Perry Rhodan zur blauen Sonne Wega reist, erlebt er mit, wie die zuvor unbekannten Maccani das System von der Milchstraße abriegeln. Um die Gegner abzuwehren, müssen Rhodan und seine Gefährten einem neuen Galaktischen Rätsel nachspüren.

Mit ersten Antworten kehrt Perry Rhodan von dieser Mission zurück. Aber in der Zwischenzeit haben die Maccani eine Gewaltherrschaft etabliert. Das ist ihnen jedoch nur gelungen, weil sie mächtige Helfer haben.

Perry Rhodan will einen Keil in dieses Bündnis treiben und den Gegner dadurch entscheidend schwächen. Er legt eine Falle aus und entzündet ein LEUCHTFEUER AUF GRABORFLACK ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner entzündet ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit.

Gillian Wetherby – Die Raumpilotin hat den Finger am Abzug.

Kilian Gavril – Der Wissenschaftler konstruiert eine Falle.

Amildok

1.

24. Juli 2060 NGZ

Pigell

Der Wind trieb Sand mit sich. Eine dauerhafte Brise aus Südwest hielt Myriaden Körner unterschiedlicher Größen und Formen gefangen. Im Licht der Sterne flirrten sie.

Steile Felswände, teils zerklüftet, an anderen Stellen glatt geschmirgelt, gaben die Richtung vor. So peitschte die Böe durch das kurvenreiche Tal. Der Sand prasselte gegen Gestein, ein leises Heulen erklang, sobald der Luftstrom eins der zahlreichen Löcher streifte.

Urplötzlich verlor der Wind an Kraft und ebbte Momente später vollends ab.

Der Sand rieselte zu Boden, bedeckte das Rinnsal in der Mitte des Wadis mit einer dünnen Pulverschicht, die rasch versank. Wenige Dutzend Meter voraus endete der verdorrende Bach in einer flachen Pfütze und versickerte. Zu beiden Seiten des Wasserlaufs wucherten verkrüppelte Büsche und einige kahle Stämme. Für eine kräftigere Vegetation reichte das spärliche Wasser nicht aus.

In der Felswand links von der Pfütze, in etwa sechs, sieben Metern Höhe, schob sich ein lang gezogener Kopf aus einer der Höhlen. Eine Echse mit übergroßen Augen, die sie eindeutig als nachtaktiv kennzeichneten. Sie spähte umher, öffnete das Maul.

Im fahlen Sternengefunkel blitzten eckige Zähne auf.

Die Echse fauchte, hielt nach Beute Ausschau. Vorsichtig verließ sie den Bau, schlängelte heraus, bis zunächst ein, dann zwei und schließlich ein drittes Beinpaar sichtbar wurden. Als habe sie Saugnäpfe unter den vierzehigen Pfoten, kletterte sie ohne ein einziges Abrutschen bis hinunter in den geröll- und staubbedeckten Grund. Vollkommen geräuschlos durchkämmte sie das nahezu ausgetrocknete Tal.

Ein Schwarm Insekten, recht große, libellenartige Exemplare, surrte heran. Das am Boden kauernde Reptil öffnete in hungriger Erwartung langsam das Maul und spannte die Beinmuskulatur an.

Immer näher kam die brummende Formation. Zu nah.

Die Echse sprang, erwischte in vollem Flug mehrere Insekten auf einmal.

Der Schwarm fegte auseinander, als habe eine Explosion in seiner Mitte stattgefunden.

Zufrieden mit dem Jagderfolg, schluckte die Echse hastig.

Es donnerte dumpf.

Das Reptil hob den Schädel und verharrte bewegungslos. Donner? Gewitter? Regen? Würde Wasser in das Wadi einschießen? Mehr Instinkt als Gedanke. Was die Augen jedoch sahen, war nur der sternenklare Nachthimmel.

Eine warme Böe irritierte die Echse. Der Wind nahm wieder an Kraft zu.

Schnell brachte sich die Echse in Sicherheit, hetzte in Richtung des Hangs, hinauf zur Höhle und kroch rückwärts in das enge Loch. Nur der Kopf ragte noch hinaus.

Unbekannte Geräusche erschreckten das Tier. Es wich noch ein Stückchen zurück.

Nichts war zu sehen, und doch ertönte ein niederschwelliges Brummen, eine Vibration der Atmosphäre, die sich in den Boden fortsetzte und den Grund schwach erschütterte. Sand und kleinere Brocken lösten sich aus dem Hang, rieselten hinab ins Wadital.

Der Lärm intensivierte sich. Staub wirbelte auf, es knackte laut, als an vier Stellen Steine zermahlen wurden.

Die Echse zog sich tiefer in ihren Bau zurück. Gefahr! Ein Instinkt, der noch mächtiger in ihr tobte, als die Stille zurückkehrte.

Es summte. Mitten in der Luft bildete sich ein Riss, aus dem ein blendender Lichtstrahl stach und die Nacht durchschnitt. Der Spalt vergrößerte sich, eine Rampe wurde erkennbar, die sich auf den Grund senkte.

Zwei humanoide Gestalten kamen über die Rampe ins Freie.

»Wir hätten näher an Andalbaug landen sollen«, erklang eine gereizte männliche Stimme. »Warum so vorsichtig, Perry? Selbst Gillian ist meiner Meinung.«

Instinktiv wich die Echse weiter zurück. Die Furcht vor dem Unbekannten wurde übermächtig.

Das Wadi gehörte nun ganz den seltsamen Wesen, von denen eines seit mehr als 3700 Jahren auf den Namen Perry Rhodan hörte.

*

Rhodan sog den Duft der Wüstennacht ein und genoss den Augenblick.

Kilian Gavril schnaubte entnervt, weil er keine Antwort auf seine Frage erhalten hatte. »Perry?«, versuchte er es erneut.

»Weil wir keine unnötige Aufmerksamkeit erregen wollen, Kilian«, begründete Rhodan seine Entscheidung mit geschlossenen Augen. »Selbst mit aktiver Volltarnung könnte man die Space-Jet aufspüren. Schon allein die Luftbewegungen würden Alarm auslösen. Die Stadt steht unter der Kontrolle der Maccani. Unsere Aktion sollte daher möglichst geräuschlos ablaufen.«

Gavril schüttelte den Kopf.

»Warst du schon mal hier?«, fragte Rhodan leise. »Auf Pigell?«

»Nein.«

»Kannst du es nicht genießen? Die Luft, die Nacht, das Neue? Ich weiß noch, wie es damals für mich war, als wir das Wegasystem zum ersten Mal besucht und das Galaktische Rätsel gelöst haben. Es ist so lange her.« Rhodan erwartete nicht, dass der egozentrische Wissenschaftler die Emotionen nachempfinden konnte. Gavril gönnte ihm nicht mal eine Antwort.

Stattdessen drang Lärm aus dem geöffneten Außenschott der Space-Jet. Drei Roboter geleiteten eine Antigravplattform ins Freie, gefolgt von zwei diskutierenden Terranern.

Gillian Wetherby machte eine gute Figur in ihrem Raumanzug des Typs SERUN und schien voller Vorfreude auf den Raubzug zu sein.

Neben ihr tauchte Nahood Fanroda auf, ein bulliger Techniker, der zusätzlich über Gefechtserfahrung im Nahkampf verfügte. Die beiden stritten sich, wer das letzte Sparring an Bord der MARCUS EVERSON gewonnen hatte.

»Ich habe den Kampf nicht abgebrochen«, widersprach Fanroda, der dicht hinter der Plattform ging. »Mein Klopfen auf den Boden war der Tatsache geschuldet, dass ich nicht vor Schmerzen schreien wollte.«

»Soso.« Wetherby lächelte grimmig. »Ein erwachsener Mann, der von einer Frau auf die Matte gelegt wird, suchte nach einem Ventil für seine Schmerzen? Also zu meiner Zeit ...« Sie stoppte den Exkurs selbst. »Nahood, ich habe ein dreifaches Klopfen gehört. Ein eindeutiges Zeichen, dass du um Gnade gebeten hast.«

»Ich hätte mich befreien können.«

»Aber du wolltest keine Frau schlagen?« Wetherby lachte noch, als sie neben Rhodan und Gavril anlangten. »Geht es los?«, fragte sie.

Rhodan nickte. »Wir setzen die Roboter auf die Transportplattform und Gavril und dich dazu. Nahood und ich bilden die Vorhut.«

Wetherby runzelte die Stirn.

»Jemand muss auf Kilian aufpassen. Er war selten im Außeneinsatz«, ergänzte Rhodan, bevor sie sich beschweren konnte. »Einverstanden?«

Die Raumpilotin aus ferner Vergangenheit hob die Hände und signalisierte Einverständnis. »Alles klar.«

»Kilian? Auf die Plattform bitte«, rief Rhodan und wies die Bordpositronik der Space-Jet an, die Rampe einzufahren und in Alarmbereitschaft zu verharren.

*

Rhodan flog mithilfe des Antigravaggregats seines SERUNS etwa 50 Meter vor der Plattform her und nutzte die vollständige Sensorik seiner Einsatzmontur, um mögliche Gefahren frühzeitig aufspüren zu können. Doch die Wüstenlandschaft von Pigell zog unter ihnen vorbei, ohne dass jemand aufgetaucht wäre.

Die Minuten reihten sich zu zwei Stunden, bis in der Ferne die Umrisse der Stadt Andalbaug sichtbar wurden. Kantige Quader, zusammengewürfelt und in die Wüste geworfen, umgeben von einer nahezu prähistorisch anmutenden Stadtmauer, die nutzlos wirkte und von nur einer Handvoll schwacher Lampen beleuchtet wurde.

Auch von den Wohnblöcken dahinter drang nur wenig Licht aus den Fenstern oder den Gassen zwischen den Häusern. Es war mitten in der Nacht. Die Bewohner schliefen. Vielleicht zogen sie es vor, nicht die Aufmerksamkeit der Besatzer zu erregen.

Gut für unser Vorhaben, dachte Rhodan und nutzte die Ortungssysteme des SERUNS, um nach Wachen oder Patrouillen zu suchen. Am westlichen Stadtrand bewegten sich einige Maccaniroboter ähnlicher Art und Gestalt wie die Maschinen, mit denen sie bereits auf Richya Bekanntschaft gemacht hatten.

Fanroda gab ein Warnsignal. Ein Roboterduo näherte sich aus Richtung der Stadt. Die humanoid geformten Konstruktionen wurden von den Maccani als Kampfeinheiten eingesetzt. Nicht zum ersten Mal stellte sich Rhodan die Frage, warum ein Volk, das – wie er seit Kurzem wusste – selbst robotischer Herkunft war, sich auf die Hilfe von Kampfmaschinen verließ. Oder würden aus diesen beiden Wächtern eines Tages ebenfalls organische Wesen werden?

Wetherby reagierte, änderte den Kurs der Antigravplattform und schaltete deren Deflektorschirm ein.

Rhodan und Fanroda blieben in luftiger Höhe zurück, um zu überprüfen, ob sie den Wächtern aufgefallen waren.

Aber nichts wies darauf hin. Also folgten sie der Plattform, deren Konturen trotz ihres Unsichtbarkeitsfelds von Rhodans Anzugpositronik holografisch in sein Sichtfeld eingeblendet wurden, und hielten weiter auf ihren Zielpunkt zu.

Ein gutes Stück östlich von den Wachrobotern und der Stadt lag der Komplex der Altstation. Eine uralte Anlage, in deren Zentrum eine Stufenpyramide aufragte, die oben nicht in einer Spitze, sondern in einem großen Flachdach endete. Rhodan suchte das Gelände bereits während des Anflugs nach Wärmesignaturen ab. Außer einigen technischen Gerätschaften war die Altstation jedoch energetisch nahezu tot. Nirgendwo waren Lebewesen zu erkennen.

Zur Sicherheit befahl Rhodan seiner SERUN-Positronik, das Areal permanent zu sondieren. Er verlangsamte und stieg gleichzeitig in die Höhe, um einen besseren Überblick zu erhalten. Fanroda tat es ihm gleich und schwebte wenig später nur zwei Meter von ihm entfernt. Auf diese Weise konnten sich ohne Funk unterhalten.

»Sollen wir auf volle Tarnung gehen?«

»Nein, Nahood. Es ist ein Museum. Ich denke nicht, dass wir da unten auf allzu viele Wachen stoßen werden. Warum sollten die Maccani Personal oder Ressourcen auf die Bewachung eines Relikts verschwenden? Es gibt militärisch sinnvollere Einsätze.«

»Okay.«

»Die Friedenskaserne schwebt weitab westlich der Stadt. Wir verlassen uns auf unsere Schnelligkeit. Niemand wird uns bemerken.«

Über Funk meldete sich Wetherby. »Perry? Wir haben mit der Plattform den äußeren Rand des Geländes erreicht. Es gibt eine Art Zaun, aber der wird uns nicht aufhalten. Er ist ziemlich niedrig. Wie sieht es von eurer Position aus?«

»Keine Patrouillen, keine Wachen, Gillian. Wir haben freie Bahn.«

»Was ist das für ein Leuchten?«, rief Fanroda plötzlich und deutete in Richtung der Stufenpyramide, die dezent vom Boden aus angestrahlt wurde.

Eine Kuppel hatte sich über ihr gebildet. Sie blitzte stellenweise schwach gelblich auf, sodass die Form als halbkugelförmig zu erkennen war.

»Ein niederenergetisches Sperrfeld«, stellte Rhodan fest. »Wind ist aufgekommen, der Sand mit sich trägt. Offenbar wollen die Betreiber des Museums verhindern, dass die Station ständig vom Wüstenstaub zugeweht wird. Also schalten sie bei Bedarf einen Prallschirm hinzu.«

»Kluge Entscheidung. Wer nicht Staub wischen will, hält den Sand draußen«, lobte Fanroda.

»Das bedeutet aber leider, dass wir das Dach der Stumpfpyramide nicht von oben anfliegen können.« Rhodan zeigte nach unten. »Los jetzt, Nahood. Die Nacht ist noch jung.«

*

Sie benutzten einen der breiten Bodenzugänge des Museumsgeländes. Niemand hielt sie auf. Wetherby und Gavril hatten ihren Platz auf der Antigravplattform verlassen und strebten nun zu Fuß auf die Pyramide zu. Der Wissenschaftler mit dem Blick für die Jahrtausende, Wetherby wachsam und mit gezogener Waffe.

Rhodan machte ein paar schnelle Schritte, um neben ihr gehen zu können. »Was soll der Strahler, Gillian? Hier ist niemand. Die Positronik wird dich vorwarnen.«

»Ich frage mich, wie man so alt werden kann, wenn man sich derart unvorsichtig verhält, Perry«, flüsterte sie, ohne ihn anzusehen. »Was ist mit getarnten Verteidigungssystemen? In Bereitschaft verharrenden Wachrobotern, die auf unsere Anwesenheit reagieren?«

»Es ist ein Museum, Gillian. Uralte Technik, die von den Ferronen für Touristen ausgestellt wird. Lemurische Relikte. Nichts, was von Wert wäre.«

»Dann lass du deine Waffe stecken. Ich bin trotzdem lieber vorsichtig.«

Rhodan unterdrückte ein Seufzen.

Über ihnen blitzten immer wieder funkelnde kleine Entladungen im Abwehrschirm auf. Ein unwirkliches Licht, das die mächtigen, steinernen Stufen, die zu dem Flachareal oben auf dem Bauwerk hinaufführten, in fahlen Widerschein tauchte.

»Und die Lemurer lebten wann?«, erkundigte sich Wetherby, als hätte er es ihr nicht bereits erklärt.

»Diese Pyramide ist mehr als fünfundfünfzigtausend Jahre alt, Gillian«, antwortete Rhodan geduldig. »Ich habe diese Steine schon einmal gesehen, als sie noch relativ neu waren.«

»Relativ«, murmelte Wetherby. »Zeitreisen. Das geht wirklich über meinen Horizont.«

Soeben erreichten sie den Fuß der Stumpfpyramide. »Wir müssen dort hinauf«, wechselte Rhodan das Thema.

Gefolgt von Fanroda, aktivierten sie ihre Flugaggregate und schwebten zum Plateaudach aufwärts. Gavril stieg auf die Antigravplattform und überließ die Steuerung den Robotern.

Oben angelangt, sprang der Wissenschaftler auf den historischen Boden und rannte auf den einzig verbliebenen Turm des einstigen Zeittransmitters zu, der knapp zehn Meter hoch in die Dunkelheit ragte.

Rhodan gesellte sich zu Wetherby, die gerade bei einer Stele landete, an der zahlreiche Metallplatten angebracht waren.

Sie inspizierte die Inschriften darauf. »Hm. Hier hat sich ein Borq nach dem anderen ein Denkmal gesetzt. Tesilor weihte das Museum ein, Borq Jourdan-Nuus hat für die Restaurierung gesorgt. Und da stehen Dutzende weitere Namen.« Sie richtete sich auf. »Das waren ursprünglich zwei Türme?«

»Ja«, bestätigte Rhodan. »Zusammen bildeten sie einen Zeittransmitter. Sie erzeugten ein Nullfeld. Diese Anlage war damit in der Lage, ganze Raumschiffe bis zu fünfhundert Jahre vor und zurück in der Zeit zu versetzen. Der Zeittransmitter wurde jedoch schon vor Langem zerstört. Ich nehme an, dass der zweite Turm irgendwann vollständig abgebaut wurde. Wir können also nur hoffen, dass wir trotzdem finden, was wir brauchen.«

*

Wetherby nickte, umrundete die Stele und steuerte auf den Turm zu, ein sanduhrförmiger Doppelkegel, dessen Durchmesser an den breitesten Stellen rund zwei Meter betrug, in der Mitte nur etwa die Hälfte davon. Im Licht von Gavrils Anzugscheinwerfern erkannte sie die deutlichen Spuren des Alters: Risse und abblätternde Farbe.

Kilian Gavrils füllige Gestalt schwebte auf halber Höhe vor einer klaffenden Öffnung des Transmitterturms. Er leuchtete ins Innere und fluchte vor sich hin.

»Kann er nicht leiser sein?«, ärgerte sich Wetherby.

Sie sah zu Fanroda hinüber, der ein Stück entfernt die Roboter von der Plattform zu sich beordert hatte. Die drei Maschinen warteten in einer Reihe geduldig auf ihren Einsatz.

»Das ist alles zu einfach«, murmelte die Raumjägerpilotin.

Sie spürte, wie sich die Haare in ihrem Nacken aufstellten. Ein Blick, ein Hauch, die Helligkeitsverhältnisse änderten sich. Da war jemand. Sie bemerkte die Gefahr, wusste nur nicht, von wo, duckte sich und hörte ein Klicken von rechts.

Gillian Wetherby kniete nieder, hob den Strahler. Aus dem Augenwinkel sah sie Nahood Fanroda heransprinten.

Fünf Meter vor ihr hob sich eine Bodenplatte. Eine Luke in die Tiefe. Licht drang heraus. Ein Kopf, ein Arm.

Eine Waffe!

Wetherby fackelte nicht lange, zielte.

2.

Zwei Tage zuvor

MARCUS EVERSON

Perry Rhodan musterte das Taktikhologramm, das die Schiffsbewegungen der Maccani im Wegasystem zeigte. Der Befehlshaber der Besatzerflotte schien einen seltsamen Plan zu verfolgen, der sich den Terranern nicht erschloss.

Bislang hatte sich die MARCUS EVERSON in den weitläufigen Außenbereichen des Sonnensystems, etwa in der Atmosphäre von Gasriesen, auf unbewohnten Monden oder in Asteroidenschwärmen, erfolgreich verstecken können. Bei Erkundungsflügen oder Geheimeinsätzen zur Unterstützung der Widerstandsbewegungen der unterjochten Ferronen und anderen Planetarier hatte Milenia Abercroft allerdings unliebsame Begegnungen mit schwer bewaffneten Maccaniraumschiffen schon mehrmals nur knapp vermeiden können.

Eine herausragende Kommandantin, kam es Rhodan in den Sinn, während er das Holo desaktivierte.

Er stemmte sich aus seinem Sessel und holte sich ein Glas kaltes Wasser aus dem Getränkespender.

Fast schämte er sich dafür, so untätig herumzusitzen und keine Idee zu haben, wie es weitergehen sollte. Die Suche nach seinen Freunden hatte noch nichts ergeben. Wo waren Bully und Gucky nur? Er hoffte, dass die beiden zusammengeblieben waren. Denn gemeinsam würden sie es bestimmt irgendwann schaffen, zu ihm zurückzukehren oder auf sich aufmerksam zu machen.

Vor allem gefiel Rhodan nicht, dass er bei seiner Odyssee durch die Fiktivtransmitter so viel Zeit mit dem Lösen des neuen Galaktischen Rätsels verloren hatte. Und nun steckten sie in einer Sackgasse.

Auf dem runden Tisch in seiner Kabine verhöhnte ihn die Truhe, die er im Bohrwurm der Garstag erhalten hatte. ES trieb mal wieder Scherze mit ihm. Sie hatten es mit einer Vielzahl unterschiedlichster Versuchsanordnungen probiert, doch der Behälter blieb verschlossen.

Sogar Gavril mit seinem übersteigerten Selbstbewusstsein hatte aufgegeben. Dem Wissenschaftler waren die Ideen ausgegangen.

Rhodan legte seine rechte Hand auf das kühle und glatte Material der Truhe. Er spürte nichts. Irgendwelche Emissionen sendete es auch nicht aus, kein einziges Analyseinstrument an Bord hatte auffällige normal- oder höherdimensionale Energiewerte anmessen können. Sie war anscheinend nur ein simpler Behälter, der sich allen Öffnungsbemühungen widersetzte. Eine Art chinesisches Geduldsspiel, nur dass er offenbar zu dumm war, es zu lösen.

Er musste zwangsläufig an die Zeit vor dreieinhalb Jahrtausenden denken, als er mit seinen Gefährten der Unsterblichkeit nachgejagt war. Gesichter der Vergangenheit zogen vorbei, besonders die Mutanten, die ihn in den ersten Jahren so stark unterstützt hatten. Ohne deren Hilfe wäre er damals sicherlich gescheitert, hätte sich in den Augen der Superintelligenz nicht als würdig erwiesen. War er nun erneut auf den Beistand von Parabegabten angewiesen? Musste er zunächst Gucky finden?

Die Kabinenpositronik machte ihn mit einem Summton auf einen Besucher aufmerksam und gab die Tür auf einen Sprachbefehl hin frei. Gillian Wetherby trat ein, die dunklen Haare noch nass von einer Dusche. Wassertropfen liefen über ihre Stirn, die Wangen waren gerötet und sie starrte ihn wütend an.

»Gillian?«, begrüßte Rhodan sie.

»Es ist genug!«, herrschte sie ihn an. »Was tun wir hier?«

»Ein Glas Wasser?«

»Nein! Ja. Entschuldige, Perry.« Die Raumpilotin nahm ein Glas entgegen.

»Setz dich doch«, bat Rhodan und ließ sich wieder in seinen bequemen Sessel sinken. Er prostete ihr zu.