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Familie Winter feiert Weihnachten und alle sind dabei! Ein Sektkorken ploppte. Etwas Metallisches schepperte. »Ups!«, rief Henrys Schwiegermutter. »Sorry, Marc!« Marc, der bis gerade noch Sahne geschlagen hatte, sah an sich herab. Weiße Spritzer zierten seinen dunkelroten Pulli. Der Sektkorken war in der Metallschüssel gelandet. »Das war klar«, murrte er. »Du hättest eine Schürze anziehen sollen«, sagte Josh und langte an ihm vorbei, um sein halbleeres Sektglas von der Ablage zu holen und es seiner Mutter zu reichen. Schwungvoll goss sie ihm nach. »Aber trink nicht alles auf einmal.« »Mama. Ich bin einundzwanzig.« »Gerade mal alt genug, um mit Trinken anzufangen, wenn man in den USA lebt.« »Tu ich aber nicht.« Diese Geschichte ist ein kleiner Epilog zur »Ebernau«-Reihe. Falls du sie noch nicht kennst, die einzelnen Bände heißen: Aufgetaut Horrorhamster List und Liebe Winterchaot
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Die Küche des Chalets war zu klein für zehn Leute. Natürlich quetschte sich Familie Winter trotzdem hinein. Stimmengewirr übertönte die Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern, Ellenbogen und Schultern rempelten sich von allen Seiten an und fast minütlich brach jemand in Gelächter aus. Der Duft der Gans im Ofen zog durch den ganzen Raum und vermischte sich mit dem süßen Geruch des Vanillepuddings und dem würzigen des frischgebackenen Knoblauch-Käsebrots mit Rosmarin. Gläser klirrten.
Ein Sektkorken ploppte. Etwas Metallisches schepperte.
»Ups!«, rief Henrys Schwiegermutter. »Sorry, Marc!«
Marc, der bis gerade noch Sahne geschlagen hatte, sah an sich herab. Weiße Spritzer zierten seinen dunkelroten Pulli. Der Sektkorken war in der Metallschüssel gelandet.
»Das war klar«, murrte er.
»Du hättest eine Schürze anziehen sollen«, sagte Josh und langte an ihm vorbei, um sein halbleeres Sektglas von der Ablage zu holen und es seiner Mutter zu reichen. Schwungvoll goss sie ihm nach.
»Aber trink nicht alles auf einmal.«
»Mama. Ich bin einundzwanzig.«
»Gerade mal alt genug, um mit Trinken anzufangen, wenn man in den USA lebt.«
»Tu ich aber nicht.«
Marc griff nach einem Spüllappen und wischte über seinen Pulli. »Ab sofort gibt’s keine Sektflaschen mehr in der Küche. Das Ding war ein Geschenk.«
»Von Flo?« Seine Mutter hob beeindruckt eine Augenbraue. Sie grinste Flo an, der mit einem Stapel Teller beladen an ihr vorbei eilte. »Nicht schlecht, Flo. Ist das echtes Kaschmir?«
»Äh, ja. Kaschmir aus Schottland.« Er lächelte und stieß mit Lucian zusammen, der aus dem Wohnzimmer hereinkam. »Tschuldigung.«
»Nichts passiert.« Lucian drängte sich zur Besteckschublade durch. Er riss sie auf. »Wo sind die scharfen Messer, Henry?«
»Da hinten.« Henry deutete mit dem Salatbesteck zur Ablage, auf der Gwen gerade den Pudding dekorierte. Mit rosafarbenen Zuckerblüten, die exakt die Farbe ihres Weihnachtspullovers hatten. Neben ihr stand der riesige Messerblock, aus dem ein Dutzend Holzgriffe schauten.
»Kann ich mal?« Lucian beugte sich vor, angelte nach den Messern und sie steckte ihm eine Blüte in den Mund.
»Danke.« Er grinste.
»He!«, rief Josh. »Flirtet ihr etwa? Ich hab euch im Auge, nur, dass ihr’s wisst.«
Lucian hielt mit der einen Hand zwei Messer in die Höhe und packte seinen Freund mit der anderen Hand um die Taille. »Das würde ich mich nie trauen.«
»Na, hoffentlich.« Josh flößte ihm einen Schluck Sekt ein, bevor er ihn küsste.
»Joshi«, sagte Marc. »Arbeiten, nicht knutschen. Ich seh dich nur Sekt süffeln und dummes Zeug labern.«
Lucian gab Josh einen weiteren Kuss, bevor er mit den Messern ins Wohnzimmer verschwand.
Josh schnaubte und blickte Marc an. »Als ob du besser wärst. Die Sahne sollte schon vor einer halben Stunde geschlagen werden, aber da hast du noch mit deinem Mann auf dem Sofa rumgelümmelt.«
»Nicht so frech, Zwerg.« Marc versuchte, ihm in die Wange zu kneifen.
Josh wich aus. »Zwerg? Ich bin immer noch größer als du. Und schöner eh.« Er verschränkte die Arme.
Marc lachte. »Schöner, ja? Komisch, dass nur ich dieses Jahr zum attraktivsten Snowboarder von Süddeutschland gewählt wurde.«
»Wer hat an der Umfrage teilgenommen? Mama und Flo?«
»Du bist ganz schön vorlaut, seit du es in die Großstadt geschafft hast.« Marc bohrte Josh den Finger in die Brust. »Soll ich dich mal nach draußen bringen und dir den Mund mit Schnee auswaschen?«
»Soll ich dir ne Ladung Schnee in die Unterhose stecken?«
»Versuch’s doch.«
»Kein Problem.«
Marc schnappte sich Joshs Sektglas. »Gib her, das Zeug steigt dir zu Kopf.«
»He!« Josh holte es sich zurück, aber erst, nachdem Marc einen großen Schluck genommen hatte. »Lass das, oder ich steck dir Schnee vorne und hinten in den Schlüpper.«
»Das will ich sehen.« Marc grinste. »Du Großstadt-Weichei.«
»Dorfproll.« Josh kratzte sich am Hals und unter seinem Kragen kam ein Tattoo zum Vorschein. »Bist ja nur neidisch.«
»Sicher. Vor allem auf deinen falschen Fischkopp-Dialekt.«
Josh hatte schon nach einer Woche den Hamburger Slang angenommen. Seit er und Lucian dort wohnten, schien der Dialekt bei jedem Besuch stärker zu werden. Und ihre Tattoos wurden auch stetig mehr. Lucians Arme waren schon fast voll, und die Finger zur Hälfte.
