Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Weihnachtliches ... hinter einem solchen Titel erwarten wohl die meisten Leser Geschichten und Gedichte in einem von althergebrachtem Klischee. Wer das denkt, der kennt den Schreiber hinter diesen Texten noch nicht. In zwei Sprachen nimmt er den Leser mit durch die Höhen und Tiefen dieser winterlichen Besonderszeit - in Hoch- und Plattdeutsch führt er ihn abwechselnd durch wehende Schleier von Freudentränen wie auch über Wegstrecken des schmerzhaften Mitfühlens. "Weihnachtliches" in zwei Sprachen einmal völlig anders - nämlich auf typisch "Eden" präsentiert.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2016
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür
Weihnachtsmarkt mit Glühweintrinken
Es ist so geschehen
Weihnacht am See
Den Weihnachtsmann verpasst
Des Weihnachtsmannes Weihnachtsfreud
Eine schöne Bescherung
Aal sünd s’ tofrää
As dat so is
Bald ist er da
Bold is d’ sowiet
Dat Geschenk
Dat Geschenk
De Engelstied
De Speegel
De tweede Winachsdach
DeWinachsklokken
Der Spiegel
Der verzweifelte Weihnachtsmann
Die zweitschönste Zeit des Jahres
Diederk
Een anner Winachen
Een Froach blods
Een heel besünner Winachen
Een sünnerboaren Tied
Een Winachsgeschicht.
Ein anderes Weihnachten
Eine Weihnachtsgeschichte
Engelsvisit
Engelsbesuch
Der Liebesengel
Der rettende Engel
Engel
Es weihnachtet sehr
Goode Vöörsatzen
Was mag wohl drin sein in den Päckchen
Äpfel mit knallroten Bäckchen
Weihnacht in Deutschland.
Gold’ne Kugeln, rote Kerzen
Goos moal anners
Heiligabend
Hillichoabend
Jahreswende
Kiek moal noa boaben
Man much dat woll weeten
Noa Winachen
Nu is d’ nich mehr laang hen
Weihnachten – so fragt mich …
Puuuhh
Sternstünn’ns
Stille Welt
Warmes Licht
Wat hett dat woll to bedüüden
Weihnachten kann auch anders sein
Weihnachtsabend
Weihnachtskultur
Weihnachtswunder
Winachen
Winachswunner
Schnee in d’ Lücht un Iis
Schokkelpeerd un Iserboahn
Rüükst Du nich de Schnee
Tannenbäume schneebefrachtet
Torüch un noa Vöörut
Winachen moal anners
Winachen butendieks
De Winachsstern
Winter 1947/48
Plätzchen backen in der Küche -
ganz viele Muttis mühen sich,
durchs Haus ziehen die Wohlgerüche -
die Kekse werden Stich um Stich.
Ringsumher die Kinder wuseln -
mit Teig im Mund und im Gesicht,
die Papas überkommt ein gruseln -
sie fliehen ihrer Vaterpflicht.
Im Bierlokal am Brauergarten
da finden sie sich alle ein -
sie kloppen dort vergnügt die Karten,
und lassen Weihnacht Weihnacht sein.
Der Weihnachtsmann er hört sie lachen -
er riecht des Bieres leck’ren Schaum.
Sagt - was soll der Arme machen?
Er erfüllt sich einen Jugendtraum.
Er hockt sich zu den fröhlich’ Zechern -
bestellt für alle gleich ein Bier,
und bleibt bei ihnen um zu bechern -
bis in der Frühe kurz vor vier.
Sein Rentier bringt ihn dann beschickert
sicher heim ins Weihnachtsland -
am Morgen wird ihm dann verklickert,
daß kein Kind auf Erden Geschenke fand.
Die Väter haben nichts zu lachen,
als sie aus ihrem Rausch auftauchen -
die Mamas lassen die Ruten krachen,
und vieler Papas Köpfe rauchen.
So dass sie alle auf die Schnelle
des Weihnachtsmannes Job verrichten -
und überall, an seiner Stelle,
all die guten Gaben schichten.
Sie haben Weihnachten gerettet,
es ist noch mal davongekommen -
obwohl Knecht Ruprecht schon gewettet,
das Fest wär auf immer fortgeschwommen.
************************
Weihnachtsmarkt mit Glühweintrinken -
selbst Knecht Ruprecht kommt dazu,
bei Zimtröllchen und Parmaschinken
denkt er, hier genießt du deine Pausenruh.
Doch wird es nichts mit Festbesinnung,
weil Rummel rummelt immerfort -
ihn schreckt der Menschen
Kaufrauschstimmung,
drum flieht er diesem lauten Ort.
Er läßt die Leute in den Fängen
seelenloser Umsatzjäger -
da können sie dann flatternd hängen,
bis endlich kommt der Straßenfeger.
Ist alles dann zusammengekehrt -
der Feste Tage sind vorüber,
dann säuft man völlig unbeschwert
sich blau ins neue Jahr hinüber.
**********************
Vor Zeiten in des Krieges Geschehen,
die Welt lag in Trümmern und Scherben -
haben Menschen irgendwo ein Wunder gesehen,
inmitten von Tod und Verderben.
Ein Knabe wollte ans Licht dieser Erde,
er knuffte und boxte -
für die Mutter war es gar nicht mehr schön -
nun gut sprach man, dann soll es gescheh’n.
Hilfreiche Hände, sie hoben ihn
ganz zart aus der Wiege des Leben
und weil es die Zeit war -
und weil er so schön -
man ihn in die Krippe gegeben.
Die heiligen Schwestern in ihren Trachten
ihn an die Lager der Elenden brachten.
Ein Strahlen fiel auf der Leidend’ Gesichter,
es brannten wohl unzählig’ Himmelslichter.
Vergessen die Not, vergessen das Darben -
alles versank in den herrlichsten Farben.
Ein Chor der Engel sang von neuem Beginn,
es tönte von Glaube und Frieden -
die Angst in den Herzen schmolz einfach dahin,
es war wieder Hoffnung hienieden.
*********************
Geheimnisvoll knistert das Eis auf dem See,
Irrlichter tanzen im Schatten der Bäume.
Verschlafen murmelt der Bach unterm Schnee -
der Mond träumt seine Winternachtsträume.
Die Dächer der Häuser mit Glitzer beladen,
aus den Kaminen da stieben die Funken -
auf den nächtlichen Waldespfaden
tollen sich Elfen – vor Freude fast trunken.
In den Stuben und Kammern herinnen
knistern die Scheite im rötlichen Brand,
die Menschen sich wohl auf das Leben
besinnen -
und ergreifen des Allmächtigen Hand.
Er hält sie und führt sie und leitet sie sacht,
durch weglose Öde und finstere Nacht -
und weil er sich ihrer angenommen,
ist in jedes Haus der Heiland gekommen.
**************
Mit Raureif an Mützenrändern und Krägelchen waren die Kinder zur Vesperzeit ins Haus gestoben. Sonst mußte die Mama auch schon mal öfter rufen, bevor die Rangen sich bequemten, draussen ihre Spiele abzubrechen. Heute am Heiligabend war alles ganz anders. Der Weihnachtsmann hatte nämlich vor einer Viertelstunde sein Vorläuten hören lassen. Das tat er immer, wenn er auf seinem Schlitten mit dem Schimmel davor durch das Himmelstor das Weihnachtsland verließ und in die Wolkenstrasse einbog. Karla, Marie und Klaus-Günther hatten es gar nicht gehört. Sie sausten nämlich gerade auf ihren Hosenböden den Abhang am Ende des Gartens hinunter. Bloß klein Christa, die sich aus Angst um ihr neues Mäntelchen nicht getraut hatte den anderen hinterher zu rutschen, die hatte das feine Läuten von Tanne zu Tanne und von Ast zu Ast springen hören. Nun hieß es aber schnell nach Hause rennen – sonst wären sie nicht zur Stelle, wenn der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten auf dem Dach des Hauses landete, um die Geschenke in der Stube unter den Weihnachtsbaum zu legen.
Karla, Marie und klein Christa hatten den Weihnachtsmann nämlich noch nie zu sehen bekommen. Bloß Klaus-Günther, der wußte schon wie der Weihnachtsmann aussah – na ja, so ungefähr wenigstens. Er hatte ihn nämlich vor zwei Jahren einmal von weitem gesehen, als er bei den Nachbarn ums Haus herumstapfte. Und im letzten Jahr – letztes Jahr da hatte er die Mama mit dem Weihnachtsmann in der Kammer sprechen gehört. Er wäre zu gerne in der Stube dabeigewesen. Doch durch den Schlitz unter der Türe konnte er gerade nur die Stiefelfüße sehen. Der Weihnachtsmann hatte genau so große Füße wie der Großvater.
Dieses Jahr wollten sie den Weihnachtsmann nun endlich alle sehen. Und darum mußten sie sich auch beeilen, um ins Haus zu kommen.
Sie konnten gar nicht schnell genug ihre Pelzmäntelchen und die Stiefelchen ausziehen. Als ein einziger großer Wuselhaufen lagen die Sachen in der Diele durcheinander.
Man konnte die vielen Mützen und Mäntel, Schals und Fäustlinge, Jacken und Stiefel nicht auseinander halten. Oma hatte fast einen Dahlschlag bekommen, als sie mit dem Tablett voller Kuchen und Kaffee und Kakao aus der Küche gekommen und beinahe über den Berg Anziehsachen gestolpert war. Blitzblau elektrisch und geladen wie ein Donnerwetter enterte sie die große Stube.
Sie schluckte das große Bullerballern, das schon in ihrem Mund im Kreis herumlief, aber ganz schnell wieder hinunter, als sie sah, wie artig die Rasselbande, im Halbkreis auf dem Fußboden, um Opas Lehnstuhl herumsaß.
Wie gebannt hingen die Kinder mit allen Sinnen an Großvaters Lippen, obwohl er noch gar nichts gesagt hatte. Wie still würde es in der Stube erst sein, wenn er anfing seine Geschichten zu erzählen.
Umständlich und in aller Ruhe stopfte er seine lange Pfeife. Ein Indianerhäuptling hatte sie ihm auf einem Landgang im wilden Westen geschenkt, weil er ihm seinen Hexenschuß vertrieben hatte. Sie war so lang – der aus dunkelrotem Holz geschnitzte Pfeifenkopf stand zwischen seinen großen Lederpantinen auf dem Steinfußboden vor dem runden Kamin. In dem gewaltigen Feuerloch der Brandstätte wirbelten die Flammen mit hellen Zungen und mit lautem Knistern und Knacken um die trockenen Scheite herum.
Als er mit seinem breiten Daumen geprüft hatte, ob der Tabak im Pfeifenkopf auch fest genug gestopft war, zog er einen langen Kienspan aus dem Holzkorb in der Ecke, ließ ihn im Kaminfeuer entflammen und zündete anschließend damit seine Pfeife an.
Ein paar mal zog er kräftig an dem langen Rohr, bis daß der Tabak im Pfeifenkopf hellrot glühte und eine dichte Rauchwolke seinen Kopf einhüllte.
Die vier Rangen, da vor ihm auf dem Fußboden, die konnten sein Gesicht mit dem weißen Rauschebart bald gar nicht mehr erkennen, als seine tiefe Stimme zweimal ein brummelndes „So, so“ erklingen ließ. Es konnte auch ein „Hoho“ gewesen sein – es war nicht so genau zu verstehen.
Der Großvater erzählte gerne von den langen Reisen mit seinem Segelschiff, der Santa Luca. Er war nämlich sein Leben lang als Kapitän über alle sieben Meere geschippert. Bloß das Himmelsmeer – dashatte er noch nicht befahren. Aber das würde er eines Tages auch noch zu sehen bekommen, sagte er immer. Diesmal nahm er Karla, Marie, Klaus-Günther und klein Christa mit auf eine Reise nach Grönland. Die Reise hatte er nämlich auch zufällig zur Weihnachtszeit gemacht. Grönland liegt am Rand der Arktis. Das ist ganz dicht am Nordpol, an dem der Weihnachtsmann meistens seine Sommerferien verbringt.
Damals hatte er den Weihnachtsmann gerettet – der Schlitten des Weihnachtsmannes war doch tatsächlich bei einer Zwischenlandung auf einem Gletscher vor Grönland im Eis festgefroren. Wenn Opa mit der Santa Luca nicht zufällig genau zu der Zeit daran vorbei gesegelt wäre, dann wären die Eskimokinder auf Grönland in dem Jahr in der Christnacht alle ohne Geschenke geblieben.
Für diese Rettungstat hatte der König der Eskimos Opa einen ganz großen Orden aus Walfischzähnen verliehen. Den verwahrte der Großvater in einer eisenbeschlagenen Kiste seiner Werkstatt auf einem eisblauen Samtkissen. Diesen Orden wollten Karla, Marie, Klaus-Günther und klein Christa natürlich sofort sehen, und stapften hinter dem Großvater her in die große Scheune hinter der Hinterküche. Tja – und als sie nach einer geraumen Weile von der Besichtigungstour in die Stube zurückkehrten, da lagen ihre Geschenke schon alle fein säuberlich unter dem Weihnachtsbaum verteilt.
Inzwischen war nämlich der Weihnachtsmann zur Bescherung dagewesen … und sie, sie hatten ihn wieder nicht zu Gesicht bekommen.
Im nächsten Jahr – im nächsten Jahr, da würde es aber ganz bestimmt klappen. Das schworen sie sich gegenseitig, bevor sie sich mit Hallo über die Geschenke hermachten.
****************
Mal ehrlich – habt ihr euch nicht auch schon mal Gedanken darüber gemacht, was der Weihnachtsmann so treibt, wenn nicht Weihnachten ist? Wenn man so darüber nachdenkt – so gut hat es doch sonst eigentlich niemand. Nur eine Nacht muß er richtig ranklotzen, und hat dann wieder ein ganzes Jahr Urlaub. So gut haben es ja nicht einmal die Lehrer mit den vielen Ferien. Sicher haben einige von euch bereits mit dem Gedanken gespielt, später selber Weihnachtsmann werden zu wollen. Stellt euch das aber nur nicht so einfach vor. Ich habe nämlich versucht mich für euch schlau zu machen, und habe den Weihnachtsmann ein Jahr lang begleitet. Das war eine Strapaze kann ich euch sagen. Da war nix mit Urlaub. Nie, nie wieder wünsche ich mir Weihnachtsmann zu werden. Euch kann ich auch nur dringend raten, diesen Berufswunsch für immer zu vergessen. Der Weihnachtsmann hat mir da voll zugestimmt, als ich ihm das zum Abschied sagte. Er wäre nach den Erfahrungen, die er in seinem langen Berufsleben gesammelt hat, jetzt auch lieber Briefträger – weil, die kriegen jetzt ja wenigstens einen Mindestlohn - oder Lokomotivführer mit eigenem Tarifvertrag. Noch lieber wäre er allerdings Wähler, dann könnte er bei den Wahlen den Politikern mit der Rute einmal so richtig den Hintern versohlen. Das wäre echt was für ihn. Das hat er mir unter dem Siegel der Verschiegenheit gesagt. Ihr sagt es doch auch ganz bestimmt nicht weiter, oder?
Leider kann er sich diesen Wunsch aber nicht mehr erfüllen, denn einmal Weihnachtsmann sein, das heißt für immer Weihnachtsmann sein.