Welche Wissenschaft für welche Gesellschaft? - Ulrike Felt - E-Book

Welche Wissenschaft für welche Gesellschaft? E-Book

Ulrike Felt

0,0

Beschreibung

Corona hat uns die Unverzichtbarkeit der wissenschaftlichen Forschung verdeutlicht. Doch welche Stellung hat Wissenschaft in unserer Gesellschaft? Wissenschaft und technologische Entwicklungen spielen heute mehr denn je eine zentrale Rolle für die Zukunft unserer Gesellschaften. Deutlich wird das bei der Bewältigung der großen Herausforderungen wie Umweltverschmutzung, Klimawandel oder in der COVID-19 Pandemie. Diese fordern nicht nur rasches und zielgerichtetes politisches und zivilgesellschaftliches Handeln, sondern auch solides Wissen als Basis dieses Handelns, ebenso wie neue Lösungsansätze. Es ist also unvermeidlich, über die Zukunft der Wissenschaft nachzudenken und gute Bedingungen für diese zu schaffen. Nur so kann auch in Zukunft sichergestellt werden, dass wir Antworten auf Probleme entwickeln können. Die Frage »Welche Wissenschaft für welche Gesellschaft??« steht daher im Zentrum;sie fordert auf, Wissenschaftsentwicklung und Gesellschaftsentwicklung gemeinsam zu denken.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 48

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



WIENER VORLESUNGEN

Band 204

Vortragam 13. Oktober 2021

Gefördert von der Stadt Wien Kultur.

Copyright © 2022 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien

Alle Rechte vorbehalten

Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien

ISBN 978-3-7117-3024-4

eISBN 978-3-7117-5470-7

Informationen zu den Wiener Vorlesungen unter

www.wienervorlesungen.at

Informationen über das aktuelle Programmdes Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

ULRIKE FELT

WELCHE WISSENSCHAFTFÜR WELCHEGESELLSCHAFT?

GEDANKEN ZUR ZUKUNFTDER WISSENSCHAFT

PICUS VERLAG WIEN

INHALT

DIE WIENER VORLESUNGEN

DIE FRAGE NACH DER ZUKUNFT

DIE CORONA-PANDEMIE ALS LABOR: BEOBACHTUNGEN ZUR BEZIEHUNG VON WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

DIE ZUKUNFT DER WISSENSCHAFT – DIE ZUKUNFT DER GESELLSCHAFT

VIER BLICKWINKEL AUF DIE ZUKUNFT DER WISSENSCHAFT

1. Auf der Suche nach einem neuen Gesellschaftsvertrag

2. Unsicherheiten und Nichtwissen – Auf der Suche nach einem neuen Umgang

3. Zukunft der Wissenschaft – Eine Frage der Forschungskultur

4. Angemessene Zukunftsentwürfe für Nachwuchsforscher*innen

EINE NEUE POLITIK FÜR WISSENSCHAFT

DIE ZUKUNFT DER WISSENSCHAFT HAT KEIN DREHBUCH

DIE AUTORIN

DIE WIENER VORLESUNGEN

Nur eine aufgeklärte Öffentlichkeit, die freien Zugang zu validen Informationen und aktuellen Wissenschaftskonzepten hat, ist in der Lage, sich differenziert mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Mit dem unverwechselbaren Wissenschaftsformat Wiener Vorlesungen leistet die Stadtregierung nun bereits seit mehr als drei Jahrzehnten einen wertvollen demokratiepolitischen Beitrag. Offen für alle, niederschwellig und zugleich hochkarätig werden hier die neuesten Erkenntnisse, Ideen und Fragestellungen aus Wissenschaft und Forschung präsentiert und diskutiert.

Als Forschungsstandort und Universitätsstadt hat die Stadt Wien eine Spitzenposition im mitteleuropäischen Raum inne und sieht es auch in ihrer Verantwortung, Impulsgeberin für aktuelle und zukunftsrelevante Auseinandersetzungen zu sein. So beziehen die Wiener Vorlesungen die Öffentlichkeit in den wissenschafts- und technologiepolitischen Diskurs mit ein und verhandeln Themen, die für die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner besonders relevant sind.

Neu in der langen Geschichte ist das Format Wiener Vorlesungen online – geschuldet natürlich den mit der Covid-19-Pandemie einhergehenden Einschränkungen. Doch aus der Not wurde hier eine Tugend: Mittlerweile sind alle Veranstaltungen jederzeit nachträglich abrufbar und es kann somit auch zeitversetzt an der Diskussion aktuellster Fragestellungen partizipiert werden. Denn gerade in der Krise wurde sichtbar, welche Bedeutung vertrauenswürdige Konzepte der Wissensvermittlung während des Überangebots an Meldungen haben, das allzu oft von Halbwissen, Unwissen und Falschwissen geprägt ist. Das zeitgemäße Veranstaltungsformat trägt dazu bei, Dimensionen abzuschätzen, Fragen zu bewerten und schlussendlich Entscheidungen für das eigene Handeln zu treffen. Eine fundierte Informationsbereitstellung und der öffentliche Diskurs über die Voraussetzungen und Folgen von Forschung ist gerade heute von zentraler Bedeutung.

Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die breite Diskussion des Nicht- beziehungsweise Noch-nicht-Wissens geworden, das gute Wissenschaft auszeichnet und zu ihrem Selbstverständnis zählt. Mit dieser Ungewissheit des Nicht-Wissens bewusst umzugehen und diese mit der Gesellschaft zu teilen, ist ein weiteres wichtiges Anliegen der Wiener Vorlesungen.

An unterschiedlichen Schauplätzen – denn auch bei ausschließlichen Online-Vorlesungen sollen verschiedene Orte der Stadt zu Stätten der Bildung werden – lädt das Dialogforum prominente Denkerinnen und Denker, den Nachwuchs der Wissenschaft und insbesondere Wissenschaftlerinnen ein, ihre Erkenntnisse und Einsichten über Fachgrenzen und Generationen hinweg mit der Bevölkerung zu teilen.

Um von den Wiener Vorlesungen zu profitieren, ist kein Studium nötig! Das ideale Publikum zeichnet sich durch große Wachheit und unbändige Neugier auf das Unbekannte und brennende gesellschaftliche Fragen aus. Bei kontrovers zu diskutierenden Themen ist dies umso entscheidender. Wenn hier individuelle Echokammern aufgebrochen werden, die ansonsten zu einer Engführung der Wahrnehmung führen können, hat das niederschwellige Wissenschaftsformat sein Ziel erreicht und den demokratiepolitischen Auftrag aufs Beste erfüllt.

In diesem Sinne freue ich mich, dass die Wiener Vorlesungen mit dieser Publikation nun auch schriftlich vorliegen und einen noch weiteren Adressat*innenkreis erreichen.

Veronica Kaup-HaslerStadträtin für Kultur und Wissenschaft

WELCHE WISSENSCHAFT FÜR WELCHE GESELLSCHAFT?

GEDANKEN ZUR ZUKUNFT DER WISSENSCHAFT

DIE FRAGE NACH DER ZUKUNFT

In den letzten Jahren gibt es kaum eine Frage, die öfter gestellt wird als die nach unserer Zukunft. Was wird sie für wen und mit welchem Zeithorizont bringen? Welche Versprechungen werden eingelöst werden und welche bedrohlichen Szenarien gilt es um jeden Preis zu verhindern? Werden sich die vielen Weichenstellungen und Investitionen, die wir im Namen »der Zukunft« tätigen, lohnen? Oder hat unser Handeln zur Folge, dass wir die Zukunft nachkommender Generationen in Gefahr bringen? Wir werden bei jedem Blick in Zeitungen und Broschüren aufgefordert, unsere Zukunftsfähigkeit unter Beweis zu stellen und das eine oder andere (nicht) zu tun, um die Zukunft des Planeten, unseres Wohlstands, unserer Gesundheit und von vielem mehr zu sichern. Atemloses Streben nach einer Vorhersage- und Kontrollfähigkeit unserer Zukunft, das Gefühl, an einer Schwelle zu einer grundlegend neuen Zeit zu stehen und gleichzeitig immer schon zu spät zu sein und die Warnung im Ohr, dass haltmachen mit Rückfall im Wettrennen um eine bessere Zukunft gleichzusetzen wäre, scheinen den gegenwärtigen Augenblick zu definieren1. Während wir unseren Blick immer stärker auf die Zukunft fokussieren und unsere Entscheidungen an ihr orientieren, laufen wir gleichzeitig Gefahr zu übersehen, dass sich Veränderungen in unserem Wissen über die Welt und in unseren Möglichkeiten, diese zu gestalten, viel langsamer, langfristiger und weniger sichtbar vollziehen.

Dieser Essay wurde in den letzten Monaten von 2021 geschrieben, in einer Zeit, in der die Klimakrise ganz nach oben auf unsere gesellschaftspolitische Agenda gelangt ist, es nicht mehr möglich zu sein scheint, diesem globalen Problem mit »strategischer Ignoranz«2 zu begegnen und es mit Allgemeinplätzen abzutun. Erfahrungen scheinen sich ausreichend verdichtet zu haben und wissenschaftliche Erkenntnisse sowie entsprechende Vorhersagemodelle verweisen auf eher düstere Zukunftsszenarien, wenn wir nicht entsprechend handeln. Der Ruf nach wissenschaftlich-technischen Lösungen für viele unserer Probleme ist lauter geworden denn je, immer verknüpft mit der Hoffnung, so unsere Expansions- und Wachstumsvisionen nicht infrage stellen zu müssen.