Wenn das Herz denken könnte... - Fernando Pessoa - E-Book

Wenn das Herz denken könnte... E-Book

Fernando Pessoa

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Beschreibung

»Wenn das Herz denken könnte ...« Fernando Pessoa war zeitlebens ein Reisender, der nicht ferne Länder, sondern die Provinzen seines Inneren erforschte: Getrieben von seinem unruhigen Herz befragte er seine uneingestandenen Träume, seine verborgenen Gefühle, die erregenden Philosophien der neuen Zeit. So schuf er sich ein einzigartiges Gedankenlabyrinth aus plötzlichen Einsichten, die uns die Poesie unserer uneingestandenen Gefühle offenbart. Marie-Luise Flammersfeld und Egon Ammann sind in diesem Gedankenlabyrinth wie zuhause und zeigen dem Leser seinen Reichtum und seine Schönheit.

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Fernando Pessoa

Wenn das Herz denken könnte...

Sätze aus dem Gesamtwerk

Übersetzt von Inés Koebel und Steffen Dix

FISCHER E-Books

Ausgewählt von Marie-Luise Flammersfeld und Egon Ammann

Wenn das Herz denken könnte,

stünde es still

Ich wurde zu einer Zeit geboren, in der die Mehrheit der jungen Leute den Glauben an Gott aus dem gleichen Grund verloren hatte, aus welchem ihre Vorfahren ihn hatten – ohne zu wissen, warum. Und weil der menschliche Geist von Natur aus dazu neigt, Kritik zu üben, weil er fühlt, und nicht, weil er denkt, wählten die meisten dieser jungen Leute die Menschheit als Ersatz für Gott. Ich gehöre jedoch zu jener Art Menschen, die immer am Rande dessen stehen, wozu sie gehören, und nicht nur die Menschenmenge sehen, deren Teil sie sind, sondern auch die großen Räume daneben. Deshalb habe ich Gott nie so weitgehend aufgegeben wie sie und niemals die Menschheit als Ersatz akzeptiert. Ich war der Ansicht, daß Gott, obgleich unbeweisbar, dennoch vorhanden sein und also auch angebetet werden könne, daß aber die Menschheit, da sie eine rein biologische Vorstellung ist und nichts anderes bedeutet als eine Gattung von Lebewesen, der Anbetung nicht würdiger sei als irgendeine andere Gattung von Lebewesen. Dieser Menschheitskult mit seinen Riten von Freiheit und Gleichheit erschien mir stets wie ein Wiederaufleben jener alten Kulte, in denen Tiere Götter waren oder die Götter Tierköpfe trugen.

Da ich also weder an Gott noch an eine Summe von Lebewesen glauben konnte, verblieb ich wie andere Außenseiter in jener Distanz zu allem, die man gemeinhin Dekadenz nennt. Dekadenz bedeutet den vollständigen Verlust der Unbewußtheit; denn die Unbewußtheit ist das Fundament des Lebens. Wenn das Herz denken könnte, stünde es still.  BdU, S. 13

Der Ursprung meiner Heteronyme ist ein tiefer Zug der Hysterie, der in mir steckt. Ich weiß nicht genau, ob ich einfach nur hysterisch bin oder ob ich nicht vielmehr ein Hystero-Neurastehniker bin. Ich plädiere eigentlich eher für die zweite Hypothese, da es in mir Anzeichen eines schwachen Willens gibt, den die Hysterie, wörtlich genommen, aber nicht in das Register ihrer Symptome einschließt. Wie dem nun sei, der geistige Ursprung liegt in meiner organischen und beständigen Tendenz zur Entpersönlichung und zur Simulation. Diese Phänomene – zu meinem Glück und zum Glück für andere – vergeistigen sich nur in mir; sie manifestieren sich nicht in meinem praktischen, äußerlichen Leben, im Kontakt mit anderen Menschen; sie explodieren nach innen, und ich lebe allein mit mir. Wenn ich eine Frau wäre – bei einer Frau brechen hysterische Phänomene bekanntlich in Attacken und Ähnlichem aus –, dann würde jedes Gedicht von Álvaro de Campos (der Hysterischste in mir) die gesamte Nachbarschaft in Alarmbereitschaft versetzen. Aber ich bin ein Mann – und bei Männern zeigt sich die Hysterei vorwiegend in geistigen Aspekten; so endet schließlich alles in Stille und Poesie …

Dies erklärt, tant bien que mal, den organischen Ursprung meiner Heteronymie …  AM, S. 24

Ich betrachte das Leben als eine Herberge, in der ich verweilen muß, bis die Postkutsche des Abgrunds eintrifft. Ich weiß nicht, wohin sie mich bringen wird, denn ich weiß nichts.  BdU, S. 15

Ich muß wählen, was ich verabscheue: das Träumen, das meinem Verstand verhaßt ist, oder das Handeln, das meiner Sensibilität zuwider ist; das Handeln, zu dem ich nicht geboren bin, oder das Träumen, zu dem niemand geboren ist.

Da ich beides verabscheue, wähle ich keines; weil ich aber mitunter entweder träumen oder handeln muß, vermische ich das eine mit dem anderen.

  BdU, S. 16

Wozu die Dinge unnötig erschweren,

  Und denken, was ohne Denken da ist? Gräser

  Wachsen ohne Grund.  RR, S. 187

… und bei der Erhabenheit all meiner Träume, Hilfsbuchhalter in Lissabon!

Doch der Gegensatz zerreibt mich nicht – er befreit mich; und die Ironie, die in ihm liegt, ist mein Lebenssaft. Was mich herabsetzen sollte, hisse ich als mein Banner; und das Lachen, mit dem ich über mich lachen sollte, ist ein Fanfarensignal, mit dem ich eine Morgenröte, in der ich mich selbst erfinde, erschaffe und grüße.

Die nächtliche Seligkeit, groß zu sein, ohne etwas zu sein! Die ernste Herrlichkeit des unbekannten Glanzes … Und mit einem Mal spüre ich die Erhabenheit des Mönchs in der Einsamkeit, des Eremiten in der Einöde …

An meinem Tisch in dem absurden, schäbigen Zimmer schreibe ich namenloser kleiner Angestellter Worte, die die Rettung meiner Seele sind, und vergolde mich mit dem unmöglichen Sonnenuntergang über hohen, weiten, fernen Bergen, mit meiner Statue, Ersatz für die Freuden des Lebens, und meinem Ring des Verzichts, unerschütterliches Juwel ekstatischer Verachtung, an meinem Apostelfinger.  BdU, S. 17

Denn wer liebt, weiß niemals, was er liebt,

Noch warum er liebt oder was lieben ist …

 

Lieben ist ewige Unschuld

Und die einzige Unschuld besteht im Nicht-

Denken …  AC, S. 15

Ich habe so wenig vom Leben erbeten, und selbst dieses wenige hat das Leben mir versagt. Einen Streif Sonnenlicht, eine Zeit auf dem Land, ein bißchen Ruhe und einen Bissen Brot, daß mich die Erkenntnis meiner Existenz nicht zu sehr belaste, daß ich nichts von den anderen erwarte, noch sie von mir. Selbst dies wurde mir verweigert, so als verweigere jemand ein Almosen, nicht weil er kein gutes Herz hätte, sondern um den Mantel nicht aufknöpfen zu müssen.  BdU, S. 19

Wir haben alle einen Chef Vasques; für die einen ist er sichtbar, für die anderen unsichtbar.  BdU, S. 20

Ich stellte meinem Meister die Frage: »Sind Sie mit sich zufrieden?« »Nein. Ich bin zufrieden.« Das klang wie die Stimme der Erde, die alles und niemand ist.

Für heute reicht es  AC, S. 203

Ein Freund, Teilhaber einer Firma, die dank ihrer Geschäftsbeziehungen zu allen staatlichen Stellen floriert, sagte neulich zu mir, da er annahm, ich verdiente zu wenig: »Sie werden ausgebeutet, Soares.« Das rief mir in Erinnerung, daß dem so ist, da wir alle aber im Leben ausgebeutet werden müssen, frage ich mich, ob es nicht weniger schlimm ist, von Herrn Vasques, dem Tuchhändler, ausgebeutet zu werden als von Eitelkeit, Ruhm, Verachtung, Neid oder dem Unmöglichen.

Manche beutet Gott selbst aus, sie sind die Propheten und Heiligen in der Leere dieser Welt.

  BdU, S. 21

Ich lehne mich an meinen Schreibtisch wie an ein Bollwerk gegen das Leben.  BdU, S. 21

Komm morgen wieder Wirklichkeit!

Für heute reicht es, Leute!  AdC, S. 555

Und wenn das Büro in der Rua dos Douradores für mich das Leben verkörpert, so verkörpert mein zweites Stockwerk, in dem ich in eben dieser Rua dos Douradores wohne, für mich die Kunst. Jawohl, die Kunst, die in derselben Straße wohnt wie das Leben, jedoch an einem anderen Ort, die Kunst, die das Leben erleichtert, ohne daß es deshalb leichter würde zu leben, die so eintönig ist wie das Leben selbst, nur an einem anderen Ort. Jawohl, diese Rua dos Douradores umfaßt für mich den gesamten Sinn der Dinge, die Lösung aller Rätsel, abgesehen davon, daß manche Rätsel unlösbar sind.  BdU, S. 23

Heute nachmittag ging das Gewitter

An den Hängen des Himmels nieder

Wie ein gewaltiger Steinschlag …  AC, S. 19

Litanei

 

Wir verwirklichen uns nie.

Wir sind zwei Abgründe – ein Brunnen, der in den Himmel schaut.  BdU, S. 24

Ich beneide – bin mir aber dessen nicht wirklich sicher – all jene, über die man eine Biographie schreiben kann oder die ihre eigene Biographie schreiben können. Vermittels dieser Eindrücke ohne Zusammenhang und ohne den Wunsch nach Zusammenhang erzähle ich gleichmütig meine Autobiographie ohne Fakten, meine Geschichte ohne Leben. Es sind meine Bekenntnisse, und wenn ich in ihnen nichts aussage, so weil ich nichts zu sagen habe.

Was schon könnte man an Lohnenswertem oder Nützlichem bekennen? Was uns widerfahren ist, ist entweder allen widerfahren oder uns allein; in dem einen Fall ist es nichts Neues, im anderen unbegreiflich. Wenn ich schreibe, was ich empfinde, dann weil ich auf diese Weise das Fieber meines Empfindens senke. Was ich bekenne, ist nicht von Bedeutung, denn nichts ist von Bedeutung. Ich mache Landschaften aus dem, was ich empfinde. Mache Ferien von meinen Gefühlen. Ich begreife ohne weiteres, daß Frauen aus Kummer sticken und Strümpfe stricken, weil es Leben gibt. Meine alte Tante legte endlose Abende lang Patiencen. Meine Patiencen sind meine Gefühlsbekenntnisse. Ich deute sie nicht, wie jemand Karten legt, um sein Schicksal zu erfahren. Ich prüfe sie nicht, denn in den Patiencen besitzen die Karten keinen eigentlichen Wert. Ich wickle mich auf wie ein vielfarbiger Strang oder mache mich zu einem jener Fadenspiele, wie sie Kinder auf ihren gespreizten Fingern weben und von Hand zu Hand weiterreichen. Ich achte nur darauf, daß der Daumen nicht die ihm zugedachte Schlinge verfehlt. Dann drehe ich die Hände um, und das Muster verändert sich. Und ich beginne von vorn.

Leben heißt Strümpfe häkeln, nach fremden Vorgaben. Dabei aber sind die Gedanken frei, und alle verzauberten Prinzen können sich in ihren Gärten ergehen, zwischen den Maschen, die der Widerhaken der Elfenbeinnadel eine um die andere aufnimmt. Häkelwerk der Dinge … Zwischenräume … Nichts …

Was kann ich von mir erwarten? Eine erschreckende Schärfe meiner Wahrnehmungen und das deutliche Bewußtsein zu fühlen … Einen scharfen Verstand, der mich zerstört, und eine Fähigkeit zu träumen, die nichts als ein Ablenken ist … Einen erloschenen Willen und eine Überlegung, die ihn einwiegt, als wäre er ein lebendiges Kind … Ja, Häkelwerk.  BdU, S. 25

Eine rationale Lebensführung ist unmöglich. Der Verstand gibt keine Regeln vor. Und so habe ich begriffen, was sich vielleicht hinter dem Mythos vom Sündenfall verbirgt. Der fürchterliche und tatsächliche Sinn jener Versuchung, der Adam erlag, als er vom sogenannten Baum der Erkenntnis aß, traf das Auge meiner Seele, wie ein Blitz das Auge eines Körpers treffen kann.

Seit es Verstand gibt, ist alles Leben unmöglich.

  BvT, S. 24

Warum sollte es nützlicher sein, von Prinzessinnen zu träumen als von der Tür zum Büro?  BdU, S. 26

Wie schwierig ist es, man selbst zu sein und nur zu sehen, was sichtbar ist!  AC, S. 61

Selbst wenn wir wissen, daß ein nie zustande kommendes Werk schlecht sein wird, ein nie begonnenes ist noch schlechter! Ein zustande gekommenes Werk ist zumindest entstanden. Kein Meisterwerk vielleicht, aber es existiert, wenn auch kümmerlich wie die Pflanze im einzigen Blumentopf meiner gebrechlichen Nachbarin. Diese Pflanze ist ihre Freude, und hin und wieder auch die meine. Was ich schreibe und als schlecht erkenne, kann dennoch die eine oder andere verwundete, traurige Seele für Augenblicke noch Schlechteres vergessen lassen. Ob es mir nun genügt oder nicht, es nützt auf irgendeine Art, und so ist das ganze Leben.  BdU, S. 26

Ach, wie sind doch selbst die schlichtesten Menschen

Verworren, töricht und krank

Neben der klaren Schlichtheit

Und dem gesunden Dasein

Von Bäumen und Pflanzen!  AC, S. 21

Schritt für Schritt habe ich jene innere Landschaft erobert, die von Geburt an die meine war. Stück für Stück habe ich dem Sumpf abgefordert, in dem ich hilflos festhing. Ich habe mein unendliches Sein geboren, mich mit Zangen mir selbst entrissen.

  BdU, S. 27

Ich träume zwischen Cascais und Lissabon. Ich bin nach Cascais gefahren, um für Chef Vasques die Steuer auf ein Haus zu bezahlen, das er in Estoril besitzt. Im voraus genoß ich das Vergnügen, unterwegs zu sein: eine Stunde hin, eine Stunde zurück, und unterdessen der immer wechselnde Anblick des großen Flusses und seiner Mündung in den Atlantik. In Wirklichkeit aber verlor ich mich auf der Hinfahrt in abstrakte Betrachtungen und sah, ohne zu sehen, die Wasserlandschaften, auf die ich mich gefreut hatte, und jetzt, auf der Rückfahrt, verliere ich mich mit dem Festhalten dieser Empfindungen. Ich wäre nicht imstande, auch nur das kleinste Detail dieser Reise, die kleinste sichtbare Wegstrecke zu beschreiben. Diese Zeilen sind mir dank des Vergessens und des Widerspruchs gelungen. Ich weiß nicht, ob dies besser oder schlechter ist als das Gegenteil, von dem ich ebensowenig weiß, was es ist.

Der Zug wird langsamer, fährt ein in den Bahnhof Cais do Sodré. Ich bin in Lissabon angekommen, doch zu keinem abschließenden Gedanken.

  BdU, S. 27

Ich habe aus mir gemacht, was ich nicht zu machen verstand,

Und was ich aus mir machen konnte, habe ich nicht gemacht.  AdC, S. 421

Mir sitzt die Müdigkeit in den Knochen wie einem streunenden Hund die Kälte.  AdC, S. 441

Ich hatte ehrgeizige Pläne und hochtrabende Träume – doch die hatten auch der Dienstmann oder die Näherin, denn Träume hegen alle Leute: was uns unterscheidet, ist die Kraft, sie zu verwirklichen, oder das Schicksal, das sie für uns verwirklicht.

 

Hätte ich die Welt in der Hand, tauschte ich sie, dessen bin ich sicher, gegen eine Fahrkarte zur Rua dos Douradores ein.

Vielleicht ist es mein Schicksal, ewig Buchhalter zu bleiben, und Dichtung und Literatur sind nur ein Schmetterling, der sich auf meinen Kopf niedersetzt und mich um so lächerlicher erscheinen läßt, je größer seine Schönheit ist.  BdU, S. 29

Scheiß Leben!

Ein Beruf wiegt so schwer auf den Schultern wie eine bezahlte Last,

Pflichten lähmen,

Moral unterdrückt,

Das Aufbegehren gegen die Pflicht und gegen die Moral Findet sich allenthalben, ohne Sinn und Verstand.  AdC, S. 357–359

Ich habe doch keine Probleme; nur Geheimnisse.

  AdC, S. 633

Ich denke gerade an nichts, wie wohltuend! AdC, S. 701

Immer wieder sehe ich mich in meinem von Umständen bedrängten Leben, kaum will ich mich von ihnen befreien, unversehens von neuen Umständen gleicher Art umzingelt, als herrsche in dem ungewissen Gespinst der Dinge entschieden Feindschaft gegen mich. Ich reiße von meinem Hals eine Hand, die mich erstickt. Und sehe, daß meine eigene Hand, die soeben die andere wegriß, mir zugleich mit der Geste der Befreiung eine Schlinge um den Hals gelegt hat. Vorsichtig entferne ich die Schlinge und stranguliere mich fast mit eigenen Händen.  BdU, S. 30

Ach, daß ich nicht alle Menschen bin und von allem Teil!  AdC, S. 59

Das Leben ist alles, der Tod ist nichts,

Und der Abgrund nur die Blindheit des Sehens.

  AdC, S. 289

Am Leben habe ich ein gieriges Interesse,

Das sucht, es heftig fühlend zu verstehen.  AdC, S. 73

Ob es nun Götter gibt oder nicht, wir sind ihre Knechte.  BdU, S. 31

Vielleicht müde, die Menschen zu malträtieren, malträtierte das Schicksal nun die Götter.  AM, S. 131

Gott heißt, wir existieren, und das ist nicht alles.

  BdU, S. 31

Wenn aber Gott die Blumen ist und die Bäume

Und die Berge und die Sonne und der Mondschein,

Dann glaube ich an ihn,

Dann glaube ich an ihn zu jeder Stunde!

Und mein Leben ist ein einziges Gebet, eine einzige Messe,

Eine Kommunion mit Augen und Ohren.

Wenn aber Gott die Bäume ist und die Blumen

Und die Berge und der Mondschein und die Sonne,

Wozu nenne ich ihn dann Gott?  AC, S. 25

An Gott denken heißt Gott ungehorsam sein,

Denn Gott wollte, daß wir ihn nicht kennen,

Deshalb hat er sich uns auch nicht gezeigt …

Seien wir schlicht und still

Wie die Bäche und die Bäume,

Dann liebt uns Gott und macht uns

Zu uns, wie die Bäume zu Bäumen

Und die Bäche zu Bächen,

Und schenkt uns Grün in ihrem Frühling

Und einen Fluß, in den wir münden, wenn unser Ende kommt …

Und mehr gibt er uns nicht, denn uns mehr geben hieße uns mehr nehmen.  AC, S. 27

Absurdes

 

Verwandeln wir uns in Sphinxe, wenn auch in falsche, bis wir an den Punkt gelangen, an dem wir nicht mehr wissen, wer wir sind. Im übrigen sind wir falsche Sphinxe und wissen nicht, was wir wirklich sind. Wir können mit dem Leben einzig im Einklang sein, wenn wir mit uns selbst im Mißklang sind. Das Absurde ist das Göttliche.

 

Bücher kaufen, um sie nicht zu lesen; Konzerte besuchen, weder um Musik zu hören, noch um zu sehen, wer sich dort sehen läßt; lange Spaziergänge machen, weil wir des Laufens müde sind, und Tage auf dem Land verbringen, nur weil uns das Landleben langweilt.  BdU, S. 31