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Wenn es dunkel wird und die Sonne sich dem Horizont neigt, erwachen die Wörter zum Leben. Sie formen sich zu 60 Gedichten, kurzen Geschichten und Texten. Mal heiter, mal ernst erzählen sie von den großen Fragen und kleinen Anekdoten des Lebens: Wo werden mich meine Wege hinführen? Worauf kommt es eigentlich wirklich an? Was kauft ein Jedi im Supermarkt? Und was machen Pferde abends, wenn sie alleine auf dem Hof sind? Mit der Leichtigkeit einer kühlen Sommernacht formen sich in diesem Sammelband die Wörter zu tiefsinnigen Slamtexten, romantischer und unterhaltsamer Lyrik, und Adaptionen bekannter Märchen und Fabeln. Ein Streifzug durch die Epochen und Themen unserer heutigen Gesellschaft.
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Seitenzahl: 88
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Für meine geliebten Eltern
00:47
2 Krisen
3-2-1
52 Orangen
Adventseinkauf
Am Bahnhof
Anonym
atmend
Auf dem großen Platz
Aufstehen
Begegnung am Abend
Brotverteidigung
Danksagung
Das Größte
Das Lamm und der Wolf
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Der feine Unterschied
Der Fuchs und der Rabe
Der Hund trägt ein Stück Fleisch durch den Fluss
Der Rabe
Der Wolf und der Kranich
Der Wolf und die sieben Geißlein
Des Morgens
Die Anderen
Die Krähe
Die Sage von der Mückenplage
Die Wunde
Du bist alles
Es wird morgen
Franz Kafka – Der Prozess
Freiheitsvermarktung
Hass für Zwischendurch
Immer öfter
Impressionen meines nachmittaglichen Winterspaziergang im Regen
In meinem Bauch
Jetzt
Kein Netz
Knecht Schwarzspecht
Kurz vor der Frage
Liebesgespräch
Lunge
Mein allererstes Gedicht: Kalter Wald
Mein Kopf
Möge der Markt mit dir sein
Muttertag
Pausenrevolution
Rede für den Menschen
Schneewittchen und die sieben Zwerge
Schwarz-weiß
Sie bewegt sich
staatenlos
ungesattelt
Unter Eichen
Unwichtig
vergänglich
Vorm offenen Fenster
Wärst du
Weihnachten?
Welt voller Straßen
Wenn es dunkel wird
Wie ein Salamander
Wirtschaftskraft
Zugbegleiter
Züge
Zwei Maulesel und die Räuber
Zu guter Letzt
In einem Moment vollkommener Klarheit
habe ich manchmal den Eindruck
plötzlich klar zu sehen.
So klar und gleichzeitig verschwommen.
Als hätte man ganz plötzlich alles stumm gestellt.
Alles hält inne und bewegt sich in Zeitlupe.
Die Gerüche, Geräusche klingen alle dumpf
und erreichen mich kaum.
Alles kann
in diesem Moment wahrgenommen werden,
auch wenn man nichts wirklich klar erkennen kann.
Zu scharf sind die Konturen,
alles wirkt überzeichnet,
so klar, dass es perfekt und zugleich künstlich wirkt,
als wäre man im Zentrum eines Orkans.
Alles um dich herum tobt,
aber du merkst kaum was
und du siehst daher alles
als würde es vor sich hinschleichen.
Einen Moment.
Bevor es wieder laut wird.
Ich möchte gern 2 Krisen leasen.
Ich möchte es den Leuten mal so richtig vermiesen
diesen ganzen fiesen Riesen
dieser Welt
mit ihren Aktien
mit ihrem Geld
in ihren Koffern
sehen sie sich ihren Stoff an
und verpulvern Milliarden
für ihr eigenes Glück.
Ich möchte 2 Krisen
und ich hol's mir zurück.
Gedanke
Schranke
Wille
Weg
Genuß
Kurzschluss
52 Orangen standen an der Straße
drei verfaulten durch giftige Abgase,
sechs wurden von einem Obdachlosen eingesammelt,
eine zerquetscht von einem Tollpatsch,
der nur stammelt
fünf sahen einen Raub
und wurden darüber ausgepresst,
zwei verstarben an der Pest.
elf wurden Opfer eines Fußballspiel,
vieren wurde der Lärm zu viel.
sieben wurden von einem gierigen Buben verspeist,
neun eingepackt und zuhause vereist.
drei wurden eingesackt, zerpresst
und dann zur Brause
Nur die letzte überlebte
und nahm den Bus nachhause.
Bastian hob den Kopf tief in seinen kalten Nacken.
Einige Schneeflocken flogen ihm in den Mund.
Nun konnte er das ganze Kaufhaus sehen.
9,95€.
Er stand davor. Direkt vor dem Backshop und neben
dem Schuhladen. Er hatte es sich genau gemerkt, als er
das letzte Mal hier war.
Die erste Frage, die er sich stellte war, ob er wohl das
war, was er bislang von solchen
Leuten gehört hatte.
Er stellte sich vor, wie er die Rolltreppe hochfahren
würde. Er würde bis ganz nach oben fahren, vorbei an
den Anziehsachen. Vorbei an den Uhren und den
goldenen Armbändern. Immer weiter, ganz allein. Die
Mutter war im Schuhladen nebenan.
Eine alte dreckige Mütze war auf sein klägliches
Gesicht gezogen. Er sah nicht gut aus.
Ganz oben, am Ende der Rolltreppe, würde er scharf
links gehen. Dann die dritte Reihe rechts auf der linken
Seite, direkt auf Augenhöhe. Er wusste schon, wo links
und rechts war. Tom hatte es ihm letztens beigebracht.
Er war bereits hier gewesen. In derselben Etage, in
derselben Reihe. Es war das erste Mal, dass er ganz
alleine etwas kaufte.
Ganz alleine.
Alles was der Mann hatte war eine löchrige Decke.
Seine Haut verriet ihm, dass er wohl schon oft ähnlichen
Temperaturen wie diesen ausgesetzt war.
Aus dem Eingang ging jetzt eine Frau heraus.
Vielleicht war sie es, die gerade den letzten Karton
eingepackt hatte. Vielleicht hatte sie 9,95€ bezahlt.
Bastian schob seinen Handschuh aus und griff in seine
Hosentasche. Der Schein war noch da.
Fünf Cent Rückgeld würde er bekommen, das hatte er
bereits ausgerechnet.
Es schien ihm plötzlich, als säße er mitten in der
Fußgängerzone. Zwischen all den vorübergehenden
Leuten, mit großen Plastiktüten und schnellem Schritt.
Er dachte daran, wie Tom einmal von ihnen erzählt
hatte: „Das sind doch alles nur Säufer. Die haben
einfach keinen Bock zu arbeiten.“
Auch hatte er erzählt, dass sie immer aus dem
Mülleimer essen und unter Brücken schlafen würden.
Bastian fröstelte es im Gesicht. Er war jetzt gerade
einmal eine halbe Stunde in der Kälte. Im Kaufhaus war
es warm. Außerdem würde seine Mutter gleich
kommen. Er wollte es endlich auspacken. Nach so
langer Zeit, wollte er es endlich selber haben. Er wollte
selber damit spielen dürfen, nicht nur ganz kurz wenn
Tom es ihm erlaubte. Seine Hand, in welcher der Schein
zerknüllt war, verkrampfte sich.
Noch immer stand er vor dem Kaufhaus.
Der Becher war fast leer.
Ein letztes Mal blickte Bastian nach oben.
Schneeflocken flogen ihm in den Nacken und
schmolzen auf seinem Rücken. Er drehte sich und ging
in den Backshop. Er bezahlte 38 Cent.
Nun stehst im letzten Abendlichte,
auf dem Bahnsteig du und richte
deine matten müden Blicke,
doch voll Erwartung und Geschicke,
deiner letzten Sorgen,
die gehen mit dem Abend
und kommen mit dem Morgen
auf den Anzeiger über dir,
im weißen Schimmer, über hier
und dort nach irgendwo.
Mit deinem Koffer denkend so,
welch' Weg dir hier beschieden ist.
Auf welchen Strecken du dich trimmst,
weil's lang noch nicht entschieden ist,
welchen Zug du heute nimmst.
Kannst dort gehen zum Gleise Eins,
die grellen Lichter, von dort scheinst
du, Zug des schnellen Weges,
der du flüchtend,
eilend und nach Tempo süchtend
deine Bahn durchs Land dir schlingt.
auf dass es allzu bald gelingt.
auf dass du in schnellen Wegen,
pflegen, hegen und dich trotz Regen regen kannst.
auf dass das Unnütz du verbannst
und eilend zielgerichtet,
fährst, bis man's ersichtet.
Den Traum der Stadt im Abendschimmer.
Hoffnung, Wohlstand und auch immer,
der Dschungel des modernen Wesens.
Klug gebildet, schnell des Lesens
und erblickend's der vielen Schilder.
Und des großen Glücks nicht milder.
Dies mag dein Weg sein,
obwohl dabei,
du viel verpasst in Raserei.
Kannst auch gehen, dort zum Gleise 2,
ein warmes Bett ist dir dabei.
auf dass du selig schlummern kannst,
wenn draußen alles lacht und tanzt.
Wenn es um dich herume bebt,
alles schreit und gröhlt und lebt,
kannst du in deinem Leben sitzen
und auf wohlig weichen Sitzen,
in Ruhe deine Zeitung lesen,
so ist's für manchen Mensch gewesen.
Viel wirst du nicht mitbekommen,
doch viel wird dir auch nicht genommen.
Denn buchst du die gesamte Fahrt,
fragt dich niemand um deinen Rat.
Dann lässt ein jeder dich in Ruh'
und du schaust vom Fenster zu.
Wie sich freuen und sich streiten,
wie sie räumen, vorbereiten
und du gehst höchstens ins Cafè,
und denkst dir: Gut, dass ich's nicht seh'.
Denn nirgends entgehst du so viel Trug,
wie in des Nachtes warmen Zug.
Kannst auch gehen zum dritten Gleis,
denn dort steht scheinbar still und leis,
ein kleiner Wagen, leicht beschmutzt,
ward schon lang nicht mehr geputzt,
und bringt dich auf die leise Weise,
Stück für Stück ans Ziel der Reise.
Hält an jedem Bahnhof an,
wo scheinbar man nichts sehen kann,
schaut man jedoch stramm gebannt,
in ruhiger Fahrt aufs stille Land,
mag vieles dir ins Herze fallen,
dort wo sonst am liebsten allen,
anderen die Galle kommt.
Dort genau entdeckst du prompt,
vielleicht dein eignes Lebensglück,
falls nicht, dann fährst du noch ein Stück
und tuckerst voller Heiterkeit
kommst kaum voran und dennoch weit.
So zaudere nicht lang, sitzend frierend,
voll von ratlos, Gram und zierend.
Denke nicht zuviel zurück,
alles bringt dich nur ein Stück
fern von dem was man hier Leben nennt.
Ob man kriecht und geht und rennt.
Alles bringt uns bald voran,
drum mach dich, zieh den Mantel an.
Es ist soweit, du solltest geh'n,
gibt so vieles noch zu seh'n.
Die Bahnhofsuhr tut tickend kund,
der Lautsprecher verzieht den Mund
Alle stehen schon auf dem Gleise,
komm schon, mach dich auf die Reise.
Ich glaub’ ich weiß wie du heißt
Ich glaub’ ich kann Verstehen
Ich glaub’ zu wissen wer du bist
Ich kann endlich klar seh’n
Wie es ist.
Lange hast du dich versteckt in deiner Seele
Ich habe es entdeckt
Ich hoffe das ich dich nicht quäle.
Wie ein Pseudonym bleibst du weit weg
Hast dich keinem gezeigt.
Anonym
War dein Leben
Anonym
Das warst du
Doch das wird es nicht mehr geben
Jetzt ist Ruh’.
Warum hast du dich keinem gezeigt
Alles nur für dich behalten
Warum hast du dich nur weggeneigt
Musstest immer für dich verwalten.
Ich versteh’ das nicht.
Ich werde es nie begreifen.
Anonym
War dein Leben
Anonym
Das warst du
Doch das wird es nicht mehr geben
Jetzt ist Ruh’.
Jeden Abend wenn es dunkelt
träge geht der Tag von dannen
trag ich mein Wesen glitzernd funkelnd
in den Schutz der dunklen Tannen
Dort sitzt dann mein stummes Schweigen
schwelgend in Erinnerungen
sehe dich im Nymphenreigen
bleibe bis zur Dämmerung
Blick dich fröhlich,
lachend,
tanzend
mit Glückseligkeit getränkt
auf dass die Hoffnung sich verschanzend
einen Moment ans Flüchten denkt
ohne Markel stehst du vor mir
Sonnenlicht durchtränkt dein Haupt
Glitzernd deine weichen Haare
wenn die Fensterbanke staubt
Und all die feinen Teilchen
schweben sanft,
sind längst vergang'
So verweil ich noch ein Weilchen
ein Reh trabt stolz am Weg entlang
So möchte ich dich
noch einmal sehen
bevor du die Fähre schwebst
lieblich sollen Engel gehen
durch sie weißt du dass du lebst
So trag ich in dem stummen Schmerze
nachts mein Leiden vor die Welt
niemand wird mich hören können
Kein Kater mauzt, kein Hund nur bellt
In dem Rausche tief verworren
häng ich in dem Wolkenwald
Leise deckt die Sonne wärmend
alles auf und mir wird kalt
Ich stehe hier.
Wirklich, ich stehe hier und kann es kaum glauben.
Ich dachte das ginge gar nicht.
Ich dachte es wäre zu laut.