Wenn Glühwürmchen morsen: Fantastische Geschichten - Ralph Caspers - E-Book
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Wenn Glühwürmchen morsen: Fantastische Geschichten E-Book

Ralph Caspers

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Beschreibung

Das erste Kinderbuch von Moderator Ralph Caspers („Wissen macht Ah!" und „Die Sendung mit der Maus") für Kinder ab 6 Jahren.

Fantastische Geschichten von Ralph Caspers, die überraschen und lustig sind. Aus alltäglichen Situationen macht er Geschichten zum Staunen und Träumen. Zum Beispiel von Greta, die einfach behauptet, sie könne fliegen – und es dann tatsächlich tut!

Fantasievolle Geschichten zum Vorlesen und Selberlesen für die ganze Familie.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Das Buch

Wenn vor der eigenen Haustür plötzlich ein Urwald wächst, nebenan ein echter Pirat einzieht und irgendwo im Universum ein Mädchen darauf wartet, mit dir Kakao zu trinken, dann kann das nicht mit rechten Dingen zugehen? Kann es doch! Denn hier wird Unglaubliches wahr.

Der Autor

© Johannes Haas

Ralph Caspers, 1972 auf Borneo geboren, ist bekannt als Fernsehmoderator, Autor, Drehbuchautor und Schauspieler. Er studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seit 1999 moderiert er „Die Sendung mit der Maus“ und ist sowohl Moderator als auch Drehbuchautor der Kindersendung „Wissen macht Ah!“. Caspers lebt mit seiner Familie in Köln

Mehr über Ralph Caspers: https://ralphcaspers.de/

Der Illustrator

© Johannes Haas

Ulf K., geboren 1969 in Oberhausen, zeichnet Comics, illustriert Kinderbücher und arbeitet für Zeitschriften und die Werbung. 2004 wurde er als bester deutschsprachiger Comiczeichner mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet. Ulf K. lebt mit seiner Familie in Düsseldorf.

Mehr über Ulf K.: www.ulf-k.blogspot.de

Der Verlag

Du liebst Geschichten? Wir bei Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH auch!

Wir wählen unsere Geschichten sorgfältig aus, überarbeiten sie gründlich mit Autoren und Übersetzern, gestalten sie gemeinsam mit Illustratoren und produzieren sie als Bücher in bester Qualität für euch.

Deshalb sind alle Inhalte dieses E-Books urheberrechtlich geschützt. Du als Käufer erwirbst eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf deinen Lesegeräten. Unsere E-Books haben eine nicht direkt sichtbare technische Markierung, die die Bestellnummer enthält (digitales Wasserzeichen). Im Falle einer illegalen Verwendung kann diese zurückverfolgt werden.

Mehr über unsere Bücher, Autoren und Illustratoren: www.thienemann-esslinger.de

Thienemann auf Facebook: www.facebook.com/thienemann.esslinger

Thienemann auf Instagram: www.instagram.com/thienemann_esslinger_verlag/

Viel Spaß beim Lesen!

Inhalt

1Trampolinfliegen

2Familienhunde

3Mucksmausistill

4Schnippschnapplochweg

5Möbiusbandachterbahn

6Morselichter

7Apfelbaumwiese

8Lagerfeuerfledermäuse

9Fliegenschule

10Spinnenwindspiel

11Eulenwecker

12Einhörnchen

13Scherzartikelüberraschung

14Schäfchenzählen

15Erdbebenerscheinung

16Lieblingsladen

17Hexenhäuschenküche

18Rundreiseschlaf

19Brotteighaus

20Blinzelchampion

21Sandsturmhaufen

22Marathonzähneputzen

23Schnarrenstimme

24Haltestellensee

25Ampelmännchen

26Augenleuchten

27Blitzmerker

28Überraschungsgebäck

29Tintenkillerbettlaken

30Elfenstein

31Elfenfüttern

32Piratennachbar

33Kapernexperte

34Papageienmama

35Hallenschiff

36Zwickmühlenkreuzung

37Vorgartenwunder

38Schwerkraftfehler

39Deckenpaul

40Rekordeisopa

»Fliegen ist nur ganz hoch hüpfen«, sagte Greta zu ihrer Freundin Marie. Die beiden lagen auf dem Rücken in der Mitte des Trampolins und blinzelten in den Himmel.

»Du kannst mir viel erzählen«, meinte Marie.

»Doch, wirklich«, Greta drehte sich zu Marie und kniff die Augen leicht zu, »ich zeig’s dir.«

»Mach! Ich bleib hier sitzen und zähle, wie lang du in der Luft bleiben kannst. Und wenn du …«, Marie überlegte, »wenn du es bis einhundertsiebenundvierzig schaffst, glaub ich dir.«

Marie hatte noch nie in ihrem Leben am Stück bis einhundertsiebenundvierzig gezählt, und sie war sich sicher, dass es nur sehr wenige Menschen gab, die das schon mal gemacht hatten.

Greta stand auf, holte tief Luft und begann locker zu hüpfen.

Marie lachte, denn sie machte jedes Mal einen kleinen Satz in die Luft, wenn Greta auf dem Trampolin aufkam. »Du kannst ruhig doller hüpfen!«, rief sie.

Und das machte Greta. Immer wenn sie auf dem Trampolin landete, spannte sie ihre Muskeln an und federte anschließend noch höher in die Luft. Nach ein paar Hüpfern sprang sie so hoch, dass sie schon ganz locker über das Auffangnetz des Trampolins schauen konnte. Sie hüpfte weiter und kam jedes Mal noch ein bisschen höher. Zuerst sprang sie so hoch wie das Garagendach. Dann so hoch, dass sie durch ihr Zimmerfenster im ersten Stock schauen konnte. Dann so hoch wie der Balkon in der zweiten Etage. Sie sprang so hoch, dass sie sich richtig konzentrieren musste, um beim Runterkommen wieder genau auf dem Trampolintuch zu landen. Je höher sie sprang, desto schwieriger wurde es.

Das Trampolin schleuderte Greta immer höher in die Luft. Marie jauchzte vor Freude und vergaß dabei, dass sie eigentlich zählen wollte, wie lange Greta fliegen konnte.

Greta sprang immer höher. Bis zum Dach. Beim nächsten Sprung konnte sie schon fast über den Dachgiebel schauen.

Dann hüpfte sie so hoch, dass sie über das Dach bis zum Park gucken konnte. Der Weg nach oben und wieder nach unten kam ihr schon fast wie fliegen vor. »Du musst jetzt zählen«, rief sie Marie zu, als sie kurz das Trampolin berührte und wieder hochschnellte.

Marie begann. »Eins, zwei.«

Greta war jetzt so hoch wie die Antenne auf dem Dach ihres Hauses, als ein Windstoß sie packte und wegtrug. Das war genau der Moment, auf den Greta gewartet hatte. Sie breitete ihre Arme aus und segelte auf dem Wind durch die Luft. »Siehst du? Was hab ich dir gesagt?«, rief sie.

Marie traute ihren Augen nicht. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Greta flog. Von oben sahen ihre Freundin, das Trampolin und das Haus sehr, sehr klein aus. Größer dagegen waren die Vögel, die von unten meist nur wie winzige Schreibschrift-Ms wirkten. Den Vögeln ging es wie Marie – sie trauten ihren Augen nicht! Ein fliegendes Mädchen hatten sie noch nie gesehen. Greta winkte den Vögeln zu, die Vögel winkten zurück. Oder vielleicht flatterten sie auch nur mit ihren Flügeln, um in der Luft zu bleiben. Und dann flog Greta weiter in Richtung Park. Sie segelte über die alten hohen Bäume, über den Spielplatz und über die Wiese. Die Hunde auf der Wiese bellten in ihre Richtung. Doch als die Herrchen und Frauchen in den Himmel schauten, war Greta schon wieder weggeflogen. Sie segelte über die Häuser der Nachbarn zurück zu ihrem Garten, wo das Trampolin stand und Marie auf sie wartete. »Achtung! Ich lande!«, rief Greta. Marie huschte vom Trampolin, damit ihre Freundin genug Platz für die Landung hatte – schon kam Greta unten an. Kaum hatte sie das Trampolin berührt, ging sie in die Knie, damit sie ja nicht wieder hoch in die Luft schnellte. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und kletterte runter zu Marie: »Na? Wie weit konntest du zählen?«

»Ich bin noch nie in meinem Leben so weit gekommen! Bis dreihundertvierzehn!« Marie war richtig stolz auf sich. Und natürlich auf ihre Freundin Greta, die fliegen konnte wie keine andere.

»Und? Was wünschst du dir?«, wollte Gretas Papa wissen. Seit sie denken konnte, hatte Greta immer nur einen einzigen Wunsch – egal ob zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Ihr Wunsch war so groß, dass sie jedes Jahr immer wieder nur ihren ersten selbst geschriebenen Wunschzettel hervorkramte, ihn ihren Eltern gab und sagte: »Mehr möchte ich gar nicht.«

»Aber Greta, das ist der Wunschzettel, den du geschrieben hast, als du fünf warst. Hast du denn keine anderen Wünsche?«

»Nein. Nur das hier.« Auf dem Wunschzettel stand in fester Krakelschrift gemalt: »Hunt Katse«. Denn Gretas größter Wunsch war ein Haustier. Entweder ein Hund oder eine Katze oder gern auch beides.

Und nach jedem Fest sammelte Greta ihren Wunschzettel enttäuscht wieder ein. Ihre Eltern wollten nämlich keinen Hund haben, hauptsächlich, weil er zu viel Arbeit und zu viel Dreck macht.

»Greta! Vielleicht fällt dir ja doch noch ein anderer Wunsch ein?« Papa gab ihr den Wunschzettel zurück.

Greta schaute auf das kleine Blatt Papier. Sie verzog ihren Mund – das machte sie immer, wenn sie nachdachte, und stapfte davon. »Wenn ich keinen Hund haben darf, dann werde ich, dann werde ich – dann werde eben ich selber einer!« Sie atmete tief ein und wieder aus und ging schnurstracks zum Schrank, in dem die Karnevalskostüme hingen.

Greta zog sich das Hundekostüm an, das sie an ihrem letzten Geburtstag bekommen hatte – und war ab diesem Moment ein Hund. Und sie schwor sich, erst dann wieder zu Greta zu werden, wenn ihre Eltern ihren Hundewunsch erfüllt hatten.

Als ihre Eltern sie zum Abendessen riefen, kam der Hund, der einmal Greta war, auf allen vieren angelaufen.

»Greta, jetzt hör mal auf mit Spielen. Setz dich an den Tisch, es ist Zeit zum Essen«, sagte Papa.

Aber der Hund, der vorher Greta war, verstand nicht und bellte. Mama und Papa sahen sich etwas ratlos an.

»Ich glaube, wir haben einen Hund«, sagte Gretas Mama, »der darf natürlich nichts vom Tisch bekommen. Das weiß ja jeder.«

Also bekam der Hund, der vorher Greta war, zwei Schüsselchen auf den Boden in der Küche gestellt. In dem einen waren klein geschnittene Käsebrote, in dem anderen Wasser. Der Hund, der vorher Greta war, bellte vor Freude und machte sich über sein Fressen her.

Nach ein paar Tagen vermissten Mama und Papa ihre kleine Greta sehr. Sie redeten mit ihr und fragten sie, ob sie nicht endlich aufhören wollte mit dem Hundeleben. Aber als Antwort bekamen sie nur ein kurzes Bellen. Dann schnüffelte und hechelte der Hund, der vorher Greta war, sabberte ein bisschen und verzog sich unter den Tisch. Das war sein Lieblingsplatz.

»Ich versteh nicht so richtig, was sie will«, sagte Gretas Papa.

»Wir müssen auch zu Hunden werden, um uns mit ihr so zu unterhalten, dass wir sie verstehen. Es hilft ja immer, wenn man eine gemeinsame Sprache spricht.« Gretas Mama hatte oft die besten Ideen.

Beide zogen sich Hundekostüme an. Und sie benahmen sich wie Hunde: Sie fraßen aus Näpfen und lagen die meiste Zeit nur herum.

Zuerst freute sich Greta. Ihre Eltern konnten sich wieder mit ihr unterhalten und Greta erklärte ihnen, dass sie wirklich sehr, sehr gerne einen Hund haben wollte, und solange sie keinen bekäme, würde sie eben selbst einer sein. Ihre Eltern bellten zurück und leckten ihrer Tochter übers Gesicht. Damit wollten sie ihr sagen: »Wenn du ein Hund bist, dann sind wir ab heute deine Hundeeltern.« Und es gefiel ihnen sehr gut. Ohne Besteck fraßen sie ihr Essen aus Schüsseln und schlürften Wasser aus Näpfen.

Nach kurzer Zeit kam Greta ein Gedanke: »Wenn meine Eltern jetzt zwei Hunde sind, dann habe ich ja Haustiere. Das heißt, ich selbst muss jetzt gar keins mehr sein. Dann kann ich ja wieder Schokolade essen!« Schokolade ist für Hunde nämlich total verboten. »Hurra!« Greta freute sich, stellte sich auf ihre zwei Beine und ging in die Küche zur Schublade mit den Süßigkeiten, während Mama und Papa weiter als Hunde auf der Couch lagen und vor sich hin dösten.

So hatte Greta am Ende nicht nur einen Hund, sondern zwei Hunde bei sich zu Hause und war sehr glücklich.

Vor ziemlich genau zwölf Wochen ist Greta mit ihrer Familie umgezogen. Ihr neues Zuhause ist dabei gar nicht wirklich neu, sondern sogar ziemlich alt. Das Haus wurde gebaut, als noch nicht einmal Gretas Opa auf der Welt war. Vieles ist nach dem Umzug beim Alten geblieben: Greta geht immer noch in dieselbe Klasse, und sie hat immer noch ihre alten Freunde. Greta ist mit ihrer Familie nämlich einfach nur in ein anderes Haus in der Nachbarschaft gezogen.

Trotzdem ist das Haus auch neu. Denn die Wände sind alle frisch gestrichen, Greta hat ein größeres Bett bekommen und alle in der Familie haben jetzt eigene Zimmer. Aber das Beste am alten neuen Haus ist Mausi. So heißt die Katze. Ja, das ist ein ungewöhnlicher Name für eine Katze. Und keiner weiß genau, wie sie zu diesem Namen kam, aber das ist Greta auch egal, denn eine Katze hat sie sich immer schon gewünscht. In ihrer alten Wohnung durften sie keine Tiere haben. Der Vermieter wollte das nicht.

Im neuen alten Haus ist das anders. Mausi gehörte Frau Bosch, der älteren Dame, die vorher hier lebte. Und obwohl Frau Bosch ein Haustier haben durfte, sah sie immer ein wenig traurig aus, wenn Greta mit ihrer Familie vorbeikam, um das Haus zu besichtigen. Deshalb fragte Greta sie: »Frau Bosch, wieso seufzt du immer so? Wenn ich eine Katze hätte wie du, wäre ich bestimmt der glücklichste Mensch auf der Erde.«

»Ach, kleine Greta«, antwortete Frau Bosch, »du hast natürlich recht. Ich bin so traurig, weil ich da, wo ich hinziehe, meine Mausi nicht mitnehmen kann. Und ich weiß einfach nicht, was ich mir ihr machen soll.«

»Lass sie doch hier. Das ist ihr Zuhause. Und außerdem wollte ich immer schon ein Tier haben.«

Frau Bosch lächelte, nahm Gretas Hand in ihre und sagte: »Es ist so nett, dass du das vorschlägst.« Dann seufzte sie noch einmal.

An dem Abend sprach Greta beim Essen mit ihren Eltern über Mausi. Sie erzählte ihnen, wie traurig Frau Bosch war. Und wie gut Mausi es bei ihnen haben würde. Außerdem wollte Greta doch immer schon ein Haustier haben. Mausi würde sich auch bestimmt sehr gründlich um die Mäuse kümmern. Warum sonst würde sie wohl so heißen?

Gretas Eltern schauten sich an. Sie schauten Greta an. Greta schaute abwechselnd zu ihrem Papa und zu ihrer Mama. Einen Moment war es ganz still, Greta konnte es fast nicht aushalten, aber dann nickten sich ihre Eltern zu und sagten: »In Ordnung! Morgen reden wir mit Frau Bosch!«

»Und ich rede mit Mausi. Die muss ja auch gefragt werden.« Greta strahlte.

Und so lebten im neuen alten Haus nun Greta mit ihren Eltern und ihrem Bruder und ihrer neuen alten Katze Mausi.

Man merkte kaum noch etwas vom Umzug, alle Kartons mit den Sachen aus der alten Wohnung waren ausgepackt und weggeräumt. Na ja, nicht alle Umzugskartons. Ein einziger stand immer noch an der Treppe zum Keller. Und eigentlich hätte Papa ihn schon längst runterbringen und auspacken sollen, aber immer kam ihm etwas dazwischen.

Als er vor einigen Wochen nichts anderes mehr zu erledigen hatte und kein Kind zu Hause war, das mit ihm spielen wollte, ging er zum Karton an der Kellertreppe, um ihn endlich auszuräumen und – er musste laut lachen. Mausi lag auf dem Karton. Sie hatte es sich auf den beiden Klappen, die den Karton verschließen, bequem gemacht und döste vor sich hin. »Na, das gefällt dir, was Mausi? Tja, dann muss ich den Karton wohl ein anderes Mal ausräumen«, sagte er und ging fröhlich pfeifend Zeitung lesen.

Der Platz auf dem Karton war Mausis neuer Lieblingsplatz. Mausi döste so oft auf dem Karton, dass die Oberseite schon richtig durchgelegen war. Auch die Farbe hatte sich geändert: Die oberen Klappen waren viel dunkler geworden. Alle freuten sich für Mausi – außer Papa. Der freute sich auch, es war nur so, dass er jetzt wirklich dringend diesen letzten Karton endlich auspacken wollte. Denn der einzige Nachteil an ihrem neuen Lieblingsplatz war, dass niemand mehr an den Inhalt des Kartons kam. Aber daran hatte sich Gretas Familie gewöhnt. Wenn man vergisst, was in einem Karton drin ist, kann man den Inhalt des Kartons getrost vergessen.

Als Greta eines Tages aus der Schule nach Hause kam, wollte sie Mausi Hallo sagen, aber Mausi war nirgendwo zu sehen. »Weißt du, wo Mausi ist?«, fragte sie ihre Mutter.

»Sie ist bestimmt draußen«, antwortete Mama.

Aber im Garten war Mausi auch nicht.

Greta fragte ihren Papa: »Hast du Mausi gesehen?«

»Liegt sie denn nicht auf ihrem Karton?«, wollte er wissen. Lag sie nicht. Und während Greta im ganzen Haus weitersuchte und nach Mausi rief, nutzte Papa die Gelegenheit, um endlich den Karton in den Keller zu bringen. Er hatte total vergessen, wie schwer er war. Unten im Keller überlegte er gerade, wohin er den Karton am besten stellen sollte, als Greta ihn rief. Er ließ den Karton stehen und ging hoch. »Was soll denn die Aufregung?«

»Wir wissen einfach nicht, wo Mausi ist!«, sagte Greta. »Nicht, dass sie doch Frau Bosch hinterhergelaufen ist.«

Und so suchte die ganze Familie noch mal das Haus und den Garten nach Mausi ab. Sie riefen ihren Namen, sie klapperten mit ihrem Fressnapf, sie rasselten mit der Futterkiste. Es blieb mucksmausistill. Weil Greta immer trauriger wurde, schlug Papa vor: »Wenn man nicht mehr weiterkommt, macht man am besten eine Pause. Das machen wir jetzt auch.«

Oft passieren in Pausen ja die unglaublichsten Sachen. Und so war es auch diesmal. Greta ging mit Papa in den Keller, weil sie ihm helfen wollte, endlich den verknickten, ollen, von Mausi durchgelegenen Umzugskarton auszuräumen. Greta wollte gerade den Deckel der Kiste öffnen, da miaute etwas. »Hast du das gehört, Papa? Das klang wie Mausi.«

»Ich hab nichts gehört.« Papa sah sich um und lauschte. Wieder miaute es.

»Da! Schon wieder. Ist das Mausi?« Greta war ganz aufgeregt. Wo kam das Maunzen nur her? Da miaute es schon wieder. »Der Karton maunzt wie Mausi!«, rief Greta.

»Na, wie praktisch. Wenn Mausi wirklich weggelaufen ist, dann haben wir wenigstens noch einen Katzenkarton. Oder eine Kartonkatze. Jedenfalls eine Kiste, die klingt wie eine Katze.«

»Papa!« Greta stemmte ihre Hände in die Hüften. »Darüber macht man keine Witze.« Sie öffnete die Kiste – und fand Mausi! »Da bist du ja!«

Kaum war der Karton geöffnet, sprang Mausi raus, lief aus dem Keller und machte dabei empörte Katzengeräusche.

»Ich glaube, sie ist ein bisschen verärgert, weil es so lange gedauert hat, bis wir sie gefunden haben. Sie muss im Schlaf durch die Klappen des Kartons gerutscht sein. Oder sie wollte verstecken spielen«, sagte Papa.

Die ganze Familie freute sich, dass die Katze wieder aufgetaucht war. Vor allem Mausi machte einen sehr glücklichen Eindruck. Papa räumte den Karton aus und stellte ihn, auf die Seite gedreht, wieder an die Kellertreppe. So konnte Mausi jederzeit auf der Kiste oder in der Kiste liegen. Ganz wie sie wollte.

Seitdem stellte Greta sie jedem neuen Besucher mit den Worten vor: »Das ist Mausi. Unsere Kistenkatze mit Katzenkiste. Sag das zehnmal ganz schnell hintereinander!«