Wer wäre ich ohne mein Drama? - Byron Katie - E-Book

Wer wäre ich ohne mein Drama? E-Book

Byron Katie

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Beschreibung

In 15 Dialogen behandelt Byron Katie Probleme nach dem Fragenschema von »The Work«. Es geht um schwere Krankheit, um Beziehungs- und Trennungsprobleme, Ärger mit Arbeitskollegen und finanzielle Nöte. Hellwach und empathisch setzt Byron Katie Prozesse in Gang, durch die die scheinbar unlösbaren Probleme transformiert werden und in sich zusammenfallen.

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Seitenzahl: 418

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BYRON KATIE

WER WÄRE ICH

OHNE MEIN DRAMA?

Konfliktlösungen mit

»The Work«

Aus dem amerikanischen Englischvon Gisela Kretzschmar

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Who would you be without your story?« bei Hay House, Inc. USA.
© 2010 der deutschsprachigen Ausgabe Arkana, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. © 2008 by Byron Kathleen Mitchell Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München Umschlagfoto: Brie Childers Redaktion: Michael Schaeffer SB · Herstellung: cb Satz: Fotosatz Reinhard Amann, Aichstetten Druck: ISBN: 978-3-641-21206-3V002www.arkana-verlag.dewww.penguinrandomhouse.de

Buch

Dieses Buch versammelt 15 Dialoge aus öffentlichen Veranstaltungen in den USA und in Europa, in denen Byron Katie mit Teilnehmern »The Work« durchführt. Fälle von schwerer Krankheit kommen ebenso zur Sprache wie Beziehungs- und Trennungsprobleme, Ärger mit Arbeitskollegen und finanzielle Nöte. Mit Byron Katies Unterstützung überprüfen die Klienten ihre quälenden Gedanken, die die Quelle ihres Leidens sind. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie Byron Katie hellwach und mit unbedingter Zuwendung jedes Mal einen Prozess in Gang setzt, mit dem die scheinbar unlösbaren Probleme transformiert werden und in sich zusammenfallen.

Die Dialoge sind eine spannende und unterhaltsame Lektüre – humorvoll und berührend zugleich –, aber sie sind außerdem das perfekte Anschauungsmaterial, an dem der Leser lernt, wie er seine eigenen Probleme und belastenden Gedanken überprüfen und selbst die befreiende und erlösende Wirkung von »The Work« erleben kann.

Autorin

Byron Katie, Jahrgang 1942, wuchs in Südkalifornien auf. Von der Mitte der siebziger Jahre an litt sie unter schweren psychischen Problemen, von denen sie 1986 durch ein Erleuchtungserlebnis spontan befreit wurde. Sie entwickelte »The Work«, ein System der Selbsterkenntnis, das seitdem unzähligen Menschen geholfen hat. Ihr erstes Buch, das die Funktionsweise von »The Work« beschreibt, wurde ein internationaler Bestseller und liegt in deutscher Sprache unter dem Titel »Lieben was ist« vor. Byron Katie vermittelt ihr System auf Vortrags- und Seminarreisen in vielen Ländern der Welt.

Inhalt

Buch und AutorinCopyrightVorwort von Carol Williams
Zwei Hinweise, bevor Sie zu lesen beginnen
1. Joe ist verantwortungslos2. Schlafstörungen3. Meine Mutter wäre nicht einverstanden4. Ich kann es nicht ertragen, dass sich George in Linda verliebt hat5. Die Mieterhöhung6. Willkommen bei Al-Anon!7. Frank kommandiert mich herum8. Meine Mutter manipuliert mich9. Der Krebs hat mein Leben ruiniert10. Meine Schwester, die Prostituierte11. Meine Mutter hat mich zum Opfer gemacht12. Mein Mann hätte mich nicht verlassen sollen13. Ich bin minderwertig – und manche Leute sind besser als andere14. Mein Vater hat mich missbraucht15. Voller Angst und wütend auf GottNachwort von Carol WilliamsAnhangArbeitsblatt: Urteile über deinen NächstenThemenindex

Vorwort

von Carol Williams

Während der letzten 20 Jahre ist Byron Katie weltweit als eine der aufrichtigsten und inspirierendsten Lehrerinnen unserer Zeit bekannt geworden. Sie lehrt einen Weg, glücklich zu sein, und Menschen, die ihr begegnen, reagieren sofort und spontan auf die Freude, die sie immer und überall in ihrer Umgebung verbreitet. Ihr eigener Lehrer jedoch, das erklärt sie immer wieder, war das Leiden.

Während sie in einer kalifornischen Wüstenstadt ein Leben führte, das eigentlich befriedigend hätte sein sollen – eine erfolgreiche berufliche Karriere, gesunde Kinder, eine schöne Umgebung –, litt Byron Kathleen Reid (jeder nennt sie Katie) mehr als zehn Jahre lang unter Depressionen. Sie fesselten sie ans Bett und ließen sie immer wütender und verzweifelter werden. Schließlich begab sie sich in ein Therapiehaus für Frauen mit Essstörungen – die einzige Einrichtung, für die ihre Versicherung zu zahlen bereit war. Eines Tages wachte sie in ihrer Dachkammer auf und stellte fest, dass ihr Leiden vorüber war, ersetzt durch eine Freude, wie sie sie noch nie empfunden hatte:

Ich entdeckte, dass ich litt, wenn ich meinen Gedanken glaubte, aber wenn ich ihnen nicht glaubte, dann litt ich auch nicht, und das gilt für jedes menschliche Wesen. So einfach ist die Freiheit. Ich stellte fest, dass Leiden eine freiwillige Entscheidung war. Ich fand in meinem Inneren eine Freude, die nie wieder vergangen ist, nicht einen einzigen Augenblick. Diese Freude existiert in jedem, immer.

Der Unterschied zwischen ihren Erfahrungen und anderen Erfahrungen der spirituellen Öffnung liegt darin, dass sie im Moment des Erwachens eine Methode entdeckte, wie sie diese außergewöhnliche Leichtigkeit bewahren konnte. Die vier Fragen und die Umkehrung, die sie später »The Work« nannte, existierten schon in diesem ersten Moment.

Katie wusste, dass die freudige Klarheit, die sie erlebte, jedem Menschen zugänglich ist. Und in ihrer bodenständigen amerikanischen Art begann sie, vielen Leuten, die sich spontan zu ihr hingezogen fühlten, ihre Methode der Selbstbefragung zu vermitteln. Katies erste Erkenntnis besagte, dass jedes schmerzliche Gefühl – Zorn, Einsamkeit, Furcht – dadurch zustande kommt, dass wir einem Gedanken glauben, der nicht wahr ist. Diesen Gedanken zu identifizieren und ihn dann mit Hilfe der Fragen zu überprüfen, die Katie entdeckte, hat eine unvorstellbare Macht – unvorstellbar, bis man es selbst praktiziert hat.

Um The Work zu machen, allein oder mit anderen, begibt man sich zunächst auf die Suche nach bestimmten Gedanken, die man als besonders belastend empfindet. Ein solcher Gedanke könnte beispielsweise sein: Mein Mann liebt mich nicht. Sie schreiben diesen Gedanken auf das sogenannte Arbeitsblatt (mehr Informationen dazu im Anhang) und überprüfen ihn dann, indem Sie die folgenden vier Fragen stellen:

Ist das wahr?Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?Wie reagiere ich auf diesen Gedanken?Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?

Anschließend kehren Sie den Gedanken in seine möglichen Gegenteile um – zum Beispiel: Mein Mann liebt mich, ich liebe meinen Mann nicht und ich liebe mich selbst nicht – und finden drei konkrete Beispiele dafür, dass jede Umkehrung genauso wahr oder wahrer ist als der ursprüngliche Gedanke.

Die Gespräche in diesem Buch zeigen, was passiert, wenn Menschen, die leiden, diese Fragen langsam und gewissenhaft beantworten. Es sind die Abschriften von Dialogen zwischen Katie und 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihrer öffentlichen Workshops und Kurse für The Work, die in den USA und Europa veranstaltet wurden. Einige der Teilnehmer litten unter schmerzhaften Krankheiten, andere hatten Liebeskummer oder steckten in schmutzigen Scheidungsprozessen, und wieder andere kamen mit einem Kollegen nicht zurecht oder machten sich Sorgen über eine Mieterhöhung. Ihnen allen gemeinsam war die Bereitschaft, mit Katies Hilfe ihre belastenden Gedanken zu überprüfen, um die wahren Ursachen ihres Leidens zu erkennen.

Die Dialoge sind nicht nach ihren vordergründigen Themen – Familie, Krankheit und so weiter – geordnet, weil als eigentliches Thema hier der Prozess von The Work im Mittelpunkt steht und gezeigt werden soll, welche verschiedenen Wege er nehmen kann. Einige der Teilnehmer hatten noch keine Erfahrung mit The Work, während andere es schon eine Weile praktizierten, aber an bestimmte Grenzen gestoßen waren. In jedem Fall sehen wir, wie Katies scharfer Verstand und ihre leidenschaftliche Zuwendung den Menschen helfen, ihre vermeintlich unerschütterliche Realität selbst aufzubrechen.

Auch wenn diese Dialoge faszinierend zu lesen sind – einige sind ebenso erheiternd wie zutiefst bewegend –, sollen sie doch vorwiegend als Lehrstücke dienen. Jedes Gespräch fand vor Publikum statt, und Katie hat nie die Verbindung zu diesem Publikum verloren, sondern alle Anwesenden immer wieder aufgefordert, den Dialogen innerlich zu folgen und sich selbst die Fragen zu stellen, die von den Dialogpartnern gestellt werden mussten.

Das Buch ist am nützlichsten, wenn man es auf ebendiese Weise liest. Die Dialoge zwischen Katie und ihren Freiwilligen sind Vorbilder für genau die Art von Dialogen, die man beim Lesen mit seinen eigenen Gedanken führen kann. Und sogar in den scheinbar schrecklichsten Situationen kann das Ergebnis eine unvorstellbare Freiheit und Freude sein.

Zwei Hinweise, bevor Sie zu lesen beginnen

Vor Beginn der Workshops haben alle Teilnehmer ein Exemplar von Katies Arbeitsblatt ausgefüllt. (Eine Kopievorlage, die Sie für Ihre eigene Work benutzen können, finden Sie im Anhang am Ende dieses Buches.) Das Arbeitsblatt – mit Fragen wie: »Wer ärgert, frustriert, enttäuscht oder verwirrt dich und warum? Was gefällt dir daran nicht? – hilft Ihnen, die Gedanken, die Ihr Leiden verursachen, zu identifizieren und festzuhalten. Gewöhnlich beginnt das Gespräch damit, dass der Teilnehmer von seinem Arbeitsblatt vorliest, und im weiteren Verlauf kehrt er gelegentlich zu diesen Aufzeichnungen zurück. Wann immer ein Teilnehmer von seinem Arbeitsblatt vorliest, ist der entsprechende Abschnitt in diesem Buch kursiv gedruckt, um den Prozess zu verdeutlichen.

Einige Leser sind vielleicht erstaunt, wenn Katie Teilnehmer ihrer Workshops als »Liebling« oder »Schätzchen« anspricht. Das bedeutet nicht, dass sie diese Person kennt oder nicht aufrichtig ist. Für Katie ist der Mensch, mit dem sie gerade spricht, immer die ihr liebste Person der Welt, und ich hoffe, dass diese Abschriften einen Teil ihrer intensiven Aufmerksamkeit vermitteln können.

1. Joe ist verantwortungslos

Wenn es jemanden gibt, der Ihr Blut zum Kochen bringt, dann danken Sie ihm. Er zeigt Ihnen, was Sie wissen müssen, um ein freundlicherer Mensch zu werden. Er tut sein Bestes, und dasselbe gilt für Sie.

Brian: [liest, dem Publikum zugewandt, von seinem Arbeitsblatt] Ich bin wütend auf Joe, denn er ist taktlos, arrogant, ein Esel, geldgierig, unsittlich, rücksichtslos, verantwortungslos, schleimig – und gleichgültig gegenüber den Mitarbeitern und Kunden. [Das Publikum lacht.]

Katie: Das war’s wohl im Wesentlichen.

Brian: Für mehr hat der Platz nicht gereicht.

Katie: Danke. Das sagt also der Verstand. Was fangen wir nun mit einem Verstand wie diesem an? Der Verstand hat eine bestimmte Funktionsweise – ich habe festgestellt, dass er geradezu einen Job hat: Er ist ein Sucher. Wir glauben dem Gedanken: »Er ist selbstsüchtig.« Und dann beginnt der Verstand uns unverzüglich alle Geschichten zu erzählen, die das beweisen, und alle Bilder vorzuführen, die das beweisen. Es reicht nicht, dass jemand einmal selbstsüchtig war – der Verstand muss es beweisen und immer wieder beweisen.

Also was passiert, ist, dass der Verstand diese Person angreift. Gewöhnlich sind wir mit dem betreffenden Menschen verheiratet, wenn uns solche Gedanken kommen! Und dann vernichtet der Verstand diese Person vollständig. Er macht nur seinen Job. Nun dreht die andere Person den Spieß um und greift dich an, weil du sie angegriffen hast. Das geht bis zur Erschöpfung. In der Zwischenzeit macht sich dann irgendein Suchtverhalten bemerkbar – du zündest dir eine Zigarette an oder greifst in den Kühlschrank, obwohl du gerade erst eine komplette Mahlzeit gegessen hast, oder du schaltest den Fernseher ein. Die Bilder ziehen einfach an dir vorüber – denn was du siehst, ist dir eigentlich gleichgültig.

Was fangen wir mit einem Verstand wie diesem an? Wir können die Gedanken nicht anhalten. Wir sitzen sie aus. Wir erklären sie rational. Wir unterdrücken sie mit Medikamenten. Wir unterdrücken sie durch Meditation. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser Verstand einen Ort sucht, wo er zur Ruhe kommen kann. Er ist auf der Suche nach Frieden. In diesem Szenario, das ich gerade beschrieben habe – wo der Verstand die andere Person und auch dich angreift –, gibt es keinen Frieden. Und doch funktioniert der Verstand genau so. Auf genau diese Weise gehen wir mit solchen Gedanken um, seit wir zum ersten Mal einem Gedanken geglaubt haben.

Nimm dir den Gedanken »Er ist so selbstsüchtig!« vor und spüre bewusst, wie der Körper darauf reagiert. Nimm wahr, welche Geschichten und Bilder dir dabei in den Sinn kommen, was dieser Gedanke mit deinen Armen und Schultern, deinem Körper, deinem gesamten Organismus macht, wie dein Herz rast und wie du dein Glas etwas zu heftig auf dem Schrank abstellst – für den Fall, dass er noch nicht gemerkt haben sollte, wie verärgert du bist.

Aber eines Tages ist mir klar geworden, dass diese belastenden Gedanken, denen ich glaubte, gar nicht unbedingt wahr sein müssen. Ich habe entdeckt, dass es nur die Wahrheit ist, die uns frei macht. Und so fing ich an, meine Gedanken so zu behandeln, als wären sie meine Kinder. Ich setzte mich mit meinem außer Rand und Band geratenen Verstand hin und sprach mit ihm wie mit einem geliebten Kind.

Das ist genauso, als würdest du mit deinen Kindern oder einem anderen Menschen reden, den du liebst, und du denkst diese wunderbaren Gedanken über sie, und du versuchst nicht, dich dazu zu zwingen, weil sie wirklich echt sind: »Ist er nicht wunderbar, ist sie nicht talentiert, ist sie nicht liebenswürdig?« – Solche Gedanken. Nimm bewusst wahr, wie dein Körper reagiert, wenn du diese Gedanken aufrichtig denkst. Und schau dir den Unterschied zwischen diesen beiden Zuständen an, je nachdem, was du glaubst.

Ich bin also zu der Einsicht gelangt, dass mein Verstand zur Ruhe findet, wenn ich meine belastenden Gedanken überprüfe. Und damit wollen wir heute Abend spielen. Also, Liebling, willst du jetzt hier heraufkommen? Willst du in meinen Salon kommen, und wir machen gemeinsam The Work über Joe?

[Brian kommt zu Katie auf die Bühne.]

Okay, Liebling, lies es noch einmal.

Brian:Ich bin wütend auf Joe, denn er ist taktlos, arrogant, ein Esel, geldgierig, ohne Moral, rücksichtslos, verantwortungslos, schleimig – und gleichgültig gegenüber den Mitarbeitern und Kunden.

Katie: Absolut. Und nun schauen wir uns die Sache mal an. Ich hörte dich »verantwortungslos« sagen. Das ist mir besonders aufgefallen. Das ist wirklich frustrierend.

Brian: Es ist wirklich frustrierend.

Katie: Ja. Also: »Er ist verantwortungslos« – stimmt das? [zum Publikum] Sucht nach einem Menschen in eurem Leben, der verantwortungslos ist. Es kann jemand sein, den ihr vor langer Zeit gekannt habt und der euch mit dieser Eigenschaft verrückt gemacht hat, oder es kann jemand sein, mit dem ihr jetzt lebt. Also: »Er ist verantwortungslos« – ist das wahr?

Brian: In meiner Welt, ja.

Katie: Na ja, das ist die einzige Welt, mit der du je zu tun haben wirst.

Brian: Ja. Traurig aber wahr.

Katie: Ja. Also: »Er ist verantwortungslos« – wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?

Brian: Ich werde … Ich fühle mich angespannt, und ich habe dieses Gefühl von alles durchdringender Wut, die mein Blut kochen lässt.

Katie: Ja.

Brian: Diese Ungerechtigkeit, diese Art von empörender …

Katie: Absolut. Also, wohin bewegt sich dein Verstand, wenn du dem Gedanken glaubst: »Er ist verantwortungslos«? Welche Bilder siehst du, welche Vorstellungen hast du?

Brian: Na ja, das ist total negativ und dunkel. Es gibt nicht ein einziges glückliches Fleckchen. Es ist rundum unangenehm.

Katie: Und wer wärst du ohne diesen Gedanken – »Er ist verantwortungslos«?

Brian: Ich wäre dieselbe Person.

Katie: Dann beschreib das. Schließ deine Augen. Und jetzt stell dir bildlich vor, wie er verantwortungslos ist. Kannst du es sehen?

Brian: Und ob. [Das Publikum lacht.]

Katie: Okay. Sieh jetzt genau dieses Bild.

Brian: Okay.

Katie: Und nun beobachte ihn einfach. Schau in seine Augen, schau in sein Gesicht, und vergiss deine Geschichte. Beobachte ihn. Was siehst du?

Brian: Er tut sein Bestes.

Katie: Wow!

Brian: Er gibt sich Mühe.

Katie: Ja, Liebling. Also: »Er ist verantwortungslos« – dreh’s rum. Die Umkehrung ist das, wo du das Gegenteil dessen findest, was du glaubst und wirklich erlebst. Also: »Er ist verantwortungslos« – dreh’s um.

Brian: Er tut sein Bestes. Er …

Katie: Er ist verantwortungsbewusst. Er ist so verantwortungsbewusst, wie er sein kann.

Brian: Mit den Methoden, die er hat, und …

Katie: Das ist sehr gut zu wissen. Denn wenn du das in ihm sehen kannst, dann kannst du es auch in uns anderen sehen. Und außerdem ergibt sich daraus etwas, das sehr kostbar und sehr mächtig ist: Du gelangst zu der Erkenntnis, dass du so verantwortungsbewusst bist, wie du eben sein kannst, und dass du das immer gewesen bist.

Brian: Und als ich das gerade sagte, habe ich mich weicher gefühlt, irgendwie entspannter – vom Körper her.

Katie: Du hast ganz kurz gesehen, was wirklich los ist. Weil dein Verstand dir sagt: »Er tut das mit Absicht, nur um mich zu ärgern.« So reagiert der Verstand. Wir nehmen alles zu persönlich.

Aber Gedanken sind nichts Persönliches. Ich habe das eines Morgens bemerkt. Mein Selbstwertgefühl war so gering, dass ich gewöhnlich auf dem Boden schlief, weil ich dachte, ich hätte es so verdient – ich glaubte nicht, dass ich es verdiente, in einem Bett zu schlafen, weil ich so voller Selbsthass steckte. Und dann wachte ich eines Morgens auf und lag auf dem Boden, und ganz unvermittelt bemerkte ich, dass ich geatmet wurde. Besser gesagt: Es wurde geatmet. Es war nicht einmal ich; der Körper war nicht einmal meiner. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf – nichts Persönliches. Und dann bemerkte ich, dass ich im Grunde gedacht wurde.

Du solltest das einmal selbst erleben. Wenn du nachts schläfst, wenn du nicht träumst, wo ist dann die Welt? Sie beginnt erst dann, wenn das Ich beginnt: »Ich.«, »Ich bin.«, »Ich komme zu spät zur Arbeit.«, »Ich muss ins Bad gehen.«, »Ich, ich, ich, ich, ich, mich, mir, meiner.« Und dann fängt es wirklich an zu denken, dass du ein Dieses bist. Oder ein Jenes. Ein »Ich«.

Also beginnen wir unsere Gedanken zu überprüfen, und wir stellen dann fest, dass etwas Neues passiert. Wir gelangen zu der Einsicht, dass Gedanken nichts Persönliches sind. Und wenn wir das erkennen, können Wunder geschehen. Das ist bedingungslose Liebe.

Das nächste Mal, wenn du diesen Mann siehst, und er ist verantwortungslos – oder irgendjemand sonst –, dann fragst du dich vielleicht, warum du das nicht so siehst. Du siehst jemanden, der einfach sein Bestes tut. Das ist eine radikale Veränderung – dieser kurze Blick ins eigene Innere.

Brian: So müsste es wohl sein, denn wenn man jeden Tag auf diese Weise empfindet, ist es einem irgendwann wirklich nicht mehr bewusst. Er könnte ein Heiliger sein, und ich würde es immer noch …

Katie: … nicht erkennen. Das stimmt, Liebling. Er könnte ein Heiliger sein, und trotzdem würdest du an deiner Geschichte über ihn festhalten, an deiner Geschichte darüber, wer er ist. Die Wahrheit ist, dass sich noch nie zwei Menschen wirklich begegnet sind. Du bist der, für den ich dich halte. Ich glaube meinen Gedanken über dich, und damit lege ich fest, wer du bis. Okay, mein Schatz, wir kämpfen im Grunde gegen Wahrnehmungen.

Also: »Er ist verantwortungslos« – dreh’s um.

Brian: Er tut sein Bestes, und er glaubt, dass er sich kümmert, denn sonst würde er nicht tun, was er tut.

Katie: Okay, aber wir sollten uns so eng wie möglich an die Worte deiner ursprünglichen Aussage halten. »Er ist verantwortungslos« heißt dann in der Umkehrung: »Er ist verantwortungsbewusst.«

Brian: Er ist verantwortungsbewusst.

Katie: Okay, das kann jetzt einfach eine Vorstellung sein. Du empfindest das vielleicht nicht als echt. Der Verstand ist aber erst zufrieden, wenn er sieht, dass die Umkehrung echt ist. Also nenne mir jetzt drei Beispiele für Situationen, in denen dieser Mann verantwortungsbewusst ist. Drei echte Beispiele, so präzise wie eben möglich. Wenn wir das tun, dann fangen wir an, unser Denken umzupolen, und lenken es in eine Richtung, die sehr viel freundlicher ist als die bisherige. [Zum Publikum] Ich fordere euch alle auf, das ebenfalls zu tun, wenn ihr wieder zu Hause seid.

[Zu Brian] Also, nenne mir drei Beispiele für sein Verantwortungsbewusstsein.

Brian: Er kommt jeden Tag pünktlich zur Arbeit.

Katie: Das ist erstaunlich.

Brian: Ja. [Das Publikum lacht.] Er arbeitet hart und macht oft Überstunden.

Katie: Meine Güte!

Brian: Und es gibt tatsächlich Situationen, in denen er sich fürsorglich und verantwortungsbewusst verhält. Ich habe das schon erlebt.

Katie: Okay, aber was mich betrifft, also mein Verstand braucht mehr als die Aussage: »Es gibt tatsächlich Situationen, in denen er sich fürsorglich und verantwortungsbewusst verhält.« Das ist mir zu vage. Ich brauche es präziser. Also schlage ich vor, dass du wirklich nach konkreten Beispielen suchst. Der Verstand ist dabei, eine neue Lebensweise zu finden. Er ist dabei, sich in der Wirklichkeit einzurichten.

Brian: Also, er nimmt an Fortbildungsveranstaltungen teil, um sich in seinem Fachgebiet auf dem Laufenden zu halten. Ist das präzise genug?

Katie: Ja, Liebling, ja. Wenn du ihn nun also wieder bei der Arbeit triffst, könntest du ihm das ja vielleicht einmal sagen: »Joe, ich finde, du verhältst dich verantwortungsbewusst.« [Das Publikum lacht.]

Brian:Du musst mich dann aber begleiten.

Katie: Okay, Liebling. Ich möchte diesen Mann kennenlernen. Er scheint mir ein sehr fürsorglicher, hart arbeitender Mensch zu sein, der, wie du sagst, so verantwortungsbewusst wie möglich ist und dabei sogar manchmal mehr leistet, als von ihm gefordert wird. Wenn du ihn bei der Arbeit triffst, könntest du ihn also wissen lassen: »Ich habe über dich nachgedacht. Und ich weiß es zu schätzen, dass du an Fortbildungsveranstaltungen teilnimmst, dass du jeden Tag pünktlich zur Arbeit kommst, und …« Und dann gibst du ihm deine Liste.

Brian: Aber wohl besser ohne den ersten Teil. [Das Publikum lacht.] Ich habe sogar einen Sponsor, der mich so vorgehen lässt.

Katie: Ausgezeichnet. Und schließlich kannst du ihm auch deine Antworten auf die dritte Frage mitteilen: »Wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?« Das bringt dich auf erstaunliche Ideen, über die du mit diesen Leuten reden kannst. Wie behandelst du ihn also, wenn du den Gedanken glaubst: »Er ist gleichgültig und verantwortungslos«?

Brian: Wahrscheinlich nicht besonders freundlich.

Katie: Ich würde »wahrscheinlich« weglassen und zur Sache kommen.

Brian: Okay. Ja, ich bin sicher, dass ich ihm das Leben schwergemacht habe.

Katie: Was genau hast du getan, um ihm das Leben schwerzumachen?

Brian: Ich habe den Blickkontakt mit ihm gemieden. Ich habe mit den Augen gerollt. Ich habe wahrscheinlich – nicht »wahrscheinlich« – …

Katie: Sehr gut!

Brian: … bei anderen Leuten schlecht über ihn gesprochen – wie ein Klatschweib.

Katie: Im Grunde hast du also über ihn getratscht.

Brian: Ja.

Katie: Okay. Also möchtest du das in Zukunft vielleicht auch unterlassen.

Brian: Ich komme mir jetzt wie ein Mistkerl vor.

Katie: Liebling, du hattest keine Wahl. Genau darum geht es. Wenn du den Gedanken »Er ist gleichgültig und verantwortungslos« für wahr hältst, dann hast du keine Wahl. Dann musst du aus dieser Überzeugung heraus leben.

Brian: Ich verstehe.

Katie: Du fühlst dich schlecht? Aber das ist die reine Ahnungslosigkeit. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann muss ich aus dieser Überzeugung heraus leben. Ich kann es immer wieder versuchen, ich kann positive Affirmationen benutzen, aber was mein Handeln bestimmt, ist das, was ich von diesen Affirmationen tatsächlich glaube. Und das beherrscht mich. Und ich heuchle, und ich hasse mich selbst. Spür das. Das ist Gewalt. Spüre, wie es sich anfühlt, den Gedanken zu glauben: »Er ist verantwortungslos und unfreundlich.« Ich sage nicht, dass er das nicht ist. Wir könnten also auch die Bereiche auflisten, in denen er tatsächlich verantwortungslos ist. Das wäre nur vernünftig, denn so ist die Realität. Und wenn unser Verstand beides gegeneinander abwägt, ist die Sache klar: Hier ist er verantwortungsbewusst, und dort handelt er unverantwortlich.

Und hier scheint er unfreundlich zu sein, aber ich weiß ja nicht, was in ihm vorgeht. Vielleicht ist sein Verhalten gut gemeint. So beginnen sich die Gedanken zu klären, während wir allmählich der Wahrheit eine Chance geben, deiner Wahrheit. »Er ist unfreundlich und verantwortungslos« – empfinde, wie sich das jetzt in deinem Inneren anfühlt, und schau auf deine Gedanken.

Brian: Eklig.

Katie: Und brutal.

Brian: Und dunkel.

Katie: Ja. Wir wollen eine Welt ohne Krieg, aber im Grunde denken wir, dass Krieg in unserem eigenen Leben präsent ist. Spür das – die Brutalität in unserem Inneren, und irgendwie denken wir, dass uns das verantwortungsbewusster macht; diese Art von Selbstgesprächen, so als würden wir über anderen stehen. Und schau nur, wie wir andere behandeln.

Okay, Liebling, kannst du noch eine weitere Umkehrung finden? »Er ist verantwortungslos« – kannst du ein weiteres Gegenteil finden?

Brian: Er ist fürsorglich.

Katie: »Er ist verantwortungslos.« »Ich bin …«

Brian: Ich bin verantwortungslos.

Katie: Ja.

Brian: Ich verstehe.

Katie: Gut, gut. Wenn ich jemanden für verantwortungslos halte, dann bin ich selbst in diesem Moment verantwortungslos. Wenn ich jemanden für gleichgültig halte, dann bin ich selbst in diesem Moment gleichgültig. Schau dir die Gedanken an, die du denkst, wenn du jemanden für gleichgültig hältst. Wer ist da gleichgültig? Und weißt du, warum es mir wichtig ist, einen anderen Menschen zu lieben? Weil es wehtut, ihn nicht zu lieben. Ich bin jemand, der unterscheiden kann, ob etwas wehtut oder nicht. Ich habe entdeckt, worin Masochismus wirklich besteht, und diese Entdeckung hat mich zu jemandem gemacht, der dich liebt. Ich betrete einen Raum wie diesen, in dem sich Hunderte von Menschen aufhalten, und ich weiß, dass mich jeder von ihnen liebt. Ich erwarte nur nicht, dass ihnen das schon klar ist. [Das Publikum lacht.] Aber wenn du mich hasst, dann hasst du dich selbst. Wenn du mich liebst, dann liebst du dich selbst. Und jedes Mal, wenn du deine Überzeugungen überprüfst, wirst du ein netteres menschliches Wesen.

Brian: Es ist befreiend.

Katie: Es ist so befreiend. Das ist es, was Freiheit bedeutet. Befreie deinen Geist, und der Körper folgt nach.

Okay, Liebling, also wo bist du nun verantwortungslos bei der Arbeit? Wo gehst du unverantwortlich mit ihm um? Und wo bist du unfreundlich zu ihm, und wo bist du unfreundlich zu dir selbst? Diese Work ist Meditation. Mach ernst damit, und du wirst anschließend radikal verändert sein.

Also, mein Schatz, wir wollen uns deine Liste noch mal anhören, die du uns zu Beginn vorgelesen hast. [Brian schüttelt den Kopf.] Ah, du hast es verstanden. Du hast es so schnell verstanden.

Brian: Ich will nicht mal mehr einen Blick drauf werfen.

Katie: Ja, gut, das war für ihn okay. Aber nicht wirklich. Deshalb wollen wir jetzt unseren Freunden etwas über ihn erzählen. Weißt du, wer unsere Freunde sind? Leute, die uns zustimmen. Das sind unsere Freunde. Du sagst: »Er ist verantwortungslos und unfreundlich.« Sie sagen: »Oh, ich weiß, ich weiß. Ist das nicht schrecklich? Du musst so frustriert sein.« Und wenn irgendjemand etwas dagegen einwendet, dann musst du ihn von deiner Ansicht überzeugen.

Brian: Durch Geschichten.

Katie: Ja, sogar wenn du dafür übertreiben musst. Denn das sind deine Freunde – sie müssen deiner Meinung sein. Und Leute, die nicht unserer Meinung sind, werden unsere Feinde, und dann finden wir eine andere Gruppe, die unsere Meinung über ihn teilt, wer auch immer das sein mag.

Und wir tun es in unserer Familie. Wir beziehen Position gegeneinander. Wir tun es am Arbeitsplatz, und wir tun es in unseren Gemeinden. Überall gibt es »die anderen« – und dann gibt es uns. Und wir alle stimmen zu.

Aber ein sogenannter Feind wird uns auf das aufmerksam machen, was wir wissen wollen, weil er uns gegenüber wachsam ist. Und was würde passieren, wenn ich bereit wäre, ihm zuzuhören? Immerhin könnte er Recht haben. Wenn unser Denken also für eine Überprüfung offen ist, oh du meine Güte! Dann gibt es keinen Feind mehr auf der Welt. Du findest keinen einzigen mehr.

Jemand sagt: »Katie, du bist verantwortungslos!« Ich würde erwidern: »Wie meinst du das, ich bin verantwortungslos?! Wie kannst du es wagen, mir das vorzuwerfen! Ich bin total verantwortungsbewusst!« Dann haben wir Krieg, oder? Aber wenn ich so offen wäre, wie du es jetzt bist, und jemand würde zu mir sagen: »Katie, du bist verantwortungslos«, dann würde ich erwidern: »Okay, lass mich darüber nachdenken. Du könntest Recht haben.« Und dann würden wir uns zusammensetzen und darüber reden. Und meine Kritiker könnten mich über mich aufklären, und ich könnte etwas lernen. Der Verstand lernt gerne. Aber wenn er sich in dieser negativen Polarität befindet, dann ist er so beschränkt. Wir lernen dann nur den Stress, den die Kritik ursprünglich bei uns ausgelöst hat.

Brian: Naja, es ist so einfach, in die alten Muster zurückzufallen.

Katie: Es sei denn, du hast das getan, was du heute hier tust. Okay, also lies den Satz noch einmal vor.

Brian:Ich bin wütend auf Joe, denn er ist taktlos, arrogant …

Katie: Dann lass uns die ganze Sache jetzt umdrehen: »Ich bin wütend auf mich selbst …«

Brian: Ich bin wütend auf mich selbst, denn ich bin taktlos.

Katie: Ja, und dann würde ich mich hinsetzen und mir diese Aussage wirklich ansehen. Wo bin ich taktlos? Noch einmal: Diese Work ist Meditation. Wo bin ich taktlos, besonders Joe gegenüber? Wo bin ich taktlos gewesen? Und das nächste Wort?

Brian: Arrogant.

Katie: Wo habe ich mich arrogant verhalten? Sobald wir über solche Urteile nachsinnen und erkennen, wo sie auf uns selbst zutreffen, ändert sich unser gesamtes Leben. Und das ist die Kraft der Wahrheit.

Okay, Liebling, schauen wir uns die zweite Aussage an: »Ich will …«

Brian:Ich will, dass Joe seine Probleme einsieht, seine Motive ehrlich zugibt und echtes Mitgefühl lernt.

Katie: »Er hat kein echtes Mitgefühl« – ist das wahr?

Brian: Nein.

Katie: Gut zu wissen. Wie reagierst du, wenn du den Gedanken glaubst: »Er hat kein echtes Mitgefühl«?

Brian: Es ist dieses eklige Gefühl von Entrüstung, Selbstgerechtigkeit …

Katie: Und wer wärst du ohne diesen Gedanken, ohne diese Lüge?

Brian: Ein besserer Mensch.

Katie: Ich kann »Lüge« sagen, weil ich von dir höre, dass es nicht wahr ist. Schau dir die Lügen an, die wir glauben, weil unser Verstand uns alle Beweise dafür liefert. Und bis wir die Sache überprüfen, ist er wie ein Kind, das sich verlaufen hat; und am Ende sind wir genauso wütend, frustriert und verwirrt. Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass Verwirrung das einzige Leiden auf diesem Planeten ist. Also, Liebling, dreh’s um.

Brian: Ich will, dass ich meine Probleme einsehe und meine Motive ehrlich zugebe. Richtig.

Katie: Sehen wir uns die nächste Aussage an.

Brian:Joe sollte seinem eigenen Programm folgen, an das Wohlergehen anderer denken, aufrichtig sein. Ich würde ihm raten, seinem eigenen Zwölf-Punkte-Programm zu folgen und anderen Leuten zuzuhören.

Katie: Okay, dreh’s um. Wir alle haben unser eigenes Tempo.

Brian: Ich sollte meinem eigenen Programm folgen.

Katie: Ja.

Brian: Autsch. Ich sollte an das Wohlergehen anderer denken, was, wenn ich mir ansehe … Welch eine Ironie, dass ich das geschrieben habe! Oh mein Gott! Ich sollte aufrichtig sein.

Katie: Ja. Besonders in Bezug auf ihn.

Brian: … und meinen eigenen Rat befolgen.

Katie: Ja, Schätzchen, ja. All die Weisheiten, die wir anderen anbieten, sind für unsere eigenen Ohren gedacht. Ist dir schon aufgefallen, dass die anderen nicht zuhören? [Das Publikum lacht.] Wenn es so eine großartige Weisheit ist, dann lass mich danach leben.

Brian: Ja. Und ich fühle mich lausig bei der nächsten Aussage. Ich brauche es, dass Joe … damit ich glücklich sein kann … ich brauche es, dass Joe kündigt.

Katie: Ja.

Brian: Ich lache, weil ich mich für diese Aussage wirklich schäme.

Katie: Na ja, was wäre, wenn du gar keine Zeit hättest, dich zu schämen? Es ist nicht deine Schuld. Du hast deinen Gedanken geglaubt.

Brian: Ja, ich habe geglaubt, es ist mein Problem.

Katie: Ja. Du bist nicht schuldig; du glaubst einfach, was du denkst. Aber Schuld- und Schamgefühle sind alles, was uns Menschen übrigbleibt, weil wir nicht wissen, wie wir unser eigenes Denken überprüfen können. Nach meiner Erfahrung sind Schuld- und Schamgefühle überholt. Sie sind veraltete Formen im Umgang mit der Wirklichkeit, und sie funktionieren nicht.

Brian: Sie leisten mir keinen guten Dienst.

Katie: Sie dienen weder dir noch ihm noch uns, weil du dabei weiterhin die Lehre verbreitest, dass es etwas Schreckliches in der Welt gibt. Und hier ist dieser Mensch, der sein Bestes tut, wie du selbst erkannt hast.

Also schlafen wir. Wir glauben einfach, was wir denken. Niemand ist schuldig. Ich arbeite in San Quentin – ich arbeite in vielen Gefängnissen. Und die Häftlinge haben geraubt und gemordet, weil sie glaubten, was sie dachten – deshalb sind sie jetzt dort.

Warum bist du dort, wo du bist? Du glaubst, was du denkst. Wenn dein Leben nicht so läuft, wie es laufen soll, dann deshalb, weil du glaubst, was du denkst. Du glaubst deine belastenden Gedanken. Wenn du sie überprüfst, lässt dir das einen Freiraum zum Handeln. Du bist dann frei, ein freundlicher, liebevoller, reifer Mensch zu sein.

Brian: Kann ich eine Frage stellen?

Katie: Natürlich.

Brian: Warum kann mein Verstand so bereitwillig einen negativen Gedanken akzeptieren, bevor er beginnt, etwas Positives zu glauben?

Katie: Wir haben gelernt, dass die Welt so ist, und deshalb glauben wir es einfach automatisch. Es ist wie – wie heißt du?

Brian: Brian.

Katie: Ist das wahr? Glaubst du alles, was du denkst? Deine Mutter hat gesagt: »Du bist Brian«, und du hast es geglaubt?

Brian: Ja.

Katie: Und genau so passiert es.

Brian: Okay.

Katie: Ja. Du denkst wirklich, du bist du! Aber vielleicht bist du das gar nicht. Und deine Identität wird in diesem Moment radikal verändert. Du warst der Mann, der ihn – Joe – unfreundlich fand, und nun bist du der Mann, der das nicht mehr glaubt. Dabei hat er sich überhaupt nicht verändert. Du bist es, der sich verändert hat. Du hast deine Identifizierung verändert, und das macht dich zu einem freundlicheren Menschen.

Brian: Das stimmt.

Katie: Wer verändert also die Welt? Du tust es.

Brian: Ich tue es.

Katie: Wenn ich in einer hässlichen Welt lebe, muss ich an dem Bewusstsein arbeiten, das die Welt als hässlich wahrnimmt. Denn wenn ich anfange, an der Welt selbst zu arbeiten, dann wird zwar an der einen Stelle alles ordentlich, aber an einer anderen entsteht ein heilloses Durcheinander. Meine Güte! Der Tag hat einfach nicht genug Stunden. [Das Publikum lacht.]

Du kümmerst dich um den Krieg in der einen Ecke, und in der nächsten bricht er aus. Was kann ein Mensch dagegen tun? Wir haben unser Bestes gegeben, und was bleibt, sind Scham- und Schuldgefühle – das ist hart. Daraus entstehen dann Frustration und Selbsthass, und wir schlagen zu. Wir tun Dinge, für die wir uns selbst nicht leiden können. »Warum habe ich das gemacht? Ich hatte mir doch geschworen, es nie wieder zu tun.«

Nun, du musstest es tun, weil du glaubst, was du denkst. Aber wenn du an deinem Bewusstsein arbeitest, verändert sich die Welt. Das ist einfach so. Das Bewusstsein ist der Projektor, und die Welt ist die Projektion. Verändere dein Bewusstsein, und die Welt folgt. So einfach ist das.

Wir haben versucht, die Welt zu verändern, aber die Arbeit an unserem Bewusstsein haben wir versäumt.

Also, Liebling, lies die Aussage noch einmal.

Brian:Ich brauche es, dass Joe kündigt.

Katie: Dreh’s um.

Brian: Ich muss kündigen.

Katie: Ja. Aber nicht deinen Job … Was ist es, was du kündigen musst?

Brian: Mein Denkmuster.

Katie: Ja. Jedes Mal, wenn du denkst, dass ein anderer Mensch dir unterlegen ist, dann überprüfe den Gedanken, dreh ihn um und schenke dir selbst etwas Frieden. Und schenke dir selbst ein Leben. Das ist dein Geburtsrecht – ein grenzenloses, freies, liebevolles, fürsorgliches menschliches Wesen zu sein.

Weißt du, woher ich weiß, dass wir von Natur aus gut sind? Jeden Gedanken, der dieser Überzeugung widerspricht, empfinde ich als Stress. Ich benutze den Ausdruck Gott – und für mich ist die Realität Gott, denn sie herrscht –, aber manchmal sage ich: »Gott ist alles. Gott ist gut.« Menschen, die das wahrhaft leben, brauchen The Work nicht. Es ist vorbei, weil daraus Frieden entsteht.

Brian: Ja. Ich erkenne den Unterschied zwischen diesen Arten von Gedanken ziemlich leicht.

Katie: Also schreibe deine belastenden Gedanken auf und überprüfe sie. Ich empfehle, sie aufzuschreiben, weil du dich damit festlegst. Du kannst nicht mehr einfach sagen: »So habe ich das nicht wirklich gemeint«, denn da steht es geschrieben, schwarz auf weiß.

Brian: »So habe ich das nicht gesagt.«

Katie: Genau! Also: »Ich muss kündigen« – nenne mir drei Beispiele dafür, dass diese Aussage genauso wahr oder wahrer ist als die ursprüngliche: »Ich brauche es, dass Joe kündigt.«

Brian: Ich muss meine Denkmuster aufgeben.

Katie: Ja, das ist ein Bespiel.

Brian: Ich muss damit aufhören, andere Leute zu beurteilen.

Katie: Ja, Liebling, und das ist unmöglich. Beurteilen ist nun mal das, was unser Verstand tut, habe ich entdeckt. Aber du kannst damit beginnen, deine Urteile aufzuschreiben und zu überprüfen. Das verhilft dir zu einem geistig gesunden, glücklichen Leben.

Und das dritte Beispiel?

Brian: Ich muss damit aufhören, über andere zu tratschen.

Katie: Gut. Schauen wir uns die nächste Aussage an.

Brian: Ich war mir da nicht sicher. »Was denkst du über sie? Mache eine Liste.« Damit waren nicht die positiven Gedanken gemeint, oder?

Katie: Richtig. Du befolgst die Anleitung perfekt.

Brian: Okay. Er ist selbstsüchtig, eigennützig, egozentrisch.

Katie: Dreh’s um.

Brian: Ich bin selbstsüchtig, eigennützig, egozentrisch.

Katie: Ja. Du bist in deinem ungeprüften Denken so selbstsüchtig, dass du nicht siehst …

Brian: Seine guten Seiten.

Katie. Ja. Okay, mein Schatz, die nächste Aussage?

Brian: »Was willst du mit dieser Person nie wieder erleben?« Ich fand das so stark – ich konnte kaum genug dazu schreiben.

Katie: Ja.

Brian: Ich habe geschrieben: Ich will mich nie wieder wie ein Niemand fühlen.

Katie: Ja.

Brian: Und was ich geschrieben hätte, wenn ich noch dazu gekommen wäre: »Ich will mich nie wieder nicht anerkannt und unwichtig fühlen.«

Katie: Gut. »Ich will mich nie wieder nicht anerkannt und unwichtig fühlen.« Also: »Ich bin bereit …«

Brian: Ich bin bereit …

Katie: »… mich wieder …«

Brian: … mich wieder …

Katie: »… nicht anerkannt …«

Brian: … nicht anerkannt und unwichtig zu fühlen.

Katie: »Ich freue mich darauf …«

Brian: »Boah! Ich freue mich darauf, mich wieder nicht anerkannt und unwichtig zu fühlen.

Katie: Ja. Denn wenn du das denkst und fühlst – und die Gefühle werden dir zeigen, was du denkst –, dann kannst du …

Brian: Ich kann es ändern.

Katie: Du kannst deine Gedanken aufschreiben und von vorne beginnen. Du kannst das so lange tun, bis du fähig bist, jemandem, der sagt: »Du bist nicht gut genug, wir wollen dich nicht anerkennen«, zu antworten: »Naja, früher habe ich das auch von mir gedacht.« Damit seid ihr dann auf gleicher Höhe.

Also, wie lautet die Aussage, die du nun tatsächlich aufgeschrieben hast?

Brian:Ich will mich nie wieder wie ein Niemand fühlen.

Katie: Okay. »Ich bin bereit …«

Brian: Ich bin bereit, mich wie ein Niemand zu fühlen.

Katie: »Ich freue mich darauf …«

Brian: Ich freue mich darauf, mich wie ein Niemand zu fühlen.

Katie: Ja, und wenn du dich so fühlst, dann ist es Zeit, wieder The Work zu machen. Dann ist es Zeit, deine belastenden Gedanken zu überprüfen. Wenn ich früher dachte: »Ich bin ein Niemand«, dann war das für mich wie ein Messer im Herzen. Heute denke ich: »Ich bin ein Niemand«, und fühle mich dabei einfach beschwingt. Ich kann das sein. Tatsächlich bin ich das. Danke, Liebling. Das war eine schöne Work.

Brian: Danke, Katie.

2. Schlafstörungen

»Ich habe eine Krankheit – stimmt das? Du kannst dir entweder selbst Angst einjagen oder deine Gedanken überprüfen.

Valerie:Ich will nie wieder eine Schlafstörung ohne die Hilfe von Medikamenten erleben. In den letzten Monaten habe ich The Work häufig über Menschen gemacht, weil ich noch nicht so weit war, sie über meine Schlafstörungen zu machen. Aber heute bin ich so weit.

Katie: Ja. Ich verstehe. Ich wäre froh, wenn du genau hinsehen würdest – wirklich in dein Inneres schauen.

Und nun mein Wunsch an das Publikum: Denkt an eine Krankheit, unter der ihr leidet. Es könnte sogar eine Erkältung sein, wenn ihr nicht Krebs oder MS oder AIDS habt. Und während ich Valerie die Fragen stelle, schaut ihr in euer eigenes Inneres und findet eure eigenen Antworten, denn auf ihre Antworten zu warten, hat keinen Wert. Die Antworten anderer Leute haben wir alle schon in unserem Leben gehört. Wirklich wertvoll ist es aber, die Antworten im eigenen Inneren zu finden. Wendet euch also nach innen, während ich Valerie die Fragen stelle – das ist Selbstbefragung. Ihr seid diejenigen, auf die ihr gewartet habt. Fragt für euch selbst, antwortet für euch selbst – oder lasst es.

Also, Liebling, schauen wir uns deine erste Aussage an.

Valerie:Ich kann das chronische Müdigkeitssyndrom nicht leiden, weil es mich arbeitsunfähig macht.

Katie: Okay. »Du hast das chronische Müdigkeitssyndrom« – kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das stimmt? Ich versuche nicht, deine Meinung über deine Krankheit zu ändern. Die Ärzte sagen, du hast es, ja?

Valerie: Ja.

Katie: Es geht hier nicht darum, irgendjemandes Meinung zu ändern; dies ist eine Überprüfung. »Du hast das chronische Müdigkeitssyndrom« – kannst du absolut sicher sein, dass das stimmt?

Valerie: Es ist ein Begriff. Ich kenne nur meine eigene Erfahrung. Ich fühle mich nicht immer müde. Aber manchmal. Die Schlafstörungen ängstigen mich am meisten.

Katie: »Du hast Schlafstörungen« – kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? Und noch einmal: Ich versuche nicht, deine Meinung zu ändern.

Valerie: Ich verstehe.

Katie: »Du hast Schlafstörungen« – kannst du absolut sicher wissen, dass das stimmt?

Valerie: Ich habe das Gefühl, ganz sicher wissen zu können, dass es wahr ist.

Katie: Ja. Weil du eigentlich jede Nacht acht Stunden lang schlafen solltest – jeder weiß das. Es steht in jedem Buch.

Valerie: Weil ich Schlaftabletten nehme, und wenn ich sie nicht nehme – bevor ich damit angefangen habe, war ich wirklich fest entschlossen, so was nie zu nehmen. Und ich war in einer entsetzlichen körperlichen Verfassung, und es wurde jeden Tag schlimmer, aber das war vor acht Jahren. Und als ich versucht habe, die Medikamente wegzulassen …

Katie: Liebling, jetzt erzählst du hier aber wirklich eine Geschichte.

Valerie: Oh, tatsächlich?

Katie: Was in Ordnung ist, nur ist es keine Überprüfung.

Valerie: Ich habe eine riesige Geschichte über dieses Problem.

Katie: Nun ja, die Geschichte hindert dich an der Überprüfung. Eine aufrichtige, gezielte Überprüfung besteht darin, im eigenen Inneren eine Antwort auf deine Frage zu erwarten. Unsere Weisheit ist immer bereit zu sprechen, und sie wird deine Frage beantworten. Aber wenn der Verstand sagt: »Ich weiß«, statt auf die Antwort zu warten, dann beharrt er auf seiner eigenen Geschichte.

Valerie: Okay.

Katie: Fragen wir also ganz gezielt: »Du hast Schlafstörungen« – kannst du absolut sicher wissen, dass das stimmt?

Valerie: Ich habe das Gefühl, dass es stimmt.

Katie: Ja. Wenn ich diese Frage für mich selbst beantworten sollte, dann wäre es für mich normal, bis zu meinem Tod nicht mehr zu schlafen. Normal ist das, was jetzt gerade geschieht. Und für diejenigen unter euch, die The Work noch nicht kennen: »Normal« bedeutet nicht, dass ich nicht zum Arzt gehe. Es bedeutet nicht, dass ich keine Medikamente nehme. Es bedeutet überhaupt nichts – hier geht es um die Überprüfung. Aber wenn ich auf einem Planeten leben würde, auf dem es keine Medikamente und keine Ärzte gäbe, dann wäre es für mich normal, bis zu meinem Tod nicht mehr zu schlafen. Was ist, das ist.

Valerie: Genauso fühlt es sich an – sterben. Das ist es.

Katie: Ich fühle mich sehr wohl dabei, bis zum Tod nicht mehr zu schlafen, solange ich nicht die Erwartung habe, ich sollte etwas anderes tun – beispielsweise schlafen. Das ist Verwirrung, und Verwirrung ist das einzige Leiden.

Ich habe zwei Möglichkeiten: Entweder ich liebe, was ist, oder ich bin gottlos. Was ebenfalls in Ordnung ist – außer dass es dann ein Gefühl der Trennung gibt und eine Einsamkeit und einen Schmerz und ein Leiden, wie wir es seit Ewigkeiten erleben. Wenn ich mich gegen das wehre, was ist, dann tut das weh. Es ist schmerzhafter als Schlafmangel. Und das bedeutet immer noch nicht, dass ich nicht zum Arzt gehe. Es schafft also emotionalen Schmerz und Verwirrung, mit dem zu streiten, was ist. Und zu lieben was ist, bedeutet das Ende des Leidens, weil wir dabei keine Entscheidung treffen müssen.

Wenn ich also nicht schlafe, dann liebe ich das! Es ist das, was ist. Und in diesem inneren Frieden weiß ich, wohin ich gehen und was ich tun muss. Im Grunde bin das nicht mal ich selbst. Es ist ein Wissen. Es ist das, was ist, bewegt sich selbst als das, was ist – Gott. Also gibt es keine Verwirrung mehr.

Wie lebst du dein Leben, wenn du den Gedanken glaubst, dass du das chronische Müdigkeitssyndrom hast? Wie behandelst du dich selbst, wenn du den Gedanken glaubst, dass du nachts schlafen solltest?

Valerie: Das ist so schwierig; bitte stell die Frage noch einmal.

Katie: Das ist okay, Liebling. Ich bleibe hier bei dir, solange du möchtest. Wie lebst du dein Leben, wie behandelst du dich selbst, wenn du den Gedanken glaubst, dass du mehr Schlaf brauchst und ihn nicht bekommst?

Valerie: Ich habe das Gefühl, dass ich mich ständig schützen muss. Ich habe dauernd Angst.

Katie: Ja … dauernd Angst. Ich bitte dich jetzt nicht, den Gedanken aufzugeben. Ich frage nur: Kannst du einen Grund erkennen, den Gedanken »Ich brauche mehr Schlaf« aufzugeben?

Valerie: Ja. Ich will so nicht weiterleben.

Katie: Würdest du lieber ins Bad kriechen, weil du so müde bist, oder in Angst leben? Was ist schmerzhafter?

Valerie: Die Erinnerung an die Zeit vor den Medikamenten, wie ich damals gelebt habe … das fühlt sich weniger schmerzhaft an als die Gegenwart. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt.

Katie: Du lebst also in Angst, wenn du den Gedanken glaubst, dass du mehr Schlaf brauchst und ihn nicht bekommst. Kannst du einen stressfreien Grund erkennen, an der Geschichte festzuhalten, dass du mehr Schlaf brauchst?

[Zum Publikum] Sie klammert sich daran und an die Angst. Ich frage: »Kannst du einen Grund erkennen, ihn aufzugeben?« Sie sagt: »Ja.«

[Zu Valerie] Kannst du einen stressfreien Grund erkennen, an der Geschichte »Ich brauche mehr Schlaf« festzuhalten?

Valerie: Genau da beginnt meine Verwirrung. Wenn ich an der Geschichte festhalte, dann habe ich eine Lösung – eine sogenannte Lösung, die mir aber nicht gefällt. Ich habe diesen ganzen Kram drum herum. Er schützt mich vor dem Sterben.

Katie: Liebling: »Du würdest sterben, wenn du den Gedanken aufgeben würdest« – kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das stimmt? Eines Tages wirst du ohnehin sterben. Niemand lebt ewig.

Valerie: Richtig. Es ist auch nicht der Tod, über den ich mir Sorgen mache. Es ist der Prozess des … Leidens.

Katie: Dann lautet deine Geschichte also: »Wenn ich die Geschichte aufgebe, würde ich leiden und hätte keine Kontrolle über meinen Schlaf.«

Valerie: Genau das ist es.

Katie: Kannst du absolut sicher wissen, dass das wahr ist? [Pause] »Ohne die Geschichte wäre ich ungeschützt« – kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das stimmt?

Valerie: Ich habe nur die Erinnerung an die Zeit, als es stimmte – vor den Medikamenten –, und damals hatte ich das Gefühl, ich würde den Verstand verlieren.

Katie: Ich liebe es, wie du die Frage nicht beantwortest!

Valerie: Habe ich sie nicht beantwortet? Bitte stell sie noch einmal.

Katie: Wenn wir in der Vergangenheit leben, verpassen wir die Gegenwart, und das ist die einzige Realität.

Valerie: Das ist meine schwierigste Geschichte.

Katie: Ja. Kannst du wirklich wissen, dass es dir schlechter gehen würde, wenn du die Geschichte »Ich brauche mehr Schlaf« aufgeben würdest?

Valerie: Tut mir leid. Es fällt mir wirklich schwer. Sehr schwer!

Katie: Oh, Schätzchen, lass dir einfach Zeit. Ich wiederhole es, so oft du es hören möchtest.

Valerie: Ich höre die Worte, aber sie kommen einfach nicht in meinem Inneren an.

Katie: Sie bringen deine ehrwürdige Geschichte durcheinander, und sie ist es, die du wirklich anbetest. Ohne sie? Gott. Aber dieses Festklammern an einen Gedanken – das ist ein falscher Gott. Selbst wenn er ihn nur überprüfen soll, gerät unser Verstand völlig durcheinander. Das ist die Kraft der Überprüfung. Also: »Ohne die Geschichte, dass ich mehr Schlaf brauche, würde es mir schlechter gehen« – kannst du absolut sicher wissen, dass das stimmt?

Valerie: Ich kann nicht wissen, dass das stimmt. Aber meine Gedanken sind voller Angst – Terror.

Katie: Ja, ich verstehe dich. Wer wärst du ohne die Geschichte »Ich brauche mehr Schlaf«? Wer wärst du, wenn du diese Geschichte nie gehört hättest, wenn sie dir nie eingeprägt worden wäre, wenn du den Gedanken nie wieder denken könntest?

Valerie: Ich würde mir keine Sorgen machen. Ich wäre glücklich. Ich würde einfach leben. Ich würde mich um meine Angelegenheiten kümmern.

Katie: Also: »Ich brauche mehr Schlaf.« – Dreh’s um. »Ich brauche nicht …«

Valerie: Ich brauche nicht mehr Schlaf?

Katie: Wie fühlt sich das an?

Valerie: [lachend] Wie ein Sakrileg.

Katie: Na ja, das ist es. Du betrügst die Illusion. Du betrügst deinen Gott – das, was du anbetest. Fühlt es sich ein bisschen geschmeidiger an?

Valerie: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht! [Lachend] Und was soll ich jetzt damit anfangen?

Katie: Einfach lachen.

Valerie: Ich brauche nicht mehr Schlaf – das ist wirklich ein guter Witz.

Katie: Niemand hat je mehr Schlaf gebraucht. Niemand braucht mehr Schlaf, als er bekommt. Das ist die gute Nachricht. Es ist nie passiert. Und es wird auch nie passieren.

Valerie: Das bedeutet also, wenn ich darüber nachdenke, was nicht genug Schlaf ist, passiert genau das?

Katie: Nun, so ist das immer schon gewesen. Abgesehen von deiner Geschichte ist es immer so gewesen und soll auch so sein.

Valerie: Wenn es denn nicht bedeutet, zum Arzt zu gehen, und wenn es nicht bedeutet, Medikamente zu nehmen, wie passt das dann alles zusammen?

Katie: Du wirst schon hingehen. So oder so wirst du zum Arzt gehen – aber in welcher Verfassung wirst du das tun? Du kannst ganz gelassen hingehen oder voller Stress und Angst. Du bist sowieso nicht diejenige, die dafür sorgt, dass du hingehst.

Valerie: Okay.

Katie: Was ist, das ist. Ich bin froh, dass du nicht schläfst – du kannst stattdessen The Work machen. Es gibt sonst nichts zu tun.

Valerie: Ich könnte eine Menge Arbeitsblätter mit nach Hause nehmen.

Katie: Ja. Woher weiß ich, dass ich eine Selbstbefragung durchführen sollte? Ich liege wach. Mal sehn … was sollte ich tun? Hmm. Ich kann anfangen, mich selbst in Angst zu versetzen, oder ich kann meine Gedanken überprüfen.

Also lass uns das noch konkreter für dich machen. Nenne mir drei aufrichtige Beispiele dafür, wie die Umkehrung »Ich brauche nicht mehr Schlaf« in deinem Leben genauso wahr ist.

Valerie: Hmm … na ja, wahrscheinlich komme ich mit dem Schlaf, den ich habe, einigermaßen zurecht.

Katie: Ich würde das »wahrscheinlich« weglassen.

Valerie: Okay. Und zweitens brauche ich nicht mehr Schlaf, weil ich nicht weiß, wie viel Schlaf mein Körper wirklich braucht. Vielleicht braucht er weniger als andere Leute. Ich weiß es einfach nicht.

Katie: Das ist enorm, Liebling! Und ein dritter Grund?

Valerie: [lange Pause] Im Moment fällt mir kein dritter Grund ein.

Katie: Das ist okay. The Work