Werte. Was die Gesellschaft zusammenhält. -  - E-Book

Werte. Was die Gesellschaft zusammenhält. E-Book

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Beschreibung

Eine immer schneller voranschreitende Globalisierung hat viele Menschen verunsichert; kulturelle Auseinandersetzungen haben durch die Terroranschläge des 11. September 2001 ihr zerstörerisches Potential offenbart; zunehmend heterogene westliche Gesellschaften fühlen sich häufig bedroht von einer offensiven islamischen Religiosität. Das säkulare Selbstbewusstsein der westlichen Moderne ist ins Wanken geraten. Vor diesem Hintergrund ist Religion, und damit verbunden die Frage nach Werten, zu einem der gesellschaftlichen Großthemen aufgestiegen. Es schält sich mehr und mehr die Überzeugung heraus, dass nur eine klare Werteorientierung dem Leben Halt gibt und dass dieser Halt unter den Bedingungen einer beschleunigten Globalisierung dringender vonnöten ist als zu früheren Zeiten. Die Bedeutung der geistigen Orientierung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hat auch Reinhard Mohn immer wieder betont. Er verdeutlichte, dass Werte nicht nur in Reservaten des Religiösen hervorgebracht werden, sondern in allen Institutionen einer Gesellschaft entstehen. Anlässlich des 85. Geburtstags von Reinhard Mohn haben sich daher 16 Autoren in dem vorliegenden Band eingehend mit dem Thema Werte beschäftigt - um Antworten, aber auch Anregungen für neue Denkansätze zu geben. Mit Beiträgen von: Warnfried Dettling Michael Hilti Wolfgang Huber Hans Joas Hans Langendörfer Hermann Lübbe Johannes Meier Brigitte Mohn Liz Mohn Detlef Müller-Böling Rolf Schmidt-Holtz Klaus-Peter Schöppner Karan Singh Gunter Thielen Dieter H. Vogel Werner Weidenfeld

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© 2010 E-Book-Ausgabe (EPUB)
Alle Rechte vorbehalten Verantwortlich: Richard Wagner Herstellung: Sabine Reimann Gestaltung und Satz: Groothuis, Lohfert, Consorten, HamburgDruck: Hans Kock Buch- und Offsetdruck GmbH, Bielefeld
ISBN : 978-3-86793-152-6
www.bertelsmann-stiftung.de/verlag
VORWORT
Geistige Orientierung in der Zeitenwende
Die Unruhe der Zeitenwende ist mittlerweile in alle Lebenszusammenhänge eingedrungen. Ob im Privaten oder im Gesellschaftlichen, überall lassen sich Spuren der Verunsicherung entdecken. Eine immer schneller voranschreitende Globalisierung hat viele Menschen verunsichert; kulturelle Auseinandersetzungen haben durch die Terroranschläge des 11. September 2001 ihr zerstörerisches Potenzial offenbart; zunehmend heterogene westliche Gesellschaften empfinden sich häufig bedroht von einer offensiven islamischen Religiosität, die so selbstverständlich ein Teil des Alltags der Muslime überall auf der Welt ist wie dies seit langem schon nicht mehr für die christlichen Religionen gilt. Hinzu kommt, dass das säkulare Selbstbewusstsein der westlichen Moderne ins Wanken geraten ist und in kulturell-religiös getriebenen Konflikten keinen argumentativen Halt zu bieten scheint.
Gleichzeitig lassen sich Beobachtungen machen, die auf eine Erneuerung der westlichen modernen Gesellschaften aus der Rückbesinnung auf seine eigenen religösen Wurzeln hindeuten. Kaum jemand konnte sich der Kraft der Bilder von der Beisetzung Johannes Pauls II. und der Amtseinführung Benedikts XVI. entziehen. Die tiefe Trauer einerseits und die Begeisterung der Menschenmassen andererseits hatten viele verleitet, von einer triumphalen Rückkehr der Religion als gestaltende Kraft moderner Gesellschaften zu sprechen - vielleicht ein wenig vorschnell, denn empirisch ist dies bis heute noch nicht wirklich nachgewiesen worden.
Unzweifelhaft ist Religion, und damit verbunden die Frage nach Werten, zu einem der gesellschaftlichen Großthemen aufgestiegen. Westliche Gesellschaften wirken bei dessen Behandlung jedoch häufig unsicher. Es schält sich indes mehr und mehr die Überzeugung heraus, dass nur eine klare Werteorientierung dem Leben Halt gibt, und dieser Halt unter den Bedingungen einer beschleunigten Globalisierung dringender vonnöten ist als zu früheren Zeiten. Viele Diskussionsstränge versuchen zu ergründen, wie die in ihrer ethischen Substanz als richtig zu betrachtenden Werte unserer Kultur in zeitgemäßer Weise stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert werden können. Unter der Krafteinwirkung innerer und äußerer gesellschaftlicher Fliehkräfte ist diese Diskussion schärfer geworden.
Zwar ist viel Religiöses berührt worden seit dem dramatischen Ereignis des 11. September 2001. Ob wir deshalb schon in einer post-säkularen Gesellschaft leben oder nicht, muss dahingestellt bleiben. Soviel scheint indes sicher: Es gibt diese frei schwebende Religiosität, die sich allerdings noch nicht zu einer neuen kraftvollen Moralität verstetigt hat. Dass es eine solche kraftvolle Moralität braucht, scheint unabweisbar, weil nur so westliche Gesellschaften sich in einer globalisierten Welt behaupten können, in der andere Kulturen immer wuchtiger eigene Ansprüche moralisch geltend machen. Denn letztlich gilt, dass nur solche Gesellschaften zukunftsfähig sind, die sich aus dem Kraftzentrum ihrer eigenen ethischen Überzeugungen heraus erneuern.
Um das Verständnis dieser neuen gesellschaftlichen Herausforderungen und der möglichen Handlungsoptionen ging es in vielen Gesprächen mit Reinhard Mohn. Immer wieder hat er die Bedeutung der geistigen Orientierung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt betont. Dabei hob er immer wieder hervor, dass traditionelle Institutionen fortgeschrieben werden müssen, wenn sie den Bedürfnissen der Menschen entsprechen sollen. Und es wurde klar, dass Werte nicht nur in Reservaten des Religiösen hervorgebracht werden, sondern in allen Institutionen einer Gesellschaft entstehen. Wir haben viele namhafte Autoren gewinnen können, sich diesen Fragen zu stellen - ein erster Ertrag ist dieses Buch über Werte, das wir Reinhard Mohn an seinem 85. Geburtstag überreichen. Wir hoffen, dass die dort versammelten Beiträge ihm einige Antworten auf seine Fragen geben; sie sind aber hoffentlich auch Anregungen, die sein eigenes Denken neu beflügeln.
Liz MohnBrigitte MohnWerner WeidenfeldJohannes Meier
Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum
Vorwort
Widmung
I. - Vom Sinn der Religion
HANS JOAS - Werte und Religion
Religion ist versuchte Interpretation menschlicher Erfahrungen
Der Dialog der Religionen als »anstrengender« Prozess
Religion und Politik
Anmerkungen
HANS LANGENDÖRFER - Der freiheitliche Geist des Christentums
Das Freiheitsverständnis im Widerstreit konkurrierender Auslegungen
Konkretisierungen
WOLFGANG HUBER - Renaissance des Glaubens
Säkularisierung
Wiederkehr der Religion
II. - Orientierung im Wandel
HERMANN LÜBBE - Werte modern - alltäglich und feiertäglich
Die früheren »Tugenden« als heutige Werte
Der Wertewandel
Werte - bewertungsabhängig
WARNFRIED DETTLING - Vom Wert der Werte, oder: Der Standortdebatte zweiter Teil
Deutsche Erfahrungen im 20. Jahrhundert
Vom Schrumpfen des gemeinsamen Horizontes
Wie Werte leben und sich entwickeln
Es gibt viele Möglichkeiten, Werte zu verfehlen
Werte und Orientierungen im Lebensverlauf
Familie, Wirtschaft und Gesellschaft: neue Profile und Balancen
Herausforderungen und Antworten: nicht ohne Werte und Orientierung
KLAUS-PETER SCHÖPPNER - Renaissance des Vertrauens
Der Rückzug als Folge wachsender Unsicherheit
Entsolidarisierung
Notwendig ist eine Renaissance der Werte
II. - Gesellschaftliche Handlungsrahmen
JOHANNES MEIER - Die Familie als gesellschaftspolitisches Ziel − Gedanken zu ...
Definitionen von Familie
Grundsätzliche Funktionen der Familie
Rahmenbedingungen für die moderne Familie
Kinder und Flexibilität
Alternative Lebenskonzepte und persönliche Konsequenzen
Implikationen für die Familienpolitik
Anmerkungen
DETLEF MÜLLER-BÖLING - Hochschulbildung und Wertevermittlung
Wertedimensionen in der Hochschulreform
Internationalität
Studienstruktur
Wissenschaftlichkeit
Anmerkungen
ROLF SCHMIDT-HOLZ - Die Medien und die Werte
Journalismus als Katalysator der Demokratie
Das »innere Geländer«
Nüchternheit und Mut als journalistische Tugenden
Journalistische Qualität als Voraussetzung der Werte-Vermittlung
BRIGITTE MOHN - Die gesellschaftliche Rolle von Stiftungen
Der Eigenwert des gemeinnützigen Stiftungshandelns
Der Stiftungssektor - ein Boomsektor?
Globale Trends als Aufgaben und Herausforderungen für den Nonprofit-Sektor
Ausblick
Anmerkungen
IV. - Identität und Globalisierung
WERNER WEIDENFELD - Was eint Europa? Identität in pluralen Wertewelten
Die europäische Identität
Gemeinsame europäische Geschichte
Integration als neuer Baustein europäischer Identität
Europa der Zukunft
Anmerkungen
KARAN SINGH - Europa und Indien: Identitäten in der Globalisierung
Die Europäische Union als Vorbild
Indien und Europa im Zeichen der Globalisierung
Der Kulturaustausch
V. - Wertvolles Wirtschaften
LIZ MOHN - Führung und Unternehmenskultur als Erfolgsfaktoren der Zukunft
Neue Herausforderungen für Unternehmen
Orientierung in Wirtschaft und Unternehmen
Grundsätze einer partnerschaftlichen Unternehmenskultur
Unternehmenskultur als Führungstechnik der Zukunft
Führung als unternehmerischer Erfolgsfaktor
Plädoyer für einen Umdenkungsprozess in Wirtschaft und Unternehmen
Anmerkungen
MICHAEL HILTI - Werteorientierte Unternehmensführung
Der Mensch als entscheidender Faktor
Der Weg ist das Ziel
Wesentliche Erfahrungen
Werteorientierung versus Wertorientierung
Ein Plädoyer für werteorientierte Unternehmensführung
DIETER H. VOGEL - Corporate Governance Überregulierung versus Unternehmertum
Unternehmerisches Handeln des Managers
Vielfalt der Interessen und Ziele
Kontinuität und Unternehmertum in Familienunternehmen
Vermeiden der Überregulierung durch ein intaktes Wertesystem
Anmerkungen
GUNTER THIELEN - Werte nützen
Werte - ein altmodisches Wort?
Werte - ein modernes Konzept
Vielfalt leben …
… aus Tradition
Erfolg durch Partnerschaft
Orientierung und Kurs
Die Kraft der Partnerschaft
Unternehmergeist als Führen in Verantwortung
Kreativität aus Vielfalt
Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen
Die Autoren
Für Reinhard Mohnzum 85. Geburtstag
I.
Vom Sinn der Religion
HANS JOAS
Werte und Religion
Wann immer von der Notwendigkeit einer klaren Wertorientierung, der Dringlichkeit einer Rückbesinnung auf die eigenen Werte oder den Schwierigkeiten der Wertevermittlung an die nachwachsende Generation die Rede ist, liegt die Frage nach der Religion nicht fern. Das ist nicht überraschend, da Religionen ja in der Tat Werten eine anschauliche Gestalt verleihen, Gläubige aus ihrem Glauben Motivation und Orientierung gewinnen und sich in Traditionen stellen, die sie auch an ihre Kinder und Schüler weiterzugeben versuchen.
Bei näherer Betrachtung zeigen sich aber auch Schwierigkeiten. Die christlichen Kirchen etwa sind trotz aller Leistungen auf dem Gebiete der Wertevermittlung keineswegs einhellig begeistert, wenn an sie angesichts gesellschaftlicher Missstände eine Art Auftrag ergeht, den sozialen Zusammenhalt herzustellen. Sie fühlen sich dann zum bloßen Werkzeug oder gesellschaftlichen Funktionssystem herabgewürdigt und wehren sich gegen die Indienstnahme des Glaubens. Der Glaube - so ihr Einwand - entsteht nicht durch die rationale Überzeugung, er sei für den Einzelnen oder für andere oder die Gesellschaft nützlich. Umgekehrt warnen manche davor, die Religionen überhaupt als mögliche Quelle des sozialen Zusammenhalts in Betracht zu ziehen. Religionen seien - so ihr Argument - notwendig partikulare Gebilde, die von partikularen Gemeinschaften getragen werden. Ganz unabhängig von ihrer Ausrichtung stecke in ihnen deshalb eher ein spaltendes Potenzial, das Staat und Gesellschaft zu zähmen und durch religiös neutralisierte Institutionen zu überwölben hätten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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