Western Doppelband 1058 - Jack Raymond - E-Book

Western Doppelband 1058 E-Book

Jack Raymond

0,0

Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western: Ich hol dich aus der Hölle, Bonny (Pete Hackett) Jake Brennans Gesetz (Jack Raymond) Die Sonne stand hoch über den endlosen Weiten von Arizona, als Jake Brennan sein Pferd am Rand der kleinen Grenzstadt Copper Falls zügelte. Der Staub der langen Reise lag dick auf seinem schwarzen Hut und dem ledernen Mantel, den er trotz der Hitze trug. Unter dem Stoff verbarg sich ein Colt .45, dessen Griff bereits von unzähligen schnellen Zügen abgewetzt war. Brennan war ein Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren, mit wettergebräunten Zügen und grauen Augen, die nichts verrieten. Eine dünne Narbe zog sich von seinem linken Ohr bis zum Mundwinkel – ein Andenken an eine Messerstecherei in Tombstone, die er nur knapp überlebt hatte. Die Stadt vor ihm wirkte wie ein Fiebernest. Überall hasteten Männer mit Schaufeln und Spitzhacken umher, ihre Gesichter von der Gier nach Gold gezeichnet. Copper Falls war eine jener Städte, die über Nacht aus dem Boden geschossen waren, als man in den nahen Bergen Silber gefunden hatte. Saloons, Spielhöllen und Bordelle reihten sich aneinander wie Perlen auf einer schmutzigen Schnur. Brennan trieb sein Pferd vorwärts. Die Hauptstraße war ein einziger Morast aus Dreck, Pferdemist und ausgespucktem Tabaksaft. Männer in zerschlissenen Kleidern lungerten vor den Saloons herum, tranken bereits am frühen Nachmittag und warfen ihm misstrauische Blicke zu. Er war nicht hier, um nach Gold zu schürfen. Jake Brennan suchte einen Mann.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 281

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Pete Hackett, Jack Raymond

Western Doppelband 1058

UUID: f3313f49-a0bf-4207-8e27-d9a8cd4f5e0b
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Western Doppelband 1058

Copyright

Ich hol dich aus der Hölle, Bonny: Pete Hackett Western Edition 177

Jake Brennans Gesetz

Orientierungspunkte

Titelseite

Cover

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

Western Doppelband 1058

Jack Raymond, Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Western:

Ich hol dich aus der Hölle, Bonny (Pete Hackett)

Jake Brennans Gesetz (Jack Raymond)

Die Sonne stand hoch über den endlosen Weiten von Arizona, als Jake Brennan sein Pferd am Rand der kleinen Grenzstadt Copper Falls zügelte. Der Staub der langen Reise lag dick auf seinem schwarzen Hut und dem ledernen Mantel, den er trotz der Hitze trug. Unter dem Stoff verbarg sich ein Colt .45, dessen Griff bereits von unzähligen schnellen Zügen abgewetzt war.

Brennan war ein Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren, mit wettergebräunten Zügen und grauen Augen, die nichts verrieten. Eine dünne Narbe zog sich von seinem linken Ohr bis zum Mundwinkel – ein Andenken an eine Messerstecherei in Tombstone, die er nur knapp überlebt hatte.

Die Stadt vor ihm wirkte wie ein Fiebernest. Überall hasteten Männer mit Schaufeln und Spitzhacken umher, ihre Gesichter von der Gier nach Gold gezeichnet. Copper Falls war eine jener Städte, die über Nacht aus dem Boden geschossen waren, als man in den nahen Bergen Silber gefunden hatte. Saloons, Spielhöllen und Bordelle reihten sich aneinander wie Perlen auf einer schmutzigen Schnur.

Brennan trieb sein Pferd vorwärts. Die Hauptstraße war ein einziger Morast aus Dreck, Pferdemist und ausgespucktem Tabaksaft. Männer in zerschlissenen Kleidern lungerten vor den Saloons herum, tranken bereits am frühen Nachmittag und warfen ihm misstrauische Blicke zu.

Er war nicht hier, um nach Gold zu schürfen.

Jake Brennan suchte einen Mann.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Ich hol dich aus der Hölle, Bonny: Pete Hackett Western Edition 177

U.S. Marshal Bill Logan

Band 55

Western von Pete Hackett

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie „Texas-Marshal“ und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: „Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.“

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie „Der Kopfgeldjäger“. Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

„Zur Hölle mit Ihnen, Benbow“, erregte sich Josh McAllister. „Wenn Sie auf der Rückzahlung des Kredits zum Monatsende bestehen, bin ich am Ende. Warum wollen Sie mir keine Verlängerung einräumen?“

Der Farmer war aufgesprungen. Mit beiden Armen stemmte er sich auf den Schreibtisch Robert Benbows, des Direktors der Bank in Pampa. Seine Augen funkelten kriegerisch.

Die Erregung McAllisters ließ Benbow kalt. Er sagte: „Die Rückzahlung wurde für den 1. September vereinbart. Wenn Sie nicht zahlen können, fällt Ihr Land der Bank zu. Das ist mein letztes Wort.“

„Dahinter steckt Cole Wyler von der Circle-M Ranch. Sie stecken mit ihm unter einer Decke. Na schön. Bestellen Sie dem feinen Herrn, dass ich mein Land nicht kampflos räumen werde.“

Es klang wie eine böse Verheißung ...

McAllister richtete sich nach dem letzten Wort auf, seine Schultern strafften sich. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte er sich um und ging zur Tür. Die Stimme Robert Benbows holte ihn ein. Benbow rief: „Sie sind selbst schuld an Ihrem Bankrott, McAllister. Hätten Sie Weizen und Mais angebaut wie die anderen Farmer, könnten Sie zum Monatsende Ihre Schulden bezahlen. So aber haben Sie versucht, eine Zucht mit Herefords aufzubauen. Das konnte ja nicht gut gehen. Dieses Land ist gerade gut genug für halbwilde Longhorns.“

„Es wäre gut gegangen, wenn das Fieber nicht meine halbe Herde vernichtet hätte.“ McAllister sagte es über die Schulter. Er hatte angehalten. Seine Hand lag auf dem Türknauf. „Ein Jahr, Benbow. Geben Sie mir ein Jahr, und ich bezahle meine Schulden.“

„Es ist nicht mein Geld“, versetzte Benbow mit Nachdruck. „Man schaut mir auf die Finger. Und man wird mir unangenehme Fragen stellen, wenn ich ein hoffnungsloses Unterfangen finanziere. Am Ende werde ich haftbar gemacht.“ Benbow hob die Hände, ließ sie wieder sinken – es sollte wie eine bedauernde Geste aussehen – und endete: „Es geht nicht, McAllister. Tut mir leid.“

Josh McAllister presste die Lippen zusammen, dass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Er öffnete die Tür, trat hinaus ins Freie und atmete tief durch.

Benbow hatte ihm mit der Ablehnung, die Hypothek zu verlängern, den Todesstoß versetzt. McAllister gab sich keinen Illusionen hin. Sein Besitz würde unter den Hammer kommen. Heiß stieg es in McAllister auf. Man würde ihn von seinem Grund und Boden vertreiben. Der Magen krampfte sich ihm zusammen. Man würde ihm alles nehmen, was er versucht hatte, für Bonny, seine Tochter, aufzubauen. Alles ...

Nein!, durchpeitschte ihn eine klirrende Stimme. Etwas wallte in ihm hoch, etwas, das stärker war als alle anderen Gefühle. Es war Hass. Abgrundtiefer Hass auf Benbow, den er verdächtigte, mit Cole Wyler von der Circle-M Ranch unter einer Decke zu stecken. „Das wirst du büßen, Benbow“, flüsterte McAllister vor sich hin. „Dafür wirst du bezahlen. Und auch du, Wyler ...“

McAllister schaute sich um wie ein Erwachender. Ein Fuhrwerk zog vorbei. Zwei Reiter kamen die Main Street herunter. Auf den Gehsteigen bewegten sich Menschen. Kinder spielten auf der sonnenüberfluteten Straße. Das Leben in der Stadt lief ab wie jeden Tag. Für McAllister war es ein dunkler Tag. Es war der Tag, an dem die Entscheidung über seine und Bonnys Zukunft gefallen war.

Ja, die Würfel waren gefallen. Er, McAllister, saß auf der Verliererseite. Eine tonnenschwere Last schien sich auf ihn zu legen und ihn zu Boden zu drücken. Wie sollte er es Bonny klar machen?

Der Farmer gab sich einen Ruck und ging zu dem Fuhrwerk, das er am Straßenrand abgestellt hatte. Es war ein leichter Ranchwagen mit flacher Bordwand, der von einem schweren Pferd gezogen wurde. McAllister kletterte auf den Bock, wickelte die Zügel vom Bremshebel und griff nach der Peitsche.

Joshua McAllister verließ Pampa. Er fuhr nach Südosten. Am McClellan Creek lag seine Farm. Der Farmer, der es mit der Aufzucht von Hereford-Rindern versucht hatte und gescheitert war, wälzte trübe Gedanken. Er war fest davon überzeugt, dass ihn die Circle-M Ranch im Verein mit der Bank fertig machen wollte. Der Gedanke nährte seinen Hass und ließ ihn anschwellen wie zu einem alles vernichtenden Sturm.

Nach drei Stunden erreichte er die Farm. Alles hier wirkte etwas heruntergekommen. Das Farmhaus war ein flacher Bau mit zwei Räumen, in dem er, Josh McAllister, und seine Tochter Bonny hausten. Es gab einige Schuppen und einen Stall, einen Pferch, in dem sich einige Ziegen und eine Handvoll Schafe tummelten. Hühner badeten im Staub des Hofes.

Als McAllister das Gespann in den Farmhof lenkte, trat Bonny aus der Tür des Wohnhauses. Sie war 23 Jahre alt und sehr hübsch. Bekleidet war Bonny mit einer blauen Hose und einem karierten Hemd. Auf den ersten Blick hätte man Sie für einen Jungen halten können. Ihr schmales Gesicht wurde von einer Flut blonder Haare eingerahmt. Ihre Augen waren tiefblau und unergründlich. Die Nase war klein, der Mund schön geformt, das Kinn fraulich weich. Das Mädchen war sonnengebräunt und mutete ausgesprochen geschmeidig an.

McAllisters Züge waren Spiegelbild seiner Empfindungen. Er hielt das Pferd beim Tränketrog an. Das Tier senkte seine Nase in das abgestandene Wasser mit dem Staubfilm auf der Oberfläche. McAllister saß ab. Fragend und erwartungsvoll musterte ihn Bonny.

„Wir sind fertig hier, Bonny“, stieß McAllister hervor. Seine Stimme klang rau und belegt. Er schluckte. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter. „Die Bank verlängert die Hypothek nicht. Wir müssen die Farm aufgeben.“

Bonny atmete etwas schneller. „Gott steh uns bei, Dad. In der Farm steckt dein ganzes Geld. Du hast es in die Rinder investiert. Wenn wir die Farm verlassen müssen, werden wir bettelarm sein.“

McAllisters Zahnschmelz knirschte. „Yeah. Die Bank will es so. Dahinter steckt System. Mein Land ist der Circle-M schon lange ein Dorn im Auge. Wyler und Benbow halten zusammen. Gemeinsam wollen sie mich fertig machen.“

„Was können wir tun, Dad?“

„Gar nichts.“ McAllister ging ins Haus. Er nahm aus dem Schrankaufbau eine halbvolle Flasche Brandy, zog den Korken heraus, dann trank er.

Angewidert verzog Bonny das Gesicht. „Du trinkst in letzter Zeit sehr viel, Dad.“

McAllister setzte die Flasche ab. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Dann drückte er den Korken wieder in den Flaschenhals und trug die Flasche zum Tisch, wo er sie abstellte. „Sag du mir nicht, was ich zu tun habe!“, herrschte er Bonny an. Etwas gemäßigter fügte er hinzu: „Das alles geht eben nicht spurlos an mir vorbei. Es nagt und frisst in mir, das musst du mir glauben.“

„Warum versuchst du es nicht bei der Bank in Borger, oder in Amarillo?“, fragte Bonny. „5.000 Dollar müssen sich doch auftreiben lassen. Du hast die Farm und die Hereford-Herde als Sicherheit. Manchmal habe ich den Eindruck, Dad, du willst die Farm gar nicht mehr bewirtschaften.“

McAllisters Gesicht wurde kantig. Er schürzte die Lippen. „Du kannst dir hier den Rücken krumm arbeiten, Kleines, ohne jemals auf einen grünen Zweig zu kommen. Ungeachtet dessen wäre ich bereit gewesen, weiter zu machen. Sicher, vielleicht bekäme ich in Borger oder Amarillo den Kredit, um das Darlehen bei der Bank in Pampa abzulösen. Aber das würde alles nur hinausschieben. Ich würde auch in einem Jahr das Geld nicht aufbringen können. Und wir stünden vor demselben Problem wie jetzt. – Ich habe die Schnauze voll, Bonny. Wir verlassen das verdammte Land. Vorher aber ...“

McAllister brach abrupt ab.

„Was?“

„Nichts. Erst wollte ich kämpfen. Aber was hätte ich der Circle-M entgegenzusetzen? Mein Kampf wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt. Frag nicht, Bonny. Es geht dich nichts an. Ich tue, was ich tun muss.“ Zuletzt lag in seiner Stimme der Ausdruck einer unumstößlichen Entschlossenheit.

Bonny schluckte trocken. Sie spürte plötzlich das Unheil tief in ihrem Innersten. „Du willst dich rächen, nicht wahr?“, murmelte sie mit schwacher Stimme. „Großer Gott, Dad, du machst uns beide unglücklich.“

Sie konnte nicht ahnen, wie sehr sie mit ihren Worten Recht behalten sollte. Vor ihnen lag die Hölle ...

*

Es war Nacht. Josh McAllister und Bonny zügelten ihre Pferde am Stadtrand von Pampa. In den meisten Häusern der Stadt brannten noch die Lichter. Die beiden Reiter saßen ab. McAllister reichte seiner Tochter die Zügel und nahm ein Satteltaschenpaar, das über dem Widerrist seines Pferdes hing. „Warte hier, Bonny. Ich bin bis in einer halben Stunde zurück.“

„Dad, überleg dir, was du tust“, presste das Mädchen hervor. „Sie werden uns jagen. Nicht nur Sheriffs und Marshals werden hinter uns her sein ...“

„Ich gehe nicht als Bettler aus dem Land, Bonny“, knirschte McAllister. „Warte hier.“

Der Farmer huschte davon. Die Dunkelheit saugte seine Gestalt regelrecht auf. Er schlich zwischen den Häusern Pampas hindurch. Ein Haus mit einem gepflegten Vorgarten war sein Ziel. Aus einem der Fenster fiel Licht. McAllister zog seinen Revolver aus dem Hosenbund. Er zögerte nicht einen Augenblick. Hass und Rachsucht trieben ihn.

Er öffnete die Gartentür und schritt zur Haustür. Hart und fordernd pochte er dagegen. Drin erklangen Schritte. Dann war eine Stimme zu hören. „Wer ist da?“

„McAllister. Machen Sie auf Benbow. Ich muss Sie noch einmal sprechen. Es ist wichtig.“

Die Haustür wurde eine Handbreit aufgezogen. Ein Streifen Licht von einer Laterne fiel in schräger Bahn ins Freie. „Es gibt nichts mehr zu reden zwischen uns, McAllister. Meinen Standpunkt kennen Sie. Außerdem sollten Sie während der Schalterstunden in die Bank kommen, wenn Sie ...“

McAllister warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür. Der Anprall stieß sie auf. Lichtschein blendete McAllister.

Robert Benbow entrang sich ein erschreckter Aufschrei. Er taumelte zurück. Die Lampe in seiner Hand schaukelte am Drahtbügel.

Dann hatten sich McAllisters Augen an die jäh veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt. Er richtete den Colt auf den Bankier.

Benbow wollte etwas sagen, seine Lippen sprangen auseinander, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken.

McAllister schloss die Haustür. Sie befanden sich in der Wohnstube Benbows. Mrs. Benbow, die neben einer Laterne in einem Sessel saß und strickte, ließ erschreckt die Handarbeit sinken. Sie wollte etwas sagen, doch die Worte erstickten im Kehlkopf. Denn McAllister hob die Faust mit dem Colt und zielte auf sie. Seine Stimme grollte: „Sie zwingen mich, aus der Gegend zu verschwinden, Benbow. Ich habe mich entschlossen, nicht bis zum 1. September zu warten, bis Wyler von der Circle-M mit einem Räumungsbefehl kommt. Aber ich will das Land nicht als armer Mann verlassen.“

McAllister grinste scharf. Die Linien und Kerben in seinem Gesicht vertieften sich. Seine pulvergrauen Augen aber nahmen an dem Grinsen nicht teil. Sie blieben hart wie Bachkiesel. „Sie werden jetzt zur Bank gehen und sämtliches Geld aus dem Safe holen, Benbow. Ich gebe Ihnen 20 Minuten Zeit. Wenn Sie nach dieser Zeit nicht zurück sind, wird es Ihre Frau auszubaden haben. Ich denke, wir verstehen uns. Sämtliches Geld habe ich gesagt.“ Er warf Benbow die Satteltaschen zu. „Packen Sie es da hinein. Vorwärts, Benbow. Die Zeit hat zu laufen begonnen.“

„Aber ...“ Der Bankier hatte die Satteltaschen aufgefangen. Seine Lippen zitterten. Die Angst würgte ihn. Die Stimmbänder versagten ihm den Dienst.

„Wenn Ihnen das Leben Ihrer Frau lieb ist, Benbow, dann gehen Sie jetzt!“, stieß McAllister unerbittlich hervor. Er spannte den Colthahn. Das kurze, metallische Knacken ließ Benbow zusammenzucken. Er setzte sich in Bewegung ...

*

Joe Hawk und ich hatten einen Gefangenen. Sein Name war Ward Cohan. Cohan hatte in Lubbock einen Mann erschossen. Objekt des Streites war ein Animiermädchen. Der Bursche, den Cohan erschossen hatte, war betrunken gewesen ...

Wir hatten Cohan in Canadian gestellt und waren auf dem Weg nach Amarillo. Es ging auf den Abend zu, als wir Pampa erreichten. Da wir in der Stadt übernachten wollten, brachten wir unsere Pferde in den Mietstall.

Der Stallmann kam uns auf dem Mittelgang entgegen. Es war ein Oldtimer, der auf einem Priem herumkaute und der das linke Bein ein wenig nachzog. Er sagte mit leicht näselnder Stimme: „Ihr kommt gerade richtig, Marshals. In der vergangenen Nacht wurden der Bankier und seine Frau ermordet. Der Mörder hat sie mit einem Messer getötet. Sämtliches Geld aus der Bank ist verschwunden. Als der Clerk heute Morgen an seinem Arbeitsplatz erschien, stand die Safetür sperrangelweit offen.“

Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Auch mein Gefährte Joe Hawk schaute ziemlich betroffen drein. „Weiß man, wer der Mörder ist?“

„Nicht genau. Butch Jannings, der Clerk, erzählte, dass Benbow es gestern abgelehnt hat, Josh McAllisters Hypothek zu verlängern. McAllister besitzt eine Farm am McClellan Creek. Er hat versucht, Hereford-Rinder zu züchten und ist damit auf die Nase gefallen. Nun, nachdem Benbow die Verlängerung der Hypothek ablehnte, war McAllister am Ende. Er unterstellte Benbow, mit Cole Wyler von der Circle-M unter einer Decke zu stecken und hat gedroht, sein Land nicht kampflos zu räumen. Vielleicht ...“ Der Stallmann brach ab und zuckte mit den Schultern. „Was rede ich? Das sind alles nur Vermutungen.“

„Am McClellan Creek“, sagte Joe. „Das ist ein Ritt von zwei Stunden. Ist jemand hingeritten, um McAllister unter die Lupe zu nehmen?“

„Es gibt keinen Sheriff in Pampa“, versetzte der Stallmann kauend. „Die Stadt hat einen Boten nach Borger zu Finnegan geschickt. Nach Borger sind es einfach 30 Meilen. Der Mann ist noch nicht zurück. Der Deputy Sheriff wird frühestens morgen in Pampa eintreffen.“

„Bis dahin ist der Mörder über alle Berge“, knurrte ich und schaute Joe an. „Ich reite zum McClellan Creek und schau mich auf der McAllister-Farm um.“

Joe nickte. „In Ordnung. Ich werde trotzdem im Hotel ein Zimmer für dich mieten, damit du wenigstens einige Stunden ausruhen kannst, wenn du zurückkehrst.“

Ich führte also mein Pferd wieder in den Hof des Mietstalles, saß auf und verließ Pampa in südöstliche Richtung. Ich ließ das Pferd traben. Es war eine Grulla-Stute. Ein zähes und ausdauerndes Tier. Die Dunkelheit kam und vertrieb den Tag nach Westen. Die Sonne war hinter dem welligen Horizont versunken. Die Natur verlor ihre Farben.

Nach knapp zwei Stunden erreichte ich die Farm am McClellan Creek. Der Fluss mündete weiter nordöstlich in den North Fork des Red River. Es war finster. Nirgendwo brannte Licht. Ich ritt in den Farmhof und saß ab. Die Tür des Farmhauses ließ sich öffnen. Sie knarrte in den Angeln. Muffiger Geruch schlug mir entgegen. Ich riss ein Streichholz an. Vager Lichtschein breitete sich in dem Raum aus, den ich betreten hatte. Es war eine Küche. Eine Tür führte in einen anderen Raum. Auf dem Tisch stand eine Laterne. Ich zündete sie an und blies das Streichholz aus. Lichtschein kroch auseinander. Auf der Platte des gemauerten Herdes stand eine Pfanne mit hartem Fett. Ich öffnete die Tür, die in einen Nebenraum führte, und hob die Hand mit der Lampe. Lichtschein fiel in den Raum. Ein Bett stand da. Es war unberührt.

Die Farm war verlassen.

Ich verließ das Wohnhaus und ging in den Stall. Das Tor stand offen. Lichtschein huschte vor mir her. Der Boden war von Mist bedeckt. Tiere gab es keine. Gedankenvoll begab ich mich zu dem Pferch hinter dem Stall. Das Gatter war geöffnet. Die Tiere waren fortgelaufen.

Irgendwo knarrte eine Tür. Unwillkürlich zuckte meine Rechte zum Remington. Aber es war nur die Tür eines Schuppens, die offen stand und die der Wind bewegte.

Ich ging zu meinem Pferd und kletterte wieder in den Sattel. Für mich stand fest, dass McAllister die Farm verlassen hatte. Der Verdacht, dass er der Mörder des Bankiers und dessen Frau war, konnte nicht von der Hand gewiesen werden, wurde im Gegenteil durch sein Verschwinden noch erhärtet.

Im Schritttempo ließ ich das Pferd nach Nordwesten gehen. Das Klopfen der Hufe war das einzige Geräusch, das mich umgab. Der Mond stand im Süden und versilberte mit seinem Licht die Abhänge. Ein frischer Wind kam von Westen.

Als ich Pampa erreichte, war es weit nach Mitternacht. Die Stadt schlief. Auch der Saloon hatte schon geschlossen. Ich brachte die Grulla-Stute in den Mietstall, versorgte das Tier notdürftig und ging, meine Satteltaschen über die Schulter gehängt und das Gewehr in der linken Hand, zum Hotel ...

*

Wir saßen beim Frühstück im Restaurant des Hotels. Es war ein Tisch bei einem der Fenster, an dem wir saßen. Ward Cohan nahm mir gegenüber neben Joe einen Platz ein. Der Bandit schwieg. Joe hatte ihm die Handfesseln abgenommen, damit er essen konnte. Ob er sich mit Fluchtgedanken trug, war von seiner Stirn nicht abzulesen.

Ich berichtete Joe, dass ich auf der McAllister-Farm niemand angetroffen und dass die Farm einen verlassenen Eindruck auf mich gemacht hatte.

„Man wird nach McAllister fahnden müssen“, meinte mein Gefährte. „Mit seinem Verschwinden hat er sich erst recht verdächtig gemacht, etwas mit der Ermordung des Bankiers und seiner Frau zu tun zu haben.“

Da trieben Hufschläge heran. Gleich darauf stob ein Reiter vorbei. Die Hufe seines Pferdes rissen Staubfahnen in die klare Morgenluft. Das Fell des Tieres war schweißnass. Schaum stand vor seinen Nüstern und wurde vom Reitwind gegen die Beine des Reiters geweht. Der Bursche ritt, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken.

Der Reiter verschwand aus meinem Blickfeld.

„Der scheint es verdammt eilig zu haben“, sagte Joe.

„Sein Pferd ist ziemlich abgetrieben“, gab ich zu verstehen. „Als wäre es meilenweit hart geritten worden.“

Joe zuckte mit den Schultern. „Er wird sicher einen Grund gehabt haben, wie der Teufel zu reiten. Ich denke, es ist nicht unser Problem.“

Keiner von uns ahnte, wie irrig diese Annahme sein sollte.

Wir frühstückten in aller Ruhe. Ich spülte den letzten Bissen meines Sandwichs mit einem Schluck Kaffee hinunter. Auch Joe war fertig. Er nickte mir zu, was wohl zum Ausdruck bringen sollte, dass wir aufbrechen konnten. Wir erhoben uns. Auch Ward Cohan stand auf. Er kaute noch. Wir nahmen den Banditen zwischen uns, als wir zum Ausgang gingen. Joe öffnete die Tür, ließ den Banditen und mich vorbei und folgte uns dann auf den Gehsteig.

Da sah ich den Reiter von eben. Er trieb sein Pferd aus einer Seitenstraße. Neben ihm ritt ein älterer Mann, der mit einem dunklen Anzug bekleidet war. An seinem Sattel hing eine schwarze Tasche.

„Das ist Doc Linhardt“, knurrte Joe.

Da sah uns der Reiter auf dem schwitzenden Pferd und lenkte das Tier auf uns zu. „Das trifft sich gut“, meinte er. Seine Stimme klang heiser. Schweiß rann über sein Gesicht. Er schaute von mir auf Joe, dann wieder auf mich und sagte: „Auf Wyler wurde gestern Nacht gegen elf Uhr ein Anschlag verübt. Jemand schoss auf ihn durch das Fenster der Halle. Er hatte Glück und bekam die Kugel nur in die Schulter. Einer unserer Männer, der sich darauf versteht, hat ihm des Stück Blei herausgeholt. Heute Morgen aber bekam der Boss starkes Fieber ...“

„Wurde der Schütze erkannt?“, fragte Joe.

„Nein. Aber es gab eine Spur. Sie führte zum McClellan Creek. Ein halbes Dutzend Reiter folgten ihr. Sie stießen auf die brennende Farm McAllisters. Die Spur endete dort. Niemand weiß, ob McAllister und seine Tochter in den Flammen umgekommen sind. Ebenso wenig wissen wir, wer die Farm anzündete. Vielleicht war es McAllister selbst. Möglicherweise zieht eine Banditenbande mordend und brandstiftend durchs Land. Weiter südlich soll wieder einmal Pablo Morales mit seinen Bravados ins Land eingefallen sein.“

Für mich stand fest, dass wir uns darum kümmern mussten.

Der Cowboy und der Doktor ritten weiter.

Ich wandte mich Joe zu. „Bring Cohan nach Amarillo, Partner. Ich will sehen, ob ich etwas herausfinde. Ich glaube nicht an eine Bande, die mordend und brandstiftend durch das Land zieht. Dazu passt der Anschlag auf Cole Wyler nicht.“

„Was denkst du, Logan-Amigo?“

„Soviel wir erfahren haben, verdächtigte McAllister den Bankier, mit dem Ranchboss der Circle-M gemeinsame Sache zu machen. Es ist möglicherweise so, dass McAllister sich an den beiden rächte, seine Farm niederbrannte und jetzt auf dem Weg nach New Mexiko oder Mexiko ist. Genug Geld hat er erbeutet, um irgendwo zusammen mit seiner Tochter neu zu beginnen.“

Joe massierte sich mit Daumen und Zeigefinger das Kinn. Dann sagte er: „Sicher, einer von uns muss Cohan nach Amarillo bringen. Wirst du nachkommen, sobald du etwas herausgefunden hast? Es wäre ratsam. Du solltest den Richter und mich nicht im Unklaren über deinen Verbleib lassen.“

„Ich werde dem Distrikt-Gericht auf jeden Fall eine Mitteilung zukommen lassen“, versprach ich. „Sollte es mir nicht gelingen, eine Spur aufzunehmen, komme ich sowieso nach Amarillo.“

Wir gingen in den Mietstall und sattelten unsere Pferde. Und während Joe mit dem Banditen den Weg nach Amarillo fortsetzte, ritt ich noch einmal zum McClellan Creek.

Von der McAllister-Farm waren in der Tat nur noch Brandschutthaufen übrig. Der Wind wirbelte Aschefetzen hoch und trieb sie vor sich her. Verkohlte und glimmende Balken und Bretter lagen kreuz und quer. Hier und dort flackerten die Flammen wieder auf, wenn der Wind in die Schutthaufen fuhr. Brenzliger Geruch lag in der Luft.

Der Farmhof war von Pferdehufen aufgewühlt. Ich sah die Spur, die von Norden auf die Farm zuführte. Deutlich zog sie sich durch das verstaubte Gras. Die Reiter von der Circle-M hatten sie zurückgelassen. Die Fährte, der sie in der Nacht gefolgt waren, hatten sie verwischt.

Ich ritt im Kreis um die niedergebrannten Gebäude herum. Schließlich verhielt ich am flachen Ufer des McClellan Creek. In seinem Bett lagen Felsbrocken herum, an denen sich das Wasser gischtend brach. Irgendwo musste die Fährte, der die Circle-M Reiter gefolgt waren, weiterführen. Ich ritt an dem schmalen Fluss ein Stück nach Osten, konnte aber nichts entdecken. Also kehrte ich um und folgte dem Fluss nach Westen. Und nach etwa 200 Yards sah ich auf der gegenüberliegenden Flussseite im Ufersaum Hufabdrücke. Dort waren Pferde aus dem Wasser getrieben worden.

Ich lenkte meinen Vierbeiner in den Fluss. Das Wasser ging ihm gerade mal bis zu den Sprunggelenken. Drüben angekommen zügelte ich. Die Hufabdrücke hatten noch scharfe Ränder, was mir sagte, dass sie ziemlich frisch waren. Ich kam zu dem Ergebnis, dass es zwei Pferde waren, die sie verursacht hatten.

Die Spur führte nach Süden.

Ich folgte ihr. Am Nachmittag überquerte ich den Salt Fork Red River. Die Spur führte auf der anderen Seite des Flusses weiter. Und als die Sonne weit im Westen stand, erreichte ich Clarendon. Ich lenkte mein Pferd zum Mietstall. Der Stallmann kannte mich gut. In der Nähe der Stadt, am Mulberry Creek, lebte Jane Carter, meine Geliebte, auf einer Pferderanch. In Clarendon hatten wir uns vor vielen Monaten kennengelernt. Zum Barbier von Clarendon, der sich auf die Behandlung von Schusswunden verstand, hatte ich Joe Hawk gebracht, nachdem er von Reitern der Green Belt Ranch niedergeschossen worden war. Das war der Beginn unserer Freundschaft gewesen.

Ich fragte den Stallburschen nach Reitern, die im Laufe des Tages eventuell nach Clarendon gekommen waren.

Der Stallmann nickte und sagte: „Ein Mann und ein Mädchen, wahrscheinlich seine Tochter, kamen im Laufe des Vormittags in die Stadt. Sie schienen es ziemlich eilig zu haben, denn sie kauften im Store nur einige Vorräte und ritten dann sofort weiter. Die beiden sahen ziemlich heruntergekommen aus. Vor allem das Mädchen schien ziemlich am Ende zu sein. Es konnte einem fast Leid tun.“

„In welche Richtung haben die beiden Clarendon verlassen?“

„Nach Süden.“

Die nächste Stadt, die McAllister und seine Tochter anreiten konnten, war Tampico. Die kleine Town war ungefähr 40 Meilen von Clarendon entfernt. Ich beschloss, zur Horseshoe Ranch zu reiten und dort die Nacht zu verbringen.

*

Josh McAllister und Bonny kampierten zischen den Hügeln. Ein Feuer wagten sie nicht anzumachen, denn McAllister rechnete mit Verfolgung.

Bonny lag am Boden. Sie hatte sich in ihre Decke gewickelt. Ihr Vater hockte bei einem Busch. Neben ihm lagen die Satteltaschen mit dem Geld, das er in Pampa geraubt hatte. Die Erschöpfung steckte dem Mädchen in den Gliedern. Dennoch fand es keinen Schlaf.

„Wir schaffen es niemals bis nach Mexiko“, sagte Bonny. „Bald wird im ganzen Land nach uns gefahndet. Was für ein Irrsinn, die Bank auszurauben und Wyler eine Kugel zu verpassen. Wenn er tot ist, droht dir der Galgen, Dad. In Texas ...“

McAllister unterbrach sie. „Sie wollten mich fertig machen. Wyler und Benbow. Sie haben sich das fein zurechtgelegt.“ Seine Stimme sank herab zu einem besessenen Geflüster. „Aber nicht mit Josh McAllister, Bonny. Wir haben viel Geld. Fast 12.000 Dollar. In Mexiko sind wir in Sicherheit. Du wirst dort schöne Kleider tragen, die Señores dort unten werden dir zu Füßen liegen. Himmel, Bonny, ich mache das alles nur für dich. Auch die Farm habe ich für dich aufgebaut. Du solltest es einmal besser haben als ich. Aber das ließen Benbow und Wyler nicht zu. Aber sie haben ihre gerechte Strafe erhalten ...“

McAllister brach ab. Er lachte klirrend auf.

Bonny war hellhörig geworden. „ Sie haben ihre gerechte Strafe erhalten?“, echote sie. „Ich denke, du hast Benbow nur niedergeschlagen.“ Bonny schnappte plötzlich nach Luft. Mit furchtbarer Intensität überkam sie das Verstehen. „Du – du hast mich belogen, Dad. Was hast du mit Benbow gemacht?“

„Ich habe ihm ein Messer zwischen die Rippen gerammt!“, stieß McAllister mit verbaler Brutalität hervor. „Und seine Alte leistet ihm in der Hölle Gesellschaft.“

Bonny erschrak bis in ihren Kern. „Du hast ...“, ächzte sie. Die weiteren Worte erstarben ihr in der Kehle. Alles in ihr weigerte sich dagegen, das Ungeheuerliche auszusprechen. Eine Bruchteile von Sekunden andauernde Blutleere im Gehirn ließ sie schwindlig werden. Es überstieg ihren Verstand, ihr Begriffsvermögen.

„Keine Zeugen!“, blaffte McAllister. „Niemand wird drauf kommen, dass ich die Bank ausgeraubt habe.“ Er lachte klirrend auf. „Man wird es vielleicht vermuten. Aber der endgültige Beweis fehlt diesen Narren. Wahrscheinlich nehmen sie sogar an, dass wir auf der Farm getötet wurden und verbrannt sind. Sie werden einem Phantom hinterherjagen – und niemals wird die Wahrheit ans Tageslicht kommen.“

Bonny zweifelte plötzlich am Verstand ihres Vaters. Hatte ihn der Hass verrückt werden lassen? Sie fürchtete ihn plötzlich. Und sie begriff, dass dieser Mensch zu allem fähig war. Über Nacht war er zu einem niederträchtigen Mörder und Räuber geworden. Das Herz des Mädchens drohte in der Brust zu zerspringen.

Bonny hatte den Oberkörper aufgerichtet und starrte durch die Finsternis ihren Vater an. Im Mondlicht glitzerten seine Augen wie Wolfslichter. Der Hals des Mädchens war wie ausgetrocknet.

Josh McAllister erhob sich mit einem Ruck. „Ich passe auf, dass wir keine böse Überraschung erleben, Bonny. Schlafe. Du bist sicher wie in Abrahams Schoß.“ Mit dem letzten Wort wandte sich McAllister um und stieg hangaufwärts.

Bonny legte sich zurück. Wenn sie an die Zukunft dachte, krampfte sich ihr der Magen zusammen. Sie war so dunkel wie die Nacht, die sie umgab. Irgendwann übermannte der Schlaf das Mädchen dennoch. Böse Träume ließen es immer wieder stöhnen. Es wälzte sich unruhig hin und her. Eine Hand griff nach ihr, packte sie am Arm, zerrte an ihr. „Neiiin!“, drang es gellend über die Lippen Bonnys. Und dann noch einmal. „Nein, lass mich. Ich will nicht ...“

„Wir müssen weiter, Kleines.“ Die Stimme sickerte in ihr Bewusstsein. Sie gehörte ihrem Vater. Bonny schlug die Augen auf und sah sein faltiges Gesicht über sich. McAllister lächelte. Sein Lächeln kam Bonny weich und irgendwie gelöst vor. „Du hast schlecht geträumt, Kleines“, sagte McAllister. „Aber keine Sorge. Du wirst das Schreckliche vergessen. Wir werden ein schönes Leben führen. Uns wird es an nichts fehlen.“

Bonny war mit einem Schlag hellwach. Sie rollte sich aus ihrer Decke und erhob sich. „Niemals werde ich vergessen, was vorgefallen ist, Dad. An deinen Händen klebt Blut. Großer Gott, der Bankier und seine Frau, Cole Wyler. Du hast sie kaltblütig ermordet. Was bist du nur für ein Mensch?“

Seine Brauen schoben sich zusammen. Ein böser Ausdruck trat in seine Augen. „Einer, der mit barer Münze zurückzahlt. Hatte vielleicht mit uns jemand Mitleid? Nein! Kein Hahn hätte nach uns gekräht, wenn man uns mit Schimpf und Schande von Haus und Hof vertrieben hätte. Du musst härter werden, mein Mädchen. Die Welt ist nun einmal schlecht. Dir wird nichts geschenkt im Leben.“

Josh McAllister wandte sich ab, ging zu den Pferden, die an einem Busch festgeleint waren, und zog die Sattelgurte straff.

Bonny beobachtete ihn eine Zeit lang. Dann rollte sie ihre Decke zusammen. Der Sturm, der in ihr tobte, legte sich. Und plötzlich spürte sie sogar so etwas wie Verständnis für McAllister. Er ist deinVater, Bonny!, erklang eine Stimme tief in ihrem Innersten. Er braucht dich. Du musst bei ihm bleiben. Wohin er sich auch wendet ...

Bonny entschied sich in diesem Moment für ihren Vater. Plötzlich empfand auch sie es als Unrecht, dass man sie und ihren Dad von ihrem Grund und Boden vertreiben wollte. Die Schlingen und Tücken eines ungnädigen Schicksals hatten sie in den Ruin getrieben. Das verdammte Fieber, das die Hälfte der Herefords umbrachte, war schuld daran. Und Benbow gab ihnen keine Chance. Unerbittlich forderte er die Hypothek ein. Dabei hätten sie eine Chance verdient gehabt.

Bonny dachte nicht länger darüber nach. Sie schnallte ihre Decke hinter dem Sattel fest. „Bis Mexiko sind es sicherlich 500 Meilen“, sagte sie. „Warum wenden wir uns nicht nach Westen und verschwinden nach New Mexiko? Das ist viel näher. Bis die Fahndung nach dir auf Touren kommt, sind wir in Sicherheit.“

„Natürlich, Kleines“, murmelte McAllister und seine Stimme klang sanft. „Wir reiten, wohin du willst. Wenden wir uns also nach Westen.“

Sie banden die Pferde los und saßen auf. Die Sonne befand sich hinter ihnen. Pferde und Reiter warfen lange Schatten voraus. Es versprach ein heißer Tag zu werden. Hügeliges Grasland umgab sie. Hier und dort erhob sich ein Tafelfelsen. Die Vegetation bestand aus Dornengebüsch und alten, knorrigen Bäumen. Es gab weder Weg noch Steg.

Die Fährte, die sie zurückließen, zog sich wie eine Schneise durch das Grasland. Der Untergrund war trocken. Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet. Die Flüsse im Land führten nur noch wenig Wasser.

Die Sonne stieg höher und höher. Josh McAllister hielt einmal an, nahm seinen Hut ab und wischte mit dem Halstuch das Schweißband trocken. Die Hitze füllte beim Atmen die Lungen wie mit Feuer. Der Mörder stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf, knüpfte die Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie auf und trank einen Schluck. Das Wasser schmeckte abgestanden und brackig. „Verdammte Hitze!“, knurrte McAllister. „Das Wasser geht zur Neige. Die Pferde müssen saufen.“

Er verschraubte die Flasche wieder und hängte sie an den Sattel zurück.

Auch Bonny trank einen Schluck. „Kennst du dich aus in der Gegend, Dad?“, fragte sie.

„Nein. Ich weiß nur, dass wir, wenn wir die Route nach Westen beibehalten, durch den Llano Estacado müssen. Und das wird die Hölle, Kleines. Vielleicht sollten wir uns doch nach Süden wenden. Der Weg nach Mexiko ist zwar weit, aber es gibt immer wieder Städte und Flüsse.“

„Nein, Dad. Wir müssen so schnell wie möglich Texas verlassen. Hier wartet auf dich der Strick.“

Sie ritten weiter.

Immer wieder blickte McAllister auf ihrer Fährte zurück. Aber es gab nichts, was zu Sorge Anlass gegeben hätte. Wie es aussah, wurden sie nicht verfolgt. Josh McAllister triumphierte innerlich. Und er ließ in seiner Aufmerksamkeit nach.

Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, kamen sie zu einem Fluss. Im Ufergebüsch zwitscherten die Vögel. Sie saßen ab, tranken und wuschen sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern. Das Wasser belebte sie. Die Pferde waren bis zu den Sprunggelenken in den Creek gelaufen und soffen.

Da erklang Hufschlag.

Es waren vier Reiter. Keiner von ihnen war älter als 30 Jahre. Die stoppelbärtigen Gesichter waren von einem unsteten Lebenswandel geprägt. Die Kerle sahen nicht gerade vertrauenerweckend aus. Sie kamen am Fluss entlang und fielen ihren Pferden in die Zügel, als sie den hageren Mann mit den grauen Haaren und das blonde Mädchen wahrnahmen.

Josh McAllister griff nach dem Colt, der in seinem Hosenbund steckte ...

*

Ich war am frühen Morgen aufgebrochen. Hinter mir lag eine Nacht voll Glückseligkeit mit Jane, meiner Geliebten. Sie hatte mir alles gegeben, was eine Frau einem Mann zu geben vermochte. Jane war traurig, weil ich schon wieder fort musste. Ich versuchte sie mit dem Versprechen zu trösten, so bald wie möglich wiederzukommen. Aber da war mein Job. Auf der Jagd nach irgendwelchen Gesetzesbrechern war ich oft wochenlang unterwegs.

Nun, ich war mit Leib und Seele U.S. Marshal, und ich versuchte, so gut es ging, meinen Job und mein Verhältnis mit Jane unter einem Hut zu vereinen.

Ich wandte mich vom Mulberry Creek aus nach Osten und stieß nach etwa drei Meilen wieder auf die Spur der beiden Reiter. Sie zog sich wie ein dunkler Strich durch das staubige Gras und war gut sichtbar. Ich wandte mich auf der Spur wieder nach Süden.

Die Natur erwachte zum Leben, dann ging die Sonne auf und schickte die erste Tageshitze über das Land.

Zwischen den Hügeln stieß ich auf den Lagerplatz der beiden Flüchtlinge. Das Gras war großflächig niedergetreten. Bei einem Strauch lag Pferdedung. Die jungen Triebe des Busches waren abgefressen. Von hier aus führte die Spur nach Westen.

McAllister und seine Tochter mochten einen halben Tag Vorsprung haben. Wie schnell sie ritten, war wohl davon abhängig, ob sie sich verfolgt fühlten. Dass sie nach Westen abgebogen waren, sagte mir, dass sie so schnell wie möglich Texas verlassen wollten.

Je weiter ich nach Westen kam, desto unwirtlicher wurde die Gegend. Manchmal ging es über Grasland, dann wieder über staubige Flächen. Es handelte sich nicht mehr um Weideland, über das ich ritt. Es waren die nordöstlichen Ausläufer des Llano Estacado. Ich verlor die Spur des Öfteren. Aber immer wieder stieß ich auf Hinweise, die mir sagten, dass hier McAllister und seine Tochter geritten waren. Mal war es ein Haufen Pferdedung, dann waren es herausgerissene Grassoden, dann wieder ein locker getretener Stein oder ein Hufabdruck im Sand ...