What's App, Mama? - Robert Campe - E-Book

What's App, Mama? E-Book

Robert Campe

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Beschreibung

»Hilfe, mein Kind hängt nur noch über seinem Smartphone und lebt nur noch online! Was tun?« Ein Teenager ohne Smartphone ist heute wie ein Jugendlicher in den Neunzigern ohne Kabelfernsehen. Ständig gibt es neue soziale Netzwerke, Apps und YouTube Stars über die sich Jugendliche austauschen. Wir Erwachsene halten uns gerade noch mit Facebook über Social Media up to date und haben absolut keine Ahnung, wo unsere Kinder tagtäglich im Internet surfen oder wie sie über WhatsApp kommunizieren. Haben wir einfach den Anschluss verpasst oder sollten wir uns Sorgen machen? Mit »What's App, Mama??« gewährt unser Autor Robert Campe, ein ganz normaler 16-jähriger, einen Blick in seine Welt der digitalen Medien und zeigt uns, dass dem Urteilsvermögen eines Teenagers durchaus zu trauen ist – wenn man mal über das ein oder andere Snapchat-Debakel hinwegsieht. Das Buch bringt auf humorvolle Weise Licht ins Dunkle und eröffnet allen, die sich nicht als Digital Natives bezeichnen würden, neue und spannende Perspektiven.

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Warum wir Teenies den ganzen Tag online sind – und warum das okay ist!

Robert Campe

Liebe Eltern, liebe Erwachsene …

… wenn ihr das hier lest, dann wahrscheinlich deshalb, weil ihr endlich aus erster Hand erfahren wollt, was wir Teenager eigentlich machen, wenn wir gefühlt 15 Stunden am Tag vor unseren Smartphone-Displays kleben. Vielleicht habt ihr selbst Kinder, über die ihr euch nur noch wundern könnt, weil sie sich in Gegenwart von Bildschirmen so seltsam verhalten. Sogar Eltern, die selbst gern und oft im Internet unterwegs sind, stoßen bei Trend-Apps wie Snapchat oder Spotify an ihre Grenzen. Vielleicht habt ihr aber auch absolut keine Ahnung, wo bei einem Computer oben und unten ist, und habt dieses Buch deshalb gekauft, um quasi ins kalte Wasser zu springen. Was auch immer euch dazu getrieben hat, hier einen Blick reinzuwerfen, ich vermute mal ganz stark: Ihr gehört zu einer älteren Generation als ich und seid nicht mit dem Internet, mit Social Media, Smartphones und einer passenden App für jedes noch so verrückte Bedürfnis aufgewachsen. Als ihr zwischen 13 und 17 Jahre alt wart, gab es wahrscheinlich nur irre langsame Computer, die – wenn überhaupt – dann nur für die Arbeit benutzt wurden. Statt mit Handys habt ihr mit Plastiktelefonen mit Wählscheibe in den Trendfarben Beige, Orange oder Grün telefoniert, und dringende Nachrichten wurden mit megalaut ratternden Faxgeräten gesendet. To-do-Listen habt ihr in Notizbücher gekritzelt, Liebesbriefe mit der Post verschickt, Fotos auf Film geknipst und im Labor entwickelt, und die neuesten Blockbuster hießen damals noch ›Spielfilm‹ und liefen entweder im Kino oder pünktlich um zwanzig Uhr fünfzehn in der Glotze.

Meine Eltern und die meiner Freunde erzählen uns natürlich oft und gern von ihrer Jugend. Manche von ihnen würden vielleicht sagen: Früher, bevor sich die Technik so rasend schnell entwickelt hat, dass man alles ständig updaten muss, wenn man irgendwie mithalten will, war die Welt schöner. Der Alltag verlief langsamer, das Kontakte-Halten war ohne diesen ganzen Social-Media-Kram direkter und unkomplizierter und das Leben im Allgemeinen weniger stressig.

Ich sage: Die Welt war einfach anders.

Klar, viele Dinge laufen für uns nach wie vor gleich ab wie bei euch vor dreißig Jahren: Wir gehen wie ihr damals zur Schule, haben Hobbys, stehen auf Filme und Musik und insbesondere darauf, unsere Eltern in den Wahnsinn zu treiben. Doch eine Sache hat sich grundlegend verändert: Wir sind so gut wie immer online. Das fängt morgens nach dem Aufstehen mit dem Checken unseres Instagram-Accounts an, geht tagsüber weiter, wenn wir massenhaft WhatsApp-Nachrichten und Snaps hin- und herschicken, uns Video um Video auf YouTube ­anschauen und mit der PlayStation 4 im Multiplayermodus mit unseren Freunden FIFA zocken, und endet am späten Abend durch einen Klick auf das X in unserem Netflix-Account. Und weil ihr das mindestens schwierig, wenn nicht sogar besorgniserregend findet und vielleicht gerade mal die Hälfte der eben verwendeten Begriffe verstanden habt, habe ich dieses Buch geschrieben!

Ich gehöre wie eure Kinder zu der Generation, deren Verhalten bei euch Stress auslöst. Ich bin Robert, 16 Jahre alt, und genau wie 99,9 Prozent aller Teenager kenne ich mich mit einer Sache richtig gut aus: dem Internet! Und Smartphones und Apps und Social Media. Und ich finde, es ist an der Zeit, dass mit so einigen Missverständnissen endlich mal aufgeräumt wird.

Es ist zwar ganz lustig: Statt einer WhatsApp-Nachricht schickt Papa mir schon wieder eine SMS, so als hätten wir das Jahr 2000. Mama versucht, ein Foto mit ihrem neuen Tablet zu schießen, aber jedes Mal ist nur ihr Daumen drauf. Geil. Der Lehrer gibt meiner Klasse als Hausaufgabe ein »total schwieriges« Rätsel auf, das dank Google in Sekundenschnelle gelöst ist. Verdammt praktisch.

Aber – glaubt es oder nicht – nicht nur ihr leidet ­darunter, dass wir euch regelmäßig abschätzende Blicke zuwerfen und mit den Augen rollen, wenn’s um das Thema Smartphones und Co geht. Uns Teenager nervt es ganz genauso, wenn ihr wieder mal nichts checkt und uns deshalb das Leben schwerer macht, als es sein ­müsste. Zum Beispiel wenn ihr im Fernsehen eine Reportage über Onlinestreaming gesehen habt und daraufhin beschließt, auf unserem Computer eine Kindersicherung zu installieren, deren Passwort ihr natürlich prompt vergesst. Oder wenn ihr mal wieder denkt, dass wir das mit dem Im-Internet-Surfen übertreiben, und kurzerhand den Stecker des WLAN-Routers zieht (was im Übrigen nichts bringt – Stichwort ­›mobile Datenübertragung‹). Ganz ehrlich: Das sind alles Dinge, auf die wir gut verzichten können!

Mit diesem Buch erkläre ich euch, wie das mit uns Teenies und dem Internet funktioniert. Warum können wir ohne unser Smartphone nicht leben, und was ­machen wir in den vielen Stunden, die wir jeden Tag online verbringen? Welche Apps sind unsere absoluten Must-haves, und welche sozialen Netzwerke sind schon wieder out? Was hat es mit diesem ganzen Internetvokabular auf sich: ›Hashtags‹, ›Emojis‹ und ›Vlogs‹? Wo und wie strea­men wir Filme und Musik – und ist das eigentlich wirklich so dramatisch, wie ihr es euch in euren schlimmsten Albträumen ausmalt?

Diese Antworten und noch viele weitere auf andere Fragen findet ihr auf den nächsten Seiten. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns dann ja demnächst auf WhatsApp!

Viel Spaß!

Robert

Wie gut kennt ihr euch mit dem Internet aus? Der ultimative Wissenstest!

Oder auch: Wie sehr braucht ihr dieses Buch? Damit hättet ihr wohl nicht gerechnet, was? Normalerweise sind wir es, die in der Schule bewertet werden – jetzt seid ihr Erwachsenen mal an der Reihe. Die folgenden 16 Fragen werden uns endlich Auskunft darüber geben, wie ­ahnungslos ihr wirklich seid, wenn es um Social Media, Apps und Co geht. Ich bin gespannt!

1. iPhones laufen mit dem Betriebssystem Apple iOS. Das andere große Betriebssystem für Smartphones heißt …

a)Cyborg.

b)Android.

c)Robot.

2. Was ist der Unterschied zwischen Emojis und Emoticons?

a)Emoticons bestehen aus Zeichen, Emojis sind kleine Bilder.

b)Emoticons sind traurige Gesichter, Emojis glückliche.

c)Emojis heißen die Smileys auf WhatsApp, Emoticons werden sie auf Facebook genannt.

3. Welche Farbe hat das Design von Facebook?

a)Grün

b)Blau

c)Rot

4. Welches Sonderzeichen leitet einen Hashtag ein?

a)*

b)@

c)#

5. Bei einem Haul wird …

a)die Ausbeute eines Shopping-Trips gezeigt, zum Beispiel in einem YouTube-Video.

b)zu einem Thema, das gerade auf Twitter trendet, ein Statement abgegeben.

c)eine Reihe von Bildern auf Instagram hochgeladen, die zusammen eine kleine Geschichte ergeben.

6. Wie viele Zeichen darf ein Post auf Twitter höchstens haben?

a)120

b)140

c)160

7. Welche der folgenden Websites ist kein Onlineshop?

a)Osyxa

b)Asos

c)Zalando

8. Bilder erscheinen im Instagram-Stream …

a)in chronologischer Reihenfolge.

b)geordnet nach der Anzahl der Likes, die sie erhalten haben.

c)entsprechend einem komplizierten Algorithmus, der die Aktualität und Beliebtheit des Postings sowie die persönlichen Benutzerpräferenzen berücksichtigt.

9. Wer bei Twitter einen Beitrag retweetet, der …

a)schenkt einem Beitrag ein Herz.

b)fügt einem Beitrag einen Hashtag hinzu.

c)teilt einen Beitrag, der von einer anderen Person verfasst wurde.

10. Das Besondere an Snapchat ist, …

a)dass Bilder und Videos von den Empfängern nicht gespeichert werden können.

b)dass man nur in Form von Audioaufnahmen miteinander chatten kann.

c)dass man zum Aufnehmen von Bildern nur die Frontkamera seines Handys benutzen kann.

11. Welche der folgenden Apps dient nicht zur Bildbearbeitung?

a)Retrica

b)Feedly

c)Facetune

12. Mit Blogger lassen sich spielend leicht Blogs erstellen. Wie heißt die andere große Plattform, die von vielen zum Bloggen benutzt wird?

a)TypeEasy

b)WordPress

c)LetterPage

13. Von welcher App hat Instagram sich bei den letzten Updates seiner Funktionen ziemlich krass inspirieren lassen?

a)Snapchat

b)Pinterest

c)WhatsApp

14. Wie heißt das beliebte Portal, auf dem man seine alten Klamotten verkaufen kann?

a)Klamottenbox

b)Modemarkt

c)Kleiderkreisel

15. Welcher der folgenden Social-Media-Dienste erlaubt pornografische Inhalte?

a)Instagram

b)Pinterest

c)Tumblr

16. Auf welcher der folgenden Plattformen kann man ­keine Serien und Filme streamen?

a)Soundcloud

b)Amazon Prime

c)Netflix

Auflösung:

1. b), 2. a), 3. b), 4. c), 5. a), 6. b), 7. a), 8. c), 9. c), 10. a), 11. b), 12. b), 13. a), 14. c), 15. c), 16. a)

Auswertung:

14 und mehr richtige Antworten:

Der Fast-Digital-Native

Habt ihr 14 oder mehr der oben gestellten Fragen richtig beantwortet, dürft ihr euch jetzt ausgiebig auf die Schulter klopfen. Warum genau habt ihr dieses Buch noch mal gekauft? Es sieht so aus, als wüsstet ihr ­sowieso schon verdammt gut Bescheid. Das Internet und die Social-Media-Welt sind anscheinend schon euer zweites Zuhause, in dem ihr euch ohne große Schwierigkeiten so bewegt, als wärt ihr ein Kind der Nuller-Jahre. YouTube ist alles andere als ein Fremdwort für euch, Hashtags kennt ihr schon seit gestern, und sogar in der Emoji-Nutzung auf WhatsApp seid ihr Experten. Na, dann herzlichen Glückwunsch!

Zehn bis 13 richtige Antworten:

Der Social-Media-Enthusiast

Herzlich willkommen in der Gruppe der Fortgeschrit­tenen! Das Internet fandet ihr schon immer spannend und diese ganzen Social-Media-Phänomene sowieso. Facebook, Twitter, Spotify – na klar seid ihr da überall vertreten! Mit Snapchat seid ihr zwar nie so richtig grün geworden und auch euer Instagram-Account hat nicht gerade viele Follower, aber ihr seid stets wissbegierig und wollt alles Neue wenigstens mal ausprobieren. An Grenzen zu stoßen, ist da ganz normal – Hauptsache, der Wille ist da! Viel Spaß noch beim Surfen! Und bei dringenden Fragen blättert doch einfach noch mal ein paar Seiten weiter.

Fünf bis neun richtige Antworten:

Der Gelegenheits-Surfer

Der Computer gehört zu Hause zwar zur Grundaus­stattung, diese neumodischen Smartphones sind euch jedoch nicht ganz geheuer – muss ja auch nicht. E-Mails schreibt ihr selbstverständlich, und auch auf Facebook seid ihr ab und zu unterwegs, aber alles, was darüber hinausgeht, schaut ihr euch lieber mit kritischem Blick aus der Ferne an. Statt bei Amazon zu shoppen, geht ihr in einen richtigen Laden, und mit euren Freunden kommuniziert ihr bevorzugt per SMS – oder noch besser: Ihr ruft sie einfach an! Das ist zwar alles ein bisschen von gestern, aber das ist ja auch gar nicht schlimm. Hier und da würde ein bisschen mehr Abenteuerlust trotzdem nicht schaden und könnte euer Leben bereichern – aber was weiß ich Teenager denn schon.

Vier oder weniger richtige Antworten:

Der hoffnungslose Fall

Hand aufs Herz – ihr habt dieses Buch nicht selbst gekauft, sondern es war ein Geschenk beziehungsweise ein Wink mit dem Zaunpfahl eurer verzweifelten Kinder, nicht wahr? Von daher, herzlichen Glückwunsch, dieses Buch ist der erste Schritt zu einer völlig neuen Kommunikation. Ihr mögt mit der Schreibmaschine ja vollauf zufrieden sein, aber ich möchte es euch wirklich ans Herz legen: Computer sind nicht euer Feind! Probiert sie doch mal aus und stellt euch dem Mysterium Internet – ihr könntet eventuell, ganz vielleicht, möglicherweise tatsächlich sogar ein kleines bisschen Spaß haben. Oder zumindest wieder mit dem Rest der Welt in Verbindung treten, der euch schon vor zwanzig Jahren überholt hat …

Smartphone, Computer, Tablet & Co – warum wir all diese Geräte wirklich, wirklich brauchen

Ohne Smartphone läuft gar nichts. Wie sonst sollen wir den ganzen Tag auf WhatsApp chatten, Videos auf YouTube schauen und unsere Eltern damit in den Wahnsinn treiben? Und wo wir gerade dabei sind: Einen Computer, ein Notebook und ein Tablet brauchen wir auch. Denn ohne die entsprechende Hardware nützen uns auch die coolsten Websites und Apps der Welt nichts. Außerdem sind solche internetfähigen Gadgets natürlich viel mehr als reines Mittel zum Zweck. Sie ­haben einen ziemlich großen Einfluss darauf, wie unser Alltag aussieht, sie zeigen, dass wir zu einer bestimmten Gruppe gehören, und sind ein echtes Statussymbol. Was früher Adidas-Streifen waren, ist heute der iPhone-­Apfel, und statt Sammelkarten zu tauschen, whatsappen wir witzige Clips und Bilder hin und her.

Geräte zum Surfen und Benutzen von Apps und Social-Media-Diensten gibt es mittlerweile in unzähligen Ausführungen, Formen und Farben, und vermutlich trägt jeder Teenager, dem ihr über den Weg lauft, gleich eine ganze Sammlung von diesen Teilen in seiner Jackentasche mit sich herum – zusätzlich zu ­denen, die er zu Hause stehen und liegen hat. Es gibt da ­inzwischen die seltsamsten Hybridwesen und normalen Gegenstände mit Onlinefunktion, aber die meistgenutzten und wichtigsten Geräte sind immer noch die Basics, die es schon seit einigen Jahren gibt: der ­stinknormale Computer beziehungsweise Laptop, das Smartphone und das Tablet.

Und bei der heutigen Auswahl stehen wir Teenager dann regelmäßig vor der Qual der Wahl. Unser finanzielles Budget ist ja meist doch eher knapp, und Weihnachten kommt auch nicht ständig vor. Wenn man seine Geldgeber trotzdem endlich davon überzeugt hat, dass ein Smartphone keineswegs ausreicht, um als Teenager im 21. Jahrhundert zu bestehen, sondern dass der Besitz eines Tablets genauso notwendig ist, steht man schon vor der nächsten Hürde: Bevor wir uns für eine Marke und ein Modell entscheiden, müssen wir die Mutter ­aller Fragen beantworten: ›Apple oder Windows?‹, oder bei Smartphones und Tablets: ›Apple iOS, Android oder Windows?‹

So eine Entscheidung für oder gegen ein Betriebs­system darf man nicht einfach so treffen. Den meisten Erwachsenen fällt sie schon schwer genug, aber für uns Teenager ist es doppelt wichtig, sich vor einem Kauf Gedanken darüber zu machen, zu welchem Lager wir uns zählen wollen und wie die Neuanschaffung zum Rest unserer internetfähigen Besitztümer passt. Nicht, dass am Ende die Musikbibliothek des Computers nicht mit dem Smartphone sprechen will. Schöner Scheiß! Ganz zu schweigen von den Kommentaren der lieben Mitschüler: »Du hast ein neues Phone, Alter, lass sehen. – Waaas? Ey, Mann, du hast nicht echt ein Windows-Teil gekauft, oder? Wie peinlich ist das denn? Hat das deine Oma ausgesucht? Mein Beileid, echt!«

Oder kürzlich im Hause Campe: Familie versammelt sich zum gemeinsamen Abendessen. Mama links am Tischende, Papa rechts, meine ältere Schwester Ricci und ich sitzen uns mittig gegenüber. Neben meinem Teller mein neues Smartphone, das ich erst am Vormittag ­gekauft habe: ein Samsung mit Android-Betriebssystem (ich würde nie, nie, nie ein Windows-Phone kaufen!).

Ricci stochert in ihrem Salat herum und schielt auf meine Neuanschaffung. »Bist du sicher, dass du da die richtige Entscheidung getroffen hast?« Zu ihrer Frage rümpft sie die Nase, so als würde von meinem Smartphone ein ekliger Geruch ausgehen.

»Vollkommen sicher. Ist genau das, was ich wollte.«

»Wenn du meinst …« Sie greift ihr iPhone und tippt ein paar Sekunden auf dem Display herum.

»Nicht mit dem Handy spielen, sondern essen«, brummt mein Vater.

Ricci legt ihr Smartphone beiseite. »Ich meine ja nur. ­iPhones sind viel besser, sonst wären sie nicht so beliebt.« Sie grinst mich hämisch an, wie es nur große Schwestern können. »Aber wenn dir die schlechtere Variante reicht ...«

Ich stöhne genervt. Ricci und ihr iPhone-­Fimmel! Manchmal glaube ich, dass Apple sie bezahlt, so krass wie sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit gleich losschwärmt.

»Du, Ricarda, ich glaube, Robert weiß schon, welches Handy für ihn das beste ist«, versucht meine Mutter, die Situation zu entschärfen, weil sie einen ausgewachsenen Geschwisterstreit herannahen sieht.

Zu spät.

»Vielleicht muss ihm auch einfach mal jemand die Augen öffnen«, legt meine Schwester nach. »iPhones sind viel leichter zu bedienen als diese komischen Android-Handys. Die können nicht nur mehr, sondern sehen auch noch besser aus und sind einfach cooler. Deswegen will ja auch jeder eins.«

»Boah, Ricci«, antworte ich, »nur weil jeder ein ­iPhone will, heißt das noch lange nicht, dass es das ­bessere Handy ist. Außerdem ist es genau andersrum: Android bietet viel mehr Funktionen als Apple. Das Einzige, wo iPhones wirklich die Nase vorn haben, ist der Preis. Aber wenn du unbedingt tausend Euro für dein Smartphone hinblättern willst …«

»Man zahlt halt für Qualität!«, kommt die schnippische Antwort zurück.

»Wollen wir uns nicht über was anderes unterhalten?«, schlägt unser Vater vor. Ricci und ich überhören ihn beide.

»iPhones sind wegen jedem Scheiß gleich kaputt.« Ich fange an, mich in Rage zu reden. »Mit Android kann man sein Handy außerdem viel besser personalisieren und einrichten. Bei Apple ist alles schon komplett vorgegeben.«

»Stimmt gar nicht! Und selbst wenn – den ganzen Nerd-Scheiß braucht doch keiner. iPhones funktionieren immerhin.«

»Kommt drauf an, was man machen will.«

Meine Mutter stöhnt. »Wie war’s denn heute bei euch in der Schule?« Netter Versuch, Mama!

»Nö. iPhones sind besser!«, beharrt meine Schwester in einer Lautstärke, die in den Ohren wehtut.

»Nein! Android ist besser!«, blaffe ich zurück.

Meine Eltern werfen sich Hilfe suchende Blicke zu.

»iPhone!«

»Android!«

»IPHONE!«

»ANDROID!«

Wer die Diskussion an diesem Abend gewonnen hat, ist schwer zu sagen. Ich bin ja der Meinung, dass ich die besseren Argumente hatte; an Riccis bedingungsloser Liebe zu Apple hat sich trotzdem bis heute nichts geändert.

Mit einem hat sie immerhin recht: Tatsächlich greifen die meisten Jugendlichen zu einem iPhone, wenn sie die Wahl haben. Ein iPhone zu haben, gehört sich sozusagen, und wer in irgendeiner Weise cool sein will, muss da schon mitziehen. Dabei wissen viele Leute gar nicht, was genau sie am iPhone eigentlich so viel besser finden als an anderen Smartphones, außer dass es zugegebenermaßen wirklich chic aussieht. Und ja, wenn es um Synchronisierung, Vernetzung und Bedienung der Geräte geht, sind die Produkte mit dem angebissenen Apfel drauf ziemlich überzeugend – wie in dem Apple-Slogan »It just works«.

Auch ich habe schon das eine oder andere Mal ­darüber nachgedacht, mit der Masse mitzuziehen und ein iPhone auszuprobieren, bin dann aber doch jedes Mal der Android-Fraktion treu geblieben – allein schon, weil ich meiner Schwester den Sieg nicht gönne.

Neben dem unverzichtbaren Smartphone habe ich mit einem Computer und einem Tablet wie so viele Teenager alle drei Basics in meiner Geräte-Kollektion. Den Anfang hat übrigens ein ganz normales Nokia-Klapphandy gemacht, das ich in der zweiten oder dritten Klasse bekam und das in der vierten durch den alten Computer meiner Schwester ergänzt wurde. Mit elf habe ich das altmodische Riesenhandy gegen mein erstes Smartphone eingetauscht, und noch mal zwei Jahre später kam schließlich das Tablet dazu. Selbstverständlich wurden alle Geräte mittlerweile upgegradet und durch neuere Modelle ersetzt. Zu Hause habe ich außerdem noch die Standardgeräte wie einen Fernseher und eine PlayStation – so was Ähnliches hattet ihr früher ja auch schon (ich kenne die Legenden von Atari ...), bloß dass unsere Spielkonsolen heute mehr können als eure und wir in HD zocken und glotzen, während ihr früher die Pixel im Gesicht eurer Gegner zählen konntet (falls sie überhaupt ein Gesicht hatten). Daneben bin ich außerdem noch stolzer Besitzer eines etwas außergewöhnlicheren Gadgets: einer Android-Smartwatch – das ist eine Uhr mit Internetzugang.

Mit Abstand am meisten benutze ich mein Smart­phone, so wie alle Teenager – und viele Erwachsene mittlerweile ja auch. Es ist ja nicht so, als sei der technische Fortschritt an euch und anderen Eltern komplett vorbeigerauscht.

Wenn morgens um sieben der Wecker klingelt, werfe ich zuallererst mal einen Blick auf mein Handy und ­checke, ob mir jemand in der Nacht eine Nachricht geschickt hat oder irgendwelche anderen Benachrichtigungen und Posts auf mich warten. Und so geht das dann den ganzen Tag über – man will schließlich nichts verpassen ... kennen manche von euch.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist es schon komisch, denn ich könnte gar nicht sagen, warum es für mich so megawichtig ist, jede Nachricht sofort zu lesen. Vielleicht ist das so eine Art Kulturdings, also dass es für uns Teenager quasi einfach dazugehört, erreichbar zu sein und so schnell wie möglich zu antworten. So wie man sich heute unter Freunden auf die Schulter klopft oder zur Begrüßung umarmt, statt sich die Hand zu ­geben. Gewohnheiten ändern sich, und wenn alle bei einer Sache mitmachen, ist man selbst eben auch ­dabei. Und wenn mein Freund Paul morgens nach dem Aufstehen per Smartphone nachfragt, ob Mathe heute eigentlich wirklich ausfällt, dann ist es klar, dass ich ihm noch vor dem Frühstück antworte: Klar, Mann,Müller ist noch krank.

In der Schule sind Smartphones offiziell verboten (das ist bei euch anders, bei euch gibt’s sogar so was Cooles wie Diensthandys), aber natürlich sind trotzdem alle ­jederzeit online. Zwar eher selten im Unterricht, aber auf jeden Fall in den Pausen. In Ausnahmefällen passiert es, dass uns ein Lehrer erlaubt, während der Schulstunde das Smartphone rauszuholen, zum Beispiel weil es eine offene Frage gibt, die keiner beantworten kann, auf die sich aber mit einer kurzen Google-Suchanfrage in Sekundenschnelle die Antwort finden lässt. Da hat dann auch tatsächlich die ganze Klasse etwas davon. So cool können Lehrer sein – manchmal ... okay, selten.

Technologie und Schule?

Apropos Schule: Wo Computer, Internet & Co eine so ­große Rolle in unserem Leben und generell in der Gesellschaft spielen, wäre es eigentlich ziemlich cool, auch in der Schule zu lernen, wie man mit alldem richtig umgeht oder was für uns sinnvolle Anwendungen sein könnten oder welche abgefahrenen technischen Dinge ­gerade entwickelt werden, die unser zukünftiges Leben vielleicht mal bestimmen werden. Das ganze Thema ­›digitales Zeitalter‹ wäre für uns ein echt wichtiges – und ehrlich gesagt endlich auch mal ein interessantes – Thema, das vielleicht sogar offiziell in die Lehrpläne aufgenommen werden sollte. Die Realität sieht jedoch komplett anders und erschreckend analog aus. In unseren deutschen Schulen herrscht ­irgendwie nach wie vor Neunzigerjahre-Style. Klar stehen in der Schulbibliothek ein paar Computer ­herum, aber mit Microsoft Office und dem Internet Explorer auf der Festplatte sind die ja mal wirklich nur mit dem Allernötigsten ausgestattet. An einigen Schulen gibt es zwar Informatikunterricht – da kann man dann endlich lernen, wie uralte PCs funktionieren, sehr nützlich –, aber die meisten meiner Freunde und ich hatten bisher keinen richtig vernünftigen. Ab und an erstellen wir mal eine PowerPoint-Präsentation, aber damit hat es sich dann auch schon. Wie man andere sinnvolle Anwendungen nutzt, brauchbare Inhalte findet oder eine Datenbank anlegt oder auch nur verwendet, so was bringt man uns nicht bei. Das Problem kommt wahrscheinlich daher, dass solche Sachen heutzutage eher vorausgesetzt werden als früher, weil wir im Gegensatz zu unseren Vorgängern mit Computern und dem Internet aufgewachsen sind und in vielen Dingen ja auch einfach besser Bescheid wissen als unsere ­erwachsenen Lehrer. Manchmal wäre es trotzdem nicht schlecht, gewisse Sachen explizit erklärt zu bekommen und Programme kennenzulernen, die wir freiwillig nie benutzen würden – so was wie Excel zum Beispiel.

Na ja, spätestens wenn wir alt genug sind, um selbst zu ­unterrichten, werden diese Dinge im Lehrplan ankommen. Fragt sich nur, ob unser Wissen für die neue Schülergeneration dann noch von Nutzen ist ...

Ein Leben ohne Smartphone? Kann ich mir nicht vorstellen. Wenn ich meines mal zu Hause vergesse oder absichtlich liegen lasse, damit es beim Sport nicht geklaut wird, fühle ich mich jedes Mal ... nun ja, nackt nicht gerade, aber es fehlt etwas, und immer wenn ich an meine Hosentasche greife und mein Samsung steckt nicht drin, schrecke ich kurz zusammen und denke, dass ich es verloren habe. Es ist schon krass, wie sehr wir daran gewöhnt sind, dieses kleine Gerät immer und überall dabeizuhaben.

Als mein erstes Smartphone kaputtging, fühlte ich mich komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Mit ­einem Mal war ich nicht mehr auf WhatsApp oder Snapchat erreichbar – genauso gut hätte ich auf den Mond auswandern können (wobei ich mir nicht sicher bin, ob man nicht selbst da inzwischen WLAN hat – per Satellit sollte das doch möglich sein, schließlich leben wir im 21. Jahrhundert!). Gruselig, was ich gerade alles verpasste, einfach nur, weil ich kein Smartphone hatte.

Als mein Vater merkte, wie ich genervt vor mich hin brütete, beschloss er, der Sache auf den Grund zu gehen. »Robert, was ist denn los? Du bist den ganzen Tag schon so miesepetrig.«

»Mein Smartphone ist kaputt, und ich hab nicht ­genug Geld für ein neues. Und bis Weihnachten dauert’s noch einen ganzen Monat«, seufzte ich.

»Ach, du brauchst ein neues Handy?« Seine Augen leuchteten. »Ich hab da was für dich.« Mit diesen Worten verschwand er in seinem Arbeitszimmer.

Aufgeregt sprang ich vom Sofa. Hieß das, ich ­würde mein Weihnachtsgeschenk schon früher bekommen, weil mein Vater eingesehen hatte, dass ein Leben ohne Smartphone für einen Elfjährigen unzumutbar war? Das hätte ja gar nicht besser kommen können … Papa, du bist der Beste!

Nach ein paar Minuten kam mein Vater zurück ins Wohnzimmer – in der Hand hielt er einen grauen Klotz. »Hier, wusste ich doch, dass ich das noch irgendwo rumliegen hatte«, sagte er und streckte mir das Ding hin: ein zerkratztes Nokia-Handy aus grauer Vorzeit.

»Und … was soll ich damit?«, fragte ich ratlos.

»Na, du brauchst doch ein Ersatzhandy, und das hier funktioniert noch einwandfrei. Da ist sogar Snake drauf, dieses lustige Spiel mit der Schlange. Und es hat Speicherplatz für zwanzig SMS!«

»…« Ich schaute meinen Vater entgeistert an, drehte mich um und ging in mein Zimmer. Heulen. Manchmal glaube ich wirklich, dass meine Eltern von einem anderen Stern kommen ...

Ernsthaft – SMS? Ein Handy ohne Onlinefunktion? So was hat heute keiner mehr. Während man sich früher, als es noch keine Smartphones gab, bewusst dazu entschied, das Modem anzuwerfen, seinen Browser auf dem Computer zu öffnen und ins Internet zu gehen, hat sich diese Frage heute erledigt. Mit dem Handy ist man immer online und muss seine E-Mails und andere Nachrichten eben nicht mehr bewusst checken, sondern bekommt sie automatisch auf dem Gerät angezeigt, ohne dass man ­irgendwas anschalten, geschweige denn sich extra ­irgendwo einloggen muss.

Die meisten Leute in meinem Alter geben für ihren Handyvertrag monatlich fünfzehn bis dreißig Euro aus und haben damit genug Datenvolumen, um den ganzen Monat über sorgenfrei im Internet zu surfen. Und hat man doch mal mehr Megabyte runtergeladen als vertraglich abgedeckt, heißt das noch lange nicht, dass man bis zum Rest des Monats offline ist, nein, lediglich die Surf-Geschwindigkeit reduziert sich auf ein Minimum, was beim Benutzen ganz normaler Messenger-Apps wie WhatsApp, bei denen hauptsächlich Texte ausgetauscht werden, nicht mal groß auffällt. Und wenn man dann doch mal unbedingt das Highspeed-Internet braucht, sucht man sich halt irgendwo ein freies WLAN oder bestellt bei seinem Anbieter für ein paar Euro neues Datenvolumen nach. Es gibt also keinen Grund, auch nur eine einzige Minute offline zu sein.