Wie man seinen Papa aktualisiert - Pete Johnson - E-Book

Wie man seinen Papa aktualisiert E-Book

Pete Johnson

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Beschreibung

Humorvolles Kinderbuch aus der Sicht eines Teenagers erzählt - kleine und große Katastrophen garantiert!
Dieses lustige Kinderbuch im Tagebuchstil gefällt Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und ist das ideale Geschenk für alle Fans von „Gregs Tagebuch“ oder „Tom Gates“. 

Eine Chaos-Familie zum Schieflachen!
Joe und seine kleine Schwester Claire sind von den Socken: Ihre Eltern wollen tatsächlich eine „Trennung auf Zeit“ ausprobieren. Gut, in letzter Zeit haben die beiden öfter mal gestritten, aber deshalb muss Dad doch nicht gleich ausziehen!
Die Geschwister wollen unbedingt verhindern, dass die Eltern sich dauerhaft trennen. Darum schmieden sie gemeinsam einen bombensicheren Plan, wie sie Mum und Dad wieder zusammenbringen: Dad muss zu Super-Dad umerzogen werden, sich um sein Äußeres kümmern, Sport machen, Kochen lernen und sich gleichwertig um den Haushalt kümmern. Und Mum muss dringend vor einem sehr interessierten und fürchterlich spießigen Kollegen bewahrt werden, der ihr Blumen schenkt und mit ihr ausgehen will. Die Geschwister tricksen und schummeln und tun alles, um ihre Ziele zu erreichen − bis ihr Lügenkonstrukt ausgerechnet bei Joes Geburtstagsparty in sich zusammenfällt ...
Wird es Joe, Claire, Mum und Dad gelingen, in Zukunft offener und ehrlicher miteinander zu sprechen und als Familie wieder zusammenzufinden?

  • Von Bestsellerautor Pete Johnson:Der Autor der beliebten „Wie man 13 wird“-Reihe legt wieder los!
  • Das perfekte Geschenk:Idealer Lesestoff für Jungs und Mädchen ab 10 Jahren
  • So macht Lesen Spaß:Kurze Kapitel im Blog-Stil, sympathische Held:innen und witzige Geschichten
  • Das Leben als Teenager:Zwischen Schule, Hausaufgaben und Eltern-Chaos erleben Joe und Claire verrückte Abenteuer
  • Extra-Motivation:Zu diesem Buch gibt es ein Quiz bei Antolin

Dieser lustige Kinderroman des britischen Bestsellerautors Pete Johnson („Wie man 13 wird und überlebt“) ist das ideale Geschenk für alle Jungs und Mädchen ab 10 Jahren. Überzeugt auch Lesemuffel!   

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe München 2023

Text copyright © 2001 Pete Johnson

Titel der Originalausgabe: Rescuing Dad

Die Originalausgabe ist 2001 im Verlag Corgi Yearling Books, London, erschienen.

© 2023 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, D-80801 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Text: Pete Johnson

Übersetzung: Christine Spindler

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Illustrationen von Thorsten Saleina

Innenvignetten: © Shutterstock/Natasha Pankina, Anastasia Lembrik, Tiwat K, frozenbunn

ISBN eBook 978-3-8458-5431-1

ISBN Printausgabe 978-3-8458-5231-7

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

1. Kapitel

Es war noch viel schlimmer als erwartet. Klar, ich hatte gewusst, dass es nicht gut ausfallen würde … aber mein Zeugnis war eine einzige Katastrophe.

Ich erspare dir die gruseligen Details, denn die würden dir nur auf den Magen schlagen. Fakt ist, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so viele Vierer und Fünfer auf einem Haufen gesehen habe.

Eigentlich halte ich mich für ziemlich clever, aber nicht in den typischen Schulfächern. Dafür bin ich sonst recht intelligent. Ich bin zum Beispiel sehr aufmerksam. Mir entgeht so schnell nichts. Als Detektiv oder Privatermittler wäre ich ein Ass. Ich stellte mir vor, wie ich alle möglichen Fälle löste, und das hob meine Laune gewaltig.

Dann warf ich einen Blick auf mein grässliches Zeugnis und schon holte mich die Realität wieder ein. Meine Mum würde es ausgiebig studieren und sich dann wie ein Rhinozeros mit Kopfschmerzen auf mich stürzen. Was das Ganze noch schlimmer machte: Meine jüngere Schwester Claire war der Liebling sämtlicher Lehrerinnen und Lehrer, und ihr letztes Zeugnis hatte geklungen wie ein Liebesbrief.

Ich müsste mein Zeugnis irgendwie verlieren oder behaupten, dass ein Schäferhund es mir im Vorbeilaufen aus der Hand gerissen hat. Einem Jungen in meiner Klasse ist so etwas Ähnliches tatsächlich passiert. Eine Wüstenrennmaus hat sein Zeugnis kurz und klein genagt.

Dummerweise habe ich keine Wüstenrennmaus zur Hand. Und jetzt ist es zu spät, eine zu beschaffen. Außerdem haben Schulen sowieso von allem Kopien, stimmt’s? Bestimmt haben sie das Zeugnis von Joe Miles – meiner Wenigkeit – ans schwarze Brett gepinnt, um mit Dartpfeilen darauf zu zielen.

Was soll ich also machen? Ich könnte das Zeugnis fälschen. Aber dazu müsste ich jede einzelne Zeile verändern. Oder ich könnte einfach vergessen, es Mum zu zeigen. Das wäre sehr verlockend. Wenn da nicht dieser blöde Papierfetzen gewesen wäre, den die Eltern unterschreiben müssen, um zu bezeugen, dass sie das Zeugnis gesehen haben. Meine Mum weiß sowieso immer, wann die Zeugnisse fällig sind. Es ist, als hätte sie dafür einen siebten Sinn.

Ein paar Minuten später kam Mum mit Claire nach Hause, die gerade Musikunterricht gehabt hatte. Ich lächelte den beiden fröhlich entgegen.

»Hattest du einen tollen Tag, Mum?«

»Er war sehr anstrengend.« Sie seufzte. »Könntest du bitte den Tisch decken, Joe?«

»Aber klaro.«

Ich deckte sorgfältig den Tisch für das Abendessen. Die ganze Zeit wartete ich auf die Frage, die nie kam.

Kaum zu fassen. Mum hatte mein Zeugnis komplett vergessen! Das hatte es noch nie gegeben. Sie war wohl mit den Gedanken noch zu sehr bei ihrer Arbeit. Sie teilt sich mit einer anderen Frau eine Stelle in der Bank. Doch die andere Frau war krankgeschrieben, also blieb die ganze Arbeit an Mum hängen. Das setzte ihr mächtig zu, aber es bedeutete auch, dass ich fürs Erste in Sicherheit war.

Der Abend zog sich hin. Mir brach der Schweiß aus, denn ich rechnete jeden Augenblick damit, dass Mum sich an die heutige Zeugnisausgabe erinnern würde.

Gegen halb sieben kam Dad nach Hause. Er stellte seine Aktentasche in den Flur, ging nach oben, zog sich um, las Claire ein Kapitel aus einer Geschichte vor, kam dann wieder herunter und ließ sich in seinen Sessel im Wohnzimmer sinken.

Mum brachte ihm sein Essen. Früher hatten sie sich dann immer unterhalten. Dad hatte jede Menge witzige Geschichten über Menschen, denen er begegnet war, in petto. Er konnte sogar ihre Stimmen imitieren. Aber seit einiger Zeit sprachen sie kaum noch miteinander. Während Dad sich vor dem Fernseher die Wampe vollhaut, geht Mum für gewöhnlich zurück in die Küche und hört sich im Radio eine Diskussion über die Lage der Volkswirtschaft oder etwas ähnlich Deprimierendes an.

Aber mit mir quatscht Dad. Er erzählt mir, wie sein Tag war. Er ist Vertreter einer Firma, die Büromaterial herstellt. Viel interessanter ist aber, dass Dad Teilhaber eines Ladens ist, der Fantasy Adventure heißt. Der Laden ist ziemlich klein, aber vollgestopft mit alten Comics, Büchern, DVDs, Modellbausätzen und Postern. Manchmal schaut Dad nach der Arbeit im Laden vorbei – der ist wirklich sein ganzer Stolz – und bringt mir etwas von dort mit.

So wie an diesem Abend. Er brachte mir eins der amerikanischen Comics mit, die ich sammle. Ich begann zu lesen, wartete dabei aber die ganze Zeit auf den richtigen Augenblick.

Ich hatte nämlich einen Plan: Ich wollte Dad mein Zeugnis zeigen, ohne dass Mum es mitbekam, und ihn den blöden Wisch unterschreiben lassen.

Natürlich würde auch Dad von meinem Zeugnis alles andere als begeistert sein. Er würde seufzen und mit den Zähnen knirschen, es dann aber abhaken und vergessen. Er macht wegen der Schule viel weniger Tamtam als Mum.

Das Telefon klingelte. Meine Eltern haben immer noch ein Festnetztelefon und sie finden außerdem, dass Claire und ich kein Handy brauchen. Schlimm, oder? Ich habe es aufgegeben, mich deswegen aufzuregen. Irgendwann werde ich sie schon weichkochen.

Die Anruferin musste meine Oma sein. Sie meldet sich oft um diese Zeit. Sie würde stundenlang mit Mum quatschen. Meine Chance war gekommen.

»Dad«, sagte ich, »könntest du für mich ein paar Leute umbringen?«

Er stellte seine Teetasse ab. »Wen denn?«

»Alle meine Lehrer.«

Dad grinste. »Was haben sie jetzt wieder angestellt?«

»Sie haben sich zusammengerottet und ein fieses Zeugnis geschrieben.« Beiläufig fügte ich hinzu: »Willst du einen schnellen Blick drauf werfen?«

»Das sollte ich wohl.«

Ich lehnte mich verschwörerisch vor. »Ich warne dich, das ist nichts für schwache Nerven.«

»Ich denke, ich werde es verkraften.«

Aber als Dad das Zeugnis aus der Hand legte, war er völlig durch den Wind. »Das ist ja entsetzlich.«

»Ich weiß, aber lass dir davon nicht den Abend verderben. Die Sonne scheint und gleich beginnt ein tolles Fußballspiel. Wenn du also nur kurz diesen Zettel unterschreiben würdest, könnten wir uns erfreulicheren Themen zuwenden, zum Beispiel der Frage, welches Team mehr Tore …«

»Warte mal. Hat deine Mum das gesehen?«

»Nein, sie sah vorhin ziemlich erschöpft aus, darum dachte ich, es wäre besser, sie im Moment nicht damit zu belasten.«

»Wie zuvorkommend von dir«, murmelte Dad. Aber ich sah, dass er ein Lächeln unterdrückte. »In diesem Zeugnis steht, dass du dir keine Mühe gibst. Raus mit der Sprache: Gibst du dir Mühe?«

»Ich versuche es ja, aber in der Schule kommt mir alles so grau und langweilig vor. Ich kann einfach nichts mit dem Stoff anfangen.«

Zu meiner Überraschung nickte Dad, als könnte er mich verstehen. »Ich fürchte, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, sagte er. »Das könnte genauso gut eins meiner Zeugnisse gewesen sein. Darin stand auch, ich sollte mich nicht ständig als Klassenclown aufführen. Wortwörtlich.«

»Dann kann ich also gar nichts dafür. Es liegt in meinen Genen«, rief ich begeistert.

»Also, das stimmt nicht ganz.« Doch dann holten ihn die Erinnerungen wieder ein. »Du hast in deiner Matheprüfung fünfundzwanzig Prozent richtige Antworten. Ich kann das toppen. Ich hatte nur achtzehn Prozent und …«, Dad lächelte nostalgisch, »… meine Mum hatte solchen Bammel davor, was mein Stiefvater dazu sagen würde, dass sie sich hingesetzt und aus der Achtzehn eine Achtundvierzig gemacht hat.«

»Sie muss klasse gewesen sein«, meinte ich. »Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.« Sie war gestorben, als Dad zwölf war, genauso alt, wie ich jetzt bin. Daran denke ich manchmal. Aber jetzt schob ich Dad gezielt den Zettel hin.

»Dir ist schon klar, dass wir das deiner Mutter irgendwann beichten müssen.«

»Ja, klar, wie wäre es in fünf Jahren?«

»Nein.« Dad lachte. »Bald. Sehr bald. Aber heute Abend ist nicht der richtige Zeitpunkt.«

»Genau, jetzt ist Fußball angesagt.«

»Das habe ich nicht gemeint«, erwiderte Dad.

»Aber wir wollen das Spiel doch nicht verpassen, oder?«

Dad antwortete nicht, lächelte jedoch. Und er unterschrieb tatsächlich. Aber dann fuhr mir der Schreck in die Glieder, denn Mum erschien im Türrahmen.

Wie sich herausstellte, hatte sie gar nicht mit Oma telefoniert. Jemand von der Arbeit hatte sie angerufen. Darum war sie sowieso alles andere als gut gelaunt.

Als sie sah, wie Dad seinen Namen kritzelte, musste in ihrem Kopf etwas »Klick« gemacht haben.

»Heute ist Joes Zeugnis fällig«, sagte sie. Dann kam sie zu uns und fragte in einem verdächtig freundlichen Tonfall: »Ist es mir gestattet, einen Blick darauf zu werfen?«

Dad machte ein unschuldiges Dackelgesicht. »Aber ja, natürlich. Wir – oder vielmehr ich – dachte, dass wir damit besser bis morgen warten, wenn du dir einen Drink genehmigt hast.« Er lachte – Mum nicht.

Stattdessen begann sie zu lesen und ich wandte meinen Blick ab. Ich kann kein Blut sehen, vor allem nicht mein eigenes. Doch Mums Zorn galt nicht mir, sondern Dad, was ich ein bisschen seltsam fand. Sie sagte mit eisiger Stimme zu ihm: »Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?« Daraufhin verschwanden sie in der Küche, wie sie es immer tun, wenn sie sich streiten wollen.

Andere Eltern schreien sich an oder werfen mit Gegenständen, wenn sie streiten. Nicht meine. Sie werden sehr leise. Man kann sie nur noch zischend flüstern hören.

Ich war immer noch ein bisschen durcheinander. Ich hatte ein unterirdisches Zeugnis bekommen. Doch Mum war wütend auf Dad, nicht auf mich. Was war da los?

Endlich kamen sie zurück. Dad ließ sich in seinen Sessel sinken. Er sah aus wie ein Schüler, dem der Rektor eine Abreibung gegeben hatte.

Mum richtete ihre Aufmerksamkeit auf mich. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie zutiefst verletzt war. »Es tut mir sehr leid, dass du mir dein Zeugnis nicht zeigen wolltest. Und ich werde mit dir bestimmt keine Witze darüber machen.« Sie warf Dad einen kalten Blick zu. »Dafür kriegt man zwar Beliebtheitspunkte, aber ich weiß, dass du eine ernsthaftere Reaktion verdient hast. Und du weißt das auch, nicht wahr?«

»Ja, Mum.« Gestressten Eltern darf man nicht widersprechen. Die wichtigste Überlebensregel!

»Du hast heute Abend deine Hausaufgaben noch nicht gemacht, oder?«

»Also, noch nicht …«

»Ich möchte, dass du jetzt nach oben gehst und sie sofort erledigst. Von jetzt an wirst du nach der Schule eine Kleinigkeit essen und dann auf der Stelle deine Hausaufgaben machen. So bist du noch wach genug und hast sie dann hinter dir.«

Ich nickte feierlich.

»Und jetzt ab mit dir.«

Ich warf noch einen letzten Blick auf das Fußballspiel und auf Dad.

Er sagte nichts, aber er zwinkerte mir zu.

2. Kapitel

Eine Woche später wurde ich von Mum und Dad bereits erwartet, als ich von der Schule heimkam.

Ich kann dir sagen, das jagte mir einen gewaltigen Schrecken ein. So früh am Tag war Dad sonst nie zu Hause. Ich dachte sofort, ich würde wieder Ärger bekommen.

Aber dann strahlten sie mich an, als wäre ich ein verlorener Sohn, der unverhofft nach Hause zurückgekehrt ist. Ich hätte mich beinahe umgedreht, um nachzusehen, ob sich hinter mir noch jemand hereingeschlichen hatte. So innig hatten meine Eltern mich nicht mehr angelächelt, seit ich meine ersten Schritte gemacht hatte.

Dann erkundigte sich Dad, ob ich einen guten Tag in der Schule gehabt hatte. Und Mum wurde ganz geschäftig und brachte mir etwas zu trinken und ein riesiges Stück Schokoladenkuchen. Sie wollten sicher kein Geld von mir borgen, denn sie wussten, dass ich pleite war.

Ich schnüffelte. Es duftete nach Essen.

»Ja, wir haben für nachher ein Brathähnchen vorbereitet«, verkündete Mum.

So ein Festessen gibt es bei uns sonst nur an Sonntagen oder an Weihnachten. Nicht an einem stinknormalen Mittwoch!

»Ihr wollt mich nicht etwa einlullen, bevor ihr mir gesteht, dass ich aufs Internat geschickt werde oder in eine Besserungsanstalt oder den örtlichen Zoo oder …?«

»Mach dich nicht lächerlich, komm lieber ins Wohnzimmer«, sagte Mum.

Claire war schon da und saß auf dem Sofa. Sie trank kleine, vornehme Schlucke aus ihrem Milchglas. Mum ließ sich neben sie plumpsen und forderte mich auf: »Komm und setz dich auf meine andere Seite, Joe.«

Also gesellte ich mich zu ihnen aufs Sofa und fragte mich, ob Dad sich ebenfalls dazuquetschen würde. Aber das tat er nicht. Er setzte sich auch nicht in seinen üblichen Sessel. Stattdessen blieb er an der Tür stehen, als würde er auf eine Einladung warten.

Ich kam zu dem Schluss, dass Dad befördert worden war und dass wir deswegen umziehen mussten. Darum verhielten Mum und Dad sich so gestört. Aber dann sah ich Dad genauer an. Er sah eher nicht wie jemand aus, der sich über eine Beförderung freute.

Plötzlich hatte ich einen Eisklumpen im Magen und ich dachte, ich wüsste, was uns bevorstand. Aber war das wirklich so schlimm? Das war im Grunde schon jedem in meiner Klasse passiert, sogar meinem alten Kumpel Lee.

Es kommt in den besten Familien vor, dass Eltern sich scheiden lassen. Nur nicht in meiner. Ich wollte nicht, dass Mum und Dad sich trennten. Auf keinen Fall. Doch jetzt sagte Mum mit einer Stimme, die wie auf rohen Eiern zu balancieren schien: »Euer Dad und ich waren in letzter Zeit nicht besonders glücklich miteinander. Ist euch das aufgefallen?«

Mann, wie Eltern manchmal deine Intelligenz beleidigen! Natürlich hatte ich es bemerkt. Hätte ich solche Szenen übersehen können wie neulich morgens? Ich frühstückte in der Küche und Mum steckte gerade Brot in den Toaster, als Dad in der Tür erschien und murmelte: »Was muss man hier tun, um einen Knopf angenäht zu bekommen?«

Ich dachte ernsthaft, Mum würde gleich eine Toastscheibe nach ihm werfen. Aber stattdessen drehte sie sich betont langsam um und sagte mit mühsam beherrschter Stimme: »Da hast du wohl drei Möglichkeiten. Du kannst ihn selbst annähen, einen deiner vielen Bewunderer bei der Arbeit darum bitten oder das Hemd wegwerfen und ein neues kaufen. Es liegt ganz bei dir.«

Dad verkrümelte sich ohne ein weiteres Wort, während Mum bebend dastand. Ich halte nicht oft den Mund, aber da beschloss ich, meinen Senf lieber nicht dazuzugeben. Ich aß einfach weiter.

Auch später habe ich den Vorfall nie erwähnt, aber vergessen habe ich ihn natürlich nicht.

Noch etwas war mir aufgefallen. Dad schien Mum überhaupt nicht mehr zum Lachen zu bringen. Das war früher anders gewesen. Da hatte Mum manchmal richtige Lachkrämpfe bekommen über etwas, das er gesagt hatte. Jetzt hielten sie sich keine sieben Sekunden lang im selben Raum auf. Mit kleinen Ausnahmen. Mum ging zum Beispiel ins Wohnzimmer, hob Schuhe auf, klopfte Kissen zurecht und sagte: »Jemand muss ja dafür sorgen, dass es hier ordentlich aussieht.« Dad knirschte dann mit den Zähnen und raschelte mit der Zeitung.

Jetzt entstand ein Moment der Stille, während Mum darauf wartete, dass wir ihre dämliche Frage beantworteten. Schließlich nickte ich einfach. Claire sagte nichts.

»Euer Vater und ich sind schon sehr lange zusammen.« Mums Stimme zitterte leicht. »Aber nun müssen wir uns neu orientieren und dazu brauchen wir etwas Abstand.«

Das verwirrte mich, denn im Haus hielten sie sowieso reichlich Abstand voneinander.

»Darum trennen wir uns«, verkündete Mum.

»Zieht Dad aus?«, fragte ich rasch.

»Ja«, antwortete Dad vom anderen Ende des Zimmers, und es kam mir so vor, als würde er bereits von uns wegdriften.

»Aber könnt ihr nicht im selben Haus Abstand voneinander halten?«, fragte Claire, die mit einem Ruck aus ihrer Starre erwachte. »Das haben die Eltern von Anne Macey gemacht. Jeder hatte zwei Zimmer …«

»Nein, ich ziehe aus«, sagte Dad.

»Aber wirst du wiederkommen?«, fragte Claire aufgebracht.

Ich fragte im selben Moment: »Ihr lasst euch doch nicht etwa scheiden?«

»Nein, wir lassen uns nicht scheiden«, erwiderte Mum. »Dein Dad und ich müssen nur klären, in welche Richtung sich unsere Beziehung entwickelt.«

Wie konnten Eltern sich trennen, nur weil sie nicht wussten, in welche Richtung sich ihre Beziehung entwickelte? Was sollte das überhaupt bedeuten?

Dann fuhr es mir eiskalt den Rücken hinunter. Bei der Nummer neulich wegen meines Schulzeugnisses hatte ich Mum und Dad gegeneinander ausgespielt. War ich vielleicht schuld daran, dass das jetzt passierte? Nein, es war bestimmt nur ein merkwürdiger Zufall.

Doch der Gedanke nagte an mir.

»Wir werden in zwei Häusern wohnen«, fuhr Mum fort. »Aber am wichtigsten ist, dass ihr immer daran denkt, dass wir euch ganz genauso lieben wie bisher. Und wir werden immer noch eine Familie sein. Darum habe ich dieses besondere Essen zubereitet, das wir alle gemeinsam genießen können.«

»Eine Henkersmahlzeit«, scherzte ich.

Dad stieß ein seltsames Lachen aus. Mum tätschelte mir die Hand und drückte die von Claire. »Ich weiß, dass ihr beide Brathähnchen mögt. Es ist sogar eins eurer Lieblingsessen, stimmt’s?«

Da begann Claire zu weinen, aber nur ganz höflich und leise. Mum legte ihren Arm um sie und sagte mit zitternder Stimme: »Und jetzt lasst uns essen.«

Sie zog bei diesem Essen wirklich alle Register. Normalerweise klatscht Mum Gemüse und Kartoffeln direkt auf die Teller. Aber heute servierte sie alles in den großen, vornehmen Schüsseln, die wir sonst nur an Weihnachten benutzen. Die Bratensoße trug sie sogar in einer Sauciere auf. Selbst die Messer und Gabeln waren nicht unser Alltagsbesteck. Mum hatte so viel gekocht, dass jeder sich zweimal Nachschlag nehmen konnte.

Ich glaube, keiner von uns wollte, dass ein peinliches Schweigen entstand. Also hielten wir das Gespräch in Gang. Trotzdem war ich enorm erleichtert, als wir fertig waren. Es kam mir vor, als hätte das Essen zweitausend Jahre gedauert.

Ich half Mum, alles in die Geschirrspülmaschine zu räumen, dann machte ich, dass ich fortkam, und ging Rad fahren. Ich drehte eine Runde nach der anderen und dachte über alles nach.

Als ich zurückkam, hörte ich, wie Mum sich oben mit Claire unterhielt. Claire fragte: »Aber warum trennt ihr euch überhaupt? Ich verstehe das immer noch nicht.«

Eine Schrecksekunde lang befürchtete ich, Dad hätte sich heimlich aus dem Haus gestohlen. Aber als ich ins Wohnzimmer kam, saß er wie immer tief eingesunken in seinem üblichen Sessel. In letzter Zeit musste er den größten Teil seiner Zeit dort verbracht haben.

Vielleicht stellst du ihn dir jetzt uralt und faltig vor. Das Merkwürdige ist, dass er für einen Vater noch recht jung ist. Außerdem ist er sehr groß, hat noch keinen Bauch und dichte, schwarze Locken.

Nein, der Grund, warum Dad so viel in dem Sessel sitzt, sind die DVDs mit alten Science-Fiction-Serien, die er so gerne schaut.

Er hat eine beachtliche Sammlung oben in dem Raum, den er sein Büro nennt. Regale über Regale voll davon. Es ist das reinste Lager. Es gibt eine Regalreihe mit Star Trek und eine mit Doctor Who. Dad schaute gerade eine Folge Doctor Who. Als ich mich setzte, schaltete er den Fernseher aus.

Mein Dad wirkt immer etwas verträumt. Heute Abend noch mehr als sonst. Fast wie betäubt.

»Ah, Joe, da bist du ja«, sagte er. Er lächelte mich entschuldigend an. »Warst du mal wieder mit deinem Rad unterwegs?«

»Na klar.«

Er versank noch etwas mehr im Sessel. »Gibt es irgendetwas, das du mich fragen möchtest?« Er versuchte, in seinem gewohnt fröhlichen Tonfall zu sprechen, aber es gelang ihm nicht recht.

Ich starrte eine Weile auf meine Schuhe, dann platzte ich heraus: »Also, da ist eine Sache. Mein Zeugnis – hat das etwas damit zu tun, dass ihr euch trennt?«

»Nicht die Spur«, erwiderte Dad prompt.

»Mein nächstes Zeugnis wird auf jeden Fall besser, versprochen. Tja, schlechter kann es wohl kaum werden, was?« Dann fügte ich hinzu: »Mum war deswegen ziemlich sauer.«