Wie wir die Klimakatastrophe verhindern - Bill Gates - E-Book
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Wie wir die Klimakatastrophe verhindern E-Book

Bill Gates

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Beschreibung

In diesem dringenden, maßgeblichen Buch legt Bill Gates einen weitreichenden, praktischen - und zugänglichen - Plan dafür vor, wie die Welt die Treibhausgasemissionen rechtzeitig auf Null senken kann, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.  Seit einem Jahrzehnt untersucht Bill Gates die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels. Mithilfe von Experten aus Physik, Chemie, Biologie, Ingenieurwesen, Politikwissenschaft und Finanzwesen hat er sich auf das konzentriert, was getan werden muss, um die unserem Planeten bevorstehende Umweltkatastrophe zu verhindern. In diesem Buch erklärt er nicht nur, warum wir auf eine Netto-Null-Emission der Treibhausgase hinarbeiten müssen, sondern erläutert auch, was wir konkret tun müssen, um dieses überaus wichtige Ziel zu erreichen. Mit klarem Blick beschreibt er die Herausforderungen, vor denen wir stehen. Ausgehend von seinem Verständnis von Innovation und dem, was nötig ist, um neue Ideen auf den Markt zu bringen, beschreibt er die Bereiche, in denen die Technologie bereits zur Emissionsreduzierung beiträgt, wo und wie die aktuelle Technologie effektiver gestaltet werden kann, wo bahnbrechende Technologien benötigt werden und wer an diesen wesentlichen Innovationen arbeitet. Abschließend legt er einen konkreten, praktischen Plan zur Erreichung des Ziels vor, hinsichtlich der Emissionen auf Null zu kommen. Er schlägt nicht nur politische Maßnahmen vor, die Regierungen ergreifen sollten, sondern auch, was wir als Einzelne tun können, um unsere Regierung, unsere Arbeitgeber und uns selbst in diesem entscheidenden Unterfangen zur Verantwortung zu ziehen. Wie Bill Gates deutlich macht, wird das Zielvon null Emissionen nicht einfach oder leicht zu erreichen sein, aber wenn wir den von ihm hier dargelegten Plan befolgen, ist es ein Ziel, das durchaus in unserer Reichweite liegt.

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Mit 35 Schwarz-Weiß-Abbildungen

 

© Piper Verlag GmbH, München 2021Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem TitelHow to Avoid a Climate Disaster bei Alfred A. Knopf,a division of Penguin Random House LLC, New York© Bill Gates, 2021Covergestaltung: BÜRO JORGE SCHMIDT, München,unter Verwendung des Designs von John GallLitho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee

 

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Inhalt

Cover & Impressum

Widmung

Einführung

Kapitel 1

Wenig ist viel

Was wir wissen und was wir nicht wissen

Wenn es nicht regnet, dann schüttet es

Kapitel 2

Kapitel 3

1. Um welchen Anteil dieser 51 Milliarden Tonnen geht es?

2. Welchen Plan haben Sie für Zement?

3. Von wie viel Leistung reden wir?

4. Wie viel Platz braucht das?

5. Wie viel wird das kosten?

Kapitel 4

CO2-freie Stromerzeugung

Speicherung elektrischer Energie

Andere Innovationen

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Verringern des Ökozuschlags

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1. Denken Sie an die Investitionslücke

2. Schaffen Sie faire Marktbedingungen

3. Überwinden Sie marktfremde Barrieren

4. Bleiben Sie auf dem Laufenden

5. Planen Sie gerechte Übergangslösungen

6. Gehen Sie auch da hin, wo’s wehtut

7. Behalten Sie Technologie, Politik und Märkte stets gleichzeitig im Blick

Kapitel 11

Innovation und das Gesetz von Angebot und Nachfrage

Das Innovationsangebot erweitern

Die Nachfrage nach Innovation beschleunigen

Wer ist zuerst dran?

Washington

Die Bundesstaaten

Städte und Gemeinden

Kapitel 12

Als Bürger

Als Verbraucher

Als Berufstätiger oder Arbeitgeber

Eine letzte Überlegung

Nachwort

Dank

Stichwortverzeichnis

Anmerkungen

Für die Wissenschaftler, Innovatoren und Aktivisten,

die uns den Weg zeigen

Einführung

Von 51 Milliarden auf null

Es gibt zwei Zahlen, die Sie über den Klimawandel kennen sollten. Die erste ist 51 Milliarden. Die andere ist null.

Die 51 Milliarden beziffern die Menge der Tonnen an Treibhausgasen, die typischerweise weltweit jedes Jahr in die Atmosphäre freigesetzt werden. Diese Zahl kann von Jahr zu Jahr ein bisschen steigen oder fallen, aber im Großen und Ganzen nimmt sie zu. Das ist der Stand der Dinge heute.[1]

Null ist das Ziel, das wir uns setzen müssen. Um die Erderwärmung zu stoppen und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern – und diese Folgen werden verheerend sein –, müssen die Menschen aufhören, der Atmosphäre Treibhausgase zuzuführen.

Das klingt schwierig, denn es wird schwierig sein. Die Menschheit hat noch nie etwas so Großes unternommen. Es bedeutet, dass jedes Land seine Gewohnheiten wird ändern müssen. Bei so gut wie allen Aktivitäten des modernen Lebens – Landwirtschaft, Industrie, Transport und Verkehr – werden Treibhausgase freigesetzt, und nach und nach werden immer mehr Menschen diesen modernen Lebensstil übernehmen. Das ist gut, weil es bedeutet, dass ihr Leben besser wird. Wenn sich aber nichts anderes ändert, wird die Menschheit immer weiter Treibhausgase produzieren, der Klimawandel wird sich immer weiter verschärfen, und seine Folgen für die Menschheit werden aller Wahrscheinlichkeit nach katastrophal sein.

Aber »Wenn sich nichts anderes ändert« ist ein großes »Wenn«. Ich glaube, die Dinge können sich ändern. Wir verfügen schon jetzt über einige der Werkzeuge, die wir dafür benötigen – und was jene angeht, über die wir noch nicht verfügen, bin ich aufgrund von all dem, was ich über Klima und Technologie gelernt habe, optimistisch, dass wir sie erfinden, einsetzen und eine Klimakatastrophe verhindern können, wenn wir nur schnell genug handeln.

In diesem Buch geht es darum, was getan werden muss, um das zu erreichen, und warum ich glaube, dass wir es schaffen können.

Vor zwanzig Jahren hätte ich nie erwartet, dass ich eines Tages Vorträge über den Klimawandel halten, geschweige denn ein Buch darüber schreiben würde. Mein Background ist Softwareentwicklung, nicht Klimawissenschaften, und heutzutage ist mein Vollzeitjob, gemeinsam mit meiner Frau Melinda für die Gates Foundation zu arbeiten, wo wir uns voll und ganz auf globale Gesundheit und Entwicklung sowie das Bildungswesen in den USA konzentrieren.

Mein Interesse am Klimawandel entstand auf einem Umweg – und zwar über das Problem von Energiearmut.

Anfang der 2000er-Jahre, als unsere Stiftung gerade mit ihrer Arbeit begann, fing ich an, in einkommensschwache Länder in Subsahara-Afrika und in Südasien zu reisen, um mir vor Ort ein Bild zu machen über Kindersterblichkeit, HIV und die anderen großen Probleme, mit denen wir uns beschäftigen. Doch auf solchen Reisen dachte ich nicht nur an Krankheiten. Hin und wieder, wenn ich in einer Großstadt angekommen war, schaute ich abends aus dem Fenster und dachte: Warum ist es bloß so dunkel da draußen? Wo sind all die Lichter, die ich sehen würde, wenn das hier New York, Paris oder Peking wäre?

In Lagos, der größten Stadt Nigerias, kam ich durch unbeleuchtete Straßen, wo die Menschen sich um Feuer drängten, die sie in alten Öltonnen entfacht hatten. In abgelegenen Dörfern sprachen Melinda und ich mit Frauen und Mädchen, die jeden Tag stundenlang Feuerholz sammeln mussten, um vor ihrer Hütte im Dorf über einem offenen Feuer kochen zu können. Wir trafen Kinder, die ihre Hausaufgaben bei Kerzenlicht machen mussten, weil es im Dorf keinen Strom gab.

Melinda und ich treffen oft Kinder wie den neunjährigen Ovulube Chinachi, der in Lagos, Nigeria lebt und seine Hausaufgaben bei Kerzenlicht macht.[1]

Ich erfuhr, dass weltweit etwa eine Milliarde Menschen keinen zuverlässigen Zugang zum Stromnetz hatten und dass die Hälfte von ihnen in Subsahara-Afrika lebte. (Seither hat sich die Lage ein bisschen verbessert; heute haben noch etwa 860 Millionen Menschen keinen Strom.) Ich dachte an das Motto unserer Stiftung – »Jeder Mensch verdient die Chance, ein gesundes und produktives Leben zu führen« –, und mir wurde klar, wie schwierig es ist, gesund zu bleiben, wenn die örtliche Klinik Impfstoffe nicht kühlen kann, weil der Kühlschrank keinen Strom hat. Es ist schwierig, produktiv zu sein, wenn man kein Licht hat, um zu lesen. Und es ist unmöglich, eine Wirtschaft aufzubauen, in der jeder Mensch die Chance auf einen Arbeitsplatz hat, wenn für Büros, Fabriken und Callcenter kein erschwinglicher Strom zuverlässig und in großen Mengen zur Verfügung steht.

Ungefähr zu dieser Zeit schickte mir der Wissenschaftler David MacKay von der University of Cambridge, der leider inzwischen verstorben ist, eine Grafik, in der die Beziehung zwischen Einkommen und Energieverbrauch dargestellt ist: zwischen dem Pro-Kopf-Einkommen eines Landes und dem Stromverbrauch seiner Menschen. In der Grafik war auf der einen Achse das Pro-Kopf-Einkommen diverser Länder aufgetragen und auf der anderen der Energieverbrauch pro Person – und sie machte mir unmissverständlich klar, dass die beiden Zahlen zusammenhängen:

Einkommen und Energieverbrauch gehen Hand in Hand. David MacKay hat mir eine solche Grafik gezeigt, in der Energieverbrauch und Einkommen pro Person dargestellt sind. Der Zusammenhang ist unverkennbar. (IEA, Weltbank.)[2]

Während ich all diese Informationen sacken ließ, begann ich darüber nachzudenken, wie die Menschheit es schaffen könnte, Energie für die Armen der Welt erschwinglich und zuverlässig zu machen. Für unsere Stiftung war es nicht sinnvoll, dieses riesige Problem anzupacken – wir mussten auf unsere eigentliche Mission fokussiert bleiben –, doch ich fing an, mich mit einigen Erfindern in meinem Freundeskreis über verschiedene Ideen zu unterhalten. Ich las sehr viel zu diesem Thema, unter anderem einige sehr aufschlussreiche Bücher des Wissenschaftlers und Historikers Vaclav Smil, der mir klarmachte, was für eine kritische Rolle Energie für eine moderne Zivilisation spielt.

Damals hatte ich noch nicht verstanden, dass wir auf null kommen müssen. Die reichen Länder, die für den größten Teil der Emissionen verantwortlich sind, hatten begonnen, den Klimawandel zur Kenntnis zu nehmen, und ich dachte, das würde genügen. Mein Beitrag, so glaubte ich, würde darin bestehen, mich dafür einzusetzen, dass eine zuverlässige Stromversorgung auch für Arme erschwinglich wird.

Zum einen würden sie am meisten davon profitieren. Für sie würde billigere Energie nicht nur bedeuten, abends Licht zu haben, sondern auch günstigere Düngemittel für ihre Felder und Zement für ihre Häuser. Und zum anderen haben die Armen durch den Klimawandel am meisten zu verlieren. Die meisten von ihnen sind Kleinbauern, die ohnehin schon am Rande des Existenzminimums leben und noch mehr Dürren und Überflutungen nichts entgegenzusetzen haben.

Doch dann änderte ich meine Perspektive, als ich mich Ende 2006 mit zwei früheren Microsoft-Kollegen traf, die im Begriff waren, Non-Profit-Organisationen im Bereich Energie und Klima ins Leben zu rufen. Sie hatten zwei Klimawissenschaftler mitgebracht, die sich mit diesen Problemen gut auskannten, und die vier zeigten mir die Daten, die Treibhausgasemissionen mit dem Klimawandel verknüpften.

Ich wusste, dass Treibhausgase die Temperaturen steigen lassen, aber ich hatte angenommen, dass es zyklische Schwankungen oder andere Faktoren geben müsse, die eine echte Klimakatastrophe auf natürlichem Wege verhindern würden. Und es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass die Temperaturen immer weiter steigen werden, solange der Mensch weiterhin Treibhausgase freisetzt – ganz egal, in welchen Mengen.

Ich traf mich noch einige Male mit dieser Gruppe, weil ich weitere Fragen hatte. Und schließlich begriff ich: Die Menschheit muss mehr Energie bereitstellen, damit die Ärmsten besser leben können, doch wir müssen diese Energie erzeugen, ohne noch mehr Treibhausgase freizusetzen.

Jetzt kam mir das Problem noch gewaltiger vor. Es genügte nicht, billige und zuverlässige Energie für Arme zu liefern – sie musste auch noch sauber sein.

Ich sog weiterhin möglichst viele Informationen über den Klimawandel auf. Ich traf mich mit Experten für Themen wie Klima, Landwirtschaft, Ozeane, Meeresspiegel, Gletscher, Stromnetze und anderes mehr. Ich las die Berichte, die vom Intergovernmental Panel on Climate Change ((IPCC) veröffentlicht werden, dem Ausschuss der Vereinten Nationen, der den wissenschaftlichen Konsens zu diesem Thema herstellt. Ich sah mir Earth’s Changing Climate an, eine Reihe von fantastischen Video-Vorlesungen von Professor Richard Wolfson, die im Rahmen der Serie »Great Courses« erhältlich sind. Ich las Weather for Dummies – nach wie vor eines der besten Bücher zum Thema Wetter, die ich gefunden habe.

Mir wurde klar, dass unsere heutigen Quellen erneuerbarer Energien – hauptsächlich Wind- und Solarenergie – ein großer Schritt zur Lösung des Problems sein könnten, wir aber nicht genug tun, um sie einzusetzen.[2] Und mir wurde auch klar, warum diese Quellen allein nicht reichen werden, um uns den weiten Weg bis zur Null hinunterzubringen. Der Wind weht nicht immer, die Sonne scheint nicht immer, und wir haben keine bezahlbaren Batterien, die so große Energiemengen, wie sie zur Versorgung einer Stadt gebraucht werden, lange genug speichern könnten. Davon abgesehen entfallen nur etwa 27 Prozent aller Treibhausgasemissionen auf die Stromerzeugung. Selbst wenn wir einen riesigen Durchbruch in der Batterietechnologie erreichten, müssten wir immer noch die restlichen 73 Prozent loswerden.

Nach einigen Jahren war ich von drei Tatsachen überzeugt:

Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, müssen wir auf null kommen.

Wir müssen die Tools, die wir schon haben – etwa Sonnen- und Windenergie –, schneller und klüger zum Einsatz bringen.

Und wir müssen bahnbrechende Technologien entwickeln und in der Praxis einsetzen, mit denen wir den Rest des Weges schaffen können.

Die Argumente für »null« standen – und stehen – so fest wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Wenn wir nicht aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen, wird die Temperatur immer weiter steigen. Hier ist eine Analogie, die ich besonders anschaulich finde: Das Klima ist wie eine Badewanne, die langsam voll Wasser läuft. Selbst wenn wir den Wasserhahn bis auf ein Tröpfeln zudrehen, wird die Badewanne doch irgendwann voll sein und überlaufen, sodass der Fußboden überschwemmt wird. Das ist die Katastrophe, die wir verhindern müssen. Wenn wir uns das Ziel setzen, unsere Emissionen nur zu reduzieren, sie aber nicht zu eliminieren, wird das nicht ausreichen – das einzig vernünftige Ziel ist die Null. (Mehr über die Null, was ich damit meine und über die Folgen des Klimawandels ist in Kapitel 1 zu finden.)

Doch als mir das damals alles klar wurde, war ich nicht auf der Suche nach einem weiteren Problem, das es anzupacken galt. Melinda und ich hatten globale Gesundheit und Entwicklung sowie das US-Bildungswesen als die beiden Bereiche ausgewählt, in denen wir eine Menge lernen, Expertenteams engagieren und unsere Ressourcen einsetzen wollten. Zudem sah ich, dass viele bekannte Persönlichkeiten den Klimawandel auf ihre Agenda setzten.

Also engagierte ich mich zwar stärker, machte jedoch den Klimawandel nicht zu einer meiner Top-Prioritäten. Wenn ich konnte, las ich mehr zu diesem Thema und sprach mit Experten. Ich investierte in einige Start-ups im Bereich saubere Energie und stellte mehrere 100 Millionen Dollar zur Verfügung, um ein Unternehmen zu gründen, das ein Atomkraftwerk der nächsten Generation entwickeln sollte, das saubere Energie erzeugt und bei dem kaum Atommüll anfällt. Im Jahr 2010 hielt ich einen TED-Talk zum Thema »Innovating to Zero!«, doch hauptsächlich konzentrierte ich mich auf die Arbeit der Gates Foundation.

Dann, im Frühjahr 2015, beschloss ich, dass ich mehr tun und mich vernehmbarer äußern müsste. In den Nachrichten hatte ich Berichte gesehen über Studenten, die Sit-ins abhielten und forderten, dass die Stiftungen ihrer Hochschulen ihre Investitionen im Bereich fossiler Brennstoffe abstoßen. Im Zuge dieser Initiative startete die britische Tageszeitung The Guardian eine Kampagne, die von unserer Stiftung forderte, den geringen Anteil ihres Stiftungsvermögens, der in Öl-, Gas- und Kohlekonzernen angelegt war, zu verkaufen. Es wurde ein Video gedreht, das Menschen aus aller Welt zeigt, wie sie mich auffordern, solche Aktien abzustoßen.

Ich kann verstehen, warum der Guardian ausgerechnet unsere Stiftung und mich aufs Korn nahm. Und ich bewunderte die Leidenschaft der Aktivisten – vor vielen Jahren hatte ich Studenten gesehen, die gegen den Vietnamkrieg protestierten und später gegen das Apartheidregime in Südafrika, und ich wusste, dass sie tatsächlich etwas bewirkt hatten. Es war inspirierend für mich zu sehen, wie diese Art von gesellschaftlicher Energie sich gegen den Klimawandel richtet.

Aber andererseits musste ich immer wieder daran denken, was ich auf meinen Reisen gesehen hatte. Indien zum Beispiel hat eine Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen, von denen viele zu den ärmsten der Welt zählen. Ich hielt es nicht für fair, dass irgendjemand daherkommt und den Indern sagt, ihre Kinder dürften kein Licht haben, um Hausaufgaben zu machen, oder dass bei jeder Hitzewelle Tausende von Indern sterben müssten, weil es umweltschädlich sei, Klimaanlagen zu installieren. Die einzige Lösung, die ich mir vorstellen konnte, war, saubere Energie so billig zu machen, dass jedes Land sie lieber nutzen würde als fossile Brennstoffe.

So sehr ich auch den leidenschaftlichen Einsatz der Protestierenden bewunderte, konnte ich nicht verstehen, wie allein das Abstoßen von Aktien den Klimawandel aufhalten oder Menschen in armen Ländern helfen könnte. Es war eine Sache, Aktien von Großkonzernen zu verkaufen, um gegen Apartheid zu kämpfen – also gegen eine politische Institution, die auf wirtschaftlichen Druck reagieren würde (und reagiert hat). Doch es ist ganz etwas anderes, das weltweite Energiesystem – eine Industrie, die jedes Jahr etwa 5 Billionen Dollar umsetzt und das Fundament der modernen Wirtschaft bildet – nur dadurch transformieren zu wollen, dass man Aktien von Ölkonzernen verkauft.

Das sehe ich auch heute noch so. Doch mir ist klar geworden, dass es andere Gründe gibt, warum ich keine Aktien von Unternehmen besitzen sollte, die fossile Energieträger produzieren – nämlich weil ich nicht davon profitieren will, wenn ihre Aktien steigen, weil wir keine CO2-freien Alternativen entwickeln. Ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich von einer Verzögerung auf dem Weg zur Null profitieren würde. Also habe ich 2019 alle meine direkten Beteiligungen an Öl- und Gaskonzernen abgestoßen, ebenso wie die Treuhandgesellschaft, die das Vermögen der Gates Foundation verwaltet. (Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon seit etlichen Jahren kein Geld mehr in Kohlekonzerne investiert.)

Dies ist eine persönliche Entscheidung, die zu treffen ich glücklicherweise in der Lage bin. Doch mir ist durchaus bewusst, dass sie keinen nennenswerten Beitrag zur Reduzierung der Emissionen leisten wird. Es erfordert eine wesentlich breiter angelegte Strategie, um auf null zu kommen: Wir müssen einen umfassenden Wandel bewirken, indem wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, darunter staatliches Handeln, aktuelle Technologien, neue Erfindungen und die Fähigkeit der Privatwirtschaft, unzählige Menschen mit Gütern zu versorgen.

Etwas später im Jahr 2015 bot sich mir eine Gelegenheit, mich für Innovation und neue Investitionen einzusetzen: die COP 21, eine bedeutende Klimakonferenz, die von den Vereinten Nationen im November/Dezember jenes Jahres in Paris abgehalten wurde. Einige Monate vor der Konferenz traf ich mich mit François Hollande, dem damaligen Präsidenten Frankreichs. Er zeigte sich interessiert, private Investoren für die Teilnahme am Kongress zu gewinnen, und ich wollte erreichen, dass Innovation auf die Tagesordnung gesetzt wird. Wir sahen beide eine Chance: Er dachte, ich könnte helfen, Investoren an den Tisch zu bringen; ich sagte ihm, das sei sehr gut möglich, aber es könnte leichter erreicht werden, wenn auch Regierungen sich verpflichten würden, ihre Forschungsetats im Bereich Energie zu erhöhen.

Das würde nicht unbedingt ein Spaziergang werden. Selbst in den Vereinigten Staaten war der Etat für Energieforschung deutlich niedriger als in anderen wichtigen Sektoren wie Gesundheitswesen und Verteidigung (und ist es immer noch). Und auch wenn einige Länder ihre Forschungsetats moderat erhöht hatten, waren sie immer noch sehr niedrig. Und diese Länder zögerten, mehr zu tun, solange sie nicht davon überzeugt waren, dass vom privaten Sektor genug Geld kommen würde, um ihre Ideen aus dem Labor zu holen und sie in Produkte zu verwandeln, die ihren Leuten tatsächlich helfen.

Doch spätestens 2015 trockneten private Investitionen zusehends aus. Viele der Risikokapitalgeber, die in grüne Technologien investiert hatten, zogen sich zurück, weil die Renditen so niedrig waren. Sie waren es gewohnt, in Bio- und Informationstechnologie zu investieren, wo sich oft sehr schnell Erfolge einstellen und weniger staatliche Regulierung zu beachten ist. Saubere Energie war ein völlig anderes Spiel, und daraus zogen sie sich zurück.

Es lag auf der Hand, dass wir neues Geld einwerben und eine andere, für saubere Energie maßgeschneiderte Strategie verfolgen mussten. Im September, also zwei Monate vor Beginn der Pariser Konferenz, schickte ich E-Mails an zwei Dutzend wohlhabende Personen aus meinem Bekanntenkreis. Ich hoffte, sie überzeugen zu können, Risikokapital bereitzustellen, um die Erhöhungen der staatlichen Forschungsetats zu ergänzen. Ihre Investitionen mussten langfristig orientiert sein – ein Durchbruch im Energiesektor kann jahrzehntelange Entwicklungszeit erfordern –, und sie mussten bereit sein, hohe Risiken einzugehen. Um den Schlaglöchern aus dem Weg zu gehen, in die frühere Risikokapitalgeber gestolpert waren, versprach ich, dass wir ein kompetentes Expertenteam aufbauen würden, das die infrage kommenden Firmen auf Herz und Nieren prüfen würde und Investoren helfen konnte, sich in den Komplexitäten der Energieindustrie zurechtzufinden.

Die Resonanz auf diese E-Mails übertraf meine kühnsten Erwartungen. Die erste Zusage von einem Investor kam innerhalb von knapp vier Stunden. Als zwei Monate später die Pariser Konferenz begann, waren 26 weitere hinzugekommen, und wir hatten der Initiative einen Namen gegeben: Breakthrough Energy Coalition. Die Organisation, die heute unter dem Namen Breakthrough Energy bekannt ist, vereint gemeinnützige Projekte sowie Bemühungen von Interessensverbänden und privaten Geldgebern, die in mehr als vierzig Firmen mit vielversprechenden Ideen investiert haben.

Auch die Regierungen leisteten ihren Beitrag: In Paris setzten sich zwanzig Staats- und Regierungschefs zusammen und verpflichteten sich, ihre Forschungsetats zu verdoppeln. Präsident Hollande, US-Präsident Barack Obama und der indische Premierminister Narendra Modi hatten sich für die Initiative starkgemacht; tatsächlich kam Premierminister Modi auf den Namen: Mission Innovation. Heute machen bei Mission Innovation 24 Länder mit, und die Europäische Kommission hat 4,6 Milliarden Dollar pro Jahr für Forschungen im Bereich saubere Energien freigegeben – eine Erhöhung von über 50 Prozent in nur einer Handvoll Jahren.

Startschuss für die Mission Innovation mit führenden Politikern aus aller Welt auf der Pariser Klimakonferenz der Vereinten Nationen im Jahr 2015. (Im Anhang ist eine Namensliste der Personen auf diesem Foto zu finden.)[3]

Der nächste Wendepunkt in dieser Geschichte wird jedem, der dieses Buch liest, bitter vertraut sein.

Im Jahr 2020 entfaltete sich eine Katastrophe, als ein neuartiges Coronavirus sich auf der ganzen Welt ausbreitete. Für jeden, der die Geschichte von Pandemien kennt, kamen die von COVID-19 angerichteten Verheerungen nicht unerwartet. Da ich mich für globale Gesundheit interessiere, hatte ich mich schon seit Jahren über den Verlauf von Krankheitsausbrüchen informiert und war vor diesem Hintergrund zutiefst beunruhigt, weil die Welt nicht darauf vorbereitet war, mit einer Pandemie wie der Spanischen Grippe von 1918 fertigzuwerden, die Zigmillionen Menschen das Leben gekostet hatte. Im Jahr 2015 hatte ich einen TED-Talk gehalten und mehrere Interviews gegeben, in denen ich dafür plädierte, ein System zu entwickeln, um große Krankheitsausbrüche frühzeitig zu erkennen und darauf wirkungsvoll zu reagieren. Auch andere, etwa der ehemalige US-Präsident George W. Bush, hatten ähnliche Forderungen erhoben.

Leider tat die Welt wenig, um sich vorzubereiten, und als das neuartige Coronavirus um sich griff, verursachte es so große Verluste an Menschenleben und so umfassende wirtschaftliche Verwerfungen, wie wir sie seit der Great Depression (der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre) nicht mehr erlebt hatten. Obwohl ich auch einen großen Teil meiner Arbeit zum Klimawandel fortsetzte, machten Melinda und ich COVID-19 zur Top-Priorität der Gates Foundation und zum Schwerpunkt unserer eigenen Arbeit. Jeden Tag sprach ich mit Wissenschaftlern an Universitäten und in kleinen Firmen, mit CEOs von Pharmakonzernen oder mit Regierungschefs, um herauszufinden, wie unsere Stiftung dazu beitragen kann, die Arbeit an COVID-19-Tests, medizinischen Behandlungen und Impfstoffen voranzutreiben. Bis November 2020 hatten wir für die Bekämpfung der Krankheit über 445 Millionen Dollar an Zuschüssen bereitgestellt und weitere Hunderte Millionen über verschiedene finanzielle Investitionen, um Impfstoffe, Tests und andere wichtige Produkte schneller in einkommensschwache Länder zu bringen.

Da die wirtschaftlichen Aktivitäten dermaßen zurückgefahren wurden, wird die Menschheit in diesem Jahr weniger Treibhausgase emittieren als im Vorjahr. Wie gesagt, wird dieser Rückgang wahrscheinlich im Bereich von circa 5 Prozent liegen. Das bedeutet in absoluten Zahlen, dass wir statt 51 Milliarden Tonnen das Äquivalent von 48 oder 49 Milliarden Tonnen CO2 (Kohlenstoffdioxid) freisetzen werden.

Das ist eine nennenswerte Reduzierung, und wir wären gut im Rennen, wenn wir diese Reduzierung jedes Jahr erreichen könnten. Aber leider können wir das nicht.

Überlegen Sie einmal, was notwendig war, um diesen Rückgang um 5 Prozent zu erreichen. Über eine Million Menschen starben, und Zigmillionen wurden arbeitslos. Um es milde auszudrücken, ist das eine Entwicklung, von der niemand ernsthaft wünschen kann, dass wir sie fortsetzen oder wiederholen. Und dennoch gingen die weltweiten Treibhausgasemissionen wahrscheinlich nur um 5 Prozent zurück, womöglich noch weniger. Was ich erstaunlich finde, ist nicht so sehr, um wie viel die Emissionen wegen der Pandemie zurückgingen, sondern vielmehr, um wie wenig.

Dieser geringe Rückgang der Emissionen beweist, dass es nicht einfach sein wird, auf null Emissionen zu kommen – oder auch nur in die Nähe davon –, indem wir weniger fliegen und fahren. Ganz so, wie wir im Kampf gegen das neuartige Coronavirus neue Tests, medizinische Behandlungsverfahren und Impfstoffe brauchen, brauchen wir auch im Kampf gegen den Klimawandel neue Tools: emissionsfreie Verfahren, um Strom zu erzeugen, Güter zu produzieren, Landwirtschaft zu betreiben, Gebäude zu heizen und zu kühlen und um Menschen und Produkte rings um die Welt zu transportieren. Und wir brauchen neue Initiativen und andere Innovationen, um den ärmsten Menschen der Welt – von denen viele Kleinbauern sind – zu helfen, sich an ein wärmeres Klima anzupassen.

Natürlich sind auch noch andere Hürden zu überwinden, und sie haben nichts mit Wissenschaft oder Forschungsetats zu tun. Vor allem in den Vereinigten Staaten ist die gesellschaftliche Debatte über den Klimawandel von der Politik aufs Abstellgleis geschoben worden. An manchen Tagen könnte man den Eindruck bekommen, dass kaum noch Hoffnung besteht, überhaupt etwas zu schaffen.

Ich denke eher wie ein Ingenieur als wie ein Politikwissenschaftler, und für die politischen Probleme des Klimawandels habe ich keine Lösung. Stattdessen möchte ich erreichen, dass die Debatte sich darauf konzentriert, was getan werden muss, um das Ziel von null Emissionen zu erreichen: Wir müssen die Leidenschaft und die wissenschaftliche Intelligenz von Menschen in aller Welt darauf lenken, die jetzt vorhandenen Lösungen für saubere Energie einzusetzen und neue zu erfinden, damit wir endlich aufhören können, immer mehr Treibhausgas in die Atmosphäre zu blasen.

Mir ist durchaus bewusst, dass ich kein idealer Botschafter für die Mission gegen den Klimawandel bin. Die Welt leidet nicht gerade unter einem Mangel an reichen Männern, die große Ideen haben für das, was andere Leute tun sollten, oder die glauben, dass jedes Problem durch Technologie gelöst werden könne. Und ich besitze große Häuser und fliege mit Privatjets – tatsächlich bin ich mit so einem Flugzeug zur Klimakonferenz nach Paris gereist; wer bin ich also, mich berufen zu fühlen, irgendjemandem Vorträge über die Umwelt zu halten?

Ich bekenne mich in allen drei Anklagepunkten für schuldig.

Ich kann nicht bestreiten, dass ich reich bin und eine eigene Meinung habe. Ich glaube aber, dass es eine informierte Meinung ist, und ich versuche immer, etwas dazuzulernen.

Außerdem bin ich technikbegeistert. Immer, wenn ich ein Problem sehe, werde ich nach Technologien suchen, mit denen es gelöst werden kann. Wenn es um den Klimawandel geht, weiß ich natürlich, dass Innovationen nicht das Einzige sind, was wir brauchen. Doch ohne sie können wir die Erde nicht in einem bewohnbaren Zustand erhalten. Technologische Lösungen sind nicht genug, aber sie sind unentbehrlich.

Und schließlich stimmt es, dass mein eigener CO2-Fußabdruck absurd groß ist. Lange Zeit hatte ich deswegen Schuldgefühle. Mir war schon immer bewusst, wie hoch die von mir verursachten Emissionen sind, aber bei der Arbeit an diesem Buch ist mir meine Verantwortung, sie zu reduzieren, noch bewusster geworden. Das Mindeste, was man von einer Person in meiner Position, die wegen des Klimawandels beunruhigt ist und öffentlich zum Handeln aufruft, erwarten kann, ist, dass sie ihren eigenen CO2-Fußabdruck verkleinert.

Im Jahr 2020 begann ich mit dem Kauf von nachhaltigem Kerosin und werde die Flugzeugemissionen meiner Familie im Jahr 2021 vollständig kompensieren. Alle anderen Emissionen kompensiere ich über ein Unternehmen, das eine Anlage betreibt, die Kohlendioxid aus der Luft entfernt (mehr über dieser Technologie, die als Direct Air Capture bezeichnet wird, können Sie in Kapitel 4 lesen). Außerdem unterstütze ich eine gemeinnützige Organisation, die in bezahlbaren Wohneinheiten in Chicago Nachrüstungen für saubere Energie installiert. Und ich werde auch in Zukunft nach anderen Möglichkeiten suchen, um meinen persönlichen Fußabdruck zu verkleinern.

Darüber hinaus investiere ich in CO2-freie Technologien, die ich mir gern als einen weiteren Ausgleich für meine Emissionen vorstelle. Ich habe über 1 Milliarde Dollar in Lösungsansätze investiert, von denen ich hoffe, dass sie dazu beitragen können, die Welt auf null Emissionen zu bringen. Dazu zählen erschwingliche und zuverlässige saubere Energie sowie emissionsarme Varianten von Zement, Stahl, Fleisch und anderem mehr. Und ich kenne niemanden, der mehr Geld in die Technologie der Direct Air Capture investiert, um CO2 direkt aus der Luft zu entnehmen.

Natürlich wird mein CO2-Fußabdruck nicht kleiner, indem ich in diese Unternehmen investiere. Aber falls ich darunter mindestens einen Sieger gefunden habe, wird dieser dafür sorgen, dass wesentlich mehr CO2 aus der Atmosphäre entnommen wird, als ich und meine Familie verursacht haben. Abgesehen davon ist das Ziel ja nicht nur, dass jeder Mensch seine Emissionen ausgleicht, sondern dass eine Klimakatastrophe verhindert wird. Darum unterstütze ich Grundlagenforschung zu sauberen Energien, investiere in vielversprechende Start-ups im Bereich saubere Energie, setze mich für forschungspolitische Ansätze ein, die auf der ganzen Welt Durchbrüche auslösen werden, und ermutige andere, denen entsprechende Ressourcen zur Verfügung stehen, das Gleiche zu tun.

Hier ist der entscheidende Punkt: Zwar sollten Großemittenten wie ich weniger Energie verbrauchen, doch die Welt insgesamt sollte mehr von den Gütern und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die uns durch den Einsatz von Energie zur Verfügung gestellt werden. Es ist kein Problem, mehr Energie zu verbrauchen, solange diese Energie emissionsfrei erzeugt wird. Der Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels besteht darin, saubere Energie ebenso billig und zuverlässig zu machen wie das, was wir jetzt durch fossile Brennstoffe bekommen. Ich engagiere mich sehr für alles, was uns meiner Meinung nach helfen wird, dieses Ziel zu erreichen, und was einen nennenswerten Beitrag dazu leisten kann, von 51 Milliarden Tonnen pro Jahr auf null zu kommen.

In diesem Buch schlage ich eine zukunftsweisende Strategie vor, eine Reihe von Schritten, die wir umsetzen können, um die Chancen zu erhöhen, dass wir eine Klimakatastrophe verhindern können. Ich habe diese Strategie in fünf Teile strukturiert:

Warum null? In Kapitel 1 werde ich ausführlich erklären, warum wir auf null kommen müssen, und zwar unter anderem, was wir über die Erderwärmung und ihre Folgen für die Menschheit wissen (und auch, was wir nicht wissen).

Die schlechte Nachricht: Es wird sehr schwierig werden, auf null zu kommen. Da jeder Plan, mit dem etwas erreicht werden soll, mit einer realistischen Bestandsaufnahme der Hindernisse anfangen muss, die sich ihm in den Weg stellen, werden wir uns in Kapitel 2 etwas Zeit dafür nehmen, zu überlegen, mit welchen Herausforderungen wir es zu tun haben.

Wie wir eine auf Fakten basierende Diskussion über den Klimawandel führen können. In Kapitel 3 will ich einige der verwirrenden Statistiken, von denen Sie vielleicht gehört oder die Sie gesehen haben, verständlich machen und auf einige Fragen eingehen, die ich bei jedem Gespräch über Klimawandel im Hinterkopf habe. Sie haben mich unzählige Male vor Fehlschlüssen bewahrt, und ich hoffe, dass sie für Sie das Gleiche tun können.

Die gute Nachricht: Wir können es schaffen. In den Kapiteln 4 bis 9 werde ich detailliert auf die Bereiche eingehen, wo die schon heute zur Verfügung stehenden Technologien uns helfen können und wo wir noch Durchbrüche brauchen. Das wird der längste Teil dieses Buches sein, weil einfach so viel Material abgehandelt werden muss. Wir haben einige Lösungen, die wir möglichst bald im großen Stil einsetzen müssen, und darüber hinaus brauchen wir eine Menge Innovationen, die in den kommenden Jahrzehnten entwickelt und auf der ganzen Welt eingesetzt werden müssen.

Obwohl ich Ihnen einige der Technologien vorstellen werde, die ich besonders spannend finde, habe ich weitgehend darauf verzichtet, bestimmte Firmen zu nennen. Und zwar unter anderem, weil ich in einige davon investiert habe und nicht den Eindruck erwecken möchte, ich würde Firmen bevorzugen, an denen ich ein finanzielles Interesse habe. Wichtiger ist jedoch, dass ich den Fokus auf Ideen und Innovationen legen will, nicht auf bestimmte Firmen. Manche Start-ups werden vielleicht in den kommenden Jahren untergehen; das ist ganz normal, wenn man an der vordersten Front der Wissenschaft unterwegs ist, muss aber nicht unbedingt bedeuten, gescheitert zu sein. Das Wichtigste ist, aus Fehlern zu lernen und diese Lektionen in die nächste Unternehmung einzubringen – ganz so, wie wir es bei Microsoft gemacht haben und wie jeder mir bekannte Innovator es tut.

Schritte, die wir jetzt umsetzen können. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich nicht nur das Problem des Klimawandels sehe, sondern auch die Chance, es zu lösen. Das sind keineswegs optimistische Wunschvorstellungen: Zwei der drei Dinge, die für jedes große Projekt gebraucht werden, haben wir schon jetzt. Erstens haben wir den notwendigen Ehrgeiz, dank der Leidenschaft einer wachsenden globalen Bewegung junger Menschen, die wegen des Klimawandels zutiefst beunruhigt sind. Zweitens haben wir große Ziele, um das Problem zu lösen, während auf der ganzen Welt sich immer mehr Politiker auf nationaler und lokaler Ebene dazu bekennen, ihren Teil beizutragen.

Jetzt brauchen wir noch das dritte Element: einen konkreten Plan, um unsere Ziele zu erreichen.

Ebenso wie diese Ziele darauf beruhen, dass wir die Erkenntnisse der Klimawissenschaft akzeptiert haben, muss jeder praktikable Plan zur Reduzierung von Emissionen auf Erkenntnissen aus anderen Disziplinen aufbauen: Physik, Chemie, Biologie, Engineering, Politikwissenschaft, Ökonomik, Finanzwesen und anderen. Daher werde ich in den letzten Kapiteln dieses Buches einen Plan präsentieren, der auf Empfehlungen basiert, die ich von Experten aus all diesen Disziplinen erhalten habe. In den Kapiteln 10 und 11 werde ich mich auf politische Maßnahmen konzentrieren, die Regierungen umsetzen können, und in Kapitel 12 werde ich Schritte vorschlagen, die jeder von uns umsetzen kann, um seinen Beitrag zu leisten, die Welt auf null Emissionen zu bringen. Ganz unabhängig davon, ob Sie nun ein Regierungschef sind, ein Unternehmer oder ein Wähler, der beruflich eingespannt ist und zu wenig freie Zeit hat (oder alles zugleich) – es gibt Dinge, die Sie selbst tun können, um dazu beizutragen, eine Klimakatastrophe zu verhindern.

Das ist alles. Fangen wir an.

[1]Die 51 Milliarden Tonnen basieren auf den neuesten verfügbaren Daten. Im Jahr 2020 gingen die weltweiten Emissionen etwas zurück – wahrscheinlich um circa 5 Prozent –, da die COVID-19-Pandemie die Wirtschaft so dramatisch ausbremste. Da wir aber die genaue Zahl für 2020 nicht kennen, werde ich 51 Milliarden Tonnen als Gesamtemissionsmenge verwenden. Im ganzen Buch werden wir hin und wieder auf das Thema COVID-19 zurückkommen. [2]Wasserkraft – Strom, der generiert wird, indem Wasser durch Turbinen in einem Staudamm strömt – ist eine weitere erneuerbare Energiequelle, tatsächlich sogar die größte in den Vereinigten Staaten. Doch die meiste verfügbare Wasserkraft nutzen wir bereits; hier besteht kaum noch Wachstumspotenzial. Der Großteil der zusätzlichen sauberen Energien, die wir erzeugen wollen, wird aus anderen Quellen kommen müssen.

Kapitel 1

Warum null?

Der Grund, warum wir auf null kommen müssen, ist ganz einfach. Treibhausgase halten Wärmestrahlung zurück, und das führt dazu, dass die durchschnittliche Oberflächentemperatur auf der Erde steigt. Je mehr Gase vorhanden sind, desto weiter steigt die Temperatur. Und wenn Treibhausgase erst einmal in der Atmosphäre angekommen sind, bleiben sie sehr lange dort; etwa ein Fünftel des heute emittierten Kohlenstoffdioxids wird auch in 10 000 Jahren noch dort sein.

Es gibt kein Szenario, nach dem wir immer mehr CO2 in die Atmosphäre entlassen könnten und die Welt trotzdem aufhören würde, sich zu erwärmen. Und je wärmer es wird, desto schwieriger wird es für die Menschheit werden, zu überleben – ganz zu schweigen von gedeihen. Wir wissen nicht genau, wie schädlich ein bestimmter Temperaturanstieg sein wird, aber wir haben allen Grund, uns Sorgen zu machen. Und da Treibhausgase so lange in der Atmosphäre verbleiben, wird der Planet auch dann noch lange Zeit warm bleiben, wenn wir die Null erreicht haben.

Ich gebe zu, dass ich das Wort »null« etwas ungenau verwende, und daher sollte ich erklären, was ich damit meine. In vorindustriellen Zeiten – etwa bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts – war der Kohlenstoffkreislauf der Erde vermutlich ungefähr ausgeglichen; das heißt, dass Pflanzen und andere Dinge etwa so viel Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre aufnahmen, wie freigesetzt wurde.

Aber dann begannen wir, fossile Brennstoffe zu verbrennen. Diese Brennstoffe bestehen zum großen Teil aus Kohlenstoff, der in unterirdischen Lagerstätten eingelagert ist und aus Pflanzen entstand, die vor Jahrmillionen abstarben und im Laufe der Jahrmillionen zu Öl, Kohle oder Erdgas verdichtet wurden. Wenn wir solche Brennstoffe abbauen und sie verbrennen, wird zusätzliches CO2 emittiert und kommt zu der in der Atmosphäre bereits vorhandenen Menge hinzu.

Es gibt keinen realistischen Weg zu null Emissionen, auf dem wir diese Brennstoffe völlig aufgeben oder alle anderen Aktivitäten einstellen könnten, die unter anderem auch Treibhausgase produzieren (zum Beispiel Zement herstellen, Düngemittel einsetzen oder Methan aus Gaskraftwerken entweichen lassen). Vielmehr werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach auch in einer CO2-freien Zukunft ein gewisses Maß an Emissionen produzieren, werden aber Verfahren haben, um den dadurch freigesetzten Kohlenstoff wieder aus der Atmosphäre zu entnehmen.

Anders ausgedrückt: Wenn ich davon spreche, »auf null zu kommen«, bedeutet das nicht buchstäblich »null«. Es bedeutet »fast netto null«. Es ist kein Entweder-oder-Szenario, nach dem alles prima wäre, wenn wir auf 100 Prozent Reduzierung kommen und eine totale Katastrophe, wenn wir nur 99 Prozent schaffen würden. Aber je höher die Reduzierung, desto höher der Nutzen.

Ein Rückgang der Emissionen um 50 Prozent würde den Temperaturanstieg nicht stoppen – er würde ihn nur verlangsamen, wodurch eine Klimakatastrophe für eine Weile aufgeschoben, aber nicht verhindert werden könnte.

Nehmen wir jetzt einmal an, wir würden eine Reduzierung um 99 Prozent schaffen. Welche Länder und welche Wirtschaftssektoren dürften dann das restliche Prozent nutzen? Wie lässt sich so eine Frage überhaupt entscheiden?

Um die Worst-Case-Klimaszenarien zu verhindern, werden wir irgendwann nicht nur aufhören müssen, immer mehr Treibhausgase freizusetzen, sondern werden sogar anfangen müssen, einen Teil der bisher emittierten Gase wieder einzufangen. Dieser Schritt wird manchmal als »Netto-Negativ-Emissionen« bezeichnet. Das bedeutet einfach nur, dass wir letztlich der Atmosphäre mehr Treibhausgase entnehmen müssen, als wir freisetzen, um den Temperaturanstieg zu begrenzen. Um noch einmal auf die oben beschriebene Badewannen-Analogie zurückzukommen: Wir werden nicht nur den Wasserhahn zudrehen, sondern auch den Stöpsel aus dem Abfluss ziehen und Wasser abfließen lassen müssen.

Ich nehme an, dass Sie hier nicht zum ersten Mal darüber lesen, welche Risiken es mit sich bringen würde, nicht auf null zu kommen. Immerhin ist der Klimawandel so gut wie jeden Tag in den Nachrichten, und das ist gut so: Es ist ein drängendes Problem, das jede Schlagzeile verdient, die es bekommt. Doch die Berichterstattung kann verwirrend und sogar widersprüchlich sein.

In diesem Buch werde ich versuchen, dieses Hintergrundrauschen zu durchdringen. Im Laufe der Jahre hatte ich Gelegenheit, von einigen der weltweit führenden Klima- und Energieexperten zu lernen. Es ist ein Gespräch, das nie zu Ende geht, da die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse über das Klima ständig erweitern, indem sie neue Daten erfassen und die Computermodelle verbessern, mit denen sie unterschiedliche Szenarien simulieren. Aber ich habe solche Gespräche immer als enorm hilfreich empfunden, um unterscheiden zu können zwischen dem, was wahrscheinlich ist, und dem, was möglich, aber unwahrscheinlich ist. Dabei bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass wir katastrophale Entwicklungen nur verhindern können, wenn wir die Null erreichen. In diesem Kapitel möchte ich über einiges von dem berichten, was ich erfahren habe.

Wenig ist viel

Ich war erstaunt zu hören, dass eine auf den ersten Blick geringfügige Zunahme der globalen Temperatur – um nur 1 oder 2 Grad Celsius – tatsächlich eine Menge Schwierigkeiten machen könnte. Aber es ist so: Wenn es ums Klima geht, ist eine Veränderung von nur ein paar Grad eine große Sache. In der letzten Eiszeit lag die Durchschnittstemperatur um nur 6 Grad niedriger als heute. Im Zeitalter der Dinosaurier, als die Durchschnittstemperatur vielleicht 4 Grad höher war als heute, lebten sogar jenseits des nördlichen Polarkreises Krokodile.

Drei Trendlinien, die Sie kennen sollten. Diese Kurven zeigen, wie hoch die Temperatur in Zukunft steigen könnte, wenn die Emissionen stark zunehmen (das ist die Kurve »hoch«), wenn sie weniger stark zunehmen (»niedriger«) oder wenn wir anfangen, der Atmosphäre mehr Treibhausgase zu entnehmen als wir freisetzen (»negativ«). (KNMI Climate Explorer)[4]

Wir müssen auch bedenken, dass sich hinter solchen Durchschnittswerten ein ziemlich großer Temperaturbereich verstecken kann. Obwohl die globale Durchschnittstemperatur seit vorindustriellen Zeiten um nur 1 Grad zugenommen hat, ist es in einigen Regionen schon heute um durchschnittlich mehr als 2 Grad wärmer geworden. In diesen Regionen leben 20 bis 40 Prozent der Weltbevölkerung.

Warum steigen die Temperaturen in einigen Gegenden schneller als in anderen? Im Inneren mancher Kontinente ist der Boden trockener geworden, was bedeutet, dass er nicht mehr so gut abkühlen kann wie in der Vergangenheit. Man könnte sagen, diese Kontinente schwitzen nicht mehr so stark wie früher.

Was also hat die Erderwärmung mit Treibhausgasemissionen zu tun? Fangen wir mit den Grundlagen an. Kohlenstoffdioxid ist das am häufigsten vorkommende Treibhausgas, aber es gibt noch ein paar andere, zum Beispiel Stickoxide (NOx) und Methan (CH4). Vielleicht sind Sie schon mal beim Zahnarzt in den Genuss von Distickstoffmonoxid (N2O) gekommen – es ist auch als Lachgas bekannt –, und Methan ist der Hauptbestandteil von dem Erdgas, mit dem Sie vielleicht kochen oder Ihren Warmwasserboiler beheizen. Molekül für Molekül bewirken viele dieser anderen Gase eine stärkere Erwärmung als CO2 – bei Methan ist es eine 120-mal stärkere Erwärmung, wenn es in die Atmosphäre eintritt. Doch Methan zerfällt auch schneller als CO2.

Der Einfachheit halber werden oft all die verschiedenen Treibhausgase zu einer einzigen Kennzahl kombiniert, die als CO2-Äquivalent bekannt ist (das wird manchmal als CO2e abgekürzt). CO2-Äquivalente werden verwendet, um zu berücksichtigen, dass manche Gase mehr Wärmestrahlung zurückhalten als CO2, aber schneller zerfallen. Leider sind CO2-Äquivalente keine präzise Maßzahl: Worauf es eigentlich ankommt, ist nicht die Menge der Treibhausgasemissionen, sondern die höheren Temperaturen und deren Folgen für uns Menschen. Und in dieser Hinsicht ist ein Gas wie Methan wesentlich schädlicher als CO2: Es treibt die Temperatur sofort hoch, und zwar um eine ganze Menge. Wenn wir mit CO2-Äquivalenten rechnen, berücksichtigen wir diese wichtige kurzfristige Wirkung nicht gänzlich.

Dessen ungeachtet sind CO2-Äquivalente die beste verfügbare Methode, um Emissionen zu messen, und da sie häufig in Diskussionen über den Klimawandel auftauchen, werde ich sie auch in diesem Buch verwenden. Die schon mehrfach erwähnten 51 Milliarden Tonnen sind die weltweiten Emissionen in CO2-Äquivalenten pro Jahr. Vielleicht werden Ihnen auch mal Zahlen wie 37 Milliarden begegnen – das ist dann nur das CO2, ohne die anderen Treibhausgase. Oder 10 Milliarden, das ist nur der Kohlenstoff selbst.

Seit den 1850er-Jahren haben die Treibhausgasemissionen aufgrund menschlicher Aktivitäten, etwa durch Verbrennen fossiler Brennstoffe, dramatisch zugenommen. Sehen Sie sich die folgende Grafik an (Bildunterschrift: CO2-Emissionen nehmen zu, ebenso wie die globale Temperatur) – links können Sie sehen, um wie viel unsere CO2-Emissionen seit 1850 zugenommen haben, und rechts, um wie viel die weltweite Durchschnittstemperatur gestiegen ist.

Wieso verursachen Treibhausgase steigende Temperaturen? Die kurze Antwort: Sie absorbieren Wärme und halten sie in der Atmosphäre gefangen. Sie funktionieren genauso wie ein Treibhaus – daher der Name.

In sehr viel kleinerem Maßstab haben Sie den Treibhauseffekt schon in Aktion gesehen, und zwar immer dann, wenn Ihr Auto draußen in der Sonne steht: Die Windschutzscheibe lässt Sonnenlicht durch und hält dann einen Teil von dessen Energie zurück. Das ist der Grund, warum es im Innenraum des Autos so viel wärmer werden kann als draußen.

Aber diese Erklärung wirft neue Fragen auf: Wie kann die Sonnenwärme auf ihrem Weg zur Erde die Treibhausgase durchdringen, nur um dann von genau denselben Gasen in der Atmosphäre zurückgehalten zu werden? Funktioniert CO2 wie ein riesiger Einwegspiegel? Und: Wenn CO2 und Methan die Sonnenwärme zurückhalten, wieso dann nicht auch Sauerstoff?

Die Antworten liegen in den erstaunlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften von Molekülen. Vielleicht erinnern Sie noch aus dem Physikunterricht, dass alle Moleküle schwingen; und je schneller sie schwingen, desto wärmer sind sie. Wenn bestimmte Molekülarten mit Strahlung bestimmter Wellenlängen bombardiert werden, blockieren sie die Strahlung, nehmen deren Energie auf und schwingen schneller.

Aber nicht jede Strahlung hat die richtige Wellenlänge, um diesen Effekt zu verursachen. So kann zum Beispiel Sonnenlicht die meisten Treibhausgase passieren, ohne absorbiert zu werden. Das meiste davon erreicht die Erde und erwärmt den Planeten – ganz so, wie es das schon seit Jahrmilliarden tut.

Aber hier ist das Problem: Die Erde speichert all diese Energie nicht für immer. Wenn sie das täte, wäre der Planet schon jetzt unerträglich heiß. Stattdessen strahlt sie einen Teil der Energie zurück in Richtung Weltraum – und ein Teil dieser zurückgestrahlten Energie wird genau im richtigen Wellenlängenbereich emittiert, um von Treibhausgasen absorbiert zu werden. Anstatt ins große schwarze Nichts zu reisen, ohne irgendwelche Schäden anzurichten, trifft diese Strahlung auf Treibhausgasmoleküle und lässt sie schneller schwingen, wodurch die Atmosphäre wärmer wird. (Übrigens sollten wir dankbar sein für den Treibhauseffekt, denn ohne ihn wäre der Planet viel zu kalt für uns. Das Problem ist nur, dass all die zusätzlich emittierten Treibhausgase diesen Effekt verstärken.)

Warum verhalten sich nicht alle Gase so? Weil zweiatomige Moleküle – zum Beispiel Stickstoff- oder Sauerstoffmoleküle (N2 beziehungsweise O2) – Strahlung ungehindert passieren lassen. Nur Moleküle, die aus anderen Atomen zusammengesetzt sind – wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4) –, haben die richtige Struktur, um Strahlung zu absorbieren und dadurch wärmer zu werden.

CO2-Emissionen nehmen zu, ebenso wie die globale Temperatur. Links können Sie sehen, um wie viel unsere CO2-Emissionen aus industriellen Prozessen und der Verbrennung fossiler Energieträger seit 1850 zugenommen haben. Rechts sehen Sie, um wie viel die weltweite Durchschnittstemperatur zusammen mit den Emissionen steigt. (Global Carbon Budget, 2019; Berkeley Earth)[5]

Hier ist also der erste Teil der Antwort auf die Frage: »Warum müssen wir auf null kommen?« Weil jede Tonne Kohlenstoff, die wir in die Atmosphäre schicken, den Treibhauseffekt verstärkt. Um die Gesetze der Physik kommen wir nicht herum.

Im zweiten Teil der Antwort geht es um die Auswirkungen, die all diese Treibhausgase auf das Klima der Erde und auf uns haben.

Was wir wissen und was wir nicht wissen

Die Wissenschaft hat immer noch eine ganze Menge zu erforschen, wie und warum das Klima sich verändert. Ganz vorn in jedem IPCC-Bericht steht zum Beispiel, dass es einige Ungewissheiten gibt, wie weit und wie schnell die Temperatur steigen wird und welche genauen Folgen diese höheren Temperaturen haben werden.

Ein Problem ist, dass die eingesetzten Computermodelle weit davon entfernt sind, perfekt zu sein. Das Klima ist wahnsinnig komplex, und es gibt vieles, was wir nicht verstehen, etwa den Einfluss von Bewölkung auf die Erderwärmung und die Folgen all der zusätzlichen Wärme für Ökosysteme. Zahlreiche Wissenschaftler arbeiten daran, solche Lücken zu erkennen, und versuchen, sie zu schließen.

Dennoch gibt es eine Menge, was Wissenschaftler darüber, was passieren wird, wenn wir nicht auf null kommen, bereits wissen und mit Gewissheit sagen können. Hier sind ein paar dieser fundamentalen Erkenntnisse.

Die Erde wird wärmer, sie wird aufgrund von menschlichen Aktivitäten wärmer, und das hat schlimme Folgen, von denen zu erwarten ist, dass sie noch viel schlimmer werden. Wir haben allen Anlass zu der Befürchtung, dass die Folgen über kurz oder lang katastrophal sein werden. Wann wird es so weit sein? In dreißig Jahren? In fünfzig Jahren? Wir wissen es nicht genau. Aber wir wissen durchaus, wie schwer das Problem zu lösen sein wird, und deswegen müssen wir jetzt handeln – selbst wenn das Worst-Case-Szenario erst in fünfzig Jahren eintreten sollte.

Seit Beginn des Industriezeitalters haben wir die Temperatur schon jetzt um mindestens 1 Grad erhöht, und wenn wir unsere Emissionen nicht reduzieren, werden wir wahrscheinlich bis Mitte dieses Jahrhunderts eine Erwärmung um 1,5 bis 3 Grad erleben, und bis Ende des Jahrhunderts um 4 bis 8 Grad.

All diese zusätzliche Wärme wird diverse Veränderungen des Klimas bewirken. Bevor ich erkläre, was auf uns zukommt, muss ich eine Einschränkung erwähnen: Wir können zwar den Verlauf breit angelegter Trends vorhersagen – etwa »es wird mehr heiße Tage geben« oder »die Meeresspiegel werden steigen« –, doch wir können nicht ein bestimmtes Ereignis unzweifelhaft dem Klimawandel zuschreiben. Wenn es zum Beispiel zu einer Hitzewelle kommt, können wir nicht sagen, ob sie allein vom Klimawandel verursacht wurde. Was wir allerdings können, ist zu berechnen, um wie viel wahrscheinlicher das Auftreten einer solchen Hitzewelle durch den Klimawandel wird. In Bezug auf Hurrikans ist nicht klar, ob wärmere Meere dazu führen, dass Stürme häufiger auftreten, aber die Hinweise verdichten sich, dass durch den Klimawandel die Stürme nasser werden und die Anzahl der starken Stürme zunimmt. Wir wissen auch nicht, ob und in welchem Maße es zu Wechselwirkungen zwischen solchen Extremereignissen kommen wird, die möglicherweise noch gravierendere Folgen nach sich ziehen könnten.

Was wissen wir noch?

Auf jeden Fall wird es mehr sehr heiße Tage geben. Ich könnte hier Statistiken aus beliebigen Städten in den USA anführen, aber ich habe mir Albuquerque in New Mexico ausgesucht, weil ich eine besondere Beziehung zu dieser Stadt habe: Dort haben Paul Allen und ich 1975 Microsoft gegründet. (»Micro-Soft«, um genau zu sein – zum Glück waren wir schlau genug, ein paar Jahre später den Bindestrich fallen zu lassen und das »S« kleinzuschreiben.) Mitte der 1970er-Jahre, als wir gerade anfingen, stieg die Temperatur in Albuquerque im Durchschnitt ungefähr 36-mal pro Jahr auf über 32 Grad. Bis Mitte dieses Jahrhunderts werden dort die Temperaturen mindestens doppelt so oft über diese Marke steigen, und gegen Ende des Jahrhunderts könnte es in Albuquerque an bis zu 114 Tagen so heiß werden. Mit anderen Worten: Übers Jahr gesehen wird es statt einen Monat lang drei Monate lang heiß werden.

Ende der Leseprobe