Wie wir die soziale Welt machen - John R. Searle - E-Book

Wie wir die soziale Welt machen E-Book

John R. Searle

4,9
17,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Existieren soziale Tatsachen nur, weil wir an sie glauben? Zerfällt die Welt damit in unterschiedliche Sphären des Seins? Nein, sagt John Searle, es gibt nur eine einzige Realität – die durch die Naturwissenschaften beschriebene. Searle ergründet, wie sich die Bestandteile der sozialen Welt nahtlos in diese Realität einfügen lassen und warum sie ebenso wirklich sind wie die Dinge, die unabhängig vom Menschen existieren. Sprache und Denken, Geist und Natur, Freiheit und Determinismus werden ebenso behandelt wie Institutionen oder das Phänomen der Macht. Wie wir die soziale Welt machen führt so sämtliche Lebensthemen Searles zu einer einheitlichen Theorie der menschlichen Zivilisation zusammen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 452

Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
16
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



John R. Searle

Wie wir die soziale Welt machen

Die Struktur der menschlichen Zivilisation

Aus dem Amerikanischen von Joachim Schulte

Suhrkamp

Zur Gewährleistung der Zitierbarkeit zeigen die grau hinterlegten Ziffern die jeweiligen Seitenanfänge der Printausgabe an.

Titel der Originalausgabe:

Making the Social World. The Structure of Human Civilization

Erstmals erschienen 2010 bei Oxford University Press

Copyright © 2010 by John R. Searle

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2012

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

eISBN 978-3-518-78030-5

www.suhrkamp.de

5Für Dagmar

7Inhalt

Vorwort

1 Zielsetzung

Anhang: Vergleich zwischen der allgemeinen Theorie des vorliegenden Buchs und der speziellen Theorie der Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit

2 Intentionalität

3 Kollektive Intentionalität und Zuweisung von Funktionen

4 Biologische und soziale Aspekte der Sprache

5 Allgemeine Theorie der Institutionen und der institutionellen Tatsachen. Sprache und soziale Realität

6 Willensfreiheit, Rationalität und institutionelle Tatsachen

7 Formen der Macht: Deontische Macht, Hintergrundmacht, politische Macht und andere

8 Menschenrechte

Anhang

Abschließende Bemerkungen: Die ontologischen Grundlagen der Sozialwissenschaften

Danksagung

Sachregister

Namenregister

9Vorwort

Dieses Buch ist ein Versuch, die eigentliche Natur und die grundlegende Existenzweise der institutionellen Realität menschlicher Gesellschaften zu erklären. Das heißt, es geht (in philosophischer Terminologie gesprochen) um die Erklärung des Wesens und der Ontologie dieser institutionellen Realität. Welches ist, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, die Existenzweise von Nationalstaaten, Geld, Konzernen, Skiklubs, Sommerferien, Cocktailpartys und Fußballspielen? Mein Versuch zielt darauf ab, die Rolle genau zu bestimmen, welche die Sprache bei der Schaffung, Konstitution und Aufrechterhaltung der sozialen Wirklichkeit spielt.

Die hier dargelegte Argumentation setzt einen Gedankengang fort, den ich zunächst in meinem Buch über die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit entwickelt habe.[1] Das Rätselhafte der sozialen Ontologie läßt sich unter anderem dadurch hervorheben, daß man auf ein scheinbares Paradox in unserem Verständnis der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinweist. Wir äußern Feststellungen über soziale Tatsachen, die völlig objektiv sind, wie zum Beispiel: Barack Obama ist der Präsident der Vereinigten Staaten, das Stück Papier in meiner Hand ist ein Zwanzig-Euro-Schein, ich habe in der englischen Stadt London geheiratet und so weiter. Doch obwohl es sich um objektive Aussagen handelt, sind alle ihnen entsprechenden Tatsachen das Produkt der subjektiven Einstellungen von Menschen. Zunächst läßt sich unser Paradox formulieren, indem man fragt: Wie ist es möglich, im Hinblick auf eine durch subjektive Meinungen hervorgebrachte 10Realität zu objektivem Tatsachenwissen zu gelangen? Einer der Gründe, weshalb ich diese Frage so fesselnd finde, liegt darin, daß sie eine Teilfrage der folgenden, viel umfassenderen Frage bildet: Wie ist eine Theorie möglich, die über uns Menschen mit unseren ganz besonderen Merkmalen – uns geistbegabte, vernünftige, Sprechakte vollziehende, mit freiem Willen ausgestattete soziale und politische Menschenwesen – Aufschluß gibt, wo wir doch in einer Welt leben, die, wie wir wissen, unabhängig von uns aus physikalischen Teilchen ohne Geist und ohne Sinn besteht? Wie können wir unsere soziale und mentale Existenz in einem Reich nackter physikalischer Tatsachen erklären? Bei der Beantwortung dieser Frage müssen wir es vermeiden, verschiedene ontologische Bereiche zu unterstellen – einen Bereich des Psychischen und einen Bereich des Physischen oder, schlimmer noch, einen Bereich des Psychischen, einen des Physischen und einen des Sozialen. Hier ist nur von einer einzigen Wirklichkeit die Rede, und wir müssen erklären, wie sich die menschliche Realität in diese eine Realität einfügt.

Zunächst werde ich eine allgemeine Theorie der sozialen Ontologie aufstellen, um anschließend den Versuch zu machen, diese Theorie auf spezielle Fragen anzuwenden, beispielsweise auf das Wesen der politischen Macht, den Status der allgemeinen Menschenrechte und die Rolle der Rationalität in der Gesellschaft.

111 Zielsetzung

I. Der Gesellschaftsbegriff, die Grundtatsachen und das philosophische Gesamtunterfangen

In diesem Buch geht es um die Schaffung und Aufrechterhaltung der charakteristischen Merkmale der menschlichen Gesellschaft und daher auch der menschlichen Zivilisation. Da diese Untersuchung zu einem sehr viel größeren philosophischen Projekt gehört, möchte ich angeben, welchen Platz die vorliegende Arbeit im Rahmen dieser umfassenderen Fragestellung einnimmt, die ich als Grundfrage der zeitgenössischen Philosophie ansehe: Wie gelingt es (sofern es überhaupt möglich ist), eine gewisse Auffassung von der physikalisch, chemisch und im Sinne der übrigen Basiswissenschaften beschriebenen Welt mit den Dingen in Einklang zu bringen, die wir über uns selbst als Menschen wissen oder zu wissen glauben? Wie ist die Existenz von so etwas wie Bewußtsein, Intentionalität, Willensfreiheit, Sprache, Gesellschaft, Ethik, Ästhetik und politischen Pflichten möglich, wenn das Universum aus nichts weiter besteht als physischen Teilchen in Kraftfeldern? Obschon die meisten Philosophen nicht direkt auf diese Problematik eingehen, gibt es nach meiner Überzeugung heute keine wichtigere philosophische Frage. Einigen ihrer verschiedenen Aspekte habe ich den größten Teil meiner fachlichen Arbeit gewidmet. In diesem Buch benutze ich meine Erklärung der Intentionalität und meine Theorie der Sprechakte, um Aufschluß über die soziale Ontologie zu geben. Auf welchem Weg gelangen wir von Elektronen zu Ehen und von Protonen zu Präsidenten?

Jede Theorie der hier vorgeschlagenen Art muß zwei Adäquatheitsbedingungen erfüllen, die von vornherein festzu12halten sind: Erstens, wir dürfen es uns nicht herausnehmen, zwei Welten oder drei Welten oder sonst etwas dergleichen zu unterstellen. Unsere Aufgabe besteht darin, zu erklären, wie es uns gelingt, unser Leben in genau einer Welt zu führen, und inwiefern alle diese verschiedenen Phänomene – von den Quarks und der Gravitation bis hin zu Cocktailpartys und Regierungssystemen – Teile dieser einen Welt sind. Dabei darf unsere Ablehnung des Dualismus, des Trialismus[1] und sonstiger ontologischer Übertreibungen nicht als Bejahung des »Monismus« verstanden werden, denn mit dem Gebrauch des Begriffs »Monismus« akzeptiert man bereits jenes metaphysische Ontologisieren, das wir zurückweisen und verdrängen wollen. Die zweite Adäquatheitsbedingung verlangt, daß unsere Theorie die Grundtatsachen der Struktur des Universums respektiert. Diese Grundtatsachen werden von der Physik und der Chemie genannt sowie von der biologischen Evolutionstheorie und den übrigen Naturwissenschaften. Wir müssen zeigen, inwiefern alle übrigen Teile der Realität auf den Grundtatsachen beruhen und in der einen oder anderen Weise aus ihnen abzuleiten sind. Was unsere eigenen Anliegen betrifft, sind die beiden fundamentalsten Mengen von Grundtatsachen mit der Atomtheorie der Materie und der biologischen Evolutionstheorie gegeben. Das Psychische ist von den Grundtatsachen abhängig. Die bewußten wie die unbewußten mentalen Phänomene werden von neurobiologischen Prozessen im Gehirn verursacht und im Gehirn realisiert. Die neuronalen Prozesse wiederum sind Äußerungen noch fundamentalerer Vorgänge auf der molekularen, 13atomaren und subatomaren Ebene und beruhen auf solchen Vorgängen. Daß wir die Fähigkeit haben, Bewußtsein und sonstige mentale Phänomene an den Tag zu legen, ist das Ergebnis einer langfristigen biologischen Evolution. Mentale Kollektivphänomene der in organisierten Gesellschaften gegebenen Art beruhen ihrerseits auf den mentalen Phänomenen bei Individuen und sind aus diesen hergeleitet. Das gleiche Abhängigkeitsmuster setzt sich nach oben fort, wenn wir erkennen, daß soziale Institutionen wie Regierungssysteme und Konzerne ebenfalls auf den mentalen Phänomenen und dem Verhalten von Individuen beruhen und sich daraus herleiten. Darin liegt die unserer Untersuchung: Diese Darstellung muß mit den Grundtatsachen in Einklang stehen und zeigen, inwiefern die nicht grundlegenden Tatsachen von den Grundtatsachen abhängen und aus ihnen hergeleitet sind. Die Doppeldeutigkeit des Ausdrucks »Grundforderung« ist gewollt. Gemeint ist nämlich nicht nur, daß die hier erörterten Phänomene – Geld, Universitäten, Cocktailpartys und Einkommensteuern – auf beruhen, sondern auch, daß die Erfüllung dieser Bedingung die fundamentale Anforderung, also die an unser Unterfangen ist. Wir müssen aufzeigen, inwiefern alles Gesagte nicht nur mit den Grundtatsachen zu vereinbaren, sondern in der einen oder anderen Hinsicht auch aus diesen Grundtatsachen hergeleitet worden und von ihnen abhängig ist.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!